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Aktuelle Coronazahlen aus DeutschlandVirusmutation schon weit verbreitet

Die Zahl der Neuinfektionen sinkt zwar weiter. Aber bereits sechs Prozent davon sind durch die gefährlichere britische Variante verursacht.

Ist wegen der Virusmutationen in Sorge: RKI-Präsident Lothar Wieler Foto: Hannibal Hanschke/Reuters

BERLIN taz | Wie verbreitet sind die gefährlicheren Coronavirusmutationen, die zuerst in Großbritannien, Südafrika und Brasilien aufgetreten sind, in Deutschland bereits? Über diese Frage, die auch für mögliche Lockerungen des Lockdowns relevant ist, konnte bisher nur spekuliert werden, weil hierzulande kaum danach gesucht wurde.

Doch jetzt hat sich das geändert: Am Freitag legte das Robert-Koch-Institut erstmals bundesweit erhobene Daten vor. Bei 6,9 Prozent von rund 31.000 zufällig ausgewählten positiven Coronatests lag laut PCR-Analyse eine der Mutationen vor. Die britische Mutation machte dabei den größten Anteil aus: Sie war für 5,8 Prozent der Infektionen verantwortlich.

Damit steht fest, dass zumindest die britische Mutation in Deutschland schon relativ weit verbreitet ist. „Sie sind angekommen, dominieren das Geschehen aber noch nicht“, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler – und warnte: „Wir müssen damit rechnen, dass sich der Anteil erhöht.“ Die Mutationen gelten bisher vor allem deswegen als gefährlich, weil sie um etwa 30 Prozent ansteckender sind als die ursprüngliche Variante. Zuletzt gab es aber auch Hinweise, dass die Erkrankung zumindest bei der britischen Variante auch schwerer ausfallen kann.

Wie schnell sich die Muta­tio­nen in Deutschland ausbreiten, ist an den Zahlen nicht zu sehen, weil es keinen direkten Vergleich gibt – zuvor waren keine zufällig ausgewählten Proben untersucht worden, sondern nur solche, bei denen etwa wegen einer Reise eine erhöhte Wahrscheinlichkeit bestand, die Mutation zu finden. Ergebnisse aus anderen Ländern, etwa Dänemark, zeigen aber, dass sich der Anteil jeweils innerhalb einer Woche fast verdoppelt.

Angesichts dieser Perspektive ist es kaum beruhigend, dass die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen in Deutschland weiter gesunken ist: Der 7-Tage-Mittelwert lag am Freitag mit rund 10.300 pro Tag um etwa 17 Prozent niedriger als eine Woche zuvor. Das Tempo des Rückgangs hat damit im Vergleich zu den Vorwochen leicht nachgelassen.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warnte vor übereilten Lockerungen der Beschränkungen. Dabei müssten die Mutationen und das von ihnen ausgehende Risiko verstärkt berücksichtigt werden, sagte er. Auch RKI-Präsident Wieler warnte vor Nachlässigkeit. „Die Situation ist noch lange nicht unter Kontrolle“, sagte er. Durch die Mutation habe das Virus „gerade erst einen Boost bekommen“.

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27 Kommentare

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  • Na wunderbar. Da treffen sich dann fallende Inzidenzzahlen und Mutation um mit dann beendetem Lockdown die dritte Welle zu initiieren mit begleitender Toleranz gegenüber den Impfstoffen.

    • @Rudolf Fissner:

      Laut Deutscher Welle hat Südafrika jetzt die Verteilung der AstraZeneca Impfung erst mal gestoppt, weil dieser Impfstoff zu wenig wirksam gegen die dort dominierende Variante B.1.351 ist:

      www.dw.com/en/sout...vaccine/a-56491411

      Und diese Variante beobachten wir hier auch schon.

      Dazu kommt noch, dass wir mit Impfstoffen mit 90% Effektivität oder gar weniger mit dem in Deutschland existierenden Anteil an Leuten die sich nicht impfen lassen möchten, wahrscheinlich gar keine Herdenimmunität erreichen. Denn mit einem R0 > 6, den die Mutationen haben, würde man auch mit guten Impfstoffen eine Quote von deutlich über 80% benötigen.

      Schöner Mist.

  • Nebenbei bemerkt mutieren Grippeviren immer, immer. Und sie mutieren sich auch in harmlosere Formen.



