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Wahl des CDU-Vorsitzenden„Schwere Entscheidung“

Am Samstag wählt die CDU ihren neuen Vorsitzenden. Der Konservatismusforscher Thomas Biebricher über die Zukunft der Partei.

Wer folgt ihr nach? Bundeskanzlerin Angela Merkel Foto: Andreas Herzau/laif
Sabine am Orde
Interview von Sabine am Orde

taz: Herr Biebricher, was bedeutet die Wahl des CDU-Vorsitzenden für die Partei?

Thomas Biebricher: Es ist eine Zäsur. Der neue Vorsitzende muss die CDU in eine neue Ära führen, eine schwere Aufgabe unter schwierigen Bedingungen: Wegen der Coronapandemie und der Lage innerhalb der CDU.

Inwiefern?

Es kommen diverse Landtagswahlen, die für die CDU schwierig werden könnten und möglicherweise keinen Schub für die Bundestagswahl bringen. Schwer auch insofern, als dass die Kür des Vorsitzenden so lange dauert und mit der CSU ein gemeinsamer Kanzlerkandidat gefunden werden muss. Zum ersten Mal in der Geschichte der CDU geht sie ohne Kanzler- oder Kanzlerinnenbonus in die Bundestagswahl und kann sich auch nicht an einem SPD-Kanzler abarbeiten.

Manche in der CDU wollen Merkels Weg grundsätzlich fortsetzen, andere fordern eine Kurskorrektur. Ist die Wahl des Vorsitzenden eine Richtungsentscheidung?

Wenn Friedrich Merz Vorsitzender wird, kann man das schon eine Richtungsentscheidung nennen. Es wäre eine viel deutlichere Zäsur als im Fall der anderen Kandidaten. Merz steht für das Bedürfnis, ein klareres Profil zu entwickeln und sich stärker konservativ zu positionieren. Aus Sicht derer, die sich das wünschen, hat die Partei sich inhaltlich verloren. Man kann diese Entwicklung aber auch als pragmatisch bezeichnen.

Angela Merkel wird vorgeworfen, die CDU entkernt zu haben.

Dieser Prozess ist schon viel länger im Gange.

Sie haben einmal darauf verwiesen, dass Jürgen Todenhöfer schon 1987 lamentierte, der konservative Flügel in der CDU sei marginalisiert.

Man kann diesen langen Prozess keinesfalls Angela Merkel allein anlasten. Richtig ist, dass sich die Partei in den letzten fünfzehn Jahren stark modernisiert hat, weiter in die Mitte gerückt ist und viele Positionen, die als heilige Kühe der Konservativen galten, geräumt hat. Der Konservatismus der Union bezieht sich heute vor allem darauf, Krisen zu meistern, auf Sicht zu fahren und den Laden zusammen zu halten. Inhaltlich ist das völlig unbestimmt, das stimmt schon. Was aber auch stimmt: Mit ihrem Krisenpragmatismus war Merkel ziemlich erfolgreich. Nun stellt sich die Frage, ob jemand in diese Fußstapfen treten kann.

Und wenn nicht?

Dann wird das ganze Kon­strukt brüchig. Manche in der Union sagen: Pragmatismus ist der Bruder von Beliebigkeit und Prinzipienlosigkeit. Die Verwurzelung in bestimmten Positionen wird unter Konservativen eben sehr geschätzt. Dann braucht es den Versuch einer inhaltlichen Erneuerung.

Und das ist jetzt der Fall?

Im Kandidatenpool gibt es jedenfalls niemanden, der überzeugend in die Fußstapfen der erfolgreichen Krisenmanagerin treten kann. Laschet und Spahn, die in Regierungsverantwortung sind, sind durch Corona etwas angeschlagen, Merz hat keinerlei Regierungserfahrung vorzuweisen, und Röttgens Zeit als Umweltminister liegt schon sehr lange zurück. Die CDU ist mit Blick auf die Führungsverantwortung nicht gut aufgestellt. Deshalb könnte man vermuten, dass es sinnvoll wäre, diese Erneuerung voranzutreiben. Das hat sich ja vor allem Norbert Röttgen – wohl auch notgedrungen – auf die Fahne geschrieben.

Aber die Hoffnung auf eine konservative Erneuerung scheint bei einem Teil der Partei vor allem auf Merz zu liegen. Wäre er der Richtige ­dafür?

