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Nachfolge von Ex-Familienministerin GiffeyKinder sind kein Anhängsel

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Wenn die SPD ihr Gerechtigkeitsversprechen ernst nimmt, sollte sie den Posten von Ex-Familienministerin Franziska Giffey fachgerecht nachbesetzen.

Ein Bild aus unbeschwerteren Zeiten: Noch ohne Pandemie, aber mit Doktortitel im August 2019 Foto: Chris Emil Janßen/imago

A nfang Mai war die Welt der Franziska Giffey noch in Ordnung. Als sie das Milliardenpaket vorstellte, mit dem der Bund künftig die Ganztagsbetreuung von Grund­schü­le­r:in­nen absichert, bemerkte sie stolz, nun habe sie alles abgearbeitet.

Als Bundesfamilienministerin war sie wirklich emsig, 13 Gesetze aus ihrem Haus hat der Bundestag beschlossen. Doch das rechtfertigt nicht, dass die SPD das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nach dem Abgang der fleißigen Giffey bis zur Bundestagswahl zum Anhängsel des Justizministeriums macht.

Christine Lambrecht, die Giffeys Ressort am Donnerstag kommissarisch übernommen hat, ist schließlich gut beschäftigt: Urheberrecht, Netzwerkdurchsetzungsgesetz, Strafbarkeit von Feindeslisten. Die Gesetze haben, anders als die der Ex-Kollegin, keine wohlklingenden Namen. Starke-Familien-Gesetz, Gute-Kita-Gesetz – Giffey war auch eine rhetorische Verpackungskünstlerin.

Doch bei schärferem Hinsehen weist die Verpackung Risse auf. Die Milliarden für die Kitas haben wenig dazu beigetragen, die Arbeitsbedingungen vor Ort zu verbessern. Der erhöhte Kinderzuschlag löste nicht das Problem der Kinderarmut, wird er doch mit den Hartz-IV-Leistungen verrechnet. Und die Coronakrise hat diese und andere Probleme noch verschärft.

Sie hat viele Kinder und deren Eltern an psychische und finanzielle Grenzen gebracht. Auch wenn Giffey sich vehement für die Öffnung der Kitas stark machte – Familien mussten in den vergangenen Monaten immer wieder erfahren, dass ihre Belange nicht so wichtig sind wie die der Wirtschaft. Ein einmaliges „Feriengeld“ von 100 Euro als Bonus für arme Familien, wie Giffey zuletzt im Aufholpaket bejubelte, ist eher Schmerzensgeld als Kompensation.

Wenn die SPD es mit dem Bildungs- und Gerechtigkeitsversprechen ernst meint, muss sie jetzt die Nöte von Kindern in den Mittelpunkt stellen. Ein Anfang wäre es, den Posten der zuständigen Ministerin umgehend fachgerecht nachzubesetzen.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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4 Kommentare

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  • Kinder sind kein Anhängsel … wer hat das behauptet? Frau Lehmann?



    Die zu verabschiedenden Gesetzte von Frau Giffey sind so gut wie verabschiedungsreif und werden den Bundestag passieren. Für die kurze Zeit bis zur Sommerpause, eine neue MinisterIn zu berufen, macht für mich keinen Sinn.

    • @D-h. Beckmann:

      Ist der Doc erst runiniert kandiert sich's völlig ungeniert :-)

  • Sie haben leicht reden ...

    Sie wissen ja nicht wie schwer das heutzutage ist, geeignetes Personal zu finden!

  • Jetzt noch? Man muss doch ohnehin jeden Moment damit rechnen, dass die SPD diese „GroKo“ verlässt und die Regierung sich in Wohlgefallen auflöst. Die Pandemie ist ja angeblich auch schon wieder vorbei, obwohl genaugenommen die allermeisten Bundesbürger noch nicht einmal geimpft wurden und die indische Mutation heute in NRW angekommen ist. Wir stehen kurz vor den Sommerferien und da arbeitet die Bundesregierung grundsätzlich nicht. War letztes Jahr so und wird in diesem Jahr auch nicht anders sein. Gut, dass die vierte Welle erst nach der Wahl kommt. Ich sach's mal so: Kinder, geht solange woanders spielen! Ironie off.