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FDP-Chef wirft Generalsekretärin rausMann, Mann, Mann

Jasmin Kalarickal
Kommentar von Jasmin Kalarickal

FPD-Chef Christian Lindner lässt Generalsekretärin Linda Teuteberg fallen. Das zeigt das Problem der Partei: Alle Macht konzentriert sich auf ihn.

Begeisterung sieht anders aus, der neue Generalsekretär Volker Wissing bei seiner Vorstellung Foto: Wolfgang Kumm/dpa

F DP-Parteichef Christian Lindner will seine Generalsekretärin Linda Teuteberg abservieren. Auf dem Parteitag im September soll sie ihren Posten räumen. Diese Nachricht spiegelt alle Probleme wider, mit denen die FDP, die in Umfragen um 5 Prozent herumdümpelt, derzeit zu kämpfen hat. Es ist bezeichnend, dass in der Männerpartei, die sich gegen die Quote sperrt, ausgerechnet eine der wenigen Frauen als Schuldige ausgemacht wird.

Linda Teuteberg, die erst im April 2019 mit großer Mehrheit zur Generalsekretärin gewählt wurde, gilt als gute Fachfrau; ihr wird aber immer wieder vorgeworfen, für den Posten zu zurückhaltend zu sein. Doch das hätte Lindner auch vorher wissen können.

Zudem wirkt der als Nachfolger gehandelte rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Volker Wissing nicht gerade charismatischer. Doch mit ihm ist die FDP 2016 in Rheinland-Pfalz wieder in den Landtag und in die Regierung zurückgekehrt – aber dieses Szenario lässt sich nicht ohne Weiteres auf die Bundesebene übertragen.

Denn der Streit um den Posten der/des Generalsekretär*in offenbart das strukturelle Problem der Partei, dass sich alle Macht auf Lindner als Partei- und Fraktionsvorsitzenden konzentriert. Vergeblich versucht die FDP, von der One-Man-Show wegzukommen. Doch das wird Lindner nicht durch Personalaustausch und neues Personal gelingen. Denn er selbst ist das Problem.

Sein Niedergang begann, als er 2017 die mögliche Jamaika-Koalition platzen ließ und damit auf eine tatsächliche Machtoption verzichtete. Seither glänzen Lindner und seine FDP wenig mit Inhalten. Gerade in der Corona­krise, in der viele Menschen auf Staatshilfe angewiesen sind, ist eine neoliberale Partei nicht überzeugend.

Zudem blinkt Lindner gelegentlich nach rechts, so etwa, als er sich 2018 um den gesellschaftlichen Frieden beim Bäcker sorgte, wenn dort jemand in „gebrochenem Deutsch“ Brötchen bestellt. Das Desaster in Thüringen, als sich Thomas Kemmerich mit Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten hat wählen lassen, war so gesehen nur ein Symptom des Kurses, den Lindner fährt.

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Jasmin Kalarickal
Redakteurin
Jahrgang 1984, ist Redakteurin im Parlamentsbüro der taz.
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19 Kommentare

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  • "...ihr wird aber immer wieder vorgeworfen, für den Posten zu zurückhaltend zu sein. Doch das hätte Lindner auch vorher wissen können."

    Einerseits wird der FDP vorgeworfen, dass sie keine Quote hat (die ihr auch wesensfremd wäre). Andererseits soll Lindner es nicht mal mit einer Frau als Generalsekretärin probieren dürfen, auch wenn die absehbar gewisse Risiken mit sich bringt?

    Das passt nicht zusammen. Mit Quote hätte er in gleicher Situation erst recht die "Katze im Sack" nehmen müssen, denn da hätte er gar nicht die Wahl gehabt, stattdessen einen Mann zu berufen. Der Unterschied wäre nur, dass auch nachdem er eingesehen hätte, dass es wohl nicht so richtig mit Frau Teuteberg klappt, an ihr hätte festhalten müssen, bis er eine andere Frau gefunden hätte, die es vielleicht besser kann.

  • Zwei Zeilen zu Teuteberg :-)

    Mann, Mann, Mann, Frau Karlarickal. Der Nachruf ist bezeichnend kurz.

  • d.h. wenn jemand inkompetent ist, soll er nicht seinen Job verlassen, weil er ne Frau ist? hab Zweifel, dass das zur Wertschätzung von Frauen beiträgt.

    • @Usch Bert:

      Beitreten.

      Das sind so wenige.



      Da fällt auch kompetent für Sie was ab.



      Gellewelle&Wollnichwoll - servíce



      Gern&Dannichfür 🥳

  • Euch ist schon bewusst, dass die Weltanschauung Teutebergs neoliberal, klassistisch und menschenverachtend ist? Vergesst ihr eigentlich jede Äußerung, sobald es sich um eine Frau handelt und man sich dem Geschlechterkampf widmen kann?



