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Corona-Impfbereitschaft steigt mit 2GAuf den letzten Pikser

2G-Regeln schließen Ungeimpfte von vielen Lebensbereichen aus. Das überzeugt nun doch noch einige – zu spät?

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: 2G auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Gendarmenmarkt Foto: Daniel Biskup

Leipzig/Berlin taz | Die Schlange vor dem Leipziger Amtsgericht ist mindestens 200 Meter lang. Es ist der letzte Dienstag im November, und in dem alten Gerichtsgebäude verabreicht ein mobiles Impfteam gerade Corona-Impfungen. Viele der Menschen, die hier bei 3 Grad anstehen, wollen sich boostern lassen. Aber auch Ungeimpfte sind für eine Erstimpfung gekommen. Manche von ihnen wollen nicht mit der Presse sprechen, andere jedoch erzählen zumindest anonym von ihren Beweggründen und Ängsten.

Ein 19-jähriger Abiturient wollte sich eigentlich schon im Sommer gegen­ das Coronavirus impfen lassen. „Aber meine Mutter ist Querdenkerin, sie hat mir davon abgeraten“, sagt der junge Mann, der eine Daunenjacke und grüne Sneaker trägt. „Gestern stand ich dann vorm New Yorker und durfte nicht rein, weil ich ungeimpft bin.“ Die Kontrolle vor dem Modegeschäft habe ihn dazu animiert, sich seiner Mutter zu ­widersetzen. „Ich will im Winter auch mal shoppen oder Freun­d*in­nen im Café treffen dürfen“, sagt er. Seiner Mutter wolle er die Impfung verheimlichen – aus Angst davor, dass sie ausrastet.

Für Menschen ohne Corona-Impfung wird es ungemütlicher in Deutschland. Auf der Ministerpräsidentenkonferenz haben sich Bund und Länder am Donnerstag darauf geeinigt, deutschlandweit konsequent die 2G-Regel umzusetzen. Weite Teile des Einzelhandels, Gastronomie, Theater und Kinos, Sportstätten: Ungeimpfte müssen künftig draußen bleiben.

Damit kommt jetzt überall, was in einzelnen Ländern wie Sachsen schon seit zwei Wochen gilt und anderswo zumindest schon in Ansätzen eingeführt worden war. Wer nicht gegen das Coronavirus geimpft ist, wird aus vielen Bereichen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen. Dazu gilt seit letzter Woche ohnehin schon bundesweit, dass sich Ungeimpfte testen lassen müssen, wenn sie den Nahverkehr nutzen oder zur Arbeit gehen. Bevor sich in Deutschland die vierte Welle in den letzten Wochen unübersehbar auftürmte, hatte sich die Politik nicht an solche Schritte gewagt.

Geschäften geht die Kundschaft verloren

Die Einschränkungen für die direkt Betroffenen sind, sofern sie im Alltag tatsächlich durchgesetzt werden, enorm. Wirtschaftliche Folgen sind ebenfalls absehbar, wenn auch nicht in einem solchen Ausmaß, wie es bei einem allgemeinen Lockdown der Fall wäre: Einzelhandelsverbände klagen beispielsweise darüber, dass den Geschäften mitten in der Vorweihnachtszeit ein Teil der Kundschaft verloren geht, während durch Kontrollen zusätzliche Kosten entstehen.

Dem gegenüber steht die aktuelle Lage in den Krankenhäusern: Die Infektionszahlen des Robert-Koch-Instituts stagnierten in dieser Woche zwar zum ersten Mal seit Langem. Der Sieben-Tage-Mittelwert von 57.341 täglichen Neuinfektionen ist aber immer noch enorm hoch und es ist unklar, warum die Kurve im Moment nicht noch weiter steigt: Wirken die Maßnahmen der vergangenen Wochen schon? Haben genügend Menschen aus eigenem Antrieb ihre Kontakte reduziert? Oder gibt die Statistik die Wirklichkeit einfach nur falsch wieder? In seinem Wochenbericht gibt das RKI zu bedenken, dass ein Teil des Stillstands „regional auch auf die zunehmend überlasteten Kapazitäten im Öffentlichen Gesundheitsdienst und die erschöpften Laborkapazitäten zurückzuführen“ sei.