    Dat machen die kleinen Dinger schon seit Jahrtausenden.

    Liebe Leser, bleiben sie gesund und panisch.

    • @lulu schlawiner:

      Lieber LULU SCHLAWINER,



      bleiben Sie auch gesund und behalten Sie doch einfach mal die eine oder andere blöde Bemerkung für sich.

      Wer im Bekanntenkreis, oder noch näher, Tote durch Covid19 zu beklagen hat, braucht nicht auch noch Ihre Häme.



      Das alles ist auch so schon traurig genug.

    • @lulu schlawiner:

      Ich sehe, dass manche Leute Schwierigkeiten haben, die Relationen einzuordnen. Also von Anfang an noch mal:

      Das ist mit Grippe nicht zu vergleichen, wenn man die Epidemie in Deutschlan frei laufen ließe, wäre die Zahl der Opfer um ein Vielfaches höher als bei einer normalen Grippewelle.

      Mittlerweile kann man einigermaßen abschätzen, wie viele Tote das verursachen würde. Das rechnet sich wie folgt:

      Deutschland hat 83 Millionen Einwohner.

      Die Zahl der tödlichen Verläufe alleine (Infection Fatality Rate, IFR) ist bei SARS-CoV2 unter der Bedingungung bestmöglicher Behandlung (!) bei etwa 0.7 Prozent, also 7 von 1000. Bei fehlenden Intensivbehandlungsmöglichkeiten vielleicht drei- bis viermal höher (einer von 10 diagnostizierten Patienten muss ins Krankenhaus, und 1/4 von diesen wiederum benötigen lebensrettende Intensivbehandlung).

      1/1000 * 83000000

      sind 581000 Tote, die es bei freiem Laufen lassen gäbe.

      Das sind mehr Tote, als Frankreich und Griechenland zusammen im Zweiten Weltkrieg an Opfern hatten.

      Wenn wir nur bei 1% der Erkrankten langdauerne chronische Wirkungen annehmen, kämen dann noch mal eine Million an Long Covid Erkankte dazu.

      • @jox:

        Bitte Zahlen der Weltkriegtoten korregieren.



        de.statista.com/st...zweiten-weltkrieg/

        • @lulu schlawiner:

          Ich habe die Opferzahlen des zweiten Weltkriegs aus Wikipedia entnommen:

          de.wikipedia.org/w...gsfolgen_und_Opfer

          Da ist auch eine Quelle angegeben, der zehnte Band von "Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg", von 2008.

          Sicher ist es ganz allgemein interessant, das mit anderen Zahlen zu vergleichen und den historischen Kontext zu erörtern. Aber das führt weg vom Gegenstand der Diskussion.



          Ich wollte aber auf etwas ganz anderes hinaus:

          Eine Zahl von 580000 *vermeidbaren* Todesopfern ist vollkommen inakzeptabel.

          Und wenn man etwas Logik anwendet, ergibt sich schon aus den folgenden Zwei Feststellungen, dass eine NoCovid Strategie die einzig rationale ist:

          1. Ein frei-laufen-lassen der Epidemie ist wegen der zu erwartenden extrem hohen Opferzahlen vollkommen inakzeptabel

          2. Für jeden Inzidenzwert größer als Null ist der Aufwand der Maßnahmen, inklusive der ökonomischen Kosten und der psychischen Folgen, größer als für den nächstniedrigen Inzidenzwert. Der niedrigste Aufwand, und daher die Situation, welche auch auf mittlere Dauer die grösstmöglichen individuellen Freiheiten erlaubt, ist beim Inzidenzwert Null.

          Das heisst nicht, dass man die Zahlen exakt auf Null halten kann, weil es ja auch vorkommen wird, dass infizierte Leute versuchen in ein in Frage stehendes Gebiet einzureisen. Als muss man Aufwand treiben für Tests, Quarantäne, Prävention und so weiter. Der Aufwand ist also nicht Null. Aber dieser Aufwand ist eben weit niedriger, als wenn man in dem Gebiet 100, 200, 500 Infizierte pro 100000 Einwohner hat.

  • In Dänemark sind bereits rd. 40% der Infektionen durch die britische Variante verursacht, und die Infektionszahlen dort sinken seit dem 22.12.20. Welche Maßnahmen hat DK ergriffen? Wie kann das eingeordnet werden - einerseits/andererseits?

