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UN-Resolution zu NahostDeplatzierte Empörung

Felix Wellisch
Kommentar von Felix Wellisch

Die UN-Resolution für einen sofortigen Waffenstillstand wird wenig ausrichten. Denn Netanjahu bleibt auf Konfrontationskurs mit den USA.

Lässt sich von niemandem Vorschriften machenn: Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu Foto: Miriam Alster/ap

D ie israelische Regierung hätte kaum trotziger auf die am Montag von den USA genehmigte Forderung des UN-Sicherheitsrates nach einer Waffenruhe im Gazastreifen reagieren können. Prompt sagte Regierungschef Benjamin Netanjahu eine Delegation ab, die sich in Washington zum weiteren Vorgehen in Rafah beraten sollte. Zuhause in Israel mag er diese jüngste Konfrontation mit dem wichtigsten Verbündeten als Zeichen der Stärke verkaufen.

Doch die Empörung wirkt nach der Serie von Auseinandersetzungen mit den USA in den vergangenen Wochen nicht nur deplatziert, sie gefährdet Israel zunehmend, indem sie das Land immer weiter in die internationale Isolation führt. Seit Wochen ignoriert Netanjahu die zunehmend dringenden Wünsche aus Washington und lässt US-Präsident Joe Biden immer wieder auflaufen.

Seitens der israelischen Regierung mag man die UN-Resolution nun kleinreden: Die Vereinten Nationen seien ohnehin seit langem anti-israelisch eingestellt und die Resolution nicht an Sanktionen gebunden. Fakt ist jedoch: Eine UN-Resolution ist bindend für alle Mitgliedstaaten. Israel würde sich durch eine Missachtung ins diplomatische Abseits stellen. Das ist kurzsichtig und schadet letztlich Israels Sicherheit, denn die beruht nicht nur auf militärischer Stärke. Israel braucht Verbündete und internationale Akzeptanz.

Dass es die Hamas war, die am 7. Oktober Israel überfallen, Zivilisten ermordet, Frauen vergewaltigt und Kinder und alte Menschen nach Gaza entführt hat, spielt in der weltweiten Wahrnehmung des Krieges angesichts der beispiellosen Zerstörung, des Todes und des Leids in Gaza für viele kaum noch eine Rolle. Im Norden des Küstenstreifens herrscht nach Angaben internationaler Organisationen unter rund 300.000 Menschen eine Hungersnot, während in Israel nur wenige Kilometer entfernt Hilfskonvois warten.

Das Land hat sein Recht auf Selbstverteidigung in den Augen vieler Menschen weltweit überschritten. Dass die USA am Montag nicht von ihrem Vetorecht Gebrauch machten und selbst die US-Vizepräsidentin Kamala Harris mit Blick auf die Konsequenzen einer Rafah-Offensive sagt: „Ich schließe nichts aus“ zeigt, wie abgekühlt die Beziehungen zu Washington sind und was für Israel auf dem Spiel stehen könnte: Die gewaltigen Waffenlieferungen, ohne die es diesen Krieg kaum führen könnte.

Netanjahu mag mit der Zustimmung vieler Menschen in Israel handeln, die von den brutalen Massakern der Hamas ins Mark getroffen wurden. Doch mit seinen Reden vom „absoluten Sieg“ über die Hamas hilft er den Israelis, von denen viele taumeln zwischen extremem Nationalismus einerseits und der Angst, an keinem Ort mehr sicher sein zu können, andererseits, nur scheinbar.

Die jüngst wieder aufflammenden Kämpfe im Norden des Gazastreifens zeigen, dass auch eine Invasion in Rafah kaum einen dauerhaften Guerillakrieg gegen die Hamas verhindern dürfte. Zudem scheint auch weiterhin keine Lösung gefunden, wie der Ministerpräsident sein Versprechen, die Zivilbevölkerung in Rafah im Falle eines Angriffes zu schützen, umsetzen könnte. Was es braucht ist ein Kurswechsel, wie vom Sicherheitsrat vorgeschlagen: Die Freilassung aller Geiseln und einen Waffenstillstand.

