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Klimastreik von Fridays for FutureSchnellerer Ausstieg gefordert

In ganz Deutschland protestierten am Freitag tausende Menschen für Klimaschutz. Sie forderten ein früheres Kohleende und den Stopp fossiler Investitionen.

Auch in Hamburg wurde für mehr Klimaschutz demonstriert Foto: Christian Charisius/dpa

Berlin dpa/epd/afp | Am globalen Klimastreiktag haben Anhänger von Fridays for Future in ganz Deutschland mehr politische Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung gefordert. Im Fokus der Kritik standen bei den Protesten von tausenden Menschen am Freitag sowohl die Bundesregierung als auch die Opposition. Statt den Klimawandel überzeugend zu bekämpfen, würden Autobahnen ausgebaut und Klimagesetze abgeschwächt, hieß es bei einer Auftaktkundgebung am Kanzleramt in Berlin.

Klimaproteste waren am Freitag bundesweit an mehr als 100 Orten geplant. Unter dem Motto #NowForFuture wurde ein schneller Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas und ein Ende aller fossilen Investitionen gefordert.

Ein Jahr vor der Bundestagswahl werde mit den Protesten „ein klares Zeichen in Richtung Regierungsparteien“ gesetzt, dass das Klima Priorität bekommen müsse, hieß es: „Bis zur Wahl bleibt der Ampelkoalition noch ein Jahr, um die Veränderungen anzugehen, die jetzt dringend notwendig sind.“ Die Klimaschützer fordern hierzulande den Kohleausstieg schon bis 2030 statt bis 2038 und eine zu 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung bis 2035.

In Berlin beteiligten sich den Angaben zufolge mehrere tausend Menschen an der dortigen Demonstration. Nach Schätzung der Polizei versammelte sich eine mittlere vierstellige Zahl von Teilnehmern. Von den Veranstaltern wurden zuvor 5.000 Menschen erwartet.

Auch internationale Protestaktionen

Unter den Demonstranten waren Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Auf Plakaten waren Sprüche zu lesen wie „Stoppt den Klimawandel“, „Oma ich dachte, es gibt 4 Jahreszeiten“ oder „Lasst die Erde nicht zu lang im Ofen, sonst verbrennt sie!“. Nach Angaben der Veranstalter hielten unter anderem die Klimaaktivistin Carla Reemtsma, Vertreter mehrerer Organisationen wie der Deutschen Umwelthilfe sowie der Autor Marc-Uwe Kling Ansprachen.

In München waren es laut Veranstalter 3.800 Demonstrierende. Auch in Hamburg und Bonn sowie kleineren Orten wie Wiesloch in Baden-Württemberg, Freiberg in Sachsen und Hanstedt in Niedersachsen fanden Demonstrationen statt. Laut Fridays for Future beteiligten sich in mehr als 110 Orten Menschen. Massenprotest sei „das wichtigste Mittel, um Veränderung zu bewegen“, sagte Reemtsma.

International sollte es an zahlreichen weiteren Orten Aktionen geben, beispielsweise auf Spitzbergen in der Arktis, in Ägypten und in Bangladesch. In Deutschland wurden die Proteste von Nichtregierungsorganisationen und Verbänden unterstützt, etwa von Greenpeace, dem WWF und zahlreiche örtlichen Organisationen.

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15 Kommentare

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  • Das mit dem Wasserstoff ist immer noch ein Traum, die Realität ist weit weg. Gerade hat Norwegen die Zusage aufgekündigt an Deutschland per Pipeline "grauen" Wasserstoff zu liefern. Die erste deutsche Pilotanlage zur Gewinnung grünen Wasserstoffs wurde aus Kostengründen -obwohl doch Kosten anfangs Nebensache sein müssten- nicht realisiert, eine andere Pilotanlage soll nun kommen.



    Außerdem ist Wasserstoff extrem unwirtschaftlich: aus 4 GWh Strom werden nach der Produktion von Wasserstoff und dann der Erzeugung von Strom mit einer Wasserstoffturbine aus physikalschen Gründen etwa 1 GWh, wobei die unvermeidbaren Lagerverluste dabei noch gar nicht berücksichtigt, weil unbekannt, sind.

  • "...und eine zu 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung bis 2035."



    Naja, da erhebt sich die Frage: Wie soll das denn gehen? Habeck z.B. versucht es mit seinen wasserstofffähigen Gaskraftwerken und Wasserstoff aus Namibia. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist...

  • Warum übergehen die Demonstranten die Tatsache, dass Deutschland das Industrieland die prozentual stärksten CO2-Reduzierungen seit 1990, dem im Pariser Abkommen festgelegten Startjahr, geschafft hat?

