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70 Jahre GrundgesetzHerr Kühne feiert nicht mit

Alle gratulierten dem Grundgesetz zum 70. Geburtstag, nur Rainer Kühne nicht. Er sammelt alles zur Verfassung. Dabei fällt ihm auf: Es ginge besser.

„Wer eine Verfassung feiert, sollte sich vorher einige Fragen stellen“, findet Rainer Kühne Foto: dpa

Manchmal stellt sich Herr Kühne vor, wie er zu Gast in einer großen Talkshow ist. Er und sechs Leute, die alle das Grundgesetz verteidigen. Wie er sie zunächst ihre Loblieder auf das Grundgesetz singen lässt, um ihnen dann freundlich, aber bestimmt, zu widersprechen und in reinster Sachlichkeit zu erklären, warum sie falsch liegen. Warum das Grundgesetz eben nicht die Idealverfassung ist, als die es immer dargestellt wird.

Wahrscheinlich würden sie ihm nicht folgen können, aber davon würde er sich nicht abhalten lassen, denn: Er, Rainer Kühne, Rentner, Jahrgang 1939 und zehn Jahre älter als das Grundgesetz, wäre dann endlich an einem Ort, der ihm und seinem Potenzial gebührt; der Verdienst für seine jahrelange Auseinandersetzung mit diesem Buch, das Ende Mai seinen 70. Geburtstag gefeiert hat.

Was er an dem Tag selbst, am 23. Mai, gemacht hat? Da zuckt Kühne mit den Schultern. „Jar nüscht.“ Kühne hat sich daran gewöhnt, dass er zu keinen Jubiläumsfeiern und auch in keine Talkshows eingeladen wird. „Die meiden mich“, sagt er, „ich bin denen zu kritisch.“

Fast jeden freien Tag verbringt Kühne, seit ihm seine Frau nicht mehr erlaubt, von zu Hause zu arbeiten, an seinem Arbeitsplatz in der Bezirksbibliothek in Berlin-Tempelhof. Ein grauer Sechzigerjahreklotz, in dem Kühne oben auf der Empore sitzt, vor den Regalen „Sprache und Allgemeines“ mit Blick über die restlichen Bücherreihen.

„Das Grundgesetz in Grund gesetzt“

So auch Anfang Mai. Vor ihm ausgebreitet liegt die Titelseite der Zeit, daneben seine Werkzeuge: Tacker, Schere, Kleber und Klarsichtfolien. „Das liebste Buch der Deutschen“ steht da in großen Buchstaben neben einem Bild des Grundgesetzes. Kühne schiebt die Brille über die Augen und murmelt etwas von Lobhudelei. Man sieht, wie es in ihm arbeitet, wie sein Kopf schon die ersten Zeilen einer Replik verfasst.

Nein, das Grundgesetz ist nicht das liebste Buch von Herrn Kühne. „Lieb“ ist ein Wort, das Kühne in diesem Kontext gar nicht erst benutzen würde, „lieb“ ist Gott oder ein Kind, aber keine Verfassung. „Lieb“, das klingt nach Harmonie, und das Verhältnis zwischen Kühne und dem Grundgesetz ist intensiv, ja kompliziert und voller Zerwürfnisse, aber nicht harmonisch. Kühne meidet Harmonie. Er liebt den Streit, die Auseinandersetzung.

„Wer eine Verfassung feiert, sollte sich vorher einige Fragen stellen“, steht in einem zehnseitigen Text, den er vor fünf Jahren zum 65. Geburtstag des Grundgesetzes verfasst hat. Kühne stellt viele Fragen. Er fragt, wie eine Verfassung, für die alten Nazis die Auslegung des Rechts anvertraut wurde, heute noch gelten kann? Warum es keine vom Volk beschlossene Verfassung gibt? Oder auch, wie Hartz IV und Artikel 1 des Grundgesetzes, „die Würde des Menschen ist unantastbar“, vereinbar sind?

Seit mehr als 40 Jahren beschäftigt sich Kühne mit dem Grundgesetz, seiner Entstehung und der Auslegung. Seine Kritik ist inzwischen auf 1.500 Seiten angewachsen, Seiten, die kaum jemand liest. Denn Herr Kühne hat zwar seit einigen Jahren einen eigenen Blog und eine Face­book-Seite mit knapp 60 Followern, auf der er regelmäßig Texte veröffentlicht. Aber er findet keinen Verleger – obwohl Kühne bereit wäre, „das Ding auf 500 Seiten runterzukürzen“ und auf den ursprünglich geplanten Titel „Das Grundgesetz in Grund gesetzt“ zu verzichten.

