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Hamsterkäufe und CoronaDas dünne Eis der Zivilisation

Kaum passiert Ungewohntes, schaltet der Mensch auf Hamstermodus und Herdentrieb. Irrational ist das, vielleicht nutzlos – aber es hat Tradition.

Hamstern ist die Grundlage der Zivilisation Foto: Kerstin Hinze/imago

Das war vielleicht ein bisschen voreilig: Nach Mauerfall und Ende des Kalten Kriegs löste Berlin 1990 die sogenannte Senatsreserve auf. Immerhin gut vierzig Jahre lang hatte die Stadt genug Lebensmittel und Brennstoffe eingelagert, um auch im Blockade-Fall ein halbes Jahr „normales Leben“ – was immer das in Berlin auch heißen soll – aufrechtzuerhalten. Um die vier Millionen Tonnen Dauergut wurden auf über 700 Lager verteilt, bis niemand mehr fürchtete, dass der Russe noch kommt.

Dafür naht nun ein neuer Feind aus dem ganz fernen Osten. Das Coronavirus SARS-CoV-2 steht vor den Toren der Stadt, aber die Senatsreserve ist leer. Da nehmen die Leute ihr Schicksal eben selbst in die Hand. Leere Regale bei Mehl, Nudeln und natürlich Desinfektionsmitteln, Atemschutz gibt es sowieso nirgends mehr, ein „Comeback für Büchsenbrot dank Coronavirus“, meldet die dpa. „Büchsenbrot? Dann lieber sterben!“, mag man nun zu Recht denken, aber die Leute greifen trotzdem zu.

30 bis 40 Prozent Umsatzsteigerung meldeten Supermärkte in Berlin und Brandenburg in der vergangenen Woche. Auch der WDR berichtet aus dem virusinfizierten Nordrhein-Westfalen über leergekaufte Regale – und das zu Beginn der Fastenzeit! Da muss schon ordentlich beschwichtigt werden, etwa vom Landesgesundheitsministerium: „Von Hamsterkäufen ist abzuraten, da mit Lebensmittelknappheiten nicht zu rechnen ist.“ Außer vielleicht bei Büchsenbrot.

Wohl aber zu rechnen ist offenbar mit anderen Notständen, denn die Sprecherin schiebt gleich hinterher: „Nicht zu empfehlen ist die Bevorratung von Atemmasken, Medikamenten oder Desinfektionsmitteln, da diese dann für andere, wirklich Bedürftige nicht zur Verfügung stehen.“

Omas Vorratskeller

Das Hamstern steht also nicht gerade im besten Ruf. Lange Jahrzehnte war es bei uns vollkommen unnötig, es war etwas für die Opfer der Mangelwirtschaft in der DDR, die halt kaufen mussten, was immer sie zufällig gerade mal bekommen konnten, ganz unabhängig vom akuten Bedarf. Im Westen belustigte man sich derweil über Omas Vorratskeller mit den Einweckgläsern, die ausgereicht hätten, einen langen Kriegswinter zu überstehen.

Da wirkt es dann doch verstörend, wenn die Behörden in Heinsberg jetzt plötzlich anordnen, die unter Quarantäne gestellten Kontaktpersonen der Virusopfer mögen sich bitte Lebensmittel von Verwandten oder Freunden vor die Tür stellen lassen. Wie bitte? Die bringt doch der Pizza-Bote! Jetzt soll man allen Ernstes die Schwiegermutter bitten, einem Spagetti zu kaufen? Immerhin: Wenigstens darf man sie nicht reinlassen.

Das Eis der Zivilisation ist dünner, als wir im Alltag denken. Sobald etwas Ungewohntes, nicht sicher Einzuschätzendes passiert, bemerken wir, dass wir nicht wissen, wie lange es uns trägt. Und herrscht nicht überall schon Tauwetter? Wenn alle die Nudelregale stürmen, sichert man sich lieber auch seinen Anteil. Wenn alle mit Atemmasken rumlaufen, wird schon irgendwas dran sein. Entsprechend warnen Ökonomen bereits vor gefährlichem „Herdenverhalten“, das sich angesichts des schockierenden Anblicks leerer Regale immer weiter selbst befeuere.

