piwik no script img

Polizeigewalt auf Palästina-DemosDie Gesellschaft schaut weg

Hanno Fleckenstein
Kommentar von Hanno Fleckenstein

Der propalästinensische Protest in Berlin ist durchaus laut. Arg leise bleibt es gesellschaftlich zur Polizeigewalt bei diesen Demonstrationen.

Propalästinensische Demonstrationen gibt es viele in Berlin. Hier eine vom 27. Mai Foto: Paul Zinken/dpa

F ast niemand schaut noch hin, wenn in Berlin gegen den Krieg in Gaza protestiert wird. Umso überraschender ist, dass es nach der jüngsten propalästinensischen Demonstration vergangene Woche nicht nur Empörung über Ausschreitungen und „Hamas“-Rufe gibt, sondern auch über heftige Polizeigewalt.

Der Auslöser sind Videos, die während und nach der vorzeitig beendeten Demo aufgenommen wurden. Sie zeigen etwa, wie ein Polizist eine Frau unvermittelt von hinten zu Boden stößt, wie ein anderer Beamter einem am Boden fixierten Jugendlichen mehrere Faustschläge in die Seite verpasst oder wie ein weiterer Polizist eine kniende Person würgt und anherrscht, sie solle „aufhören zu schauspielern“.

Dass linke und nicht staatstragende Demos von Polizeigewalt betroffen sind – das ist nichts Neues. Neu ist aber die Gleichgültigkeit, mit der das Woche für Woche in Berlin aufgenommen wird.

Beinahe jeden Samstag zieht ein propalästinensischer Protestmarsch durch einen anderen Bezirk Berlins. Und fast jedes Mal geht die Polizei rein und nimmt gewaltsam Leute fest. Videos von den Zugriffen kursieren im Netz, die Betroffenen werden in Rugby-Manier umgetackelt, kassieren Kopfnüsse mit Polizeihelmen, Tritte, Schläge.

Teilnahmsloses Schulterzucken

Doch die Öffentlichkeit, und da ist das linke Spektrum mitgemeint, quittiert diese Dokumente von staatlicher Gewalt – die sich oft auch noch gegen eine von Rassismus betroffene Minderheit richtet – mit einem teilnahmslosen Schulterzucken. Es folgt der reflexhafte Fingerzeig auf fragwürdige bis strafbare Zwischenfälle bei diesen Demos nach dem Motto: Selbst schuld, die haben es provoziert und deshalb nicht anders verdient. Statt den Opfern von Polizeigewalt Solidarität und Empathie entgegenzubringen, werden sie unter Generalverdacht gestellt, pauschal diffamiert und kriminalisiert.

Oft heißt es dann noch, die Clips seien „aus dem Kontext gerissen“. Aber die abgebildeten Szenen haben mit legitimer Strafverfolgung nichts zu tun. Es sind spontane und brutale Attacken. Auch ohne zu wissen, was davor passiert ist, ist es ein Skandal, wenn arglose oder bereits fixierte Personen zusammengeschlagen werden.

Polizeigewalt gedeiht dort am besten, wo Medien, Po­li­ti­ke­r*in­nen und der Rest der Gesellschaft wegschauen. Und genau das passiert seit Monaten. Fast nie begleiten Abgeordnete als parlamentarische Be­ob­ach­te­r*in­nen die Demos. Lokale und überregionale Medien schicken nur noch selten Reporter*innen. Wenige bis keine professionelle Pres­se­fo­to­gra­f*in­nen dokumentieren die Demos. Und so sind es am Ende oft tendenziöse Videos eines Bild-Reporters, die die öffentliche Wahrnehmung prägen, gemeinsam mit Nachrichtenagenturen, die Polizeimeldungen abschreiben.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Diese Ignoranz führt zur Normalisierung und Verharmlosung staatlicher Gewalt – und in der Folge zu erneuten und womöglich noch hemmungsloseren Exzessen. Es sind die Ak­ti­vis­t*in­nen selbst, die inzwischen mit eigenen Doku-Teams die Übergriffe der Polizei auf den Demos festhalten. Ohne diese Arbeit wären auch die gewalttätigen Festnahmen vergangene Woche wohl unbeachtet geblieben. Auf deren Basis läuft nun auch ein Ermittlungsverfahren gegen einen Polizisten – mit mäßigen Aussichten auf Erfolg, wie die Erfahrung lehrt.