Ich traue es ihm nicht zu. Merz ist in erster Linie eine Projektionsfläche. Er steht vor allem für einen sehr authentisch empfundenen Neoliberalismus, aber der Konservatismus scheint eher angeheftet zu sein – oder es ist ein Altherrenkonservatismus, dem ich keine große Zukunftsfähigkeit zusprechen würde.

Wie kann eine Neuerfindung des Konservatismus aussehen? Wer könnte dafür Verbündeter sein?

Das ist Teil des Problems. Diese Allianzen, die es in den 1970er und 1980er Jahren gab, gibt es nicht mehr. Die intellektuelle Infrastruktur auch nicht. Es fehlt ein Netzwerk von Organisationen – die Kirchen gehören möglicherweise auch dazu –, aus denen Ideen in die Partei gespült werden, die diese aufgreifen und in politische Agenden gießen kann. Und darüber hinaus spielen innere Widersprüche innerhalb der Christdemokratie eine Rolle. Es gibt eine Menge Themen, bei denen man dezidiert konservative Positionen beziehen könnte: im Bereich Biotechnologie zum Beispiel oder bei Big Data. Und die Ökologie ist eigentlich ein genuin konservatives Thema. Das Problem ist, dass die Christdemokratie sich klar zum technologie-affinen Kapitalismus bekennt – das ist eine schwierige strukturelle Spannung.

Eine Hoffnung in Teilen der CDU ist, mit einer konservativen Neuaufstellung einen Teil der AfD-Wähler zurückgewinnen zu können. Merz sprach gar davon, er könne die AfD halbieren.

Diese Aussage hat Merz inzwischen zurückgenommen, weil, wie er sagt, die Partei vollkommen radikalisiert sei. Grundsätzlich halte ich das auch für keine gute Strategie. Die CSU hat bei der letzten Landtagswahl versucht, in rechtspopulistischen Gefilden zu wildern. Das hat nicht funktioniert, und es funktioniert auch in anderen Ländern sehr schlecht. Zudem wäre es für die liberale Demokratie gar nicht gut. Hinzu kommt: Wer den AfD-Wählern hinterherläuft, verliert Stimmen in der Mitte. Wahrscheinlich mehr, als er auf der anderen Seite gewinnt.

Konservative Parteien in Europa und die Republikaner in den USA sind der populistischen und autoritären Versuchung erlegen. Die FAZ hat Merz nach seinem Angriff auf das „Partei-Establishment“ einen „Sauerland-Trump“ genannt. Wie groß ist diese Gefahr für die CDU?

Das ist eine große Gefahr, weil sich in der rechten Mitte das Schicksal der liberalen Demokratie entscheidet. Im Moment würde ich aber sagen, dass die deutsche Christdemokratie ganz gut gefeit ist gegen diese Verlockungen. Wichtig dafür war das mahnende Beispiel der CSU, die während des letzten Landtagswahlkampfs selbst eine massive Kehrtwende vollzogen hat und sich inzwischen sehr deutlich von der AfD abgrenzt. Man weiß nur nicht, wie das Ganze nach einer verlorenen Bundestagswahl aussehen würde.

Teile der CDU wollen eine konservative Erneuerung, aber nach der Bundestagswahl im Herbst weiterregieren. Wie passt das zusammen – wo doch Schwarz-Grün die wahrscheinlichste Machtoption ist?

Wenn man das Konservative so ausbuchstabiert, wie es Friedrich Merz wahrscheinlich tun würde, ist das sehr schwierig. Deshalb wäre er als Vorsitzender das größtmögliche Problem. Er ist eine wunderbare Reizfigur, gegen die man mobilisieren und an der man sich abarbeiten kann.

Das scheint ein großer Teil der CDU nicht als Problem zu sehen.

Dazu muss man wissen: Nach vielen Studien empfindet sich die Mitgliedschaft der CDU als deutlich konservativer als die Parteiführung. Aber die CDU auf einen vermeintlich konservativen Markenkern zu reduzieren ist keine erfolgversprechende Strategie. Sie würde die CDU wahltaktisch in ein Getto von 25 Prozent führen. Neben dem Konservatismus müssen die beiden anderen Säulen der CDU – der Liberalismus und das christliche Menschenbild – auch zur Geltung kommen. Wenn die CDU Volkspartei bleiben will, darf sie sich nicht konservativ verengen. Eine rein konservative Profilschärfung wäre höchst risikoreich. Und hier geraten die Sehnsüchte in der Parteibasis in Konflikt mit dem sehr ausgeprägtem Machtinstinkt der CDU.