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Felix Wellisch
Korrespondent
berichtet für die taz aus Israel und den palästinensischen Gebieten. Geboren 1989. Er hat Politik- und Sozialwissenschaften in Jena, Dresden und Kairo studiert und die Deutsche Journalistenschule in München absolviert. Ernst Cramer & Teddy Kollek-Fellow.
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29 Kommentare

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  • "Ich gehe davon aus, dass weder die jetzige noch die nachfolgende US-Regierung die Waffenlieferungen an Israel einstellen wird, da damit zuviel Geld verdient wird."

    Geld dass die US-Regierung Israel im Rahmen einer jährlichen Militärhilfe von 4 Milliarden $ zur Verfügung stellt und die nur zum Kauf von US-Waffen verwendet werden darf.

    Wie würde Donald darauf reagieren wenn ihn dass einer steckt ?

  • Die unmittelbare Wirkung der Resolution ist nun leider, dass die Hamas sich so gestärkt fühlt, dass sie den ursprünglich eigenen Kompromissvorschlag (Austausch von 40 Geiseln gegen Hunderte palästinensische Häftlinge, dafür zeitweise Waffenruhe) nun zurückzieht und auf Waffenruhe ohne Gegenleistung beharrt. Wenn das das Ziel der Resolution war, herzlichen Glückwunsch zum Erfolg. Hamas triumphiert, Geiseln leiden weiter.

    • @PeterArt:

      Die palästinensische/Hamas-Seite hat die Enthaltung der USA bei der Resolution begrüßt, was mich nicht wundert.

      "Hamas triumphiert, Geiseln leiden weiter."

      Sehr, sehr traurig.

    • @PeterArt:

      War das nicht zu erwarten? Indem Israel blindlings in die am 7. Oktober von Hamas gestellte Falle hineinläuft und mit militärischer Gewalt zurückschlägt? Der barbarische Angriff gegen Israel war zwar ein beispielloser Gewaltexzess, beruhend einerseits auf blindwütigem eliminatorischen Hass, aber ohne wohlüberlegtes Kalkül war die Tat eben auch nicht.

      • @Abdurchdiemitte:

        "Indem Israel blindlings in die am 7. Oktober von Hamas gestellte Falle hineinläuft und mit militärischer Gewalt zurückschlägt?"



        Und die Alternative wäre was?



        Lassen Sie jetzt mal die Entwicklung des Feldzugs der letzten Monate aus dem Fokus, aber wie hätte Israel reagieren sollen? Ignorieren? Nett um Rückgabe der Geiseln bitten? Was?

      • @Abdurchdiemitte:

        Natürlich war das zu erwarten. Darin liegt ja gerade die Tragik Israels: Dass die Hamas es in eine Lage gebracht hat, in der Israel handeln konnte wie es wollte und nur verlieren konnte. Zum Schaden der palästinensischen Bevölkerung, die gnadenlos von der Hamas geopfert wird. Und Israels Handeln war natürlich nicht "blindlings", sondern vor dem Hintergrund, dass sie sowieso die Sündenböcke werden würden, nur folgerichtig. Augen zu und durch, wenn nur die Hamas vernichtet wird.

        • @PeterArt:

          Wie es aussieht, wird Hamas nun aber nicht vernichtet - oder der Hass gegen Israel “lebt” in anderer Form weiter, Generation für Generation.



          Und jetzt? Auge um Auge, Zahn um Zahn?

  • Hier will, der Schwanz mit dem Hund wedeln, mal ganz salopp ausgedrückt.

    Ich verstehe langsam wirklich nicht mehr was Bibi treibt, die Hoffnung das



    sein Kumpel Donald wieder an die Macht kommt ?

    Auch Ihm sollte doch klar sein, dass Donalds Hauptanliegen ist, die USA aus "dummen Kriegen" rauszuhalten !

    Im Zweifelsfall würde er Bibi wie eine heiße Kartoffel fallen lassen.

    • @flaviussilva:

      "Im Zweifelsfall würde er Bibi wie eine heiße Kartoffel fallen lassen."

      Wenn das so wäre, fände ich es ehrlicher als die geheuchelte Anteilnahme nach dem 07.10.23 durch die jetzige US-Regierung (ebenso anderer westlicher Regierungen) und wenn die jüdische/Israel-Seite kurz davor steht die Anführer und verbliebenen Bataillone festzusetzen, dann die (auch moralische) Unterstützung zu entziehen.

