Situation der Klimabewegung: Entering Late-Stage-Klimaproteste

Fridays for Future protestiert bundesweit mit Verdi. Die Bewegung braucht das Bündnis, um weiter relevant zu bleiben. Es bietet aber auch neue Chancen.

Eine Frau trägt eine Warnweste mit den Aufschriften «ver.di» und «Wir fahren zusammen».

Warnstreik von Verdi und Klimastreiks von Fridays for Future Foto: Hannes P Albert/dpa

Die Klimabewegung ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Ihr klassischer Protest geht zu Ende, aber vielleicht macht sich gerade eine neue Tür auf.

Der für Freitag angesetzte Klimastreik blieb für viele unter dem Radar. Die Auswirkungen des Streiks im Nahverkehr spüren die Menschen in vielen Bundesländern seit Donnerstagmorgen dagegen umso mehr. Kein Klimaprotest würde es schaffen, so deutlich zu machen, dass wir einen guten öffentlichen Nahverkehr brauchen.

Aber dass sich Fridays for Future (FFF) bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi untergehakt hat mit dem gemeinsamen Streikmotto: „Wir fahren zusammen“, geht unter.

Wer braucht hier eigentlich wen, um auf sich aufmerksam zu machen, und was ist mit der Klima­bewegung los? Überhaupt war FFF nach den großen Protesten in Lützerath vor einem Jahr nur noch wenig präsent. Zwar war die Gruppe erst zum Jahresanfang maßgeblich daran beteiligt, dass nach den Correctiv-Recherchen in so kurzer Zeit so schnell so viele gut organisierte Großproteste möglich waren. Aber als Bewegung waren sie auf diesen wenig präsent.

Die Zeit der großen Klimaproteste ist vorbei. Die Bewegung muss sich also die Frage stellen, wie sie weitermachen will.

Die Zeit der großen Klimaproteste ist vorbei. Auch die Letzte Generation will sich nicht mehr auf die Straße kleben. Die Bewegung muss sich also die Frage stellen, wie sie weitermachen will.

Mehr Bevölkerungsgruppen mitnehmen

Das Verständnis, dass die Klimakrise eine große Bedrohung ist, ist durchgesickert – das war ihr Erfolg. Nun geht es aber an die komplizierte Umsetzung einer großen klimaneutralen und sozial-gerechten Umstrukturierung der Wirtschaft. Dabei nur zu rufen: „Die Klimakrise ist wichtig, ihr müsst handeln“, ist vielleicht nicht genug.

Wie das aussieht, wenn es nicht gelingt, die Bevölkerung bei diesem Prozess der Transformation mitzunehmen, wurde in der Debatte zum Gebäudeenergiegesetz deutlich. Und wenn die Politik es nicht schafft, wäre das die Aufgabe der Klimabewegung.

Dafür braucht es viele Gespräche und nicht nur die großen Parolen. Einen Blick in die Breite zu wagen und zu versuchen, mehr Bevölkerungsgruppen mitzunehmen, ist wichtig und richtig. Klimagerechtigkeit zu fordern ohne die Ar­bei­te­r*in­nen – ohne die, die sich heute schon vor steigenden Kosten fürchten – ist unauthentisch.

Deshalb muss sich die Klimabewegung an manchen Stellen auch neu erfinden und dafür muss vielleicht auch ein alter Teil der Identität sterben. Dennoch ist das, was die Klimabewegung aufgebaut hat, nicht zu unterschätzen. Denn die Bewegung ist gut organisiert, darin geübt, Demos anzumelden, für Bühne und Lautsprecher zu sorgen, und lokal gut vernetzt.

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Seit April 2023 taz Panter Volontärin. Vorher Biochemie studiert. Schreibt gerne über Wissenschaft, Gesundheit und soziale Ungleichheit. Aktuell im Berlin Ressort.

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