    Teuteberg zu verteidigen und zu bemitleiden kann doch nicht euer Ernst sein.

  • Eine Empfehlung an empfindsame Gemüter, den Beitrag



    vielleicht besser nicht zu lesen.



    Der Kommentar erwähnt im ersten Satz den Namen des F.D.P-Vorsitzenden. Im zweiten Satz kommt das Membrum virile vor, das männliches Glied.

    Jetzt verstehen wir, welches Ziel der Lindner-Wahlverein mit dem Wort "Freie" im Firmennamen verfolgt: frei von führenden Frauen. (...)







    Beitrag wurde bearbeitet. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.



    Die Moderation

  • Auf den Lindner, mehr Politikerdarsteller denn Politiker, konzentriert sich doch keine wirkliche Macht. Die FDP braucht niemand mehr, selbst die CDU wünscht sich keine Koalition mehr mit ihr, mehr noch, sie blickt auf sie herab. Die FDP ist ein Witz. Und der einzige Grund warum der Lindner so lange schon an der FDP- Spitze steht, ist, weil es kein anderer machen will (und weil wohl auch kaum noch jemand da ist, der es machen könnte) und eine der wenigen, die einen halbwegs guten Eindruck macht (mal abgesehen davon, dass die bei der FDP ist und deren "Programm" vertritt) jagt der Lindner vom Hof, wahrscheinlich nur um zu zeigen, dass er als Parteichef noch irgendwas entscheidet. Blöd. Herr Lindner hören Sie mit dieser Qual auf, und lösen sie die Partei endlich auf. Selbst als Nicht- FDP- Wähler wird das einem irgendwann zu viel.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - Tüppfchenpartei RFD.P.

    ” taz zum Gruße.







    Dass ich das nochmal wiederverwerten darf:



    "Heut wird es wieder klar:



    Der Lindner ist kein Star.



    Er war ein Avatar-



    verkäufer für ein Jahr.



    Es könnte noch viel besser sein.



    Mein Wunsch ist wie die FDP - ganz klein:



    "Was einst die KfW Dir gab,



    das ruht schon im Millionengrab.



    Versenk dort auch die FDP,



    damit ich die nie wiederseh."

    kurz - Das ist doch mal so fein gesagt.



    Daß nicht nur ich - anschließ sich magt.

  • Eine rundum gute Nachricht. Alles was dieser unappetitlichen Partei schadet, ist ein gutes Heilmittel vom psychopathologischen Neoliberalismus, der den Antikommunismus vollständig ersetzen will.

    "Das Einzige, worauf man sich bei dieser Partei verlassen kann, ist ihre Gewissenlosigkeit." Franz-Josef Strauss (CSU)

    Doch das bürgerliche Volk braucht stets einen Glauben, mag er noch so sektiererisch sein, er wird durchgehalten bis in den Untergang. Schon oft fantasierten "Politiker" von der Schlacht in Berlin, die den Sieg bringen wird.

  • "Männerpartei, die sich gegen die Quote sperrt"?

    Ja, es ist vorwiegend eine 'Männerpartei' - es treten zu wenig Frauen in die FDP ein.

    Der Frauenenteil in der FDP beträgt 23,7 %.



    Der Frauenanteil in der FDP-Bundestagsfraktion beträgt 22,5%.



    Also nur eine geringfügige Unterrepräsentation.

    Es wird so oft ausgeblendet: Der Anteil der Frauen in der Partei wäre der entscheidende Vergeichsmaßstab für eine Quote. Alles andere wäre ungerecht.

  • Nu seid mal nich so streng.

    Der Lümmel von der letzten Bank.



    Is aus Wermelskirchen.



    Damit ist er & die FDP & sein Superperformerhyper doch mehr als genug gestraft. Wollnichwoll.



    & Wer auf solche Luftnummern setzt!!!



    “ CHRISTIAN LINDNER



    Schöner scheitern mit dem FDP-Chef



    VON JONAS JANSEN



    Christian Lindner hat vor 15 Jahren eine Start-up-Firma in den Sand gesetzt. Heute macht er darüber Witze, wie jetzt auf der „Fuckup-Night“ in Frankfurt. Seine Story hilft ihm fürs eigene Profil.



    www.faz.net/aktuel...gmbh-14107421.html

    Der hat es doch - einschließlich unseres Herrn Chefreporter Au & Tor di taz!!!



    Nun wirklich nicht besser verdient.



