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Corona und seine FolgenDie Kunst macht ihren Job nicht

Die Pandemie hat uns verändert. Nur wie? Statt uns dabei zu helfen, das herauszufinden, zeigen Fernsehserien reine Nostalgie-Szenarien.

Die Serie Eldorado KaDeWe zeigt uns, wie richtig gefeiert wird – eine verblasste Erinnerung Foto: David Lukacs/UFA Fiction/ARD

Im Jahr 2049 sitzt ein Astronaut im Weltall und schaut sich den alten Gregory-Peck-Post-Apokalypse-Klassiker „On the Beach“ von 1959 an. Überlebensgroß an die Wand gebeamt: ein Mann, eine Frau, die flirrende Sonne, der Strand. Derweil geht die Menschheit auf der Erde gerade unter.

Im Jahr 2012 lebt ein Biologe samt Hund im sonst menschenleeren New York, alle anderen Lebewesen tot, ein Virus ist schuld, drei Jahre her. Ein Gewehr über der Schulter zieht er durch die Straßen, landet ab und an in der zugestaubten Videothek und leiht sich DVDs aus, er ist inzwischen bei dem Buchstaben „G“ angekommen. Zu Hause flimmern auf dem kleinen Küchenfernseher aufgezeichnete Nachrichtensendungen von früher, in denen sich das Moderationsduo über Neuschnee in New York amüsiert.

Was Will Smith in „I am Legend“ von 2007 und George Clooneys „Midnight Sky“ von 2020 zeigen, ist ein klassischer Science-Fiction-Topos: Die Welt, wie sie mal war, existiert nicht mehr. Wer überlebt hat, zieht sich regelmäßig alte Filme rein. Von damals, als alles noch „normal“ war. Die Welt im Bildschirm, sie ist ein Trost. Der permanente Stream von gestern wohltuender Eskapismus. Bloß weg vom Heute.

Das „Bloß weg hier“, das Sich-weg-Wünschen vom realen Alltag, lag auf der Hand im März 2020, okay im gesamten Frühjahr. Weil: Ist ja bald vorbei. Wenn der Sommer kommt. Sicher im Herbst. Garantiert, wenn der Impfstoff da ist. Die paar Wochen, vielleicht ein paar Monate. Her mit den Filmen, die uns daran erinnern, wie gut wir’s hatten! Zwanglos, abstandslos, ansteckungslos. Nur: Wir hängen da immer noch. Und die Kunst lässt uns auf ganzer Linie im Stich.

Binge-Watching um sich besser zu fühlen

Nichts gegen Eskapismus: Wie gut dieses Sich-weg-Schauen allen tut, die sich gestresst fühlen oder einsam, wenn Ängste langsam über die Schulter kriechen, wenn das Drumherum eher pessimistische Perspektiven bietet, ist ausführlich erforscht. Unzählige psychologische Studien belegen, wie Binge-Watching und Streamingangebote helfen, sich in emotionalen Ausnahmezuständen besser zu fühlen.

In der Regel drehen sie sich nur ums Glotzen selbst, ums „Wie häufig“ und „Wie lange“. Ein Team von Gesis – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften schaute sogar explizit auf den Inhalt und koppelt den Eskapismus an nostalgische Narrative, alte Filme, Heile-Welt-Szenarien von „davor“. Die im Spätsommer 2021 erschienene Studie zeigt zwar ein gemischtes Bild – die einen schauen explizit Nostalgiekram, die anderen nie – nur: Die Studie ist kompletter Quark. Weil: Die Prämisse ist falsch.

Denn auch die neuen Filme und Serien, die derzeit laufen, sind reinste Nostalgie. Die Wochenendkrimis, täglichen Serien wie „Rote Rosen“ oder „In aller Freundschaft“: Die Menschen sind wie früher. Das Miteinander: wie früher. Die Probleme und die Freuden: die gleichen wie vor März 2020. Zugespitzt: Wir haben nur die Wahl zwischen Realität, also pandemielastigen Nachrichtensendungen und Dauerpolittalk-Runden zu Corona auf der einen Seite und Serien und Filmen mit „Alles wie immer“-Stoff. Das reicht nicht mehr. Wir stecken seit fast zwei Jahren in dieser neuen Realität. Mag sein, dass wir das gerne verdrängen. Oder uns sträuben, es wahrzuhaben. Aber wir wissen alle: Wir sind längst andere. Wir wissen nur nicht, wie. Wie genau anders wir sind. Wie genau anders wir uns fühlen. Wie genau anders es bleiben wird.

