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Geplante Tesla-Fabrik bei BerlinBrandenburg tritt auf die Bremse

Der E-Autobauer Tesla will Milliarden in eine Fabrik in Grünheide investieren. Nun mehren sich Stimmen, dass das so schnell nicht gehe.

Noch steht ziemlich viel Grün in Grünheide Foto: dpa

Berlin taz | Der Bau der sogenannten Gigafactory in brandenburgischen Gemeinde Grünheide könnte doch nicht so schnell beginnen, wie zuletzt erwartet. Wie der Rundfunk-Berlin Brandenburg berichtet, mehren sich die skeptischen Stimmen.

So warnt Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) vor allzu großen Erwartungen an die Neuansiedlung. Zunächst müsse das US-Unternehmen zügig detaillierte Antragsdokumente für den Bau der Fabrik vorlegen. „Wir haben das Ding noch lange nicht in trockenen Tüchern“, sagte Steinbach. Er betonte, es sei eine vorläufige Entscheidung für den Standort gefallen.

Auch der zuständige Landrat des Kreises Oder-Spree Rolf Lindemann (SPD) sprach von jahrelangen Planungsverfahren. „Wenn wir die Verkehrsinfrastruktur und auch die soziale Infrastruktur den neuen Bedarfen anpassen, werden wir sicherlich Jahre brauchen“, sagte Lindemann dem RBB. Tesla habe es in der Hand, in welcher Qualität die Unterlagen vorgelegt werden und wie schnell die Behörden dann auch in Genehmigungsverfahren vorankommen.

Der Elektro-Automobilhersteller aus Kalifornien hatte angekündigt, ab dem ersten Halbjahr 2020 ein Werk in Grünheide errichten zu wollen. Durch Milliardeninvestitionen könnten dort bis zu 8.000 Arbeitsplätze entstehen. Tesla-Chef Elon Musk hatte das Projekt im November öffentlichkeitswirksam bei der Preisverleihung des „Goldenen Lenkrads“ in Berlin vorgestellt. Schon 2021 sollen die ersten Autos produziert werden, so die ambitionierten Pläne. In Grünheide sollen zunächst der Elektro-SUV Model Y sowie Batterien und Antriebe hergestellt werden.

Kiefernwald soll Luxusautos weichen

Für das Areal nahe der Autobahn A10 östlich von Berlin gibt es einen gültigen Bebauungsplan, der eine Fabrik zulassen würde. Er wurde Anfang der 2000er-Jahre beschlossen, als die Gemeinde als Standort für eine BMW-Fabrik im Gespräch war. Vor der Baugenehmigung ist aber noch eine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig.

Umweltverbände hatten sich nach Bekanntwerden der Pläne bereits kritisch geäußert. 70 Hektar Kiefernwald müssen für die Fabrik gerodet werden. Laut Naturschutzbund leben auf dem Baugrundstück geschützte Reptilienarten sowie Baumfalken und Fledermäuse. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) kritisierte, dass in der Fabrik Luxusautos produziert werden sollen.

Tesla ist der Weltmarktführer der Elektromobilität und beschäftigt weltweit etwa 50.000 Menschen und ist auf Expansionskurs. 2019 sollen mehr als 360.000 Fahrzeuge verkauft werden. Insgesamt leben in der Gemeinde Grünheide derzeit knapp 9.000 Menschen, eine Regionalbahn von und nach Berlin fährt im Stundentakt.

Erfahrung mit gescheiterten Großprojekten

Brandenburg, das mit den Slogan „Es kann so einfach sein“ für sich wirbt, hat mit Großprojekten viel Erfahrung – allerdings wenig gute. Beispielsweise wurde einst in Frankfurt (Oder) der Bau einer Chipfabrik vorangetrieben, die nie in Betrieb ging. In der Lausitz wurde eine Formel-1-Rennstrecke gebaut, die niemals dafür benutzt wurde. Und in der weltgrößten Halle für den Bau von Luftschiffen – Cargolifter – gibt es inzwischen ein Spaßbad. Und dann wäre da noch der BER.