Trotzdem ist es ein beachtliches Ergebnis. Es zeigt: Wenn hingeschaut, berichtet und kritisiert wird, kann die Polizei nicht einfach machen, was sie will. Dass diese Aufgabe momentan den Betroffenen selbst überlassen wird, ist ein Armutszeugnis. Umso mehr muss ihren Erfahrungsberichten Gehör und Glauben geschenkt werden.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Hanno Fleckenstein
Redakteur taz.berlin
Redakteur für Innenpolitik im Berlinteil. Seit 2021 bei der taz, zuerst als freier Mitarbeiter und Text-Chef in den Ressorts Inland, Wirtschaft+Umwelt, Meinung und taz.eins. Hat Politikwissenschaft und Publizistik in Berlin und Maskat (Oman) studiert.
Mehr zum Thema

30 Kommentare

 / 
  • Das Prinzip Schulterzucken ist nachvollziehbar aber sollte doch nicht stolz überhöht werden. Es gibt auch Prinzipien, die für eine Demokratie von Bedeutung sind und stolzes Schulterzucken steht diesen irgendwie entgegen. Die Frage wen ein Unrecht trifft ist - aus Prinzip - zweitrangig, jedenfalls wird aber Unrecht nicht zu Recht, je nach dem, wen es trifft. Man muss nicht im dritten Reich leben um diesen Worten eine universelle moralische Erkenntnis entnehmen zu können:

    „Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.



    Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat.



    Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Gewerkschafter.



    Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“



    Martin Niemöller

    Nun wurde natürlich niemand von der Gestapo geholt, aber es geht eben: ums Prinzip.

  • Der Einsatz unverhältnismäßiger Polizeigewalt sollte niemanden treffen. Dennoch kommt es immer wieder zu Vorwürfen, dass Polizeigewalt selektiv angewendet wird. Besonders auffällig ist dies bei Pro-Palästina- oder Friedensdemonstrationen, wo Berichte über den Einsatz von Schlagstöcken, körperlicher Gewalt und brutalen Festnahmen keine Seltenheit sind. Im Gegensatz dazu scheinen rechtsextreme Demonstrationen häufig mit deutlich weniger Härte konfrontiert zu werden. Diese unterschiedlichen Vorgehensweisen werfen Fragen auf:

    Könnte dies möglicherweise daran liegen, dass einige Polizisten, Politiker und manche Medienschaffenden eine rechte Gesinnung teilen?

  • Es ist erschreckend zu sehen, wie sogar Floristen in der Taz versuchen diese Polizeigewalt zu legitimieren.



    Die Argumentation läuft meist wie folgt:

    Irgendwer auf irgendeiner propalästinensischen Demo habe (nach Meinung der Polizei) irgendeine Straftat begangen, deswegen sei eine brutale, kollektive Bestrafung von allen Demoteilnehmern gerechtfertigt.

    • @Timothee Güsten:

      Nein, die Argumentation ist: Von diesem Demonstrationen aus werden linke Gegendemonstranten, Journalistinnen und Journalisten angegriffen, es wird die faschistische Organisation Hamas gefeiert, die Zerstörung Israels proklamiert etc. Diese Demonstrationen sind nicht im geringsten "links" und spalten sich auch absichtlich ab. Und daher empfinden Linke Menschen wenig Impuls, sich hier für irgendwas einzubringen.

      Jetzt noch den Taz-Lesern die Legitimation von Polizeigewalt zu unterstellen, ist einfach lächerlich. Wer sich links engagiert, hat mit den Wahlen in Ostdeutschland vermutlich einfach besseres zu tun, als dem Generve der Palästina-Demos nachzukommen.

      • @Lulu Lama:

        Ich will nicht abstreiten, dass auf manchen der vielen, vielen propalästinensischen Demos schonmal ein Journalist attackiert oder ein Hamas Zeichen gezeigt wurde oder oder...



        Diese Fälle werden dann nur leider instrumentalisiert um alle (größtenteils friedlichen) Demonstranten über einen Kamm zu scheren und zu delegitimieren. Ähnlich wie in Ihrem Kommentar.



