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Die Straße von Hormus„Nadelöhr des Welthandels“

Die wichtige Meerenge bildet heute das Herzstück der iranischen Strategie, Trumps Politik des „maximalen Drucks“ etwas entgegenzusetzen.

Festgesetzt: der Tanker „Stena Impero“ in der Straße von Hormus im Juli 2019 Foto: dpa

KAIRO taz | „Nadelöhr des Welthandels“, „Hauptschlagader der Erdölversorgung“, „neuralgischer Punkt der Energieversorgung“: Das sind die Bilder, mit denen die Straße von Hormus beschrieben wird. Sie konzentrieren sich auf zwei Charakteristika der Meerenge zwischen dem Oman und dem Iran. Zum einen ist es eng: Streckenweise ist sie nur 38 Kilometer breit; und die Schifffahrtsrinnen sind weniger als drei Kilometer schmal.

Zum anderen hat der Ort eine strategische Bedeutung wie kaum ein anderer. Ein Drittel des weltweit verschifften Öls kreuzt durch die Meerenge, 90 Prozent des aus den Golfstaaten exportierten Öls.

Derweil lassen die felsigen, unfruchtbaren Küsten die Meerenge wie einen unbedeutenden Landstrich erscheinen. Hitze, Feuchtigkeit und starke Winde führen dazu, dass sie auf beiden Seiten wenig bewohnt ist. Auf der einen erstreckt sich die omanische Enklave Musandam, auf der anderen die iranische Küste. Aber die Straße von Hormus war schon immer ein turbulentes Stück Meer.

Die Ruine eines portugiesischen Forts zeugt von den Versuchen der einstigen Seemacht im 16. und 17. Jahrhundert, ihren Handel gegen Angriffe zu schützen. Auch das Entsenden von Kriegsschiffen war schon lange ein Instrument der europäischen Politik. 1819 wurde das britische Kriegsschiff „Eden“ nach Hormus entsandt, um den Seeweg nach Indien zu schützen.

Die Briten erkannten aber bald, dass sie auch an den Küsten Verbündete brauchten. Sie bauten ein Netzwerk von alliierten Scheichtümern auf, die bei der Bekämpfung der Piraterie halfen. Bis zu ihrem Abzug von der Arabischen Halbinsel 1970 schafften sie es, für relative Ruhe zu sorgen. Doch schon neun Jahre später entstand mit der Islamischen Revolution im Iran ein neuer Unruheherd.

Der Tankerkrieg von 1988

Die USA füllten schnell das vom Ende des britischen Empires hinterlassene Vakuum am Golf. Schnell war auch die sogenannte Carter-Doktrin geboren, die mit einer militärischen Intervention der USA drohte, sollte der Ölfluss am Golf in Gefahr sein. 1987 intervenierte die US-Marine direkt im Krieg zwischen dem Iran und dem Irak. Ein Jahr darauf versenkte das US-Militär im „Tankerkrieg“ iranische Kriegsschiffe.

2012 flammten die Spannungen erneut auf. Der Iran drohte, die Meerenge zu schließen – als Antwort auf Sanktionen, mit denen Teheran dazu gebracht werden sollte, sein Atomprogramm zu überdenken. Der Iran gestattet die Durchfahrt des Schiffsverkehrs entsprechend den Bestimmungen der Seerechtskonvention, auch wenn das Land rechtlich nicht daran gebunden ist, denn Teheran hat das UN-Dokument zwar unterzeichnet, aber nicht ratifiziert – genauso wie die USA.

Bereit zum Dialog?

Der iranische Präsident Hassan Rohani hat Bereitschaft zum Dialog mit den USA signalisiert. Als Voraussetzung nannte er am Dienstag die Aufhebung sämtlicher US-Sanktionen, nicht aber, dass die USA zu dem Atomdeal zurückkehren. Außenminister Dschawad Sarif hatte allerdings im Juli ein Angebot abgelehnt, sich mit Trump zu treffen. Sarif bestätigte am Montag entsprechende Berichte.