Bei Tesla selbst ist man offenbar weiterhin optimistisch. Auf seiner Webseite schreibt das Unternehmen schon zahlreiche Stellen in der neuen Gigafactory aus.

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25 Kommentare

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  • "Laut Naturschutzbund leben auf dem Baugrundstück geschützte Reptilienarten sowie Baumfalken und Fledermäuse."



    Ich bitte sie, das ist doch kein Grund so ein tolle und Arbeitsplatzschaffende Fabrik zu bauen, die den Wohlstand in der Region steigert? Was machen da ein paar Feldmäuse aus gegenüber den Gewinnerwartungen eines Konzerns? Ich bin mir sicher, die Menschen in der Region wollen, dass für den Mammon 70 ha abgerodet werden, um 8000 fleißigen Seeln einen coolen Arbeitsplatz zu ermöglichen! Ach warte grad weitergelesen: "Vor der Baugenehmigung ist aber noch eine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig." --- Ich bitte sie, das ist doch kein Grund so ein tolle [...]

  • Es ist den Behörden nicht zu vergeben, wenn sie das in den Sand setzen. Stellt Menschen für die Bearbeitung der Tesla Anträge ein. Lasst nicht zu, das Tesla genervt einen freundlicheren, entgegenkommenderen Standort findet.

    • @Heinrich Peter Maria Radojewski Schäfer Leverkusen:

      Volle Zustimmung..."es ist den Behörden nicht zu vergeben"... wenn sie zulassen das 300ha Wald für noch mehr Autos gerodet wird. Es kann einfach nicht angehen, dass in Zeiten der fortgeschrittenen Erderwärmung überhaupt noch Wälder gerodet werden, und dann noch für ein Produkt das es schon millionenfach gibt.

      • @Frank-LOS Cube:

        Es ist einfach nur ein richtiges Trauerspiel. Unter allen Zipfeln ist Ruh'...

        • @Maiskolben:

          Es fehlt nur noch der passende Soundtrack von Schostakowitsch!

  • An alle die hier wegen „SUV“ rumheulen: Der Tesla Model Y wird lediglich eine etwas höhere Version des Model 3 sein, sowas in der Art fährt auch als Golf Plus rum und ist für Familien eine praktische Alternative zum Kombi. Mit dem „echten“ SUV von Tesla, dem Model X, wird das Ding größenmäßig nicht viel zu tun haben. Und ja, ich bin ja auch sehr für reaktivierte und neue Bahnstrecken, aber: Auch ein noch so gut ausgebauter ÖPNV wird auf dem dünnbesiedelten Land niemals einen PKW ersetzen können...wie stellt Ihr Stadtmenschen Euch das eigentlich immer vor: Soll jede Viertelstunde von jedem 150-Einwohner-Kaff je ein Kleinbus in alle zwei oder drei Richtungen fahren? Und wenn ja: Was ist daran bitte ökologischer als bedarfsgerecht mit dem eigenen (oder auch gerne dem vom Carsharing) E-PKW zu fahren?

    • @Saile:

      Gut, dass Sie das erwähnen! Dann ist ja alles okay. ;)