Und die Filmwelt, die uns einen Spiegel vorhalten könnte, damit wir uns orientieren können, verdrängt es ebenfalls. Dabei ist es auch die Aufgabe von Kunst, Abbild zu sein, zum Abgleich in diesem neuen Sein, dem dauerhaft verschobenen Miteinander. Die Kunst macht gerade ihren Job nicht. Geschenkt, dass die Filme in den ersten Pandemiemonaten so schräg neben der Realität lagen. War nicht anders zu erwarten: Das Zeug war schon gedreht, produziert und konnte deswegen natürlich kein „Jetzt“ abbilden.

Ohne inhaltliche Bedeutung

Ab Winter 2020 tauchten ab und an mal Menschen mit Mund-Nasen-Masken auf. Im Berliner „Tatort“ „Die dritte Haut“, bei „In aller Freundschaft“. Aber eher wie ein Dekoelement, ohne inhaltliche Bedeutung. Die einen hatten sie mal kurz auf, andere nicht, dann saßen dennoch alle dicht an dicht im Verhörraum. Die Differenz zu unserer gelebten Realität bleibt damit in jeder Filmminute so groß, dass es knirscht, als trieben zwei Kontinentalplatten immer weiter auseinander.

Und ja, manche Serien gingen konsequent einen Schritt weiter, die US-Kranken­haus­serie „Grey’s Anatomy“ platzierte eine Staffel vollumfänglich mitten in die Pandemie, samt Masken, Sauerstoffgeräten, Ganzkörperraumanzügen – und schützte praktischerweise damit gleich das Ensemble mit; die aktuelle Staffel ist in einer „Post-Covid“-Welt angesiedelt, wie eine Vignette vor der ersten Episode verkündete – und funktioniert wieder „wie immer“.

Die Dramaserie „The Morning Show“ mit Reese Witherspoon und Jennifer Aniston erzählt die Story von Staffel zwei vor dem Hintergrund der beginnenden Pandemie, samt Erkrankungen, Sendungen von zu Hause vorm Bücherregal. Ganz deutlich: Es geht nicht um die naturgegebene Zeitverzögerung im Produktionsablauf. Es geht auch nicht um die sichtbaren Pandemiemerkmale wie Masken, die uns hier und da wie ein Anker zugeworfen werden.

Es geht darum, wie wir uns verändert haben. Als Menschen. Wie sich unser Miteinander verschiebt, wie Freundschaften verblassen, sich neu definieren müssen. Weil Abstand, Sorge, Überlastung – im Job, in der Familie, im finanziellen Überleben – dominieren. Es geht darum, was es mit uns macht, wenn wir uns nicht mehr anreichern können: im Austausch mit anderen, mit einem physischen Gegenüber. Im Unterwegssein, in Museen, Kinos und Kneipen gehen. Und uns zugleich unsere Zeit für Quark zu kostbar ist.

Dafür noch mehr Nostalgie

Es geht darum, wie unsere Wahrnehmung sich verschoben hat. Wenn schneller alles zu viel wird. Und unsere Sinne überfordert sind, nur weil zur Musik im Park noch Grillgeruch und ein Pulk auf Fahrrädern dazukommt. Es geht darum, wie psychische und emotionale Belastungen Spuren hinterlassen: Weil viele, die im Supermarkt arbeiten, in Geschäften, an Tankstellen oder in der Pflege jeden Tag Frust und Diskussionen aushalten müssen. Und Angst bekommen. Weil die Kundschaft keine Masken trägt oder nur auf Halbmast. Und dann Beleidigungen brüllt, spuckt, handgreiflich wird.

Das sind nicht nur individuelle Anekdoten oder Eindrücke, die wir uns gegenseitig erzählen. Oder eben eher: schon lange nicht mehr erzählen. Die Statistiken belegen längst, wie allumfassend und langfristig die Folgen sind: Häusliche Gewalt hat zugenommen. Mehr Menschen haben Depressionen oder Angstzustände, die Kinder- und Jugendpsychiatrien schlagen seit über einem Jahr Alarm. Die Chance, schnell einen Therapieplatz zu bekommen, ist geringer denn je. Weltweit trinken Menschen mehr Alkohol. Und damit sind wir wieder bei der häuslichen Gewalt. Lauter Symptome für: Wir stecken mittendrin. Wir sind längst andere.