    • @Lieblich:

      Isolation hilft je eben auch bei neuen Virusvarianten, aber sind diese um Faktor X ansteckender, sind die Massnahmen um Faktor X unwirksamer.



      Solange der Übertragungsweg der gleiche bleibt, ändert sich aber nichts an der grundsätzlichen Wirksamkeit von Isolationsmassnahmen.



      B1.1.7 ist noch am Anfang der exponentiellen Wachstumskurve und fällt deshalb noch nicht auf. Ein exponentielles Wachstum ist lange, sehr lange kaum spürbar.



      Wenn man das Diagramm für DK genau ansieht, sinkt die Zahl der Neuansteckungen seit 2 Wochen langsamer, (ist Geunke, kann aber ein Hinweis sein) die Maßnahmen wirken immer noch, aber weniger...

    • @Lieblich:

      > In Dänemark sind bereits rd. 40% der Infektionen durch die britische Variante verursacht, und die Infektionszahlen dort sinken seit dem 22.12.20.

      Die Inzidenzzahlen sind momentan die Summe aus der alten Variante und den verschiedenen neuen Varianten. Es ist möglich, dass gleichzeitig die Gesamtzahl sinkt. während sowohl der Anteil als auch die absolute Zahl der neuen Varianten rapide zunehmen. Das ist höchstwahrscheinlich in Deutschland der Fall, denn wir haben einen noxh relativ kleinen Anteil der neuen Variante von 6% bis 9% (Ergebnisse aus Köln), einen gesamten R-Wert von Momentan etwa 0.9, und folglich einen R-Wert für die neue Variante von 1.35, also exponentielles Wachstum.

      Das ist hier sehr schön mit Diagrammen erklärt:

      www.sueddeutsche.d...17-daten-1.5197700

      In Grossbritannien dominiert die neue Variante B.1.1.7 seit Ende Dezember, und dort hat man einen Rückgang der Zahlen erreicht. Formell sind die Maßnahmen ähnlich als hier, man darf aber Gebiete mit hoher Inzidenz nicht verlassen, und die Mobilitätsdaten aus Mobilfunknetzen zeigen deutlich geringere Mobilität als wir jetzt hier haben:

      twitter.com/pavel2...357861353684369411

      Uns steht also ziemlich sicher eine starke dritte Welle und ein weiterer harter Lockdown bevor. Und das nicht zuletzt, weil die Supermänner in den Staatskanzleien a la Söder lieber als scheinbare Macher und harte Hunde, die in der akuten Not angesichts zehntausender zusätzlicher Sterbender tatkräftig Maßnahmen ergreifen, dastehen wollen, denn als Leute die frühzeitig, klug, proaktiv und verantwortlich handeln und damit tatsächlich Leben retten, wie z.B. Jacinda Adern das geschafft hat. "There is no Glory in Prevention", wie die Epidemiologen sagen.

      Das erklärt vermutlich auch, warum Merkel etwas anders agiert - ihr geht es nicht um Wiederwahl, sondern um die langfristigere Wertung ihres Handels.

  • Und immer noch nicht geimpft!



    ...

    • @Hartz:

      Man kann Impfstoffe genau betrachtet gar nicht so schnell entwickeln und verteilen. Das zeigt sich ja auch gerade in Israel und Grossbritannien.

      Das heißt beileibe nicht, dass Impfstoffe nutzlos sind. Helfen tun sie sehr wohl. Man sollte sie aber realistischer sehen als Teil eines Gesamtpakets, das zusätzlich noch länger Hygiene- und Distanzmaßnahmen benötigen wird.

      Denn damit Impfstoffe mit den neuen hochinfektösen Varianten Normalität wiederherstellen könnten, bräuchten wir:

      1. Hocheffektive Impfstoffe mit einer Effizienz von >= 95%, die auch für Kinder verfügbar sind

      und

      2, eine Impfquote von > 85% , vielleicht sogar 95% .

      Solange nicht diese beiden Faktoren gegeben sind - und der zweite ist in Deutschland schwer erreichbar - , brauchen wir immer noch Distanzierungsmaßnahmen, die den R Wert auf effektiv unter 1 senken.