        Dass dann eine wehrlose Frau von einem männlichen Polizisten in Vollmontur von hinten zu Boden getackelt wird demzufolge schulterzuckend hingenommen.

  • "..unter Generalverdacht gestellt, pauschal diffamiert und kriminalisiert. "

    Die eine Seite macht das mit den Demonstranten, die andere dann mit den Polizisten.

    Gehör und glauben schenken trifft es ziemlich gut und am besten nicht zu tief nachfragen, da sonst Zweifel aufkommen könnten, ob da nicht noch andere Zusammenhänge eine Rolle spielen . Menschen die sich sehr emotional an eine Sache binden fehlt es doch nicht selten an einer differenzierten Sichtweise.



    Meist ist es ziemlich gut dass die Mehrheit, wie vom Autor gewünscht, nicht gleich loszieht und alles glaubt. Das gilt für den Fall der Polizisten gleichermaßen wie für Solingen und Mannheim. Es gibt ja nicht nur linke Medien in Deutschland.

  • Polizeigewalt gehört sich nur in genau definierten Ausnahmefällen.



    Als Bevölkerung müssen wir immer wieder auch den Polizeivorgesetzten klarmachen, dass Demonstrationen wichtig sind. Und das habe ich sogar auch schon über Covid-Namentänzers geschrieben.

    Abgesehen davon, dass gerade palästinensische Menschen in Gaza und Westbank wirklich noch viel größere Probleme haben als sonst ohnehin schon. Dann noch druff, hat noch mal einen seltsamen Unterton.

  • Laut dem Video war und ist der gewaltsame Eingriff des Polizisten völlig unnötig. Hier gehört ermittelt und die Justitz sollte hier ebenfalls eingreifen. Wir haben Meinungsfreiheit und ein Demonstrationsrecht. Das gilt für ALLE. Und dies gilt es zu schützen.

  • Es mag ja sein, dass Polizei unverhältnismäßig handelt, kommt ja oft genug vor. Allerdings werde ich den Eindruck nicht los, dass auch hier beim Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt eine gezielte Übertretung von Auflagen zumindest in Kauf genommen wird, damit Polizei Bilder des Opferseins liefert, mit denen man dann Stimmung machen kann. Dient der Sache aber nicht so richtig.

    • @aujau:

      Was für ein armseliger Versuch, Polizeigewalt zu rechtfertigen. Ihre Logik ist bestechend: Die Opfer von Gewalt sind selber schuld.



      Nur zur Erinnerung: Wenn Auflagen übertreten werden, berechtigt das die Polizei dazu, einzuschreiten. Es berechtigt die Polizei unter keinen Umständen, unverhältnismäßige Zwangsmittel und Gewalt anzuwenden.

      • @HaMei:

        Das habe ich auch gar nicht gesagt. Was für ein armseliger Versuch, mir das zu unterstellen.

  • 6G
    619501 (Profil gelöscht)

    Im Gegensatz zu den anderen Kommentaren muss ich Ihnen Recht geben.

    Das geht aber nur, wenn der Wert Demonstrationsfreiheit an sich im Mittelpunkt des eigenen Denkens steht. Nicht die Weltanschauung.

    Die Gleichgültigkeit, das Schulterzucken, gar die hämische und offene Freude der meisten Linken über Polizeigewalt hat man genug und übergenug zu Coronazeiten gegen die sog. „Schwurbler“ und „Coronaleugner“ erlebt.

    Unvergessen: Schlagstocksaskia

  • Zum Rest wirdw hier bereits einiges gesagt. Das Pressebash8ng irritiert aber auch etwas...

    "Lokale und überregionale Medien schicken nur noch selten Reporter*innen." Vielleicht unterhalten Sie sich mal mit den Kolleg*innen von der DJU. Die berichten nämlich davon, dass ständig Journalist*innen aus den Demos heraus angegriffen wurden und werden. Besteht da vielleicht ein Zusammenhang? Ich denke schon.