Das mit dem Recht sei ihm angeboren gewesen

Doch das hält Kühne nicht davon ab, weiter zu tackern, zu schneiden, zu kleben, zu scannen, zu tippen. Die fertigen Texte und Ausschnitte heftet er in einem gelben Ordner ab und nimmt sie mit nach Hause, in sein Archiv. Herr Kühne sammelt eigentlich alles, was mit Recht zu tun hat, vor allem aber mit Sozialrecht. Hartz IV, Renten, Sterbehilfe, darüber kann er stundenlang reden. Er sucht sich Rechtssprüche und interpretiert sie neu. Dann schreibt er den Richtern, Politikern oder Journalisten seine Meinung.

Kühne hat schon an Wolfgang Schäuble („Den habe ich zur Rede gestellt“), Verfassungsgerichtspräsident Andreas Voßkuhle („Der enttäuscht mich“) oder den Kolumnisten Thomas Fischer („Mit dem bin ich auf einer Wellenlänge“) geschrieben. Er schreibt und schreibt. Repliken, Stellungnahmen, Kommentare. Nur „Leserbriefe“ will er seine Texte nicht nennen, denn das klänge zu banal.

Herr Kühne kann nicht aufhören. Es gibt einfach noch zu viel Unrecht. Und außerdem: noch keinen Nachfolger

Nebenbei berät er Freunde und Bekannte bei Rechtsfragen. Dabei war Kühne nie Richter oder Anwalt, er hat auch nie Jura studiert. Er sagt, das mit dem Recht, das sei ihm angeboren gewesen. Fragt man ihn, was ihn antreibt, dann landet man schnell bei seiner Biografie. Herr Kühnes meistgesagter Satz ist: „Die Gesellschaft ist der Spiegel des Grundgesetzes.“ Genauso spiegelt seine Kritik am Grundgesetz und sein Drang nach Gerechtigkeit sein eigenes Schicksal, die eigenen Versäumnisse und Enttäuschungen, wider.

Kühne wurde in eine Welt geboren, in der das Unrecht regierte. Nazi-Deutschland, 1939, Hitler überfällt Polen. Kurz vor Ende des Kriegs wird Kühnes Vater, Feldlazarettarzt in Ostpreußen, von einer Bombe der Alliierten erwischt. „Hochgebombt“, sagt Kühne und dann sofort hinterher: „Aber die Deutschen haben ja auch keine Rücksicht genommen“ – als wäre sein Verlust durch die historische Gerechtigkeit zu entschuldigen.

Vom Brotfahrer zum Bezirksleiter

Als Vollwaise wächst Kühne bei seinem Onkel auf, der, zurück aus sowjetischer Gefangenschaft, mit seinem eigenen Trauma zu kämpfen hatte. Trotzdem bezeichnet Kühne die Zeit heute als sein „größtes Glück“. Denn der Onkel arbeitet als Strafrichter, Kühne beginnt sich für Recht zu interessieren. Mit elf oder zwölf liest er das Grundgesetz zum ersten Mal.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Nach dem Abitur geht Kühne zum Bund – zur Überraschung der Familie. Er bleibt sechs Jahre. Nachdem er einen kritischen Text über den Wehrbeauftragten veröffentlicht und einen Tagesbefehl zerreißt, stellt er fest, dass er dort keine Zukunft hat, und geht. Es wird nicht das einzige Mal bleiben, dass Kühne sich mit seinen Vorgesetzten anlegt. Heute sagt Kühne: „Ich war ein Leichtfuß.“

Danach macht Kühne die verschiedensten Jobs. Er arbeitet eine Zeit lang als Zeitungsverkäufer für den Herald Tribune in Paris. Er beginnt ein Politikstudium an der Freien Universität in Berlin und bricht es wieder ab. Er wird Fernfahrer. Er baut den Teufelsberg mit auf. Irgendwann wird er Leiter einer Allianzfiliale. Doch sein Gerechtigkeitsdrang wird ihm zum Verhängnis. Kühne sagt, er habe die Filiale zu einer Sozialstation gemacht. Nach zehn Jahren wird er gekündigt. Er sagt: „Das war mein Kardinalfehler, davon träume ich heute noch.“

Danach musste er wieder ganz unten anfangen. Kühne arbeitet als Brotfahrer, später wird er Bezirksleiter. Doch wieder einmal legt er sich mit seinen Vorgesetzten an – bis er schließlich gekündigt wird. Auch im Ortsverein der SPD gibt es Konflikte zwischen ihm und der damaligen Vorsitzenden und späteren Frau von Willy Brandt, Brigitte Seebacher. Irgendwann tritt Kühne wieder aus. Er sei eigentlich nur wegen Brandt in der SPD gewesen, sagt er.

