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F-16-Lieferung für SelenskyjKampfjets werden Realität

Nach langem Warten erhält die Ukraine F-16-Kampfjets von den westlichen Verbündeten. Und hofft damit auf eine neue Phase der Luftverteidigung.

Präsident Selenskyj bei der Präsentation eines F-16-Kampfflugzeuges am 4.8 Foto: Efrem Lukatsky/ap/dpa

Berlin taz | Rund ein Jahr dauerte es, nun sind die ersten Kampfjets vom Typ F-16 in der Ukraine eingetroffen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj präsentierte sichtlich stolz die Flieger, die „eine neue Phase der Luftverteidigung einleiten sollen“. Selenskyj sprach von Hunderten Treffen und Verhandlungsrunden mit den westlichen Verbündeten. Konkret wurde die Lieferung der Kampfjets beim Nato-Gipfel im vergangenen Jahr im litauischen Vilnius. An vorderster Front des Bündnisses, um die Luftverteidigung der ukrainischen Armee zu stärken: Niederlande, Dänemark, Norwegen und Belgien.

„Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt zu unserem Sieg“, schrieb Armeechef Olexander Syrskyj auf Telegram. „F-16 in der Ukraine – das bedeutet mehr getötete Besatzer, mehr abgefangene Raketen oder Flugzeuge, mit denen die russischen Verbrecher unsere ukrainischen Städte angreifen.“

Die Bomber zählen zu den leistungsfähigsten Militärjets weltweit. Sie können in sehr niedriger Höhe und bei nahezu jedem Wetter fliegen. Ihr Einsatz dient sowohl der Verteidigung in der Luft als auch gegen Ziele am Boden.

Mehr als 60 Kampfjets aus US-amerikanischer Produktion hatten die Verbündeten zugesagt und die Ausbildung ukrainischer Piloten und des Bodenpersonals übernommen. Deutschland beteiligte sich nicht an dieser Allianz innerhalb der Nato-Staaten. Die Bundesregierung engagiert sich bei der Luftabwehr und hat mehrere Patriot-Systeme selbst an die Ukraine geliefert und um weitere Systeme bei anderen Staaten geworben. Zu den größten Unterstützern zählen auch hier die USA.

Selenskyj fordert umgehend weitere Kampfjets

Wie viele Jets bisher in der Ukraine eingetroffen sind, sagte Selenskyj nicht. Laut dem US-Magazin The Economist sollen 10 geliefert worden sein, bis zum Ende des Jahres sollen weitere 10 hinzukommen und schnell einsatzbereit sein. Nach Einschätzung des Institutes for the Study of War bräuchte es allerdings eine substanzielle Anzahl an F16-Bombern, damit die ukrainische Armee ihren Luftraum vor der russischen Armee besser schützen kann. Insbesondere deren Einsatz im russischen Grenzgebiet sowie auf dem von Russland besetzten Territorium könnte für eine Wendung im zermürbenden Stellungskrieg sorgen.

Selenskyj forderte umgehend weitere solcher Kampfjets. Russische Militärblogger spielten dagegen die Bedeutung der F-16 für das Kriegsgeschehen umgehend herunter. Zugleich wurde von offizieller Seite kolportiert, dass mit der Lieferung der Kampfjets sowie weiterer westlicher Waffensysteme erneut „eine rote Linie“ überschritten worden sei. Ukrainische Militärexperten rechnen damit, dass die russische Armee versuchen wird, die F-16 auf den Stützpunkten zu zerstören. Zudem dürfte es schwierig werden, das dichte russische Flugabwehrnetz zu durchbrechen.

Die Ukraine erhält aber nicht nur Nachschub an militärischem Gerät. Wie der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal am Montag via X (ehemals Twitter) mitteilte, erhält das Land über die Weltbank rund 3,9 Milliarden US-Dollar aus den USA. Mit dem Geld sollen vor allem die Gehälter von Leh­re­r:in­nen oder Rettungskräften bezahlt werden, zudem geht es um die Finanzierung von Sozialleistungen.

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9 Kommentare

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  • Bei flugrevue.de stand



    "Die dänische Luftwaffe ersetzt ihre F-16 – größtenteils zwischen 1980 und 1991 ausgeliefert – zeitnah gegen fabrikneue Lockheed Martin F-35A. Neben Argentinien soll auch die Ukraine einige der ausgemusterten F-16 erhalten – allerdings geschenkt. Die Rede ist offiziell von 19 Maschinen."



    Robust ja, aber modern? Offensichtlich gibt es auch hier in mehreren Dekaden erhebliche technische Innovationsschübe, die sich auch auswirken werden.