Funzelfreunde und Spinner

Moderne Hamsterkäufe sind ein Ausdruck dieser Unsicherheiten. Schon bei der letzten Sars-Epidemie wurden hierzulande Medikamente gehortet, obwohl es in Deutschland letztlich nur zu einer Handvoll Fälle kam. Ähnlich bedrohlich erschien vielen das von der EU verordnete Aus für Glühbirnen im Jahr 2012 – noch heute zehren Funzelfreunde von den Vorräten, die sie damals aufgekauft haben.

Die Könige des Hamsterns aber sind die Prepper. Als extremistische Spinner verlacht, rüsten sie sich seit Jahren generalstabsmäßig für Tag X, der je nach psychisch-politischer Disposition ausgelöst wird vom nächsten Virus, dem Einschlag eines Kometen, der Landung der Außerirdischen oder einem durch die Umvolkungspläne der Geheimregierung heraufbeschworenen Bürgerkrieg. Um gewappnet zu sein, legen sie sich unterirdische Vorratsräume an und stopfen sie voll mit Survival-Food, Waffen und Brennstoffen.

Wem das zu anstrengend ist, der bestellt im spezialisierten Fachhandel gleich die passenden Komplettpakete. Etwa beim Kopp-Verlag („Bücher, die Ihnen die Augen öffnen“) den „Fluchtrucksack mit Regenponcho“, Werbespruch: „Jederzeit bereit!“ (wird häufig zusammen gekauft mit „Tactical Foodpack Reis mit Schweinefleisch“ – so ist das Überlebensnotwendigste gesichert, selbst wenn der Moslem das Land übernommen hat).

Dabei war das Hamstern – also das Anlegen von Vorräten über den aktuellen Bedarf hinaus – einst höchst rational und letztlich die Grundlage unserer Zivilisation. Der Schritt vom Jäger und Sammler zum sesshaften, Landwirtschaft betreibenden und energieeffiziente Townhouses in die Gegend stellenden Menschen wäre ohne Vorratshaltung undenkbar gewesen. Erst der Kornspeicher ermöglichte das Ausharren an einem Ort auch jenseits von Vegetationsperiode und Erntesaison sowie das Überstehen ungünstiger Jahreszeiten. Selbst Mäuseschöngeist Frederick wäre ohne seine Prepper-Kumpels trotz aller Farben nicht über den Winter gekommen.

Volle Backen

Genau deshalb hamstert auch der Hamster. Die putzigen Nager aus der Familie der Wühler leben in Steppengebieten mit harten Wintern. Um die zu überstehen, legen sie Depots an, und weil die Zeit der reifen Ähren kurz ist, müssen die möglichst effizient und zackig befüllt werden. Wenn es also so weit ist, verliert der Hamster keine Zeit mit unnötigem Hin- und Hergerenne, sondern stopft sich mangels Ikea-Taschen die extrem dehnbaren Backen voll, um pro Einholtour so viel wie möglich nach Hause zu schaffen.

Genauso machten es auch die Menschen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Versorgung am Boden lag. Sie fuhren mit der Eisenbahn aufs Land, wo Lebensmittel erzeugt wurden, und kehrten voll bepackt in die zerstörten Städte zurück – mit „Hamsterfahrten“ etablierte sich ein eigener Begriff dafür.

An die echten Hamster allerdings kam auch die eifrigste Trümmerfrau nicht heran. Ein Feldhamster etwa rafft im Spätsommer rund 5 Kilo Nahrung zusammen. Das ist immerhin das Zehnfache seines eigenen Gewichts. Und er kann gar nicht damit aufhören. Wenn die Umweltbedingungen es zulassen, sammelt er immer weiter – bis zu 50 Kilo in einer Saison sind dokumentiert.

