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Trainersuche des FC Bayern MünchenGespött der Nation

Kommentar von Johannes Kopp

Einigermaßen peinlich ist es schon, das Hin und Her im FC Bayern München. Zu dumm auch, dass jedes Detail und Spekulationen gleich nach außen dringen.

Wer soll den FC Bayern München trainieren? Foto: imago

E s ist erstaunlich viel, was der FC Bayern München seinem Publikum bietet, in enger Kooperation natürlich mit dem Medienschwarm, der ihn begleitet. Die Rede ist hier nicht etwa vom Fußball, von der Champions League und dem Halbfinale gegen Real Madrid, sondern von den unzähligen Schlagzeilen und Kommentaren, welche die bislang erfolglose Trainersuche des Rekordmeisters dieser Tage produziert.

Nicht weil es etwas so Besonderes wäre, wenn selbst ein so einzigartiger Fußballverein wie der FC Bayern München einen neuen Trainer sucht. Erstaunlich ist eigentlich auch nicht, dass Meistertrainer Xabi Alonso seinen Erfolg erst einmal weiter bei Bayer Leverkusen auskosten möchte.

Ebenso wenig, dass die Wunden bei Julian Nagelsmann nach seinem Rausschmiss bei den Bayern vor einem Jahr noch nicht vernarbt sind und auch Ralf Rangnick sich nicht zugleich um einen guten Auftritt der österreichischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft und um die Neuausrichtung und nötigen Transfers des FC Bayern kümmern möchte. Bemerkenswert ist vielmehr, dass all die Details der gescheiterten Gespräche nach außen dringen.

Eigentlich, so heißt es, hatte Rangnick vergangenen Montag schon zugesagt, weil ihm einiges versprochen wurde – um letztlich doch noch abzusagen. Dabei hatte Bayern-Präsident Herbert Hainer zuvor öffentlich von den guten Gesprächen mit Rangnick geschwärmt. Das hat etwas von Reality-TV und ist wahlweise amüsant oder peinlich. Das Verlangen danach scheint riesig zu sein. Die Hatz auf den möglichen Viertlieblingstrainer des FC Bayern hat schon begonnen.

Bei allen anderen geht´s doch auch

Aus gut informierten Kreisen sprudeln wieder die nächsten Namen hervor, sogar Pep Guardiola ist dabei, die Liveticker sind am Anschlag und die Experten stehen sowieso jederzeit bereit. Ein wenig fühlt man sich an die Sommermonate erinnert, als Tag für Tag die mögliche Verpflichtung des englischen Nationalspielers Harry Kane durch den FC Bayern offenbar die Gemüter einer ganzen Nation aufwühlte und die Zeitungsseiten füllte.

„Transferstau bei Kane“, „Drittes Angebot für Kane“, „Kane-Transfer auf der Zielgeraden“. Ständig wurde etwas vermeldet, obwohl es gar nichts zu vermelden gab. Das gleiche Spiel wiederholt sich nun bei der Trainersuche. Beim FC Bayern wird man gern wichtig genommen und deshalb scheint irgendwer immer etwas Wichtiges zu sagen zu haben, obwohl Schweigen die bessere Wahl wäre.

Mittlerweile hat sich der FC Bayern so ausgiebig zum Gespött der Nation gemacht, dass man ungewollt Mitleid empfindet. Und es drängt sich die Frage auf: Warum kann der FC Bayern München nicht einfach so professionell arbeiten wie alle anderen Bundesligavereine auch?

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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10 Kommentare

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  • Ach Deutschland. Mit nix seit Ihr zufrieden. Selbst die Bayern können es Euch nicht rechtmachen.

    Schon in den 70ern waren Beckenbauer, Breitner und der Uli die Geldgeier. Sie wollten statt eines Kaffeeservices Geld für den WM Titel. Die Geschichte ist bekannt. Der FCB wurde zu dem was er heute wieder ist. FC Hollywood. Dazwischen waren die Roten 11 Mal in Folge Meister. CL und Pokalsieger. Plus ein paar Loosercups. Und weil die Besten nicht immer jung sterben waren Uli und Co auch lange die Chefs. Die Nachfolge war einfach zu regeln.



    Eier, wir brauchen Eier. Der Brazzo und der Oli habens dann aber verkackt. Eine neue Ära sollte es werden. Mit Zukunft. Weitblick versus Nagelsmann. Losgeeist vom Rasenball Brauseclub aus der Zone. Inklusive einer Trainerrochade in der Liga. Aber wer in drei Wettbewerben spielt hat schon vor Saisonende die A-Karte. Dann gabs den Tuchelreflex und gleich danach Rührei.



