Brand im AKW Saporischschja: Das Atomkraftwerk-Schattenboxen

Der Brand im AKW Saporischschja sollte unabhängig aufgeklärt werden. Die Lehre daraus ist allerdings schon klar: der Ausbau erneuerbarer Alternativen.

Das Atomkraftwerk Saporischschja im Oktober 2024 liegt im Kriegsgebiet und ist damit besonders gefährdet Foto: Pavel Lisitsyn/imago

Wenn der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) von Glück spricht, muss uns das zu denken geben. Wöchentlich warnt seine Behörde seit Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs vor dem Gefahrenpotenzial von Atomkraftwerken im Kriegsgebiet. Bislang stoßen alle Forderungen zur Verbesserung der ­Sicherheitslage allerdings auf taube Ohren.

Seit dem 24. Februar 2022 wurden auch atomare Tabus gebrochen und Grenzen verschoben: Atomkraftwerke wurden zu Instrumenten der Kriegsführung, und selbst unverzichtbare Infrastruktur zu deren Kühlung wie der Kachowka-Staudamm ist vor gezielter Zerstörung nicht sicher. Russland hält das AKW Saporischschja besetzt. Kriegshandlungen finden in dessen unmittelbarer Nähe statt.

Alle sechs Reaktoren der Anlage sind mittlerweile heruntergefahren. Aber eine Nuklearanlage mit spaltbarem Material ist auch heruntergefahren und selbst in Friedenszeiten kein Ort, mit dem Spielchen gespielt werden dürfen, auch nicht, um Botschaften bzw. Drohungen an die Welt auszusenden.

Die Rauchentwicklung im Kühlturm muss unverzüglich aufgeklärt werden. Dazu braucht die IAEO jetzt uneingeschränkten Zugang zur Anlage. Atomkraftwerke dürfen nicht zum explosiven Spielball im Krieg werden. Nicht in der Ukraine und auch nirgendwo sonst.

Hierzu müssen alle Akteure ihrer Verantwortung nachkommen. Neben internationaler Kontrolle von Atomkraftwerken bedeutet das auch, den Ausbaupfad der erneuerbaren Energien konsequent weiterzugehen und den Anteil des Atomstroms weltweit weiter zu senken.

Dass sich die IAEO mit ein paar Staaten aller sicherheitspolitischer Vernunft zum Trotz einen Ausbau von Atomenergie wünscht, ist angesichts der Warnungen aus der Ukraine an Hybris nicht zu überbieten. Gerade die Idee der Mini-AKWs würde das Sicherheitsrisiko an viel mehr Orte der Welt tragen. Wer soll das noch überwachen und schützen?

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ist Abgeordneter im Bundestag und dort Vorsitzender im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Er ist der Atompolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen.

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