piwik no script img

EU klagt gegen AppleApple ist nicht unantastbar

Kommentar von Svenja Bergt

Es ist kein Naturgesetz, dass Apple es seinen Nutzern schwer machen darf, zu Android-Geräten zu wechseln oder auch nur kompatibel zu sein.

Einmal Apple, immer Apple? Foto: imago

L ange war es eine Art Naturgesetz: der goldene Käfig von Apple. Der unausgesprochene Deal: Die Geräte des IT-Riesen haben Vorteile, werden etwa länger mit Updates versorgt und bieten etwas mehr Schutz für die Privatsphäre als vieles, was mit Googles Android läuft. Preis dafür sind die höheren Kaufpreise, sowohl bei Geräten als auch bei einem Teil der Apps – und das digitale Leben im Käfig.

Denn Apple sperrt seine Nut­ze­r:in­nen ein. Apple-Geräte funktionieren am besten oder ausschließlich im Zusammenspiel miteinander. Aus Konzernperspektive ist das ein genialer Trick: Wird Nut­ze­r:in­nen zum Beispiel der Wechsel von einem iOS- auf ein Android-Gerät schwer gemacht, steigen die Chancen, dass das nächste Smartphone wieder eines aus dem Hause Apple wird. Doch der goldene Käfig geht noch weiter und macht selbst bei so etwas Simplem wie der Installation von Software nicht halt. Bei Apple gab es kein Vorbeikommen am hauseigenen Vertriebskanal, dem App-Store.

Doch nun zeigt sich: Der goldene Käfig ist kein Naturgesetz, zumindest, was den App-Store angeht. Die jüngsten Plattformregulierungen der EU sollen die Monopole der IT-Riesen zumindest etwas aufbrechen. Und dass die EU-Kommission es ernst meint mit der Umsetzung, zeigt sie mit ihrer aktuellen Untersuchung gegen Apple. Dessen Schritte, um Nut­ze­r:in­nen und Ent­wick­le­r:in­nen Alternativen zum App-Store zu bieten, reichen der Kommission nicht aus.

Die Käfigstäbe sind also bislang nur etwas angesägt. Und es gibt noch viel zu tun. Denn Apple ist nicht der einzige Konzern, der seine Nut­ze­r:in­nen nicht teilen möchte, andere fahren ähnliche Strategien. Amazon etwa unternimmt viel, um Kaufwillige im eigenen Universum zu halten. Microsoft kassierte schon vor gut zehn Jahren ein Bußgeld im dreistelligen Millionenbereich, weil es Nut­ze­r:in­nen nur den hauseigenen Browser anbot. Und die Google-Mutter Alphabet ist mittlerweile so groß, dass es fast unmöglich ist, im digitalen Raum unterwegs zu sein, ohne bei ihr Daten zu hinterlassen. Aber auch das ist kein Naturgesetz.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
Mehr zum Thema

22 Kommentare

 / 
  • @STROLCH

    Sie haben angefangen :-D

  • Meine Erfahrungen mit Apple Notebooks waren von kurzer Dauer. 2011 habe ich mir einen sehr schönen 2 Jahre alten MacBook Pro 17 Zoll gekauft. Bei dem konnte man sogar Windows XP und Windows 7 installieren. Als ich allerdings einen kleinen Defekt 3 Jahre später reparieren lassen wollte wurde mir in allen offiziellen Werkstätten gesagt, dass weder hinsichtlich Software noch hinsichtlich Hardware Geräte von Apple gewartet werden die älter als 5 Jahre sind. Diese kleine Anekdote zeigt sehr schön, was der goldene Käfig für die Nutzer bedeutet: Apple entscheidet darüber, wann neue Hardware und wann neue Software nötig ist und nicht der Kunde.

  • Die zugrundeliegende Idee dass Apple nur erfolgreich ist weil Konkurrenz ausgeschlossen wird zeigt die bodenlose Ignoranz und Inkompetenz der EU Politiker.

    App Qualität, Privatsphäre, Datensicherheit sind bei Android signifikant schlechter. Keine Malware auf iOS.

    Es ist von Politikern nicht zuviel verlangt, grundlegende Geschäftsmodelle zu verstehen: Apple verdient Geld mit dem Verkauf von Hardware, Google ist eine Werbefirma. Android ist nicht umsonst, BenutzerInnen bekommen Android im Austausch für ihre Nutzerdaten für Werbezwecke.

    Vestager hat in Interviews offen gesagt dass ihr Ziel ist dass Apple die Dienste des App Store - weltweiter Handel, technischer Support, Sicherstellen der Datensicherheit - umsonst anbietet.

    Sie würde das nie im Leben von SAP in Deutschland verlangen.

  • Die Abhängigkeit von Techriesen ist ein Naturgesetz. Menschen wollen alles haben und zwar möglichst billig. Dafür zahlen sie nicht Geld, aber mit Daten und ihrer Freiheit, die sie zu Gunsten Von Bequemlichkeit aufgeben. Man muss schließlich dabei sein, wenn es etwas neues gibt! Was, ist egal. Hauptsache neu.

