Weltgrößtes Lager in Bangladesh: Flüchtlingslager in Flammen
In Bangladesch hat ein Feuer 45.000 Rohingya obdachlos gemacht. 15 Menschen kamen ums Leben, doch dürfte die Zahl der Toten noch ansteigen.
Das Feuer, dessen Ursache noch unklar ist, war am Montagnachmittag ausgebrochen und konnte erst am Dienstag weitgehend gelöscht werden. Winde und explodierende Gasflaschen hatten es immer wieder angefacht.
In dem Grenzbezirk zum benachbarten Myanmar erstrecken sich 34 Flüchtlingslager auf über 3.000 Hektar. In diesem weltgrößten Flüchtlingslagerkomplex leben laut UNHCR mehr als 870.000 Rohingya, die von Myanmars Militär aus dem Nachbarland vertrieben wurden. 720.000 von ihnen sind erst im Jahr 2017 geflohen.
In Myanmar wurden die muslimischen Rohingya zu Staatenlosen erklärt. Sie werden dort offiziell als Bengali bezeichnet und damit als illegale Einwanderer aus Bangladesch gebrandmarkt. Dort sind sie jedoch auch nicht mehr willkommen.
Es ist nicht der erste Brand in dem Lager
Es ist nicht erste Mal, dass in den Lagern bei Cox’s Bazar ein Feuer ausbricht, doch einen derart verheerenden Brand habe er „in diesem Lager noch nie gesehen“, erklärte der UNHCR-Vertreter für Bangladesch, Johannes van der Klaauw.
Die provisorischen und eng zusammenstehenden Unterkünfte dort sind aus brennbaren Materialien gebaut, sodass sich Feuer in dem dicht besiedelten Lager schnell ausbreiten. Die Menschen haben nur eingeschränkten Zugang zu medizinischer Versorgung und leiden unter zunehmender Gewalt und Perspektivlosigkeit.
Bangladeschs Regierung möchte sie auf eine bisher unbewohnte Insel umsiedeln, die von Überflutung bedroht ist.
„Das ganze Ausmaß der Zerstörung ist noch nicht abzusehen“, sagt Natalia Torrent von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, „in jedem Fall ist das Feuer ein schwerer Schlag für die Gemeinschaft der Rohingya.
Der Brand ist jetzt für viele ein zweites Trauma
Den Geflüchteten wird die Möglichkeit verweigert, sicher in ihre Heimat in Myanmar zurückzukehren. Zugleich dürfen sie sich in Bangladesch nicht frei bewegen und nicht arbeiten. Sie sind dadurch völlig von humanitärer Unterstützung abhängig.“
Bei vielen Flüchtlingen weckte der Brand fürchterliche Erinnerungen an die traumatische Vertreibung aus ihrem Heimatland. Denn diese ging oft mit dem Abbrennen ihrer Dörfer durch das Militär einher. Viele haben jetzt zum zweiten Mal alles verloren.
Mit dem Militärputsch in Myanmar vom 1. Februar ist eine Rückkehr in die Heimat für die vertriebenen Rohingya noch unwahrscheinlicher geworden.
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