Brandanschlag auf Berliner Gymnasium: Worte lügen nicht
Sprache prägt das Bewusstsein – nur nicht, wenn’s um Israel geht. Ein Brandanschlag auf ein Gymnasium in Berlin macht das mal wieder deutlich.
S prache prägt das Bewusstsein – das ist eigentlich so ein linker No-Brainer. Nur dank dieser Erkenntnis wird gegendert, werden rassistische Begriffe gecancelt und werden ableistische oder anderweitig diskriminierende Sprechweisen hinterfragt. Zum Glück.
Zwar ist nicht erwiesen, dass korrektes Gendern Femizide verhindert oder die Streichung rassistischer Wörter rassistische Gewalt. Zumindest nicht kurzfristig. Es geht ums – kollektive – Denken, das sich ändern muss.
Andersherum gilt aber sehr wohl, dass die gewaltvolle oder hetzende Sprache der Rechtspopulisten und Rechtsextremen etwa durchaus zu realer, physischer Gewalt führen kann – man muss nur an Angriffe auf Politiker wie Walter Lübcke denken.
Eine Ausnahme scheint es aber zu geben, bei der die „Meinungsfreiheit“ über der Sensibilisierung für die Macht der Sprache steht: Wenn’s um Juden – Verzeihung: Israel und aktuell den Gaza-Krieg geht. Zwar sind „From the river to the sea“-Rufe in Berlin verboten. Trotzdem haben viele im linken Spektrum damit weniger bis keine Probleme. Yallah Intifada!
Was hat Frieden damit zu tun?
Gleichzeitig steigt die Zahl der Übergriffe auf Juden, Jüdinnen und Israelis seit dem 7. Oktober.
Bei dem Brandanschlag am Berliner Gymnasium Tiergarten in der Nacht zum Sonntag wurde niemand verletzt, lediglich der Serverraum nahm Schaden. Aber: Die Abiturfeier war aus Angst vor propalästinensischen Protesten schon zuvor abgesagt worden – was für die betroffenen Schüler schon bitter genug gewesen sein dürfte. Nun bleibt die Schule bis Ferienbeginn ganz geschlossen. Auf dem Schulhof war laut Tagesspiegel folgender Schriftzug zu lesen: „Brennt Gaza Brennt Berlin“.
Was aber hat ein Brandanschlag mit dem – berechtigten – Wunsch nach einem Ende des Krieges in Gaza zu tun? Oder anders gefragt: Wie prägt die Sprache dieser vermeintlichen Friedensproteste das Bewusstsein – und am Ende die Realität? Es spricht nichts dagegen, die Menschen beim Wort – und damit tatsächlich ernst zu nehmen. Wer von Feuer spricht, sät keinen Frieden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin