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Umgang mit KlimaskeptikernReißt Witze über die Katastrophe!

Ein Klimaforscher und ein Karikaturist bringen in einem Buch wissenschaftliche Fakten und politische Satire zusammen. Super, um AfD-Opis zu ärgern.

Das ist die Katastrophe: Kurs von Hurrikan Dorian und Donald Trump (rechts) Foto: ap

K ennen Sie den? Eine Karikatur: US-Präsident Trump steht vor zwei grimmig aussehenden Generälen, neben ihnen ragt eine Rakete bedrohlich in den Himmel. Im Hintergrund wütet ein Waldbrand, die Erde ist verdorrt, auf einer riesigen Sonne steht „Klimawandel“. Trump zeigt auf das Chaos und befiehlt seinen Männern: „Okay, Sie haben 20 Tage Zeit, um eine militärische Lösung zu finden.“

Eine andere Zeichnung: Ein verknittertes Männchen schaut aus einer Höhle im Dschungel und sagt: „Ich bin der letzte japanische Soldat, der noch im Zweiten Weltkrieg kämpft.“ Vor ihm steht ein dreimal so dicker Mann, auf seinem Rücken der Schriftzug „Leugner des Klimawandels“. Er meint: „Ich bin hier, um Ratschläge einzuholen.“

Und noch einer: Ein dickes Auto fährt durch eine verdorrte Szenerie, in der die Bäume tot herumstehen. Der Fahrer sagt: „Die Landschaft sieht nicht so aus wie in der SUV-Werbung.“

Ist Ihnen das Lachen im Hals stecken geblieben? Dann haben Michael Mann und Tom Toles ihr Ziel erreicht. Der ­US-Klimawissenschaftler, der schon lange von aggressiven Klima-„Skeptikern“ massiv attackiert wird, und der Karikaturist der Washington Post haben in ihrem Buch „Der Tollhaus-Effekt“ wissenschaftliche Fakten und politische Satire zusammengebracht. Und man weiß nicht, was davon bitterer ist. „Wie die Leugnung des Klimawandels unseren Planeten bedroht, unsere Politik zerstört und uns in den Wahnsinn treibt“, schreiben die beiden Meister ihres Fachs.

Auf Deutsch ist das Buch (englisch: „The Madhouse Effect“) von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie herausgegeben worden. Anders als alle Klimabücher arbeitet es mit einer einmaligen Mischung aus akribischen Fakten, haarsträubenden Details aus der Arbeit der US-Klimaleugner und tiefschwarzem Humor. Sie suchen noch ein Geschenk für Opa Manni, der sich über die Hitze freut und AfD wählt? Voilà! Dieses Buch wird ihn ärgern.

Die FDP und „die Profis“ – sehr komisch

Darf man über die Katastrophe Witze reißen? Unbedingt. Nichts ist lächerlicher als die Realität im Treibhaus. Regierungen, die künstliche Intelligenz vergöttern, aber natürliche Intelligenz vermissen lassen, Wirtschaftsbosse, die Milliarden für Rechenzentren ausgeben, aber gegen die Physik wettern. Eine CDU, die behauptet, Klimaschutz habe immer schon zu ihrem Markenkern gehört, eine FDP, die das Klima „den Profis“ überlassen will, die es ruiniert haben. Oder Ökonomen, die an endloses Wachstum glauben wie kleine Kinder an den Weihnachtsmann. Das ist alles schon sehr komisch.

Humor ist die Waffe der Machtlosen. Warum gibt es bei uns keine Tradition von bissiger und pissiger Öko-Comedy, die das aufspießt? Bisher produzieren Giganten des deutschen Humors wie Dieter Nuhr gern mal mit klimaskeptischen Sprüchen billige Schenkelklopfer. Wo aber bleiben die Nachhaltigkeitsnarren, die das Lachverbot über unseren alltäglichen Irrsinn unterlaufen?

Die ersten Ideen können sie ja bei Mann und Toles klauen. Zum Beispiel: Trump und Kumpane stehen vor einer Landschaft voller Tornados, Flutwellen und Blitzen. Auf dem Tisch liegt ein Buch „Gesetze der Physik“. Und die Witzfigur Trump meint: „In den ersten 100 Tagen schreiben wir sie alle um.“

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Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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8 Kommentare

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  • Die Sendung „Die Anstalt“ mit Claus von Wagner und Max Uthoff kennt Ihr wohl nicht? Da gehen Satire und Klimawandel schon lange zusammen, nicht nur in den explizit zum Thema Klima gedrehten Folgen.