    "Und so sind es am Ende oft tendenziöse Videos eines Bild-Reporters, die die öffentliche Wahrnehmung prägen..." Sie meinen sicher Iman Sefati, dem ein regelmäßiger Teilnehmer dieser Demos mit einem Messer aufgelauert hat, weil ihm die Berichterstattung nicht gefiel. Was genau an seinen Videos tendenziös sein soll, erschließt sich mir allerdings nicht. Reicht es, dass er bei der Bild arbeitet oder woher kommt das?

  • Mein Gott....was für ein naiver und einseitiger Artikel. Hier werden radikale Demonstranten und Gesetzesbrecher mal wieder zu Opfern gemacht. Warum kann man nicht friedlich demonstrieren...dieses Recht steht auch propalästinensischen Gruppen zu. Warum unterbinden die Mitdemonstranten nicht die gewalttätigen Ausuferungen?

    • @JEDERHATSEINEMEINUNG:

      Polizeigewalt ist Polizeigewalt, egal gegen wen, egal, aus welchem Grund. Aber der Relativierungsversuch, den Sie hier starten, passt in den gesamten Umgang mit den Palästinensern. Den zivilen Opfern in Gaza wird das Opfersein ja auch zum Vorwurf gemacht.

      • @HaMei:

        Nein, die Opfer sind Opfer und als solche zu bedauern; wirft ihnen auch niemand vor. Sie sollten aber besser klar benennen um wessen Opfer es sich handelt; nämlich um die der Hamas und eines fanatischen Israelhasses und Judenhasses. Daran scheitert es leider bei Ihnen und so vielen anderen auch und dann wird sich in so krude Behauptungen verstiegen wie man dürfe sein Mitgefühl mit den Zivilisten in Gaza nicht zum Ausdruck bringen. Das ist gelinde gesagt Schwachsinn. Nur wenn Sie meinen, dass der Ausdruck von Mitgefühl mit den Menschen in Gaza zwangsläufig mit Gewalt gegen Polizei und Gegendemonstranten, mit Aufrufen zu Gewalt, Volksverhetzung und Terrorverherrlichung einhergehen müsse dann haben Sie recht: das dürfen Sie in Deutschland tatsächlich nicht und das ist auch sehr gut so.

        • @Fran Zose:

          Das bleibt unterkomplex, egal wie oft Sie das wiederholen, und zwar auf mehreren Ebenen: Sie reduzieren den NO-Konflikt (der weder am 7.10, noch mit der Gründung von Hamas begonnen hat) auf ein simples S/W-Schema, ohne die Rolle Israels und seiner Besatzungspolitik auch nur im Ansatz zu reflektieren, und Sie blenden aus, dass jeder Akteur an das humanitärere Völkerrecht gebunden bleibt, egal welche Verantwortung er für den zugrundeliegenden Konflikt hat: wenn Israel Kriegsverbrechen begeht (was nun wirklich hinreichend dokumentiert ist – warum, glauben Sie, haben sich inzwischen sogar EU-Staaten der südafrikanischen Klage angeschlossen?), ist dafür Israel selbst verantwortlich und nicht Hamas (genauso, wie Hamas die Ermordung von Zivilisten nicht mit dem Recht auf Widerstand legitimieren kann). Diese „Er ist an allem schuld“-Kindergarten-Logik ist angesichts des Sterbens in Gaza einfach nur grenzenlos zynisch.

          • @O.F.:

            Eine Anklage ist noch lange kein Urteil, dass sollte Ihnen der so gerne Begriffe wie Völkerrecht im Munde führt bewusst sein. Des Weiteren würde ich ihnen nicht widersprechen, dass Kriegsverbrechen geahndet gehören egal wer sie begeht; gilt selbstverständlich auch für Israel. Aber das ist der Unterschied zwischen Israel und der Hamas: Letztere begeht sie vorsätzlich und feiert sich dafür, in Israel wird es untersucht werden. Abgesehen schreiben Sie in Ihrer Komplexität vollkommen am Thema vorbei. Ich habe lediglich Mitforisten Hamei widersprochen in seiner falschen Aussage man würde den Opfern in Gaza ihre Opferdasein vorwerfen. Tut niemand, tue ich nicht. Abgesehen davon bleibt es richtig, dass der aktuelle Gazakrieg durch die Terrorattacke der Hamas ausgelöst wurde. Das können Sie versuchen zu verneinen und zu relativieren, falsch bleibt es trotzdem. Darin steckt keine Aussage über die Vorgeschichte. Ist es Ihr Muster etwas aufzugreifen was gar nicht behauptet wurde und das offensichtlich nur in Ihrer Interpretation existiert um es dann mit wohlfeilen Worten zu widerlegen? Wenn Sie sich dadurch der vermeintlichen Kindergartenlogik überlegen fühlen, sei es Ihnen gegönnt.

