piwik no script img

Arm im AlterDie Sonne scheint für alle kostenlos

Wann fängt Armut an? Reichen 850 Euro für ein anständiges Leben? Über die Bedeutung des Gefühls, eine Wahl zu haben.

Die Natur kostet nichts Foto: Imago/Westend61

DasZahnkonto ist Gisa Muthgangs Erfindung. Vor längerer Zeit schon hat sie Geld für ihre Zahnbehandlungen angelegt. Jeden Monat zahlt sie 100 Euro ein. Manche Menschen sparen auf ein Auto, Muthgang spart auf neue Backenzähne. Zähne hauen ins Budget, wenn man nur 850 Euro im Monat hat. „Man muss umdenken“, sagt die ehemalige Erzieherin, die mit 60 Jahren vorzeitig in Rente ging, „es ist ein neuer Lebensabschnitt“.

Muthgang empfängt zum Tee in ihrer kleinen Wohnung, zweieinhalb Zimmer mit Grünblick im Berliner Bezirk Charlottenburg. Nichts Überflüssiges steht herum, nur zwei Gitarren verraten, dass man sich in einem Haushalt mit Musikern befindet. Muthgang hat eine Zeit der kontrollierten Schrumpfung hinter sich.

Sie stammt aus der Mittelschicht, verbrachte ihre Kindheit im Einfamilienhaus am Grunewald, in einer Gegend, in der viele Berliner leben, die mehr Geld haben als der Durchschnitt. Der Vater war Abteilungsleiter in einem großen Medienkonzern. Er verließ die Familie mit drei Kindern früh, heiratete ein zweites Mal und ist jetzt im hohen Alter ein teurer Pflegefall. „Mit einem Erbe kann ich nicht rechnen“, sagt Muthgang.

Sie arbeitete als Erzieherin im Hort einer Ganztagsschule, Vollzeit, eine engagierte Pädagogin aus der linksalternativen Szene. Nach gesundheitlichen Krisen verminderte sie nach und nach ihre Arbeitszeit. Mit 60 ist sie raus, Burn-out. Sie lebt mit ihrem Lebenspartner zusammen, einem Musiker, der auch wenig hat. Die beiden führen getrennte Kassen. Ihren richtigen Namen will sie nicht in der Zeitung lesen.

In zehn bis zwanzig Jahren könnte es viele Ältere geben, die so wie Gisa Muthgang mit wenig Geld auskommen müssen. Die Gefahr, arm zu werden, ist bei den über 65-jährigen Frauen und Männern laut Mikrozensus in den vergangenen Jahren gestiegen. Der Entwurf des 5. Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung nennt Risikofaktoren für Altersarmut: lange Arbeitslosigkeit, Selbstständigkeit ohne Vorsorge, eine lange Familienphase, Teilzeitarbeit, Scheidung, Krankheit.

Auf neun Quadratmetern darf geraucht werden

Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) will deshalb eine Art Mindestrente in einer Höhe zwischen 850 oder 900 Euro einführen für jene, die lange gearbeitet haben. Das wäre etwa so viel Geld, wie Gisa Muthgang im Monat hat. Wie lebt es sich mit einem Einkommen in dieser Höhe? Wann stellt sich das Gefühl von Armut ein?

„Man bewegt sich eher in Bereichen, wo alles wenig oder nichts kostet“, sagt Muthgang, „aber arm will ich mich nicht fühlen.“

Welche Werte sind wichtig, wenn das Einkommen sinkt? Gisa Muthgangs Antwort lautet: Wahlfreiheit und Selbstbestimmung, das Gefühl, trotz eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten die Kontrolle über das eigene Leben zu behalten.

„Ich habe meine finanzielle Situation lange kommen sehen“, sagt die schlanke Sechzigerin mit den kurzen blonden Haaren und den großen Augen, „wir haben uns drauf vorbereitet“. Mit den Mietkosten fängt das kontrollierte Schrumpfen an. Das kinderlose Paar leistete sich vor Jahren noch eine Wohnung mit 100 Quadratmetern im Dachgeschoss. Die Freunde bewunderten die großzügigen Zimmer, die tolle Aussicht, den Wintergarten. Doch als Muthgang klar wurde, dass ihre Kraft nicht reichen wird bis zum gesetzlichen Rentenbeginn mit 66 Jahren, entschloss sich das Paar zu einer Verkleinerung.

Sie bewegt sich in Bereichen, wo alles wenig oder nichts kostet. Arm will sie sich trotzdem nicht fühlen. Sie hat ihre Situation lange kommen sehen. Sie hat sich vorbereitet

56 Quadratmeter groß ist ihre Zweieinhalbzimmerwohnung mit Balkon und Blick auf einen Wald. Vor dem Umzug haben sie viele Bücher und Klamotten verschenkt und verkauft. „Man wirft auch Ballast ab“, sagt Muthgang. Sie hört sich für einen Moment an wie eine der Minimalisten, die es als Lebensstil begreifen, nicht zu viel zu besitzen. Muthgang setzt sich ihre Maßstäbe selbst. Sie versucht es zumindest.

Durch den Umzug sparte das Paar 600 Euro Miete. Muthgang und ihr Lebenspartner zahlen jetzt zusammen 600 Euro Warmmiete. Sein Zimmer ist neun Quadratmeter groß. „Wer will, darf darin rauchen“, sagt sie.

Die verschämte Armut

Die Freunde, die sich anfangs noch besorgt erkundigen, ob die Zweisamkeit infolge der neuen räumlichen Enge keinen Schaden nehme, sind verstummt. Von Neumietern der gleichen Wohnungen im Komplex fordert der Eigentümer jetzt eine um 400 Euro höhere Miete. Ein Nachbar mit dem gleichen Wohnungsschnitt habe sein 9-Quadrameter-Zimmer jahrelang untervermietet, erzählt sie. „Das geht ja auch.“ Sie kann sich Maßstäbe nicht nur selbst setzen, sondern sie auch ändern, wenn es nötig ist.

Der Gedanke, dass ihr Partner nicht mehr da sein könnte, beunruhigt sie hin und wieder. „Allein könnte ich mir die Wohnung nicht leisten“, sagt Muthgang. Eine kleinere bezahlbare Wohnung wäre in dieser Lage kaum zu finden. Viele Ältere leben in einer Art verschämten Armut, um in ihren Wohnungen bleiben zu können, nachdem der Partner gestorben ist. Bei Alleinlebenden im Rentenalter liegt die Mietbelastung in Westdeutschland durchschnittlich bei 44 Prozent des Einkommens, zeigt der neue Armutsbericht. Das ist ein Rekord im Vergleich unter allen Altersgruppen.

Bisher kann Muthgang ihre Wohnkosten bezahlen. Von 850 Euro Rente gehen 300 Euro für ihren Mietanteil ab. Mit 100 Euro schlagen die Energie­kos­ten, Fernsehen, Telefon, Handy, Internet, zu Buche. 70 Euro kostet die Monatskarte für Bus und Bahn. Bleiben noch 380 Euro für Essen, Getränke, zum Ausgehen, für Freizeitkurse, Klamotten, Schuhe, Drogeriewaren, Medikamente, Zeitungen, Friseur, homöopathische Präparate, Zugfahrten zu den alten, geschiedenen Eltern. Und fürs Zahnkonto.

Wer sich die Posten vorrechnen lässt, versteht, warum man bei 850 Euro Rente durchaus von Armut reden könnte. Und warum Muthgang erwägt, auf Zahnimplantate künftig zu verzichten und das fürs Zahnkonto vorgesehene Geld lieber anderweitig zu verwenden. Mit ihrer kleinen Rente kann sie einen Antrag als „Härtefall“ bei der Kasse stellen. Die Kassen zahlen dann eine Mindestversorgung mit Zahnersatz; das sind aber nur Teilprothesen, keine Implantate. Sie könnte sich natürlich auch die Monatskarte für den Nahverkehr sparen, schließlich fährt sie viel Fahrrad. Aber was ist im Winter und mit den weiten Strecken?

Sie schlich um den Seniorentreff

„Man bewegt sich in einer Sphäre des Niedrigkonsums“, sagt Gisa Muthgang. Sie will nicht in Selbstmitleid verfallen, das ist ihr wichtig. „Niedrigkonsum“ klingt mehr nach Öko, nach selbst gewähltem Lebensstil und nicht nach Absturz und Ausschluss. Dass sie nahe am Wald wohne, sei ihr „großes Glück“, sagt sie. Spaziergänge im Sonnenuntergang sind die Rettung für Tausende von Altersarmen, denn die Natur kostet nichts. Ihr anderes Hobby ist nicht teuer: Muthgang spielt und singt seit Jahren in einer Band. Da fallen nur 18 Euro im Monat für den Übungsraum an.

Gisa Muthgang trägt gerne Naturfaser, kocht viel Bio und legt Wert darauf, auch beim Konsum wählerisch zu sein. In Secondhandklamotten würde sie sich unwohl fühlen, vom Billig­angebot der 1-Euro-Shops hält sie wenig. Das Bioregal bei Aldi allerdings schätze sie inzwischen. Und sie findet, es ist ein Politikum, „dass die großen Biomärkte meist viel zu teuer sind für Leute mit geringem Einkommen“. Dann ist da die Seniorenfreizeitstätte. Okay, da musste sie sich überwinden.

„Es ist hilfreich, ein paar Vorurteile abzulegen“, sagt sie.

Einkommen und Vermögen

Einkommen: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) stellt fest, dass die einkommensstärksten 10 Prozent der Bevölkerung von 1991 bis 2014 reale – also unter Berücksichtigung der Preisentwicklung – Einkommenszuwächse von 27 Prozent zu verzeichnen hatten. In den mittleren Einkommensgruppen betrug der reale Zuwachs nur 9 Prozent. Die ärmsten 10 Prozent der Bevölkerung haben in dieser Zeit reale Einkommensverluste von 8 Prozent erlitten, sagt DIW-Forscher Markus Grabka.

Vermögen: Bei den Vermögen hat sich nach den Daten aus dem Entwurf des 5. Armuts- und Reichtumsberichts, der in den kommenden Wochen offiziell vorgestellt werden soll, die Ungleichheit zwischen den Bevölkerungssegmenten in jüngster Zeit nicht erhöht. Das reichste Zehntel der Bevölkerung besaß nach der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe von 2013 rund 52 Prozent des gesamten Nettovermögens aller Haushalte. Das ärmste Zehntel hingegen war mit Schulden in Höhe von 1,5 Prozent des gesamten Nettovermögens belastet. Im Jahr 2008 hatte das reichste Zehntel einen geringfügig höheren Anteil des Nettovermögens besessen und das ärmste Zehntel einen geringfügig niedrigeren Anteil an den Schulden.

Muthgang schlich ein paarmal am Seniorentreff vorbei, dann wagte sie sich hinein. Der Feldenkrais-Kurs, eine Art Bewegungstherapie, kostet dort nur 20 Euro im Monat. Die Truppe entpuppte sich als muntere Überlebensgemeinschaft. Man redet nicht ausführlich über die eigenen Krankheiten, aber „wir tauschen Tipps aus über Ärzte, die naturheilkundliche Behandlungen ohne Mehrkosten anbieten“, erzählt Muthgang. Der Älteste im Kurs ist 80 Jahre alt, kommt aber noch runter auf die Schaffellmatte.

