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Unions-Kanzlerkandidat im WahlkampfLaschet setzt aufs Team

Mit neuen Themen und Köpfen hofft der Unionskandidat auf eine Trendwende im Wahlkampf. Trotz schwachem Auftritt beim TV-Triell gibt er sich gelassen.

Viel Zeit bleibt nicht mehr bis zur Wahl: CDU-Chef Armin Laschet beim TV-Triell am Sonntagabend Foto: Michael Kappeler/dpa

Berlin taz | Armin Laschet will in den verbleibenden vier Wochen bis zur Bundestagswahl nun doch noch andere Personen mit nach vorn schieben. Das hatte der Kanzlerkandidat der Union zwar schon vor Monaten angekündigt, hatte dann aber nur Friedrich Merz benannt. Am Montagvormittag präsentierte Laschet dann im CDU-Präsidium einen entsprechenden Plan und stellte die ersten drei Köpfe auf der anschließenden Pressekonferenz vor.

Vizefraktionschef Andreas Jung, Wiebke Winter von der Klimaunion und der Bundestagsabgeordnete Thomas Heilmann sollen das Thema Klima stark machen. Jung ist einer der wenigen in der Union, dem auch von Ex­per­t:in­nen jenseits der beiden Parteien Kompetenz in Klimafragen zugesprochen wird. Heilmann soll künftig vor allem für den Dialog mit der Wirtschaft zuständig sein. Die drei stellten ihre Pläne zum Ausbau der erneuerbaren Energien vor.

„Wir haben auf allen Politikfeldern starke Köpfe“, sagte Laschet und betonte, der Plan sei keine Reaktion auf seine schlechten Umfragewerte. Er sei Parteichef und Kanzlerkandidat geworden, weil er ein Teamplayer sei, sagte der CDU-Politiker. „Dieses Team herauszustellen, war immer mein Ziel.“

In den kommenden Tagen und Wochen wolle er noch weitere Personen benennen: Etwa bei den Themen „Digitale Modernisierung von Staat und Wirtschaft“, „Entlastung der gesellschaftlichen Mitte“ und „innere und äußere Sicherheit“.

Auch AKK ist mit an Bord

Namen hierzu nannte Laschet nicht. Aus der CDU aber heißt es, für Digitales sei Fraktionsvize Nadine Schön vorgesehen. Die Saarländerin ist Co-Chefin des Netzwerks Digitalisierung der CDU und einer der Köpfe hinter „Neustaat“. Mit diesem Projekt will die Unionsfraktion staatliche Strukturen effektiver und schneller machen.

Genannt werden auch Parteivize Silvia Breher aus Niedersachsen sowie der Chef der Mittelstandsvereinigung Carsten Linnemann und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Die frühere CDU-Chefin, derzeit wegen des Debakels in Afghanistan in der Kritik, wäre das einzige amtierende Kabinettsmitglied, das im Kernteam vertreten wäre. Aus der CDU heißt es zudem, dass Laschet Mitte September zusammen mit der CSU ein „100-Tage-Programm“ für den Start einer Regierung unter Unions-Führung vorstellen wolle.

Die Ergebnisse des Fernseh-Triells am Sonntagabend haben ihn nicht frustriert, sagte Laschet auf eine Journalistenfrage. „Da haben fünf Millionen Menschen zugeschaut, die jetzt wissen, worum es geht.“ Das sei entscheidend. Laschet hatte versucht, mit einem etwas kämpferischerem Auftritt als gewöhnlich und Attacken auf seine Kon­tra­hen­t:in­nen zu punkten.

Wirklich genutzt hat es ihm nach einer Schnellumfrage von Forsa unter 2.500 Zu­schaue­r:in­nen aber nicht. 36 Prozent gaben an, SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz habe das Triell gewonnen. Dieser hatte vor allem versucht, sich als adäquater Nachfolger der Kanzlerin zu präsentieren. 30 Prozent sahen die Grüne Annalena Baer­bock vorn, nur 25 Prozent Laschet.

Versuch, Rückenwind zu erzeugen

Auch auf die Frage, wer am sympathischsten gewirkt habe, war Laschet mit 22 Prozent weit abgeschlagen, Scholz und Baer­bock lagen mit 38 und 37 Prozent in etwa gleichauf.

Erwartungsgemäß versuchten andere Mitglieder des CDU-Präsidiums am Montag, Laschet in seinem positiven Spin zu unterstützen. „Das war ein sehr guter Auftritt und das hilft uns“, sagte Hessens Ministerpräsident und CDU-Vize Volker Bouffier, der gemeinsam mit Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble entscheidend dazu beigetragen hat, dass Laschet und nicht der mit deutlich höherer Zustimmung bewertete CSU-Chef Markus Söder Kanzlerkandidat der Union geworden ist.

Saar-Ministerpräsident Tobias Hans sagte, Laschet habe die Dinge auf den Punkt gebracht und deutlich gemacht, dass es bei der Wahl um eine Richtungsentscheidung gehe.

Bei den Grünen hat man sich anscheinend nach dem Triell auf die Erzählung geeinigt, dass Baerbock nun wieder im Rennen sei. „Fulminanter Auftritt – Chance gesehen und genutzt“, twitterte etwa Bundesgeschäftsführer Michael Kellner. Baerbock hatte von Beginn an beide Kontrahenten angegriffen und sich als die einzige Kandidatin präsentiert, die für Aufbruch stehe.

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6 Kommentare

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  • Ein Team ist grundsätzlich ja immer eine gute Sache, wenn es denn nicht dazu missbraucht wird, die Verantwortung für ein Scheitern auf möglichst viele Köpfe zu verteilen. Das Laschet erst so spät damit um die Ecke kommt, spricht leider klar für letzteres.



    Und morgen setzt Laschet dann auf den Blubb, denn damit werden Sie ja bekanntlich geholfen. Solide ist das alles nicht und stabil schon gar nicht.

  • SPD bei 25, CDU bei 20%



    Ich befürchte heute Morgen nen Piccolo trinken zu müsse.



    Der Typ kackt komplett ab, und natürlich echt konservativ, da wird dann erst mal weiter dran geglaubt!



    Wenn das so weitergeht gibt's rot grün und fertig.



    Die Linke unter 5% wäre dann noch ein Sahnehäubchen, bzw. dann reicht es erst recht.

    • @Tom Farmer:

      Stand heute (Umfragen) hätten SPD und Grüne zusammen 41%. Ob das dann zum Regieren reicht? Wie ich Scholz kenne, macht der es dann doch lieber wieder mit der „Union“ und nimmt die FDP noch dazu. Alles kein Grund zum Jubeln!

  • Vielleicht wäre Söder der bessere Kandidat für die Union gewesen. Die „rheinische Fröhlichkeit“, die bei Laschet immer wieder mal durchbricht (z. B. lauthals lachen bei einer Trauerfeier) ist nicht jedermanns Sache. Jedenfalls nicht außerhalb von NRW.



    Aber nun ist es zu spät. Augen zu und durch! Falls rgr das Rennen macht, hat die Union wenigstens die Möglichkeit, die künftige Regierung so zu kritisieren, wie sie, die Union, bisher immer kritisiert wurde!

  • Was macht Laschet wenn die CDU/CSU in der Opposition landet?



    Solange Laschet nicht vorne liegt und da er ja selbst die roten Socken aus der Mottenkiste holen hat lassen sollte man ihn vielleicht mit der Röttgen-Frage konfrontieren.

  • Mit ......."Attacken auf seine Kon­tra­hen­t:in­nen zu punkten." Das hat ganz klar Kanzlerformat.