Ein großes Plus der CDU war stets ihre innerparteiliche Geschlossenheit. Das scheint vorbei. Wird die Partei es schaffen, sich hinter ihrem neuen Vorsitzenden zu versammeln?

Das war nie schwieriger. Kontroverse Prozesse im Vorfeld der Kür von Spitzenpositionen gab es immer mal, aber dass sich die CDU auf eine offene Konkurrenz eingelassen hat, ist schon sehr ungewöhnlich. Beim letzten Mal wirkte es zumindest im Prozess so, als könnte das klappen, aber nach dem knappen Wahlergebnis hat sich schnell gezeigt, dass es nicht so leicht ist, die Gräben zuzuschütten.

Wem würden Sie am ehesten zutrauen, die Partei zusammenzuführen?

Armin Laschet traue ich es mit Jens Spahn an der Seite zu, andere Milieus einzubinden. Laschet nimmt man ab, inte­grieren zu wollen. Er ist ein Repräsentant alter christdemokratischer, rheinländischer Tugenden. Mit Friedrich Merz wird es äußerst schwierig, und Norbert Röttgen fehlt die Verankerung in der Partei.

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21 Kommentare

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  • "Richtig ist, dass sich die Partei in den letzten fünfzehn Jahren stark modernisiert hat, weiter in die Mitte gerückt ist und viele Positionen, die als heilige Kühe der Konservativen galten, geräumt hat."

    Welche denn genau? Die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze ist schon länger her...

    Die desolaten politischen Zustände in Deutschland liegen nicht zuletzt daran, dass irgendwelche Analzysten dem Volk seit Jahren die Ohren vollmüllen, die CDU/CSU sei "in die Mitte gerückt". Das ist aber eine Behauptung die so belastbar ist wie ein Spruch von Donald Trump. Stattdessen hat die CDU/CSU "die Mitte" nach rechts verschoben. den wenigen tendenziell progressiven Entscheidungen, die aber nicht auf ihrem Mist gewachsen sind (Ehe für alle, Atomausstieg, Verzicht auf Grenzschließung, NPD-Verbotsversuch) steht stets eine langfristig schwererwiegende reaktionäre bis rechtsextreme Entscheidung gegenüber (Anti-Abtreibungs-Kampagne, Kohleentschädigungen, Kürzung der Integrationsmittel, "Kampf gegen Links" als vom Merkel höchstpersönlich ausgerufenes Staatsziel).

    Ein guter Freund drückte es vor 10 Jahren - vor seiner Emigration - wie folgt aus: "In Deutschland kannst du mittlerweile ungehemmt Sachen auf offener Straße sagen, für die du vor 20 Jahren angespuckt worden wärst." Und seitdem hat sich das nicht verbessert.

    Die CDU/CSU hat in den letzten 15 Jahren im Wesentlichen eine einzige Sache gemacht: gelogen ohne jegliche Scham- und Schmerzgrenze, und einen Trumpismus durch die Hintertür zur herrschenden Doktrin gemacht: es gibt keine Debatten, es gibt nur noch schwurbelnden "Diskurs", und jede auch noch so wahnwitzige Lüge ist als "Meinung" gleichberechtigt.

  • Ach ja, eine Wette.

    Merz wird Vorsitzender, Söder wird Kanzler.



    Schwarz-Grün wird unser Land ab dem Herbst versuchen zu regieren.



    Und es wird wieder nicht gelingen, die Zukunft unserer Kinder zu sichern.

  • Es ist doch schon eine lange ausgemachte Sache zwischen CSU und CDU, dass einer von den "Dreien von der Tankstelle" den Parteivorsitz übernehmen wird, und der Tankstellenbesitzer aus Bayern ein zweites wirtschaftliches Standbein in Form eines "Taxibetriebs für grüne Politimmigranten" eröffnen wird.

    In dieser Konstellation wird unser neuer schwarz-grüner Dienstleistungsbetrieb weiterhin keine Veränderungen in Sachen Klima anbieten.