    • @H2Wirtschaft:

      Weil es nicht reicht und weil das auch die falsche Kenngröße ist. Das ist ungefähr so als würde ein Starkraucher, der sein Nikotinkonsum auf die Hälfte reduziert hat sich gegenüber einem Gelegenheitsraucher als Vorbild positionieren. Wir hatten eben 1990 einen sehr überproportionalen usstoß pro Kopf und jetzt einen mäßig überproportionalen (auch mehr im Vergleich zu China). Anders gesagt wir haben einfach schon viel länger die Umwelt verpestet. Soll Deutschland dafür einen Orden bekommen? Dazu kommt, dass diese Reduktion oft das Ergebnis industrieller Verlagerung ist, der Endkonsument aber oft doch in Deutschland sitzt. Zweitens, es ist aktuell (anders als bei China) kein vernünftiger Transformationsplan absehbar.

      • @Corina Strößner:

        Wieso reicht denn das nicht? Solange Asien plus Nordamerika 75% aller CO2-Emissionen verursachen und jedes Jahr mehr emittieren spielt es fürs klima keine Rolle was wir hier tun.



        Die pro-Kopf-Werte sind irreführend, denn die sagen nichts dazu aus welche Region der Erde das Klima stark oder schwach beeinflusst. Man kann wirklich nur mit den Absolutwerten pro Land oder Region argumentieren, wenn es um die Wirkung aufs Klima geht!



        Außerdem haben Import oder Export kaum Einfluss auf die Zahlen, denn in den meisten Ländern sind diese großenteils ausgeglichen, also ein Nullsummenspiel.



        China hat ihrer Meinung einen Transformationsplan. Wie sieht denn der aus, da China schon hat verlauten lassen, dass man wegen ihrer Volatilität nicht auf die EE umsteigen werde? Handelt es sich bei China um die Kernenergie als Lösung?



        Nochmal: Deutschland ist das Industrieland, das prozentual gesehen die stärksten Reduzierungen vorgenommen hat und Großbritannien das Land das mit den Absolutmengen die meisten Reduzierungen vorgenommen hat. Sie können das bei ourworldindata selbst problemlos nachprüfen. Global betrachtet hat Deutschland schon einen Orden verdient!

  • Wieso sollte jemand FFF Demos meiden, weil er*sie ein Problem mit Ende Gelände hat? Wer den Klimawandel ernst nimmt, geht protestieren. Die Klimakrise ist in den multiplen Krisen untergegangen und wurde verdrängt. Deswegen versuchen einzelne lauter und aktiver zu werden, um die Aufmerksamkeit zu halten, während die Masse sich abgewandt hat. Statt hier guten und bösen Klimaaktivismus gegeneinander auszuspielen oder eine geringe Beteiligung zu bedauern, sollten Sie selbst aktiv werden. Damit wäre allen geholfen. Ich wohne in einer ländlichen Region mit fossilen Großprojekten. Wir sind vor Ort froh, dass wir Unterstützung von Ende Gelände und der letzten Generation bekommen. Das sind Menschen, die sich auch die Zeit nehmen, einige Tage für einen Protest zu investieren. Ohne sie wäre Protest in ländlichen Regionen unmöglich. Übrigens: Tesla produziert vollkommen überdimensionierte SUV-Wagen und entzieht damit einer ganzen Region das Wasser. Wenn Sie möchten, dass FFF weiter macht, dann gehen Sie bitte hin und machen mit. Außerdem können Sie jederzeit die Aktion "Disrupt Musk" planen und starten. Da würde ich auch mitmachen.

    • @Corina Strößner:

      Wer den Klimawandel ernst nimmt, sollte vor allem eines tun: Wählen! Und zwar die, die sich kümmern.



      Die Politik bestimmt, wo es lang geht. So in das nun mal in einem demokratischen Land.



      Jetzt frage ich mich: Werden Aktivisten, die Verkehrswege blockieren, je eine grüne Stimme generieren? Ich fürchte, es ist eher das Gegenteil der Fall.



      Im Übrigen bin ich ebenfalls verärgert, dass fast nur noch SUVs neu auf den Markt kommen - bei allen Marken. Das ist kein Tesla - spezifisches Problem.

      • @Jörg Schubert:

        Es gibt aktuell keine für mich wählbare Partei. Die Grünen sind im Punkt Klimaschutz hinter der Ära Merkel zurückgefallen. Zum Beispiel:



        1) LNG Großprojekte, die nicht der Bevölkerung dienen (z. B. in Sassnitz).



        2) Aufweichung des Klimaschutzgesetzes mit Stimmern der Grünen.



        3) Die Bundesregierung handelt gesetzeswidrig. Auch Habeck weiß das und zieht es vor, diese Urteile zu ignorieren bzw. dann die Gesetze zu ändern. Diese aktuelle Politik nimmt den Tod vieler Menschen wissentlich in Kauf. Warum sollte ich die auch noch unterstützen? Während in Deutschland die radikalen Rechte den Diskurs verschoben haben, biegen die Grünen gleich mit nach Rechts ab... Mit ihrer eigenen Werten (denen von Petra Kelly) wollen die gar nichts mehr zu tun haben. Die Zerstörung meiner Heimat (durch fossilen Kapitalismus) wird doch nicht besser weil es von einem Grünen Wirtschaftsmisnister betrieben wird.