      Ich gehe davon aus, dass weder die jetzige noch die nachfolgende US-Regierung die Waffenlieferungen an Israel einstellen wird, da damit zuviel Geld verdient wird. Und ebenso denke ich, dass die USA im Gegenzug auch nicht auf militärische Rüstungsgüter aus Israel, Sicherheitsdienstleistungen etc. verzichten will. Wofür auch? Damit sich in der Region nach der Zerstörung Israels ein Ableger des Iran oder ein anderes islamistisches Terrorregime etabliert? Die Leidtragenden wären dann auch Ägypten und Jordanien. Das würde für mich keinen Sinn ergeben und für die US-Regierungen hoffentlich auch nicht.

    • @flaviussilva:

      “I’m Zweifelsfall würde er Bibi wie eine heiße Kartoffel fallen lassen.”



      Das glaube ich nicht. Warum? Weil das christlich-fundamentalistische, evangelikale Wählerspektrum eine sichere Bank für Trump ist, so lange er an der bedingungslosen Unterstützung Israels festhält.



      Die pro-israelische Haltung der US-Evangelikalen - nein, Trump selbst halte ich nicht für einen solchen “gläubigen” Christen, ganz im Gegenteil (!) - speist sich aus deren eschatologischen Vorstellung vom unmittelbar bevorstehenden Endkampf zwischen Gut und Böse, Armageddon, der gemäß der biblischen Offenbarung auf dem Boden des heutigen Israel ausgetragen wird - daran glauben jene Zeitgenossen nicht bloß, das ersehnen sie sich geradezu. Weil sie es dann schließlich sind, die im im folgenden Weltgericht auf der “rechten Seite Gottes” sitzen werden.



      Trump ist in ihren Augen dann nur das den Willen Gottes vollziehende Werkzeug - indem er - Seit’ an Seit’ mit Bibi und den Islamisten, würde ich hinzufügen - in Nahost für Chaos und Unheil sorgt, erfüllt er sozusagen den göttlichen “Heilsplan” für Israel.



      Dass eine solche verquaste, pseudoreligiöse Ideologie nicht nur dumm und töricht, sondern darüber hinaus noch brandgefährlich ist, darüber müssen wir wohl nicht reden.

      • @Abdurchdiemitte:

        Gute Schilderung eines in Deutschland viel zu wenig beachteten Themas. Dazu passt folgendes:

        "Alle Juden sollen nach Israel kommen, in das von Gott verheißene Land. Sie sollen es besiedeln. Der Staat soll stark und mächtig sein. Das satanische Regime in Iran, das Israel vernichten will, muss gestürzt werden. Wenn all das geschieht, erfüllen sich die Prophezeiungen, und der Messias wird wieder auf die Erde kommen, nach Jerusalem. Alle Christen haben die Pflicht, an dieser zweiten Ankunft mitzuwirken. Denn die Wiederkehr des Erlösers läutet die Endzeit ein, den tausendjährigen Frieden."

        Grundsatz der" Christians United for Israel“ (CUFI)

        Gegründet 2006 hat die CUFI inzwischen 7 Millionen Mitglieder, entspricht in etwa dem Anteil der jüdischen Bevölkerung der USA.

        Ein Großteil von Trumps Nahostpolitik basierte während seiner Amtszeit auf Positionen die von der CUFI vertreten werden.

        Diese christlichen Zionisten bringen es auf ein Potential von über 30 Millionen Wählerstimmen.

        Spooky!

      • @Abdurchdiemitte:

        "... speist sich aus deren eschatologischen Vorstellung vom unmittelbar bevorstehenden Endkampf zwischen Gut und Böse, Armageddon, der gemäß der biblischen Offenbarung auf dem Boden des heutigen Israel ausgetragen wird - ..."

        Das war mir so nicht bekannt, ich bedanke mich für die Informationen.

        Religionen lehne ich grundsätzlich ab. Wenn es aber, auf welchem indirekten, verquasten Weg auch immer dazu führt, dass die jüdische/Israel-Seite nicht vernichtet wird, sondern Unterstützung erfährt, kann ich dem doch etwas Positives abgewinnen.