Doch das deutsche Fernsehen entscheidet derweil, dass wir noch mehr Nostalgie brauchen. „Wetten, dass..?“ und „TV total“ tauchen wieder auf, als hingen wir noch in den 1980ern oder den Nullerjahren. Zwischen den Jahren startet die ARD-Serie „Eldorado KaDewe“ über das Berliner Kaufhaus in den 1920ern, programmatisch passender Untertitel: „Jetzt ist unsere Zeit“. Dazu die ganzen Retroregale in den Mediatheken, von „Dalli Dalli“ über „Schwarzwaldklinik“ bis zu „Lehrer Dr. Specht“, von „Aktuelle Kamera“ bis „Polizeiruf 110“-Folgen aus den Jahren bis 1989. Die Wochenzeitung Die Zeit machte unlängst schon eine „Retrotopia“ in der Film- und Fernsehlandschaft aus.

Wo ist die Kunst?

Und selbst die Chancen, die sich Sender selbst basteln, nutzen sie nicht. Im Februar zeigt das Erste den Film „Die Luft, die wir atmen“ (verschoben, geplante Ausstrahlung war im November). Er spielt im Pflegeheim. Ein zarter, starker Ensemblefilm. Aber nirgends eine Spur, wie die Pandemie Spuren hinterließ. Dazu hatte man sich gerade über mehrere Wochen einen „Near Future“-Schwerpunkt ins Programm gebaut. Aber keiner der Mittwochabend-Spielfilme thematisierte die Pandemiefolgen. Jetzt, zwei Jahre seit Beginn.

Ausgerechnet die frische „Sex and the City“-Neuauflage „And Just Like That“ – noch so eine Nostalgienummer – versucht es zumindest. Sie setzt direkt in einem „Danach“ ein. Und wie nebenbei taucht zumindest anfangs auf, was anders ist: zu viele Menschen, zu nah; umarmen oder lieber nicht; die eine, die nicht da ist, ist sie tot oder nur woanders?

All das sparen Fernsehfiktionen derzeit aus. Kein Zögern, kein Nachdenken. Figuren, die fundamental verändert sind, ohne genau zu wissen, wie, die permanent versuchen, neue Grenzen auszuhandeln – kein Thema. Stattdessen flüchtet sich die Fiktion noch tiefer in die Fiktion. Sie führt die Mär fort, dass die Option auf ein „Zurück“ existiert. Dabei ist „wie immer“ längst ein „ganz anders“. Wo ist die Kunst, wenn man sie wirklich mal braucht.

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22 Kommentare

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  • Die Überschrift ist eine glatte Lüge:



    Also Hobby-Satiriker liefert mir Corona derzeit mehr Stoff als irgend eine Phase davor.

  • 4G
    48151 (Profil gelöscht)

    Es stimmt wohl, dass die Pandemie von der Kunst mehrheitlich im subkulturellen – oder netzkulturellen – Umfeld verarbeitet wird. Doch auch den "Mainstream", insbesondere den bürgerlichen, erreichen einige wenige "künstlerische" Kommentare. Ich beschränke mich hier mal auf das Fernsehen und seine Protagonist*innen. Auch, wenn hier wirtschaftliche Interessen immer eine Rolle spielen, und wir darüber streiten könnten, ob das TV-Pogramm nicht maximal als Design-Artefakt gelten sollte, ist es nunmal für viele Menschen der hauptsächliche, regelmäßigste und wichtigste Kontakt zur Kunst.

    Mir fallen insbesondere zwei Beispiele ein, die die Pandemie behandelt haben.



    Zum einen war da diese ungeschnittene Reportage von einer Krankenhausstation, die vor geraumer Zeit im Privatfernsehen lief. Anschlussfähig für die Zielgruppe 15-35 (weil von Joko & Klaas patroniert), wurde die Sendung von vielen Leuten hoch gelobt und als wichtiger Beitrag dafür gewertet, die Situation in vielen Krankenhäusern der Mehrheitsgesellschaft bewusst zu machen.