    • @Matt Gekachelt:

      Bei Apple zahlen Sie zunächst in Cash und weniger mit Daten... Das ist ein Grund für Apple. Google (und damit Android) verdient schon immer das Geld mit den Daten der Nutzer...

      Ich zahle lieber etwas mehr Geld und habe dann die Hoffnung (nicht die Sicherheit), dass Apple meine Daten schützt. Warum habe ich die Hoffnung? Weil sich Apple wirtschaftlich einen Datenskandal nicht leisten kann, da dann keiner mehr, die etwas teureren Geräte kauft.

  • Der technische Begriff für das was die technisch unbedarfte Autorin 'goldener Käfig' nennt ist Sandbox. Der App Store stellt sicher, dass die Nutzerdaten nicht weitergegeben werden, dass die App nicht eigenständig die Kamera aktiviert, den Nutzer filmt, und den Film an einen Server weiterleitet.

    Es ist nicht schwieriger von einem iPhone auf Android umzusteigen als zwischen zwei Android Handys zu wechseln. Jedes iPhone hat Apps von Google, wenn man einen Kalender oder Kontaktsync mit Google anstelle von iCloud möchte, geht das ohne Probleme.

    Apple hat die grösste Kundenzufriedenheit in der ganzen Industrie. Wenn ich irgendeine App ausprobieren möchte kann ich sie herunterladen, und sicher sein dass meine Privatsphäre gewahrt bleibt.

    Die 12-o'clock-flasher von der EU die DMA verfasst haben vertreten nicht das Interesse von Benutzern. Sie arbeiten gegen unsere Interessen.

    Das genannte Microsoft Bussgeld hat absolut gar nichts an der Dominanz von Internet Explorer geändert. Die Dominanz verschwand erst, als ein Browser mit besserer Technologie auf den Markt kam - Chrome. Chrome basierte ursprünglich auf Webkit - der Open Source Browser Engine von Apple's Safari.

    • @Chupacabra:

      Ob sie jetzt technisch unbedarft ist, sei dahingestellt. Aber nicht jeder Leser/Nutzer kennt den Begriff "Sandbox", und dazu klingt so ein "Sandkasten" auch gleich viel harmloser als "goldener Käfig" - ist nur nicht so harmlos.

      • @Tetra Mint:

        Wie ich schon schrieb: Der goldene Käfig und die Sandbox haben nichts miteinander zu tun.



        Sandboxing beschreibt eine Technik, die einer App den Zugriff auf andere Apps und ihren Daten blockiert.

    • @Chupacabra:

      Da lehnen Sie sich aber weit aus dem Fenster. Der goldene Käfig bei Apple ist das Einschließen in das Ökosystem aus Apps und Diensten, sowie die Weigerung offene Standards zu unterstützen.



      Für das Sandboxing braucht es auch keinen Store und Android bietet dies genauso. Da aber auch Apps bei Apple mit den Servern der Anbieter kommunizieren, kann das System datenschutztechnisch auch nicht viel machen.

      Den Käfig aufzubrechen ist daher sehr im Sinne der Verbraucher, denn es wird endlich eine gewisse Wahlfreiheit ermöglicht und hoffentlich endlich der Mythos, dass Apple sicher und datenschutzfreundlich ist gebrochen. Denn Apples größte Macht liegt darin, dass seine Kunden dem Marketing verfallen sind.

      Bei den Browsern vergessen Sie Firefox und dass Chrome aus Datenschutzsicht eine Katastrophe wie alles andere von Google ist und Webkit ist nicht nur die Browserengine von Safari, sondern auch ein Fork von KHTML, einer Open Source Engine aus dem KDE-Projekt.

  • ich hoffe das mit dem Appstore ist nur der erste Schritt. Seit 10 Jahren ist die Qualität der MAC Books und Desktopsimmer schlechter und Kundenunfreundlicher geworden (man kann an der Hardware keine Upgrades mehr vornehmen) und die Preise von Geräten und Upgrade nur noch absurd. Gleichzeitig wurde die Hardware Qualität immer schlechter und kurzlebiger. Apple gehört dazu verpflichtet sein OS auch für ander Hersteller zur Verfügung zu stellen (genau wie Microsoft und Google), alles andere ist Verbraucher-Unfreundlich und dient nur der Gewinn Maximierung von Apple.

  • Wer Apple kauft, kriegt eben Apple inkl. App(le)Store. Weiß man vorher. Der AppStore soll ja immerhin auch eine gewisse Garantie gegen Hacking und andere Fails bieten - was er auch besser hinbekommt als Android.

    WAS die EU oder auch DE machen könnte/sollte/nicht tut, ist, Behörden auf Linux zu verpflichten statt M$ (München war da ja mal weiter).

    Ansonsten herrscht der freie Markt und es gibt genug NonApple-Alternativen, wo dann eben der 2. Duopolist Google mit Android dabei ist; besser?