        "Dass eine solche verquaste, pseudoreligiöse Ideologie nicht nur dumm und töricht, sondern darüber hinaus noch brandgefährlich ist, ..."

        Das trifft auf viele Religionen und Ideologien zu. Sie kosten unnötig viele Menschenleben.

        • @*Sabine*:

          Um es noch mal klar zu machen: es geht hier nicht um ein paar vereinzelte religiöse Spinner - laut dem verlinkten DLF-Beitrag sind es in den USA etwa 100 Millionen Evangelikale, die diese verquaste Weltsicht teilen (und übrigens zumeist auch Anhänger des Kreationismus sind, also die Evolutionstheorie Darwins am liebsten aus allen US-amerikanischen Schulbüchern verbannen möchten).



          Sie zählen überwiegend zu den treuesten Trump-Wählern.

        • @*Sabine*:

          Wenn Sie sich intensiver in die Thematik einlesen wollen, empfehle ich für den Anfang den Wikipedia-Beitrag zum “christlichem Zionismus” im evangelikalen Spektrum - nach meiner Meinung fällt die Kritik an dieser christlich-fundamentalistischen Strömung im Wiki noch moderat aus. Ich würde sie harscher formulieren.



          Deren komplett unkritische Haltung gegenüber der israelischen Regierungspolitik sowie die Bejahung der sogenannten “Judenmission” geht nach meinem christlichen Verständnis überhaupt nicht! Letzten Endes sind Juden und der Staat Israel nach evangelikalem Verständnis nur Staffage zur Erfüllung des göttlichen Heilsplanes gemäß der biblischen Offenbarung (die Leute glauben ja auch an eine Art göttlicher Verbalinspiration der biblischen Schriften).



          Schöne Israelfreunde sind mir das (und ihr Idol Donald Trump)!



          Sorry, aber bei dem Thema rede ich mich immer in Rage.



          de.m.wikipedia.org...stlicher_Zionismus



          www.deutschlandfun...-im-blick-100.html

  • Wann üben die Unterstützer der Hamas endlich so viel Druck auf die Hamas aus, dass diese sich ergibt?

    Warum wird hier international und von Seiten der UN nicht viel massiver auf die entsprechenden Staaten eingewirkt?

    Würde es irgendjemandem um die Palästinenser gehen, wäre heute noch Schluss mit der Hamas und es wäre sofort Waffenstillstand und Geiselfreilassung.

    Aber es geht niemandem um die Palästinenser. Leider. Alle wollen nur Israel weg haben, koste es was es wolle.

    • @Gnutellabrot Merz:

      DANKE!

    • @Gnutellabrot Merz:

      Auch ich bedanke mich.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Danke.

  • Netanyahu kämpft leider tatsächlich mehr für sein eigenes Überleben als für die Interessen von Israel. Dafür geht er - im wahrsten Sinne - über Leichen. Das ist furchtbar, denn unter normalen Umständen wäre er politisch bereits am Ende.

    Allerdings der Bericht von Albanese ist - soweit ich es verstanden habe, lasse mich gerne eines Besseren belehren - ein von der UN in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten, das voreingenommen, völlig parteiisch und in Teilen falsch ist.

    Die SZ zitiert Albaneses Gutachten zb so: Völkermord sei "ein unvermeidlicher Teil der Bildung Israels" und dass "Praktiken, die zur massenhaften ethnischen Säuberung der nicht-jüdischen Bevölkerung Palästinas führten, in den Jahren 1947 bis 1949 stattfanden".

    Das ist historisch falsch und geht schon wieder stark in die Richtung, das Existenzrecht Israels grundsätzlich in Frage zu stellen. Das scheint irgendwie ein grundsätzliches Problem der UN zu sein, dabei beruht die Gründung Istaels auf dem Teilungsplan der UN.

    • @Karla Columna:

      "Netanyahu kämpft leider tatsächlich mehr für sein eigenes Überleben als für die Interessen von Israel. Dafür geht er - im wahrsten Sinne - über Leichen. Das ist furchtbar, denn unter normalen Umständen wäre er politisch bereits am Ende."

      Besser hätte man es nicht beschreiben können!