    Es half nix. Bratwurstuli und Rolex Kalle mussten wieder ran. Holding Six war wohl nix. Volle Kanne Kane und dann der Absturz. Uli beweinte den Julian und der Tuchel sagte leise Servus.



    Der Uli nicht. Der Thomas ist an allem Schuld. Vermutlich auch an der Steuerprüfung. Macht nix. Freund und das kleine dicke Eberl werdens richten. Ein Trainer für Bayern? Kein Thema! Nicht für uns wir haben Geld. Aber jede angefragte Nummer Eins Lösung machte sich vom Acker. Hätte mir jemand mal erzählt das Roger Schmidt für Bayern interessant sein würde, ich hätte ihn einen Träumer genannt. Lieber hätte der Uli den Lothar als Greenkeeper eingestellt!



    Ist es nicht schön der Arroganz einmal eine lange Nase machen zu können?



    Achja, der Peter ist noch da. Der Peter Neururer. Der würde den Uli bewusstlos quatschen. Ideal für einen Spitzenclub. Der Felix hätte auch Zeit und der Friedel hat seinen Vertrag in der Pfalz noch nicht verlängert.



    Glück auf!

    Herzliche Grüße nach Leverkusen, Stuttgart und Heidenheim!



    And welcome St.Pauli!!

  • Ich empfinde kein Mitleid, auch nicht ungewollt.

  • Naja, es gibt natürlich immer wieder positive Gegenbeispiele, aber dass die anderen Bundesligaklubs professioneller arbeiten als die Bayern, kann man so wohl nicht sagen. Ich denke da nur an das Trainerkarussell bei Schalke, das Trainer- und Investorenkarussell bei Hertha, die WM-Stadion-Eitelkeit bei Kaiserslautern. Alles ehemalige Spitzenvereine (Hertha zumindest vorübergehend), und wo sind sie jetzt?

    Bei Bayern ist es ja eher verblüffend, dass sie immer wieder gründlich was vergeigen, aber immer wieder auf die Füße fallen. Auch im internationalen Vergleich, im Gegensatz etwa zu Manchester United, Juventus, jetzt auch Chelsea.

  • ....... gääääääähn.....

  • Egal, was der FC Bayern seit 55 Jahren macht, immer ist es im Auge der nicht gewogenen Betrachter albern, dumm, großkotzig, geldgierig, laientheatralisch. Hier: "Warum kann der FC Bayern München nicht einfach so professionell arbeiten wie alle anderen Bundesligavereine auch?" Deswegen, weil der Verein so mega unprofessionell ist, haben sie in dieser Zeit niemals die Bundesliga, den DFB-Pokal, die Championslegue, den UEFA-Pokal gewonnen. Schon echt blöd. Hab ich was verpasst?



    Was die aktuelle Trainersuche angeht, ist alles doch super transparent verlaufen. Die ganze Fußballnation kann miterleben, wie der FC Bayern nur sehr gute Trainer (im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesligavereinen) anfragt, und zwar schön der Reihe nach, und diese dann aus nachvollziehbaren Gründen absagen. Wenn ich mich richtig erinnere, dann, weil alle drei mittelfristig in anderen ebenfalls hochkarätigen geordneten Arbeitsverhältnissen stecken und diese derzeit nicht aufgeben wollen.



    Der einzige Grund, dem FC Bayern als solchem abzusagen, wäre doch, dass der Betreffende weiß, dass er wahrscheinlich in einem Jahr abserviert wird, weil dann ohnehin Alonso kommt. Könnte ich sogar verstehen.

    • @Vigoleis:

      Zum Sport gehört auch Sympathie, die man sich verdienen muss.

    • @Vigoleis:

      Genau so ist es, es wird da jeden treffen.

    • @Vigoleis:

      Der Grund nicht nach München zu gehen ist U.H., nicht dass Engagement von Alonso in einem Jahr, denn er wird nicht zu den Bayern gehen.

  • "Warum kann der FC Bayern München nicht einfach so professionell arbeiten wie alle anderen Bundesligavereine auch?"

    Weil die Klatschpresse sonst echte Probleme hätte, ihre Sportseite zu füllen.

  • focus.de vor einem Jahr:



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    "FC Bayern: Es gibt nicht nur den einen Maulwurf



    “Es ist nicht nur einer. Es sitzt nicht nur ein Maulwurf in der Kabine. Wir sind da schon besser vernetzt”, enthüllt Falk, dass er seine Informationen nicht nur aus Spielerkreisen, sondern offenbar auch aus der Führungsetage der Münchner erhält."



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    So etwas ist für seriöse Trainer ein No-Go.