      Spaß beiseite - Priorität sollte doch die Existenzerhaltung sein, und nicht Bequemlichkeit und Luxusdenken wie "das Modell Y als praktische Alternative zum Kombi" ... . Dass die menschliche Existenz und die Existenz vieler weiterer Tiere in Gefahr ist und es laut Wissenschaftler*innen nur ein kleines Zeitfenster gibt, diese Gefahr abzuwenden, ist Ihnen, denke ich, bekannt!? Dennoch sei gesagt, dass damit nicht nur das Klima gemeint ist sondern auch Tiere und Ökosysteme und eben nicht nur CO2-intensive-Handlungen, sondern darüberhinaus jegliche naturumwälzende Handlungen. Motorisierter Individualverkehr - bedeutet hoher Ressourcen- und Energieaufwand in der Herstellung, in der Nutzung und im Unterhalt. Allein ein Auto wiegt mindestens 1,6 Tonnen. Hierfür muss ein vielfaches an Material geschürft und verarbeitet werden. 4 Tonnen Bauxit ergeben bspw. zusammen mit anderen Metallen 1 Tonne Aluminium unter großen Energieeinsatz. Öffentlicher Nah-und Fernverkehr ist da wesentlich ökologischer. Warum also nicht auf kollektive bzw. ökologischere Ansätze anstatt auf das Autos setzen? Der Verweis auf die Landpopulation ist ein Argumentieren anhand von Ausnahmen. In Deutschland, wo ja die Fabrik gebaut werden soll, leben die meisten Menschen in Städten bzw. in größeren Orten und arbeiten in größeren Orten. Da gibt es ein großes Potenzial für ÖPNV. Allerdings braucht es dafür auch Strukturen und womöglich den Willen, ein paar Kilometer zur Bushaltestelle/Bahnhof zu radeln. Etwas anderes ist, wenn ich und Sie von körperbeeinträchtigten Menschen reden würden ... Da ginge es dann um Teilhabe nicht um Bequemlichkeit.



      Ein weiterer Diskussionspunkt wäre: wie Pendeln vermieden werden könnte. Ließe sich Wohnen und Arbeiten anders organisieren ...

      • @Uranus:

        Ich persönlich halte ja auch nicht viel vom Eigenheim im Grünen und dafür dann tagtäglicher Pendelei. Wenn allerdings das autonome Fahren irgendwann mal praxistauglich funktioniert (und da ist Tesla auch ganz vorne mit dabei) kann so ein Model Y auch als Sammel- bzw. Anruftaxi sinnvoll genutzt werden, sozusagen ein ÖPIV (=Öffentlicher-Personen-Individual-Verkehr), somit ist ein eigenes Auto dann vielleicht auch auf dem flachen Land nicht mehr nötig...

        • @Saile:

          Womöglich kann das in Einzelfällen zukünftig eine Chance sein. Das hilft im Jetzt jedoch nichts.



          Um da noch mal die Dringlichkeit und Verhältnismäßigkeit aufzuzeigen: Derzeit werden wichtige Maßnahmen verschleppt. Geht u.a. deutsche Politik weiter wie bisher, wird das 1,5 Grad-Ziel verfehlt, mit negativeren Folgen als bisher. Einen Vorgeschmack, was die Klimaerhitzung (sogar hierzulande) zur Folge haben kann, gab es mit der Dürre letztes Jahr. Auch dieses Jahre konnte der Niederschlag keinen Ausgleich schaffen. Stellen Sie sich vor, mehrere Jahre hintereinander würde es wenig Niederschlag geben.



          Dann nochmal zur Lösung E-Auto: Laut Kraftfahrt-Bundesamt gibt es 47,1 Millionen Autos in Deutschland. Welche Menge wäre ökologisch, diese mit E-Autos zu ersetzen? Wer kann sich ein E-Auto überhaupt kaufen? Meine Schlussfolgerung ist, dass E-Autos allenfalls für Wohlhabende eine Lösung darstellt. Sozialökologisch sollte es doch aber darum gehen, möglichst vielen Menschen mit aktuellen ökologischen Lösungen Mobiltät zu ermöglichen. Und das wird wohl insgesamt gesehen mE nicht mit E-Autos gehen.

  • "Erfahrung mit gescheiterten Großprojekten"



    Und natürlich der gescheiterte Fördermittelnehmer in Luckenwalde/Brandenburg.



    Da müsste doch noch die leere 5000 m2 Halle sein, dort könnte Elon Musk erstmal einziehen.

    • @RotEiche:

      ...gescheiterte Nanosolar diesmal ohne dotcom.

  • G
    Gast

    Gagafactory in der Betonheide - Destroy your planet - Jaa, das wollen wir!

  • Für eine SUV-Fabrik einen Forst umsägen? Klingt nach einer ökologisch-sinnvollen Idee ...



