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Historiker über Fitnesskultur„Fitnesskult ist hochpolitisch“

Der Historiker Jürgen Martschukat analysiert das Sportzeitalter: Nur wer seinen Körper auf Trab hält, kommt gesellschaftlich weiter.

Egal ob's regnet oder schneit: Raus, raus! Fit halten! Foto: Westend61/imago
Doris Akrap
Interview von Doris Akrap

taz am wochenende: Herr Martschu­kat, heute schon gejoggt?

Jürgen Martschukat: Nein. Mittwochs habe ich immer ein sehr dichtes Programm. Aber wenn ich nicht im Homeoffice bin, fahre ich mit dem Rad zur Arbeit.

Sind Sie jemand, der Tritte und Schritte zählt?

Natürlich habe ich ein Messgerät an meinem Fahrrad und auch einen Schrittzähler auf dem Smartphone. Der ist bei den meisten mobilen Telefonen mittlerweile schon vorinstalliert – ein erster Hinweis darauf, dass wir im „Zeitalter der Fitness“ leben.

So lautet der Titel Ihres Buches. Was genau kennzeichnet dieses Zeitalter?

Beispielsweise technische Strukturen, die auf Fitness und Leistung ausgerichtet sind und die immer fester in unsere alltäglichen Befindlichkeiten und unser Verhalten eingeschrieben werden. Es ist schwer, nicht auf den Schrittzähler zu gucken, wenn man sowieso einen hat. Will ich den Schrittzähler im Smartphone loswerden, müsste ich schon das Engagement aufbringen, mich damit aus­einanderzusetzen, wie und ob ich diese App löschen kann.

Darf ich noch „Sport“ sagen, und ab wann ist es schon Fitness?

Im Sport geht es um einen mehr oder minder klar strukturierten Wettbewerb, den man gewinnen will. Fitness ist eine autonome Praxis, bei der es nicht darum geht, einen organisierten sportlichen Wettbewerb gewinnen zu wollen. Trotzdem ist Fitness total wettbewerbsorientiert, und zwar mit Blick auf das Leben.

Leibesübungen kannten aber auch schon die alten Ägypter, circa 3.000 vor Christus. Und spätestens die antiken Griechen veranstalteten sportliche Wettbewerbe. Was ist das zentrale Kennzeichen des Fitnesszeitalters?

Unsere moderne Gesellschaft organisiert sich wesentlich um den Körper und dessen Leistungsfähigkeit herum. Im Zentrum steht ein Versprechen, das mit einer Aufforderung beziehungsweise einer Verpflichtung verbunden ist: Wenn wir uns gut um uns kümmern, unseren Körper pflegen und in Form halten, kommen Glück und Erfolg. Die soziologische Stigmaforschung zeigt sehr genau, dass dicke Menschen heute von Schule bis Jobmarkt diskriminiert werden, es ihnen also schwerer gemacht wird, Erfolg zu haben. Der Fitnesskult ist hochpolitisch, es geht um Teilhabe an Gesellschaft, um Zugriff auf Ressourcen: Gesellschaftliche Anerkennung wird stark vom Körper abhängig gemacht.

Sie setzen den Beginn dieser Epoche in den 1970er Jahren an. Was genau ist da passiert?

Im Interview: Jürgen Martschukat

ist Professor für Nordamerikanische Geschichte an der Universität Erfurt. Zuletzt erschien von ihm „Das Zeitalter der Fitness“, S. Fischer, Frankfurt a.M., 2019. 325 Seiten, 25 Euro

Eine massive ökonomische Krise, unter anderem geprägt von den Ölkrisen. Damit geht eine Neujustierung gesellschaftlicher Parameter einher: weniger Staat, also weniger soziale Unterstützung, dafür mehr Markt, mehr Wettbewerb, mehr Selbstverantwortung, mehr individuelles Engagement.

Das, was man heute Self-Em­power­ment nennt?

Ja, das spielt eine Rolle. Viele Fitnessbewegungen sind aus der Counterculture heraus entstanden, etwa die frühe Laufbewegung, die von Hippies getragen war. Das Laufen war Teil der Suche nach einem alternativen Lebensstil – und nach Empowerment. Das Ziel war, vom verkrusteten Dasein der Eltern und der kapitalistischen Verwertungslogik wegzukommen und zu sich selbst zu finden. Nach und nach wurden Zu-sich-selbst-Finden und Self-Empowerment zu einem gesellschaftlichen Leitprinzip und zu einer Massenbewegung.

Ist der ehemalige Außenminister Joschka Fischer, der vom linksradikalen Hausbesetzer zum leicht übergewichtigen Minister in Turnschuhen und Marathonläufer wurde, ein Paradebeispiel für diese Entwicklung?

Er ist ein gutes Beispiel für die heute so präsente Vorstellung, durch Körpertraining zu sich selbst finden zu können. Sein Buch trägt ja sogar diesen Titel: „Mein langer Lauf zu mir selbst“. Seine Botschaft ist, dass man alles schaffen kann, selbst 30 Kilo abnehmen, wenn man nur will und an sich arbeitet. Mit dem Soziologen Andreas Reckwitz könnte man hier an das „Versprechen der Singularität“ denken, also an das Versprechen der Einzigartigkeit, das eine zentrale Rolle spielt. Man glaubt gern, etwas ganz Besonderes zu tun, wenn man einen Marathon läuft. Und dabei ist das Marathonlaufen zu einem Massenphänomen geworden. 1970 sind in New York knapp 100 Leute beim Marathon gestartet, jetzt sind es 50.000.

