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das wird„Utopien aufzeigen, Zuversicht spenden“

Kurator Andreas Beitin über Kunst als Mittel des politischen Protests – auch jetzt gerade im Iran

Marek Kruszewski

Andreas Beitin

54, leitet seit 2019 das Kunstmuseum Wolfsburg. Die von ihm co-kuratierte Ausstellung „Empowerment“ ist dort noch bis zum 8. Januar zu sehen.

Interview Bettina Maria Brosowsky

taz: Herr Beitin, seit Mitte September gehen im Iran die Menschen auf die Straße, „Frau, Leben, Freiheit“ heißt ihre Parole. Kann Kunst in solch einem Rahmen eine Rolle spielen?

Andreas Beitin: Kunst kann zum einen zunächst ästhetisch transformiert oder performativ auf Missstände aufmerksam machen und sie mit den Mitteln des künstlerischen Protests, mit Ironie oder auf subversiven Wegen einer breiteren Öffentlichkeit bewusst machen.

Und zum anderen?

Kann sie aber auch empowern, kann zeigen, dass die Leidtragenden, die Unterdrückten nicht allein sind und sie die Macht haben, sich zusammenzuschließen, sich zu solidarisieren und die Umstände zum Besseren verändern. Die Kunst kann also Utopien aufzeigen und Zuversicht spenden.

Die iranische Künstlerin Farzane Vaziritabar wird heute Abend bei Ihnen die Performance „Gesehen Werden“ aufführen: Dabei wird sie eine dicke Schicht Kopftücher anlegen, die sie fast zu erdrücken scheinen. Das Kopftuch ist zum Symbol des Protestes geworden, es wird abgelegt, verbrannt. Sogar Frauen, die es eigentlich und aus religiöser Überzeugung tragen, schließen sich an.

Performance „Gesehen Werden“ von Farzane Vaziritabar: heute, 18 Uhr, Kunstmuseum Wolfsburg

Es ist ein wirkmächtiges Bild, das durch das Ablegen des Kopftuchs von so vielen Frauen entsteht, denn es ist besonders im Iran ein großer Tabubruch. Der wird noch gesteigert durch das Abschneiden von Haaren. Es ist gleichzeitig auch ein großer performativer Akt, durch den die Frauen sich gegen das menschenfeindliche Regime stellen und sich dabei selbst in Gefahr bringen. Das Abnehmen des Kopftuches ist also nicht nur ein Bild, sondern eine Handlung, die schlimmste Konsequenzen für jede einzelne zur Folge haben kann.

Was denken Sie: Bekommen die Frauen im Iran endlich die Unterstützung für den Kampf um ihre elementaren Rechte, die ihnen ein männlich dominiertes Regime seit 1979 sukzessive aberkannt hat?

Es ist nicht nur ein „männlich dominiertes“, sondern im Grunde ein rein männliches Regime, das zum wiederholten Mal grausam gegen die eigene Bevölkerung vorgeht. Es ist wirklich eine große Chance und Hoffnung, dass die Frauen im Iran dieses Mal soviel Unterstützung bekommen, dass sich mit ihnen das ganze Volk von dem repressiven Regime befreien und in Frieden und Gleichberechtigung leben kann.

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