US-Präsident Trump hat sich für Gespräche mit dem Iran ausgesprochen, verfolgt aber zugleich eine Politik des „maximalen Drucks“ auf Teheran. (afp)

Die Wogen um Hormus glätteten sich, als 2015 der Atomdeal mit dem Iran unterzeichnet wurde. Doch als US-Präsident Donald Trump den Vertrag dann 2018 für null und nichtig erklärte und neue Sanktionen verhängte, wurde es auch in Hormus wieder stürmisch. Die Iraner verfolgen nun eine einfache Taktik: Wenn unser Ölsektor angegriffen wird, dann drohen wir, den Welthandel zu stören. Die Straße von Hormus ist dabei das Herzstück der Auge-um-Auge-Taktik, die der Iran im Juli auch mit dem Aufbringen des britischen Tankers „Stena Impero“ verfolgt hat, nachdem der iranische Tanker „Grace1“ vor Gibraltar von britischen Truppen festgesetzt worden war.

Auf der arabischen Seite des Golfs herrscht indes keine Einigkeit, wie mit dem starken Nachbarn Iran umgegangen werden soll. Der Oman, dessen Enklave Musandam das Küstengebiet der Meerenge von Hormus ausmacht, fährt eine Politik des Ausgleichs mit dem Iran, ebenso wie Katar und Kuwait. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) gehen dagegen auf Konfrontationskurs. Sie hoffen auf Trump, wenn es darum geht, ihren regionalen Erzrivalen Iran einzudämmen.

Teherans Drohungen, die Meerenge zu schließen, machen beide Länder nervös. Saudi-Arabien und die VAE suchen Alternativen, doch die Straße von Hormus zu umgehen, erweist sich als schwierig. Die Emirate haben die Habschan-Fudschaira-Pipeline bauen lassen, doch die Kapazität reicht nicht aus. 90 Prozent des Öls müssen weiter durch die Meerenge verschifft werden. Dass im Hafen von Fudschaira im Mai vier Tanker sabotiert wurden, die ihr Öl dort in die Pipeline gelöscht haben, zeigt, wie verwundbar auch diese Ausweichroute ist.

Noch freie Kapazitäten

Eine weitere Pipeline reicht von den Ölfeldern im Osten Saudi-Arabiens zum Rotmeer-Hafen Janbu. Mit einer Kapazität von fünf Millionen Barrel am Tag ist sie eine der größten Pipelines der Welt. Nach dem erneuten Aufflammen der Spannungen in der Straße von Hormus hat der saudische Energieminister Khalid al-Falih kürzlich angekündigt, die Kapazität in zwei Jahren um 40 Prozent erhöhen zu wollen. Im Moment wird aber nur weniger als die Hälfte der schon heute vorhandenen Kapazität ausgenutzt.

Trotz der Spannungen am Golf ist vor Janbu derzeit kein erhöhtes Tankeraufkommen zu verzeichnen. 90 Prozent der saudischen Ölexporte werden immer noch über Hormus verschifft. Letztendlich ist jedoch auch dieser Weg verwundbar. Im Mai wurde die saudische Ost-West-Pipeline von Drohnen angegriffen. Jemenitische Huthi-Rebellen, die vom Iran unterstützt werden, hatten sich für den Angriff verantwortlich erklärt.

Der Iran hat auch gezeigt, dass sein langer Arm bis zum Bab al-Mandab reicht, einer nur 27 Kilometer breiten Meerenge zwischen dem Jemen und Dschibuti. Mehrmals haben die Huthi-Rebellen bereits dortige Öltanker belästigt. Sollte die Lage am Golf weiter eskalieren, könnte eine noch prekärere Situation entstehen: wenn mit der Straße von Hormus und dem Bab al-Mandab gleich zwei für den Welthandel wichtige Meerengen nicht mehr sicher sind.

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6 Kommentare

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  • "Mehrmals haben die Huthi-Rebellen bereits dortige Öltanker belästigt."