Inwiefern hängt der Fitnesskult an der Freiheit?

Fitness braucht Freiheit. Es geht um die Freiheit, sich selbst verbessern zu können. Diese Botschaft ist in liberalen Gesellschaften ganz zentral. In den USA ist sie sogar in der Unabhängigkeitserklärung verankert: Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben in Freiheit und das Streben nach Glück. Dies ist ein Versprechen, das zugleich ungeheuer regulierend ist. Es führt dazu, dass die Menschen eingeteilt werden in diejenigen, die es schaffen, ein vermeintlich erfolgreiches Leben zu leben, und diejenigen, die an diesen Anforderungen zu scheitern scheinen. Erfolg und Misserfolg gelten als Konsequenzen eigenen Engagements – oder eben Nicht­engagements.

Könnte man von einer Diktatur der Fitness reden, in der die Freiheit nur noch darin besteht, zwischen Laufband und Fahrrad zu wählen?

Diktatur impliziert Zwang. Fitness als Form der Macht operiert subtiler, über Anreize und positiv besetzte Werte, beispielsweise Gesundheit. Deshalb sanktionieren Krankenkassen auch nicht über Strafen, sondern geben ihren Versicherten Boni, wenn sie sich beispielsweise für ein Sportstudio anmelden.

taz am Wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Was ist der Unterschied zwischen der Regulierung der Körper im Fitnesszeitalter und dem Körperkult im Nationalsozialismus?

Fitness heute zielt auf individuellen Erfolg. Der Körperkult im Nationalsozialismus war wesentlich auf eine kollektive Größe ausgerichtet, auf den zutiefst rassistischen Volkskörper. In den USA hatte man in den Nachkriegsjahren das Problem, dass die Programme, mit denen die Bürger zur Arbeit an sich und ihrem Körper bewegt werden sollten, nicht so rüberkommen durften wie der na­tio­nal­sozialistische oder sowjet­sozia­listische Körperdrill. Fitness im liberalen Amerika sollte nach Spaß und Lust aussehen.

Mittlerweile hat sich Widerstand formiert: die Body-Positivity-Bewegung.

Ja. Interessant ist allerdings, dass im Akt dieses Widerstands erneut eine intensive Beschäftigung mit dem Körper stattfindet und keine Nichtbeschäftigung mit ihm.

Der Körper war auch in der Frauenbewegung immer schon ein Thema.

Auf jeden Fall. Frances Willard beispielsweise beschreibt, dass das Fahrradfahrenlernen ein emanzipatorisch-politischer Akt ist: Sie lernt zu steuern und zu entscheiden, wo sie abbiegt, wo sie anhält. In den 1970er Jahren wird die Kontrolle über den eigenen Körper dann ein zentrales Anliegen der Frauenbewegung.

Vom Technotempel zum Fitness­tempel. Wurde der Rausch aus dem Berghain durch den Rausch auf dem Laufband ersetzt?

Jedenfalls ist das Fitnessstudio auch ein zentraler sozialer Ort, etwa fürs Dating. Da kann man vorher beim Training erst mal den Körper auschecken und hinterher an der Bar noch einen Smoothie zusammen trinken. Und zum Tempel: Viele Fitnessanhänger beschreiben ihre Hinwendung ja als durchaus religiöses Erweckungserlebnis. Atemlos am Kühlschrank angekommen zu sein, um das nächste Bier rauszuholen, und dann beschlossen zu haben: Das ganze Leben muss sich radikal ändern – das hat eine durchaus spirituelle Dimension. Denn es bedeutet, nicht nur zweimal in der Woche eine Runde zu drehen, sondern das ganze Leben darauf auszurichten.

Ich hätte gern ein „Jogging verboten“-Schild auf dem Bürgersteig.

Ich finde Verbote prinzipiell doof. Und man weiß ja, dass das Regieren über Anreize viel effektiver ist. Aber: Wenn die Straßen für den Autoverkehr gesperrt würden, dann hätte man mehr Platz für Jogger.

Führt die protestantische Enthaltsamkeit tatsächlich zu mehr Produktivität als das ausschweifende Leben?

Fitness lässt das Recht auf den Exzess durchaus zu. „Exercise like you party“ ist da ein durchaus passender Werbeslogan, über den ich bei meinen Recherchen gestolpert bin. Wer sich im Griff hat, darf auch mal über die Stränge schlagen. Außerdem kann Fitness durchaus Spaß machen und ist mehr als nur Enthaltsamkeit und Unterwerfung.

Geht das auch wieder weg?

Fitness ist mehr, als erfolgreich Sport treiben zu können, sondern zutiefst in die Leitprinzipien unserer Leistungs- und Wettbewerbsgesellschaft eingeschrieben. Nur wenn Ideen wie Postwachstum und Degrowth mehr Wucht kriegen, wenn sich die Gesellschaften vom Zeitalter des Wettbewerbs verabschieden, kommt auch das Zeitalter der Fitness an sein Ende.

Hat die Pandemie an dieser Einschätzung irgendwas geändert?

Einerseits sehen wir, wie sehr die Menschen darum ringen, auch in den Zeiten der Pandemie an ihrer Fitness arbeiten zu können. Andererseits lernen wir in der Pandemie, dass man solche Krisen nur gemeinschaftlich angehen kann. Es zeichnet sich ab, dass diejenigen Gesellschaften am besten durch die Pandemie kommen, die sich nicht gänzlich dem Markt verschreiben und einen Rest an fürsorgender Sozialstaatlichkeit erhalten haben.