    Schließlich geht es den Damen und Herren immer wieder nur darum das eigene Einkommen zu sichern.



    Ist ja auch nicht einfacher geworden, nachdem der Umsatz an der "Tanke" zuletzt stark eingebrochen ist, und wegen den CO² Zertifikaten weiter unter wirtschaftlichem Druck steht.

    Damit stirbt die Energiewende endgültig.

  • 2G
    27871 (Profil gelöscht)

    Viele werden sich eine Frau Merkel, die sachlich statt populistisch Probleme betrachtet hat, zurückwünschen. Auch wenn sie ihr jahrelang vorgeworfen haben, sie würde etwas aussitzen, anstatt Politik zu machen.

    • @27871 (Profil gelöscht):

      Viele Leute geben ihrem Schwert einen Namen...

  • Ich freue mich auf Merz. Der wird als Merkelnachfolger bei der ersten kleinen Krise und viele anderen Gelegenheiten verglichen... und kann dem nirgends stand halten. Der wird so was von untergehen. Ich freu mich drauf. Vier Jahre schafft der noch nicht mal. Chancen als kürzester Kanzler in die Geschichte ein zu gehen. Und dann ist der Wiedergänger endgültig verschwunden.

  • Na geht doch.

    “ Die FAZ hat Merz nach seinem Angriff auf das „Partei-Establishment“ einen „Sauerland-Trump“ genannt. Wie groß ist diese Gefahr für die CDU?



    Das ist eine große Gefahr, weil sich in der rechten Mitte das Schicksal der liberalen Demokratie entscheidet. …“

    Schonn. Ich erinnere aber daran!



    Daß unser aller le chefe reporté PU - den Meister der einen einen Frage vande Fjutscher2 zu 🌑fahrt.



    Diesen Assi & Erzreaktionär aus Letzter Halt Brilon Wald Westfälisch Sibirien:



    Einen “LIBERALEN DEMOKRATEN“ 🤑Genannt hat. Echt! Ehrlich - grad noch!

    kurz - “Sie hörten den Immergriins Bayernkurier di taz! “Ein linkes Portal!“



    😂 🤠 🤡 👻 😈 👹 - 😱 - 🥳 -



    Normal •

    Na Mahlzeit

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Unter den drei Kandidaten scheint mir keiner zu sein, der neue Ideen hat, die uns Bürger wirklich nützen.

    Ausnahme F. Merz mit seinem Bierdeckel, aber davon ist ja seit langem nicht mehr die Rede.



    Das Finanzamt hat übrigens wie üblich neue Formulare herausgegeben. Mit den 16% MwSt waren sie total überfordert. Man muss sich im Internet schlau machen, wie man was wo einträgt.



    Hier muss aufgeräumt werden! TOTALVERSAGER

  • "Und die Ökologie ist eigentlich ein genuin konservatives Thema. Das Problem ist, dass die Christdemokratie sich klar zum technologie-affinen Kapitalismus bekennt – das ist eine schwierige strukturelle Spannung."



    Es kann nur gehofft werden, dass möglichst viele Konservative diesen Widerspruch sehen und entsprechend nicht CxU wählen. Das werden aber wohl die wenigsten tun. Sogar ein FFF-Aktivist & Junge Union-Mitglied gab in einer Videokonferenz bekannt, dass er die CDU wählen will. Auch bezüglich Anhänger*innen anderer politischer Strömungen erwarte ich persönlich mittlerweile nicht viel ... Was ich allerdings annehme, ist, dass eine Koalition aus CxU und Grünen keine ökologisch notwendigen Reformen verabschieden wird.

    • @Uranus:

      Noch funktioniert die Union als Macht- und Regierungsmaschinerie, ungeachtet aller politischen Widersprüche und Sinnentleerung, die sie zunehmend kennzeichnet.



      Aber wie keine andere Partei standen CDU/CSU für das Selbstverständnis, die Identität der alten Bonner Republik, trotz des zwölfjährigen sozialdemokratischen Intermezzos unter Brandt und Schmidt. Mit der Durchsetzung der Westbindung und Wiederbewaffnung hat die Union von Anfang an der Bundesrepublik ihren Stempel aufgedrückt, wohingegen die SPD mit ihrer Opposition dagegen sich konsequent auf die Verliererstrasse begeben hat.