„Mich brauchen die Schwachen“

Kühne weiß, dass er hätte mehr erreichen können, wenn er sich angepasster verhalten hätte. Einmal sagt er leise: „Ich bedaure es vielleicht auch, dass ich es nicht zu größeren Höhen geschafft habe.“ Aber Kühne ist sich und seinen Ideen immer treu geblieben. Er sagt: „Viele, die in jungen Jahren revolutionär waren, haben sich im Laufe der Jahre abgeschliffen. Ich war weniger revolutionär, aber durch das alltägliche Leben habe ich gemerkt, dass hier im Staat manches faul ist. Und dass das auch mit dem Grundgesetz zusammenhängt.“

Immer wieder zitiert Kühne Carlo Schmid, der in seiner Rede zum Grundgesetz 1948 gesagt hat, eine Tyrannei könne Menschen ausschließen, aber eine Demokratie nicht. Dass sie das trotzdem tut, geht Kühne gegen den Strich. Gerade unterstützt er einen Kläger vor dem Sozialgericht, dessen Wohnung geräumt werden soll, weil das Jobcenter nicht rechtzeitig gezahlt hat. Kühne sagt: „Mich brauchen die Schwachen.“

Und er sagt, er wolle keine Anerkennung, ihm gehe es um die Wirkung. Überhaupt seien seine Erfahrungen mit Dankbarkeit sehr gering. Er mag sich daran gewöhnt haben, von denen da oben ignoriert zu werden. Doch wenn man seine Texte genau liest, dann hört man die Enttäuschung über die fehlende Würdigung heraus, den Wunsch danach, gesehen zu werden.

Herr Kühne kann nicht aufhören

Am 3. Mai schreibt er zum Jubiläum des Grundgesetzes: Durch den bevorstehenden 70. Jahrestag der Verabschiedung des GRUNDGESETZES – und damit der Konstituierung der BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND als völkerrechtlich anerkannter STAAT – jagen sich im Wettbewerb die verschiedensten Instanzen um einen Platz im Erinnerungsregister der Jahresbücher. Auch ich wäre gerne dabei gewesen, aber zu viel Kritik ist ein Haufen Stolperstein, die jeder für sich alleine schon eine gehörige Portion Mut hätte abfordern müssen, um als Verlag oder Organ das Risiko eines verlegerischen Flops einzugehen.

Wären da nicht immer wieder kleine Erfolge, eine erfolgreiche Klage, die er mit angestoßen hat, eine lobende Antwort auf seine Repliken, dann hätte er schon längst hingeschmissen. Vor ein paar Monaten verlor Kühne einige Materialien in der Bibliothek. Danach warf er all seine Ordner in die Luft und dachte, jetzt höre er endgültig auf. Aber Herr Kühne kann nicht aufhören. Es gibt einfach noch zu viele Ungerechtigkeiten. Außerdem, sagt er, habe er keinen Nachfolger, einen mit so einem wirren Geist wie er, der diese Arbeit überhaupt machen könnte.

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58 Kommentare

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  • Was er nun am GG besonders kritisiert, bleibt offen. Wie in einer Talshow, wo auch die nicht ausreden duerfen, die inhaltlich etwas zu sagen haben, waehrend nach Sprechblasen nie nachgefragt wird.

    • @meerwind7:

      Sehe ich im Ergebnis genauso.

      Ein paar Kritikpunkte werden ja genannt, aber die betreffen ausschließlich, wie das GG entstanden ist und ausgelegt wird. Inhaltliche Kritik an seinen Vorschriften sehe ich nirgends. Kühne kritisiert wohl vornehmlich die Gesellschaft, die seiner Meinung nach von diesem Grundgesetz geformt wurde, macht dieses also indirekt verantwortlich dafür, was Alles im Land schiefläuft.