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42 Kommentare

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  • Ich lief den Berlin Marathon 2019 und habe auch einen Erfahrungsbericht hier unter keep-runnin.com/sp...erfahrungsbericht/ geschrieben. Man denkt im ersten Moment, dass es einfach nur ein unterhaltsames Sportevent ist. Doch mitten im Lauf merkt man auch mitten in der Menge, dass es mehr ist als nur Sport. Viele trainieren für diesen besonderen Tag sogar 2 Mal am Tag und legen im Training ein Tempo an den Tag, wo es schon fast übertrieben. Es ist immer dieser Drang zu spüren, höhere Ebenen zu erreichen, das Maximum rauszuholen und über seine Grenzen zu gehen. Und das obwohl man wahrscheinlich niemals als Sieger über die Linie läuft. Denn dafür gibt es die Athleten, die ihr ganzes Leben sich dem Sport gewidmet haben. Sie kennen im Kopf nichts anderes als Laufen und leben davon, anderen davonzulaufen. Jetzt in der Pandemie merke ich aber ein gewisses Gefühl des Müßiggangs ohne den Druck irgendwelche Bestzeiten zu laufen. Es ist ein anderes Gefühl, bei der man seinen Körper langsam aufbaut und ich muss ehrlich sagen, ich jogge gern im Trabtempo als im Spitzentempo Bestzeiten zu erreichen.

  • Es sieht doch so aus:



    Nur mal ein Beispiel, meine Oma hat als Kind einen Fußweg zur Schule von zwei Stunden gehabt (jeweils hin und zurück), da gab es keine Schulbusse, danach wurde Zuhause geholfen, im Garten gearbeitet und dann ging es raus auf die Straße spielen....im Erwachsenenleben sah das nicht anders aus, man fuhr nirgendwo mit dem Auto hin, man ging noch in Geschäfte, man hatte einen garten wo alles selber angebaut wurde, es gab kaum Arbeit im Büro, vieles war körperlich......heutzutage fahren die Autos überall mit dem Auto hin oder Bus und Bahn und jetzt neu E-Roller, sitzen dann den ganzen tag im Büro nur um dann Abends nach Hause zu kommen und sich vor den Fernsehr zu setzen, bestellt wird alles im Internet, es wird sich kaum noch bewegt, der Körper rostet, man bekommt Gelenkprobleme, wird dick, Diabetes ist nur eine von vielen Folgeerkrankungen, das wiederum wirkt sich auch auf den geist und die Psyche und das Wohlbefinden aus....da macht eine Mitgliedschaft im Fitnesstudio oder regelmäßiges joggen oder eben anderen Sportarten schon sehr viel Sinn, weil es in der heutigen Zeit einfach die Lebensqualität steigert, gesunder Körper gleich gesunder Geist.....das war früher nicht nötig weil die Lebensweise eine andere war, heute macht das Sinn.....m.E. hat das aber keine Politischen oder Gesellschaftlichen Leistungs- und Selbstoptimierungs- Gründe sondern einfach etwas mit Lebensqualität zu tun , von daher halte ich nicht viel von diesem Interwiev

  • "Sport und Turnen füllt Gräber und Urnen." (Ottfried Fischer).



    Ich lasse mich doch nicht von meiner Umwelt instrumentalisieren! Wenn einer meinen Anblick und/oder meine, angeblich ungesunde, Lebensweise nicht aushält, zwingt ihn niemand, sich mit mir abzugeben.



    Ich würde nie irgendwo arbeiten wollen, wo man sportliche Ziele zur Maxime macht und das noch praktisch in Gruppenzwang ausartet.



    OK - ich bin Tierarzt, 53, vollschlank und 1,64 m klein - und meinen Patienten ist es vollkommen egal, wie ich aussehe - Tiere sind so intelligent, dass sie sich nicht von Äußerlichkeiten blenden lassen...

  • Als Historiker hat Herr Martschukat nichts erhellendes beizutragen. Das wirkt alles an den Haaren herbeigezogen. Ein Buch für den Markt der Dicken, damit die neue Ausreden haben.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    "Vom Technotempel zum Fitness­tempel. Wurde der Rausch aus dem Berghain durch den Rausch auf dem Laufband ersetzt?"



    Leider hat der Herr Martschu­kat auf diese Frage nicht geantwortet. Ich jedenfalls finde die Fragestellung etwas suggestiv. Der Technotempel und der Fitnesstempel haben sich schließlich in derselben Zeitperiode entwickelt. Es war nicht erst der Technoclub und dann das Fitnesscenter.



    Es gibt zudem eine Menge Parallelen zwischen beiden Orten. Eine Technodisko ist schließlich kein Dronekonzert, wo die Leute im Stehen oder Sitzen einen tranceartigen Zustand erreichen. Um das stundenlange Tanzen im Club zu bewältigen, muss man körperlich fit sein. Leistungsdrogen wie Speed oder Extacy werden deshalb im Technomilieu wohl intensiver konsumiert als in allen anderen gesellschaftlichen Milieus und Energydrinks werden in Clubs genauso konsumiert wie in Fitnesscentern. Für viele Mesnchen ist der Gang ins Fitnesscenter wahrscheinlich auch wichtig, um den Fitnesswettbewerb und das Schaulaufen im Club bewältigen zu können.



    Für mich persönlich war der Besuch von Technoveranstaltungen schon in meiner Jugend in vielerlei Hinsicht eine Verlängerung des Arbeitsalltags, wegen den konsumierten Drogen, der abverlangten Leistung und dem strengen und maschinellen Takt der Musik, der sich fast nie ändert.



