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Personalkürzungen bei der Deutschen BankStellenabbau für die Dividende

Die Deutsche Bank will 3.500 Arbeitsplätze streichen und trotzdem wachsen. Ihr erklärtes Ziel: eine deutlich höhere Rendite für die Ak­tio­nä­r*in­nen.

Skyline von Frankfurt/Main, mitten drin die Zentrale der Deutschen Bank Foto: Jochen Tack/imago

Berlin taz | Mit einem Jahresgehalt von 9,2 Millionen Euro war Christian Sewing zuletzt Deutschlands bestbezahlter Manager. Dafür brachte der Chef der Deutschen Bank das Kreditinstitut seit seinem Amtsantritt vor knapp sechs Jahren wieder in die Gewinnzone. Nun will er es noch profitabler machen: Dafür kündigte die Deutsche Bank am Donnerstag einen Abbau von 3.500 Stellen an, der bis Ende nächsten Jahres vollzogen sein soll.

Dabei läuft es eigentlich gut für Deutschlands größtes Geldhaus. „Wir haben den höchsten Vorsteuergewinn seit 16 Jahren erzielt, sind stärker als geplant gewachsen und haben trotz wichtiger Investitionen unseren Fokus auf Kostendisziplin beibehalten“, erklärte Sewing. So stiegen die Erträge vergangenes Jahr um sechs Prozent auf 28,9 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuer stieg auf 5,7 Milliarden Euro.

Die Deutsche Bank profitierte wie andere Banken auch von den im Zuge der Zinswende der Europäischen Zentralbank gestiegenen Zinsen. Probleme machte dem Konzern allerdings die IT der Postbank. Kunden konnten zeitweise nicht auf ihre Konten zugreifen – die Bankenaufsicht Bafin schritt ein. „Wir sind hier unseren Ansprüchen und den Qualitätserwartungen unserer Kunden nicht gerecht geworden“, räumte Sewing jetzt ein.

Bis Ende 2025 will er die Erträge der Deutschen Bank auf 32 Milliarden Euro pro Jahr steigern. Gleichzeitig will er die Kosten von derzeit 21,7 Milliarden Euro auf rund 20 Milliarden Euro pro Jahr drücken. Das gesparte Geld soll vor allem den Ak­tio­nä­r*in­nen zugute kommen. Für 2025 strebt die Deutsche Bank eine Dividende von einem Euro pro Aktie an. Das entspräche mehr als einer Verdreifachung: 2022 waren es noch 30 Cent. Für das Jahr 2023 schlagen Sewing & Co. vor, 0,45 Euro je Aktie auszuzahlen.

Derzeit rund 90.000 Beschäftigte

Der Stellenabbau soll vor allem in „kundenfernen Bereichen“ erfolgen. Er ist nicht der erste, den Sewing zu verantworten hat. Nachdem er im April 2018 den Chefposten bei der Deutschen Bank übernommen hatte, kündigte er erstmal einen grundlegenden Konzernumbau an. Damals gab es noch über 97.000 Vollzeitstellen. Zwischenzeitlich sank die Zahl auf knapp 83.000. Mittlerweile sind es wieder rund 90.000.

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11 Kommentare

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  • "Stellenabbau für die Dividende"



    Was für eine reißerische Überschrift 🤦‍♂️ - die Deutsche Bank ist nun wirklich die letzte Aktie für Dividendenjäger.



    In den letzten 10 Jahren hat die Deutsche Bank im Schnitt ihre Dividende jedes Jahr um knapp 10% gesenkt - viele Jahre gab es gar keine Dividende - die letztjährige Dividendenrendite lag bei mageren 2,4%, damit lockst du niemanden 🤷‍♂️



    Eine Dividendensteigerung ist zwingend notwendig da die Deutsche Bank nach knapp 15 Jahren im Abwärtstrend endlich die Kurve gekriegt hat und seit grob zwei Jahren der Chart zwar sehr turbulent, aber dauerhaft nach oben zeigt. Will sie diesen nachhaltigen Aufwärtstrend (immerhin grob 50% Kursgewinn seit 2020) nicht abwürgen muss sie die Dividende der Kurssteigerung nicht nur angleichen sondern endlich auch erhöhen.



    aktienfinder.net/d...e%20Bank-Dividende

    • @Farang:

      "Stellenabbau für die Dividende" Ergänzende Anmerkung zum Kommentar

      Sie erklären aus der Perspektive des unternehmerischen Handelns. In der konkurrenzgetriebenen Marktwirtschaft müssen Unternehmen Maßnahmen ergreifen, die ihren Bestand sichern und die Konkurrenzfähigkeit. Dazu kann der Personalabbau gehören: Kostensenkung, Rationalisierung bedeuten mehr Konkurrenzfähigkeit. Ziel eines Unternehmens ist die Gewinnerwirtschaftung, z. B. Dividendenauszahlung an die anteiligen Aktieninhaber und Inhaberinnen.



      Auch wenn ungenau formuliert: Das ist erst mal Fakt. Deshalb widerspreche ich Ihnen da auch nicht. Steht zu hoffen, dass die zu entlassenen Personen so rasch als möglich wieder gleichwertige Arbeit finden.