  • Danke an alle bisherigen Kommentierenden. Ich schließe mich an: antisemitischen, die Hamas als postkolonial-revolutionär abfeiernde und das Massaker an israelischen Jüd*innen regelmäßig ignorierenden Demonstrant*innen kann ich ihr Dank unserer offenen Gesellschaft verbrieftes Recht auf Meinungsäußerung zugestehen. Mehr aber auch nicht. Um den Rest soll sich das Strafrecht kümmern. Ende der Empathie-Fahnenstange.

  • "Doch die Öffentlichkeit, und da ist das linke Spektrum mitgemeint, quittiert diese Dokumente von staatlicher Gewalt – die sich oft auch noch gegen eine von Rassismus betroffene Minderheit richtet – mit einem teilnahmslosen Schulterzucken. "

    Ich bin nicht teilnahmslos, ich mag nur nicht alle Linken.

    • @pitpit pat:

      Nun muss man die propalästinensischen Proteste nicht mögen, um das polizeiliche Vorgehen dagegen problematisch zu finden. Es geht hier auch einfach um rechtsstaatliche und demokratische Ideale, deren Eigenwert man auch dann erkennen kann, wenn man nicht mit jedem sympathisiert, der sie in Anspruch nimmt - oder vielleicht sogar: gerade dann. Die Stärke eines Rechtsstaats zeigt sich daran, wie er mit Dissens umgeht. Regierungspolitik loben kann man sogar in Nordkorea gefahrlos - gegen diese auf die Strasse zu gehen allerdings...

      • @O.F.:

        Da bin ich ganz bei Ihnen. Doch in Anbetracht des Unrechts auf der Welt und meiner begrenzten Lebenszeit war es mir ein kleines Bedürfnis Herr Fleckenstein wissen zu lassen, dass mir das nicht den Schlaf raubt.

  • Vielleicht liegt es auch daran, dass keine dieser sog. propalästinensischen Demonstrationen auskommt ohne dass es auf ihnen zu gewaltsamen Übergriffen auf Polizisten oder Gegendemonstranten kommt, ohne dass zu Hass und Gewalt aufgerufen wird und ohne dass es dort zu volksverjetzenden Parolen kommt. Der Autor hat recht, das rechtfertigt keine Polizeigewalt und es ist gut, dass diese Sachen untersucht werden. Aber Mitgefühl mit jenen zu erwarten, die wieder und wieder Gewalt ausüben und dazu auch aufrufen ist dann doch etwas viel erwartet. Wenn die Polizei diese Menschen dabei verhaftet, dann muss das in einem Rechtsstaat auch rechtsskonform zu gehen und wenn nicht ist gegen die Beamten eine Verfahren einzuleiten. Aber das lediglich mit unterstelltem Rassismus zu erklären ist schlicht falsch. Zum einen weil grade bei der Berliner Polizei es einen hohen Anteil mit Migrationshintergrund gibt und zum anderen, weil diese Leute eben Straftaten auch gegen Polizisten begehen.

  • Demonstranten die friedliche Gegendemonstranten mit Flaschen und Steinen bewerfen, einem Staat das Existenzrecht absprechen und eine Terrororganisation mit Sprechchören feiern, stehen beim Großteil der Bevölkerung sicherlich nicht ganz oben auf der Sympathieskala. Das dürfte einerseits einen nicht unerheblichen Anteil an der vom Autor beklagten Ignoranz erklären.

    Polizeigewalt betrifft meist Einzelfälle und jeder betroffenen Person steht es frei Strafanzeige zu erstatten. Das Todschlagargument einer Gegenanzeige wegen Widerstand oder Verleumdung ist in sofern ersteinmal unerheblich, da dessen Gegenstand keiner Einleitung eines Ermittlungsverfahrens entgegensteht. Schlimmstenfalls gibt es halt zwei Verfahren.