    • @Karla Columna:

      Kein Wunder bei einer Person, die dem BDS nahesteht und das Massaker vom 7. Oktober als Widerstandshandlung interpretiert. www.juedische-allg...-der-bds-bewegung/ Und der Sicherheitsrat lässt sich vorführen und einspannen. Pfui Teufel.

      • @PeterArt:

        Sorry aber in dem Artikel wird nicht ein Beweis dafür genannt, dass Frau Albanese der BDS- Bewegung nahesteht. Sie wird lediglich als Ikone der Bewegung bezeichnet, was genauso gut heißen kann das die Bewegung sie zu einer Ikone gemacht hat ohne ihr zutun. Ich würde doch zumindest erwarten, das man zeigt das sie bei Veranstaltungen der Bewegung teilgenommen hat, oder sich in Tweets zu ihnen geäußert hätte. Davon steht da aber nichts.



        Und ob es einem gefällt oder nicht, sie ist nicht die einzige die den Anschlag vom 07. Oktober als "Widerstandshandlung" bezeichnet, das ist meines Erachtens vermutlich darin begründet, das bisher nur 41 (hauptsächlich westliche) der über 190 Staaten Hamas überhaupt als Terrororganisation einstufen.

    • @Karla Columna:

      Wenn Sie der Meinung sind, dass die Darstellungen von Albanese falsch sind, fühlen sie sich frei, diese fundiert zu korrigieren.



      Und dass die Gründung Israels auf dem Teilungsplan der UN basiert ist auch hinterfragenswert, da die Menschen dort wohl kaum frei entscheiden konnten. Entscheidungen, bei denen äußere Kräfte das Innere bestimmen, sind selten nachhaltig.

      • @Max Moor:

        Was meinen Sie denn damit, dass die Menschen damals dort nicht frei entscheiden konnten? Die Situation vor dem Teilungsplan war doch so, dass England dort als Mandatsmacht abgelöst werden sollte. Die Engländer wollten dort auch raus, der Konflikt zwischen jüdischen und arabischen Bewohnern des Gebietes hat er sich zugespitzt. England hatte Versprechungen an beide Seiten gegeben, unter anderem war der jüdischen Seite mit der Balfour Deklaration 1917 ein jüdisches Heimatland versprochen worden. Aber auch die arabische Seite hatte Zusicherungen bekommen. Das war politisches Kalkül Englands, sorgte aber erst recht für Unfrieden.

        In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg waren tatsächlich viele jüdische Einwanderer in das englische Mandatsgebiet Palästinas eingewandert, oft, weil ihnen auch nichts anderes übrig blieb. Es war damals nicht so, dass andere Länder die Holocaustüberlebenden aus Europa liebend gern aufnehmen wollten. Gleichzeitig war das Klima zum Beispiel in Polen oder Ungarn nicht so, dass Überlebende dort bleiben wollten oder auch konnten. Im polnischen Kielce gab es 1946 noch ein Pogrom.

        Das nur als Hintergrund, weil ja immer diese Schlagwort Siedlerkolonialismus auftaucht und völlig undifferenziert verwendet wird.

        In dieser Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg kam es auch in anderen Gebieten zu Vertreibungen. Polen ist ein gutes Beispiel. Die damalige Sowjetunion hat sich polnische Gebiete einverleibt, die heutzutage zur Ukraine gehören. Dafür hat Polen im Westen ehemals deutsche Gebiete bekommen. Auch das war mit Unrecht an der Zivilbevölkerung verbunden. Gleichzeitig gibt es auch im arabischen Raum künstlich geschaffene Nationalstaaten - Ethnien wie die Kurden werden unterdrückt und in ihren nationalen Bestrebungen nicht unterstützt. Merkwürdig, dass davon immer so wenig geredet wird.

        Israel als Staat existiert seit 1948 und bei keinem anderen Staat wird diese Gründung infrage gestellt. Insofern sind Frau Albaneses Ausführungen falsch.

