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Afrika-Russland-GipfelWeizen, Waffen, Wagner-Truppen

Auf dem Afrika-Russland-Gipfel in Sankt Petersburg belohnt Wladimir Putin alte Verbündete und sucht neue. Manche afrikanische Regierung spielt mit.

Handshake zwischen Wladimir Putin und Mosambiks Präsident Filipe Nyusi vor versammeltem Gipfel Foto: Kreml Pool-Foto via ap

Kampala taz | Am Freitag ist der zweitägige Afrika-Russland-Gipfel in Sankt Petersburg zu Ende gegangen, auf welchem Russlands Präsident Wladimir Putin seine geladenen afrikanischen Amtskollegen mit einer Charmeoffensive umgarnt hatte. „Russland und Afrika sind Schlüsselfaktoren einer neuen Weltordnung“, hieß es in dem aufwendig produzierten Eröffnungsfilm. Darin wurden ­historische Aufnahmen gezeigt: Afrikaner und Sowjetmenschen, vereint in Brüderlichkeit – so die Botschaft. Russland sucht vor dem Hintergrund seiner internationalen Isolation, aus­gelöst durch den Ukrainekrieg, in Afrika unter seinen alten Freunden jetzt neue Verbündete.

Wer diese Verbündeten Russlands auf dem Kontinent bereits sind, das wird auf dem Forum in den Sankt Petersburger Kongresshallen schon an der Sitzordnung klar. Die Präsidenten und Militärchefs von Algerien, Ägypten, Eritrea und Uganda sitzen in der ersten Reihe, alles Länder, die derzeit sehr enge Beziehungen nach Moskau unterhalten. Beim Gruppenfoto steht sogar direkt neben Putin der Juntachef von Burkina Faso, Ibra­him Traoré, in ockerbrauner Tarnuniform und mit rotem Barett. Der General hatte sich erst letztes Jahr, wohl mit Russlands Hilfe, an die Macht geputscht.

Nur wenige Tage nachdem Russland das Getreideabkommen im Schwarzen Meer aufgekündigt hat, unter welchem ukrainischer Weizen sicher auf den Weltmarkt exportiert werden konnte, gibt sich Putin in Sankt Petersburg nun spendabel gegenüber seinen Freunden aus den afrikanischen Staaten, deren Bevölkerungen sonst Hunger leiden würden.

Ausgesucht hat er sich fünf Länder, die eng mit dem Kreml kooperieren, sowie Somalia, das am meisten von den ausbleibenden Getreidelieferungen betroffen wäre: „Wir werden bereit sein, Burkina Faso, Simbabwe, Mali, Somalia, die Zentralafrikanische Republik und Eritrea in den nächsten drei bis vier Monaten jeweils mit 25.000 bis 50.000 Tonnen Getreide kostenlos zu versorgen“, so Putin in seiner Rede auf dem Gipfel. Die Afrikaner jubelten.

Eine Reihe von Partnerschaftsabkommen

Der simbabwische Präsident Emmerson Mnangagwa zeigte sich zwar dankbar, betont aber gegenüber Journalisten am Rande des Gipfels, dass die Ernährung seines Landes eigentlich gesichert sei. „Wir haben überhaupt kein Getreidedefizit. Wir sind ernährungssicher, er ergänzt nur das, was wir bereits haben.“

Im Hintergrund wurden aber wohl noch mehr Geschenke gemacht. Simbabwes In­for­ma­tions­mi­nis­te­rium veröffentlichte auf Twitter Fotos von Mnan­gag­wa, wie er die Stufen eines neuen Hubschraubers hinuntergeht und in der Kabine vor einem Tisch mit Weißwein und Obst sitzt. „Dieser Vogel wird bald unseren Himmel zieren“, freut sich der Minister.

Simbabwe war eines jener Länder, das am Rande des Gipfels ein umfangreiches Partnerschaftsabkommen mit Russland geschlossen hat. Darin geht es vor allem um Informationssicherheit. Russland hat sich jüngst auf dem afrikanischen Kontinent als Partner in Sachen Verschlüsselungssysteme für Regierungsserver und Anwendungen angepriesen. Daran haben viele afrikanische Regierungen Bedarf.

Anwesend auf dem Gipfel waren auch zwei einflussreiche Russen, die vielen afrikanischen Staatschefs und Verteidigungsministern mittlerweile sehr vertraut sein dürften. Zum einen Victor Bout, einst der größte Waffenhändler Afrikas und alter Kumpel Putins aus seinen Zeiten beim sowjetischen Geheimdienst KGB. Bout war in Angola stationiert, als der Sowjetblock zusammenbrach, und verscherbelte daraufhin sowjetisches Kriegsgerät überall in Afrika. Er saß lange in den USA in Haft, war 2022 aber in einem Gefangenenaustausch nach Russland überstellt und dort freigelassen worden. Er nahm am Panel „Neue russisch-afrikanische Logistikrouten“ teil.