    Das zweite Beispiel lief zwar nicht im Fernsehen, wurde aber von vielen Personen getragen, die eben von dort bekannt sind. #allesdichtmachen wurde kontrovers diskutiert. Insbesondere die inhaltliche Ebene wurde häufig als zu eindimensional und egozentrisch bezeichnet. Dazu kann ich nichts sagen, ich habe nie einen der Filme geschaut. Aber auf der Meta-Ebene hat das Projekt natürlich blendend funktioniert, weil der Inhalt und die sich entsponnene Debatte darum tatsächlich viele aufgebracht hat. Es hat Emotionen und Fragen ausgelöst.

    Es wäre also zu einfach, der Kunst eine komplette Ignoranz des Themas zu attestieren. Die einzelnen Akteur*innen haben aber gemischte Erfahrungen mit der Reaktion auf ihre Beiträge machen müssen, die in extrem wohlwollend oder verachtend ausfielen. Umsomehr im Mainstream, denn der reagiert heutzutage breit, statt nur zu rezipieren. Vielleicht der Grund dafür, dass Kunst dieses Thema eher im Kleinen verarbeitet.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Was hilft es viel von Stimmung reden, dem Zaudernden erscheint sie nie. Gebt Ihr Euch einmal für Poeten, so kommandiert die Poesie!“. Den Zwiespalt von Kunst und Kommerz hat Goethe im Faust gleich zu Anfang schön karikiert. Also. Brecht - Euch keinen ab. Musik und Literatur und all die Künste, die eine Muse haben, haben immer aus dem Zeitgeschehen geschöpft und lebten seit Menschengedenken vom Auftragswerk, jedoch nur Poeten sollen die Poesie kommandieren. „Niveau sieht von unten wie Arroganz aus“ (angeblich von Klaus Kinski). Damit müssen die Auftraggeber:innen sich abfinden. Die sollen Vorkasse leisten und das Maul halten. Als Kritiker:innen taugen sie meist sowieso nicht.

  • hier ist der film auf den alle gewartet haben ...

    www.youtube.com/watch?v=GpKrKvnKRsw

    H.E.LP ...

    Humanity & Enviroment in Lasting Pandemic

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Die Kunst macht ihren Job nicht...“ Das ist Diktator:innen- und Kapitalist:innen-Sprech. Blech. „L’art pour l’art“ ist das, was die Kunst bewahrt.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Fein anschließe mich

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Alternierend aus den "Tagebüchern der Anais Nin", dtv, 1974, S. 136 f.: "Die Dichter sind sich über ihre Aufgabe im unklaren. Sie geben sich als Philosophen oder Tatmenschen aus. Ich glaube nicht, daß der Dichter predigen, bekehren, philosophieren oder moralisieren sollte. (...) Wer als Dichter lebt, hat die Pflicht, sich seine Macht zu erhalten, die darin besteht, das Wunderbare durch Übertragung zu erschaffen. Wenn der Dichter sich in seinem Traum behauptet und diese Fähigkeit anderen durch Osmose mitteilen kann, gut und schön. Doch sollte er nicht aus seinem Traum hervortreten, um zu predigen und sich mit politischen und praktischen Auslegungen zu befassen. Man lasse ihn einen Dichter bleiben und magische Fügungen und magische Möglichkeiten offenbaren. Nicht notwendigerweise ist der Seher auch jener, der seine Gesichte verwirklichen oder verkörpern kann. Die alten Gemeinwesen wußten dies."

      II.Ergänzend aus der LITERATUR-Seite der "Süddeutschen" vom 23.10.2015 - "Wo die Kunst versagt, versagt der Mensch" von A. L. Kennedy:... Betrachten wir den kreativen Menschen als eine Art freiwilligen Migranten aus den fernen Gegenden des engagierten Geistes, der größeren Vorstellungskraft. Was nützt das in diesen finsteren Zeiten? Wie retten wir Leben? Wie sichern wir Leben? Wollen das Künstler überhaupt? Ich würde behaupten, jeder Mensch, der auf hohem technischem und schöpferischem Niveau künstlerisch tätig ist, verteidigt Menschenleben. Kunst bewirkt von Natur aus Gutes, es sei denn, sie folgt einer bösartigen Absicht - und dann wird diese Absicht meist auch die Kunst kompromittieren."

      III.Eine Darlegung auf Seite 3 der "Süddeutschen" vom 31.03./01./02.04.20218 - "The Number of the Beast" von Christian Zaschke:"... dass alle Kunst und alle, die Kunst herstellen, erfolgreich oder auch nicht, Teil einer politischen Handlung sind."