Wenn man Muthgang beim Chai-Tee zuhört, erinnert man sich an die sparsame Lebensweise der Kriegsgenerationen, die Meisterinnen darin waren, Gemeinschaft herzustellen, ohne dass es viel kostete. Wandern, Singen, Hausmusik, Vereine, Besuche, Kaffeeklatsch – die Rentnerinnenkultur der 60er Jahre war konsumfern. Rechnet man die Rente einer Angestelltenwitwe aus den 60er Jahren um und zieht die Miete ab, dann verfügten Rentnerinnen damals über eine Kaufkraft von nur 340 Euro. Diese Subkultur der Damen in ihren beigen Anoraks, breiten Schuhen und dicken Brillen entwickelte sich für die Nachkommen zum Inbegriff der Spießigkeit. Aber vielleicht hat man da etwas übersehen.

Reiche Erben, verarmte Künstler

Denn die Spartricks dieser Rentnergenerationen und der konsumferne Lebensstil vieler Studentenmilieus tauchen vielleicht in neuen Varianten bei den konsumschwachen Älteren wieder auf.

Muthgang verfügt über eine weitere Voraussetzung, die beim Leben in der Sparsamkeit hilft: einen sozial gemischten Freundeskreis. Sie kennt etliche alte Künstler, die ärmer sind als sie. Schauspieler und Musiker sind es, die früher als Freiberufler nicht viel verdienten und jetzt im Alter darum kämpfen, nicht beim Grundsicherungsamt anklopfen und auf den Anträgen den Wert ihrer Musikin­strumente oder einer Datsche im Berliner Umland als verwertbaren Besitz angeben zu müssen.

„Die andern in der Band hielten mich immer für reich“, erzählt Muthgang, „die sagten, du arbeitest im öffentlichen Dienst, das ist doch ein gut bezahlter, sicherer Job. Die hatten völlig falsche Vorstellungen von den Gehältern.“

Aber sie trifft sich auch viel mit einer Freundin, die früher einmal Lehrerin war und eine gute Pension bezieht. Diese Freundin ist seit Kurzem Erbin und sucht sich jetzt die Ayurveda-Hotels in Sri Lanka sehr sorgfältig aus. Sie hat ihre Freundin Gisa eingeladen zur Wellnesswoche ins Biohotel nach Österreich, sie wolle alles zahlen. Muthgang lehnte ab. „Ich will mich innerlich unabhängig fühlen können und zu nichts verpflichten“, sagt sie.

Die reichen ErbInnen und die verarmten Künstler – Muthgang steht gewissermaßen in der Mitte, und das scheint ein Trost zu sein.

Männer im Übrigen reden höchst ungern über ihre Armut. Das stellt auch fest, wer männliche Interviewpartner zu dem Thema sucht. Solange es privat bleibt, erzählen Männer ähnliche Geschichten wie Gisa Muthgang, aber sie würden lieber aus dem Fenster springen, als sich in einem Zeitungsartikel als Altersarme zitiert zu sehen. Frauen sind da eventuell pragmatischer und verknüpfen ihr Selbstwertgefühl nicht so stark mit ihrer finanziellen Situation.

Früher half sie Armen

Auch Muthgang kämpft hin und wieder mit Gefühlen des Verzichts. Nicht lange und weit in Urlaub zu fahren, das ließe sich aushalten. Auch kein Auto zu haben sei kein Problem. „Aber die homöopathischen Behandlungen, die fehlen mir“, sagt sie. Für die Konsultationen bei der Homöopathin mangelt es an Geld. Auch die Felden­krais-Einzelbehandlungen wegen ihrer Rückenschmerzen kann sie nicht mehr besuchen. Ihre langjährige Krankengymnastin rechnet inzwischen nur noch privat ab – für Muthgang ist das nicht bezahlbar.

Manche mögen das für Luxussorgen halten, so wie es Menschen gibt, die nicht verstehen, wieso sich Hartz-IV-Empfänger auch mal in ein Café setzen wollen oder Niedrigverdiener rauchen. Aber das Gefühl von Wahlfreiheit und Selbstbestimmung beinhaltet eben genau das, sich wenigstens ein oder zwei Dinge zu leisten, die nicht nur dem bloßen Überleben dienen.

Muthgang würde zwei von neun Kriterien „materieller Entbehrung“ erfüllen, die aus der europäischen Sozialberichterstattung stammen: Sie kann sich kein Auto und keinen Urlaub leisten. Das ist noch relativ komfortabel. Im Vergleich zu Sabine Buchholz.

Wo beginnt Armut

Die Quote: Armut wird in Deutschland unter anderem anhand der Armutsgefährdungsquote gemessen. Sie bezeichnet den Anteil der Bevölkerung, der weniger Einkommen zur Verfügung hat als 60 Prozent des mittleren Einkommens. Der Anteil der Bevölkerung unterhalb dieser Schwelle lag im Jahre 2015 bei 15,7 Prozent. Zur Ermittlung von Armut gibt es verschiedene Verfahren. Wir beziehen uns auf die Zahlen des Mikrozensus. Die Armutsgefährdungsquote ist relativ. Wenn das Gesamteinkommen der Bevölkerung steigt, hebt sich die Einkommensschwelle für die „Armutsgefährdung“. Es kann passieren, dass mehr Haushalte unterhalb der Schwelle liegen, obwohl das Einkommen der ärmeren ­Milieus nicht gesunken ist.

Die Entbehrungen: Im Gegensatz zur relativen Armutsgefährdungsquote gibt es neun unveränderliche EU-weite Kriterien für „materielle Entbehrung“: Zahlungsrückstände bei Konsumentenkrediten; man kann es sich nicht leisten, die Wohnung warm zu halten, unerwartete Ausgaben von mindestens 980 Euro aus eigenen Mitteln zu stemmen, eine Woche Urlaub, Auto, Wasch­maschine, Farbfernseher oder Telefon zu finanzieren oder jeden zweiten Tag Fleisch zu essen. In Deutschland erfüllten 62 Prozent der Bevölkerung keines dieser Kriterien. Wer 4 dieser Kriterien erfüllt, leidet unter materieller oder erheblicher materieller Entbehrung.

Wer Buchholz in ihrer Einzimmerwohnung in Berlin-Wedding besucht, begreift, was es heißt, wirklich eingeschränkt zu sein durch die Armut und um einen Rest von Wahlfreiheit, um Selbstbestimmung hart kämpfen zu müssen. Der Unterschied lässt sich beziffern: „200 Euro im Monat mehr, das wäre eine andere Welt“, sagt die 64-Jährige, die mit ihrer Katze in ihrem kleinen Apartment lebt.

Buchholz bezieht Hartz IV. Seit einer Krebserkrankung kann sie nicht mehr arbeiten. Bald geht sie in Rente, eine sehr kleine Rente mit aufstockender Grundsicherung. Sie wird also ein Einkommen in Höhe von Hartz IV bekommen und gehört dann zu den offiziell Altersarmen.

600 Euro zum Leben

Auch Buchholz, die in Wirklichkeit anders heißt, stammt aus der Mittelschicht, einem Beamtenhaushalt in Hessen. Sie hat Sozialpädagogik studiert. Auch sie wird nichts erben, und es würde ihr auch nichts nützen: Jedes zufließende Vermögen muss verbraucht werden, bevor es Grundsicherung gibt. Buchholz hat als Sozialpädagogin in der Obdachlosenhilfe gearbeitet, ganz früher mal. Sie war immer kränklich. „Ich dachte damals: Es kann leicht passieren. und du stehst selbst auf der anderen Seite“, erzählt sie.

Sie wurde arbeitslos, es folgten ABM-Stellen, Kurse, ein paar Anläufe, einen neuen Job zu finden, Beschäftigungsmaßnahmen, bei denen nichts eingezahlt wird in die Rente. Sie trat eine Stelle über den Bundesfreiwilligendienst an, im Büro einer Wohlfahrtseinrichtung. Sie bekam 200 Euro an Aufwandsentschädigung, obendrauf auf den Regelsatz von Hartz IV. 200 Euro mehr bedeuten 600 Euro im Monat zum Leben plus Miete. Es entspricht einem Arbeitseinkommen von mehr als 900 Euro.

„Mit dem Geld von der Stelle beim Bundesfreiwilligendienst konnte man einigermaßen leben“, sagt Buchholz, „ich konnte auch mal einen Kaffee trinken gehen, mir was Neues kaufen.“ Doch es war eben kein richtiger Job. Die Stelle war auf neun Monate befristet. Und dann kam der Krebs. Und dann wieder Hartz IV. Sicher, während ihrer Studentenzeit hat sie auch nicht mehr gehabt, „aber es ist ein Riesenunterschied, wenn du weißt, diese Armut, die bleibt für immer“.

409 Euro Regelsatz hat Buchholz im Monat, davon gehen Kosten ab für Haushaltsenergie, Telefon, Handy, Internet, die Brille, das Monatsticket, Katzenfutter, Essen, Klamotten, Drogeriewaren. Auch Buchholz kocht lieber Bio, erst recht nach dem Krebs. Die Waschmaschine ging neulich kaputt. Buchholz kaufte eine gebrauchte vom Regelsatz, für 50 Euro. Das Ding funktioniert nicht richtig, ständig fließt Wasser aus.

Jeden Monat im Dispo

Dabei hat sie nicht mal den vollen Regelsatz zur Verfügung. 20 Euro muss sie monatlich an das Jobcenter zurückzahlen, das hängt mit dem Krankengeld von der Stelle beim Bundesfreiwilligendienst zusammen, das sie zwischenzeitlich bezog. Sie wusste nicht, dass sie das nicht darf: Krankengeld beziehen plus Hartz IV. Das Jobcenter fordert nun einige hundert Euro zurück, häppchenweise. Und dann ist da noch der Dispo. Viele Hartz-IV-Empfänger überziehen den Dispo und zahlen lebenslang allmonatlich Zinsen an die Bank, ohne den Kredit jemals tilgen zu können. Buchholz zahlt 25 Euro im Monat.

Auch Sabine Buchholz kennt die Subkultur des Niedrigkonsums, die 1-Euro-Shops, Billigklamottenläden, Flohmärkte. Sie schätzt öffentliche Räume, in denen man sich bewegen kann, „ohne Geld bezahlen zu müssen“, erzählt sie. Der Besuch irgendwelcher Shoppingmalls, wo der Latte drei Euro fünfzig kostet, kommt für sie nicht infrage. Parks ohne Eintritt, Nachbarschaftszentren, Stadtteilbi­blio­theken, Flohmärkte – die sind überlebenswichtig für die Menschen, die im Alter arm sind.

Sabine Buchholz wohnt in der Nähe eines Parks, und wenn die Stimmung und das Wetter gut sind, picknickt sie auf dem Rasen. So wie die migrantischen Familien, die am Wochenende kommen. Zeitungen liest sie gratis in der Stadtteilbibliothek, und sie geht gern auf Flohmärkte und in Secondhandläden.

