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Deutschlands schwache KonjunkturSteuern runter für Firmen

Hannes Koch
Kommentar von Hannes Koch

„Peinlich“ oder „dramatisch“ nennen Regierungsverantwortliche die wirtschaftliche Lage Deutschlands. Tatsächlich ist sie widersprüchlich.

Sehen sich mit einer wirtschaftlichen Schwächephase konfrontiert: Habeck, Scholz und Lindner (vlnr) Foto: Liesa Johannssen/reuters

D ie wirtschaftliche Lage in Deutschland ist widersprüchlich – aber nicht schlecht. Zwar könnte das Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr nahezu stagnieren, wie die Bundesregierung aktuell schätzt. Finanzminister Christian Lindner (FDP) findet das „peinlich“, Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) „dramatisch“. Gleichzeitig hat der Börsenindex DAX ein Allzeithoch erreicht, die Zahl der Industriebeschäftigten steigt, und Deutschland ist wieder die drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt, noch vor Japan.

Wir erleben keine tiefe Krise, sondern eine Schwächephase nach einem langen Boom zwischen 2011 und 2019. So ist das Leben. Auf Höchstleistung folgt Ermüdung. Danach geht’s wieder besser. In den kommenden Jahren werden die deutsche Wirtschaft und Politik die aktuellen Probleme, von denen es ja wirklich einige gibt, überwinden.

Viele hiesige Unternehmen müssen einen gigantischen Strukturwandel bewältigen. Dienstleistungen und Produktion werden digitaler, Privathaushalte und Firmen beginnen das postfossile Zeitalter oder sollten es beginnen. Das deutsche Geschäftsmodell braucht eine Überholung. Neue Produkte müssen die alten ablösen: Wärmepumpe statt Dieselmotor. Lästigerweise lassen Inflation und Zinsen die Kosten steigen, während die Weltwirtschaft lahmt.

So wäre die Steuersenkung fair

Ein Teil der deutschen Wirtschaft hat dadurch hohe Ausgaben. Deswegen diskutiert die Regierung, die Gewinnsteuern moderat zu senken – zumal die hiesige Körperschaft- und Gewerbesteuer mittlerweile über denen in Frankreich, Großbritannien und den USA liegen. Niedrigere Kosten erleichtern Investitionen, sie könnten Wirtschaftswachstum schaffen. Der Nachteil: Höhere Gewinne fließen oft in Dividenden, fördern also nicht das Wachstum, sondern die Vermögen der AktionärInnen.

Um das zu vermeiden, müsste die geringere Gewinnsteuer ausgeglichen werden, beispielsweise durch eine höhere Reichen- und Erbschaftsteuer. Nach dem Motto: Firmen entlasten und große Privatvermögen belasten. Denn Geld zu verschenken hat der Staat gerade nicht.

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Hannes Koch
Freier Autor
Geboren 1961, ist selbstständiger Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er schreibt über nationale und internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik. 2020 veröffentlichte er zusammen mit KollegInnen das illustrierte Lexikon „101 x Wirtschaft. Alles was wichtig ist“. 2007 erschien sein Buch „Soziale Kapitalisten“, das sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Bis 2007 arbeitete Hannes Koch unter anderem als Parlamentskorrespondent bei der taz.
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7 Kommentare

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  • Unsere Stromkosten sind zu hoch, und ich gehe davon aus, dass der bürokratische Aufwand nicht nur in meiner Branche unfassbar viel Zeit fund Resourcen frißt. Die Steuerlast ist das geringere Problem.

  • Das D mittlerweile die Nummer 3 der Volkswirtschaften ist, ist leider nichts positives, sondern bietet in Form von Japan einen Ausblick in die Zukunft.

    Japan schrumpft seit vielen Jahren,



    hat technologisch den Anschluss verloren und völlig überalterte Bevökerung, während der Nikkei 225 immer weiter steigt. Die japanischen Firmen machen ihr Geld außerhalb Japans so wie die DAX Konzerne auch. In Deutschland kommen auch einige riesige Probleme die Japan so nicht hat wie das völlig unfinanzierbar gewordene Rentensystem, die ungedeckten Pensionsverpflichtungen und massive Migration in die Sozialsysteme.

  • Denn sie wissen nicht, was sie tun

    "Steuern runter für Firmen", aber Oma bezahlt den teuersten Strom der Welt.



    Ihr Miete steigt ständig, ihr Lebenshaltungskosten steigen ständig, ob Heizung, Wasser oder Strom, ob Kleidung oder Lebensmittel.



    Aber das tut Oma ja bestimmt gerne, weil sie "Steuern runter für Firmen" bestimmt gut findet und gerne dafür noch ärmer wird.



    Eine Ampel voller Hasardeure, denn sie wissen nicht was sie tun.

  • Kaufkraftverlust auf das Niveau von 2016.



    Konsum macht 52% des BIP aus.



    Kein Wunder, dass es keinen Wachstum gibt.

  • 'Auf Höchstleistung folgt Ermüdung' oder 'Wärmepumpen statt Diesel'... Leute solche Automatismen oder Zusammenhänge sind keinesfalls Gott gegeben. Ermüdung... nein Dauerabstieg droht wenn man nicht AKTIV gegensteuert.



    Und nein, auch Gewinne kommen keinesfalls allein den Aktionären zugute. Hohe Gewinne=hohe Steuereinahmen. Hohe Gehälter durch qualitative Top Jobs = Hohe Steuereinnahmen.



    Das Problem ist doch (auch), dass wir in diesem Lande eine Industrie haben die hohe Umsätze aber wenig Gewinne macht. Somit weniger investieren kann und relativ wenig Steuern bezahlt.



    Dass gleichzeitig der Staat in den guten Jahren rein gar nix nach vorne gebracht hat ist Teil der Wahrheit, von Digitalisierung in der Verwaltung bis Infrastruktur.... Fehlanzeige.



    Und dass dann der gleiche, also unser Staat bei einer Staatsquote von knapp 50% immer noch glaubt, dass er durch höhere Schulden die Wirtschaft ankurbeln sollte, ja das ist dann schon mehr als ein Missverständnis.

  • Was anderes als die olle Reichensteuer ist nicht eingefallen? Schade... dann bleibt es halt bei Schulterzucken und Hoffen:

    "Höchstleistung folgt Ermüdung. Danach geht’s wieder besser. In den kommenden Jahren werden die deutsche Wirtschaft und Politik die aktuellen Probleme, von denen es ja wirklich einige gibt, überwinden."

    Prima: Die Politik wird es schon richten! Endlich gute Nachrichten

  • Lindner spricht von Peinlichkeiten - interessant.