  • Der Elefant, der im Raum steht, ist so groß, dass es mich ehrlich wundert, wie er in der Redaktion übersehen werden konnte: Selbstverständlich besteht „die Kunst“ nicht nur aus Fernsehfiktion. Wenn sich die Autorin in die Kabaretts, die Theater, die Lesebühnen, ja auch in die Konzertsäle und vielleicht sogar Galerien usw.usf. begeben würde, würde sie mit Sicherheit fündig werden. Aber dann wäre sie einer catchy-Schlagzeile verlustig gegangen. Der Artikel wäre durchaus zutreffend, würde sie ihre These eine Etage tiefer hängen, ihr Themenfeld schärfer eingrenzen oder wenn sie schon von „der Kunst“ spricht, mal den Umgang der verschiedenen Genres mit dem Thema Corona und die jeweilige gesellschaftliche Relevanz nebeneinanderzustellen. Aber dazu braucht es einen ganz, ganz weiten Blick.

    • @zazie61:

      Genau das habe ich auch gedacht. Gerade Instagram ist voll von Zeichnungen, die Menschen mit Masken zeigen, Impf- und Testzentren usw. Die Urban Sketcher zeichnen und malen das jeden Tag. Die Zeichnungen von Matlet, der den Lockdown in Paris auf 28 m² mit seiner Lebensgefährtin festgehalten hat.

  • Ich möchte jetzt einen Science-Fiction/Fantasy Film mit Masken sehen, über Vereinsamung, Verlust, Sich wieder zu finden, …

    … und ich finde Arcane. Von epic games.

    Keine Ahnung, wie sie es geschafft haben, aber die Serie greift viel von dem auf, was hier gefordert wird.

    Kommt aber nicht aus Deutschland.

  • Jetzt mal ehrlich: Möchten wir Filme sehen mit Lockdowns, Masken, Vereinsamung der Verwandten im Pflegeheim, einsamem Tod des Opas im Krankenhaus, minimalistischer Beerdigung?

    Möchten wir Serien sehen, die uns in Aussicht stellen, dass irgendwann, nach der Pandemie die große Depression kommt, dass wir mit den neuen Freiheiten überfordert sind und uns weiter freiwillig abkapseln?

    Möchten wir nicht irgendwann mal abschalten und uns eine relativ sorgenfreie Welt vorstellen?

    Selbst in Krimis und Thrillern fiebern wir zu Problemen mit, die uns im Film Grusel bereiten, für uns aber normalerweise nicht real sind oder weit entfernt vom Alltag. Keiner will dauernd Filme über Geldsorgen, hohe Stromrechnungen, Probleme beim Finden der richtigen Kleidergröße oder Überstunden sehen. Davon hat man genug im eigenen Alltag.

    Hätten die Menschen im Bunker im 2. Weltkrieg lieber Filme über posttraumatische Belastungsstörungen und Entnazifizierung nach dem Krieg gesehen oder Fantasien über die „goldenen 20er Jahre“?

    • @BlauerMond:

      Natürlich möchte ich unsere derzeitige Realität mit Corona auch in Spielfilmen abgebildet sehen. Diese Parallelrealität ohne Corona im Fernsehen finde ich sehr befremdlich.



      Was uns betrifft, es wird größtenteils ausgeklammert, wobei sich auch daraus besondere Inhalte ergeben würden. Ich finde diese Realitätsverweigerung schon sehr spooky

      • @Rosendame:

        "...Natürlich möchte ich unsere derzeitige Realität mit Corona auch in Spielfilmen abgebildet sehen..."



        Nö, möchte ich nicht grundsätzlich und kommt ganz auf den Stoff an. Die neue Herr Der Ringe-Serie möchte ich bestimmt nicht mit maskierten Schauspielern sehen und auch nicht zwingend den neuen Tatort auch wenn er im hier und jetzt spielt. Man sieht so nämlich keine Mimik und kein Schauspiel mehr. Das mag in der Realität auch so sein aber das muss ich mir nicht in einer fiktiven Geschichte auch noch antun. Ein maskenfreie TV-Realität finde ich weder befremdlich noch in irgendeiner Form schädlich. Als ob es dem Zuschauer besser ginge, wenn er Börne und Thiel nur noch in Masken sehen würde. Was natürlich auch nicht heissen muss, das Thema ganz auszuklammern. Wenn es zum Stoff passt, kann auch die Pandemie im Film Einzug finden, es muss aber dramaturgisch passen.

