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Energieexperte über mögliches Embargo„Gas ist wichtigste Einnahmequelle“

Ein Importverbot würde die russische Wirtschaft stark schwächen, sagt Energieexperte Michail Krutichin. Ob es den Krieg stoppen würde, ist jedoch ungewiss.

Auf der Suche nach Öl im Autonomem Kreis der Chanten in Russland Foto: Itar-Tass/imago
Interview von Inna Hartwich

taz: Herr Krutichin, welche Bedeutung hat der Export von Gas für die russische Wirtschaft?

Michail Krutichin: Das Gas ist derzeit die wichtigste Einnahmequelle des russischen Staatshaushalts. Die Preise dafür sind hoch, im Gegensatz zu den Preisen für Öl. Zusammen macht der Verkauf von Gas und Öl etwa 60 Prozent der russischen Einnahmen aus. Sollte Russland kein Gas mehr exportieren können, würde es – nach meinen Berechnungen – ein Drittel des Budgets einbüßen.

Wodurch?

Es geht dabei nicht nur um Gazprom, auch wenn der Konzern die wichtigste Quelle ist. Es geht auch um Unternehmen, die Gazprom bewirtschaften, es geht um Steuereinnahmen aus dem Bergbau, um Ausfuhrzölle, Körperschaftsteuern, um Steuern der Mitarbeiter in den zahlreichen Betrieben in diesem Industriebereich. Die Reduzierung der Gasexporte wäre ein ernsthafter Schlag für die russische Wirtschaft.

Kommt Russland durch die angeordneten Rubelkonten für europäische Unternehmen zum Bezahlen des Gases nun doch an die Devisen aus Europa?

Ja. Da hat sich nichts geändert. Die Europäer zahlen weiterhin in Euro und Dollar, wie das in den Verträgen festgelegt wurde. Sie zahlen an die Gazprombank, die von den Sanktionen nicht betroffen ist, und vergessen es schnell wieder. Sie haben bezahlt und bekommen Gas dafür. Um alles andere kümmert sich die Gazprombank: Sie übergibt die fremde Währung an den Staat, der Staat gibt der Bank Rubel, die Bank eröffnet Rubelkonten für die Unternehmen und überweist darüber das Geld – in Rubel – an Gazprom. Ein einfaches Schema.

Im Interview: Michail Krutichin

Der 76-Jährige arbeitete zwanzig Jahre lang als Korrespondent der damals noch sowjetischen Nachrichtenagentur Tass. Seit den 1990ern analysiert er den Öl- und Gasmarkt in den ehemaligen Sowjetrepubliken. Er lebt in Moskau.

Ein Gasembargo wäre also doch ein passendes Druckmittel gegen Putins Regime?

Zweifellos. Europa sollte auch nicht vergessen, dass Russland sein Gas nicht nur als Einnahmequelle sieht, sondern auch gern als politisches Mittel zur Erpressung einsetzt. Das hat Russland seit 2005 bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Für Russland ist Gas immer Politik. Wenn Europa solche Risiken los sein will, muss es bereit sein, die Erschwernisse, die ein Embargo mit sich bringen würde, auszuhalten und die Abhängigkeit von Russland zu reduzieren.

Ein Importverbot zöge eine ganze Kette an Reaktionen nach sich. Nicht nur in Europa …

Und was ist die Lösung? Russland weiterhin dabei helfen, die Ukrainer zu töten? Ja, in Deutschland müssten wohl Chemiewerke die Arbeit einstellen, Stahlwerke würden leiden, auch kleinere Betriebe. Manche müssten wohl auch stillstehen. Auch Pläne des Green Deal müssten aufgeschoben werden und viel Geld für Flüssiggas bezahlt werden. Das trifft Deutschland und auch andere Länder empfindlich, natürlich. Aber hier gilt die Wahl: Teilnahme am Krieg oder materielle Opfer.

Würde ein Embargo den Krieg stoppen?