Auch andere Tiere schaffen gut was ran. Der Eichelhäher etwa häuft in einer Saison einen Vorrat von mehreren tausend Eicheln für den Winter an. Sein Verwandter, der Tannenhäher, setzt auf großflächige Verteilung: Er richtet bis zu 10.000 Depots für die von ihm favorisierten Samen der Zirbelkiefer ein. Davon findet der Gedächtniskünstler sogar 80 Prozent wieder – während wir vor dem Verlassen der Wohnung für jeden Hamsterkauf fluchend suchen, wo wir den verdammten Schlüssel hingelegt haben.

Wechselwarme Gleichgültigkeit

Gegen die Superhamsterer im Tierreich nehmen sich die Hinweise des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe bescheiden aus. Die Behörde empfiehlt, einen Vorrat anzulegen, um im Notfall zehn Tage autark über die Runden zu kommen. Neben 4 Kilo Gemüse und Hülsenfrüchten sollen auch 2,5 Kilo Obst und Nüsse, 2,6 Kilo Milch und Milchprodukte, 1,5 Kilo Fisch, Fleisch oder Eier sowie 20 Liter Mineralwasser pro Person eingelagert werden.

Was allerdings für einen Vier-Personen-Haushalt bereits ein Hamsterwasservolumen von 80 Litern bedeutet – nebst gut 40 Kilo Lebensmitteln. Man sollte also erwägen, zusätzlich noch Wohnraum zu hamstern.

Vielleicht ist das ganze Gehamstere aber auch einfach nur Ausdruck eines evolutionären Irrwegs. Ganz entspannt dösen Python und Krokodil schlechten Zeiten entgegen. Dank ihres Stoffwechsels können sie auch ein, zwei Jahre lang ganz auf Nahrung verzichten und einfach mal Ruhe geben. Vielleicht liegt es ja daran, dass Wechselwarme schon ein paar dutzend Millionen Jahre länger im Geschäft sind als die dauernd hektisch herumsumsenden Warmblüter. Nach so einer Ruheperiode jedenfalls ist draußen garantiert jede Viruswelle längst wieder verklungen.

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30 Kommentare

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  • Gleich vorweg ich bin Legastenikerin, es geht um den Inhalt.Mich ärgert es das Hamstern gleichgesetzt wird mit Egoismus. Jetzt einen gewissen Vorrat schafen schützt andere, weil in der Anfangszeit der Ansteckungsgefahr, dann nicht so viele Einkaufen gehen. Etwa 60 % sind ausscheider ohne Krankheitanzeichen.Genau so wie Masken andere schützen . Nicht ich schütze mich damit, sondern ich andere Menschen. Wir haben aber nicht genug Masken ( schlecht vorbereitet). Hände waschen ist gegen Bakterien nicht gegen Viren. Man sollte beides tun waschen und desinfizieren. Man sollte 14 Tage so wenig wie möglich raus gehen und einfach mal mit sich sein und da ist Vorrat gut. Nicht weil ich Angst habe sondern aus verantwortung den Menschen gegenüber, besonders die im Krankenhaus arbeiten unser System schaft das sonst nicht. Hier liegt ein anderes Hamstern vor Ich Ich Ich will auf nichts verzichten. will zum Fußball, will in den Urlaub. Gebe meineMenschlichkeit ab. Das macht mir zu schafen.

  • Zitat KUNZ: Also müssen wir damit rechnen, dass das Coronavirus das Leitungswasser befällt und dann auch noch die Energieversorgung, sodass wir auch kein Leitungswasser mehr abkochen können? Und warum hamstert dann alle Welt Nudeln, die wir ohne Strom nicht mehr kochen können? Ach du grüne Neune, wir werden alle verhungern!

    Das ist ja das kuriose :) Wozu dann all das Klopapier?

    Ist der Plan sich durch Lieferando versorgen zu lassen? Soll der Lieferbote draussen rumlaufen, während ich selbst auf der Netflixcouch sitze?

    Wo ist da das Risiko minimiert? Wenn ich mir etwas eingefangen habe, war ich zuvor meist entweder auf einer Flugreise oder im Restaurant.

