Impfgipfel im Kanzleramt: Ein Sommermärchen
Beim Impfgipfel am Montag sagt Kanzlerin Merkel zu, dass im Sommer allen Bürger:innen ein „Impfangebot“ gemacht werden wird. Kann man das glauben?
D auerbesetzte Impfhotlines, abgesagte Impftermine und Impfangebote für Verstorbene. So sieht die „Impfstrategie“ hierzulande aus: ein heilloses Chaos. Und natürlich: Impfstoffmangel, Impfstoffmangel, Impfstoffmangel. Das sorgt nicht gerade für Vertrauen in die Coronakrisenkompetenz der Bundesregierung. Der sogenannte Impfgipfel am Montagabend sollte nicht nur für eine Verständigung zur aktuellen Coronalage sorgen, sondern auch das verloren gegangene Vertrauen in das Krisenmanagement wieder herstellen.
Ob das Bundeskanzlerin Angela Merkel, den Regierungschefs der Bundesländer, mehreren Bundesministern sowie Vertretern der Impfstoffhersteller und der EU-Kommission gelungen ist, wird sich in den kommenden Tagen und Wochen zeigen. Die Kanzlerin weiß nur zu gut, was auf dem Spiel steht, und betonte bei der anschließenden Pressekonferenz gleich mehrfach, „dass wir Ende des Sommers jedem Bürger ein Impfangebot machen können“.
Aber auch das ist nur eine Prognose und keine Garantie. Denn die Unwägbarkeiten bei der Impfstoffproduktion, so wie sie jetzt läuft, sind nach wie vor groß: Die Hersteller können nicht schneller produzieren, als ihre Produktionsstätten das erlauben; es gibt zu wenige Produktionsstätten; Pharmaunternehmen, die bisher andere Impfstoffe hergestellt haben, können ihre Technologie nicht so ohne weiteres rasch auf eine Coronavakzinproduktion umstellen.
Und so lautet das frustrierende, aber doch zu erwartende Ergebnis des Coronagipfels: Bis etwa Ende März ist nicht mit einem Impfstoffschub zu rechnen. Erst im zweiten Quartal des Jahres sollen die Impfstofflieferungen deutlich anziehen – mit dem Ziel von etwa 380 Millionen Impfdosen am Jahresende. Klingt vielversprechend, ist aber auch wieder nur die halbe Wahrheit. Denn nur etwa ein Viertel davon soll bis Mitte des Jahres da sein. Auch wenn im Sommer mit weiteren Impfstoffen der Pharmaunternehmen Johnson & Johnson und Curevac zu rechnen ist.
Die meisten Menschen in diesem Land werden weiterhin noch monatelang ungeimpft leben und sich an die gängigen Hygiene- und Abstandsregeln sowie Kontaktbeschränkungen halten müssen. Schnelle Impftermine für Nichtrisikopatient:innen gibt es vorerst nicht. Nicht einmal baldige. Was bleibt? Nun ja, die Hoffnung auf „das Impfangebot Ende des Sommers“.
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