Corona-Impfempfehlung der Stiko: Mäuse für Herbst gewappnet

Die miserable Datenlage für die Impfstoffe ist ärgerlich. Fehlende Zahlen waren zu Beginn der Pandemie ein valides Argument, jetzt sind sie es nicht mehr.

Jemand wird geimpft

Für Immungesunde unter 60, die dreimal geimpft sind, bestehe „kein Bedarf“ für eine vierte Impfung Foto: Christian Charisius/dpa

In den USA ist die Coronapandemie jetzt offiziell vorbei. Und das, weil „niemand mehr eine Maske trägt“, wie es US-Präsident Biden begründete. Er erklärte damit das Pandemieende, obschon weiterhin „ein Problem mit Corona“ bestehe. Von einem Präsidenten könnte man fundiertere Aussagen erwarten. Es klingt angesichts der täglich rund 400 Corona­toten in den USA auch seltsam verharmlosend.

Prompt werden bei so schön einfachen Aussagen Stimmen laut, die fordern, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Pandemie auch in Deutschland für beendet erklärt. Der argumentierte immer wieder, dass ein Ende der Coronamaßnahmen langfristig nur durch die passenden Impfstoffe kommen kann. Doch jetzt, wo die auf die Omikron-Varianten angepasste Impfstoffe verfügbar sind, signalisiert die Ständige Impfkommission weiterhin Zurückhaltung.

Als ersten Booster – also dritte Impfung – wird der Impfstoff vorrangig empfohlen – aber für immungesunde Menschen unter 60, die dreimal geimpft sind, gebe es „keinen Bedarf“ für eine vierte Impfung. Vor schweren Verläufen mit einer Covidinfektion sei man trotzdem geschützt. Viele Menschen, die Interesse am bestmöglichen Schutz gegen eine Infektion und vor allem gegen Long Covid haben, hätten sich wohl eine klarere Botschaft gewünscht.

War doch die Ansage zuvor so oft, dass eine Impfung gegen die kursierende Varianten gut durch den Herbst bringe. Wirklich ärgerlich macht aber vor allem die miserable Datenlage, auf deren Grundlage die Impfstoffe zugelassen wurden. Monatelang „fieberte“ vor allem das Bundesgesundheitsministerium auf den Impfstoff für die BA.4/5-Variante hin. Jetzt kommt heraus, dass er überwiegend an Mäusen anstatt in einer Studie mit Menschen getestet wurde. Auch wenn Ex­per­t*in­nen deshalb nicht davon abraten, ist das wieder ein gefundenes Fressen für die Menschen, die ohnehin gegen die Impfung wettern wollen.

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Die ersten Omikron-Fälle gab es in Deutschland im November letzten Jahres. Fehlende Daten waren zu Beginn der Pandemie ein valides Argument, jetzt sind sie es nicht mehr. Dass Unternehmen, die durch die Pandemie Milliarden verdienen, nicht eine bessere Studienlage vorlegen können, schwächt leider abermals das Vertrauen in die Pharmaindustrie.

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Schreibt seit 2017 für die taz und arbeitet seit 2020 als Redakteurin bei der taz. Studierte Kommunikationswissenschaften, Germanistik, Anglistik sowie Kulturjournalismus in Berlin und Essen.

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