  • ...wenn alle hamstern bleibt später viel liegen. Omas Kompott hatte auch anderer ernährt. Dein Hamsterlager übernehme ich! ;-)

  • Wenn der Mensch ein dummes Herdentier wäre, hätte er nicht Jahrtausende überlebt. Ein bisschen mehr Respekt vor unseren Ahnen!!!

    • @Sozialdemokratie:

      wenn herdentiere dumm wären hätten sie nicht jahrtausende überlebt. ein bisschen mehr respekt vor unsren herdentieren!!!

  • Ich bin gespannt, wie sich in solchen Situationen die besonders "sozial" eingestellten Mitbürger verhalten, die kaum eine Möglichkeit auslassen anderen mitzuteilen, was für ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden sie haben und wie gerne sie doch mit anderen teilen.



    Meine Erfahrung bis dato in der Nachbarschaft ist: Gerade die stehen ganz weit vorne, wenn es um Hamsterkäufe geht und um Abschottung, sich keine Mikroben einzufangen.........



    Vielleicht sollten wir öfter Krisen bekommen, damit sich einige wieder mehr erden können.

  • Ich möchte in diesem Zusammenhang an den Katstrophen-Winter 1978/79 erinnern, als in weiten Teilen Deutschlands über Tage hinweg jedwedde Invrastruktur zusammen gebrochen war.

    de.wikipedia.org/w...rddeutschland_1978

    Wohl demjenigen, der damals einen Vorrat hatte. Und da war die DDR - das muß einfach mal gesagt werden, wie es ist - gegenüber Westdeutschland mal im Vorteil ...

  • Es kommt mir vor, als hätten alle Irrenhäuser dieser Welt gemeinsam Ausgang bekommen. Wer im Supermarkt auch nur einmal niesen oder husten muss, wird von mindestens 20 Leuten angestarrt, als hätte man gerade versucht sie umzubringen. Wir haben wie immer unseren 2 Wochen Großeinkauf gemacht (die Dinge, wo man ständig braucht) und wurden sofort von einigen Leuten als "Hamsterkäufer" beschuldigt und mehrfach beleidigt. Als wir in der Apotheke (wie immer) 2 Packungen Ibuprofen kaufen wollten (Bandscheibenprobleme), zischte eine Frau hinter uns, dass man keine Bevorratungskäufe machen soll.



    Dieser Virus zeigt nicht nur die Unfähigkeit unserer Politiker. Es zeigt auch, dass unser Gesundheitssystem nicht auf so was vorbereitet war. Aber vor allem zeigt es die wirklich dunkle Seite von einem Großteil der Bevölkerung. Wer immer noch glaubt, im großen Katastrophenfall würden wir alle zusammenhalten und teilen, der glaubt auch sicherlich noch an den Weihnachtsmann.

  • Mich verwundern Hamsterkäufe überhaupt nicht. In letzter Zeit haben Medien nahezu dazu aufgerufen zu Hamstern. Wer die Gesellschaft steuert sieht am Ende auch das Ergebnis. - leere Regale in den Geschäften.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Als Armutsrentner eine persönliche Anmerkung zu den derzeitigen Hamsterkäufen:

    Dass die große Masse noch nie ein Sammelbecken für Klugheiten aller Art war, ist eine Binse.

    Dass ich - mangels finanzieller Masse und gesundheitlicher Probleme - bar solcher Sorgen bin, wie ich horten kann, ist wohl das Gute im Schlechten.

    So gilt: die Gedanken sind frei ...

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Hab die Nudeln vor vier Wochen gehamstert. Jetzt sind sie fast schon alle.



    Klopapier gibt's nicht mehr. Diebtaz von gestern reicht auch

  • Ich hatte heute Lust auf Spagetti. Nach dem dritten Supermarkt mit leeren Nudelregalen habe ich aufgegeben. Vor zwei Tagen weigerte sich jemand mir die Hand zu geben. Als ich zum Spaß leicht hustete hat er fast eine Panikattacke bekommen. In Hannover ist noch kein Fall bekannt. Die Leute sollen mal wieder runter kommen. Die Unfähigkeit der Leute real Gefahren einzuschätzen, grenzt an Lächerlichkeit. Das ist nicht Ebola.