    Warum nicht stattdessen in die Bahn investieren, stillgelegte Strecken wieder aktivieren? Von denen gibt es sicher auch welche in Brandenburg. Bahnpersonal bräuchte es dafür auch. Dann den Forst in einen Mischwald umwandeln ...

    • 0G
      08088 (Profil gelöscht)
      @Uranus:

      Warum? Weil die Menschen gerne Geld verdienen wollen und zwar nicht als Forstarbeiter und Schaffner, die ohne zahlende Fahrgäste (kein Staatsgeld), auch beschäftigungslos wären

  • RS
    Ria Sauter

    Er baut SUVs auf Elektrobasis.



    Ich kann es nicht fassen.



    Er hat ja auch einen Tesla in den Weltraum geschickt.



    Ob man auf solche Investoren hoffen kann und setzen sollte, halte ich für sehr fragwürdig.



    Er ist auch dafür bekannt, seine Angestellten sehr schlecht zu bezahlen.



    www.futurezone.de/...er-im-Weltall.html

    www.wiwo.de/untern...lt/11802388-2.html

  • Las ich nicht gerade von ökologisch vollkommen wertlosen Kiefer-Monokulturen?

    So sagt Greenpeache über Kiefern: "Die Monokulturen bieten nur wenigen Tierarten einen Lebensraum, sie sind krankheitsanfällig und werden oft mit Pestiziden besprüht. Große Waldbrandgefahr "

    • @Der Erwin:

      Jeder Wald ist besser und wertvoller als so eine riesige versiegelte Fläche. Und solche Monokulturen lassen sich auch "umbauen" zu ökologisch wertigeren Wäldern, was in Anbetracht der Veränderung des Klimas übrigens auch notwendig ist.

      • @J. Straub:

        Ließe man den Wald in Ruhe, dann würde er sich schon selbst umbauen, wenn es denn wärmert wird. Ein paar Arten gehen, ein paar andere Arten kommen.

        Nur können nicht alle Leute als Förster arbeiten - daher ist JEDE Fabrik dringend willkommen!

  • Hahaha, wie komisch. Genau, erstmal findet sich garantiert (sic) irgendein seltenes Tier auf dem geplanten Fabrikgelände, den Wald hat man ja auch schon gefunden, dann kommt das Planungsverfahren mit gefühlt zehntausend Einsprüchen und ebenso vielen Gerichstverfahren. In zehn Jahren steht sie nicht, diese Elektrokarrenfabrik. Und sollten irgenwann in der fernen Zukunft, also so rund um die Eröffnung von BER, die Genehmigungen alle dasein, wird man feststellen, daß in China schon lange Wasserstoffautos fahren und Teslas Zweitfabrik, die nach 12 Monaten Bauzeit ihren Betrieb 2020 aufnahm, schon seit langem dichtgemacht hat.

  • naja die ressourcen eines tesla mit an die 100kw akku würden sicher auch für 3 praktikable stadt elektrowagen reichen..... meiner meinung nach ist ein tesla ebenso dekadent und verschwenderisch wie ein deutsches handelsübliches suv.... ich denke eher das unsere autobauer begriffen haben das die konkurrenz im eigenen land nicht gerade förderlich ist für den verkauf von ihren eigenen luxus-suv.... dazu sind die tesla suv besser und fast schon billiger als deutsche oder europäische suv..... unsere autolobby wird das werk schon zu verhindern wissen.....

    • @Datura:

      Die Autolobby wird nichts tun müssen - wie man hier lesen kann, werden Umweltschützer und Lokalpolitik das ganz ohne PR-Kohle aus Stuttgart, Wolfsburg oder München hinbekommen.



      Geht der Musk damit dann halt nach Polen oder Ungarn...

  • Sind nicht alle Autos "Luxusautos"?

    • @Mustardman:

      Wenn alle Autos dann mal weg sind, wohin richtet sich der Neid denn dann?

      • @Thomas Schöffel:

        wahrscheinlich gegen die Intelligenz, die einen solchen Kommentar verfassen kann.

  • Wald roden damit fette Autos gebaut werden können, läuft!