        • @Karla Columna:

          Na wenn sie sich die Abstimmung der UN zum Teilungsplan anschauen, dann taucht dort nirgends eine Stimme Mandatsgebiet Palästina oder Palästina auf oder? Was heißt das die Menschen in dem Mandatsgebiet nicht frei entscheiden konnten was sie wollten, sie hatten nicht mal eine Stimme als über ihre Zukunft entschieden wurde. Klar wurde das bei uns auch gemacht, als Deutschland geteilt wurde, aber wir hatten auch den 2. Weltkrieg zu verantworten mit 17 Mio (Statista) ermordeten Zivilisten, 6 Mio. davon jüdische Menschen. Und genau dieses Verbrechen ist einer der Hauptgründe warum der Teilungsplan wiederaufgegriffen wurde und es zur Teilung des Mandatsgebiets kam. Die Briten hatten den Plan ja vor dem 2. Weltkrieg fallen lassen. Ohne unsere Verbrechen ist es extrem fraglich ob es zu einer Teilung gekommen wäre.



          Und England sollte nicht als Mandatsmacht abgelöst werden, sie wollten das Mandat abgegen aus (a) wirtschaftlichen Gründen- Kosten von 40 Millionen Pfund Sterling, um die 100.000 Soldaten und Polizisten zu unterhalten; (zu viel während des 2.WK als sie eh wirtschaftlich angeschlagen waren) und (b) nach dem 2.Wk kam es durch die Irgun vermehrt zu Anschlägen auf die Briten und weiteren Unruhen+ Unruhen in Indien und wirtschaftliche Probleme zu Hause.

          Und viele bezeichnen es als Siedlerkolonialismus, weil Israelis illegal Land in den besetzten Gebieten "kolonisieren" oder anderes Wort besiedeln und diese Besiedlung die Vertreibung der Palestinenser beinhaltet aka ethnische Säuberung. (verstößt gegen die Genfer Konventionen). Und wenn man gerade die rechtsextremen Politiker wie Ben-Gvir und Smotrich hört und deren Parteiprogramme liest, dann ist genau das deren Ziel.

        • @Karla Columna:

          "Das war politisches Kalkül Englands, sorgte aber erst recht für Unfrieden."

          Schön, dass sie meine Aussage nochmal mit Ihrer unterstreichen.



          Wäre eine verantwortungsvollere Lösung gewesen, wenn Deutschland einen Teil für Israel abgegeben hätte.



          Aber lieber Staatsräson ausrufen und darauf hoffen, dass es andere machen.

          Aus der Geschichte lässt sich lernen, dass die Menschen noch nie aus ihr gelernt haben, sondern sie immer dazu benutzen um weitere Scheiße zu legitimieren.



          Ob Russland, Nahost oder sonstwo.



          Jeder Menach findet seinen Part, um mörderisches Verhalten zu legitimieren. (mal so ganz allgemein als Denkanstoß)

        • @Karla Columna:

          Ihrer Darstellung der Vorgeschichte will ich nicht grundsätzlich widersprechen, aber eine Crux dieser Vorgeschichte ist meiner Ansicht nach doch, daß die wichtigsten Entscheidungen vor der Gründung Israels, die Balfour-Deklaration, die Übertragung des damaligen "Palästina" an Großbritannien, wie auch der Teilungsplan beschlossen worden sind, ohne die dort lebende arabische Bevölkerung jemals zu fragen.

          Auch nicht, ob sie die jüdischen Displaced Persons aufnehmen wollten. Die dortigen Muslime waren vermutlich in der Mehrzahl antisemitisch, das könnte aber auch mit der Sorge zusammenhängen, die Juden wollten sie "überfremden" und vertreiben. Kennen wir bei uns unter dem Stichwort "Bevölkerungsaustausch" ja auch.

          Es gibt da noch die Geschichte, Ibn Saud habe Truman gefragt, warum man die Displaced Persons nicht in Teilen Deutschlands unterbringe und die da lebenden Deutschen umsiedle. Die seien doch die Schuldigen am Holocaust gewesen, nicht die Palästinenser.

          Darauf habe Truman geantwortet, er könne die Argumentation zwar nachvollziehen, aber die Juden wollten leider nun einmal nach Palästina.

      • @Max Moor:

        "Wenn Sie der Meinung sind, dass die Darstellungen von Albanese falsch sind, fühlen sie sich frei, diese fundiert zu korrigieren." Das ist x-fach getan worden, zuallererst und zusammenfassend in der ausführlichen Erklärung Israels auf X. Aber gegenüber Faktenleugnern ist jede Wiederholung fundierter Begründung vertane Zeit.