Eine gewisse Wahlfreiheit hat sich Buchholz bewahrt. Die Läden von KiK zum Beispiel würde sie nicht betreten, wegen der Arbeitsbedingungen der Menschen, die die Kleidung für den Discounter herstellen. Sie besitzt ein iPad samt Vertrag, eine langjährige Freundin hat es ihr geschenkt, als Buchholz ins Krankenhaus musste zur Krebs­ope­ration. Das mit dem Schenken „ist kein großes Thema zwischen uns“, sagt sie. Wer mehr hat, gibt ein bisschen was ab.

Die Tafel wird normal

Sie hat ebenfalls manche Vorurteile abgelegt. „Bei der Tafel gibt es auch nette Momente“, sagt sie, „da herrscht keine Atmosphäre von Absturz. Nur die Vordrängler, die nerven.“ Dienstags geht sie zur Ausgabestelle für Lebensmittel in einer Kirche. Man muss sich als Empfänger von Grundsicherung registrieren lassen und bekommt für einen Euro wöchentlich von Supermärkten gespendetes Gemüse, Obst und Brot.

Eigentlich spart man dadurch nicht viel Geld, nur so um die 30 Euro im Monat, sagt Sabine Buchholz. Wenn sie ehrlich sei, gehe sie zur Tafel auch wegen der Abwechslung, wegen der Ansprache. Die Krebserkrankung raubt viel Kraft, oft kommt sie kaum noch aus dem Haus. Doch bei der Tafel trifft sie auf freundliche Freiwillige, meist Frauen, die Zucchini, Kohl und Brot ausgeben. Als Buchholz nach der Chemotherapie mit einem Kahlkopf auftauchte, waren einige Freiwillige besonders nett zu ihr. Menschen in Grenzsitua­tionen ist man bei der Tafel gewöhnt.

Dass normale Leute kommen, ist ihr wichtig. Viele Jüngere, Alleinerziehende sind dort. Eine alte Dame mit Rollator hat sie schon öfter gesehen, die grüßt immer freundlich. Auch ein Mann in orange Kleidung, vielleicht ein Buddhist, holt sich bei der Tafel Gemüse und Obst ab.

Dann kauft sie eine Hollywoodschaukel

Sabine Buchholz kann ihre früheren Klienten jetzt gut verstehen, die von damals, als sie selbst als Sozialpädagogin in einer Suppenküche arbeitete. Wie rasend einen das macht, nichts kaufen zu können. „Und dann kamen die Leute plötzlich mit einem brandneuen Handy an und hatten schon ihr Geld für den halben Monat verbraten“, erzählt sie. „Jetzt kann ich das nachfühlen. Manchmal will man eben auch ein schickes Handy oder Markenturnschuhe, man will dazugehören. Das macht einen verrückt.“

Ihr verrücktester Kauf war eine Hollywoodschaukel, ein Sonderangebot beim Discounter. „Es war plötzlich so eine Fantasie von Geborgenheit und Urlaub, als ich mir vorstellte, wie das Ding in meiner Wohnung steht und ich drin liege und schaukle“, erzählt Buchholz. Mit einer Freundin baute sie die Hollywood­schaukel in ihrer Einzimmerwohnung auf. Sie war sperriger als erwartet.

Man kam nicht mehr ans Bett und konnte auch nicht mehr bequem am Esstisch sitzen. Und auch nicht richtig doll schaukeln. Nach einer Woche bauten sie die Schaukel wieder ab. Es fanden sich Käufer über eBay. Sie holten die zerlegte Schaukel auf dem Fahrrad ab. „Die sahen auch irgendwie arm aus“, sagt Sabine Buchholz. Es war ein älteres Paar.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

79 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • @Koba wäre auch sicher, wenn man wollte, was besseres als ein Umlageverfahren, gibt es nicht. Fragen Sie einmal die Menschen, wie viele privat Versicherte nach den Lehmann Brother und Co. ihre kompletten Altersbezüge verloren haben, dies ging in die Hunderttausende. Aber so ist es halt, wenn die Indoktrination in einem Land, über Jahrzehnte ihre Früchte trägt, diese müssen Sie wohl wie viele Millionen andere In Deutschland auch, mit der Muttermilch aufgesogen haben. Die Zerstörung der Gesetzlichen Rente ist politisch gewollt, und Spahn und ISNM und andere Lobbyverbände der Wirtschaft treten doch regemäßig dafür ein.

     

    Da kann ich nur noch Heinrich Heine zitieren:

    Hat man viel, so wird man bald

    Noch viel mehr dazu bekommen.

    Wer nur wenig hat, dem wird

    Auch das Wenige genommen.

     

    Wenn du aber gar nichts hast,

    Ach, so lasse dich begraben —

    Denn ein Recht zum Leben, Lump,

    Haben nur, die etwas haben.

     

    Dazu passt doch auch schon wieder die heute menschenverachtende Ideologie "Sozial ist was Arbeit schafft" nach der Definition wären zentrale Arbeitshäuser/Arbeitslager soziale Einrichtungen? Im Übrigen diesen Satz gab es in leicht abgewandelter Form schon in der NS Zeit. Damals hieß es" Sozial ist wer Arbeit schafft" Auch die öffentliche Aussage eines führenden SPD Mitglieds wie Müntefering "Wer nicht arbeitet braucht auch nicht essen" Diese menschenverachtende Ideologie passt eher in eine Diktatur, als in einer marktkonformen Demokratie wie Merkel es ausdrückt.

  • Toller Artikel, Frau Dribbusch!

  • @Fleetie

    Sehr gute gebrüllt, Löwe! In Deutschland regieren die Lobbyisten. Alles wird als sozial verkauft, was auf dem Umweg des Steuerzahlers an Versicherungen und Banken fließt. Auch das Leasen. Diese Konstruktionen sind so fein abgestimmt, dass es der Allgemeinheit nicht auf fällt, dass der STeuerzahler direkt an Banken zahlt. Man winkt mit einem angeblichen Vorteil... aber die Allgemeinheit trägt das. Und keiner regt sich auf! Da könnte Pegida mal marschieren, diese Deppen, die raffen das auch nciht.

  • Warum nur individuell denken?

    nicht arm bin ich im Alter wie auch in jedem anderen Lebensalter, wenn mir mit Freundschaftsbeziehungen Zugänge zu Ressourcen möglich sind.

    Die Sicht auf Einkommen und Kosten nach Bedarfswarenkorb ist statistisch und rein quantitativ.

     

    Es wäre doch viel interessanter zu sehen, welcher Zugang zu gemeinsamen Reichtümern möglich ist.

    Nicht von der Messung der Ämter her, sondern unser Blick darauf.

    • @Land of plenty:

      Vielleicht spricht aus dem Artikel auch die Sorge vor Einsamkeit.

  • Wenn in einem der reichsten Ländern der Erde, "Tafeln" als normal gesehen werden, zeigt wie der Neoliberalismus die Menschen über Jahrzehnte hinweg indoktroniert hat. Und so weiter. Es ist dann die Rede davon, daß – im Unterschied zum Urlaub – Spaziergänge im nahen Wald nichts kosten und das beschriebene Paar einen „Niedrigkonsum“-Lebensstil pflegt, und daß es bei den „Tafeln“ auch nette Momente gibt. Die Forderung nach lebensstandardsichernden Renten, weniger prekärer Beschäftigung und mehr vernünftigen Arbeitsplätzen ist bei der „grünen“ taz schon lange out; stattdessen wird hier die Wahlfreiheit (???) von Altersarmen gepriesen. Furchtbar. Quelle Nachdenkseiten

  • In Österreich sichert die gesetzliche Rentenversicherung den Lebensstandard der Pensionäre komplett ab, weitere Säulen der Altersvorsorge (Riester, betriebliche Rente) werden nicht staatlich gefördert.

    Die Sozialabgaben zur Rentenversicherung betragen dort 22,8 Prozent des Bruttogehalts, liegen also höher als in Deutschland. Davon trägt der Arbeitnehmer 10,25 Prozentpunkte, also weniger als die Hälfte. 12,55 Prozentpunkte zahlt der Arbeitgeber.

    In Österreich zahlen außerdem alle Erwerbstätigen in die gesetzliche Rentenversicherung ein, auch Selbstständige. Beamte werden nach und nach in das System übernommen- ohne dass deshalb Beamte angeschafft werden.

    Alle Personen ab dem Jahrgang 1955 besitzen ein sogenanntes Pensionskonto. Für jedes Jahr, in dem sie erwerbstätig waren, wird ihnen dort vom Staat 1,78 Prozent ihres jährlichen Bruttoverdienstes gutgeschrieben. Der Höchstbetrag liegt bei 4980 Euro brutto im Monat. Erreicht ein Arbeitnehmer das Renteneintrittsalter, wird die angesammelte Summe auf dem Pensionskonto durch 14 geteilt. Daraus ergibt sich die monatliche Bruttorente.

    In Österreich sind für Erwerbstätige 14 Monatsgehälter üblich, es gibt also volles Urlaubs- und Weihnachtsgeld. In diesen Genuss kommen auch die Rentner.

    Statt unsere umlagefinanzierte Rente zu stärken, wird das Geld aber lieber als "staatliche Zulage" an Versicherungen verteilt, die auch die heutigen Rentner, die nicht mal riestern konnten mit dem rentenkürzenden Altersvorsorgeanteil (AVA-§255 d,e SGB VI) mitbezahlen. Mit der Begründung: Sorge um kommende Generationen.

    Wenn wir und kommende Generationen 100€ mehr an eine gesetzliche zahlen, ruiniert das alle, wenn wir das gleiche an eine Private zahlen (mit dem Risiko des Verlustes) rettet das die Zukunft?

    • @fleetie:

      Der letzte Satz stellt so richtig die Absurdität des Ganzen dar.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @Energiefuchs:

        Naja, ich stimme Fleetie ja inhaltlich zu, aber ganz so absurd isses nicht.

         

        Wenn ich 100 Euro in die GRV stecke und die sofort von meinem Opa verfrühstückt werden (ich aber keine Kinder habe, die mir später den Hunni in die Versicherung einzahlen), dann sind die erstmal weg. Wenn ich die 100 Euro aber auf ein Sparkonto einzahle, kann ich damit rechnen, dass ich irgendwann 100 Euro + Zinsen zurück bekomme. Sofern die Bank/Versicherung weiter existiert.

        • @74450 (Profil gelöscht):

          Wenn ich meiner Bank 100,- Euro gebe, sind die auch erstmal "weg", die legt die ja auch nicht irgendwo für meine spätere Abholung in den Tresor. Und wovon soll denn bitte der Opa sonst frühstücken?

        • @74450 (Profil gelöscht):

          es kommt nicht allein auf mehr Kinder an, sondern auf die gerechte Verteilung dessen, was durch die gestiegende Produktivität erwirtschaftet wird. Immer weniger Menschen erwirtschaften mehr. Es fehlen nicht Kinder, sondern gut bezahlte, sichere und vor allem familienferundliche Arbeitsplätze.

          Außerdem werden aus weniger Kinder nicht mehr Alte, ganz sicher aber aus mehr Kinder mehr Alte und nicht aus jedem Kind wir per se ein Einzahler. Da sich Ältere nicht aus sich selbst heraus ständig vermehren, werden es weniger werden und in diesem reichen Land, will man nicht in der Lage sein, alle nicht Arbeitenden, Kinder wie Alte, optimal zu versorgen? Übrigens hier ist die Tabelle von Otto Teufel (auch Steuerberatern ist der mangelhafte Bundeszuschuss aufgefallen), der seit 30 Jahren Rentenberichte etc. genau aufschlüsselt: http://www.adg-ev.de/index.php/publikationen/publikationen-altersvorsorge/1387-versicherungsfremde-leistungen-2015

          • 7G
            74450 (Profil gelöscht)
            @fleetie:

            Ich kenne leider keine Berechnung, die seriös belegen würde, was wir alle hoffen: dass die Produktivität die demografische Schieflage ausgleichen kann. Kennen Sie eine?

            • @74450 (Profil gelöscht):

              Das Mackenroththeorem ist meines Wissens bisher nicht widerlegt, hier auch sonst gut erklärt: Die Produktivitätsentwicklung ermöglicht einen hohen Verteilungsspielraum

              Excel-Tabelle mit der schnell die Auswirkungen, von Lohnsteigerungen, Produktivitätsentwicklung und Rentenversicherungsbeiträgen eingeschätzt werden kann. http://www.seniorenaufstand.de/vortraege/ . . . Wir haben keine demografische Schieflage, die war schon weit schlimmer nach den 2 Weltkriegen. Gerd Bosbach erklärt es verständlich: https://www.youtube.com/watch?v=vfWXWRkoJbc

  • Zur Änderung der Äquivalenz - Alle Einkommen müssen die Alterssicherung mitfinanzieren, Auszahlungen nach unten wie oben gedeckelt, je nach Einzahlung. Keine Beitragsbemessungsgrenze. Keine privaten Saugnäpfe dazwischen. Demografische und sonstige Entwicklungen gehen offensichtlich an Beamten, anders berufständisch Versicherten, Selbständige und Politiker vorbei. Der Gesetzgeber ist zugleich der Empfänger von Pensionen. Über Rentenfragen entscheiden nur Personen, die davon nicht betroffen sind. Das Grundgesetz hat mit dem Art. 33 Absatz 5, in sich selbst von Anfang an ungleiche Behandlung der Bürger installiert, in dem es Bürger allein deshalb besser stellt, in dem Moment wo sie Beamte sind. Das Beamtentum ist nach "hergebrachten" Grundsätzen zu regeln. Welchen "hergebrachten" Grundsätzen? Die aus der Zeit von 1933 bis 45? oder aus dem Ständestaat des 19. Jahrhunderts? Das BVerfG in einem Urteil v. 27.09.2005 2 BvR 1387/02; Hergebrachte Grundsätze des Beamtentums im Sinne des Art.33 Abs.5 GG und verweist hier in den Abs. 96/97 (von 148) auf den § 10 des preußischen Pensionsgesetzes vom 27.3.1872 - Das BVerfG hat zur Beamtenbesoldung befunden, dass fiskale Engen die Alimentationspflicht NICHT beeinträchtigen dürfen, besonders nicht die Angemessenheit!

    Damit ist Art 3. alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich, ad absurdum geführt und die dadurch entstandenen Ungleichbehandlungen systemimmanent. Ein derartiges Zweiklassenrecht kann niemals dauerhaft friedlich bleiben.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @fleetie:

      "Alle Einkommen müssen die Alterssicherung mitfinanzieren, Auszahlungen nach unten wie oben gedeckelt, je nach Einzahlung."

       

      Dieses Modell finde ich auch sehr spannend. Das Problem ist, dass das Bundesverfassungsgericht einst entschieden hat, Rentenansprüche seien als Eigentum zu behandeln und dürften nicht enteignet/gedeckelt werden. Sehen Sie da einen Ausweg?

      • @74450 (Profil gelöscht):

        noch etwas: Bemerkenswert ist eine Entscheidung des BverfG zur Künstlersozialkasse, die folgerichtig Belastungen durch versicherungsfremde Leistungen ausschließt, genau das aber wird den gesetzlich Rentenversicherten verweigert, für sie gilt die übergeordnete Entscheidungsfreiheit des Gesetzgebers. Damit ist auch die Selbstverwaltungsautonomie der GRV ausgehebelt.

         

        . . . . Bundesverfassungsgericht

        Beschluß des Zweiten Senats vom 8. April 1987

        -2 BvR 909, 934, 935, 936, 938, 941, 942, 947/82, 64/83 und 142/84

        . . "Die Gefahr der Aushöhlung besteht insbesondere dann, wenn die Sonderabgaben unter Berufung auf Sachgesetzgebungskompetenzen von Bund und Ländern ausgedehnt und so ausgestaltet werden, daß sie an die Stelle von Steuern treten können. Wegen dieser Konkurrenz versagt es das Grundgesetz dem Gesetzgeber kompetenzrechtlich, Sonderabgaben zur Erzielung von Einnahmen für den allgemeinen Finanzbedarf eines öffentlichen Gemeinwesens zu erheben und das Aufkommen aus derartigen Abgaben zur Finanzierung allgemeiner Staatsaufgaben zu verwenden . .

        . . Der Gesetzgeber kann sich seiner Regelungskompetenz für die Sozialversicherung nicht bedienen, um dadurch Mittel für die Finanzierung allgemeiner Staatsaufgaben aufzubringen. Die Finanzmasse der Sozialversicherung ist tatsächlich und rechtlich von den allgemeinen Staatsfinanzen getrennt. Ein Einsatz der Sozialversicherungsbeiträge zur Befriedigung des allgemeinen Finanzbedarfs des Staates ist ausgeschlossen."

      • @74450 (Profil gelöscht):

        da sind die seit 1955 meterdick, manifestierten Bretter zu bohren. Der durchaus konservative Rentenpabst Wilfrid Schreiber wollte eine gRV, in die alle Einkommen einzahlen, Adenauer nicht. So konnten anders berufständische Versorgungswerke, Versorgungsempfänger des Bundes, Beamte, Selbständige (wie im Ständestaat des 19. Jahrhunderts) sich zu einem erheblichen Teil aus der solidarischen Finanzierung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben und der Sozialsysteme heraustehlen. Damit war der Grundstein für alle anderen ungerechten, einseitigen Belastung der Pflichtversicherten

        gelegt. Der GG-Artikel 33, Absatz 5 ist meines Wissens erst nach 1955 ins Grundgesetz eingefügt worden. Der muss ersatzlos gestrichen werden, um z.B. einen Weg zu gehen, wie es Österreich macht. Und auch das BVerfG hat schon erfolgte Entscheidungen revidiert. Es ist möglich, wenn der politische Wille da ist. Wäre der Riesterrentenbetrug, die Entscheidungen des BVerfG, zulasten der Rentner, das meiner Meinung nach kriminelle Alterseinkünftegesetz möglich gewesen, wenn alle Einkommen in eine gRV einzuzahlen hätten?

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @fleetie:

          Ich meine in diesem Fall nicht Art.33 GG, sonder Art.15 GG. Mir ist immer wieder erklärt worden, dass eine Deckelung von Renten nicht möglich sei, da Beitragszahlungen als Eigentum zu betrachten sind.

           

          Grundlage zu dieser Argumentation ist dises Urteil: https://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Gericht=BVerfG&Datum=28.02.1980&Aktenzeichen=1%20BvL%2017%2F77

           

          Was mich dabei wundert. Warum sind Rentenbeiträge Eigentum, das nicht enteignet werden darf, aber ALV-Beiträge nicht.

          • @74450 (Profil gelöscht):

            Um etwas zu ändern ist es aber notwendig, den GG-33, Absatz 5 ersatzlos zu streichen.

            Rentenbeiträge sind zu öffentlichen Mitteln gemacht aorden: Politik und Justiz haben für sich selbst nicht nur wesentlich bessere Regelungen geschaffen, sie haben auch spätestens seit 1978 elementare Grundrechte für die Versicherten der gesetzlichen Rentenversicherung außer Kraft gesetzt, Gleichheitssatz, Eigentumsschutz für die Beiträge, Rechtsstaatsprinzip (keine rückwirkenden Eingriffe) Nachlesen kann man das in den Entscheidungen des BVerfG vom 01.07.1981 (1 BvR 874/77 u.a.) oder vom 27.02.2007 (1 BvL 10/00, Absätze 53, 55 und 70).

  • Frau Dribbusch, ich lese Ihre Beiträge sehr gerne, bitte weiter so!

     

    (P.S.: Schade, dass es Ihre Kolumne nicht mehr geben darf)

  • Die etwa 80-90 Mrd. - der sogenannte [viel zu geringe] Bundeszuschuss - sind Ersatzleistungen, die der Bund zahlen muss [§213 SGB VI], weil der Finanzminister aus den Rentenbeiträgen allgemeinstaatliche, gesamtgesellschaftliche Aufgaben finanziert! Und weil seit 1957 jedes Jahr zuwenig an die gRV zurück erstattet werden, schuldet der Bund der gRV, also den Rentenversicherten, bis heute rund 748 Mrd. Euro!!! Der Staat bedient sich, nicht umgekehrt. Die Ausgaben der Rentenversicherung sind nicht gleich Rentenausgaben! Eine transparente alle Ausgaben bilanzierende Buchhaltung müssen die Rentenverwalter nicht nachweisen! So muss man sich nicht wundern, wenn die GRV geschwächt ist, wenn ihr permanent Mittel entzogen werden durch direkten Zugriff bisher aller Finanzminister,

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      • @74450 (Profil gelöscht):

        Die jährlichen Rentenberichte weisen seit 1957 nicht aus, für welche allgemeinstaatlichen Aufgaben, rentenfremde, versicherungsfremde Lesitungen die Rentenbeiträge zusätzlich zu den Renten noch ausgegeben werden. Damit sind nicht die etwa 2% für die Verwaltung gemeint, die ohnhin unschlagbar gering sind im Vergleich zu privaten Versicherungen. Siehe auch: http://www.taz.de/!5127666/ - Absicherung des Arbeitsmarktrisikos durch Rentenzahlung

        Bestandsschutz für Renten in den neuen Bundesländern

        Renten für Aussiedler

        Ausgleich von NS-Unrecht

        Ausgleich von SED-Unrecht.