    Der relativ kurze, aber intensive tranceartige Zustand, den ich bei Metal- und insbesondere Grindcorekonzerten erleben konnte, war da etwas entschieden anderes. Gerade im Grindcorebereich habe ich mehr Musiker*innen mit Behinderung und mehr Trans- und Homosexuelle kennengelernt als in sonst einem Bereich der Gitarrenmusik mit Ausnahme des Queerpunk.



    Das emanzipatorische Potential des Technoclubs halte ich zumindest für übertrieben. Wenn es mit Punk- und Hardcorebands in Leipzig so viele Probleme gäbe wie mit DJ's, wäre ich aus der Szene schon lange raus.



    www.frohfroh.de/35...urch-leipziger-djs

  • Das heutige Zeitalter ist in vielen Regionen der Welt ideologisch so durchmischt, dass man eher von eienem Zeitalter der Uneinigkeit oder Verschiedenheit als von einem Zeitalter einer bestimmten Ideologie sprechen sollte.

    Die Menschen hängen ja nicht alle einer einzigen Kultur, sondern unzähligen verschiedenen Subkulturen an, von denen viele nicht klar abgegrenzt sind, sondern fließend ineinander verschwimmen.

    Was hier besprochen wird, ist vielleicht ein gutes Beispiel für diese Diversität: Da gibt es die dogmatischen Fitness-Leute, die sich übermäßig schinden und für das Erreichen eines körperlichen Idealzustandes andere Bedürfnisse vernachlässigen. Und es gibt die Body-Positivity-Leute, die manchmal so radikal sind, dass sie in inflationärer Weise buchstäblich ALLES als schön bezeichnen und überdies die Tatsache leugnen, dass extremes Übergewicht gesundheitlich schwer problematisch ist. Und es gibt etwas dazwischen, was ich für das Vernünftigste halte: In Phasen überschüssiger Energie treibt man viel Sport und in Phasen großer Trägheit liegt man viel auf dem Sofa. Je nachdem, wonach einem aktuell ist, außer, wenn man zu sehr die Kontrolle über sein Leben verliert. Aber übertreiben muss man es mit der Kontrolle auch nicht.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Ein alter Kauz:

      Entscheidend bei der Einordnung der Zeitalter ist nicht die Tatsache, dass es immer schon unterschiedliche Ideologien gibt. Es ist eine Frage der Hegemonie, d.h. der Vorherrschaft.



      Inwieweit Fitness eine Voraussetzung für gesellschaftlichen Erfolg geworden ist, wurde im Interview doch gut beschrieben.

  • Ich habe durch laufen und mäßiges Krafttraining meinen Diabetes besiegt, habe optimale Blutzuckerwerte ohne Tabletten, oder Spritzen.

  • Meine Mutter hat zu mir einmal gesagt:



    "Ich habe Dich noch nie, nicht laufen sehen".

    Da war ich schon 10 und bin seit Jahren jeden Wetters ins Nachbardorf gerannt und zurück. Über Felder, habe nach Hamster Ausschau gehalten und Mäusen, manchmal trug ich einen Radiokopfhöhrer mit Antenne. Ich freute mich einfach daran, wie sich andere Menschen am schwimmen erfreuen oder Fußball spielen.

    Das sollen politische oder ökonomische Ursachen haben.



    Das habe ich damals mit vielleicht 6 gar nicht gemerkt. Und meine Schwester wohl auch nicht, die war immer reiten.

    Das Bonanza-Rad wurde wohl eingeführt, um uns proimperialistisch einzustimmen? Yipeeeh!

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Paul Hagen:

      Bei der Beurteilung der gesellschaftlichen Situation ist ihr persönliches Laufpensum nur unter statistischer Hinsicht relevant. Tut mir leid, ist aber so.



      Aus gesellschaftlicher Perspektive sind die Fragen, die es aus Sicht der Geschichtswissenschaft zu beantworten gilt, etwa solche:



      Warum haben ab den 70ern so viele Menschen angefangen, Sport zu treiben?



      Warum ist körperliche Fitness ein derartig wichtiger Teil der Kultur, warum ist Sporttreiben nicht verpönt, wie im alten Rom, wo belächelt wurde, wer sich jemand körperlich trimmt, ohne Soldat zu sein?



      Warum bezahlen Firmen neuerdings Fitnesscenter oder Personal Trainer für die Belegschaft - und nicht etwa die Mitgliedschaft in einer Bibliothek?



      Wie es Michel Foucault ausdrückte: Warum ist es so - und nicht anders?

  • Alles klar, dann pflege ich meinen Bierbauch ab sofort nicht mehr weil ich nicht stark genug bin den täglichen Versuchungen (Speck, Bier, wenig bis garkeine Bewegung, Couchpotato etc.) sondern als Auflehnung gegen normative Zwänge und damit als Dienst an der Gesellschaft. ;-)

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Da Toni:

      Ich dachte, seinen Bierbauch zu pflegen, bestünde gerade darin, den täglichen Versuchungen nachzugeben. ;-)

  • Was etwas zu kurz kommt, ist die religiöse Komponente. Nachdem Nietzsche uns erklärt hat, dass Gott tot ist und sich die Kirchen für breite Bevölkerungskreise desavouiert haben, ist der Mensch mit der Frage nach dem ewigen Leben alleingelassen.



