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Wertschöpfung von grüner Mobilität118 Milliarden Euro schwer

Die nachhaltige Verkehrsbranche generiert viel Wertschöpfung. Sie fordert eine Milliarde Euro mehr pro Jahr für Radwege und Mobilitätsbudgets.

Bei der Radinfrastruktur ist noch Luft nach oben Foto: Florian Gärtner/imago

Berlin taz | Sie will weg vom Bild der staatsabhängigen Branche: „Jetzt können wir endlich zeigen, welchen wirtschaftlichen Wert die nachhaltige Mobilität darstellt, nicht nur fürs Klima“, sagt Wasilis von Rauch, Sprecher des Bündnisses Nachhaltige Mobilitätswirtschaft.

Der Lobbyverband hat am Montag eine Studie präsentiert, in der erstmals ersichtlich wird, wie groß der volkswirtschaftliche Nutzen der nachhaltigen Mobilitätswirtschaft in Deutschland sein soll: 117,6 Milliarden Euro. So viel Wertschöpfung generieren Schienenverkehr, Busverkehr, Fahrradwirtschaft, Carsharing und die Taxibranche in Deutschland. Zum Bündnis gehören die Allianz pro Schiene, der Bundesverband Carsharing, der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und Zukunft Fahrrad.

Jeder Euro, der durch Unternehmen der sogenannten nachhaltigen Mobilitätswirtschaft in Deutschland erwirtschaftet wird, erzeugt gemäß Studie eine zusätzliche Wertschöpfung in Höhe von 2,40 Euro. Insgesamt profitieren danach 1,7 Millionen Beschäftigte von den direkten und indirekten Beschäftigungseffekten. Laut der Studie arbeiten 500.000 Menschen bei Fahrradherstellern, Verkehrsunternehmen oder Händlern.

Weitere 1,2 Millionen sind zusätzlich beispielsweise bei Lieferanten der Branche angestellt. Dadurch würden Einkommen in Höhe von insgesamt 66,8 Milliarden Euro generiert. Dadurch würden Einkommen in Höhe von insgesamt 66,8 Milliarden Euro generiert. „Wir sind keine Branche der Subventionsempfänger“, betont Alexander Möller vom Branchenverband VDV, um dann jedoch im gleichen Atemzug Subventionen in nachhaltige Mobilität zu fordern.

Es brauche gleichwertige Voraussetzungen auf den Straßen für alle Verkehrsmittel – und dafür staatliche Subventionen, forderte auch von Rauch. Es sei zudem eine flächendeckende Einführung von Mobilitätsbudgets nötig. Dann könnten Beschäftigte entscheiden, ob sie einen Dienstwagen bekommen wollen oder stattdessen einen Zuschuss für ein anderes Verkehrsmittel ihrer Wahl. Das Branchenpapier fordert zudem zusätzlich 1 Milliarde Euro pro Jahr für Fahrradwege sowie eine „Mobilitätsgarantie“, also definierte Mindeststandards und einen gesetzlichen Anspruch auf Mobilität.

Insgesamt sagten 40 Prozent der Befragten in einer begleitenden Umfrage, dass sich die Angebote deutlich oder etwas verbessert hätten. Den größten Handlungsbedarf in ihrer Region sehen die Befragten bei der Verbesserung von Bus- und Bahnverbindungen (80 Prozent) und einer besseren Radinfrastruktur (44 Prozent). Das sei ein klarer Auftrag an Bund und Länder, mehr zu investieren, sagte Dirk Flege, von der Allianz pro Schiene.

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8 Kommentare

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  • @WURSTFINGER JOE

    Sie haben Recht, der hat "der Wirtschaft" eine knappe Viertelmilliarde "als Trinkgeld" zugesteckt.

    Ich hätte besser recherchieren sollen, danke :-o

    • @tomás zerolo:

      Keine Ursache, mir ging es auch darum, daß die herausragende Leistung dieses Herrn genügend gewürdigt wird. 😁

  • „Wir sind keine Branche der Subventionsempfänger“



    ...aber wir wollen dringend eine werden!



    Hier auf dem Land schreitet der Flächenverbrauch durch nahezu unbenutzte Radwege voran. Das ist die eine Seite.



    Die andere Seite: Rumpelpisten, die einfach nur eine neue Straßendecke bräuchten, werden nicht saniert. Warum? Entsprechend den gängigen Vorschriften müsste bei einer Sanierung auch ein Radweg daneben gebaut werden, was die Gesamtkosten in die Höhe treibt. Das Geld ist aber schon für andere Radwege weg. Also bleibt es bei der Rumpelpiste, die jedes Jahr wieder notdürftig geflickt werden muss....

  • Wenn denn die eigene Wertschöpfung so wäre, braucht es keine weiteren Subventionen.



    Lobbyismus in eigener Sache 😉

    • @1Pythagoras:

      Sollen die etwa Radwege selbst bauen oder Bus- und Bahnverbindungen selbst finanzieren?

  • Es geht nicht um Subventionen, sondern um Sondervermögen für Infrastruktur welche in den letzten 30 Jahren wegen Sparmaßnahmen (nicht nur die schwarze null) von den allseits bekannten Regierungsparteien unter grandiosem Engagement der ebenso bekannten CSU Verkehrminister (Scheuer, Schmidt, Dobrindt, Ramsauer; 2009 - 2021; best practice aus Bayern?!) massiv beschädigt oder zerstört wurde. Nun trsditionel Fortgeführt durch die FDP (Wissing), handlungsgeschützt mit dem Begriff der schwarzen (blaue) null und der Generationsveranwortung.



    So etwas ähnliches an Investionsaufkommen, aber noch in größerem Ausmaß erwartet uns im Verlauf der nächsten 20 Jahre durch den Klimawandel und die ausbleibende und hintertriebene Energiewende der aktuellen Regierung und Opposition.



    Wer jetzt nicht in die Zukunft investiert, versündigt sich an der nachfolgenden Generation, wie zuletzt in der Verkehrsinfrastruktur geschehen.

  • Die eine Milliarde für Fahrradwege ist ungefähr 4000 Scheuers. Nur, dass hier auch was bei rumkommt.

    • @tomás zerolo:

      Nein, es sind lächerliche vier Scheuer, leicht abgerundet.