    • @Andreas J:

      Echt? Keine Spaghetti? Auch nicht im 3. Laden? Das glaube ich nicht ...

      • @TazTiz:

        Dann lassen sie es. In dem Supermarkt bei mir um die Ecke waren die schon am Freitag ausverkauft und am Montag Nachmittag wieder. Ich habe die Angestellten gefragt, die hatten zwischendurch neue Ware aufgefüllt.

    • @Andreas J:

      "Vor zwei Tagen weigerte sich jemand mir die Hand zu geben."

      Wollen Sie das erzwingen? Was ist so falsch, sich an einfache Vorsichtsregeln zu halten? Mit Panik hat das nichts zu tun.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ja und Nein.



        Ich sehe es völlig ein, wenn mir eine Lehrerin am Elternsprechtag den Handschlag verweigert. Sie hat ständig andere Leute vor sich, dazwischen kaum Zeit für Handhygiene. Hier macht es Sinn im aktuellen Fall es mal bei einer freundlichen Begrüßung ohne Kontakt zu bleiben.



        Wenn mir aber ein Familienmitglied eine Umarmung verweigert, das zu einer Familienfeier kommt wo man mit mindestens 10 Menschen um einen Tisch den Nachmittag zusammen verbringt, die gleichen Türklinken anfasst u.s.w. dann ist das durchaus irrational. Vor allem wenn es diese Person dann auf der anderen Seite nicht für nötig hält die Hände bei Ankunft zu waschen.



        Ist immer eine Frage der Situation. Eine Gewisse Vorsicht und erhöhte Hygiene ist gut, aber es gibt da auch schon genug Vögel die unnötig panisch und dadurch am Ende sogar falsch reagieren.

  • gut gesagt! a bisserl mehr gelassenheit schid net! dange!!

  • 20 Liter Flaschenwasser pro Person? Also müssen wir damit rechnen, dass das Coronavirus das Leitungswasser befällt und dann auch noch die Energieversorgung, sodass wir auch kein Leitungswasser mehr abkochen können? Und warum hamstert dann alle Welt Nudeln, die wir ohne Strom nicht mehr kochen können? Ach du grüne Neune, wir werden alle verhungern!

    • @Kunz:

      Die Notfallbevorratung des Bundesamtes bezieht sich her auf Katastrophenfälle mit weit reichendem Stromausfall. In diesem Fall wären die Wasserwerke nicht mehr funktionsfähig und mit Leitungswasser ist vorbei. Dafür ist der Vorrat an Wasser gedacht. Im Coronafall ist das völlig irrelevant.

  • Es ist also irrational den Empfehlungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutze zu folgen?



    In Berlin hatte doch eh niemand den empfohlenen 10-Tages-Vorrat zu Hause. Das holen jetzt halt alle nach und dann ist auch mal das eine oder andere Regal leer.

    Mit Panik hat das nichts zu tun. Wenn man das als panisches Herdenverhalten bezeichnet schürt man am Ende nur die Angst vor der Panik (der Anderen). Das ist aber eine unbegründete Angst, selbst in Katastrophenfällen ist Panik im Sinne von irrationalem, falschem Verhalten extrem selten.

    Journalisten sehen zum Beispiel eine flüchtende Menschenmenge und schreiben „Panik“. In vielen Fällen ist das aber eine Zuschreibung von außen. Meist verhalten sich die Leute IN den Situationen nicht nur richtig, sondern zeigen auch starkes kooperatives Verhalten.