Hier kann es gar keine Logik geben. Wir können damit rechnen, dass die russische Wirtschaft durch ein Embargo sehr leiden wird, dass sich manche hier überlegen werden, dass es für das Land besser wäre, den Krieg zu beenden. Aber die Entscheidung zum Weitermachen oder Beenden steht außerhalb jeder Logik. Allein der Beginn des Krieges war irrsinnig, weil er einen kolossalen Schlag für die russische Wirtschaft bedeutet. Dennoch entschied sich die russische Führung dafür. Entschied sich dafür, die Ukraine, Belarus und das eigene Land zu zerstören. Jegliche Vorhersagen sind unmöglich. Die Aufgabe jetzt ist vor allem: die Wirtschaft Russlands so weit zu schwächen, dass Russland keine Bedrohung mehr für die zivilisierte Welt darstellt. Man muss dem Drachen die Zähne ziehen.

Und wenn der russische Drache sein Gas dann einfach nach China verkauft?

Das ist Blödsinn. Zum einen gibt es keine Infrastruktur, keine Pipeline, um die Mengen an Gas, die für Europa bestimmt sind, nach Asien zu leiten. Das wäre eine jahrelange, langwierige und eine sehr teure Sache. 145 Milliarden Kubikmeter Gas bekam Europa im vergangenen Jahr, China lediglich 10. China hat auch nicht zugestimmt, dass es überhaupt mehr als die bereits vereinbarten Gasmengen bekommen will. Es gibt also auch keinen Markt. China wird Europa bezüglich der Gasexporte nicht ersetzen.

Was würde Russland denn mit seinem Gas machen, wenn es nicht mehr liefern darf?

Nichts. Weniger fördern. Die Arbeit einstellen. Vielleicht die Bohrlöcher schließen. Gas verflüssigen kann Russland nicht, dafür fehlt die Infrastruktur. Russland kann den europäischen Markt nicht ersetzen. Ein Embargo wäre ein Teil der Kraft­anstrengung gegen den Aggressor.

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28 Kommentare

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  • Verdient nicht Russland am Öl wesentlich mehr als am Gas? War doch die letzten Wochen ständig in den Medien.

  • "145 Milliarden Kubikmeter Gas bekam Europa im vergangenen Jahr, China lediglich 10. China hat auch nicht zugestimmt, dass es überhaupt mehr als die bereits vereinbarten Gasmengen bekommen will."

    Interessanter "Experte". Es gibt, leicht zugänglich, andere Zahlen:

    de.wikipedia.org/wiki/Kraft_Sibiriens

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      "Interessanter "Experte". Es gibt, leicht zugänglich, andere Zahlen:"

      Und welche sind das?



      In ihrem verlinkten Wikipediaartikel steht "Russland hat sich 2014 verpflichtet" 38 Mrd. Kubikmeter jährlich zu liefern. Das sind die "bereits vereinbarten Gasmengen", also gerade mal etwa 25% des nach Westen verkauften Volumens. Aber nur, wenn sie geliefert würden. Werden sie aktuell nicht, weil



      1) auch gemäß Vertrag dieses Volumen erst 2025 erreicht werden soll. Das sie gern auf Wikipedia lesen: Das steht hier: en.wikipedia.org/wiki/P



      und 2) wenn Sie sich bemüht hätten, dem Link zu folgen, auf den sich der von Ihnen verlinkte Wikipedia-Artikel bezieht, dieser hier:



      mdz-moskau.eu/pipe...-fuer-den-drachen/



      Dann hätten Sie erfahren, dass Russland diese vertraglichen Verpflichtungen gar nicht erfüllen kann, weil die Kapazität des an die Power-Of-Siberia-Pipeline angeschlossenen Tschajandinskij-Gasfelds in Jakutien dafür nicht ausreicht. Weshalb Gasprom jetzt noch eine überteuerte Pipeline bauen muss, um zusätzlich Gas von Westsibirien in das Power-Of-Siberia-System einzuspeisen.



      Die im langfristig Liefervertrag mit China vereinbarten Preise sind außerdem so niedrig, dass das Ganze für Gasprom, dass die Pipeline komplett allein finanziert, ein Verlustgeschäft ist. Putin wollte aus "geostrategischen" Gründen unbedingt diesen Gasdeal, und China hat die Preise diktiert. Und das kann es, weil es, wie Herr Krutichin korrekt anmerkt, das Gas überhaupt nicht braucht, denn es bezieht genug billiges Gas aus anderen Ländern (z.B. Turkmenistan, Myanmar).



      Wenn es dann wirklich mal so weit sein sollte, dass die Russen 38 Mrd. m3 zum Dumpingpreis liefern können, haben die Chinesen sicher die Infrastruktur, um es zu verflüssigen und mit Gewinn weiter zu verkaufen.