    Der Begriff 'Fitness' hat sich meines Wissens entwickelt, als man fand, dass Havarien überlebende Marinesoldaten auffallend regelmäßige intensive körperliche Bewegung gehabt hatten. Dass der darwinistische Ausdruck ‚Fitness‘ im Zusammenhang mit ‚Überleben‘ gewählt wurde, ist bezeichnend.



    In den 1970ern wurde Jogging als lebensverlängernd beworben. Man könnte sagen: nach der Erkenntnis des unausweichlichen Todes eines Jeden kam die das Weiterleben als Schatten in der Unterwelt, dann die Tröstung durch die Auferstehung von den Toten und nun die Prokrastination des Todes per Fitness App.



    Dass mancher den Sport "nur mit intensivem Sex vergleichen", ist für die spirituelle Erfahrung wohl auch nicht hinderlich.

  • Zitat:



    "Fitness ist mehr, als erfolgreich Sport treiben zu können, sondern zutiefst in die Leitprinzipien unserer Leistungs- und Wettbewerbsgesellschaft eingeschrieben."

    Fitness könnte doch gleich integraler Bestandteil eines BWL Studiums werden.

    Optimierung der Arbeitskraft ist doch immer angesagt. Am besten wirksam, wenn die optimierte Arbeitskraft denkt, dass Entfremdung etwas Schönes ist.

    • 0G
      05989 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Deswegen installieren Unternehmen ja auch eher Krafträume als Bibliotheken. Ein Schuft, wer da Strategie vermutet...

      • @05989 (Profil gelöscht):

        Wirtschaftlich denken heiß mit dem haushalten, was gegeben ist.



        Und aus dem das Beste machen.



        Wir haben eine Turnhalle und Pilates, Yoga und Boxen im Angebot.



        Macht einfach Spaß. Tut gut.



        Nix Kapitalismus!

      • @05989 (Profil gelöscht):

        Lesen macht womöglich dick. Aber nicht dumm. Wer weiß, wie das mit dem Sport ist. :D

        • @Rolf B.:

          Lesen kann jeder Idiot im Internet auf seinem Handy, seinem Computer oder Zuhause, wer geht denn heutzutage noch in eine Bibliothek also ehrlich und Menschen die im Büro arbeiten glotzen den ganzen Tag auf einen Bildschirm voller Buchstaben, zahlen und Bildern, da hat man Abends nicht auch noch Lust auf ein Buch zu starren und da man den ganzen Tag nur sitzt macht eine Mitgliedschaft im Fitnesstudio oder eben Joggen/Sport/Fitness whatever viel mehr Sinn weil sondt irgendwann sämtliche Gelenke kaputt gehen und der körper einrostet.....hat was mit persönlichem wohlbefinden zu tun

  • 0G
    02881 (Profil gelöscht)

    Der spirituelle Anstrich soll ja auch dazu dienen die Fitnessübungen aufzuwerten... Was vollkommen ok ist. Es gibt ja auch Leute die verstehen Musik machen oder Kochen als spirituelles Erlebnis. Oder kennt jemand noch "Zen oder die Kunst ein Motorrad zu warten"? Alles ok.

    In China nehme ich gelegentlich an Tai Chi Übungen teil und fand's immer interessant das die Übungen zwar "Ganzheitlich", also eng verknüpft mit traditioneller Medizin und Weltauffassung sind, dem Ganzen aber jede Vergeistlichung oder spirituelle Überhöhung abgeht.

    Noch was ganz Anderes was ich im Interview vermisst habe: der im Westen in den 70ern Jahren einsetzende und massiv staatlich geförderte "Trimm Dich"-Boom. Vielleicht ist der Autor kein Wessi?

    Ansonsten musste ich auch immer wieder an Jane Fonda und ihre Transformation von "Hanoi Jane" der 60er zur Aerobic-Mutti der späten 70er denken.

    Also schon 'ne Menge Stoff zu dem Thema...

  • Man braucht immer einen reißerischen Titel für ein Buch. Die Betrachtung hinkt doch , wenn man sich nur auf die gesellschaftliche und nicht auch die technische Entwicklung der letzten 60 Jahre konzentriert.

    Mein Vater (Jahrgang 41) ist noch mehrere Kilometer zur Schule gelaufen und hat seinen Führerschein mit 38 gemacht. Nicht aus ökologischen Gründen, sondern weil es vorher nicht notwendig war. Er hatte bis dahin Alltagsbewegung. Er findet bis heute, das Sport Zeitverschwendung ist und nicht gefördert werden muss. Ich hatte mir 18 einen Streit, weil er mir die Stratgebühr für einen Marathon nicht bezahlen wollte, meine Schwester aber Klavierunterricht bekam, der viel teurer war.

    Es ist doch erst seit dem Auto so, dass wir uns viel zu wenig bewegen. Das ist nicht gesund. Ob wir den Ausgleich jetzt Fitness oder Sport nennen, ist m.E. egal. [Mein Vater: Es ist doch absurd, dass die Leute mit dem Auto zur Arbeit fahren, um dann ins Fitnessstudio aufs Laufband zu gehen, anstatt den Weg zur Arbeit zu laufen.]

    M.E. (aber ich bin ja kein Forscher) hängt die Fitness viel mehr damit zusammen, dass die Alltagsbewegung im 20 Jhd. verloren ging. Mit Politik hat das m.E. wenig zu tun.

    Als ob vor 200 Jahren ein hübsches Mädchen/Junge weniger Verehrer/innen hatte als heute. Der Mensch ist schon immer auf das Aussehen fixiert.

    Neu ist für mich allenfalls der spirituelle Anstrich. Da fehlt mir aber (z.B. bei Yoga) einfach die Kenntnis, ob es dieses spirituellen Anstrich nicht schon immer gab.