      Aber die Impfungen machen das natürlich leichter.

      Was noch dazu kommt, ist dass die Virusvarianten zunehmend Mutationen entwickeln, welche die Immunität durch Infektion zum Teil umgehen. Auch das spricht schwer dagegen, sich auf Impfungen allein zu verlassen, denn mit einer teilweise wirksamen Impfung züchtet man sich geradezu stärker "resistente" Mutationen.

  • Es ist vollkommen absurd wie die politisch Verantwortlichen an der 50er Inzidenz als Messlatte für etwaige Lockerungen festhalten.

    Der Mathe-Grundkurs an dem ich mal teilnahm wurde von unserem Lehrer gern als begleitende Sterbehilfe bezeichnet ... dennoch drängt sich selbst mir die mathematische Konsequenz auf: eine 30 mal ansteckendere Virusvariante, benötigt auch eine 30 mal konsequentere Inzidenzregel. Also 50:30 komme ich auf eine Inzidenz von 1,6 Periode oder realpolitisch gesprochen: alle die jetzt nicht No-Covid, oder Zero-Covid Strategien umsetzen regieren an den Realitäten vorbei.

    Alles durchgeknallte Marktradikale die für ihre Wirtschaftsdaten gerne mal 2 % (?) der Bevölkerung über die Klippe springen lassen ... ganz zu schweigen von den Post-Covid-Syndrom betroffenen ...

    Das Leben mit dem Virus "living positivly" mag angesichts von HIV eine sinnvolle und antidiskrimminierende Strategie gewesen sein, wo sich ein Virus aber über Aerosole verbreitet ist jede Strategie mit dem Virus zu leben platte Ideologie und faktisch eine Freivorlage für neue Mutationen.

    Gäbe es einen Gott wir müssten beten : "Herr lass Herz und Hirn regnen" Für beide Organe jedenfalls sind die gegenwärtig gefahrenen Strategien blanker Hohn.

    • @LuckyLulu :

      Na ja, Mathe war auch nicht grad mein absolutes Fachgebiet. Zum Glück ist die Virusmutante aber "nur" 30 Prozent ansteckender. Da wird dann auch die ganze Rechnung einfacher.

    • @LuckyLulu :

      100% Zustimmung.

      Besonders brisant wird B.1.1.7 zudem durch die andere Symptomatik (keine Anosmie als Frühwarnsymptom anderthalb Tage bevor die hochansteckende Phase beginnt), anderes Wirtsprofil (vorwiegend Menschen im besten Superspreader-Alter), und durch die konvergente Evolution der E484K-Mutante - vielleicht durch den erhöhten Selektionsdruck infolge der britischen Massenimpfungen.

    • @LuckyLulu :

      30% mehr ist nicht das Dreißigfache ...



      Zum Glück!

    • @LuckyLulu :

      "eine 30 mal ansteckendere Virusvariante"

      Ups, die Rede ist von 30% ansteckender. Das ist in meiner Mathematik nicht mal 30, sondern mal 1,3 (100% + 30%).

      Trotzdem sollte dieser Unterschied natürlich eingerechnet werden!

      Eine andere Zahl, die derzeit ziemlich untergeht: die Anzahl der aktuell Infizierten. Meine persönliche Prognose (basierend auf öffentlichen Zahlen und ein bisschen Mathematik) besagt, dass wir in diesem Aspekt (im Gegensatz zur Inzidenz) für die nächsten 4 Wochen noch deutlich über dem Höchststand vom Frühjahr 2020 bleiben. Merke: das ist das "Reservoir" an Menschen, die bei Lockerungen wieder anfangen würden, das Virus zu verbreiten.

      Ja, Zero-Covid klingt nach einer Strategie, die langfristig deutlich(!) weniger Schaden anrichten würde. Unter dem Vorbehalt, dass in Europa die Grundvoraussetzung anders sind, als z.B. in Neuseeland und Australien.

    • @LuckyLulu :

      > jede Strategie mit dem Virus zu leben platte Ideologie und faktisch eine Freivorlage für neue Mutationen.

      Und etwa so erstrebenswert wie die Vorstellung, mit Pocken, Polio, Tuberkulose, Cholera, Diphterie, Tollwut und Lepra zu leben, die wir im Laufe des letzten Jahrhunderts mühsam los geworden sind und deren Existenz zu Zeiten des Kaiserreichs mit Sicherheit absolut NICHTS zum Wohlbefinden der Wirtschaft beigetragen hat.