  • 0G
    05653 (Profil gelöscht)

    au maom Well da wird ein neues Kohlekraftwerk gebaut.

    - Nee, das sind die anderen vom Weltklimarat.

    - eben, die haben schon 5 Messstationen aufgebaut.

  • Bestimmt amüsant. Aber ich kann nicht darüber Lachen, dass in vielen Redaktionsstuben die Naturgesetze zwar nicht "umgeschrieben" werden sollen, aber sie in der Berichterstattung KEINE Rolle spielen. Wenn Begriffe wie "klimaneutral", "erneuerbare" Energie oder gar "erneuerbarer Strom" verwendet werden, als gäbe es eben die Physik und die Naturgesetze nicht.

    Ob es nun um "klimaneutrale" E-Mobilität, ein "klimaneutrales" Deutschland bis xyz oder ein "klimaneutrales" Europa geht: Jede Zeitung verbreitet diesen naturgesetzlichen und physikalischen Unsinn. Kein Politiker und kein Wirtschaftsführer wird mit diesem Unsinn konfrontiert. Wen wundert es da, dass der Verkehrsminister sich ein "Wirtschaftswunder" durch den Klimawandel erhofft, und sich die Automobilindustrie, die Agora Verkehrswende und selbst der Verkehrsclub für Umweltbewusste (VCD e.V.) für einen "klimaneutralen" Automobilverkehr engagiert?

    • @Drabiniok Dieter:

      So, so. Aha. Die physikalischen Gesetze widersprechen also dem Wandel von Fossiler zu Regenerativer Energie-Gewinnung oder -Nutzung.

      Die Begrifflichkeiten mögen "ungenau" sein.

      Der Inhalt ist jedoch naturwissenschaftlich unbestreitbar.

      Es sei denn, man hat keine Ahnung davon.

    • @Drabiniok Dieter:

      Was ist Ihnen lieber: dass alle Zeitungsartikel wie Fachaufsätze aus Wissenschaftspublikationen klingen, oder des fluffigeren Leseflusses zuliebe doch lieber ein paar eingängige Begriffe für Vorgänge, die bereits breit diskutiert und eingeordnet worden sind; bei denen der interessierte Leser mithin in der Lage ist, die naturwissenschaftlich korrekten Zusammenhänge zu wissen bzw. zu erkennen? Zumal bereits Gesetze so heißen.

      • @Edward:

        Es geht nicht um "Fachaufsätze"! Es geht darum, keinen wissenschaftlichen und physikalischen Unsinn in das öffentliche Bewusstsein zu drücken und damit Desinformation zu betreiben. Mit Begriffen wird Politik gemacht. In diesem Falle eine Politik, die auf mindestens zwei Ebenen wirkt/wirken soll:



        1.Physikalisch unmögliche Lösungen durch politische Zielsetzungen als machbar erscheinen zu lassen,



        2. Mit diesen politischen Scheinlösungen die Öffentlichkeit zu beruhigen und politische Handlungsfähigkeit gegen die "Gesetze der Physik" als Glaubhaft darzustellen.

        Diese falschen und absurden Begriffe noch mit Gesetzesüberschriften zu "veredeln", ist genau auf der karikierten Trump Linie bezüglich der "Gesetze der Physik": „In den ersten 100 Tagen schreiben wir sie alle um.“

        Wir schreiben den Unfug sogar als Ziele in Gesetze! Dass ist keine Politik, dass ist mittelalterlich Widerstand gegen wissenschaftliche Erkenntnis!

        • @Drabiniok Dieter:

          Die wissenschaftliche Erkenntnis lautet:

          Der Klimawandel ist real. Umweltschutz muss in allen Staaten als Verfassungsziel formuliert werden. Klimaschutz in das politische Handlungsfeld als Priorität 1 aufgenommen werden.

          Fakt ist auch: Energiegewinnung und Mobilität aus/mit fossilen Energiequellen widerspricht diesen Zielsetzungen.

          Lösungen und Teillösungen durch Energiegewinnung aus Sonne, Wind und Wasser sind wissenschaftlich nachgewiesen als kurz- und langfristig wirksam.

  • Kennen Sie den?



    Frau und Kind laufen an 4 Windrädern vorbei. Das erste brennt. Frau sagt: „Oh! Erster Advent “

    Auf dem Bild sieht man einen Arbeiter unter einem Windrad. Er pikst mit nem Stock tote Fledermäuse auf. Text: „The new evonomy: Bat Sticker“

    Und und und...