        Kinder Betreuungsgeld

        Familienausgleich (Kinderzeiten für vor 1921 geborene Frauen,

        Waisenrenten)

        Berücksichtigungszeiten, Kindererziehungszeiten,

        Renten für Ersatzzeiten (Kriegsdienst, Gefangenschaft)

        Integration von Vertriebenen und Aussiedlern

        Transfer in die neuen Bundesländer

        Beteiligung an Absicherung bei Arbeitslosigkeit, Renten wegen

        Arbeitsmarktlage

        Anerkennung für Ausbildungszeiten, Höherbewertung der ersten drei Versicherungsjahre

        Ansprüche Behinderter in geschützten Einrichtungen

        Krankenversicherung der Rentner (KVdR), (die Pflegeversicherung der Rentner (PVdR) tragen die Rentner selbst)

        Zusatzabkommen mit USA, Israel, Kanada

        Rentenanteile, soweit sie in der Höhe des Barwertes der Rente bezogen auf die Lebenserwartung von der durchschnittlichen Lebenserwartung einer Mannesrente ab 65. bzw. 67. Lebensjahren abweichen

        Durchlaufende Posten, bei denen die GRV nur als Verwalter tätig ist (Knappschaftszuschüsse, DDR-Zusatzversorgung)

        Bundesmittel für die Demografische Last

        Organisations- und Gestaltungshoheit durch den Bund

        Mitfinanzierung anderer Sozialsysteme durch die GRV (Reha,

        Berufsförderung)

        Anteilige Verwaltungskosten für versicherungsfremde Leistungen,

        ganz neu die Mütterrente) etc.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @fleetie:

          Danke für die Aufschlüsselung! Sehr informativ.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @fleetie:

      RV (genauso wie KV) sind keine reine Versicherungsleistungen, sondern beinhalten gewisse Ausgleichskomponenten. Würde man sie nach rein beitragsbezogenen Prinzipien organisieren wollen, dann müssten sie auch z.B. über die Abschaffung der kostenlosen Mitversicherung der Familienmitglieder in der KV nachdenken und etwas in der Form von Obamacare organisieren, wo jeder Versicherte etwas an Beiträgen kostet.

       

      RV und KV sind für sich jeweils ein Topf. Punkt. Man kann sich über die jeweiligen Anteile etc. streiten, für die Misere der Rentenversicherung sind sicherlich nicht ihre Ausgleichskomponenten verantwortlich sondern: Fixierung des RV-Beitragssatzes (AT - 4% höher), unzureichende Einnahmebasis (Beitragsbemessungsgrenze, Beamte, übrige Einkommen).

      • @10236 (Profil gelöscht):

        Darum geht es auch nicht, siehe: http://www.taz.de/!5127666/

         

        Die Vertreterversammlung fragt nicht mal nach einer alle Ausgaben bilanzierende Buchhaltung.

        Jeder Treuhänder fremder Gelder muss genau nachweisen, wofür das Geld ausgegeben wird, die Verwalter der Rentenbeiträge müssen das von Anfang an nicht.

        Das lässt sich alles recherchieren, wenn man die Rentenversicherung in Zahlen, in Zeitreihen, die jährlichen Presseseminare in Würzburg und so weiter, seit 1957 genau verfolgt.

        Man braucht nur viel Zeit. s. auch Ulrich Reinecke/DRV, Prof.

        Winfried Schmähl, Klaus J. Klumpers-Die Enteignng der Altersrentner, etc.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @10236 (Profil gelöscht):

        "unzureichende Einnahmebasis (Beitragsbemessungsgrenze, Beamte, übrige Einkommen)"

         

        Sie müssen aber schon dazu sagen, dass die Ausweitung der Einnahmebasis in einem äquivalenzbasierten System auch zu einer Ausweitung der Ausgaben führt. Was hinten raus kommt, bleibt (fast) unverändert.

         

        Würde nur was bringen, wenn Sie gleichzeitig eine Obergrenze für die Auszahlung beschließen. Fände ich gut, steht uns aber die Verfassung im Wege.

         

        Zur Wahrheit gehört auch, dass höhere RV-Beiträge nicht spurenlos am Arbeitsmarkt vorbei gehen würden. Das sollten Sie immer mitbedenken und auch ansprechen.

        • @74450 (Profil gelöscht):

          Beispieljahr

          Anhand der Veröffentlichung der Deutschen Rentenversicherung im Heft 1/12 werden nicht beitragsgedeckte Entnahmen und so genannte Bundeszuschüsse in der Rentenversicherung veröffentlicht und als Beispiel das Jahr 2009 herangezogen.

           

          Die Ausgaben der Rentenversicherung betrugen rd. 207,6 Milliarden Euro.

           

          Versicherungsfremde Leistungen nach DRV: rd. 55,6 Milliarden Euro

          Transferleistungen (RV-Bericht 2009) rd. 14,3 Milliarden Euro

          Summe der versicherungsfremden Leistungen 2009 rd. 69,9 Milliarden Euro

           

          Deutsche Rentenversicherung am 7.5.2012: 26,8 % der Rentenversicherungs-Ausgaben sind versicherungsfremd.

           

          Bundeszuschuss zur Finanzierung der versicherungsfremden Leistungen:

          (DRV-Rentenversicherung in Zeitreihen, Oktober 2012, Seite 218)

           

          Bundeszuschuss 38,6 Milliarden Euro

          Zusätzlicher Bundeszuschuss u. a. aus Ökosteuer 18,7 Milliarden Euro

          Summe der Bundeszuschüsse 57,3 Milliarden Euro

          (nur Rentenkasse)

           

          Defizit zu Lasten der Gesetzlichen Rentenversicherung:

           

          ***** 12,6 Milliarden Euro! *****

          Aus der Veröffentlichung in der Zeitschrift, „Die Rentenversicherung“ Heft 1 von März/April 2012: Nicht beitragsgedeckte Leistungen und Bundeszuschüsse in der allgemeinen Rentenversicherung. Die kommen dabei für 2009 auf einen Anteil der versicherungsfremden Leistungen von 34,0 Prozent der Rentenausgaben.

        • @74450 (Profil gelöscht):

          Auch das mit falschen Zahlen zustande gekommene Alterseinkünftegesetz schafft Altersarmut. Zitat aus dem (Maschmeyer-) Artikel zum Buch "Macht Geld Politik" im STERN vom 13.11.14:

          . . . "Im Jahr 2005 lief die Steuerbefreiung für neu abgeschlossene Lebensversicherungen aus.

          Das dämpfte das Geschäft des AWD. Mit der Vermittlung der Policen hatte der Finanzbetrieb immer gut Kasse gemacht. Doch mit dem 1. Januar 2005 trat auch das neue Alterseinkünftegesetz in Kraft. Dahinter verbarg sich nichts anderes als die von Maschmeyer ersehnte "Reform der Reform". Der AWD-Chef konnte höchst zufrieden auf das neue Gesetz schauen. . . . .

          "Und der Boss stimmte seine Leute ein, etwa in einem Editorial für die AWD-Mitarbeiterzeitung: "Die Silvesternacht ist vorbei, willkommen in 2005! (...)

          Ab Januar 2005 tritt das neue Alterseinkünftegesetz http://altersarmut-per-gesetz.de/ in Kraft. So Traurig es eigentlich ist, dass die größte Kürzung der gesetzlichen Rentenversicherung statt findet, wir haben hervorragende Arbeitsbedingungen. (...) Das ist eine Riesenchance, denn im Schnitt werden den Menschen 1000 Euro Rente fehlen." Der AWD-Chef frohlockte: "Wie heißt es so schön, des einen Leid, ist des anderen Freud."

          siehe auch: https://altersarmut-per-gesetz.de/der-hintergrund-das-alterseinkunftegesetz-ein-beitrag-des-gesetzgebers-zur-altersarmut/

        • @74450 (Profil gelöscht):

          Natürlich haben alle, die einzahlen auch einen Anspruch. Eine gRV in die alle einzahlen hat eine viel höhere Akzeptanz und beendet nicht nur unser System wie im Ständestaat des 19. Jahrhunderts, sondern endlich das Gegeneinander ausspielen. Der damalige Vermögensstand 1957 der GRV von 14,5 Mrd. DM wurde von Adenauer einkassiert (Bundesdrucksache 1659/1955) mit den Worten: Der Staat muss sowieso einen Bundeszuschuss leisten, sollten die Beiträge einmal nicht für die Ausszahlungen reichen, aber Kinder kriegen die Leute ja immer. Dass es aber durch Automatisierung immer weniger versicherungspflichtige Arbeitsplätze geben wird und gerade Einkommensstarke sich nicht mit an allgemeinsstaatlichen Aufgaben beteiligen und sich kraft eigener Befugnis aus der Solidarität ausgeklinkt haben, hat er völlig außer acht gelassen. Alles, was der Staat ausgibt oder investiert, muss von der jeweils erwerbstätigen Generation erwirtschaftet werden, z.B. auch Schulen und Universitäten. Den sogenannten Generationenvertrag ausschließlich auf Beitragszahler und Rentner zu reduzieren ist falsch und ausgesprochen schäbig, er dient nur den Interessen weniger Leute. Ein wirkliches Solidarsystem erfordert die Einbindung aller Bürger in allen drei Lebensphasen. Denn alle Bürger profitieren in jungen Jahren von dieser Solidarität (Schule, Ausbildung) ebenso wie im Alter (Rente, Pension), aber diejenigen, die im Alter am meisten von dieser Solidarität profitieren, klinken sich während ihres Berufslebens kraft eigener Entscheidungsbefugnis aus dem Solidarsystem aus.

      • @10236 (Profil gelöscht):

        Auch, wenn ich das Pensionssystem in seiner Form und der Abkopplung zweifelhaft finde...

         

        Durch die Ausweitung der Einnahmebasis müsste ja auch die Ausgabebasis steigen (sonst wäre die Rente nichtmehr GG-Konform), und das löst ja das Problem nicht, das die Rente im momentanen Fall nicht selbstbeständig läuft (nur über Steuer zuschüsse), einfach mehr Geld durch das offenkundig defekte System jagen, wird da kaum etwas lösen.

        • @Krähenauge:

          Das ist nachweisbar falsch. Die etwa 80-90 Mrd. Euro - der sogenannte [viel zu geringe] Bundeszuschuss sind Ersatzleistungen, die der Bund zahlen muss [§213 SGB VI], weil alle Finanzminister aus den Rentenbeiträgen allgemeinstaatliche, gesamtgesellschaftliche Aufgaben finanzieren! Und weil seit 1957 jedes Jahr zuwenig an die gRV zurück erstattet wurde, schuldet der Bund der gRV, also den Rentenversicherten, bis heute rund 748 Mrd. Euro!!!

          Der Staat bedient sich, nicht umgekehrt. Um den Missbrauch der Rentenbeiträge abzusegnen, hat das BVerfG die Rentenbeiträge zu öffentlichen Mitteln erklärt. In der gesetzlichen RV sind elementare Grundrechte außer Kraft gesetzt, Art. 3 - Gleichheitssatz, Art. 14 - Eigentumsschutz und Art. 20 - Rechtsstaatsprinzip.

          Das BVerfG hat das in seinem Urteil vom 27.02.2007 (1 BvL 10/00) dafür folgende Formulierung gefunden:

          "Knüpft der Gesetzgeber - wie hier - an ein bereits bestehendes Versicherungsverhältnis an und verändert er die in dessen Rahmen begründete Anwartschaft zum Nachteil des Versicherten, so ist darüber hinaus ein solcher Eingriff am rechtsstaatlichen Grundsatz des Vertrauensschutzes zu messen, der für die vermögenswerten Güter und damit auch für die rentenrechtliche Anwartschaft in Art. 14 GG eine eigene Ausprägung erfahren hat."

  • Politik und Justiz haben für sich selbst nicht nur wesentlich bessere Regelungen geschaffen, sie haben auch spätestens seit 1978 elementare Grundrechte für die Versicherten der gesetzlichen Rentenversicherung außer Kraft gesetzt, Gleichheitssatz, Eigentumsschutz für die Beiträge, Rechtsstaatsprinzip (keine rückwirkenden Eingriffe) Nachlesen kann man das in den Entscheidungen des BVerfG vom 01.07.1981 (1 BvR 874/77 u.a.) oder vom 27.02.2007 (1 BvL 10/00, Absätze 53, 55 und 70).