Eine kurzfristige Hoffnung von Bund und Ländern: Die jetzt beschlossene 2G-Regel soll neben einer Reihe anderer Maßnahmen helfen, die Zahl der besonders riskanten Kontakte zu reduzieren und die vierte Welle auf diese Weise zu brechen.

Der Trotz ist offenbar groß

Die zweite Hoffnung, wenn auch eher mittelfristig gedacht: Je mehr der Alltag ohne Impfung eingeschränkt wird, desto eher könnte die Impfbereitschaft doch noch steigen – so wie bei dem jungen Mann aus Leipzig, der gerne shoppen gehen möchte und sich dafür nun seiner Mutter widersetzt. Im Bundestag mehren sich zwar auch die Stimmen für eine allgemeine Impfpflicht, einen Beschluss dazu wird es voraussichtlich aber erst im neuen Jahr geben. Kann in der Zwischenzeit die 2G-Regel die Impfquote entscheidend nach oben treiben?

Eine Umfrage, die Forsa im Oktober im Auftrag des Gesundheitsministerium durchgeführt hat, stimmt da eher skeptisch. Zwei Drittel der Ungeimpften sagten damals, sie würden sich in nächster Zeit auf keinen Fall impfen lassen – komme, was wolle. Nur 5 Prozent der Ungeimpften gaben an, dass sie sich doch noch umentscheiden würden, falls 2G im Freizeitbereich eingeführt werde. Mehr als ein Viertel wollte sich in dem Fall hingegen erst recht nicht impfen lassen. Der Trotz ist offenbar groß.

Andererseits war das Szenario zum Zeitpunkt der Umfrage noch eher hypothetisch. Sobald die Einschränkungen wirklich spürbar sind, könnte es anders aussehen. Darauf deutet das Beispiel Österreich hin, wo Anfang November nach Einführung einer strengen 2G-Regel die Zahl der Erstimpfungen gestiegen ist. Und die Cosmo-Studie der Uni Erfurt, die regelmäßig Einstellungen zur Pandemie abfragt, kommt zum Ergebnis: In den Bundesländern, die sich schon im November für relativ strenge Regeln entschieden haben, ist die Bereitschaft unter Ungeimpften zumindest leicht gestiegen.

Das schlägt sich auch in den Arztpraxen und Impfzentren nieder. Bundesweit steigt die Zahl der Erstimpfungen seit Anfang November wieder. Waren vor vier Wochen 69,9 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft, so sind es heute zumindest schon 71,7 Prozent. Besonders stark fällt der Anstieg unter anderem im 2G-Vorreiter-Land Sachsen aus. Haben sich dort in der ersten Novemberwochen nicht mal 10.000 Bür­ge­r*in­nen erstimpfen lassen, sind es nach der Verschärfung der Regeln zuletzt mehr als 27.000 gewesen.

„Ich habe ja keine andere Wahl mehr“

Ob der Fortschritt bei den Erst­impfungen allein auf die harten Coronamaßnahmen zurückzuführen ist oder ob auch Faktoren wie die dramatische Situation in den Krankenhäusern dazu geführt haben, dass sich mehr Menschen im Freistaat immunisieren lassen, lässt sich nicht sicher sagen. Die Umfrage der taz vor der mobilen Impfstelle im Leipziger Amtsgericht deutet jedoch darauf hin, dass die Einschränkungen für Ungeimpfte eine erhebliche Rolle spielen.

Ein 46 Jahre alter Handwerker sagt, dass er wegen 3G am Arbeitsplatz gekommen sei. „Ich habe keine Lust, mich jeden Tag testen zu lassen“, sagt er. Angst, sich mit Covid-19 zu infizieren und vielleicht auf der Intensiv­station zu landen, habe er keine. Er ist wütend, dass die Politik ihn durch die Maßnahmen zur Impfung zwinge. „Ich habe ja keine andere Wahl mehr“, sagt er. Warum er die Corona-Impfung bislang abgelehnt hat, will der Mann nicht erzählen.

