Die Macht der Presse: Wie Aktivisten „Öko-Idioten“ wurden
Die Bild-Zeitung kanzelt die Besetzer des Vollhöfner Waldes dafür ab, einen Müllberg hinterlassen zu haben – dabei entstand er durch die Räumung.
Die Vorlage lieferte die Wirtschaftsbehörde mit der Mitteilung, die Hamburg Port Authority (HPA) habe mit einem Radlader die Hinterlassenschaften der Besetzer entfernt. Darüber hinaus werde noch „Plastikmüll der Besetzer entfernt, um eine Belastung der Umwelt in dem Grünkorridor zu verhindern“.
Bild macht daraus „ein entsetzliches Müll-Chaos – mitten in einem geschützten Gebiet an der Alten Süderelbe“ und titelte: „Ihr Öko-Vollidioten“. Die Baumbesetzer hätten „jede Menge Wohlstandsabfall“ hinterlassen: „Plastikkanister, Plastikflaschen, Einweggeschirr, Wäschekörbe (Plastik), Trassierband, eine alte Kochplatte, Isomatten, offene Rasierklingen und gefährlichen Nato-Draht“.
Sachlich ist das im Großen und Ganzen richtig – abgesehen davon, dass der Vollhöfner Wald eben kein geschütztes Gebiet ist, sondern aus verschiedenen Gründen schützenswert. Doch Wortwahl und Weglassen machen aus dem Bericht Fake News.
Aktivisten betont sorgsam
Denn das, was da im Wald lag, stammt zwar von den Besetzern, die verhindern wollten, dass der Wald abgeholzt wird, aber dass daraus Müll wurde, dafür hat die Polizei gesorgt: indem sie das Baumhaus mit allem, was darin war, abriss und auf einen Haufen schmiss.
Nach Beobachtung der taz, die den Protest tagelang begleitet hat, sind die Besetzer betont sorgsam mit der Umwelt umgegangen. Sie hatten eine Latrine. Ihre Plastikflaschen sammelten sie in Tüten, den Müll in einem Eimer und die Raucher aschten in Marmeladengläser.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen