Neonazi-Attacke auf Antifas: Weg der Gewalt
Antifaschisten werden auf der Anreise zu einer Demo am Ostkreuz von Neonazis attackiert. Die Täter gehören mutmaßlich zur Partei „Der Dritte Weg“.
Die Täter entstammen mutmaßlich aus genau jenen Strukturen, gegen die sich die Demo unter dem Motto „Nach den Rechten schauen“ richten sollte: der Neonazi-Kleinstpartei Der Dritte Weg und dessen Jugendorganisation. So heißt es in einer Mitteilung der Organisator:innen: „Die Täter stammen aus dem Umfeld der ‚Nationalrevolutionären Jugend‘ (NRJ).“ Zwei Angreifer seien als Mitglieder der Dritten-Weg-Jugend erkannt worden. Auf taz-Anfrage teilt das Demo-Bündnis mit: „Die Identifizierung der Angreifer erfolgte durch anwesende Augenzeug*innen.“
Bei dem etwa 30-sekündigen Überfall sollen die Neonazis vermummt „mit Holzknüppeln, Schlagstöcken, Handschuhen und Pfefferspray“ auf ihre Opfer losgegangen sein. „Dabei schlugen sie gezielt gegen Köpfe und ließen auch von bereits am Boden liegenden Personen nicht ab“, heißt es. Zwei Antifaschist:innen, 15 und 39 Jahre alt, mussten laut Polizei mit Kopfverletzungen im Krankenhaus behandelt werden.
Angegriffen wurden auch zwei Bundespolizist:innen. Einer Beamtin, die einen Angreifer festnehmen wollte, wurde demnach mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Ein Augenzeuge bestätigt der taz, dass sich die zwei Polizist:innen zum Angriffsort bewegt hatten, aber in der Menge „überfordert“ gewesen seien. Nachdem die Täter zunächst fliehen konnten, nahm die Polizei im Anschluss am S-Bahnhof Kaulsdorf die Personalien von drei mutmaßliche Tätern im Alter von 19 und 20 Jahren auf. Etwaige politische Hintergründe der Täter seien derzeit Gegenstand der Ermittlungen, so die Polizei auf Anfrage.
Selbst verraten?
Mutmaßungen über die Angreifer hatte es bereits am Samstag gegeben. Auf X postete die NRJ Berlin-Brandenburg ein Bild, auf dem 16 Neonazis in einheitlicher Kleidung vor einem Dritter-Weg-Graffiti posieren. In einer Antwort unter dem Tweet verwies die NRJ auf den Überfall am Ostkreuz. Der Augenzeuge des Angriffs sagte der taz, die Täter hätten „schwarze Schlauchtücher mit dem NRJ-Logo“ getragen.
Im Demo-Aufruf hatte es geheißen: Der Dritte Weg habe Hellersdorf zu seinem „Hotspot erklärt“. Mit vielen Propagandaaktionen, Angriffen, etwa auf das Hausprojekt AJZ Kita oder auf Einzelpersonen versuchten sie, „gezielt ein Klima der Angst für ihre politischen Feinde zu schaffen.“ 200 Personen beteiligten sich an der Demo, an deren Rand es ebenfalls zu Nazi-Provokationen wie dem Hitlergruß gekommen war. Am späten Abend sei eine Person von vermummten Angreifern aus einem Auto heraus attackiert worden.
Laut Registerstelle Marzahn-Hellersdorf nutzt die Partei den Bezirk „als Rückzugsort, um gerade auch Jugendliche an eine neonazistische Organisierung heranzuführen“. Ein Mittel der Rekrutierung ist dabei Kampfsport. Wie eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Ferat Kocak bestätigte, führten Mitglieder der Partei seit vergangenem Sommer dreimal öffentliche Kampfsporttrainings auf einem Sportplatz in Pankow durch.
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