  • Es gibt kaum einen (seriösen) Experten, der die F16 als Gamechanger sieht. Letztendlich wird es natürlich helfen, aber nichts an der Grundproblematik ändert:

    "Ukraine sofort alles zu geben, was sie haben will, oder auf eine langfristige Unterstützung zu setzen. Die erste Option sei offenbar nicht erwünscht, speziell auch nicht vom "wesentlichen Player" USA. Daher verfolge man nun den nachhaltigen Weg, der aber wiederum die Frage aufwerfe, ob die Ukraine imstande sei, die "Humanressourcen", also die Soldaten, zu stellen."

    www.zdf.de/nachric...-russland-100.html

    Reisner fasst die Problematik sehr gut zusammen.



    Wie aber soll die Ukraine eine "Menschenschlacht" gewinnen können? Und selbst, wenn die Ukraine fast alle Männer Opfern würden und Russland bereit wäre sich am Ende ohne eine nukleare Eskalation zumindestens teilweise zurückziehen was wäre dann überhaupt noch übrig von der Ukraine? Und wie sollte der Staat am Ende ohne entsprechende Bevölkerung noch existieren können?

    • @Alexander Schulz:

      Glauben sie Putin hat 600.000 Russen geopfert um einen Kompromissfrieden zu schließen? Früher oder später wird sich der Westen entscheiden müssen der Ukraine entweder zu einem Sieg zu helfen oder sie fallen zu lassen, da Europa den dann kommenden Flüchtlingsstrom nicht überleben wird ist nur ersteres eine Lösung. Und im Bezug auf Atomwaffen muss man halt Russland klarmachen das der Westen auch welche hat. Putin hat viel zuviel Angst zu sterben als das er das riskiert.

      • @Machiavelli:

        Putin sind Menschenleben egal.



        Letztendlich ist mir aber das aber auch alles ein wenig viel Spekulation. Sie sehen viele Risiken anders als die Biden Administration. Zu einem realistischen lösungsvorschlag gehört aber auch die Realitäten anzuerkennen, auch wenn die Ansichten der Biden Regierung Ihnen nicht passen. Antworten Sie doch bitte einfach Mal konkret darauf wie die Ukraine "gewinnen" soll unter Berücksichtigung der wichtigsten Parameter (Vermeidung von Eskalationsrisiko und Vermeidung des Risiko eines Zusammenbrechen von Russland) der Biden Regierung!

        • @Alexander Schulz:

          Wie gesagt bin ich dafür die Parameter zu verschieben. Aber auch mit den Parametern kann die Ukraine gewinnen, man liefert genug das die Ukraine Russland bis 2026 aufhalten kann, dann gehen die russischen Reserven spätestens zu Ende. Die Russische Wirtschaft wird solange auch nicht durchhalten. Dann sorgt man für Überlegenheit bei der Artillerie und dann zerstört die Ukraine systematisch die russischen Streitkräfte mit Artillerie.

          Dann bietet man Russland an, erhobenen Hauptes den Rückzug anzutreten. Vermeidet Eskalation, und Russland bricht nicht zusammen (wobei Russland früher oder später zusammen bricht, es ist eine Diktatur die ihr wirtschaftliches Pulver verschossen hat und von Öl und Gas abhängt, darauf muss man sich also so einstellen).

          • @Machiavelli:

            Die Experten, die vorausgesagt haben, dass die russischen Reserven Ende 23 aufgebraucht seien gehen jetzt von Ende 26 oder 27 aus. Ich wäre da etwas skeptisch. Die Parameter werden aber nicht von den USA verschoben werden - soviel sollte eigentlich nach über 2 Jahren Krieg deutlich geworden sein.



            Ihre Forderung ist ein wenig so als ich wenn ich fordere, dass Putin seine Truppen morgen zurückzieht - es hat wenig mit der Realität zu tun.

  • "Deutschland beteiligte sich nicht an dieser Allianz innerhalb der Nato-Staaten."



    /



    Geht auch nicht:



    www.tagesschau.de/...F%2D16%2DMaschinen.

  • "... ein weiterer wichtiger Schritt zu unserem Sieg'?



    Das darf wohl im besten Fall noch als Zweckoptimismus bezeichnet werden.



    "Deutschland beteiligt sich nicht an dieser Allianz innerhalb der Nato Staaten". Wie auch? Die Bundeswehr hat keine F16, kann daher weder an Ihnen ausbilden, noch welche abgeben.



    Bei der ewiggleichen Kritik " dass das ja sooo lange dauert", sollte der andere, im Artikel angesprochene Punkt näher beleuchtet werden: Ausbildung.



    Das fängt ja in Deutschland erstmal mit der Sprachbarriere an und wird woanders auch nicht anders sein.



    Ich stelle mir das Fliegen eines Kampfjets auch etwas komplizierter als den Erwerb eines Führerscheins vor.



    Ich halte mich mit Prognosen mal zurück, aber die "Wunderwaffen Geschichte" wurde in diesem Krieg ja schon häufiger erzählt...

    • @Philippo1000:

      Wunderwaffen gab es immer nur in den Medien. Aber jede Waffe hilft. Auch Russlands Reserven sind nicht unendlich und die russische Wirtschaft ist jetzt schon überhitzt und es mangelt an Arbeitskräften.