Tracking im Netz: Beschwerdewelle gegen Cookies
Die Banner auf Webseiten sind selten legal. Datenschützer:innen gehen daher nun gegen mehrere hundert Unternehmen vor.
Cookies sind kleine Dateien, die Webseiten-Betreiber auf den Rechnern der Nutzer:innen speichern, um sie so wiederkennen zu können – weit über die einzelne Webseite hinaus. Vor einem Jahr entschied der Bundesgerichtshof (BGH), dass die Einwilligung zum Setzen von Tracking-Cookies nicht voreingestellt sein darf. Seitdem haben die meisten Webseiten im deutschsprachigen Raum die umstrittenen Cookie-Banner erstellt. Umstrittten vor allem deshalb, weil sie Nutzer:innen eine Ablehnung nicht gerade leicht machen.
„Eine ganze Industrie von Beratern und Designern entwickelt verrückte Klick-Labyrinthe, um vollkommen unrealistische Zustimmungsraten zu generieren“, kritisiert Max Schrems, Vorsitzender von Noyb. Das sei ein klarer Verstoß gegen die DSGVO. Die sehe vor, dass Nutzer:innen eine echte Wahlmöglichkeit im Sinne von „ja“ oder „nein“ hätten. Dabei ergab die Auswertung der 560 von dem Verein beanstandeten Webseiten: 81 Prozent hätten keinen „Ablehnen“-Button, 73 Prozent nutzten Farben und Kontraste, die Nutzer:innen zum Klick auf „Akzeptieren“ verleiten sollen.
Noyb erklärte, die Unternehmen zunächst angeschrieben und auf die Verstöße hingewiesen zu haben. Erst wenn die Verstöße innerhalb eines Monats nicht behoben seien, würden Beschwerden bei den Datenschutzaufsichtsbehörden erhoben. Die 560 angeschriebenen Unternehmen sollen nur eine erste Runde sein: Der Verein wolle im laufenden Jahr bis zu 10.000 der meistbesuchten Webseiten in Europa prüfen und gegebenenfalls Beschwerden einreichen.
Die Debatte um Tracking-Methoden im Internet hat sich in jüngster Vergangenheit zugespitzt. Dafür sorgten auch die Vorstöße zwei großer US-Unternehmen: Auf der einen Seite Google, das für seinen Chrome-Browser eine Verlagerung des Trackings ins Chrome-eigene Ökosystem testet. Auf der anderen Seite Apple. Die jüngste Version des iOS-Betriebssystems erlaubt es Nutzer:innen, Apps das Tracking komplett zu untersagen. Ersten Zahlen zufolge zeigt das Wirkung: So würden nur gut 10 Prozent der Nutzer:innen Apps das Werbe-Tracking uneingeschränkt erlauben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten
Abschiebung von Pflegekräften
Grenzenlose Dummheit
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos
Trumps Personalentscheidungen
Kabinett ohne Erwachsene
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein