Wirtschaftskompetenz der CDU: Deutschland sucht den Streber-Merz
Wäre es nach dem CDU-Parteichef gegangen, dann müsste er sich jetzt an seinen Adventskerzen wärmen. Warum er das Streber-Gen verlor und wie es um Welpe Olaf steht.
D ie Minderjährige, die zu meiner Erkältungsinfektionsgemeinschaft gehört, findet mich unangenehm streberhaft. Ich stelle hierzu fest: Es stimmt. Eine fiebrige Erkältung? Nun ja, wozu gibt es Grippetabletten, Nasenspray und Hustenstiller? Schließlich bin ich in der Redaktion – und auch sonst – völlig unverzichtbar!
Die Minderjährige dagegen hat es nicht eilig, das Krankenbett zu verlassen. Was ist gemütlicher, als mit Wärmflasche auf dem Bauch und Handy in der Hand auf den Zimmerservice zu warten und zwischendurch Netflix leerzugucken? Genau. Nichts! Nur Streber gehen zur Schule, wenn noch irgendwo was kratzt oder hüstelt.
Ich mache mir deshalb große Sorgen. Die Streber*innen sterben aus, und zwar überall. Die CDU gehörte beispielsweise jahrelang zu den Top-Streberinnen der Republik. Die CDU wusste stets, was die Wirtschaft brauchte oder woran es ihr mangelte, noch bevor diese es selbst ahnte. Wirtschaftskompetenz war praktisch die DNA der Union. War. Inzwischen jedoch scheint bei den Konservativen gentechnisch etwas schiefgelaufen zu sein. Das Streber-Gen ist verloren gegangen, vor allem was die Wirtschaftskompetenz angeht.
Es fing damit an, dass CDU-Chef Friedrich Merz kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine einen vollständigen Boykott russischer Gaslieferungen durch Nord Stream 1 forderte. Eine solche Eskalation sei notwendig. Vermutlich müsste er sich 20 Pullover anziehen und seine Füße an den Adventskerzen wärmen, denn die aktuellen Höchsttemperaturen liegen im heimischen Sauerland bei 0 Grad. Die Gasspeicher für diesen Winter wären jedenfalls nicht voll, wenn Wirtschaftsexperte Merz politisch mitzureden hätte.
Noch im Sommer sagte Wirtschaftsexperte Merz zudem eine Pleitewelle der Unternehmen für den Herbst voraus. Sie stünden am Rande der Zahlungsunfähigkeit. Tatsächlich blieb die Pleitewelle bisher aus. Die Wirtschaftsleistung in Deutschland ist im dritten Quartal sogar um 0,3 Prozent gewachsen.
Noch schlimmer sieht es im Bereich Migration aus. Die Wirtschaftsvertreter schreien nach Arbeitskräften, wo immer ein Mikrofon hingehalten wird. Sogar deutsche Sprachkenntnisse sind ihnen mittlerweile egal, denn es fehlt Personal für Tätigkeit aller Art – vom Lkw-Fahrer über die Reinigungskraft die bis zur IT-Spezialistin. Doch Merz und die Seinen glauben noch immer, Deutschland habe ein Problem mit „Fachkräften“. Alle anderen müssen umgehend abgeschoben werden und schon gar nicht die unschätzbar wertvolle deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Es scheint, die CDU braucht dringend ein paar strebsame Wirtschaftsfachkräfte.
Grundsätzlich lässt sich jedoch feststellen, dass Lernfähigkeit sehr unterschiedlich verteilt sein kann. In Mertins’ Welpenparadies beispielsweise unterscheiden wir zwischen den Olafs, den Friedrichs und den Roberts. Olaf ist immer etwas verpeilt, zuweilen orientierungslos, aber auch irgendwie putzig, weshalb er eine beachtenswerte Fangemeinde hat.
Friedrich versucht immer wieder durch die Welpenkistenwand zu gehen, die weiterhin nicht durchlässig ist. Er kläfft und knurrt die Wand an. Und dann ist da noch der Robert, der immer Erster sein will und das Rudel führt, ohne dass die anderen es merken. Und immer wird an einem Kunststückchen geübt. Ein Streber eben.
Doch, doch, ein paar Streber gibt es noch. Unter Robert Habeck hat der Wirtschafts- und Klimaministerium an so vielen Gesetzen gearbeitet, dass wegen Burnouts ganze Abteilungen umgebaut werden mussten.
Allerdings gibt es immer in einem Wurf auch einen Welpen, der sich am liebsten auf die faule Haut legt und von einem Leben als einzige lange Streicheleinheit träumt. Mit diesem Welpen hat sich ganz überraschend die Minderjährige angefreundet. Derzeit hängt ihr Lebensglück davon ab, ob wir den Faulpelz behalten. Er guckt sogar schon sehr interessiert auf das Handydisplay. Eine echte Seelenverwandtschaft.
Was ist nur aus der Wertschätzung für Streber*innen geworden?
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