    Der Gesetzgeber ist zugleich der Empfänger von Abgeordnetenbezügen/steuerlicher Alimentation/Ruhestandsgelder. Über Rentenfragen entscheiden ausschließlich solche Personen, die davon in keiner Weise betroffen sind. Sie haben nicht das geringste Interesse, daran etwas zu ändern, weil sie erheblich davon profitieren. Nicht umsonst haben Bundestag und Länderparlamente es immer wieder abgelehnt, ihre eigene Altersversorgung der gesetzlichen Rentenversicherung anzuvertrauen.

    Einschneidende Reformen immer nur bei gesetzl. Versicherten – Wenn es um Veränderungen geht, wird auf das uralte bestehende Beamtenrecht verwiesen. Schließlich begründet doch sogar das BVerfG in einem Urteil v. 27.09.2005 2 BvR 1387/02; Hergebrachte Grundsätze des Beamtentums im Sinne des Art.33 Abs.5 GG Und verweist hier in den Abs. 86/87 (von 148) auf den § 10 des preußischen Pensionsgesetzes vom 27.3.1872. Das BVerfG hat zur Beamtenbesoldung befunden, dass fiskale Engen die Alimentationspflicht Nicht beeinträchtigen dürfen, besonders nicht die Angemessenheit!

  • Wir hätten eine völlig andere Rentenpolitik, wenn alle Einkommen einzuzahlen hätten. Der Bundeszuschuss ist kein Bundeszuschuss, sondern mangelhafte Erstattungen mit einem Fehlbetrag bis heute von rund 748 Mrd. Euro zulasten der GRV und Entlastung aller, die nicht einzahlen (die Angaben bei der bpb ist nachweisbar falsch. Die Teilprivatisierung mit den einhergehenden Rentenkürzungsfaktoren und vor allem auch das Alterseinkünftegesetz mit falschen Zahlen ruinieren die GRV. https://www.youtube.com/watch?v=8mGC0bjyXSY

    • 8G
      80336 (Profil gelöscht)
      @fleetie:

      Vielen Dank für die Informationen! Pro Monat wird dringend brauchbares Geld von Geringverdienern abgezogen, das in diesem Monat fehlt, wie auch in jenen Monaten, wenn diese in Rente geschickt werden.

      Daran dürfte sich auch solange nichts ändern, bis die Entscheidungsträger, allen voran die Minister, für die Periode ihrer Amtszeit dem gleichen Verfahren unterzogen werden, und nach ihrer Amtszeit, so sie arbeitslos sind, dem gleichen Verfahren beim "Job-Center" unterworfen werden, wie jeder Arbeitslose.

  • Der erwähnte Bundeszuschuss wird auch von der bpb nicht aufgeschlüsselt Die etwa 80-90 Mrd. - der sogenannte [viel zu geringe] Bundeszuschuss - sind Ersatzleistungen, die der Bund zahlen muss [§213 SGB VI], weil der Finanzminister aus den Rentenbeiträgen allgemeinstaatliche, gesamtgesellschaftliche Aufgaben finanziert! Und weil seit 1957 jedes Jahr zuwenig an die gRV zurück erstattet werden, schuldet der Bund der gRV, also den Rentenversicherten, bis heute rund 748 Mrd. Euro!!! Der Staat bedient sich, nicht umgekehrt. Die Ausgaben der Rentenversicherung sind nicht gleich Rentenausgaben! Eine transparente alle Ausgaben bilanzierende Buchhaltung müssen die Rentenverwalter nicht nachweisen! So muss man sich nicht wundern, wenn die GRV geschwächt ist, wenn ihr permanent Mittel entzogen werden durch direkten Zugriff bisher aller Finanzminister. https://www.youtube.com/watch?v=8mGC0bjyXSY

  • Als ausgebildete Erzieherin 850€ Rente?

    Mit mindestens E9 TVL ist so eine geringe Rente nur schwer möglich. Meine Schwiegermutter (vier Kinder plus drei in Schwarzarbeit) incl. Putzjobs kommt auf mindestens 800.

    Ich finde es geil, dass PädagogInnen, ErzieherInnen, die eher links von Blüm zu verorten sind, sich sehenden Auges über 30 Jahre lang in den finanziellen Untergang gearbeitet haben. Wer permanent über 30 Jahre lang mit Benachteiligten BERUFLICH zu tun hatte, sollte wissen, was Blüm, Kohl und meinetwegen auch Thatcher und Reagan für den "entbehrlichen" Bürger geplant hatten. Der Staat mag Euch nicht!

    a. Der Staat ist nichts - ich helfe mir erstmal selbst - damit ich später mir und anderen helfen kann.

    b. Der Staat bezahlt mich - damit ich anderen helfe - und mich über den Staat aufrege - und im Alter krieche ich vor dem Staat und bitte!

    1986 "Die Rende is sischer!" - Rischitsch war Antwort a..

    • @KOBA:

      Ja, als ausgebildete Erzieherin. Es wird in Zukunft sogar Akademikern so gehen.

       

      Vielleicht sollte alle mal so bewusst in den Lebensabschnitt "nach Erwerbstätigkeit" schauen wie diese Erzieherin.

       

      Und btw: Nicht alle Erzieherinnen sind in der E 9 und schon gar nicht mindestens.

      http://oeffentlicher-dienst.info/tvoed/sue/entgeltgruppen.html

       

      In der Regel ist man in der S6 TVöD-SuE (entspricht E8).

    • @KOBA:

      Ja, das liest und hört man oft. Es wird geschimpft über die sozialen Berufe, dass die unnötig Geld kosten, und dass doch nur die Arbeit was wert ist, die für unseren "Wohlstand" sorgt, also natürlich den materiellen, in Autoindustrie, Banken, Konzernen. Und wenn man dann mal jemanden braucht aus dem sozialen Bereich, der schlecht bezahlt wird, dann ist das Geschrei groß, dass man nicht sofort einen Termin bei der Erziehungsberatung, beim Therapeuten usw. bekommt. Und wenn dann jemand aus dem sozialen Bereich kommend arm wird, wird noch mal auf ihm rumgetrampelt! Was hätten sie denn tun sollen? "Ich helfe mir erst mal selbst"!! Wie soll das gehen von den Einkommen in den sozialen Berufen?

    • @KOBA:

      Sie hat mit 60 wegen Burn-outs aufhören müssen. Da fehlen dann viele Beitragsjahre. Vielleicht auch zwischendrin immer mal wieder längere Zeiten mit Krankengeld. Das wird wirklich nicht viel Rente.

      • @Energiefuchs:

        Strafverschärfend kommt hinzu: Die Ausbildung zur Erzieherin dauert 4 - 5 Jahre, gilt als "schulische Ausbildung" und wird deshalb bei der Rente nicht als Berufsausbildungszeit angerechnet. Diese Jahre fehlen dann in der Rentenberechnung. Das erfährt man natürlich erst ab 50, wenn die ersten Rentenkontenabklärungen ins Haus flattern. Surprise, Surprise!

  • Na ja, wenn ich das lese, muss ich an Gerd Schröder denken, jemand, der in so ärmlichen Verhältnissen groß geworden ist und der unbedingt viele Menschen in den Genuss solcher Armutsstrukturen bringen wollte, was er ja auch geschafft hat.

     

    Rein rational kostet es Deutschland sehr viel Geld, so eine Armut aufzubauen. Sie ist kontraproduktiv, weil sie sehr viel Bürokratie erzeugt und die Gesundheitskosten massiv steigert.

     

    Individuell sorgt sie auch für viel Ärger in Familien, wenn plötzlich die Wohlhabenden unter Druck kommen, mit den Armen in der Familie teilen zu müssen bzw. die eigentlich diese Unterstützung sogar aus der Familie brauchen, weil es nix anderes mehr gibt.

     

    Die SPD-Agenda sieht ja in Ausgrenzung/Verarmung etwas sehr Positives - ich kann das nicht erkennen. Ich halte das für Sprengstoff und irgendwann wird er auch hochgehen.

  • zu dem Problem Männer zu finden, die über ihr Armut berichten. Es ist sozialwissenschaftlich ja lange erforscht, dass für Männer Status und Einkommen weitaus wichtiger sind als für Frauen - im Durchschnitt natürlich. Bzw. für Frauen ist nicht das eigene Einkommen wichtig, aber bei der Partnerwahl hat man lieber einen, der mindestens das gleiche verdient. Folge: ein Mann lernt lebenslang, dass er ohne Geld nicht viel wert ist - er wird sich also kaum in der Zeitung finden wollen als Beispiel, auch nicht anonym. Dafür müsste er ja sehr ausführlich von seiner "Schande" berichten.

    • @Dr. McSchreck:

      Das scheint leider zu stimmen: Männer mit geringem Einkommen sind für einen Großteil von Frauen sehr unattraktiv. Umgekehrt funktioniert die sog. "Erotik des Geldes" wohl sehr gut. Cinderella ist lange schon tot.

      Das mag jetzt vielleicht einen Aufschrei provozieren, aber Romantik ist wirklich nur was für TräumerInnen - und auch die wachen irgendwann mal auf...

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Lassen Sie es nicht soweit kommen - orientieren Sie sich frühzeitig https://www.monster.de/karriereberatung/artikel/top-jobs-zehn-bestbezahlten-berufe

     

    Oder vielleicht doch lieber auf der richtigen Seite bleiben.... http://www.deutschlandfunk.de/uruguay-der-aermste-praesident-der-welt-tritt-ab.799.de.html?dram:article_id=312900

     

    Danke für den Artikel.

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Oh mann, den ersten Link hätten Sie mal ruhig früher herausrücken können.

      • @lions:

        Schonn - aber der 2. ist vielleicht der Interessantere.

        War es Hans Koschnick (?) - der sein Salär zur Hälfte an die Partei abgab

        (" was wär ich ohne die!") - ja bis er Entdeckte - daß die Jungs vonne Neue Heimat - damit et al. ihre Villen - nicht im Tessin ala Klaus Staeck - aber in der Toscana bauen ließen.

        GasPromGerds Anschlußverwendung GasableserPutin - als derzeitig finaler Höhepunkt.

        In vielen Gesprächen a Ruhrgebiet kommen genau diese Verluderungen der Sozialdemokratie auf den Tisch.

        Die bekannten anderen Raffkes -Stinnes Quandt Merck Bayer Maschmeyer & Cie. et al. bleiben

        Nicht außen vor. Nein! Klar nicht!

        Aber die eigenen Genossen!

        Heute - Eifel Else Siggi Plopp etc

        kurz - Klassenverräter!

        Die braucht niemand!

        In echt nicht!

        • @Lowandorder:

          Jau. So und nicht anders.

          Schön wieder bei euch zu sein. War grade wieder bei Zeit Online unterwegs, mann was ein Pfostenhaufen!

        • @Lowandorder:

          Nee, der erste passt schon: Wenn ich einmal reich bin....

          Was soll ich denn mit dem altruistischen Käse eines Landpuritaners und nebenberuflich Staatspräsidenten nur anfangen?

