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Insolvenz von „Edition F“Das Start-up-Sterben

Die 2014 gegründete feminis­tische Plattform „Edition F“ meldet Insolvenz an. Grund sei die wirtschaft­liche Entwicklung.

Die Gründe­rinnen von „Edition F“: Susann Hoffmann (r.) und Nora-Vanessa Wohlert Foto: Eventpress/imago

Nach fast neunjährigem Bestehen muss Edition F vorläufige Insolvenz anmelden. Das gibt das Medienunternehmen auf seiner Website bekannt. „Die immens gestiegenen Kosten für unsere Events, insbesondere den FFF DAY, und die kleineren Budgets von langjährigen und neuen Part­ne­r*in­nen lassen uns nach zwei erschöpfenden Jahren und einer neuen wirtschaftlich angespannten Lage keine Wahl“, heißt es auf der Plattform von Geschäftsführerin Lana ­Wittig. Die journalistische Arbeit fürs Online-Magazin und den Social-Media-Kanal soll fortgeführt werden. Das für Anfang September geplante Netzwerk-Event „Female Future Force Day“ (FFF DAY) wird in diesem Zusammenhang jedoch abgesagt.

„Wir sind unendlich traurig, dass wir diesen Tag nun nicht für und mit euch ausrichten können. Es tut uns insbesondere leid, diejenigen zu enttäuschen, die bereits ihr Ticket gekauft haben“, heißt es auf der Plattform. Wegen des laufenden Insolvenzverfahrens dürfe man derzeit aus rechtlichen Gründen keine Rückerstattung veranlassen. Man arbeite aber „unter Hochdruck daran, eine Lösung zu finden, die den Schaden für alle möglichst gering hält“.

Durch schleppende Ticketverkäufe und fehlende Sponsoringeinnahmen habe man „nicht genug liquide Mittel, um alle Kosten für die Produktion des Events zu übernehmen“, sagt Lana Wittig der taz. „Leider hat uns die Planung für das Event, das in den letzten Jahren eine sehr erfolgreiche Säule unserer Arbeit war, in diesem Jahr das Genick gebrochen.“

Edition F war 2014 mit dem Ziel gegründet worden, für die Gleichberechtigung von Frauen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft einzutreten. Die Gründerinnen Susann Hoffmann und Nora-Vanessa Wohlert wollten eine Plattform schaffen, die Frauen „inspiriert, klüger macht, die Perspektiven aufzeigt, die vernetzt und weiterbringt“, heißt es auf der Website.

Feministische Pionierarbeit

2021 hatte Lana Wittig die Geschäftsführung übernommen. Fünf Jahre zuvor hatte sie beim Unternehmen angefangen und den Sales-Bereich aufgebaut. Sie sieht die größte Errungenschaft von Edition F in der Pionierarbeit, modernen Feminismus auf die Agenda zu setzen. Es sei eine „Marke geschaffen worden, die den Leuten sehr viel bedeutet“. Das sehe sie auch daran, wie viele Hilfsangebote und wertschätzende Nachrichten seit der Meldung eingegangen seien. „Das hält die Stimmung bei uns im Team gerade sehr über Wasser.“

Durch eine vorläufige Insolvenz wolle man zumindest die Gehälter des Teams sichern und ein Fortführungsszenario ermöglichen. Man eruiere nun, ob die Insolvenz tatsächlich der einzige Weg sei, oder ob man den Antrag noch zurückziehen könne. Das könne zum Beispiel passieren, indem man einen Käufer für das Unternehmen oder Vereinbarungen mit den Gläubigern finde, um die entstandenen Schulden durch anderweitige Leistungen zu tilgen.

