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Studie von LebensmittelforschernWurst fettiger als vor 7 Jahren

Müsliriegel und Wurstwaren hatten laut einer Studie zuletzt höhere Fettgehalte als 2016. Verbraucherschützer fordern, Junkfood-Werbung zu begrenzen.

Fett, fetter, Wurst Foto: Federico Gambarini/dpa

Berlin taz | Der Fettanteil von Wurstwaren sowie Müsli- und anderen Riegeln ist von 2016 zu 2023 einer Studie zufolge im Schnitt gestiegen. Der Mittelwert erhöhte sich bei Wurst um 9,3 Prozent auf 22,0 Gramm und bei Riegeln um 17,0 Prozent auf 17,4 Gramm Fett pro 100 Gramm Produkt, zeigt eine neue Erhebung des bundeseigenen Max-Rubner-Instituts für Lebensmittelforschung. Im Vergleich von 2020 zu 2023 legte demnach auch der Salzgehalt von Grillwürsten und rohem Schinken je nach Art um bis zu 15,4 Prozent zu. Das Institut fand zudem heraus, dass die meisten Fleisch­erzeugnisse und Riegel mit einer besonders Kinder ansprechenden Aufmachung mehr Zucker, Fett und Salz enthalten, als die Weltgesundheitsorganisation für diese Zielgruppe für akzeptabel erachtet.

„Ein starker Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzanteil kann zu Übergewicht und Adipositas sowie anderen ernährungsmitbedingten Krankheiten wie Diabetes Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen“, warnte das von dem Grünen Cem Özdemir geleitete Bundesernährungsministerium, das die Zahlen veröffentlichte. 2019/20 waren laut Robert-Koch-Institut rund 47 Prozent der Frauen und 61 Prozent der Männer in Deutschland übergewichtig.

Das Ministerium warf der Lebensmittelindustrie vor, mit ihm vereinbarte Ziele für gesündere Rezepturen zu verfehlen. „Das Produktmonitoring zeigt einmal mehr, dass freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie weitgehend wirkungslos sind“, urteilte Luise Molling von der Verbraucherorganisation Foodwatch.

„Sensorische Grenzen“

Die Ampelkoalition müsse sich deshalb endlich auf die von Özdemir vorgeschlagenen Einschränkungen der Werbung für Lebensmittel mit zu viel Zucker, Salz und Fett einigen.

Die Branchenorganisation Lebensmittelverband rechtfertigte die Nährstoffgehalte unter anderem mit „technologischen und sensorischen Grenzen“. Salz in Fleischprodukten habe eine „konservierende Wirkung, so der Verband. Die Werbebegrenzungen lehnt er auch mit dem Argument ab, zu wenig Bewegung sei wichtiger für Übergewicht als „einzelne Lebensmittel“.

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5 Kommentare

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  • Mehr Fett kann, in Verbindung mit einer gesunden Ernährung, zu langfristiger Gewichtsreduktion führen.



    Kein Witz, die Dämonisierung von Fett in der Nahrung ist, soweit ich das Verstehe, überholt.



    Wenn der Kunde nun nicht mehr auf einen niedrigen Fettgehalt besteht dann liegt das auch an sowas wie neuen Erkenntnissen.

    Eine Portion Pommes Frites lässt den Blutzuckerspiegel relativ schnell ansteigen.



    Ich persönlich esse nur die Low Carb Variante von Pommes, also mit viel, viel,



    viel Mayonaise.

  • Irgendwie vermisse ich ein Detail. Wenn Fett, Zucker und Salz prozentual zugenommen haben, dann müssten ja die Kohlenhydrate im Umkehrschluss abgenommen haben. Oder kennt die neue Prozentrechnung mehr als 100 Zähler?

    Ich vermute ja einen anderen Trend - speziell bei der Wurst: man hat den Zucker vermindert und den Fettanteil erhöht. Denn beides sind Geschmacksträger

    • @Mopsfidel:

      Sind Zucker nicht auch Kohlehydrate?

  • Die Lebensmittelindustrie braucht dringend neue Argumente.



    Wenn Fett und Salz aufgrund „technologischen und sensorischen Grenzen“ in so großer Menge im Produkt sein muss, warum ging es dann vor 8 Jahren mit fast 10 % weniger Fett und Salz?



    Und Twitter glaubt immer noch, bei den Gesetzen ginge es darum, die Freiheit der Verbraucher einzuschränken. Im Gegenteil!

  • Dass Statement des Lebensmittelverbandes sagt doch alles.



    Es besteht kein Interesse daran Lebensmittel zu erzeugen, sondern allein Materie die überteuert gekauft wird. Ob gegessen wird oder weggeworfen ist dem Lebensmittelverbrand egal, andernfalls würde er sich darum sorgen, wenn die Lebensmittelprodukte ungesunde Konsistenz haben.



    Das Beste ist eben immer noch seine Lebensmittel selbst herzustellen. Ist günstiger und man weis was drin ist, zumal dann auch Varianten möglich werden, von welchen die Hersteller noch nicht einmal träumen.