  • Das sieht nicht wirklich nach Massendemonstrationen aus - schade.

    Ich fürchte, die jüngsten Aktivitäten von Greta Thunberg, Letzte Generation und Ende Gelände haben so einiges beschädigt.

    Insbesondere die Aktion "Disrupt Tesla" ist recht merkwürdig. Es gibt hunderte von Industriestandorten in Deutschland, an denen man gegen CO2 - Emissionen demonstrieren sollte. Und ausgerechnet ein Elektroautohersteller wird bekämpft. In den Verwaltungsetagen der Ölindustrie wird man wohl begeistert sein. Und sich über diese Idioten totlachen...

    Leider muss auch FFF - Deutschland unter solchem Unsinn leiden. Lasst Euch nicht beirren und macht weiter!

    (P.S.: Bei einer Aktion "Disrupt Elon Musk" gehe ich mit. :-) )

    • @Jörg Schubert:

      Dann sollten Sie aber auch keinen Tesla kaufen. Denn die Produktionsstätte dieser Technologie passt nicht in ein Wasserschutzgebiet und produziert viel zu teure E-Fahrzeuge. Das bremst die Verkehrswende im Bereich Automobil.



      Kennen Sie noch Hambi? Eine "Demo" vor den Türen eines fossilen Konzerns. Vermutlich waren Sie dort nicht dabei.



      Gewaltfreier Protest zu kriminalisieren hilft unserem Anliegen nicht weiter.

      • @Sonnenhaus:

        Ich kann ihrer Logik nicht folgen. Unterstellungen und versteckte ad hominem Argumente bringen uns auch nicht weiter.



        Ich kriminalisiere nicht, sondern gebe meinen Eindruck wieder, dass gewisse Aktionen bei vielen auf Unverständnis stoßen. Das führt zu Trotzreaktionen - nicht nur bei AFDeppen.



        Was heißt "diese Technologie"? Dürfen in Wasserschutzgebieten nur Verbrenner produziert werden? So wie Mercedes das tut?



        Und was heißt "bremst die Verkehrswende"? Werden die deutlich teureren deutschen SUV-Verbrenner verschwinden, sobald Tesla Kleinwagen produziert?

        • @Jörg Schubert:

          "Dürfen in Wasserschutzgebieten nur Verbrenner produziert werden?"



          Es geht eigentlich um den hohen Wasserverbrauch des Unternehmens. Brandenburg ist keine Wüste (Danke für die Info, Mr. Musk!), allerdings bereits historisch eher für Wasserknappheit bekannt.

  • Das mit dem Klimaschutz ist im Moment nicht dringlichste Problem in Deutschland. Außerdem wird es nicht funktionieren ohne dass es zu sozialen Verwerfungen kommt.



    Hoffentlich bauen die Demonstranten keinen Mist, sonst geht die Akzeptanz weiter runter.

    • @Der Cleo Patra:

      Ich wünsche mir die Zeit zurück als Grüne noch den Mut hatten, ihre eigenen Themen zu setzen, anstatt sie zu verleugnen. @Jörg Schubert: Diese Parteien mögen ein großes Problem sein, aber wenn die Links-Grünen mutig genug wären, ihre eigenen Positionen wieder ernst zu nehmen, hätten diese Parteien vielleicht auch weniger Zuspruch. Wir haben aktuell eine ca 10% Wahrscheinlichkeit, dass der Golfstrom noch dieses Jahrhundet versiegt, was die gesamte Lebensmittelproduktion und die Vegetation in Europa quasi auf den Kopf stellen würde, absehbar massive Wassprobleme (sowohl Futen als auch Dürren) und wir sind GARNICHT vorbereitet. Es scheitet ja nicht nur bei der Eindämmung des Klimawandels. Wir passen uns auch nicht darn an. Solange Menschen wie Sie vor Klimaaktivismus mehr Angst haben als vor dem Klimawandel, ist es doch klar, dass Klimaaktivisten nicht ernst genommen werden, weil es dann eben nicht mehr als Feueralarm erscheint sondern als eine Horde Ruhestörer. Ist Ihnen wirklich klar, wie bedrohlich unsere Situation ist?

    • @Der Cleo Patra:

      Stimmt! Das dringlichste Problem im Lande ist, dass wir jetzt schon zwei Parteien haben, die nur populistischen Unfug veranstalten.



      Das zweite Problem ist, dass wichtige Industriezweige gerade von China überrollt werden. Statt mit Dieselmogelei Zeit zu verschwenden, hätte man sich um die Zukunft kümmern müssen. Die war auch im Jahr 2015 schon gut absehbar.