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Giffey für konsequentes AbschiebenAb nach Syrien und Afghanistan

Die SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey will auch in Krisenländer abschieben. Grünen-Konkurrentin Jarasch ist dagegen.

Franziska Giffey, SPD-Spitzenkandidatin für die Berliner Abgeordnetenhauswahl im Herbst Foto: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Berlin taz | Franziska Giffey, SPD-Spitzenkandidatin für die Abgeordnetenhauswahl im Herbst, will Straftäter und Gefährder konsequent auch nach Syrien und Afghanistan abschieben. „Ich bin da ganz klar: Schwerverbrecher und terroristische Gefährder müssen abgeschoben werden“, hatte Giffey der Bild am Sonntag gesagt. Wer Schutz vor Krieg suche, sei willkommen, sagte sie weiter. „Wer aber schwere Straftaten begeht, wer Menschen vergewaltigt oder ermordet, hat sein Recht auf Asyl verwirkt.“ Da müsse man auch stärker die „Perspektive der Opfer“ von Straftätern in den Blick nehmen.

Bei den aktuellen und auch potenziellen künftigen Koalitionspartnern von Grünen und Linken stößt diese Position auf Ablehnung. „Wenn ich mit der Opferperspektive argumentieren will, dann erreiche ich durch Abschiebungen gerade das Gegenteil von Sicherheit“, sagt die Berliner Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek der taz. Wenn man Opferschutz ernst meine, dann müsse man Menschen, die hier Straftaten begangen haben, „auch dem deutschen Rechtsstaat aussetzen“, so Kapek.

Giffeys grüne Konkurrentin im Rennen um den Bürgermeisterinnen-Posten im Herbst, Bettina Jarasch, sagte: „Straftäter gehören hinter Schloss und Riegel und nicht in ein Abschiebeflugzeug ins Ungewisse.“

Abschiebungen nach Afghanistan sind grundsätzlich erlaubt, auch wenn die Menschenrechtslage sich nach dem Abzug der deutschen SoldatInnen eher wieder zu verschlechtern scheint. Der generelle Abschiebestopp nach Syrien gilt seit Jahresbeginn nicht mehr, allerdings muss jeder Einzelfall geprüft werden.

Grüne weiter vorn

Die Grünen liegen knapp drei Monate vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus weiter vorn. Momentan kämen sie auf 22,4 Prozent, wie aus einer am Sonntag veröffentlichten repräsentativen Civey-Umfrage im Auftrag des Tagesspiegels hervorgeht.

Die SPD folgt auf Rang zwei mit 19,0 Prozent. Die CDU bekäme 18,8 Prozent, die Linke 12,8 Prozent der Stimmen. Die AfD liegt aktuell bei 10,0 Prozent, die FDP bei 8,9 Prozent. Eine rot-rot-grüne Koalition könnte so mit einer Mehrheit von 54 Prozent weiterregieren, unter Führung der Grünen. Rechnerisch möglich wären auch Koalitionen aus Grünen, CDU und FDP oder aus SPD, CDU und FDP. (dpa)

„Abgehoben und populistisch“

Das allerdings sei ohnehin schwierig, weil es dafür erstmal diplomatische Beziehungen zum syrischen Regie geben müsste, sagt der innenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Benedikt Lux. Insofern sei Giffeys Abschiebe-Position „ein bisschen abgehoben und vor allem populistisch.“

Deutlicher wird noch Niklas Schrader, innenpolitischer Sprecher der Linken. Giffey fische mit ihrer Position „am rechten Rand.“ Menschen in Kriegsgebiete zu schicken, „heißt, sie in Lebensgefahr zu bringen.“ Zudem sagt auch Schrader: „Wer suggeriert, man könne durch Abschiebungen mehr Sicherheit schaffen, übernimmt die Erzählung der Rechten.“ Für Straftäter habe man „einen Rechtsstaat in Deutschland, dem Frau Giffey offenbar misstraut.“