Eine 24-jährige Frau mit schwarz gefärbten Haaren und Septum in der Nase hatte bislang „keinen Bock“, sich impfen zu lassen. Sie habe erst mal abwarten wollen, wie andere Menschen die Impfung vertragen. Der Impfstoff sei schließlich erst wenig erforscht, sagt sie. Warum sie sich nun doch impfen lasse? „Ich kann ja sonst nichts mehr machen, nicht in Cafés gehen, nicht auf Konzerte.“

Wenige Meter weiter steht eine Frau Anfang 30 in der Schlange. Sie wird von zwei Freundinnen begleitet. „Sie leisten mir emotionalen Beistand“, sagt die Leipzigerin. „Ich habe Super-Angst vor Nebenwirkungen, der Impfstoff ist ja noch so neu.“ Eigentlich, erzählt sie, wollte sie auf den Totimpfstoff warten. Nun aber habe sie keine andere Möglichkeit. Sie wolle sich nicht jeden Tag testen lassen, um zur Arbeit gehen oder mit der Straßenbahn fahren zu dürfen.

Niemand, mit dem die taz hier spricht, nennt die Überlastung der Krankenhäuser oder die Angst, andere Menschen anzustecken und damit zu gefährden, als Grund, sich nun doch noch impfen zu lassen. Freizeit, Arbeit, Nahverkehr: Das hat auch bei allen anderen Befragten in der Schlange den Ausschlag gegeben.

Wenn man es denn positiv sehen will: 2G und 3G bewegen offenbar tatsächlich Menschen zur Impfung. Die Impfbereitschaft müsste jedoch weiter sehr an Fahrt aufnehmen, um die Impflücke tatsächlich zu schließen. Beispiel Sachsen, bundesweites Schlusslicht mit einer Quote von nur rund 60 Prozent: Selbst bei dem aktuellen, bereits gestiegenen Impftempo würde es ein Jahr dauern, bis die ganze Bevölkerung durchgeimpft ist. Und das auch nur in der Theorie. Denn 2G hin oder her – Komplettverweigerer gibt es am Ende immer noch.

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40 Kommentare

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  • Ist schon ecklig, wie die taz die Nötigung zum Impfen zur "Überzeugung" verdreht.



    Ich bin geimpfter Intensivpfleger auf einer Covidstation und habe auf Arbeit z.Z. viel zu tun. Aber ich bin ganz klar gegen eine Impfpflicht! Wenn es um den Schutz anderer geht (Infektion und Weitergabe des Virus taugen die Impfstoffe nicht viel. Würde die Politik das eingestehen, bräche ihr ganzes 2G Ausgrenzungskonzept zusammen. Was den Selbstschutz angeht, haben die Impfstoffe ihre Berechtigung, vor allem für die vulnerablen Gruppen. Jeder der möchte, kann sich impfen lassen.

  • Denken Sie mal gut nach. Alles andere als geboostert und! getestet ist nach aktuellem Kenntnisstand nicht nur fahrlässig, sondern außerdem (wenn man dafür ist, Selbstbetrug) nicht rational zu argumentieren. Leider gilt das auch für nicht infiziert Ungeimpfte mit! Test, denn die Unzuverlässigkeit (außer evtl. PCR) und die Zeitverschiebung sind ein Unsicherheitsfaktor.

  • Als würde sich jemand impfen lassen, um andere zu schützen. Wir leben in einer individualistischen Gesellschaft wo jeder nur an sich denkt. Das bekommen wir so beigebracht.

  • Ich erlebe tagtäglich in der Praxis, dass Patienten schlichtweg Angst vor der Impfung haben. Diese Menschen jetzt zu zwingen halte ich für grundfalsch. Die Spaltung , die hier seitens der Politik durchgeführt wird, macht mir richtig Angst.