      Nicht anders 1989/90, als CDU/CSU mit der übers Knie gebrochenen Wiedervereinigung aufs richtige Pferd gesetzt haben und die eigentlich schon verlorene Bundestagswahl noch einmal zu einem fulminanten Wahlsieg drehen konnten.



      Vielleicht erleben wir mit dem Ende der Ära Merkel nun aber den endgültigen Abgesang der Union als letzte große Volkspartei im diesem Land.

    • @Uranus:

      Na ja ... bedeutsameres als die RRG Entscheidungen auf Länderebene oder im kommunistischen Resteblock wird da sicherlich drinne sein.

  • Bravo! Das schreibe ich schon seit Monaten. Merz ist Projektionsfläche für Ewiggestrige und der Witz ist, dass er selber eigentlich gar keine Konsetvstiver ist, sondern den nur spielt, was ihm leicht fällt, weil er sich für solche gesellschaftlichen und politischen Fragen eigentlich überhaupt nicht interessiert. Merz ist einfach nur ein Neoliberaler, der auf dem konservativen Ticket reist. Er würde seine Partei in die Isolation führen, in eine selbstgemachte Gefangenschaft und später in die Spaltung. Bestenfalls würde er eine Illusion aufrechterhalten für die die CDU dann später bezahlen müsste.

    • @Benedikt Bräutigam:

      "Merz ist Projektionsfläche für Ewiggestrige" ... Der ist gut 🤣

    • @Benedikt Bräutigam:

      Sie haben es auf den Punkt getroffen hinsichtlich Ihrer Einschätzung der politischen Qualitäten des Friedrich Merz.



      Aber schauen wir auch auf die beiden anderen Kandidaten, es geht hier ja um die Führung der CDU als der letzten verbliebenen Volkspartei in diesem Land.



      Bei Laschet fällt mir nur rheinischer Katholizismus sowie bierseliger schunkelnd-tumber (Massen-)Karnevalismus ein ... ob das reicht?



      Röttgen scheint immerhin eine Idee davon zu haben, wie eine moderne konservative Partei der Zukunft aussehen könnte, ohne unter die Räder des Rechtspopulismus zu geraten ... so wie es der einst stolzen konservativen GOP in den USA derzeit widerfährt, in ihrer selbstgewählten Geiselhaft durchgeknallter Marodeure.



      Könnte sein, dass sich die CDU auf ihrem Parteitag von der Dregger-Sehnsucht leiten lässt. Der klassisch-nationalkonservative Politikertypus ist jedoch Geschichte, er ist im Dickicht zwischen Union und AfD endgültig verschollen.



      Nun, morgen werden wir mehr wissen.

  • Aus linker Perspektive wäre es geradezu ein Segen, würde die CDU der Versuchung nachgeben, Merz zum Parteivorsitzenden und möglicherweise Kanzlerkandidaten zu küren, um auf diese Weise ihr konservatives Profil zu schärfen ... und momentan sieht es sogar so aus, dass zumindest die Parteibasis entschlossen ist, dieses Eigentor tatsächlich zu schiessen.



    Und Biebricher hat Recht mit seiner Einschätzung, dass Merz in erster Linie für ein ziemlich schwiemeliges Neoliberalismus-Konzept steht und der Konservatismus dabei nur angeheftet ist. Die deutschnationalen Stahlhelmer wird die Union so jedenfalls nicht von der AfD zurückgewinnen und die Liberalen und engagierten Christen werden in Scharen davonlaufen, möglicherweise direkt in die Arme der Grünen ... das war es dann mit der CDU als Volkspartei.

    • @Abdurchdiemitte:

      "Aus linker Perspektive wäre es geradezu ein Segen, würde die CDU der Versuchung nachgeben, Merz zum Parteivorsitzenden und möglicherweise Kanzlerkandidaten zu küren, um auf diese Weise ihr konservatives Profil zu schärfen"

      Wer Merz oder überhaupt jemand anderes nötig hat um ein "scharfes" Profil zu zeigen, der hat keins.

      • @Rudolf Fissner:

        Na gut, die Merkel-CDU gleicht mehr einem Wackelpudding als einem scharfen Profil ... was vom Wähler erstaunlicherweise noch goutiert wird.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    taz: ""Aber die Hoffnung auf eine konservative Erneuerung scheint bei einem Teil der Partei vor allem auf Merz zu liegen. Wäre er der Richtige ­dafür?""