    Polizeiliche Willkür ist in einem Rechtsstaat grundsätzlich nicht akzeptabel und schon aus Eigeninteresse schauen Polizei und Politik bei Vergehen der Beamten in der Regel genauer hin. So wurde auch mittlerweile gegen den Beamten ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, der die Frau bei der Demo von hinten zu Boden gestoßen hat.

    Warum Demonstranten daher unbedingt Fürsprecher von Seiten der Öffentlichkeit oder in Form der Berichterstattung benötigen erschließt sich mir nicht

  • Dieser Artikel suggeriert, die Polizei würde wie eine Horde Vandalen grundlos auf friedliche Demonstranten losgehen in dem er verschweigt, dass zuvor fast immer ein Verstoß gegen die Auflagen von Demoteilnehmern passiert ist.

    Meistens ist doch folgender Ablauf zu lesen:

    - Demoteilnehmer verstoßen gegen Auflagen, wie z



    B. das skandieren von volksverhetzenden Parolen



    - Dann MUSS die Polizei reagieren (dafür wird diese schließlich bezahlt und es ist ihr Auftrag)

    Und natürlich müssen die Polizisten verhältnismäßig agieren. Aber in den Uniformen stecken auch nur Menschen. Wenn sie beschimpft, bespuckt, mit Pflastersteinen oder Flaschen beworfen werden (wie eben auch auf propalästinensischen Protesten)



    können einem schon mal die Nerven durchgehen.

    Ist natürlich keine Rechtfertigung, aber eine Erklärung.



    Ein konsequenteres Handeln der Ordner bei Demonstrationen würde vielleicht verhindern, dass es erst so weit kommt.

  • Ich dachte in meiner Naivität, es ginge in dem Artikel um die stetige Gewalt, die aus der Palästinafraktion kommt. Da werden ja nicht nur Polizisten angegriffen sondern auch jede andere Person, die der eigenen genozidalen Hamas-Abfeier-Agenda kritisch gegenübersteht.

    Verkehrte Welt, Herr Fleckenstein, die Polizei "geht rein", um Leute zur Identitätsfeststellung heranzuziehen, die den Hitlergruß zeigen, zum Genozid aufrufen, Flaschen werfen, Passanten bedrohen oder auch mal ganz charmant den ein oder anderen Kollegen von der Presse bedrohen, der in ihren Augen zu kritisch berichtet.

    Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

    • @Heike 1975:

      An welcher Stelle betreibt der Autor in seinem Artikel eine Täter-Opfer-Umkehr?

    • @Heike 1975:

      Geht mir genauso, ich habe eher den Eindruck, die Gesellschaft nimmt es hin, dass diese Aktivisten mittlerweile ohne groß mit der Wimper zu zucken, "Hamas, Hamas" skandieren, Gegenproteste und Polizei attackieren.

      Wer das alles live und in Farbe sehen will, dem empfehle ich, wie schon so oft, die Videos des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus.

      In diesem Beispiel gehen sie auch massiv, u.a. auch mit sexistischen Beleidigungen, gegen die FDP-Politikerin Karoline Preisler vor, die sich tapfer und im Alleingang immer wieder in die Höhle des Löwen begibt:

      www.facebook.com/w...n%20antisemitismus

    • @Heike 1975:

      Danke. Besser hätte man es kaum umschreiben können!

  • "Statt den Opfern von Polizeigewalt Solidarität und Empathie entgegenzubringen [...]"

    --> Mit Verlaub, aber meine ganz persönliche Empathie mit Unterstützern, Relativierern und Befürwortern der Hamas-Schlächter hält sich in Grenzen. Wer "Fromm the river to the sea" und ähnliches skandiert, kann nicht auf meine Solidarität und Empathie zählen.

    Das ist noch lange kein Grund für rechtswidrige Polizeigewalt. Aber wer auf der Seite von Mördern und Terroristen steht, kann nicht erwarten, dass ich mich Schulter an Schulter neben ihn stelle. Auch dann wenn ihm vielleicht wirklich Unrecht geschieht.

    Der Artikel fasst meine Haltung dazu schon richtig zusammen: Schulterzucken.