Aufreger im britischen Parlament: Tory schaut Pornos in der Sitzung
Bei der Beschwerdestelle des britischen Parlaments häufen sich Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen Abgeordnete und Regierungsmitglieder.
Zu dem Treffen war es gekommen, nachdem die Sunday Times am Wochenende behauptet hatte, der unabhängigen parlamentarischen Beschwerdestelle (ICGS) würden Vorwürfe gegen insgesamt 54 Abgeordnete verschiedener Parteien wegen sexueller Übergriffe vorliegen, darunter auch drei Mitglieder des britischen Kabinetts.
Eine Pressesprecherin des britischen Parlaments erläuterte jedoch gegenüber der taz, dass die Beschwerdestelle weder Angaben über die Anzahl der an sie überwiesenen Fälle machen noch Informationen über deren Inhalte geben könne. Der Fraktionschef der Konservativen empfahl, dass sich auch jene, die den Pornovorfall beobachteten, an die Stelle wenden sollten.
Noch in der gleichen Woche kamen Bemerkungen eines konservativen Abgeordneten über die stellvertretende Parteichefin der Labour Party, Angela Rayner, ans Tageslicht. Er habe Rayner laut der Zeitung Mail on Sunday beschuldigt, gegenüber Premierminister Boris Johnson sitzend absichtlich „ihre Beine gekreuzt und wieder geöffnet zu haben, um den Premierminister auf diese Weise abzulenken“.
Die britische Staatsanwältin hält alles für Einzelfälle
Der Kommentar und auch die Veröffentlichung des Artikels durch die Mail on Sunday wurden von allen Seiten als frauenfeindlich und sexistisch kritisiert, darunter auch von Boris Johnson. Johnson erklärte, er wolle „den Terror der Welt auf den dafür verantwortlichen Abgeordneten loslassen“.
Die Vorwürfe führten zu schockierenden Offenbarungen anderer Parlamentarierinnen über ihre Erfahrungen in der britischen Politik. Vor allem häuften sich dabei Aussagen über ihnen gegenüber gemachte sexuelle und frauenfeindliche Anspielungen und Bemerkungen.
Die Generalstaatsanwältin der britischen Regierung, Suella Braverman, beschrieb die Vorfälle gegenüber der BBC als nur „Teil einer kleinen Minderheit von Männern, die schwarze Schafe unter den insgesamt 650 Abgeordneten“ seien und „sich wie Bestien benehmen“. Allgemeine Frauenfeindlichkeit im Parlament liege ihrer Meinung nach nicht vor. Falls sich das Pornoschauen während der Unterhaussitzung bewahrheiten sollte, sollte der Abgeordnete nach Prüfung des Falles zurücktreten.
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