    Thomas Biebricher: ""Ich traue es ihm nicht zu. Merz ist in erster Linie eine Projektionsfläche. Er steht vor allem für einen sehr authentisch empfundenen Neoliberalismus, aber der Konservatismus scheint eher angeheftet zu sein – oder es ist ein Altherrenkonservatismus, dem ich keine große Zukunftsfähigkeit zusprechen würde.""

    ==

    Sicher bildet sich Merz als Projektionsfläche ab - seit 2002 spielt er den Anti-Merkel und seit einer Woche, als er begriffen hat das er damit nicht punkten kann ist er ins Gegenteil umgeschwenkt.

    Ich verstehe den Blackrocker nicht was er in der Politik will. Einen Sitz im Präsidium hat er abgelehnt - auf die Frage, was er machen will wenn er verliert antwortete er, dass er da sein wird wenn Ihn die CDU rufen würde. So antwortet eine Blackbox die verschleiern will was innen drin steckt.

    Röttgen profiliert sich als künftiger Außenminister, Laschet ist derjenige, der den Merkel Kurs weiterführen möchte - und Merz spielt Blackbox?

    Ich finde das gefährlich - trotzdem er davon spricht, dass er mit den Rechts(radikal)populisten nichts zu tun haben möchte. Bei einem Pappenhalter würde ich wissen wollen was auf der Pappe drauf steht und was Ihn antreibt.

    Blackrocker eben - aber das reicht für den Topjob bei weitem nicht - und mit Männern ohne Eigenschaften hat die Republikschon immer schlechte Erfahrungen gemacht.

    • @06438 (Profil gelöscht):

      Ich denke, trotz seiner irritierenden medialen Einlassungen zum CDU-Parteiestablishment, welches ihm angeblich den Triumph nicht gönnt, der vermeintliche Favorit der Parteibasis sein zu dürfen, hat Merz nicht die Chuzpe und das Format, sich in Trumpscher Manier zum rechtspopulistischen Volkstribun aufzuschwingen.

      • 0G
        06438 (Profil gelöscht)
        @Abdurchdiemitte:

        "" ...................hat Merz nicht die Chuzpe und das Format, sich in Trumpscher Manier zum rechtspopulistischen Volkstribun aufzuschwingen.""



        ==



        Nicht das Format zu haben, sich als Volkstribun aufzuschwingen, ist das Hauptmerkmal der rechtsradikalen- und rechtspopulistischen Subjekte die derzeit versuchen, parlamentarische Demokratie auszuhebeln.

        Beispiele sind Boris Johnson und Donald Trump, die beide lediglich Projektionsflächen der hinter Ihnen stehenden rechtspopulischen und rechtsextremen Bewegungen abgeben. Beide sind kräftig damit beschäftigt parlamentarische Demokratie auszuhebeln.

        Boris Johnson wurde immer als liberaler demokratischer Politiker beschrieben. (?)

        Was ist übrig geblieben? Ein willfähriges Werkzeug und schräger Popanz ultrarechtsnationaler Zirkel die sich nicht zu schade sind, Rechtsradikalpopulisten für Ihre Demagogie einzusetzen.

        Damit möchte ich niemandem etwas unterstellen was ich nicht beweisen kann - auch gegenüber Merz nicht.

        Aber Ihr Einwand hätte mich sicher nicht weniger besorgt gemacht - wenn Laschet nicht die Wahl zum Parteivorsitzenden gewonnen hätte.

        • @06438 (Profil gelöscht):

          Es ist schon mal erstaunlich, wie intensiv man sich auf der linken Seite momentan Gedanken über das Wohlergehen und die Zukunft der CDU macht ... ich selbst nehme mich da nicht aus. Was das wohl bedeuten mag?



          Aber soll ich jetzt dankbar sein, dass Laschet das Rennen gemacht hat und nicht Merz? Wäre das möglicherweise ein Argument, die GroKo fortzusetzen oder Schwarz-Grün zu favorisieren? Die Wahl zwischen Pest und Cholera, weil alles, was nach oder statt Laschet käme, nur noch schlimmer wäre? Etwa Union, AfD und FDP.