      Zusammengefasst: Herr Krutichin hat völlig recht, China kann, will und wird den europäischen Markt für russisches Gas nicht ersetzen, und schon gar nicht den Einahmeverlust ausgleichen.

      • @Barbara Falk:

        Herr Krutichin behauptet, dass China nicht mehr als 10 Milliarden m³ abnehmen will. Das ist offensichtlich falsch, wie ja auch Ihre Zahlen zeigen.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Tut er nicht, er referiert und vergleicht in einem Satz die aktuellen Liefermengen an beide Seiten im Jahr 2021, und bezieht sich im nächsten Satz auf die mit China zukünftig VEREINBARTEN Volumina. Hier referiert er die Summe nicht explizit, aber das habe ich ja dann getan, um Ihr Missverständnis aufzuklären. Das ist mir leider nicht gelungen, aber vielleicht interessiert es ja andere.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    1. Russland versorgt ab Dezember 2019 China mit Gas. Das Projekt "Sila Sibiri" (Stärke Sibiriens) war 2019 in Betrieb genommen worden. "Sila Sibiri" vom sibirischen Teil Russlands nach China ist das mit Abstand größte Energieprojekt Russlands.

    Liefermenge: Jährlich sollen durch die Leitung 38 Milliarden Kubikmeter Gas nach China transportiert werden.



    Quelle: Spiegel, mdr

    2.Novatek hat es 2019 geschafft, Russlands größte LNG-Anlage auf der Jamal-Halbinsel in Nordsibirien ein Jahr vor dem geplanten Termin fertigzustellen.

    Die Produktion in der Anlage läuft. Frankreich und China mischen mit: Anteilseigner zu jeweils 20 Prozent sind der französische Energiekonzern Total und der chinesische Energiekonzerne CNPC, der chinesische Seidenstraßen-Fonds hält 9.9 Prozent. Insgesamt belaufen sich die Investitionskosten auf umgerechnet etwa 23 Milliarden Euro. Nach Novatek sind fast 90 Prozent der jährlich produzierten 16 Millionen Tonnen Flüssiggas für Abnehmer in Asien gedacht.

    Quelle : mdr

    Klartext: Russland wird an allen Ausgaben für den Staat sparen - aber Putin wird alle verbleibenden Einnahmen für die weitere Aufrüstung und Militarisierung des Landes weiterhin nutzen. -

    Davon auszugehen das Putin den Krieg augenblicklich stoppt bei einem kompletten EU Energieembargo ist völlig naiv:

    1.. Russland hat genug Menschen, Material & alternative Energieeinnahmen aus China & Türkei & andere auf Lager um den Krieg auf Monate auch mit europäischen Energiesanktionen weiter führen zu können.

    2..Die europäischen Sanktionen wirken mittel und langfristig. Der Wert der europäischen Sanktionen liegt darin Russland auf lange Sicht erheblichen Schaden zuzufügen. Aber auch diese Aussicht wird Putin nicht daran hindern momentan weiterhin Krieg zu führen. Der Wert der europäischen Sanktionen liegt - wenn einmal durchgesetzt - darin, das es kein Zurück mehr geben wird.

    3.Was der Ukraine kurzfristig, heute und jetzt hilft: Sehr viele schwere qualitativ hochwertigWaffen

    • @06438 (Profil gelöscht):

      Sie sehen das zu pessimistisch. Wenn der Europäische Markt wegfällt, spielt, anders als jetzt, eine Rolle, wie viel das Chinageschäft tatsächlich zum Staatshaushalt beisteuert. Siehe meine Antwort an @Warum_denkt_keiner_nach. sowie hier:



      new.theins.ru/en/o...dimir-milov/242596



      In Summe ein Verlustgeschäft, und wenn Russland versucht, das zu skalieren, um einen wegbrechenden Westmarkt auszugleichen, skaliert es de facto Verluste.

      • 0G
        06438 (Profil gelöscht)
        @Barbara Falk:

        Beeindruckender Bericht wie China der Russischen Förderation das Geld aus der Tasche zieht - Danke dafür.

        Was fehlt in der Diskussion sind die Lücken im Sanktionssystem - Beispiel Indien. Indien hat in 2022 bis März so viel Rohöl aus Russland eingekauft wie im ganzen Jahr 2021.

