piwik no script img

Aktivist über Gewalt gegen Antifa„Nicht einfach Bock auf Schlägerei“

Wenn Rechtsradikale immer etablierter werden und die Linke immer schwächer wird, kommen Antifa-Strategien an ihre Grenzen. Wie also mit der Gewalt umgehen?

Revolutionäre Demo zum 1. Mai 2024 in Berlin-Kreuzberg Foto: dts nachrichtenagentur/imago
Timm Kühn
Interview von Timm Kühn

taz: Herr Marco T., Sie sind in der North East Antifa organisiert, einer der größten Berliner Antifastrukturen. Anfang Juli wurde eine Gruppe An­ti­fa­schis­t:in­nen am helllichten Tag am Berliner Ostkreuz von Nazis angegriffen. Überrascht Sie diese Form der Gewalt?

Marco T.: Es ist auf jeden Fall ein neues Ausmaß an rechter Gewalt, was da mitten am Tag in Berlin stattfindet. Das überrascht mich schon. Andrerseits war die Entwicklung abzusehen. Seit drei Jahren ist der III. Weg in Berlin immer präsenter geworden. Eine Woche nach den Angriff am Ostkreuz haben sie bewaffnet im Stadtpark Lichtenberg trainiert mit Rechtsrock und eindeutigen T-Shirts. Sie verstecken sich also nicht mal mehr. Da müssen wir als antifaschistische Kräfte gucken, wie wir das eindämmen und dem etwas entgegensetzen können.

Aus Sicherheitsgründen wollen Sie in diesem Interview anonym bleiben. Wenn Sie in die Zukunft sehen, bekommen Sie es dann mit der Angst zu tun?

Angst ist ein sehr lähmendes Gefühl. Es ist nicht gut, sich ihr hinzugeben, wenn man politisch arbeiten will. Aber es besorgt mich natürlich, die hohen Wahlergebnisse der AfD zu sehen oder wie faschistische Strukturen erstarken. Und die Entwicklung ist EU-weit: Meloni regiert in Italien, die Rassemblement National ist in Frankreich sehr stark, auch wenn sie die Parlamentswahl nun nicht gewonnen hat. Man merkt einfach, überall um ei­ne:n herum wird es rechter. Gleichzeitig ist die parlamentarische und die radikale Linke in Deutschland derzeit sehr schwach. Da bin ich natürlich besorgt, in dem Sinne, dass man jetzt alles reingeben muss, um das Ruder noch rumzureißen.

Was befürchten Sie, falls die AfD im Herbst in einem Bundesland an die Macht kommt?

Es ist ja noch vollkommen unklar, ob das passiert. Wir sehen aber in anderen Ländern, beispielsweise in der Vergangenheit bei der FPÖ in Österreich, dass eine Regierungsbeteiligung durchaus möglich ist. Auf der kommunalen Ebene regiert die AfD ja bereits. Es scheint eine Frage der Zeit zu sein, bis sie auch in einem Bundesland an die Regierung kommt. Dann wird es natürlich echt schwierig. Wir sehen auf kommunaler Ebene, wie die AfD gegen alles vorgeht, was ihnen nicht passt: Projekte gegen Rechts­extremismus, Beratungsstellen für Schwangerschaftsabbrüche, linke Jugendzentren. Auf der nächsthöheren Ebene verstärkt sich das ja nur noch.

Wie würde sich eine AfD-Landesregierung auf die Bundespolitik auswirken?

Schon jetzt treibt die AfD die bürgerlichen Parteien mit ihren rassistischen, migrationsfeindlichen Inhalten vor sich her. Die anderen Parteien beschließen bereits heute rassistische Gesetze wie Asylrechtsverschärfungen, die Bezahlkarten und so weiter. All das wird noch zunehmen, wenn die AfD in einer Landesregierung sitzt. Das wird das Leben von allen Menschen, die nicht in das Weltbild der Faschos passen, noch schwerer machen, als es vielerorts ohnehin oft bereits ist.

Warum, glauben Sie, schaffen es die bürgerlichen Parteien nicht, der AfD inhaltlich etwas entgegenzusetzen?