      In anderer Hinsicht erweist sich für mich die Überschrift des Artikels aber sachlich zutreffend. Ich beobachte, dass in den öff. Debatten, den Medien, der Politik fast schon völlig vergessen ist, dass Arbeitslosigkeit Ursachen hat und welche das sind. Ja, doch:



      Die genannte Stabilisierung hat ihren Preis. Den tragen die entlassenen Beschäftigten. Ein Unternehmen mag schrumpfen, besteht gerade deswegen aber fort. Arbeitnehmer bleiben weiterhin beschäftigt. Das Unternehmen erzielt wieder/weiterhin/oder mehr Gewinn, wenn Entlassungen dazu führen sollten (Rationalisierung). Wie hoch können diese Effekte in Geldwert sein, gegenüber ausgezahlten Versicherungsleistungen u. Steuermitteln?



      Die Entlassenen zahlen den Preis mit geringerem Einkommen aus Versicherungsbeiträgen oder Steuermitteln. Um diesen Preis profitieren ANDERE wie gezeigt.



      Ich denke: Das wird in der gegenwärtigen Debatte um das Bürgergeld gar nicht mehr gesehen: Dass Arbeitslosigkeit in der Regel systemische Ursachen hat von der auch Gruppen und Unternehmen PROFITIEREN. Die Betroffenen selbst unterliegen aber hier Ursachen, auf die sie keinen Einfluss nehmen können. Aber sie müssen viel dafür hergeben!







      Link dazu: www.zeit.de/kultur...onflikt-rechts-spd

      • @Moon:

        Ich bin da voll bei ihnen, aber gerade der Bankensektor war früher unglaublich personalintensiv - Filialen, Schalterpersonal, Anlageberater, Kundenbetreuer, etc - fast alles davon läuft heute online, Deutschland hinkt hier im internationalen Vergleich immer noch (weit) hinterher.



        Das ist also kein bloßes Wegrationalisieren um der Gier Willen, die Arbeitswelt wandelt sich hier einfach enorm.



        Der Personalabbau wird im Bankensektor weitergehen - unabhängig von Dividenden - da deren Personal aber in aller Regel über höhere Schulabschlüsse oder gleich Studienabschlüsse verfügt und wir aktuell einen akuten Fachkräftemangel in quasi ALLEN Branchen haben, stehen die Chancen nicht schlecht, "dass die zu entlassenen Personen so rasch als möglich wieder gleichwertige Arbeit finden."

  • Ich denke nicht, dass es bei der aktuellen demographischen Lage das Problem ist, dass man qualifizierte Leute nicht unterbekommt. Im Gegenteil: das knappe Gut Mitarbeiter muss effizient eingesetzt werden, also ein Schritt in die richtige Richtung.



    Standardpauschalkritik ist da nicht zwingend notwendig, bei gut bezahlten Bankern im backoffice sowieso nicht.

  • Drum prüfe wer sich länger bindet,



    ob er sich ein einer AG befindet.

    Arbeitsplätze in Aktiengesellschaften sind selten so sicher wie im gesunden Mittelstand.

    • @Rudi Hamm:

      Klar, einmal eingestellt, sollte man in dieser Firma bis zum Renteneintritt bleiben 'dürfen'?



      Leute, und auch weiter unten die Kommentare. Die Arbeitswelt ändert sich, die Jungen wollen was anderes als die Alten. Demographieprobleme usw. Die Kritik aus der Mottenkiste mal überprüfen?

  • Alles aktuelle Fachkräfte, die woanders gesucht und eingestellt werden können, oder eine vom Reichtum des Unternehmens begünstigte, abfedernde Sozialaktion wie ehedem bei anderen Unternehmen schon wiederholt zum Einsatz gebracht?



    /



    www1.wdr.de/archiv...b/portigon114.html

    Daniel Graeber hatte eine eigene Nomenklatur.

    • @Martin Rees:

      Sorry, (!)David.



      Bei spiegel.de



      Als Quelle zu:



      "David Graeber



      Zum Tod von David Graeber



      Er dachte Freiheit



      Seine Analysen waren eher anarchistisch als linksradikal: Der Publizist und Denker David Graeber erklärte der Welt das Prinzip der "Bullshit Jobs" und prägte die Occupy-Bewegung."

  • Und wenn man den Servicelevel der Deutschen Bank so sieht, ist auch Ottonormalverbraucher als Kunde eher unerwünscht

  • Der Stellenabbau soll vor allem in „kundenfernen Bereichen“ erfolgen?



    ---



    Also überall, denn wenn ich jahrelange Erfahrung mit D- & Postbank mal als Basis nehme ist jeder Zentimeter dieses "Bankhauses" kundenfern, wenn der Kunde nicht zu den < 5% in DE gehört denen die "Banken" nachlaufen! :-(

    • @Sikasuu:

      Tja - Shareholder Value.



      Wen interessieren schon die Arbeitslosen, die man damit produziert. Der Trickle-Down-Effect funktioniert: von den Aktienbesitzern zu den CEOs.

      Und Merz und Konsorten motivieren die so freigestellten mit Repressalien.

      Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich ko*** möcht.