        Putin wird zwar mit größeren finanziellen Problemen aufgrund der Sanktionen wie auch aufgrund der hohen Korruption in Russland und mit einer rabenschwarzen wirtschaftlichen Zukunft zu kämpfen haben - er wird aber trotzdem seine menschenrechtsverachtenden Angriffe und Vernichtungsfeldzug gegen die Ukraine weiter führen.

        Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell, gerade aus Kiew zurück nach Brüssel gereist, hat eine Waffenwunschliste aus Kiew im Gepäck.

        Borrell wird am Montag mit den EU Mitgliedstaaten sprechen. Angesichts der erwarteten russischen Offensive in der Ostukraine drängt Borrell die Mitgliedstaaten der EU, ihre Waffenlieferungen zu verstärken.

        Sanktionen, so Borrell, seien wichtig, würden aber »das Problem der Schlacht im Donbass nicht lösen.« Dort werde der Krieg entschieden.

        Wirtschaftliche Sanktionen hingegen würden laut Borrell angesichts der russischen Geldreserven lange nicht wirksam werden: »Auch wenn man morgen aufhört, Gas zu kaufen, wird Russland weiter kämpfen.«

        Wenn der Außenbeauftragte der EU als Waffendealer agiert zeigt es deutlich wo momentan das Problem



        zu finden ist. Sanktionen sind wichtig - aber schwere Waffen sind momentan wichtiger - und zwar sofort.

    • @06438 (Profil gelöscht):

      "3.Was der Ukraine kurzfristig, heute und jetzt hilft: Sehr viele schwere qualitativ hochwertigWaffen"

      Gut, dass man für diese Waffen keine ausgebildeten Besatzungen und keine Infrastruktur für den Einsatz benötigt.

      • 0G
        06438 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        Gerade dafür gibt es überzeugende Lösungen. Nur öffentlich darüber reden sollte man zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht.

        • @06438 (Profil gelöscht):

          Welche? Als Ukrainer getarnte NATO Soldaten?

          • 0G
            06438 (Profil gelöscht)
            @warum_denkt_keiner_nach?:

            nein.

  • Was für ein erfrischender Satz: " Hier kann es keine Logik geben." Daraus folgt aber natürlich nicht, dass wir auf ein Gasembargo verzichten sollten. "Weil es ja sowieso nichts bringt" (oder gleich den dritten Weltkrieg). Es mag ja sein, dass ein Embargo den Krieg nicht zeitnah beendet, aber die jetzige Situation, in der wir weiterhin bei Putin kaufen, ist auch ein Tun und zwar ein unerträgliches. Wenn wir jetzt keine Entschlossenheit zeigen, dann werden die langfristigen wirtschaftlichen und politischen Schäden immer noch größer. Jedes Warten hat schreckliche Wirkung, das ist ganz sicher, das sollte sich jeder klar machen, der ein Embargo an irgendwelche Garantien knüpfen möchte, das es auch wirkt.

  • Greenpeace weiß es besser:

    „Während die Gaslieferungen und die Versorgungssicherheit Deutschlands und der EU derzeit im medialen Fokus stehen, machen die Ölexporte den deutlich größeren Anteil an den Einnahmen Russlands aus. Mithilfe von Ölexporten in alle Welt generiert Russland näherungsweise Einnahmen von 500 bis 700 Millionen Dollar am Tag, mit dem Export von Erdgas dagegen nur rund 100 Millionen. Zudem sind die Ölimporte aus Russland leichter zu ersetzen, da alternative Lieferungen durch Schiffe vergleichsweise einfacher umzusetzen sind als bei den pipelinegebundenen Gaslieferungen, denen nur eine begrenzte Zahl von LNG-Terminals in Europa als alternative Importmöglichkeit gegenüberstehen.“

  • "Gas verflüssigen kann Russland nicht, dafür fehlt die Infrastruktur."



    Russland hat letztes Jahr 30.3 M Tonenn LNG exportiert



    www.hellenicshippi...-3-million-tonnes/



    Die Verluste Riussslands durch ein Gasembagoe würden wohl nicht so hoch sein wie in dem Artikel angegeben weil China, Indien und Pakistan die Mengen vergrössern können.Fer LNG Export wäre wohl auch steigerungsfähig. In D wären die Verluste weitaus höher weil Gas zur Wertschöpfung erorderlich ist und diese drastisch reduzieren würde. Der Artikel ist nicht gut recherchiert und argumentiert viel zu schlicht.