Ich glaube, sie denken, dass sie das bereits tun. Sie denken, dass es schon funktionieren wird, symbolisch dem Rassismus auf der Großdemo die rote Karte zu zeigen, aber gleichzeitig Asylrechtsverschärfungen zu beschließen. Dass es ihnen nicht auf die Füße fallen wird, ar­bei­te­r:in­nen­feind­li­che Politik zu machen und Sozialleistungen zu kürzen, dann aber auf die AfD zu zeigen und zu sagen: Das sind die Bösen. Bei einer solchen Politik können wir nicht davon ausgehen, dass die hochgelobte sogenannte Brandmauer langfristig halten wird.

Lange war es eine bewährte antifaschistische Praxis, gegen die Rechten Bündnisse bis tief in die bürgerliche Mitte anzustreben. Wenn auch die Mitte-links-Parteien den Rechtsruck vorantreiben, geht das überhaupt noch? Gibt es noch eine gemeinsame Basis?

Wir sind schon der Meinung, dass wir breite Bündnisse ­brauchen – unter der Prämisse, dass wir unsere Kritik an den bürgerlichen Regierungs­parteien klar benennen und unsere eigenen Aktionsformen wählen können. Idealerweise greifen die dann ­ineinander, wie kürzlich in Essen, wo Massenproteste gegen den AfD-­Parteitag von ­Blockaden begleitet wurden. Wichtig ist, dass sich die Bürgerlichen nicht sofort abgrenzen. Grundsätzlich gibt es bei den Parteibasen – etwa bei den Grünen – gerade mit Blick auf Antifaschismus weiterhin ­einen gemeinsamen Nenner. Wogegen wir uns stellen, ist die Vereinnahmung ­unserer Proteste­ durch Par­teifunktionäre. Wir machen keine staatstragenden Proteste, wir stehen für Klassenkampf.

Nun hat zuletzt der gescheiterte linke „heiße Herbst“ 2022 gezeigt, dass die Leute eben nicht plötzlich auf die Straße gehen, nur weil einige Linke zum Klassenkampf aufrufen. Wie kann man da die kapitalistischen Ursachen des Faschismus bekämpfen?

Wir haben da auch keine Masteranalyse, aber klar ist, dass wir diese Fragen nicht einfach zurückstellen können. Faschistische Bewegungen wachsen immer in Krisenzeiten, wenn sich die Mittelschicht vom Abstieg bedroht sieht. Deswegen müssen wir klarer machen, dass Antifa auch Antikapitalismus bedeutet, ebenso wie Antimilitarismus. Wir müssen zeigen, dass die AfD eben keine Friedenspartei ist, dass sie eine neoliberale Partei ist, die auch nichts für den kleinen Mann tut, selbst wenn der weißer Deutscher ist.

Klingt, als wolle auch die Antifa die Sorgen der AfD-Wähler:innen ernst nehmen.

Na ja. Bevor man die AfDler anspricht, gibt es da erst mal ganz viele andere Leute – alle, die von der AfD bedroht werden: migrantische, queere und rassismusbetroffene Menschen, Arbeiter:innen, Frauen. Ich denke, es ist wichtiger, diese Leute von einer linkeren Politik zu überzeugen. Wenn sich ein Ex-AfDler glaubhaft abgrenzt, ist das natürlich toll. Aber worauf wir uns konzentrieren, ist die Solidarität derer aufzubauen, die von der AfD bedroht werden.

Zuletzt hat die Correctiv-Recherche über rechte Deportationspläne Massenproteste gegen den Faschismus ausgelöst. Warum, glauben Sie, sind die Demos wieder abgeebbt?

Diese Proteste haben viele Leute wachgerüttelt. Es sind im Anschluss auch mehr Menschen zu unseren Aktionen gekommen. Was aber gefehlt hat, war, diese Leute langfristig zu binden. Ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es nicht reicht, zwei-, dreimal auf eine Demo zu gehen – und der Faschismus ist besiegt. Wir hätten auch klarer machen müssen, dass Antifaschismus verschiedene Ak­tionsfelder beinhaltet, dass man nicht gleich den nächsten Fascho abfangen muss, wenn man bei der Antifa mitmachen will – sondern auch Demos organisieren, in der Nachbarschaft aufklären und Unterstützungs­arbeit für Betroffene rechter Gewalt leisten kann.

Ein Grund mag auch sein, dass das Image der Antifa weiterhin eher schlecht ist. Ist das nicht auch ein bisschen selbstverschuldet?

Natürlich müssen wir deutlicher begründen, warum wir bestimmte Aktionen machen. Viele sind von einem Black Bloc erst mal abgeschreckt, halten das für nicht sonderlich nahbar. Dann muss man erklären, hey, das hat etwas mit Selbstschutz zutun. Oder wenn militant gegen Nazis vorgegangen wird, dann müssen wir deutlich machen, dass wir nicht einfach so Bock auf Schlägereien oder Gewalt haben, sondern dass von Nazis für bestimmte Menschen ein enormes Bedrohungspotenzial ausgeht, gegen das wir vorgehen.

Die Antifa kann nicht auf Militanz verzichten?

Der Fokus unserer Gruppe ist ein anderer. Wir machen Demonstrationen, Infoveranstaltungen, klären bei uns im Kiez und darüber hinaus über Nazistrukturen auf. Es gibt vieles, was man gegen Nazis tun kann. Man kann sich im lokalen Sportverein engagieren und dort Faschisten rausschmeißen, zu Massenprotesten oder Blockaden gehen. Wenn sich Menschen für militantere Aktionsformen entscheiden, sollte man sich aber schon solidarisch verhalten, selbst wenn man selbst vielleicht eine andere Aktionsform wählt. Wir grenzen uns da jedenfalls von nichts ab.

In Sachsen, Thüringen und Brandenburg stehen Landtagswahlen an. Wie lautet Ihre Strategie?

Wir kommen gerade aus dem Prozess einer neuen, bundesweiten Vernetzung von Antifastrukturen, aus der zuletzt unser gemeinsamer Aufruf „Zeit zu handeln“ hervorgegangen ist. Kernidee dieser Vernetzung war, uns in der Zukunft noch stärker gegenseitig zu supporten. Deshalb gehen wir auf die Strukturen insbesondere in Brandenburg zu und fragen, was gebraucht wird. Das können Solipartys sein, um Projekte oder Jugendclubs zu finanzieren, denen die AfD vielleicht die Mittel kürzt. Im Herbst könnten wir eine Großdemo unterstützen, mit Soli-Bussen und gemeinsamer Anreise. Oder die Strukturen melden uns: Die Faschos sind gerade so aufgeheizt, wir fürchten einen Angriff auf eine Flüchtlingsunterkunft. Dann erscheinen wir mit Leuten vor Ort.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

31 Kommentare

 / 
  • Die Antifa ist einfach zu linksextrem um für den Großteil der Bevölkerung identitätsstiftend für den Antifaschismus zu sein. Antifaschismus ist der in DE durch den Liberalismus geprägt. Dort muss man ansetzen um eine Breitenwirkung zu erzielen.

  • In der öffentlichen Wahrnehmung wird die Antifa in erster Linie mit militanten Aktionen in Zusammenhang gebracht.

    Und meistens dient dieser Zusammenhang zur Diffamierung und Diskreditierung dieser Aktivistinnen und Aktivisten.

    Dabei ist Antifa viel mehr als der militante Abwehrkampf gegen Nazis.

    Durch, in der Regel nicht ungefährliche Recherche legen Antifaschistinnen rechtsextreme Strukturen frei, machen die Akteure und ihr Treiben sichtbar.

    Und publizieren diese Erkenntnisse in entsprechenden Zeitschrift und im Internet.

    Viele sind bündnisorientiert, suchen entsprechende Partner und organisieren etwa Aktionen und Demonstrationen gegen AfD-Parteitage oder Nazitreffen.

    Sie bieten und leisten Schutz für Menschen, die im Nazi-Weltbild keinen Platz haben.

    Deshalb: Gott schütze die Antifa.

    "Enough is Enough"

    www.youtube.com/watch?v=cD0Rf-N_FVE

    • @Jim Hawkins:

      So ist es.

      • @aujau:

        Die Frage, die offen ist - und die ich auch anders beantworte als der Interviewte: wo zieht man Trennlinien. Bei mir sind linke Verfassungsfeinde nicht "im Boot", auch nicht gegen rechte Verfassungsfeinde. Wer nach Ungarn fährt und Nazis verprügeln will, die man natürlich auch selbst als solche erkennt und bestraft, erhält meine Solidarität nicht - anders als der Interviewte im vorletzten Absatz es wünscht.

        • @Dr. McSchreck:

          Über die Offensivmittel lässt sich streiten, sie müssen ggf. kritisch gesehen werden. Sobald aber Nazis angreifen, ist Notwehr richtig und angebracht.



          Die Vorfälle dazu sind zahlreich, charakteristisch und bekannt.

          • @aujau:

            Notwehr ist vom Gesetz ausdrücklich vorgesehen und erlaubt.

  • Die Gewalt gegen AfD und Co. ist eines ihrer erfolgreichsten Argumente gegen den Umgang mit Ihnen.



    Leider ist diese Tatsache auch kaum mehr zu leugnen.



    Daher: Friedlich überzeugt !

  • Memo an mich: Was für die körperliche Fitness tun.

  • Klingt wie den Teufel mit dem Beelzebub austreiben zu wollen.



    Was wäre, wenn die Antifa auf Gewaltverherrlichung und -einsatz verzichten würde, auf Hass (z.B. "Ganz * hasst die *") und Hetze ebenso? Schön wäre es, wenn ausschließlich friedliche und demokratische Mittel für die Auseinandersetzungen mit ihren politischen Gegnern eingesetzt würden.



    Leider spaltet die Antifa durch ihr aggressives Verhalten die Gesellschaft und treibt den Rechten Wählerstimmen zu. Ob das wirklich gewollt ist?

    • @Black & White:

      Ach so… also ich bin im Nazikiez in den 90ern aufgewachsen. Mittlerweile ist es AfD Hochburg. Eine angeblich militante Antifa hat es nicht gegeben und auch nicht gebraucht, um den Rechten Wählerstimmen zuzutreiben. Ich bin tief dem Gedanken der Gewaltfreiheit zugetan, aber ich weiß aus Erfahrung, dass es für die Opfer dieser Nazis wenig Schutz gab, insbesondere wo die Behörden selbst Rechts unterwandert sind. Ich werde da keiner Person, Predigten halten, wie sie mit Nazis umgeht.

    • @Black & White:

      Nicht nur das. Auch legitimiert man durch eigene Angriffe die Gegenseite, die sich dann darin gefällt sich "lediglich verteidigen" zu wollen. Und man schwächt durch ständiges Desavouieren der staatlichen Institutionen, wie dem Rechtsstaat und der Polizei, die Faktoren, die eigentlich Garant für eine vielfältige und demokratische Gesellschaft sein sollten.

      Denn die Antifa zeichnet sich ja nicht primär dadurch aus, dass sie für demokratischen Diskurs oder eine freiheitliche Gesellschaft sind. Nein. Jeder Unsinn wird stumpf solidarisiert, solange es "gegen Rechts" geht, oder das, was man dafür hält.

      Das endet dann in großen Straßenschlachten, wie in der Weimarer Republik.

  • "Wer Gewalt säht.." in dieser Hinsicht unterscheiden sich beide Lager nicht sonderlich. Ein Verzicht auf militante Aktionen ist schlicht die Voraussetzung dafür bürgerliche Bündnisse gegen Rechtsradikalismus einzugehen.

    Die Antifa ist dafür bekannt, dass sie gute Recherche und Aufklärung betreibt. Darauf sollte sie den Fokus legen. Aufklären und Netzwerke gegen rechts organisieren.

    Kooperationen mit bürgerlichen Initiativen, Verbänden oder kirchlichen oder muslimischen Organisationen sind nur unter der Voraussetzung der klaren Distanzierung von Gewalt möglich.

  • Die Antifa gilt in der Öffentlichkeit geradezu als terrorische Truppe. Es könnte aber bald passieren, dass die Bürger froh sein werden, dass es organisierte Demokraten gibt, die den Rechtsextremen entgegentreten.