          • @lions:

            ;) - aber da kann ich nur warnen -

            Der war aus Halle/Saale - die Reblaus & der ihn ne Weile am Klavier begleitete - "der Klaviergeist" -

            AchdumeineScheiße - Nie draußen

            Am Pöhlen mit pißfarbenen Bakelitbällen - schlapp im Sommer - hart im Winter!;)

            kurz - da liegt kein Segen drauf!

            • @Lowandorder:

              Mit der Reblaus hab ich´s nicht so, aber der Ohrwurm hat mich gerade beim Wickel und wenn ich erst reich bin, kauf ich mir ne Ivan-Mütze und lass ne Wodkaleitung vom Putin durch die Ostsee bis zur mir bauen.

  • "Diese Subkultur der Damen in ihren beigen Anoraks, breiten Schuhen und dicken Brillen entwickelte sich für die Nachkommen zum Inbegriff der Spießigkeit. Aber vielleicht hat man da etwas übersehen."

     

    Natürlich hat man da was übersehen. Man übersieht, dass man zum überaus stolzen Opfer einer überaus beschissenen Ideologie geworden ist. Da steht ein riesiger pinkfarbener Elefant mitten im Wohnzimmer und spricht in Endlosschleife vor sch hin: "Ein Spießer ist, wer seinen Wert an dem fest macht, was er von Alimenten kaufen kann." Na und? Das kann ja gar nicht sein, nicht wahr?

     

    Der vermeintlichen Freundin hat Gisa Muthgang abgesagt. Sie will sich die Wellnesswoche im Biohotel in Österreich nicht zahlen lassen. Lieber lässt sie ihre Freundin allein verreisen und hockt zu Hause - stolz wie Bolle auf die ungebrochene Fähigkeit zur Selbstkasteiung! Wie seltsam: Wozu hat man seine Freunde eigentlich? Um das Gefühl zu haben, so richtig unabhängig zu sein und zu nichts verpflichtet? Wieso leben diese Leute ihr Unabhängigkeitsgefühl nicht da aus, wo es wichtig wäre?

     

    Mir scheint, da liegt viel mehr als nur ein Missverständnis vor. Persönliche Erfahrung hilft nur sehr bedingt dagegen. Und wer profitiert davon? Genau.

    • @mowgli:

      Das mit der Freundin ist mir auch gleich aufgestoßen, denn kündigt man mit solcher Begründung Freundschaft nicht teilweise auf. Es impliziert zudem auch, Frau Muthgang sehe sich durch solch Freundschaftsgeschenk in der Gefahr gekauft zu werden, ergo sie ist käuflich. Ich nenne so was falschen Stolz.

    • @mowgli:

      Die Lady ist mir sympathisch.

      Sie nimmt keine Almosen an.

      Letzte Woche auf einer Seniorentagung in Mainz am Rhein.

      Da half nur noch eine deutliche Ansage und plötzlich ... wurden alle wach. Wem nutzt das alles ?

      Gute Frage.

      • @Pink:

        Junger Mann - bleibense locker &

        Hören Sie auf die emphatischere Damenwelt!

        Als mein Vater Ende der 80er starb -

        War ich angerührt über Briefe von Menschen - Freunden Bekannten näheren ferneren - die ich häufig nur flüchtig noch kannte - Die eben nicht diesen Sparren gepflegt hatten - & sich für dies das & jenes Hilfe Rat Geld - die ganze Palette bedankten.

        Ich hatte als Kind miterlebt - wie die beiden auf 150 qm 98 Stück Vieh - "bewirtschafteten" - nicht zuletzt auch mit Hilfe ihrer kids - ja.

        Aber allein diese "Streubreite" wurde mir erst da klar.

        Gesprochen - wurde darüber praktisch nicht!

        Almosen - mach Witze!

        Einfach mal den Stock aus dem Rücken & Dem eigenen Rückgrat trauen.

        Besser is das.

         

        (Daß all das u.a. - uns vor der Enteignung bewahrt hat - ist eine kuriose andere Geschichte!;)

  • "Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) will ... eine Art Mindestrente ... zwischen 850 oder 900 Euro einführen für jene, die lange gearbeitet haben."

     

    Für jene die lange in die Rentenkasse eingezahlt haben, wäre wohl korrekter formuliert.

    • @EDL:

      Sie hat halt nix gelernt.

      Nur auf Parteitagen in den Ecken rumgetrascht und gekungelt.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "Der Unterschied lässt sich beziffern: „200 Euro im Monat mehr, das wäre eine andere Welt“, sagt die 64-Jährige, die mit ihrer Katze in ihrem kleinen Apartment lebt."

     

    Zum Thema Rente (analog auch HartzIV):

    der Anteil unserer Rentenausgaben am BIP ist seit Jahren stabil/sinkend.

    http://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/150701_bosbach_.png

     

    Sagen wir mal 10% geben wir für Rentner aus.

     

    Im gleichen Zeitraum (1991-2015) hat sich die Anzahl der Renten (Rentner) von ca. 19 Mio. auf über 25 Mio. erhöht.

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/6968/umfrage/anzahl-der-renten-in-deutschland-seit-1992/

     

    Also quasi die demographische Apokalypse, von der Herren wie Raffelhüschen, Rürup oder Börsch-Supan ständig schwadronieren.

     

    Nun jetzt gönnen wir also einem signifikant größeren Teil der Bevölkerung (Anstieg um 25%) immer noch den gleichen Teil vom Kuchen (10%) und sagen: mehr ist nicht drin.

     

    So sieht ein gepflegte politische Verarsche aus. Einer deren Architekten schafft heute den ultimativen Abschluss seiner politischen Karriere.

     

    Und dann wundern sie sich, weil Europa, Populisten, Fake-News, AfD, LePen....

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @10236 (Profil gelöscht):

      "Sagen wir mal 10% geben wir für Rentner aus."

       

      10% vom BIP, nicht 10% der Einnahmen des Staats. Der Staat gibt Jahr für Jahr mehr für die Rente aus. Das der Anteil am BIP nicht steigt liegt daran das es der Wirtschaft seit Jahren recht gut geht und das BIP sich deshalb immer weiter erhöht.

       

      Das was in die Rentenversicherung eingezahlt wird wird sofort wieder ausgegeben und weil das noch lange nicht reicht werden auch noch ~30% des Bundeshaushaltes für die Bezuschussung des Rentensystems ausgegeben. Das sind 98 Milliarden, knapp dreimal so viel wie für Arbeitslose und Langzeitsarbeitslose zusammen ausgegeben wird.

       

      "Nun jetzt gönnen wir also einem signifikant größeren Teil der Bevölkerung (Anstieg um 25%) immer noch den gleichen Teil vom Kuchen (10%) und sagen: mehr ist nicht drin."

       

      Die Rente hat mit dem BIP rein garnichts zu tun. Getragen wird die Rente von Beiträgen in die Rentenkasse und diese werden von einer immer kleiner werdenden Anzahl Arbeitnehmer gezahlt. Das BIP ziehen Sie hier nur heran um einen Zusammenhang zwischen der Wirtschaft und der Rente herzustellen den es nciht gibt, vermutlich damit Ihr Lied von der Ungerechtigkeit nicht so schief klingt.

       

      "Und dann wundern sie sich, weil Europa, Populisten, Fake-News, AfD, LePen...."

       

      Dafür gibt es verschiedene Gründe, nicht nur einen. Wenn die Linke sich wieder mehr auf die Wirtschaft konzentriert dann würde das ihren Stimmenanteilen sicher gut tun. Das Postmodernistische gefasel über marginalisierte Gruppen, Machtstrukturen, das Patriarchat und sozial-marxistische Utopien hat der Linken nichts zugefügt als Schaden. Das Ergebnis sind linke Rassisten und Sexisten die ihren rechten Gegenteilen in autoritärem Gehabe in nichts nachstehen.

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @33523 (Profil gelöscht):

        Ich meinte auch 10% vom BIP. Denn BIP ist der Kuchen. Die Einnahmen kann der Staat selber regeln (Steuern).

         

        "Die Rente hat mit dem BIP rein garnichts zu tun. Getragen wird die Rente von Beiträgen in die Rentenkasse und diese werden von einer immer kleiner werdenden Anzahl Arbeitnehmer gezahlt."

         

        Bitte?

        In 20 Jahren (1991-2012) ist der Anteil der Steuerfinanzierung der Rente von 18% auf 25% gestiegen (http://www.bpb.de/cache/images/8/61858-1x2-article620.gif?3756B) und es spricht nichts gegen dessen weitere Ausweitung.

         

        Unterm Strich geben wir jedem einzelnen Rentner anteilig weniger vom Kuchen (ca. 20%) ab als vor 20 Jahren. D.h. der übrige Rest der Bevölkerung hat mehr pro Kopf. Jetzt Fragen sich 80%: Echt, wie jetzt? Na ja, sie sind auch nicht dabei, das dürften die 20% sein.

        • @10236 (Profil gelöscht):

          Die Rente wird nicht durch Steuern mit finanziert. Der Bundeszuschuss ist kein Zuschuss, sondern mangelhafte Erstattungen für zweckentfremdete Beiträge aus den Löhen der gesetzl. Rentenversicherten. Die Ausgaben der gRV sind nicht gleich Rentenausgaben. https://www.youtube.com/watch?v=8mGC0bjyXSY - Die Bundeszuschüsse machten nur 57,3 Mrd. Euro aus.[4] Nach diesen Zahlen blieben die Beitragszahler auf 13,4 Mrd. Euro sitzen.

          [1] BT-Drucksache 16/65, S. 376.

          [2] BMGS ist die Abkürzung für das damals noch existierende Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung.

          [3] H. Rische, Bundesvertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung Bund am 24. Juni 2010 in Frankfurt am Main, S. 9-10.

          [4] Deutsche Rentenversicherung Heft 1, März/April 2012, S. 3.

        • 3G
          33523 (Profil gelöscht)
          @10236 (Profil gelöscht):

          Der Staat ist keine vom Bürger autarke Macht die alles selber regeln kann, wie es ihr grade gefällt. Regeln die man sich einmal gegeben hat kann man nicht einfach missachten, weil es einem grade passt.

           

          "Steuerfinanzierung der Rente von 18% auf 25% gestiegen ... und es spricht nichts gegen dessen weitere Ausweitung."

           

          Verdammt viel spricht für eine Ausweitung. Was zusätzlich in die Rente gesteckt wird fehlt anderswo. Könnte man die Bezuschussung der Rente streichen wäre eine verdreifachung des Harz4 Satzes ohne Weiteres machbar. Nicht das solch eine einseitige Verwendung sinnvoll wäre aber mal rein hypothetisch.

           

          "Unterm Strich geben wir jedem einzelnen Rentner anteilig weniger vom Kuchen (ca. 20%) ab als vor 20 Jahren."

           

          Vom BIP aber nicht von dem was zu diesem Zweck in die Rentenkasse eingezahlt wird. Da bekommt jeder Rentner deutlich mehr.

          • 3G
            33523 (Profil gelöscht)
            @33523 (Profil gelöscht):

            "Verdammt viel spricht für eine Ausweitung. "

             

            Verdammter Scheiß,.... sollte natürlich "gegen eine Ausweitung" heißen.