  • Apple verfolgt sicherlich brutal eigene Interessen mit seiner Strategie des goldenen Käfigs, aber dennoch bin ich sehr skeptisch, ob eine erzwungene Öffnung dieses Ökosystems wirklich unterm Strich Vorteile hat. Was die EU hier macht, ist ja auch kein ernsthaftes Engagement z.B. für freie Software, sondern nur der Versuch von Markttechnokraten, ihr Ideal von Wettbewerb gegen den real existierenden Kapitalismus durchzusetzen. Was dabei rauskommt, muss nicht besser oder progressiver sein als das, was man zur Zeit bekommt, es kann sogar letztlich auch auf eine dysfunktionale Zementierung gegenwärtiger wirtschaftspolitischer Borniertheit hinauslaufen.

    • @Wonko the Sane:

      richtig, die Strafen sind ebenso bereits in den Preisen einkalkuliert, als auch die zusätzlichen Einnahmen daraus bereits in anderen Projekten eingeplant. Und verglichen mit dem Schaden, der entsteht sind die Strafen stets milde. Millionen und Milliarden klingen für das Völkchen nach viel, sind für die Täter aber nur Peanuts, eben weil bereits einkalkuliert.

    • @Wonko the Sane:

      das trifft ziemlich gut den Nagel auf den Kopf!

  • @STROLCH

    Bleiben Sie drin. Und lassen Sie uns hier draussen in Ruhe :-)

    • @tomás zerolo:

      Das mache ich gerne. Nur lassen Sie mich in meinem Käfig dann auch in Ruhe. Aber das will man ja nicht...

  • Ich mag den goldenen Käfig. Der kontrollierte AppStore bietet mir mehr Sicherheit und ich muss mich nicht um noch etwas kümmern.

    • @Strolch:

      Das Mehr an Sicherheit, dass Sie und andere gerne anführen, ist minimal und als ob Google das im eigenen Store nocht ähnlich machen würde oder im AppStore von Apple keine Schadsoftware zu finden wäre.



      Entschuldigen Sie, aber das ist schlicht Quatsch bzw. Marketing.



      Ein Macbook z.B. hat auch keinen Storezwang, gilt aber nicht als gefährlich anfälliges System...

      Apple macht keine miesen Geräte und auch keine miese Software, aber die anderen eben auch nicht. Was Apple hat und kann, wo andere nicht mitkommen, ist eine Fanbase und Marketing.

      • @der_bjoern:

        Ein Macbook hat ein Betriebssystem, das in sich geschlossen ist. Windows ist extrem offen und kompatibel. Damit gibt es auch mehr Schwachstellen, die angegriffen werden können. Der Befall eines MacBooks mit einem Virus ist deutlich unwahrscheinlicher wie eines Windows-PC. Ich habe bis heute keinen Virusscanner. Bei Windows habe ich den seit meinem ersten Rechner im Jahr 1999.

        Sie Wahrscheinlichkeit im Apple-Appstore Schadsoftware zu finden, ist halt deutlich geringer.

        Ich verstehe nur nicht, warum ein System, das in sich geschlossen ist, aufgebrochen werden muss.

        • @Strolch:

          macOS ist im inneren ein Unix und im Prinzip genauso offen wie Windows oder Linux. Der einzige große Unterschied liegt in Treibern für Komponenten, die in einem Mac nicht von Fremdherstellern kommen. Was Peripherie wie Drucker angeht, gibt es keinen Unterschied. Da ist nichts in sich geschlossen. macOS soll auch gar nicht weiter geöffnet werden, sondern iOS/iPadOS und dabei nicht einmal so weit wie macOS es ist und auch immer war.

      • @der_bjoern:

        Als ehemals langjähriger Windows Nutzer muss ich Ihnen da widersprechen. Seit ich Apple nutze, musste ich meine nie wieder mit diffusen Fehlermeldungen, nicht erkannten Geräten, fehlenden Treibern oÄ rumschlagen. Bei den Windows Geräten meiner Frau verbringe ich doch immer wieder unnütze Zeit damit im Betriebssystem nach Bucks und falschen Zuweisungen zu suchen. 2x im Jahr zb verschwindet einfach der Drucker im System und muss neu installiert werden: Treiber runterladen 2x Neustart. Mag ja Menschen geben, denen so was immer noch Freude bereitet

        • @Fabian Lenné:

          Ich arbeite in der IT einer kleinen Universität und will Windows bestimmt nicht in Schutz nehmen, aber auch im Applebereich gibt es genügend Murks. Zuletzt musste ich feststellen, dass nicht jedes MacBook, jedes iPad erkennt und seit ein paar Jahren häufen sich die Meldungen, dass neue macOS Versionen bei den Kunden reifen, also zum Auslieferungszeitpunkt voller Bugs sind. Und auch was das Beheben von Sicherheotslücken angeht, macht Apple immer wieder Negativschlagzeilen.

          Apple nähert sich da immer weiter an Microsoft an...