      Mir kommt diese ganze Diskussion um Lockerungen, die unterm Strich nur winzigen Lobbygruppen, vielleicht irgendwelchen Aktieninhabern, zugute kommen können, mittlerweile ethisch ebenso verkommen vor wie die Begeisterung und Lobby von Waffenproduzenten vor 1914 für das Militär.

      Wenn mancherorts Krankenpfleger:innen und Arzt:innen abgefeiert werden als Helden, sollten sie sich klar darüber sein, dass sie tatsächlich eher die neue Art von Kanonenfutter sind - zusammen mit den Berufstätigen z.B. im Handel, denen chronische Long Covid Symptome sicher nicht als Pluspunkt und Anlass für eine Gehaltserhöhung oder eine Dauerstelle gewertet werden.

      Nebenbei, was soll eigentlich aus all diesen Menschen werden, bei denen Long Covid nicht als Berufskrankheit zählen wird?

    • @LuckyLulu :

      Die B.1.1.7 Variante hat einen um ca. 50% größeren R-Wert.

      Aber qualitativ stimmt schon, was Sie sagen - die Auslöschung des Virus ist die einzige ökonomisch rationale Option, immer neue Wellen mit immer neuen Lockdowns sind keine vernünftige Strategie und helfen auch der Wirtschaft keineswegs.

      Warum Deutschland nicht längst eine NoCovid Strategie verfolgt, ist eine interessante Frage. Bei den Republikanern in den USA ist bekannt, dass einige erst mal ihre Aktien verkaufen wollten. Leider sind die *Resultate* der Politik diesseits des Atlantiks sehr ähnlich, während Länder wie Vietnam, Thailand, Sri Lanka und Australien zeigen, dass es anders geht - selbst in Ländern wo Tourismus wirtschaftlich viel größere Bedeutung hat als hier.

      Eigentlich sollte es für Deutschland sogar viel einfacher sein, denn unsere wichtigen Exporte sind Maschinenbau, Kfz, Schwerindustrie, Chemieprodukte, IT, Optik, Elektronik, Dienstleistungen usw., anders als Tourismus und Gastronomie kann man das auch nahezu alles mit Telekonferenzen organisieren.

    • @LuckyLulu :

      Eventuell rechnen Sie noch einmal nach. Um 30% ansteckender bedeutet nicht, um das 30 Fache ansteckender. Das Wellen dann nämlich 3000% .

      Da das Virus sich in tierischen Organismen lebt, sich verbreitet und mutiert ist die Vorstellung von ZeroCovid wohl eher an jeder Realität vorbei. Das wird es nicht geben. Und wenn wir uns 5 Jahre isolieren!

      Bei einer Abwägung zwischen Maßnahmen und Öffnung geht es bei Weitem nicht nur um die Wirtschaft. Es geht viel mehr auch um lebenswertes Leben, soziale Faktoren, psychische Gesundheit und die Möglichkeit zur Erfüllung menschlicher Grundbedürfnisse.



      Menschliches Leben kann ohne Gemeinschaft, soziale Interaktion, Körperkontakt usw nicht funktionieren. Geht nicht.



      Gesundheit bedeutet mehr, als keine Virusinfektion zu haben. Und genau das muss eben auch mit eingerechnet werden.

      • @Sabrina K.:

        > Da das Virus sich in tierischen Organismen lebt, sich verbreitet und mutiert ist die Vorstellung von ZeroCovid wohl eher an jeder Realität vorbei. Das wird es nicht geben.

        > Und wenn wir uns 5 Jahre isolieren!

        Ich kann ja angesichts der langen Durststrecke einen gewissen sich breit machenden Pessimismus schon verstehen. Auf der anderen Seite muss man sehen, die Menschheit hat es sehr erfolgreich geschafft, eine Reihe von gefährlichen Viren zurückzudrängen oder ganz auszurotten. Pocken, Tollwut, Polio, Masern, ganz zu schweigen von Tuberkulose, Lepra, Cholera - all das waren noch im vorletzten Jahrhundert auch in Europa Geißeln der Menschheit. Und Pocken haben wir ausgerottet, obwohl sie wie Covid hoch ansteckend sind. Geht also.