      • @33523 (Profil gelöscht):

        Ich faß mal zusammen - das seit gut 10 Jahren an meiner Straßenecke täglich Stattfindende Abfalleimer-Kontrollieren - a 30 x den Tag -

        Tendenz steigend ist eine Inszenierung

        Der linken Gruppe "Das Postmodernistische gefasel über marginalisierte Gruppen, Machtstrukturen, das Patriarchat und sozial-marxistische Utopien…"

        Danke - Wieder was gelernt & nicht

        Umsonst gelebt - wa!

        Ja - Wenn wir die Doppelgesichtigen - &

        Die großen Kartoffeln - Nicht hätten! Ja. Was wär die Welt ärmer! &

        Wir - Müßten lauter kleine essen - wa!

        • 3G
          33523 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Sie achten schon peinlich genau darauf nie mit mir, sondern nur über mich zu reden, was?^^

           

          Falls Sie denken ich mache mich über Flaschensammler und arme Menschen lustig dann liegen Sie weit daneben. Im Gegensatz zu Ihnen und vielen anderen hier glaube ich einfach nicht daran das der Staat diese Probleme lösen kann. Und ich höre sie schon tönen die Rufe: Bisher hat es nie einen echten [begriff]ismus gegeben! Ja klar,... und wird es auch nie!

           

          Sozialleistungen und Umverteilung lindern nur die Symptome. Das eigentliche Problem der Abhängigkeit bleibt ungelöst und darüber sprechen tut man nur sehr ungerne, weil selbst der verbohrteste Ideologe versteht das man das Problem ohne seinen ärgsten Feind, die Wirtschaft, nicht lösen kann.

          • @33523 (Profil gelöscht):

            Erstens. Einspruch - Euer Ehren!

            "Nie" - Stimmt nicht - aber seit längerem. Das ja.

             

            Zweitens. Da Sie aber endlich mal Ihre Vörn&Achternmütz so aufsetzen -

            Wo für Sie vorn ist:

            Was/Wer wäre denn das/der politische Agens(vulgo - Subjekt) für Ihrs - was "der verbohrteste Ideologe versteht das man das Problem ohne seinen ärgsten Feind, die Wirtschaft, nicht lösen kann." - Wenn nicht der Staat? -

            Als die dafür qua Verfassung/Grundgesetz durch den Souverän - seine Bürger - legitimierte Einrichtung?

            Drittens. Ist daher nicht vielmehr die mich allein interessierende Frage relevant - Wie kriegen wir - die Bürger dieser Republik als demokratisch verfasster sozialer Rechtsstaat - Verdammte Hacke noch eins -

            Seine gewählten Repräsentanten/Politikaster endlich dazu - Daß sie in die Hufe kommen!

            (Stichwort - Unerfülltes Grundgesetz!)

             

            & nochens - Unterstellen tue ich Ihnen gar nichts! Nö.

        • @Lowandorder:

          Herr Volkskorrespondent vom Mülleimerblick, weiter so! Wir leben in postfaktischen Zeiten, und da schmecken die Spatzen in der Pfanne allemal besser, als die Dachpfannentauben.

          • @lions:

            Dachlünken¿ - sind untouchable!;)

            Versprochen? Danke!;))

  • Sie machen mir keine Angst, Frau Dribbusch, - SIE NICHT !!!

    Nee - Die Angst vor Altersarmut war schon vorher da: Ein Leben lang im Sozial-und Gesundheitsdienst für wenig Geld, aber mit viel Engagement, gearbeitet - und im Alter dann gerade deshalb selber auf der "anderen Seite der Theke" landen um die Hand aufhalten zu müssen...

    Das ist erniedrigend, ungerecht, menschenunwürdig, unsozial und (möglicherweise) auch zutiefst unchristlich. Sprich: das sind die Früchte einer Arbeits-und Sozialpolitik von Parteien die das "C" und/oder das "S" im Namen führen und doch seit vielen Jahren nur knallharten Neoliberalismus/Neokonservativismus betreiben und unsere Gesellschaft derart asozial deformiert haben.

    Das ist aber auch der Lohn für eine devote Arbeitsmentalität der Betroffenen. In diesen Berufsfeldern dominieren leider zahlenmäßig Frauen, für die es selbstverständlich scheint ihre eigenen Interessen ständig hintenan zu stellen. Ein Leben lang nur dienen, nie in der Gewerkschaft, nie um bessere Arbeitsbedingungen streiten, immer nur bitten und betteln und sich mit Brotkrumen abspeisen lassen. Und im Alter stehen sie dann deshalb selber in der Schlange an...

    • @LittleRedRooster:

      "Das ist aber auch der Lohn für eine devote Arbeitsmentalität der Betroffenen. In diesen Berufsfeldern dominieren leider zahlenmäßig Frauen, für die es selbstverständlich scheint ihre eigenen Interessen ständig hintenan zu stellen."

       

      Und nun? Ich meine: Sie glauben doch wohl nicht, dass die gut bezahlten Scheißjobs (Banker, Broker, Personaler etc.) den "eigenen Interessen" der Beschäftigten eher entsprechen als solche, die einen gewissen Sinn stiften, oder?

       

      Für mich macht es einen Unterschied ums Ganze, ob ich totem Kapital (und nicht weniger toten Kapitalisten) diene oder lebendigen Menschen. Für kein Geld der Welt möchte ich mich der Kapitallogik unterwerfen müssen. Allerdings finde auch ich, dass richtig gute Arbeit endlich auch richtig gut bezahlt werden sollte.

       

      Nein, man kann nicht leben vom guten Gefühl, das gute Arbeit einem gibt. Man sollte sich also mit denen, die auch lieber etwas sinnvolles tun wollen als was lukratives, zusammentun und für vernünftige Gehälter kämpfen. Geschenkt kriegt man nämlich nichts. Schon gar nicht von Leuten, die zu viel Geld haben, weil sie sich immer wieder falsch entscheiden.

    • 3G
      36855 (Profil gelöscht)
      @LittleRedRooster:

      Nie in der Gewerkschaft?

      Es gibt doch viele, die gewerkschaftlich organisiert sind. sind. Hat sich für diese Arbeitnehmer/innen viel verändert?

      Nie streiten oder streiken für bessere Arbeitsbedingungen?

      Tun sie doch, mit den Gewerkschaften.

      Verdienen diese Menschen jetzt soviel, dass es im Alter reicht?

      Es reicht ja oft noch mal nicht um jetzt über die Runden zu kommen.

      • @36855 (Profil gelöscht):

        Ich weiß nicht von welchem Utopia Sie da schreiben. Deutschland kanns ja wohl nicht sein.

  • Feiner Artikel - Danke.

     

    Die Sonne scheint für alle kostenlos -

    Gewiß - Aber es ist längst nicht mehr allen

    Gleichermaßen gestattet - unter den Brücken zu schlafen.

    Da kommen OrdoSchergen&Bullerei.

    kurz - Wie wär's mit Teil 2. zu derer im Schatten - wa!

    Daß sich die cum grano salis bürgerlich Konotierten -

    Besser rein finden - ist bekannt & fein beobachtet -

    War postWK II auch so - aus eben gleichen Gründen!

    "Denen kann ich doch nicht erzählen, was ich verdiene.

    Davon kann man doch keine Familie ernähren!"

    Befand mein Vater*03 mit einer Großhandelsklitsche -

    Über seine Mitschüler - Lehrer StA Angest. - etc .

    Als Mitschüler derer "Kinder" hab ich davon nichts gemerkt.

    Erst Heinz Klunckers 15%+ - die Willy fast aus dem Sattel hoben - änderte was!

    Alles konterkariert durch den - 1000 Mrd. Rentenklau!*

    Das & Hartz IV - machen den Unterschied jenseits -

    Bürgerlicher Lebensgeschicklichkeit! http://www.taz.de/!5127666/ Einer schuftet im Augias-Stall - * http://www.taz.de/!5054252/

    • @Lowandorder:

      Danke für diese informativen Links zum viel zu wenig beachteten Thema Rente!

    • @Lowandorder:

      Doch man sieht nur die im Hellen,

      die im Dunklen sieht man nicht.

    • @Lowandorder:

      Nein. Der klaa Wippestez "Blümchen statt Raufasertapete" hat ja nicht die Unwahrheit gesagt - Nur hat er die

      2. Satzhälfte weggelassen! Ja.

      "Die Rente is sischer - nich so sischer Wie mei Pangsion!" Yes!

      Bestenfalls! 40+ statt - Sicher 70+!

      Das - macht den Unterschied & den Betrug an der Arbeitsleistung des Einzelnen & der übrigen Abgehängten!

      • @Lowandorder:

        Sie treffen es auf den Punkt. Offensichtlich ist es für die Wirtschaft lukrativ, wenn immer mehr Menschen kein Geld mehr ausgeben können.

        Ein System, in das alle einzahlen und sich damit auch endlich alle an gesamtgesellschfatlichen Aufgaben beteiligen, ist friedenssichernd. Elemente der Generationengerechtigkeit. Von Generationengerechtigkeit und Generationenvertrag in der gRV sind wir weit weg: Z.B. in der Schweiz, Österreich sind alle Personen pflichtversichert, die dort ihren Wohnsitz haben oder eine Erwerbstätigkeit ausüben - also Erwerbstätige und Nicht-Erwerbstätige. Hier kommt tatsächlich eine Generation für die andere auf. In Deutschland dagegen sind Beamte, Politiker und Selbständige von den Verpflichtungen des Generationenvertrages ausgenommen. Diese Berufsgruppen überlassen sogar die Altersversorgung ihrer eigenen Eltern den Pflichtversicherten der Rentenversicherung - wenn die Eltern nicht selbst Beamte oder Selbständige waren. Das gleiche gilt sinngemäß für Landwirte und die Versicherten der sogenannten berufsständischen Versorgungswerke, etwa Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Apotheker, Rechtsanwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Architekten und Seelotsen.

        • @fleetie:

          In Kotlette kenn ich mich - außer gelegentlich nagend - ich so aus.

          Zu Schwyz hat Rudolph Walther unlängst a taz (leider versust) mal interessant-verblüffende Ausführungen gemacht -

          Grundtenor - "Wer mehr einzahlt - kriegt weniger raus!" -

          Allerdings auch klagestellt -

          In historisch einmaliger Situation installiert. Geht zwar auch keiner bei

          Aber hätte heute auch keine Chance!

          Solidarität in Geldeinsammelangelenheiten ist ein heikles Geschäft!

          Nehmen Sie nur die Ausdifferenzierungen im Versicherungswesen(sic).

          "Wenn Sie nur 12ts km im Jahr & niemand unter 25 Jahren fahren lassen" - etc.

          Als meine Provizial mich günstiger als Mütterchen Müh & Asylbewerber Y. - haftpflichtig machen wollte - weil die eher mal die Herdplatte anlassen etc

          Hab ich gekündigt deswegen & nicht wenige meiner jur. Weggefährten sind mit Goldenem Handschlag bei Stern Gerling Münchner verabschiedet - weil sie Nämliches als unsolidarisch nicht mitmachen wollten!

          So geht das!