Giffey ist damit immerhin durchaus auf der Linie von Innensenator Andreas Geisel (SPD), der in der Vergangenheit auch stets für Abschiebungen von Straftätern und Gefährdern nach Einzelfallprüfung und zum Schutz der BürgerInnen plädiert hatte – allerdings ging es da um Afghanistan, nicht um Syrien. Der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Frank Zimmermann, sagte ebenfalls am Sonntag: „Ich halte diese Position für richtig. Bei Straftätern und Gefährdern darf und kann es Abschiebungen geben.“

Die Position der Berliner SPD ist allerdings eine andere: Auf dem Landesparteitag Ende April wurde ein Antrag angenommen, sich „weiterhin für einen bundesweiten Abschiebungsstopp zu Afghanistan und Syrien einzusetzen.“ Zudem solle, wie im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag vereinbart, „auch im Einzelfall“ nicht nach Syrien oder Afghanistan abgeschoben werden.“

Straftäter gehören hinter Schloss und Riegel und nicht in ein Abschiebeflugzeug ins Ungewisse.

Bettina jarasch (Grüne)

Im laufenden Jahr wurden laut einer Antwort der Innenverwaltung auf eine Anfrage der Linken-Landesvorsitzenden Katina Schubert drei Menschen „in Zuständigkeit Berlins“ nach Afghanistan abgeschoben. Seit 2016 bis zum Stichtag 31. März 2021 seien insgesamt „neun afghanische Ausreisepflichtige aus ‚Strafhaft‘ zurückgeführt“ worden, heißt es außerdem weiter.

Giffey bezog sich mit ihrem Plädoyer für Abschiebungen auch auf die Messer-Attacke in Würzburg am 25. Juni. Ein Asylbewerber aus Somalia hatte mit einem Küchenmesser auf Menschen eingestochen, drei Frauen starben. „Die Anzeichen für eine Radikalisierung oder für eine schwere psychische Erkrankung wurden entweder nicht gesehen oder nicht beachtet“, sagte Giffey. Ob der Täter tatsächlich ein islamistisches Motiv hatte, ist indes weiterhin unklar. Giffey werfe „Nebelkerzen und instrumentalisiert die Opfer von Würzburg für gefährlichen Populismus“, kritisierte Grünen-Spitzenkandidatin Jarasch.

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13 Kommentare

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  • Der Kern der Nachricht ist: Um sich für Abschiebungen nach Afghanistan stark zu machen braucht man keinen Doktortitel. Ein wenig populistische Menschenfeindlichkeit reicht aus, auch wenn man einer Partei angehört, die früher einmal zum linken Lager gezählt wurde. Gute alte Zeit ...

  • Ein terroristischer Gefährder soll abgeschoben werden, wo er u.U. gleich wieder bei seiner Gruppe heimkehrt von der er ja wohl losgeschickt wurde.



    auf sowas können nur Menschen kommen die zuviel Zeit zum Nichtdenken haben.

    Solche Leute müssen hier in Gefängnis und überwacht werden. Insbesondere dann wenn die Lage wie in Afghanistan und Syrien so schlimm ist, dass selbst die Bundeswehr lieber sich zurückzieht.



    Da hofft wohl noch wer mit der CDU noch einmal miteinander in der Regierung schlafen zu können.

    Es ist regelrecht perfide wie weit, angeblich Parteien der Mitte, nach rechts abdriften nur um sich bei der CDU einzuschmeicheln. Die Grünen fangen ja auch schon so an (siehe Hessen...).

    *facepalm*

  • Typischer "kurz vor der Wahl Populismus".



    Man versucht so, noch ein paar Stimmen aus dem eher rechten Lager zu bekommen. Nach der Wahl ist es dann wieder kein Thema mehr. Aber egal, die SPD ist eh fast in der Bedeutungslosigkeit angekommen.

  • Ich stimme da völlig mit Fr. Giffey überein. Straftäter haben den Schutz unseres Landes verwirkt. Die Sicherheit der Bürger*innen hier geht vor.

    • @Berliner_Kaepsele:

      Aufschlussreich ist, dass die Innenbehörden nie die vorgeworfene Straftat konkret benennen,



      damit man sich ein Bild vom 'Straftäter' machen kann. Haben sie etwa etwas zu verschweigen? In Bayern wurden Menschen abgeschoben, die bestens integriert waren. Mag sein, dass eine (kleine) Straftat (Kaufhausdiebstgahl) schon längere Zeit zurückliegt und derjenige aber in der Zwischenzeit eine Ausbildung macht.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    ".....will Straftäter und Gefährder konsequent auch nach Syrien und Afghanistan abschieben."