    Das Covid Virus ist endemisch. Wie sollen wir weiterleben?

  • Aus Trotz Boostern zu verweigern... Wohlstandsverwahrlosung?

    Ich glaube ihnen nicht, es ist ohne Problem einfach möglich innerhalb einer Woche einen Impftermin ,egal wo in D, zu bekommen.

    Weiterhin über irgendwlo Personen die irgendwas warum auch immer unterlassen haben hilft niemanden weiter und führt zum Anfang meines Post...Wohlstandsverwahrlosung.

  • Es ist schon erstaunlich, wie hier die Spins funktionieren. Monatelang, in Kenntnis all der Gefahren, wurde eine Impfplicht ausgeschlossen und flächendeckend an entscheidenden Stellen nichts getan, sich auf die vierte Welle vorzubereiten. Man war im Wahlkampft und die FDP musste ins Boot. Nun, da 20% der Intensivbetten geschlossen werden mussten, in Hamburg die Gesundheitsämter personell ausgedünnt werden und bürokratische Hindernisse das Impfen und das Boostern erschweren bzw. für viele aktuell unmöglich machen: Da wird über die Impfplicht nachgedacht. Es ist völlig klar, dass die vierte Welle damit nicht gebrochen wird, aber der handlungsunwillige Staat gerät aus der Schusslinie. Symbolischer Unsinn (Scholz: "Es gibt keine roten Linien mehr!) ersetzt strategisches Handeln und die rotgrüne Gemeinde freut sich an der eigenen moralischen Überlegenheit ("Ich hab mich ja aus sozialer Verantwortung impfen lassen, aber die jetzt machen das nur aus Egoismus! ") Es ist zum verrückt werden. Hoffentlich hält mich meine vernünftige Frau (seit 40 Jahren Krankenschwester, immer noch im Dienst) davon ab, aus lauter Trotz das Boostern zu verweigern.

    • @Ralf Albers:

      Und wie nützt es dem Gesundheitssystem, wenn man sich nicht impfen lässt?



      Ja, die Politik versagt katastrophal. Ja, das Gesundheitssystem zu privatisieren war ein riesiger Fehler. Da die entsprechenden Parteien ja immer wieder gewählt wurden, wollte das wohl die Mehrheit.



      Letztendlich aber ist es, wie es eben ist. Das lässt sich jetzt alles aber nicht so schnell ändern. Wir haben aber jetzt das Problem. Und impfen hilft, es zumindest zu verringern. Kontaktreduzierung auch. Gleichzeitig sollte natürlich eine Debatte darüber geführt werden, wie es in Zukunft nicht so weit kommt. Das kann man aber gar nicht vor lauter Schwurbler- und auch Hardliner-Geschrei. Es gibt definitiv zu wenig Erwachsene in der Debatte. Und Trotz ist nun wirklich nicht hilfreich

    • @Ralf Albers:

      Die 4. Welle hätte vermieden werden können, wenn alle sich ganz normal impfen lassen hätten.



      Wäre alles kein Problem gewesen, Zeit genug.



      Und natürlich machen viele derjenigen das jetzt nur aus Egoismus, während gleichzeitig viele so früh es ging sich impfen liessen, auch aus sozialer Verantwortung! Mich eingeschlossen.

      "Hoffentlich hält mich meine vernünftige Frau (seit 40 Jahren Krankenschwester, immer noch im Dienst) davon ab, aus lauter Trotz das Boostern zu verweigern."

      Was' los mit Dir???

      • @Rübenmus Fanzine:

        Die Stiko hat kürzlich Versäumnisse bezüglich Booster eingeräumt. Die für das derzeitige Desaster verantwortlichen Politiker haben alles nicht gewusst und wollen nun mit einer Impfpflicht (heißt übrigens nicht Impfzwang) alles ungeschehen machen. Das Gesundheitstssystem wurde und wird kaputt gespart und die Leidtragenden sind? Diejenigen deren Gesundheit scheinbar keinen der o.e. wirklich interessiert.

      • @Rübenmus Fanzine:

        "Die 4. Welle hätte vermieden werden können, wenn alle sich ganz normal impfen lassen hätten."

        Der Impfschutz ,der nie 100%tig war, hat sich als schneller an Wirkung verlierend als angenommen erwiesen,gleichzeitig taucht ,ganz erwartungsgemäß,eine neue Virusvariante auf ,die den Impfschutz noch löchriger macht. Trotzdem richten sich fast alle Maßnahmen gegen die Ungeimpften. Dabei ist ein von der Testpflicht befreiter Geimpfter eine potentiell größere Gefahr ,als ein Nichtgeimpfter ,der ständig getestet wird. Und mit Omikron wird das alles noch fraglicher. Viele der damit Infizierten waren doppelt geimpft.



        Die "vierte Welle" wäre mit einer 100%-Impfquote allenfalls verzögert worden. Und es werden immer weitere Wellen kommen,da es ständig neue Mutationen gibt.

  • ich habe meine Boosterung offiziell als Erstimpfung durchführen lassen, weil der einzig erreichbare Impftermin 3 Tage vor Ablauf der 6monatsfrist war, Bevor ich gar keinen Termin bekomme, oder erst nach Weihnachten habe ich lieber gelogen. Hat sich nicht gut angefühlt, aber was soll`s... in der Politik wird die Boosterung gefordert auch unter 6 Monaten, in der Realität bekommt man blöde Sprüche wenn man 1 Woche vor Fristablauf einen Termin erfragt.



    Meine Schwiegereltern müssen bis zum 26.12. warten, dann ist ihre Frist rum, nur wird dann kein Hausarzt mehr impfen, also wird`s erst nächstes Jahr klappen. Auf die Frage, ob ein Termin vor dem 26. möglich wäre, gabs noch unfreundliche Sprüche gratis dazu. Mein Schwiegervater ist über 80... Lügen klappt da nicht mehr so gut.

    • @nutzer:

      "in der Realität bekommt man blöde Sprüche wenn man 1 Woche vor Fristablauf einen Termin erfragt"

      In meiner Realität gab es keine blöden Sprüche, aber ich wurde trotzdem wieder weggeschickt, weil acht Tage gefehlt haben.

      -- Nachdem ich stundenlang angestanden habe, und mir dabei, passenderweise, animierte Werbespots fürs Boostern angucken durfte. In einem anderen Impfzentrum gab es keine Schlange, sondern nur einen Haufen unzufriedener Leute, weil der Impfstoff ausgegangen war. Die senatseigenen Impfzentren hatten Termine ab Ende Januar, wenn überhaupt.

      (Gelobt sei der Betriebsarzt, gepriesen sei er! Über den gab es dann Termine für nächste Woche.)

    • @nutzer:

      das war nicht fair um es vorsichtig zu formulieren



      Der Impfschutz verfällt nicht wie der Joghurt im Kühlschrank, er lässt langsam nach. Und keine Frist ist rum nach 6 Monaten das Zertifikat gilt auch noch. Da haben Sie was falsch verstanden. 6 Monate ist ein Richtwert der Sinn macht sonst nichts.



      Verhaltet euch bitte nicht so egoistisch das macht in vielen Bereichen unsere Gesellschaft deutlich schlechter.



      Auf der

      • @Opossum:

        find ich nicht.



        jede boosterimpfung ist richtig,

        • @nutzer:

          ja aber sich mit einer Lüge vordrängen nicht

  • Dachte allen Ernstes piksen wird mit "ie" geschrieben. Danke.