    • 0G
      05989 (Profil gelöscht)
      @Strolch:

      Der durchschnittliche Arbeitsweg beträgt heute 17 Kilometer und steigt weiter an. Über 10 Kilometer sind für einen durchschnittlichen Radfahrer nicht mehr integrierbar - zumal es Gegenden mit reichlich widriger Witterung und Topologie gibt.



      Ich habe auch so einen Vater - der zeitlebens nur 50 Meter zur Arbeit hatte.



      Aus irgendeinem Grund nimmt das Gehirn ab einem Alter von etwa 30 Jahren keine neuen Realitäten mehr wahr - aber davor fehlt ihm die Erfahrung. Was dann nur den Schluß zuläßt, dass wir alle lebenslang Idioten sind! ;)

    • @Strolch:

      Ihr Vater hat vollkommen recht.



      Das Beispiel mit dem Auto zur Arbeit fahren und dann aufs Laufband ist super. Ich möchte sogar soweit gehen und behaupten das die sensomotorischen Verstümmelungen, die man sich mit TV, PC und sonstigen Gadgets einhandelt, vom Verstand ganz zu schweigen, zukünftig mit Bioengineering und Chip Tuning kompensiert werden. Riech Chip, Geschmackschip, Hörchip uswusf.

  • Dieses Interview enthält zwar einige interessante Gedanken, bleibt aber doch oberflächlich. Die aus meiner Sicht entscheidende Dimension wird zwar benannt, aber nicht thematisiert. Für mich ist der (Lauf) Sport (plus Yoga) tatsächlich eine "spirituelle" Erfahrung, auch wenn dieses schillernde Wort mit Vorsicht zu genießen ist. Aus meiner Sicht steht es für die Einheit von Körper, Psyche und Geist, die sich so nur nach einer intensiven Trainingseinheit einstellt. Diese beglückende Erfahrung kann ich nur mit intensivem Sex vergleichen. Ich habe gelernt, dass mein persönliches Glücksempfinden immer körperlich vermittelt ist, was aber nicht rein körperlich bleibt, sondern sich auch positiv auf Geist und Psyche auswirkt. Deshalb laufe ich als Endfünfziger wöchentlich ca. 50 Km. In der Marathonvorbereitung sind es dann auch mal 70 - 80 Km. Meine Wettkampfergebnisse können sich durchaus sehen lassen. Aber das ist sekundär. Völlig kalt lässt mich die politische Frage nach der Selbstoptimierung als Vehikel zu sozialem Erfolg, Macht usw. Aus dieser Nummer bin ich weitgehend ausgestiegen, auch um mehr Zeit für mein Training zu haben.

  • "Fitnesskult ist hochpolitisch"

    Fällt mir ein weiteres Beispiel ein, da ja dieses Beispiel mit den Hippies hier nicht gut ankam, das "Muskeljudentum."

    Die Vordenker des Zionismus sahen die starke Ausrichtung auf die geistige Bildung der eigenen Leute als Problem für die Gründung eines eigenen Staates.



    Daher rief Max Nordau auf dem 2. Zionistischen Kongress in Basel 1898 dazu auf, "dem schlaffen jüdischen Leib die verlorene Spannkraft wiederzugeben" und löst so eine Welle der Fitnessbegeisterung in Teilen Europas aus, mit Hunderttausenden neuer Sportler, alleine im Deutschen Reich sind 1938 50.000 Menschen in den Vereinen.

    Dazu kommt auch eine andere Einstellung, wie nenn ich meinen Sportverein, Hakoah (Stärke), Maccabi nach den Makkabäern die Sportvereine die dann entstehen sind dann auch politisch, diese Einteilung besteht in Israel auch heute noch, Hapoel (links), Maccabi ("bürgerlich") und Beitar/Betar (rechts/revisionistischer Zionismus).

    Diese Fitnessidee lebt noch sehr lange weiter, z.B. bei Ben-Gurion "new human."

  • "protestantische Enthaltsamkeit":



    Welche Umfragen und empirischen Messungen belegen ein anderes Abschneiden katholischer Sportler und Sportlerinnen?



    Sind Protestanten besser im Stabhochsprung und Katholiken eher schlaffis?



    Hunde-halten sei gesund: gut für den Kreislauf!



    Ich muss leider auch wieder Gymnastik machen - Schmerzen vom PC-Sitzen.

  • Die ständige Selbstoptimierung ist ein Graus. Kann man sich nicht einmal wenigstens mit seinem eigenen Körper versöhnen?

  • Über Joseph Fischer schrieb der selige Wiglaf Droste ja treffend: "Erst fat for fun, und dann fit for war".

  • Das klingt alles sehr dahergeschwurbelt und wenig wissenschaftlich oder seriös. Und dabei nicjt mal besonders spannend oder außergewöhnlich. Wenn das Werbung für ein Buch srin sollte, ist sie nicht sehr überzeugend.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch schlenztein:

    “ Trimmen. Genau. Das also ist des Pudels Fell. -



    "Neujustierung gesellschaftlicher Parameter..." Alle sprechen heute Englisch und immer mehr wie die BWLer und die BWLer:inen.

    & VERWERTUNGSLOGIK -

    Glückauf! Und ab. Immer im Trab: taz.de/Historiker-...sskultur/!5748092/



    "Das Ziel war, vom [....] und der kapitalistischen Verwertungslogik wegzukommen "



    Hahaha. Ist ja total gelungen. Mittlerweile sind Historiker sogar der Zeit voraus. Ein Graus.