    • @BlauerMond:

      Weder noch - Junggäst -

      Als mit der Katastrophe von Stalingrad auch für Goebbels eine endgültige Niederlage des Krieges nicht mehr völlig auszuschließen war, entstand das Konzept der sogenannten Durchhaltefilme. Gemeint waren Filme, die den Durchhaltewillen der Bevölkerung stärken sollten. Gemeint waren Filme, die den Durchhaltewillen der Bevölkerung stärken sollten. Z.T. waren Filme dieser Phase der nationalsozialistischen Propagandaarbeit reine Unterhaltungsfilme (wie Die große Liebe, 41/42, Rolf Hansen, mit dem fast programmatischen Lied: „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh'n“); die sicherlich eindeutigeren lehnen sich an historische Gestalten und Geschehnisse an, die als Modellfälle dafür einstehen sollten, dass man trotz militärischer Niederlagen und der scheinbaren Ausweglosigkeit der Kriegssituation nicht zweifeln muss, weil am Ende ein möglicher und wundersamer Sieg wartet. Der sicherlich bekannteste und bedeutendste Durchhaltefilm ist Kolberg (1945, Veit Harlan), der eine Anekdote der preußischen Geschichte re-inszeniert: Das pommersche Städtchen wehrt sich unter seinem Führer Nettelbeck (gespielt von Heinrich George) gegen eine erdrückende Übermacht der napoleonischen Truppen – und siegt. Die Planungen begannen bereits im Sommer 1943; der mit Durchhalteparolen getränkte Film wurde zu einer der aufwendigsten Ufa-Produktionen überhaupt. Seine Uraufführung erlebte er am 31.1.1945, dem zwölften Jahrestag der Machtergreifung, in der französischen Feste La Rochelle, in der sich eine Gruppe deutscher Truppen gegen eine gewaltige Übermacht alliierter Truppen verschanzt hatte. Als das reale Kolberg kurze Zeit später von den russischen Truppen eingenommen wurde, ließ Goebbels die Nachricht unterdrücken – sie hätte die erhoffte Wirkung des Kolberg-Films schwächen können.



      filmlexikon.uni-ki...urchhaltefilm-6992



      &



      Nomen est omen



      Blue moon of Kentucky



      The Devil's Daughters w/ Danny B. Harvey



      m.youtube.com/watch?v=Jmwys_cx5I4

  • Eine mögliche Antwort der Unterhaltungskunst Fernsehen auf die Herausforderung dieser Zeit, analog Harald Welzer (Sozialpsychologe, Futurzwei): "Nachruf auf sich selbst."

  • Sie suchen Kunst an der falschen Stelle.



    Fernsehen und Streamingportale sind Wirtschaftsunternehmen, die machen keine Kunst.



    Kunst finden Sie bei kleinen filmprojekten, die vielleicht bei Youtube ihre Kurzfilme präsnetieren. Und da finden Sie genau das, was Sie im Fernsehen vergeblich suchen. Die Freunde, die im Auto nicht wissen, ob sie Masken auflassen müssen, der Vater, der seine Tochter im Zimmer einsperrt, um Ihre Quarantäne durchzusetzen, die Familie, die auf sich selbst zurückgeworfen ist, weil sie das Haus nicht verlassen kann. Das gibt es alles, aber wie jede gute Kunst gibt es das nicht im Mainstream.

    • @Herma Huhn:

      "...Fernsehen und Streamingportale sind Wirtschaftsunternehmen, die machen keine Kunst..."



      Naja, Hauptsache mal ein paar ganz große Schubladen auf- und zuknallen.



      Natürlich produzieren Fernsehen und Streamingdienste auch Kunst, wobei es dabei auch darauf ankommt, wie man Kunst überhaupt definiert.

      "...Und da finden Sie genau das, was Sie im Fernsehen vergeblich suchen. Die Freunde, die im Auto nicht wissen, ob sie Masken auflassen müssen, der Vater, der seine Tochter im Zimmer einsperrt, um Ihre Quarantäne durchzusetzen, die Familie, die auf sich selbst zurückgeworfen ist, weil sie das Haus nicht verlassen kann. Das gibt es alles, aber wie jede gute Kunst gibt es das nicht im Mainstream..."