Die Redaktion von Edition F publiziert in ihrem Magazin seit Jahren zu den Themenblöcken Arbeit, Politik und Gesellschaft, Familie, Stil & Kultur sowie Liebe, Sex und Körper – aus feministischer Perspektive. Daneben setzte das Medien-Start-up einen starken Fokus darauf, Frauen in der Wirtschaft zu fördern. Zu Beginn habe die paritätische Dimension von Gleichberechtigung im Vordergrund gestanden, „also Frauen in Führung bringen“, so Lana Wittig. „Acht Jahre später ist unser Ansatz diverser. Wir sehen, dass das Konzept von Binarität, das hinter Parität steckt, nicht weit genug gefasst ist.“ So habe Edition F sich weiterentwickelt, um alle Geschlechter, sexuellen Orientierungen, Herkünfte, Religionen und Altersstufen zu berücksichtigen. Erst im April war ein Consulting-Programm an den Start gegangen, um Unternehmen in Sachen Diversität zu beraten. Wie der „Female Future Force Day“ muss auch dieses vorerst ruhen.

„Wir haben eine Community aufgebaut, die extrem meinungsstark ist und die uns auch keinen Fehler hat durchgehen lassen“, so Lana Wittig im Gespräch. „An den traurigen und geschockten Reaktionen sehen wir, was Edition F für ein wichtiges Medium für die Medienlandschaft in Deutschland ist und welchen Stellenwert es für unsere Community hat.“ Gerade beim letzten Event im Juni, dem „Edition F Award“, sei viel positives Feedback aus der queeren und der PoC-Community gekommen. Diese Menschen hätten bei den „Edition F Events“ einen Safe Space finden können, den es so kaum gebe.

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11 Kommentare

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    Die Moderation

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Es dürften hauptsächlich mangelnde Managementqualitäten und Erfahrungen fehlen.



    Bei mir um die Ecke haben zwei neue Läden aufgemacht.



    Erstes Problem: Wahrscheinlich falscher Standort, zweites Problem: man muss die Kohle haben, um wenigestens 1 Jahr durchzuhalten.

    Ich vermute, in einem Jahr sind beide Läden wieder verschwunden.



    Schulden - wahrscheinlich um die 100.000 €.

    Stattdessen wäre ein schönes Cafe, vielleicht mit Jazz-Musik und irgendwas Außergewöhnlichem eher geeignet.

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Tja, auch weltverbessernde Startup müssen wenigstens eine schwarze Null schreiben. Vergessen die meisten.

  • „So habe Edition F sich weiterentwickelt, um alle Geschlechter, sexuellen Orientierungen, Herkünfte, Religionen und Altersstufen zu berücksichtigen.“ … aus exklusiv weiblich („feministische“) wurde dann wohl etwas anderes, den Worten nach sogar das Gegenteil … aber „viel positives Feedback aus der queeren und der PoC-Community“ … für Lifestyle dann doch ein zu kleiner Markt …

  • Selbstbewusstsein fördern? Ich guck mal auf die Sprache:



    FFF DAY Female Future Force Day, Edition F Award, Edition F Events, safe space, community, sehr viel positives Feedback aus der queeren PoC-Community...



    Tönt altbacken, USA-hörig und elitär. Fragen Sie mal eine Einheimische ohne Abitur, was PoC bedeutet!



    Egal, es zählen eh nur Eingeweihte. Doch davon gibt es offensichtlich nicht genug...

  • Begrenzte Reichweite, überschätze Reichweite, journalistischer Einheitsbrei aus der linkalternativen Salonecke. Das Ende war abzusehen.

  • offensichtlich interessiert es zu wenige oder das Management ist unfähig.

  • Die Redaktion scheint fast nur aus weißen Frauen zu bestehen editionf.com/unend...fige-insolvenz-an/

  • Ich warte ja nur auf die Insolvenz dieser Firma, welche Hocktoiletten als "Frauenurinal" bezeichnet und das als großen Befreiuungsschlag des Feminismus preist.

  • Ich habe nie einen wesentlichen Unterschied zur Brigitte gesehen. Beide Formate vermarkten einen turbo liberalen Kapitalismus, mit Fokus auf Frauen. Themen wie Diversität und Frauen als Chef-innen werden auch bespielt. Edition F hatte für mich kein Alleinstellungsmerkmal.

    • @Sybille Bergi:

      Der Gruhner und Jahr Verlag wird von Männern geführt. Das Alleinstellungsmekmal dieses Start Ups ist, dass die Gründerinnen Frauen sind