    & Däh!



    and now for thomething completely different - taz.de/Flitzer-beim-Sport/!5746628/



    Subtitle: "Erfrischend harmlos"



    So wie hier. Erfrischend.: www.youtube.com/watch?v=kd9TlGDZGkI (@0:08 min)

    kurz - Ovation - Yes - a very fine 🎸 •

  • Ausbeutbereit

    Das totale Funktionieren...



    Das ist die totale Fremdbestimmung.



    Immer fit, iummer ausbeutbereit.



    Keine Zeit, muss mich fit machen fürs Ausbeuten! Darauf bin ich auchm noch stolz. Das heißt Freiheit.



    Und oben winkt der Spritzensport!

    • @Hartz:

      Was ein Unsinn.



      Auf die irrsinnige Idee, mich fit zu halten, nur um mich besser ausbeuten zu lassen, wäre ich im Leben nicht gekommen.



      By the way - meinen Job könnte ich übrigens genauso gut und erfolgreich auch übergewichtig, mit Diabetes und Bluthochdruck machen.



      Da habe ich nur keine Lust dazu.

      • @Stefan L.:

        "By the way - meinen Job könnte ich übrigens genauso gut und erfolgreich auch übergewichtig, mit Diabetes und Bluthochdruck machen."

        Sind Sie Politiker?

        Ich treibe auch Sport. Ich spiele Schach auf Leistungsniveau - hält geistig total fit.

        "Auf die irrsinnige Idee, mich fit zu halten, nur um mich besser ausbeuten zu lassen, wäre ich im Leben nicht gekommen."



        Es geht hier um die Analyse eines gesellschaftlichen Phänomens des Neoliberalismus. Tipp: Die totale Verfügbarkeit des Menschen auch in seiner Freizeit, die ihm auch noch entfremdet wird. "Es gibt kein wahres Leben im valschen." (Robert Gernhard, Satiriker) Daher weht der Wind...

        • @Hartz:

          "Sind Sie Politiker?"



          Nein, Illustrator und Grafik-Designer.

          "Ich treibe auch Sport. Ich spiele Schach auf Leistungsniveau - hält geistig total fit."



          Das ist schön, nützt nur nichts bei z.B. Herz-Kreislauf-Problemen, Kurzatmigkeit und belasteten Gelenke wegen Übergewicht.

          "Es geht hier um die Analyse eines gesellschaftlichen Phänomens des Neoliberalismus. Tipp: Die totale Verfügbarkeit des Menschen auch in seiner Freizeit, die ihm auch noch entfremdet wird."



          Das ist doch völlig hirnrissiges Konstrukt. Wer sich fit hält ist also ein naives Opfer des Neoliberalismus?



          Ich sehe mich nicht so und auch nicht die Freunde und Bekannte, die sich auch fit halten. Aber wenn dem wirklich so sein sollte, ist mir das scheissegal. Lieber ein 62 jähriges Opfer des Neoliberalismus, dass einen Marathon in 4 Std. läuft, als ein kurzatmiger, übergewichtiger Fettklops der nach fünf Treppenstufen aus dem letzten Loch pfeift.

  • Hm, Fitness ist also hochpolitisch?



    Dass Manche, die körperlich fit sind, eventuell gesellschaftlich weiter kommen, mag ja sein aber es gibt sicherlich auch reichlich durchtrainierte Idioten und erfolgreiche Übergewichtige. Ich finde, man muss nicht jeden Lebensbereich zwanghaft politisieren.

    Mir macht Fitness Spaß, ich bin 62 und betreibe Ausdauersport seit 30 Jahren, laufe Marathons, nutze unter Woche jeden Morgen 45 Min. den Ergometer und fahre ca. 5000km im Jahr mit dem Mountainbike (nur Sport) und 95% meiner sonstigen Wege auch per Pedale.



    Ich habe Idealgewicht und das einzige Medikament, dass ich nehme, ist ein Statin.

    Ich Sport aber nicht, weil ich beruflich weiter kommen will und ich mich gar als besserer Mensch sehe, ich mache es, weil ich mich dabei gut fühle und es Spaß macht. Soviel, dass ich selbst bei 4 Grad und Schneeregen keinen Schweinhund überwinden muss, um mir die Laufschuhe anzuziehen oder aufs Rad zu steigen. Dafür gibt es die richtige Kleidung.



    Klar, einen gute körperliche Verfassung hebt selbstverständlich das Selbstwertgefühl, wenn ich mich dann mit übergewichtigen und kurzatmigen Altersgenossen vergleiche. Aber ist das gleich Politik?

    • @Stefan L.:

      Ich werde im April 60 und mir geht es genauso.ich finde es einfach klasse, dass ich bei Bergtouren mit 20kg auf dem Rücken noch 1500 Höhenmeter schaffe und bei Radtouren Tagesetappen von 120 bis 130km kein Problem sind. Natürlich gefällt es mir auch, viele jüngere Kollegen beim 10km Firmenlauf hinter mir zu lassen. Wenn es politisch relevant ist, sich möglichst lange körperlich und geistig fit zu halten, dann ist es halt so. Ich bleibe trotzdem Selbstoptimierer.

  • 0G
    02881 (Profil gelöscht)

    "Viele Fitnessbewegungen sind aus der Counterculture heraus entstanden, etwa die frühe Laufbewegung, die von Hippies getragen war."