  • 4G
    43985 (Profil gelöscht)

    Das mag zwar alles stimmen, aber zum einen ist der Rubel wieder auf Vorkriegsniveau und die Öl-Exporte werden ein dickes plus durch die Spekulnaten für Russland dieses Jahr bringen. Desweiteren sollte man auch nicht vergessen dass China durchaus weite Teile des russischen Marktes die vom Westen verlassen worden, übernehmen kann.



    Auf unserer Seite sollte man auch nicht vergessen was unzufriedene Bürger wählen, siehe Ungarn, Griechenland während der Eurokrise oder Italien. Wenn durch den kompletten Stop aller Energieträger Russlands die Strompreise noch weiter anziehen und die Inflation sich weiter verschärft, sehe ich da sehr unruhige Zeiten kommen. Siehe Spanien wo seit drei Wochen nur die PKW Fahrer streiken, Tiere auf Bauernhöfen deswegen verhungern, Lebensmittel verrotten und die Inflation mittlerweile über 10% ist.

    • @43985 (Profil gelöscht):

      Die alternative ist ein jahrelanger Krieg und das wird nicht nur Deutschland wirtschaftlich schwächen. Sehr viele Länder in Nordafrika und dem nahen Osten werden aufgrund von steigenden Lebenshaltungskosten blutige Revolutionen beginnen mit nicht absehbaren Folgen und einem Risiko des wiedererstarkens von IS

      • 4G
        43985 (Profil gelöscht)
        @regrettt:

        Unwahrscheinlich das der Krieg lange dauern wird. Da die USA nach der letzten Ankündigung einer Waffenlieferung und dem Besuch der Sprecherin des Repräsentantenhauses Taiwans, mittlerweile China soweit gereizt hat, dass die unverhohlen mit der Armee drohen sollte das passieren, gehe ich mittlerweile sehr von einem Weltkrieg aus. Das Polen die Stationierung von Atomwaffen anbietet und wir immer schwereres Militärischesgerät in die Ukraine geben, sollte den Rest tun. Das so gut wie alle OPEC+ Staaten ein zerrüttetes Verhältnis zur USA haben, dürfte einen Krieg eindeutig schwierig gestalten für uns.



        Ehrlich gesagt sollten die Länder in Afrika und dem Nahen Osten dies tun, immerhin plündern wir sie seit Jahrhunderten aus und viele Regierungen fehlt die Kraft das zu unterbinden.

    • @43985 (Profil gelöscht):

      "Desweiteren sollte man auch nicht vergessen dass China durchaus weite Teile des russischen Marktes die vom Westen verlassen worden, übernehmen kann."



      Nun wurde ja gerade im Interview recht plausibel erklärt warum das nicht der Fall ist. Zumal das Argument "dann verkauft Putin halt nach China" auch nicht wirklich logisch ist. Wenn es eine so große Nachfrage nach russischem Gas und Öl in China gäbe, warum verzichtet Russland dann bislang darauf diesen Markt zu bedienen?



      "auch nicht vergessen was unzufriedene Bürger wählen"



      Ich bin inzwischen ein sehr unzufriedener Bürger, weil ich mich für eine Politik der Wirtschaft vor Menschenleben, humanitären Selbstverständlichkeiten und ethische Mindeststandards geht in Grund und Boden schämen möchte. Das ist aber noch längst kein Grund für mich Rechtsradikale zu wählen und wenn wir Bürger*innen nur unter der Voraussetzung materieller Saturiertheit Demokrat*innen sind, dann liegt dieses Problem auf unserer Seite und nicht bei einer Politik die im besseren Fall bereit wäre dieses Ideal zu verteidigen auch wenn das mit Kosten verbunden ist.

      • 4G
        43985 (Profil gelöscht)
        @Ingo Bernable:

        Ich meine nicht den Energiesektor als Bereich den China übernimmt, ich meine die Firmen die Russland verlassen haben.



        Ich stimme Ihnen vollkommen zu was Menschenleben, humanitären Selbstverständlichkeiten und ethische Mindeststandards vor Wirtschaft angeht. Allerdings darf man nun nicht vergessen das es sehr vielen in unserem Land nicht gut geht, siehe die Tafeln die absolut überlaufen sind, oder die Hartz4 Empfänger, Rentner und Studenten, die in der jetzigen Inflation komplett allein gelassen werden.