Und auch Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin wurde gesichtet, das erste Mal seit dem gescheiterten Aufstand in Russland Ende Juni. In Jeans und weißem Hemd ohne Krawatte schüttelt er herzlich dem zentralafrikanischen Botschafter die Hand.

Prigoschin hat Putin pünktlich zum Gipfel quasi ein Geschenk gemacht: Im Niger hat am Mittwoch ein Militärputsch stattgefunden. Der prowestliche Präsident Mohamed Bazoum wurde von russlandfreundlichen Generälen abgesetzt. In einer Audiobotschaft erklärte Prigoschin seine Unterstützung für die Putschisten.

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12 Kommentare

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  • Wenn "die westlichen Länder" in Afrika außen vor bleiben, hat das damit zu tun, dass Afrika den hohlen Sprüchen des Westen nicht mehr folgen wollen. Sie wollen selbst entscheiden mit wem sie Handel betreiben. Das ist gut so. Wir haben denen bestimmt nicht vorzuschreiben wie sie zu leben haben.

    • @uffbasse:

      Koloniale Geschichte hin oder her : von den "Blöcken" Russland, USA, China oder Europa bietet für afrikanische Länder wohl nur Europa die Chance auf Kommunikation auf Augenhöhe. China und Russland reden vielleicht Diktatoren, autokraten und Militärs nicht von demokratischen Defiziten, verlangen aber kompletten Gehorsam bei der wirtschaftlichen Ausbeutung des Landes durch ausländische Unternehmen. Das geht bis zur Duldung für zahlreiche chinesischer Arbeiter, die die chinesischen Investitionen mit ihren Löhnen direkt wieder aus dem Land ausschleusen.

    • @uffbasse:

      Es sind ja nicht alle afrikanischen Länder. Der Kontinent ist groß und vielfältig. Es gibt nicht nur von Russland gestützte Diktaturen.

      • @Tobias Holtmann:

        Doch, 54 Länder, sind schon eine Hausnummer.

        • @uffbasse:

          54 Länder? Zum tollen Gipfel in Russland sind nur 17 gekommen.

          • @Tobias Holtmann:

            17 Staatschefs und die anderen schickten Delegationen. Steht aber überall in der Presse. Ich lese so etwas.

    • @uffbasse:

      Inwiefern konnten Afrikaner vor dem Krieg gegen Ukraine nicht selbst entscheiden und inwiefern soll das Selbstentscheiden durch Unterstützung autokratischer Regime durch Russland oder Militärputsche anders oder gar besser sein?

      • @h3h3y0:

        Die Entscheidung der Afrikaner hat doch nichts mit der Ukraine zu tun. Afrika wurde vom Westen ausgebeutet, als Kolonie missbraucht, Bevormundung vom Westen usw. Verbesserungen hat es nicht gebracht. Jetzt gehen sie ihren eigenen Weg und haben zur Ukraine eine Sichtweise die ich sehr gut nachvollziehen kann.

        • @uffbasse:

          Wäre schön wenn "Afrika" mit eigener Stimme sprechen würde. Aber wenn in einem afrikanischen Land mit Bodenschätzen eine demokratisch gewählte Regierung im Sinne der eigenen Bevölkerung regiert, kommt ein imperialistischen Regime, wenn eben nicht der "Westen" (der ja gar nicht so homogen agiert), dann eben China oder die Sowjetunion äh Russland.

        • @uffbasse:

          Inwiefern können Afrikaner "ihren Weg gehen", wenn dort Militärputsche stattfinden oder z.B. von Russland unterstützte autokratische Regime/Diktaturen an der Macht sind?

          • @h3h3y0:

            Wenn Diktaturen nach der westlichen Pfeife tanzen, ist uns das egal. Wenn diese China oder gar Russland freundlich gesinnt sind, regen wir uns auf. Welch eine Verlogenheit! Außerdem hat z.B. die Bevölkerung in Niger den Putsch wohl sogar begrüßt.

            • @uffbasse:

              Also wenn Diktaturen nach westlicher Pfeife tanzen, regt man sich auf. Wenn Diktaturen nach antiwestlicher Pfeife tanzen, ist das egal oder wird sogar zelebriert. Welch eine Verlogenheit?



              Wie viel Prozent der Bevölkerung in Niger hat den Putsch begrüßt?