  • Willkommen im weinerlichen Wellness-Widerstand. Wo man sich jammernd aber heroisch auflehnt gegen eine eingebildete »grundlose Unterdrückung«





    Die meisten Staaten auf der Welt haben das Problem, dass sie zu wenige Impfdosen für ihre Bürger haben. Bei uns ist es umgekehrt. Wenn ich das meinen Amtskollegen erkläre, schütteln die nur den Kopf. Sie sagen mir dann: «Eure Probleme möchten wir haben.» Wir sollten uns bewusst sein, dass das, was bei uns unglaublich emotionale Konflikte bewirkt, in einer Aussensicht vor allem Luxusprobleme sind. In vielen Ländern sterben Menschen, weil es an Spitalplätzen oder Impfstoff fehlt. Und wir streiten darüber, ob es zumutbar ist, beim Besuch eines Restaurants ein Zertifikat zu zeigen. Was soll man dazu sagen?

  • In Berlin gibts ab nächste Woche überall Tanzverbot für alle, ein Impfanreiz fällt damit weg.

  • Was soll das heißen, "zu spät" mit Fragezeichen?

    Natürlich zu spät. Nach gegenwärtigem Stand, mit den aktuellen STIKO-Regeln (deren Chef sich gestern als Covidot light geoutet hat, als er etwas von der unklaren Datenlage bei Kinderimpfungen faselte - ein Phänomen, das es offenbar nur in Deutschland gibt; vielleicht wartet er auf Studien aus der Neuen Germanischen Medizin[TM]?) werden diejenigen, die sich jetzt zum ersten Mal impfen lassen, für die Winterwelle 2022 ausreichend geschützt sein.

    Wenn Omikron hält, was es verspricht (und der aktuelle Superspreading-auf-Weihnachtsfeier-Fall in Norwegen sieht ganz danach aus, und die Daten aus Südafrika ebenfalls), ist *eine* Impfung bald wenig mehr wert als gar keine.

    • @Ajuga:

      Nur weil andere Länder nach Studien mit wenigen tausend Kindern die Impfung allgemein empfehlen, heißt das nicht, dass dort besonders tolle Experten am Werk waren.

      Selbst bei den 12- bis 17-Jährigen ist die Stiko-Empfehlung nicht unumstritten (Kekulé besprach das in einer Folge seines Podcasts ausführlich): der individuelle medizinische Nettonutzen ist nicht eindeutig. Letztlich hat die Berücksichtigung die psycho-sozialen Folgen der politischen Gegenmaßnahmen (Schulschließungen etc.) den Ausschlag zur Empfehlung gegeben. Das UK-Äquivalent der Stiko hatte sich auf den medizinischen Aspekt beschränkt und die Impfung für diese Altersgruppe nicht empfohlen.

      Bei den 5- bis 11-Jährigen ist die Bewertung noch schwieriger: noch weniger schwere Verläufe, noch keine guten Daten zu Nebenwirkungen. Die Stiko zu beschimpften, weil sie die Impfung für Kinder nicht blind empfiehlt, ist absolut unangemessen. Zumal die die Impfung für diese Altersgruppe -- und tatsächlich auch alle jüngeren Erwachsenen -- gerade überhaupt keine Priorität hat. Es müssten *jetzt* die gefährdeten Menschen absoluten Vorgang haben (Boosterung und natürlich auch Erstimpfung), weil unter diesen in dieser Welle sonst noch viele Tote zu verklagen sein werden.

    • @Ajuga:

      ich empfand die Aussage, das die Stiko Fachleute gebrauchen könnte, die die Daten aufbereiten können auch sehr aufschlussreich. Also bisher dachte ich das seien alles Fachleute, die auch Studien lesen können und zum anderen hat die Stiko sich bisher betont, dass sie das alles alleine können. Jetzt plötzlich fällt denen das auf, ehrlich?



      Ich wette Herr Brockmann oder Frau Priesemann oder jeder andere Modellierer hätte vorher schon gerne ausgeholfen. Jetzt klingt das irgendwie nach Schwarzer Peter Spiel, nach " Wir sind ja nur deshalb so langsam, weil wir unterpersonalisiert sind...." Der Wind muß schon ziemlich doll wehen, wenn plötzlich mit solchen Karten gespielt wird

      • @nutzer:

        Exakt dieses.

