Vonovias trickst mit Sharedeal: Nicht mehr als Bauchgrummeln

Bürgermeister Kai kann Vonovia-Chef Rolf nicht böse sein. Auch nicht, wenn dieser bei der Deutsche Wohnen-Übernahme Berlin um Millionen prellt.

Kai Wegner auf einer Baustelle

Der kleine Kai will gern groß bauen Foto: dpa

Ein „Bauchgrummeln“ hatte der Bürgermeister Kai Wegner (CDU) noch vor Kurzem verspürt, weil das nette Wohnungsunternehmen Vonovia die Mieten doch ein klitzekleines bisschen mehr erhöht hatte als versprochen. Dabei hatte sich der kleine Kai doch auf das große Indianerehrenwort des Dax-Konzerns im Wohnungsbündnis mit dem Senat verlassen. Aber Vonovia-Chef Chef Rolf Buch hatte hinter dem Rücken einfach die Finger gekreuzt.

Zwar ging es dem Kai nun so, als hätte er zwei Schokoküsse auf einmal gemampft, aber richtig böse konnte er nicht sein. Schließlich hatte er selber die Finger gekreuzt und den eigenen Wohnungsfirmen ebenfalls saftige Mieterhöhungen gestattet. Und weil zwei Flunkerer eben zusammenstehen, hatte der Kai gesagt: „Wenn ich mir den Mietendurchschnitt der Vonovia ansehe, können wir froh sein, dass wir die Vonovia in Berlin haben.“

Der Rolf war vor Freude bis an die Decke seiner Vonovia-Wohnung gehüpft, denn nun stand seinem neusten Streich nichts mehr im Wege. Auf das Verständnis vom Kai und seinen Spielkameraden in ihren schwarzen und roten Kostümen würde er sich wie immer verlassen können. Auch wenn er ihm einfach Hunderte Millionen Euro nicht gibt. Der Kai wird schon nicht rumnörgeln und seine im Haushalt fehlenden Milliarden dann eben bei den Berlinern eintreiben. Die haben ja schließlich alle Küchen in ihren Wohnungen – da brauchen die Kinder gar kein kostenloses Schulessen mehr.

Aber was hatte der Rolf nun wieder ausgeheckt? Als er 2021 den Bausteinkasten der Deutschen Wohnen übernahm, hatte er nicht alle Steine gekauft, sondern nur 87 Prozent der Anteile. Sharedeal nennt sich das und hatte dem Rolf ganz, ganz viele Steuern erspart. Und dafür gab es noch nicht mal Schimpfe, denn die Bundesregierung hat erlaubt, dass man erst etwas abgeben muss, wenn man mehr als 90 Prozent von einem anderen Unternehmen kauft.

Hokuspokus

Weil Einzelkind Rolf nicht gerne mit anderen spielt, wollte er noch die fehlenden Deutsche Wohnen-Bausteine auf seinen Haufen packen und den alten Konkurrenten damit ganz vom Spieltisch wischen. Doch er wusste: Würde er das einfach so tun, müsste er doch noch die Millionen an den Kai zahlen, denn dann hätte er ja mehr als 90 Prozent der Deutschen Wohnen in seine Kontrolle gebracht.

Nun aber zeigt der Rolf allen, wie schlau er ist: 20 Prozent der schon gekauften Steine gibt er in ein neues Unternehmen – Joint Venture – mit einem Finanzjongleur. Selbst nach dem Kauf gehörten ihm dann rein formal nur 80 Prozent. Das ist wie beim Zauberer im Zirkus: Hokuspokus und die Steine sind weg. Nur Rolf weiß, wo sie sind.

Da kann der Kai nur verdutzt zugucken. Womöglich liegt er nun wieder mit Bauchgrummeln im Bett, jedenfalls hat er dazu noch gar nichts gesagt. Aber ganz bestimmt ist das gleich wieder vorbei. Auf die Freundschaft mit dem Rolf, dem alten Flunkerer, lässt der Kai nichts kommen.

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Redakteur für parlamentarische und außerparlamentarische Politik in Berlin, für Krawall und Remmidemmi. Schreibt über soziale Bewegungen, Innenpolitik, Stadtentwicklung und alles, was sonst polarisiert. War zu hören im Podcast "Lokalrunde".

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