  • taz-Autoren leben nicht am Land, wo Überschwemmungen, Stürme, Schneelawinen und Muren die Region regelmäßig für Tage isolieren. Wer darüber hinaus schon einmal eine echte Influenza-Grippe gehabt hat, ist froh über Kompott und Fertigsuppe in Greifnähe. Leute, die meinen, die öffentliche Ordnung der Merkelregierung sei nicht ewig, sind natürlich alles Idioten. Die Ölkrise in den 70ern, der Fall der UdSSR und diverse Wirbelstürme in den USA haben zwar gezeigt, dass Katastrophen möglich sind, aber die taz-Leser sollen im Glauben gehalten werden, dass Amazon und die Pizzadienste im Krisenfall mit dem Hubschrauber liefern.

  • Der morderne Bürger wie er leibt und lebt. Lebenstüchtigkeit, also echte Risiken überhaupt von scheinbaren zu untescheiden muss man wohl erst wieder lernen.

  • Hamstern ist doch ganz nett für die Wirtschaft.

    Und wenn der Lieferengpass ausbleibt esse ich halt 40 Kilo Corned Beef in den Mittagspausen verteilt über zwei Jahre. Das sind nur 133 Dosen. Und 2.000 Liter Mineralwasser sind auch ne Weile haltbar. Ist doch alles halb so wild.

    Der einzign Institution, welcher ich bei der Versorgung noch weniger traue als dem Innenministerium ist der Berliner Senat.

  • " Die Behörde empfiehlt, einen Vorrat anzulegen, um im Notfall zehn Tage autark über die Runden zu kommen."

    Ist ja auch vernünftig. Allerdings scheinen mir die Mengen eher für Vielfrasse ausgelegt.

    Jetzt haben scheinbar viele Leute erst gemerkt, dass sie nichts zu Hause haben :-)

  • Made my Day, der mit Abstand beste Artikel zu diesem Thema heute.

  • Ich finde, dass die Menschen gemessen an der Hysterie in unserer Presselandschaft noch geradezu gelassen reagieren.

    • @insLot:

      Ja gut, die sind aber auch nicht für die Auflagen verantwortlich.

      Verantwortlich ist der, der vor den Schlagzeilen Angst hat. Und das ist unser aller Problem.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Der Reptilienforscher und Froschkenner zum Thema 'Zweibeinige Schmeißfliegen und Hamster'.

    Was den "evolutionären Irrweg" angeht: ungeteilte Zustimmung, Herr Werning. Diese Zivilisation befindet sich bereits im Rückwärtsmodus. Kein Problem, wenn die Bremsen gut funktionieren. Beim Rückwärtsfahren darf uns der beste US-Präsident aller Zeiten mit dem fortwährenden Küssen der Flagge beglücken. Das haben selbst Monty Python so nicht geschafft. (Höchstens mit der Ko**szene.)

    Haben wir uns nicht alle, der Eine mehr, die Andere weniger, danach gesehnt, dass dieses ungehemmte quantitative Wachstum bei qualitativer Verödung ein Ende findet? Wäre schön, wenn es dies jetzt wäre.

    Ein ungeahnter Frieden ging über meine Gesichtslandschaft, als ich die heutigen Sattelitenbilder von China erspähte. Die Chinesen dürfen endlich mal frei atmen. Welch eine Dramaturgie - frei von Drama.

    In den eigenen vier Wänden mag manch Einer zu Zeiten des extremen Klimawandels erstunken sein, erfroren eher selten.

    Ich bin in diesen Tagen ein Privilegierter: als faule Socke kann ich hemmungslos zuhause abhängen und mich dabei noch für meine Soziabilität feiern lassen. Mit dem Hamstern bei Armutsrentnern gibt es naturgemäß enge Grenzen. Ich müsste höchstens mal einen Antrag beim Amt wegen Sonderausgaben §§0815 stellen.

    Ansonsten gilt: You can't also get, what you want. (Steinmeier, Steinbrück & Cie.)

    Danke, Coronavirus. Küsschen.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      "Zivilisation" ist kein Irrweg der Evolution, sondern Ausdruck der schlimmsten Krankheit überhaupt: "Kollektive Neurose". Heilbar.Uns mangelt es nur an wahrheitsgemäßer Aufklärung.

  • Und die Moral von der Geschicht',



    die erzählt uns Heiko nicht :)