        Zweitens gibt es eine ganze Reihe Länder, die bereits jetzt erfolgreich eine NoCovid Strategie umsetzen: Australien, Südkorea, Neuseeland, Vietnam, Thailand, etliche mehr. Schauen sie mal hier nach den Todeszahlen pro Million Einwohner, sortieren die Tabelle mit den vertikalen Pfeilen, und schauen sie ans Ende der Liste: Es geht!

        www.worldometers.i...navirus/#countries

        Auch Länder, in denen Industrie eine sehr große Rolle spielt, wie Taiwan, Südkorea, oder Thailand. oder Länder, die riesige Städte haben, größer als Europäische Städte, wie Bangkok (8 Millionen) oder Seoul (9 Millionen).

        Wenn die Menschen dort das können, warum sollten wir das nicht können?

        Und das geht auch im Winter - in Neuseeland war nämlich von März bis September Winter, es liegt auf der Südhalbkugel.

        Die Leute dort müssen nicht ohne soziale Interaktion leben. Die haben *mehr* soziale Interaktion als wir, und mehr Freiheiten:

        Neuseeland, Dezember:

        twitter.com/SmallS...352771545785987072

        Oktober:

        twitter.com/jessth...315793422129618945

        Februar:

        twitter.com/essjay...6299839488/photo/1

        > Und wenn wir uns 5 Jahre isolieren!

        Neuseeland hat rund 2 Monate gebraucht, mehr nicht.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @LuckyLulu :

      Die englische Variante ist um 30% ansteckender, also um den Faktor 1,3 und nicht um den Faktor 30.



      Bei der Forderung nach einer Zero-Covid-artigen Strategie kann ich mich Ihnen dennoch nur anschließen.

  • Und die KiTas, u.a. in NRW, bleiben geöffnet.

    Und Erzieher_innen arbeiten weiter, für den selben miesen Lohn ...

    Und betreuen täglich ziemlich ungeschützt Kinder aus 20 Haushalten und mehr...

    Und kommen täglich ohne Abstand etc. In Kontakt mit verschiedensten Körperflüssigkeiten...

    Und werden nicht regelmäßig getestet, die Kinder eigentlich nie, weil sie ja selten Symptome entwickeln...

    Und werden vorerst nicht geimpft, stehen in Kategorie 3...

    Und scheinen schlicht nicht zu interessieren.

    Erst wenn sie weg sind. Da würde wohl manch Eine_r ziemlich blöd aus der Wäsche gucken.

    • @IkM:

      Und, was zeigt sich? Auch dort, wo Schulen und Kindergärten offen sind, sind die Infektionen und Inzidenzen ebenfalls rückläufig. Es zeigt sich kein deutlich markanter Unterschied.

      Was ja eher für das Öffnen spricht

      • @Sabrina K.:

        Nein, man kann an den Inzidenzzahlen sehr eindeutig sehen, dass die Lockdowns Wirkung haben, und an den nach Alter aufgeschlüsselten Zahlen, dass die Schließung der Schulen Wirkung hatte:

        Entwicklung in verschiedenen Ländern während der Lockdowns:

        twitter.com/EricTo...354986576573415425

        Inzidenzzahlen in verschiedenen Altersgruppen in England vor Weihnachten = vor den Schulschliessungen:

        twitter.com/c_dros...347544994941431808

        Inzidenzzahlen in verschiedenen Altersgruppen in England nach den Schulschliessungen:

        twitter.com/c_dros...347544999404199937

        England liefert hier übrigens sehr gute Daten, weil sie zufällig (also repräsentativ) Menschen in allen Altergruppen auf Antikörper testen, die eine durchgemachte Infektion anzeigen. Das passiert in Deutschland nicht, weil Tests weit eher bei Erwachsenen und hauptsächlich bei Menschen mit Symptomen gemacht werden, d.h. Schulkinder sind in Deutschland in der Statistik unterrepräsentiert.

    • @IkM:

      Nicht nur in NRW.



      Wenn es nach Bayerns Wirtschaftsminister geht, kann ja jetzt wieder mehr geöffnet werden, die Zahlen sinken ja langsam.



      Tja, das Virus geht bei manchen auf´s Hirn.