    Ja aber doch nicht, wenn sie bereits eine oder gar mehrere schwere Straftaten begangen haben. Dann sind sie in ihrem Herkunftsland wieder frei.

    Gefährder sind ja hier der Polizei bekannt. Hier muss es eine neue gesetzliche Regelung geben, um diese Leute im Vorfeld abzuschieben. Es gibt offenbar ein rechtliches Wirrwar. Wenn das eine Gericht verurteilt, hebt das andere Gericht den Beschluss wieder auf.



    Noch alle Latten am Zaun?

    Frau Giffey sagt nicht, wie das genau funktionieren kann. Bloß ein Wahlkampfspruch?

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Den zweiten Teil verstehe ich nicht. Erst wenn die Person Indizien zeigt das es ein Gefährder ist, kann er doch erst zum "Gefährder" bezeichnet werden. Sprich mit davor schon abschieben wird es schwierig. Dann müßte man ja ihn schon i seinem Herkunftsland überwacht haben...Macht keinen Sinn.

      Auch das vorher abschieben, bringt ja wie Du sagst nichts. Denn im Herkunftsland dauert es nur ein Weilchen und er wird wieder aktiv sein für seine Gruppe. Somit errichten wie Chance 2, 3, 4,...für diese Gefährder.



      Die haben hier im Knast ihre Zeit abzusitzen, und je nach schwere danach in Überwachung oder nicht und so weiter.

      Bei letzten Punkt haste natürlich Recht, nur ein dümmlicher Spruch, entweder für die CDU oder um ein paar Querdenker abzuholen...

  • Gehts noch?

    Abschieben in den sicheren Tod. Das ist in keinem Fall gerechtfertigt. Dazu hat der Staat kein Recht. Da muss man konsequent dagegen halten.

  • Annalena Baerbock soll sich mit Robert Habeck und Bettina Jarasch einigen und in Berlin als Regierende antreten.



    Buchschreiberinn schlägt Promotionsschreiberinn.



    Hammer!

  • Das ist wirklich nur reiner Populismus. Ein Strafverfahren muss ja in jedem Fall geführt werden, andernfalls würde man Verdächtige ohne erwiesene Schuld in Kriegsgebiete abschieben. Eine Abschiebung nach Afghanistan oder Somalia nach Schuldspruch dürfte in etlichen Fällen effektiv Straffreiheit bedeuten weil die Taliban oder al-Shabaab wohl so ziemlich die letzten sein dürften die ein Problem damit haben wenn ein braver Dschihadist im Westen Ungläubige umbringt. Und eine Abschiebung nach verbüßter Haftstrafe würde bedeuten, dass für die selbe Tat je nach Aufenthaltsstatus unterschiedliche Strafmaße gelten, was verfassungsrechtlich problematisch sein dürfte.

  • OK, liebe SPD. Am Samstag hatte ich ein nettes Gespräch mit einer Eurer Heldinnen, die gerade auf die Strassen ausschwärmen. Intelligent, freundlich, und die Ansichten, die sie da von sich gab... ihre Partei hätte ich glatt gewählt. Mit geschlossenen Augen.

    Auf meine Frage hin, was denn so in den oberen Stockwerken ihrer Partei los sei, verzog sie ein wenig das Gesicht. "Wir arbeiten dran". Sie hatte mein volles Mitgefühl, und ich drücke ihr auch alle Daumen, bei dieser "Arbeit".

    Und jetzt das. Frau Giffey. Auf unterstem "BILD"-Niveau. Danke, dass wir das geklärt haben.

  • Unglaublich was Franziska Giffey hier von sich gibt.



    Angnommen diese Menschen.Innen werden abgeschoben, was passiert wenn in ihrem Land eine unberechtigt höhere Strafe als in Deutschland droht?

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Marlene Gruppner:

      Dann wird kein unschuldiger Bürger in Deutschland umgebracht, dass passiert!