    Der Bayernkurier Immergriiens di taz -



    Als Sidekick hat auch nicht ein dscheden



    Nich wahr - “Alter Blödmann“ (PU sei Perle blickts - echt getz mal!!!;)

    • @Lowandorder:

      Andererseits, dieser Verdacht: Auf der start-up Story reiten mit Vorliebe Leute rum, die in ihrem ganzen Leben nie was selbstständig und unbegrenzt zustande gebracht haben, außer den ausgedienten Fahrradanhänger auf dem Kinderladenflohmarkt losgeworden zu sein.



      Jede*r Hausbesetzer*in wusste, Projekte gehen auch mal schief. Drum: Mehr Sportsgeist bitte.

      • @Heide Gehr:

        Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - himself -

        “ Hausbesetzer, Hausbesitzer, Porscheflitzer.







        "Auf der start-up Story reiten mit Vorliebe Leute rum, die in ihrem ganzen Leben nie was selbstständig und unbegrenzt zustande gebracht haben, "



        Dett wüsst ick aber. Es sind Menschen, die es mit eigenem Geld und eigener Arbeit (Unternehmerthum zähle ich mal zur Arbeit), die nach reiner FDP-Lehre handeln, die doch heißt: "Kein Geld vom Staat (nehmen)." Aber mit der Geschmeidigkeit und dem Rückgrat einer Nacktschnecke schafft Mann es auch von Wehrdienstverweiger zum Hauptmann der Reserve.







        Können Sie nicht nochmal den Alexis Sorbas einblenden? "Chef, hast Du jemals ..." Aber immer.

        kurz - m.youtube.com/watch?v=YZVcAQsLrbw - servíce -

      • @Heide Gehr:

        Da werden sich die fazis ja schwer abgemalt finden. - 😂 -

        ps zarte Frage so ganz sportlich:



        Sind ehna da vllt a weng die Dimensionen durcheinandergeraten?



        Sorry. Frag ja nur.

  • Stimmt sie passt da nicht hin... bei FDP denkt man an große Klappe und unfähig... aber nicht an Teuteberg. Eigentlich brauchen die keinen Generalsekretär... Lindner, Lambsdorff und Co. füllen die Positionen oberhalb ihres Levels an Inkompetenz bereits zu 100% aus - da fallen andere Underperformer daneben kaum noch auf

  • Die FDP krankt keineswegs nur daran, dass Lindner niemanden neben sich duldet. Vor allem geht sie daran zugrunde, dass sie keine Inhalte mehr hat und über puren Lobbyismus hinaus nur noch Freiheitsgeschwafel zu bieten hat das auch von Neurechten Wirrköpfen stammen könnte.

  • Das Desaster in Thüringen war in der Tat "nur ein Symptom des Kurses, den Lindner fährt". Er hätte die Aktion bleiben lassen oder durchziehen sollen, aber mittendrin einknicken - das ist wirklich Charakterschwäche und die kennzeichnet die FDP heute durchgehend. So wird das nichts, Herr Lindner. Und, Leute rausschmeissen hilft hier auch nicht wirklich.

    • @Gerald Müller:

      Ich denke auch, dass Lindner mittlerweile das zentrale Problem der FDP geworden ist. Er war ja nie die beste Wahl, aber der Wiedereinzug in den Bundestag hat ihm (unverdient?) einen Erfolg spendiert, die ihn kritiklos hat werden lassen. Die FDP hat auf viele Themen zögerlich oder widersprüchlich reagiert. Dieser Wankelmut von Lindner ist politisch tödlich.

      • @TazTiz:

        Das Lindner nicht an übermäßigen Selbstzweifeln leidet, wird wohl kaum jemand - ihn eingeschlossen - bestreiten. Das unterscheidet ihn aber nicht von der Mehrzahl aller Spitzenpolitiker, weder den heutigen noch jenen, denen man heute gerne nachweint.

        Seine Rolle ist sicher auch Symptom der personellen Schwäche der FDP. Er hätte in der Vergangenheit wahrscheinlich gerne etwas weniger den Alleinunterhalter gegeben und vor allem auch mehr Frauen in exponierte Positionen gebracht. Einzig musste er die eben da auch regelrecht hintragen, und sie blamierten sich entweder (Pieper) oder verschwanden bei nächster Gelegenheit wieder in ihren lauschigen Landesverbänden (Suding & Co.).

        Wohlwollend ausgedrückt: Der Narzissmus, ohne den nur Wenige auskommen, die es ganz nach oben schaffen, fehlt offenbar bei der FDP - abgesehen vom Bundesvorsitzenden und dem einen oder anderen Landeschef - etwas. Leider fehlt es aber eben auch an Kräften, die wirklich etwas reißen könnten oder wollten.