        Mittlerweile macht sogar Wieler eine vergleichsweise gute Figur, also zumindest für einen gelernten Tierarzt. (Kann er sich aber auch leisten, denn das RKI hat weitaus weniger politische Handhabe als das CDC - platt gesagt hat das RKI so viel verbriefte Macht wie die Leopoldina oder Wolfgang Wodarg - es ist ein rein beratendes Gremium ohne reale Machtbefugnis, jeder dahergelaufene Staatssekretär kann ohne Konsequenzen befürchten zu müssen auf die RKI-Empfehlungen scheißen wie es ihm beliebt.

        Aber im Gegensatz zur STIKO macht das RKI wenigstens seinen Job. Es ändert halt nicht genug, aber sie haben es versucht.)

        Nun könnte man natürlich sagen: in einer globalen Pandemie ist scheißegal, wer wo geimpft wird, solange überhaupt Leute Impfschutz bekommen. Denn wie wir aktuell sehen, ist die Infektion die zB in Südafrika (oder Indien oder Ischgl) verhindert wird, ganz schnell eine Folgeinfektion die in Deutschland oder sonstwo verhindert wird. An sich ist das völlig richtig gedacht, aber es würde voraussetzen, dass die Impfstoffpatente freigegeben werden (es gibt mittlerweile genug aus Urheberrechtsgründen leerstehende Produktionskapazitäten in Südasien und Afrika) und/oder Impfstoff am Rande des Verfallsdatums schnellstmöglich Bedürftigen zugeführt wird (zB über COVAX). Auch hier versagt Deutschland, in beiden Aspekten.

        Konservative ChristInnen sind mit Evolution einfach kognitiv völlig überfordert; das hat sich seit den Zeiten der vergebens die pestilenten Miasmata wegpprügelnden Flagellanten nicht geändert. Und auch eine Promotion in Physikalischer Chemie ändert daran nix, q.e.d.! Der einzige Trost ist vielleicht, dass die nicht mehr Angehöriger religiöser Minderheiten massakrieren, um das Strafgericht des Herrgottes über die ach so sündige Welt abzuwenden... heutzutage tötet kreationistische Ignoranz und Weltverleugnung nach dem Schrotschussverfahren.

  • "

    Niemand, mit dem die taz hier spricht, nennt die Überlastung der Krankenhäuser oder die Angst, andere Menschen anzustecken"



    Traurig, die sozial denkenden Menschen sind offensichtlich alle längst geimpft (wenn sie denn können)....

  • > Sie habe erst mal abwarten wollen, wie andere Menschen die Impfung vertragen.

    Das bestätigt meinen Eindruck, dass da viele Trittbrettfahrer/innen bei sind, die bisher nicht realisiert haben, dass es eine sehr riskante Trittbrettfahrt auf einem Schnellzug ist.

    • @jox:

      hm, nun ja, was ist da der Unterschied zur Stiko, die auch erst auf Daten aus anderen Ländern wartet? (Das geht jetzt nicht gegen die Stiko, das gehört zu deren Job, es ginge nämlich auch gar nicht anders)



      Aber wieso ist das bei Einzelpersonen jetzt verwerflich?

      • @nutzer:

        Vor einem Dreivierteljahr war das Abwarten ja noch nachvollziehbar. Aber jetzt? Nach einer Milliarde Impfungen? Es gibt kaum eine Impfung oder ein Medikament, zu dem es mehr Daten gibt. Was braucht es da noch mehr?

      • @nutzer:

        Im Prinzip ist da gar nichts verwerflich dran, mit einem Blick über die Landesgrenzen hätte man/frau da aber auch schon vor einem Jahr damit anfangen und mittlerweile zu einem Ergebnis kommen können.

      • @nutzer:

        Weil sich Einzelpersonen leichter angreifen lassen, als eine Fachkommission.

      • @nutzer:

        Seltsame Logik. Irgendjemand muss ja mal anfangen. Wenn alle abwarten wie 's dem Nachbarn nach der Impfung geht, dann impft sich am Ende gar niemand.



        Zum Glück sieht man das in Israel, Chile und Portugal wohl anders.