        Man könnte auch fragen wo dieser Wille zum Verzicht bei vielen anderen Krisen die es gab und noch gibt, war. Ist ein Mensch aus Europa mehr Wert, als einen in Afghanistan, Syrien, Irak, Myanmar, Venezuela?

        • @43985 (Profil gelöscht):

          Dass die Grundsicherung ihrem Namen nicht wirklich gerecht wird, hat aber primär mit Verteilungsfragen zu tun, weniger mit der tatsächlichen wirtschaftlichen Lage und noch weniger mit Geschäftsbeziehungen nach Russland.

          • 4G
            43985 (Profil gelöscht)
            @Ingo Bernable:

            Ja, aber diese Leute sind heute schon am Limit, sobald die Wirtschaft einbricht und die Inflationspreise und Strompreise explodieren, was machen diese dann?

  • Nach wie vor verstehe ich nicht, wie man ernsthaft über eine Gasembargo nachdenken kann. Wohlwissend, dass dann in Deutschland industriell einiges den Bach runter geht mit allen sozialen Folgen, während die USA die russischen Rohstoffe AUSDRÜCKLICH aus dem Embargo heraus nimmt und sogar die Importmengen erhöht während des Krieges in der Ukraine. Kaum vorstellbar, dass ganz normale Menschen Interesse daran haben, den Ruin dieses Landes zu provozieren und sich selbst ins Elend zu treiben. Auf solche absurden Ideen können doch nur Menschen kommen, die sich sicher sind, nicht selbst betroffen zu sein.



    Mit großer Sicherheit würde ein Gasboykott den Krieg in der Ukraine weder stoppen noch verkürzen. Vielleicht würde er Zyniker und/oder Misanthropen befriedigen.

    • @Rolf B.:

      Gerade heute haben Senat und Repräsentantenhaus die "normalen Handelsbeziehungen" mit Russland aufgekündigt, damit gilt der gleiche Status wie für Nordkorea und Kuba.



      www.handelsblatt.c...-auf/28238104.html

    • @Rolf B.:

      Das ist falsch. USA und UK haben bereits ein Gas-Öl-Embargo

      • @regrettt:

        Danke für die Korrektur. Tatsächlich haben die USA, die bisher 3% ihres Ölbedarfs aus Russland deckten, ein Embargo.

    • @Rolf B.:

      "während die USA die russischen Rohstoffe AUSDRÜCKLICH aus dem Embargo heraus nimmt"



      Immerhin haben sie schon seit einem Monat ein Embargo für Öl, Gas und Kohle verhängt, wäre ja schon mal ein Anfang. Und müsste ihrer Ansicht nach ein Embargo nicht gerade dann angezeigt sein, wenn sich die "US-Imperialisten" dem verweigern?



      "Ruin dieses Landes"



      Davon ist kaum auszugehen. Der Anteil Russlands am deutschen Außenhandel beträgt gerade mal 2,3%.



      "Auf solche absurden Ideen können doch nur Menschen kommen, die sich sicher sind, nicht selbst betroffen zu sein."



      Mich hat der Krieg bereits jetzt schon ein knappes Jahresgehalt gekostet, soviel zur Altersvorsorge. Trotzdem bin ich der Meinung, dass man alles menschenmögliche tun muss um den russischen Krieg zu stoppen. Ich bin lieber arm in der Lage in den Spiegel zu schauen als anders herum.



      "Mit großer Sicherheit würde ein Gasboykott den Krieg in der Ukraine weder stoppen noch verkürzen."



      Woher diese Gewissheit? Schon die jetzigen Sanktionen haben Russland an den Rand des technischen Staatsbankrotts geführt. Bei einem zusätzlichen Wegfall von 60% der Staatseinnahmen erscheint es mir deutlich plausibler anzunehmen, dass das auch auf den militärisch-industiellen Komplex und die Handlungsmöglichkeiten der Armee durchschlägt, als die Vermutung, dass das für den Kriegsverlauf irrelevant sei.



      www.whitehouse.gov...ural-gas-and-coal/



      www.tagesschau.de/...stopp-oel-101.html

    • @Rolf B.:

      "...während die USA die russischen Rohstoffe AUSDRÜCKLICH aus dem Embargo heraus nimmt und sogar die Importmengen erhöht während des Krieges in der Ukraine."



      Gibt es dafür Belege?