    Das kenn eigentlich niht verwundern, wird doch der Jemen dauernd durch Saudi Arabien bombardiert, und von Nahrungsmittelimporten per Schiff abgeschnitten. Auch da mischen die USA fleissig mit

  • "Die Wogen um Hormus glätteten sich, als 2015 der Atomdeal mit dem Iran unterzeichnet wurde. Doch als US-Präsident Donald Trump den Vertrag dann 2018 für null und nichtig erklärte und neue Sanktionen verhängte, wurde es auch in Hormus wieder stürmisch."



    Trump plant ja ganz offen den Krieg gegen den Iran da kann man ganz einfach davon ausgehen dass die Aufkündigung des Atomdeals und die Sanktionen diesem Plan entsprechen und genau darauf zielen dass Iran reagiert und die USA ihr Militär in der Straße von Hormus schon mal in Stellung bringen kann um beim erst besten Anlass angreifen zu können. "Not our plan", muss die EU da mal ganz schnell klar stellen. Auch eine eigene EU Militärinitiative in Hormus ist Blödsinn. Das einzige was auch Hormus wieder befriedigt ist ein neuer Atomdeal mit Iran + die Aufhebung der Sanktionen. Wenn Trump weiter in den Krieg treibt muss die EU sich überlegen künftig für Angriffskriege die diametral ihren Interessen widersprechen die Nutzung der Militärbasen in der EU einzuschränken bzw. generell in Frage zu stellen. Die Menschenrechtliche Perspektive und zu erwartende humanitäre Katastrophe eines Krieges für die iranische Zivilbevölkerung sollte ebenfalls eine Rolle spielen auch für die rechten Socken und Kriegsgeilen Staatschefs in der EU. Da bombt ihr euch selbst dann die nächste große Fluchtwelle herbei und die geht nicht in die USA sondern nach Europa. Ist einfach naheliegender.

    • @Nina Janovich:

      Trump droht gerne mit Krieg gegen den Iran und persönlich hätte er vielleicht auch gerne einen Krieg, aber das US-Militär und alle in der Regierung mit einem Funken Verstand wollen keinen Krieg mit dem Iran.

      Denn der Iran ist nicht wie Afghanistan oder der Irak, der Iran hat ein gut ausgestattetes Militär, eine große Armee, eine funktionierende Industrie und ist bewaffnet bis an die Zähne. Ein Krieg gegen den Iran wäre eine sehr langwierige, schmutzige und teure Angelegenheit, und alle wissen wie beschissen das schon im Irak und in Afghanistan ausgegangen ist (bzw. bis heute noch nicht ausgestanden ist). Das Ergebnis wäre dasselbe hoch zwei.

  • Noch ein Grund, so schnell wie möglich vom Öl wegzukommen.

    • @kischorsch:

      Ja, und wenn wir das weiterspinnen weg vom Öl durch reale Kosten die CO2 Ausstoß und Umweltschäden verursachen und diese sofort und nicht erst von unseren Kindern bezahlt werden die wenn wir so weitermachen die Klimakatastrophe nicht mehr aufhalten aber teuer für das schlechte Überleben darin bezahlen müssen, dann wären auch Kriege ums Öl (und jeder andere auch) a viel zu teuer und b ein Angriff auf unserer aller Zukunft und nicht mehr vermittelbar. Man stelle sich mal vor wie die Welt aussähe wenn für jeden Bombenflug für jedes Militärfahrzeug, für jede detonierte Bombe + Rakete die realistischen CO2 Kosten und Umweltschäden sofort bezahlt werden müssen (dasselbe schon bei der Herstellung) - dann hätten wir im Nebeneffekt zum langfristigen Klimaschutz auch sofort den effektiven Menschenschutz ...

  • Die Strasse von Hormus ist fuer den "Welthandel" eigentlich zweitrangig, wenn auch nicht fuer die Oelversorgung.



    Ausser Erdoel und den fuer die Petrodollars eingekauften Konsumguetern ist dort nicht viel los, was man als Teilnahme am Welthandel bezeichnen koennte.