    • @Ray No:

      Organisierte Demokraten, ja bitte gern. Daran fehlt es. Aber Die Antifa? Demokratisch?

      Die Antifa mag verdammen, was jemand sagt, aber sie wird bis zum Äußersten dagegen kämpfen, dass derjenige es sagen darf.

    • @Ray No:

      Wer für seine politischen Ziele Gewalt einsetzt, ist aber auch kein Demokrat.

      • @Elu Hunt:

        Hahaha, sorry, ist das ernst gemeint? Wer für seine politischen Ziele Gewalt einsetzt, ist kein Demokrat? Bitte mal nochmal das Geschichtsbuch aufschlagen (Schulbuch reicht) und schauen, wie die allermeisten Demokratien entstanden sind.



        Wenn dann noch Zeit ist, gerne nachschlagen, wie Demokratien enden.

  • Es gibt keine Rechtfertigung für gepante Körperverletzung, Totschlag und Mord.



    In keiner Situation.



    Das 5te Gebot hat keine Fussnoten.



    All die Rechtfertigungen von Verteidigungskrieg, Kampf gegen den Terror, Widerstandsrecht, revolutionäre Pflicht und auch Antifaschismus kann ich nicht mehr hören.



    Gerade in Zeiten der Spaltung muss ich reden und zuhören, so unangenehm die Position des Gegenübers auch sein mag - so rassistisch, fanatistisch und dogmatisch sie mir scheint.



    "Tit for Tat" führt in jeder Simulation zur Auslöschung der Populationen.



    Als Menschen sind wir jedoch zu Mitgefühl und Verzeihen fähig.

    • @GlaubeLiebeHoffnung:

      Wahrscheinlich waren sie noch nie auf dem Zettel von Rechten. Da ändert sich das Leben schlagartig. Unter der Bedrohung wird man Paranoid. Da können sie beteten soviel sie wollen. Von der Polizei ist da auch nicht viel zu erwarten. Habe ich selbst erlebt. Da habe ich lieber ne schlagkräftige Antifa in der Nähe. Die Gewalt geht in erster Linie von den Rechten aus.

    • @GlaubeLiebeHoffnung:

      Haben Sie darüber mal mit denen, die die Gewalt ausüben gesprochen?



      Wenn man nach Ihrer Meinung auch einen Verteidigungskrieg nicht rechtfertigen kann, soll sich Europa einfach Putin unterordnen und darauf hoffen, er lässt Güte walten?



      Bei Angriffen von Nazis einfach mal die andere Wange hinhalten und sich töten lassen, um des lieben Friedens willen?



      Ihre Ideen könnten in einer homogen christlichen Welt in der auch jeder sich an die religiösen Regeln hält funktionieren, aber nie in der Realität.

      • @Axel Schäfer:

        Wir leben beide in einer anderen Realität - dennoch kann ich ihre Gedanken nachvollziehen.



        Persönlich ist mir das Gute in jedem Menschen näher als mich in Hoffnungslosigkeit und deren Abwehr zu verlieren.



        Das ist mein Weg ohne Anspruch, dass Andere in verstehen.



        Vielen mag das, beim aktuellen Zustand der Welt, als naiver Traum erscheinen - mir gibt es Kraft, Hoffnung und Mitgefühl.

        • @GlaubeLiebeHoffnung:

          Die Faust trifft einen - auch wenn man an das Gute im Menschen glaubt.

          Ich tue das übrigens auch, an das Gute im Menschen glauben.

          Aber denken Sie bitte nicht, dass alle Probleme sich durch gute Hoffnung lösen lassen. Diese dient, ob naiv oder nicht, nur als Nahrung für unser Handeln.

          Unser Handeln hingegen sollte sich an der - für alle Menschen gleichermaßen geltenden - Realität orientieren.

          Mit unseren Hoffnungen und Träumen als Treibstoff - aber eben nicht als Lösung.

  • Nur zwei Aussagen aus dem Interview kurz hintereinander gestellt und nicht wie im Interview auseinandergezogen:

    Eine Woche nach den Angriff am Ostkreuz haben sie bewaffnet im Stadtpark Lichtenberg trainiert mit Rechtsrock und eindeutigen T-Shirts. Sie verstecken sich also nicht mal mehr.

    Wenn sich Menschen für militantere Aktionsformen entscheiden, sollte man sich aber schon solidarisch verhalten, ...

    • @Strolch:

      Wenn zwei Menschen das gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe.

    • @Strolch:

      "All Animals are equal, but some animals are more equal than others."

  • Danke für das Interview.

    Und, Solidarität mit der Antifa.

    Und gut, dass der Sprecher die Notwendigkeit breiter Bündnisse betont und gleichzeitig die Notwendigkeit der Kritik an den Ampelparteien herausstellt.

    Auch wenn ich nicht jede Aktion der Antifa gutheiße, kommt eine Distanzierung für mich nicht infrage.

    Kritik am Rande, ich würde mir eine größere Präsenz von Antifaschistinnen und Antifaschisten beim Protest gegen israelfeindliche und antisemitische Demonstrationen und Aktionen wünschen.

    • @Jim Hawkins:

      mit Gewalttätern egal welcher Geschmacksrichtung, speziell die sich das dann noch ideologisch schönreden, macht man sich nicht gemein.

      Aber der Firnis der Zivilisation ist bekanntlich dünn.

    • @Jim Hawkins:

      ……anschließe mich

    • @Jim Hawkins:

      Die bürgerliche Mitte ist für den Klassenkampf allerbestens soweit zu haben, wo er unverdienbaren Überreichtum und unverschuldetes Elend ausräumen würde. Das Bürgertum lässt sich den Mittelstandsunternehmer als Heldenfigur nicht nehmen; die Grundlagen ihres Bildungs- und Wohlstandsprivilegs wurde von der lieben Großmutter schon dem klugen Vater in strenger und liebervoller Erziehung zu unbeirrbarem Fleiß vermittelt. Man muss die Märchen, die sich dort erzählt werden genauer anhören. Diese Schicht wird vorerst nicht begreifen, dass sie und andere auf ihren Idealen nach rechts ausrutschen können, und sich immernoch für Demokraten und Humanisten halten können.



      .



      Dieser Mitte genügen formelhafte, geometrische Kompromisse; insoweit ist sie der radikalen Mitte deutlich näher als den, aus ihrer Sicht, linken Traumtänzern.



      .



      Ein breites Bündnis kann es nur geben soweit die Linken: das Gewaltmonopol des bürgerlichen Rechtsstaates rückhaltlos akzeptiert; am Ende jeder Solidarität eine Form von Leistungsbereitschaft steht; das Eigentum und der Urlaub… die heiligen Kühe…

      • @THu:

        Sie träumen vom Klassenkampf, oha.

        Das ist ein bisschen aus der Zeit gefallen, finden Sie nicht?

        Wer ist denn da am Kämpfen und gegen wen und worum?

        Angesichts der großen Wahrscheinlichkeit des Erringens von Machtpositionen seitens der AfD, sollte es meiner Meinung nach eine möglichst breite, möglichste große Bewegung genau dagegen geben.

        Bis ins konservative Milieu hinein natürlich.

        Angesichts der Situation in Deutschland, in einigen Ländern Europas und in den USA ist auf den Klassenkampf fürs Erste gepfiffen.

        Und: Selbst wenn es den gäbe, wie können Sie sicher sein, dass er nicht, wie in jedem Fall bisher, im Terror endet?

    • @Jim Hawkins:

      Antifaschistinnen und Antifaschisten sind permanent beim Protest gegen israelfeindliche und antisemitische Demonstrationen präsent. Nicht erst und schon lange vor dem 7. Oktober. Und glücklicherweise meist auch weit jenseits der Konjunkturen, in denen sich bürgerliche Kräfte für die Angelegenheit interessieren.

      • @Pflasterstrand:

        Ist mir ehrlich gesagt noch nicht aufgefallen.

        Was ich wahrnehme, sind kleine Aktionen am Rande dieser Aufzüge von Jüdinnen und Juden und einer Handvoll israelsolidarischer Demonstranten, die ihren Protest regelmäßig nur unter massivem Polizeitschutz artikulieren können.

        Vielleicht können Sie mich ja mit ein paar Beispielen des besseren belehren.