      Ernsthaft? Weil jemand Pandemieproblematiken in Kurzfilme packt, ist das automatisch Kunst?



      Jeder definiert das wohl anders und man sollte endlich mal kapieren, dass Kunst, Kommerz und Konsum sich nicht zwangsläufig widersprechen müssen. Jeff Koons, Dali und Andy Warhol z.B. waren Meister in der Kommerzialisierung ihrer Kunst, trotzdem haben sie Kunst gemacht und im Filmbereich kann man auch kommerzielle Filme mit einem künstlerischen Anspruch als Kunst bezeichnen. Alles andere wäre hochnäsige, elitäre Arroganz. Und um mal bei Streaminganbietern wie Netflix zu bleiben, Filme wie JOKER, THE POWER OF THE DOG, PIECE OF A WOMAN, ROMA, I'M THINKING OF ENDING THINGS, THW MEYEROWITZ STORIES, BLADE RUNNER 2049, DAS WEISSE BAND, BERLIN ALEXANDERPLATZ (2019), BLAU IST EINE WARME FARBE, GRAND BUDAPEST HOTEL, THE DIG, THE IRISHMAN, OKJA, GERALD´S GAME, EL CAMINO, THE BALLAD OF BUSTER SCRUGGS, BEASTS OF NO NATION, HIGH FLYING BIRD, PRIVATE LIFE, LIONHEART, HIS HOUSE, MUDBOUND, MANK, NEUES AUS DER WELT, THE OTHER SIDE OF THE WORLD, TALLULAH, THE BOY WHO HARNESSED THE WIND, THE GOOD LIAR, VIKTORIA sind alle künstlerisch wertvolle und anspruchsvolle Filme, die man durchaus als Kunst beteichnen kann. Und das sind Netflix-Eigenproduktionen wie angekaufte Filme. Soviel zu nur Kommerz o. Konsum.

    • @Herma Huhn:

      Haben Sie ein paar Empfehlungen parat?

    • @Herma Huhn:

      Auf den Punkt gebracht.



      Fernsehen ist nicht "Kunst", sondern eher die Sparte "Konsum."

  • Ja wie? Wat issen nu wieder ditte - wa?

    “ Corona und seine Folgen: Die Kunst macht ihren Job nicht



    Die Pandemie hat uns verändert. Nur wie?



    Statt uns dabei zu helfen, das herauszufinden,



    zeigen Fernsehserien reine Nostalgie-Szenarien.“

    kurz - Ach was! (© Vagel Bülow) But! So what!



    Seit wann hat die Laterne (© Wiglaf Droste) 📺 -



    Sorry - WAS MIT KUNST ZU TUN? - mit Verlaub:



    Wann war das mal anders? Never ever •

    unterm——- ok ok - But. Gemach Gemach -



    Als Jahresendzeitfigur - 👼 - doch doch =>



    Darf soviel arrogante Verachtung ruhig mal sein.



    & klar doch -



    Ohwie lacht - 😇 -



    & als Schlagobers - Jungs laßt gehn



    Basta - Berlusconi -



    m.youtube.com/watch?v=4jXlwmqhCwY

    • @Lowandorder:

      Mit anderen Worten oder wo Gefahr und bekanntlich Rettendes, eingeschränktermaßen von Fall zu Fall ...



      Geschätzter Herr Kollege an gemeinsamer Front - literarische Adaptionen zwier mithilfe des Mediums Film, vorliegend unter den Bedingungen der Pandemie sprich Low-budget-isse-No-budget:

      youtu.be/PY9iLa2gN54



      schwarzweiß:



      youtu.be/jFRsC4PomAA

      • @Peter Bähr:

        Danke. Herrlich. Mit Vergnügen.



        &



        btw & entre nous - eine ähnliche Matte wie Hermann Kurz ziert auch mein mittlerweile melatenblondes Haupt.



        Nur daß die “Regenrinne“(©die kids;) mittig & nicht so gezirkelt verläuft.



        Vormärz => 68er halt!;)) - der Bart fiel als “gutes Versteck“ nach 25 Jährchen!;))



        (es sei denn ich bin mal wieder was faul - mich zu 🪒🤫;)) Fin.