    Selten so gelacht! Leider gibt's keine biografischen Infos zu Prof. Martuschat (Geburtsjahr hätte mich interessiert). Seine These klingt aber stark nach der gefühlten Perspektive eines Spätgeborenen. Das Beatnik, Hippie- und Slackertum in den Staaten mit Surfen, Skaten und später Snowboarden verbandelt waren ist so neu nicht. Aber gerade die Gegenkultur war so Anti-Muckibude-Körperkult wie's nur ging.

    Auch der im Interview angesprochene "Turn" in den 70ern "...Neujustierung gesellschaftlicher Parameter (): weniger Staat, also weniger soziale Unterstützung, dafür mehr Markt, mehr Wettbewerb...", setzte tatsächlich, jedenfalls hierzulande, erst mit der Kohl-Regierung Anfang der der 80er Jahre ein.

    • @02881 (Profil gelöscht):

      Es ist halt nur ein kurzes Interview, da wird eben unter dem Begriff Fitness zu viel subsumiert. Das Joggen wurde eben schon vom Establishment bekämpft, da einfach mal Laufen zu gehen natürlich außerhalb bestehender Strukturen wie Sportverbänden stattfindet, gleichsam war es natürlich ein Produkt der Überflussgesellschaft, da die Menschen früher einfach nicht die Zeit hatten "sich Fit zu halten".



      Die Nummer mit dem "Turn" halte ich dann auch eher für nachgeordnet.

  • Ach was!

    “ Sie setzen den Beginn dieser Epoche in den 1970er Jahren an. Was genau ist da passiert?“

    “Eine massive ökonomische Krise, unter anderem geprägt von den Ölkrisen. Damit geht eine Neujustierung gesellschaftlicher Parameter einher: weniger Staat, also weniger soziale Unterstützung, dafür mehr Markt, mehr Wettbewerb, mehr Selbstverantwortung, mehr individuelles Engagement.“

    kurz - 70er? Liggers & Geblickt wurd‘s sehr früh - 😱 -



    “ Die vertrimmte Nation oder Sport in rechter Gesellschaft. hrsg. von Jörg Richter.“



    Wie hieß nochmal dieses volldebile Männchen? Genau! Genau!



    Trimmy - 🤑 - *



    &



    Irgendwann - erfanden auch die tazis diesen Schmarrn.



    Ließen ihre kritische Distanz via “Leibesübungen“ - remember¿! - 🧐 -



    Zugunsten von SPORT & Cie - fallen wie ne olle Unnerbüx - 🤮 -

    Na Mahlzeit

    unterm——- “Experten“ servíce—-



    IM INTERVIEW: JÜRGEN MARTSCHUKAT



    ist Professor für Nordamerikanische Geschichte an der Universität Erfurt. (Nada schau;)



    Zuletzt erschien von ihm „Das Zeitalter der Fitness“, S. Fischer, Frankfurt a.M., 2019. 325 Seiten, 25 Euro



    & * 1970er - da begann das Vollbenagelte gleich hinterfotzig - 🤑🤑🤑 -



    Däh! Die Versicherungen sponserten ganz großzügig die längst meist verrotteten Trimm-Dich-Plätze. Bis jemand dahinterkam - pro domo! Gelle!



    Daß die jeder Gemeinde dafür ne extra Unfallversicherung angedreht hatten!



    Verschweigend - daß sie dafür über die Kommunalverbände schon versichert waren!

    So geht das - & - Immer schön im Schritt zählen! - 😂 -

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    "Es ist schwer, nicht auf den Schrittzähler zu gucken, wenn man sowieso einen hat."

    Warum? Ich wusste bis eben nicht einmal, dass der beim iPhone immer dabei ist.

    • @970 (Profil gelöscht):

      Ach warn das Zeiten - alste einfach gelaufen bis - ob nun auf ollen Brüttings - als es so Schlappen überhaupt gab - oder auf Latten - dann bis zur nächsten Hütte.



      Freu mich - wenn ich im Grüngürtel Perlen & auch Männes laufen sehe.



      Das Outfit macht manchmal Augenschmerzen - die Verkabelung - gern mit Knopf im Ohr & Gesabbel - vergiß es - Geldabgreife für Tumbe.



      Schön auch die Trallafittitypen - genderneutral - “…& wenn es Mode würde - sich die Nägel blsu zu haun …“

      kurz - Jahrmarkt der Eitelkeiten! Logo!



      But! So what! So ist der Mensch.



      & die ubiquitären => klaro gibt‘s =>



      Diese leicht hirnamputierten Fittis -



      “FILZTUN-BALZRÜCK“ - nennt sie schön treffend Benjamin Hoff - in seinem - Tao Te Puh - einfach herrlich.



      Treffend => “…Die athletische Sorte des Balzrücks (der Fitti;)) beschäftigt sich mit körperlicher Fitneß, sagt er. Aber aus irgendeinem Grunde sieht er das als etwas an, das dem Körper von außen eingehämmert werden muß, statt sich von innen her aufzubauen. Darum verwechselt er Übung mit Arbeit. Er arbeitet beim Üben(& im Schrittzählen;), und meistens arbeitet er auch beim Spiel. Arbeit, Arbeit, Arbeit, Arbeit (BWLer, BWLer, BWLer ~~~~ ;)). Nur Arbeit und kein bißchen Spiel - das macht den Balzrück ganz schön fertig.



      Und hält er es lange genug aus, bringt es ihn auch noch zu Tode.“ Schnüff - 👻 -

      Soweit mal & immer im Schritt zählen!



      Gellewelle! Na - Si’cher dat. Da mähtste nix. Schonn. Normal - isses aber nich •