  • Krass, Sie wollen tatsächlich das Arbeitslosengeld II abgeschafft wissen. So sieht also Solidarität aus.

  • taz: "Oder auch, wie Hartz IV und Artikel 1 des Grundgesetzes, „die Würde des Menschen ist unantastbar“, vereinbar sind?"

    Das ist doch ganz einfach. Man hat kurzerhand 5,3 Millionen Hartz IV Bezieher zu Bürgern dritter Klasse erklärt, für die die 19 Grundrechte eben nicht mehr gelten. Danach wurden Jobcenter flächendeckend über Deutschland ausgebreitet, damit die Wirtschaft überall an billige Arbeitskräfte kommen konnte - und immer noch kommen kann. Mit der "Waffe" § 10 SGB II - mit der man sogar aus einem Ingenieur einen Hilfsarbeiter machen kann - konnte Deutschland dann der Exportweltmeister von Europa werden. Die Arbeitsvermittler haben - ohne auch nur zu ahnen, dass sie gegen das Grundgesetz verstoßen - mit § 10 SGB II den Niedriglohnsektor in Deutschland ausgebaut. Der § 10 SGB II ist nämlich weder mit Art. 12 GG und schon gar nicht mit Art. 1 Abs. 1 GG vereinbar.

    Wer als Betroffener dagegen klagt, hat aber auch keine große Chance sein Recht zu bekommen, denn nicht erst seit Hartz IV werden Grundrechte und andere Artikel des Grundgesetzes mit juristischer Hermeneutik so ausgelegt, wie der Staat es gerne möchte. Mit juristischer Hermeneutik umgeht man auch gerne den Art. 19 Abs. 1 GG, der besagt, dass der Gesetzgeber bei einer Einschränkung von Grundrechten durch ein Gesetz oder auf Grundlage eines Gesetzes, das betroffene Grundrecht unter Angabe des Grundgesetzartikels nennen muss(Zitiergebot).

    Nun ja, wir haben wenigstens auf dem Papier noch 'Demokratie', denn in Art. 20 GG steht: "Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat".

    taz: "Immer wieder zitiert Kühne Carlo Schmid, der in seiner Rede zum Grundgesetz 1948 gesagt hat, eine Tyrannei könne Menschen ausschließen, aber eine Demokratie nicht. Dass sie das trotzdem tut, geht Kühne gegen den Strich."

    So ist das eben, denn ''Wer in einer Demokratie einschläft, muss damit rechnen, in einer Diktatur aufzuwachen!'' [Dwight D. Eisenhower (34. Präsident der Vereinigten Staaten)].

    • @Ricky-13:

      Das Auszahlen von Sozialhilfe ist unvereinbar mit dem Grundgesetz? Das ist es worauf ihr Biegen und Brechen drauf hinausläuft

      Gehts noch?!

    • @Ricky-13:

      Zustimmung.

    • @Ricky-13:

      Warum widerspricht es der Menschenwürde; wenn von Menschen, die sich vom Staat (also dem Geld ihrer Mitbürger) alimentieren lassen, verlangt wird, zumutbare Anstrengungen zu unternehmen, um ihren Lebensunterhalt selbst zu finanzieren?

      • @Lockenkopf:

        Vielleicht kann Prof. Dr. Bosbach, Statistikprofessor vom Rhein-Ahr-Campus in Remagen, Ihre Frage beantworten: "In der Bundesagentur für Arbeit spricht man von 2,3 Millionen Arbeitslose (Mai 2019). Es gibt aber 3,2 Millionen erwerbsfähige Empfänger von ALG I und ALG II. Dazu kommt noch, dass die Bundesagentur für Arbeit eine Zahl von Unterbeschäftigten herausgibt. Diese Unterbeschäftigten werden von der BA mit 4,1 Millionen angegeben. Unterbeschäftigung bedeutet aber auch fehlende Arbeitsplätze."

        Deutschland hat jetzt schon über 23.000 arbeitslose Ingenieure (siehe VDI – Verein Deutscher Ingenieure) und mehr als 100.000 arbeitslose Naturwissenschaftler. Die arbeitslosen studierten Geisteswissenschaftler und Wirtschaftswissenschaftler werden wohl noch viel mehr sein. Dazu kommen noch arbeitslose Meister, Gesellen und Kaufleute etc.pp. die auch alle keinen Job mehr bekommen von dem man auch Leben kann. Dass Industrie 4.0 gerade das Verschwinden ganzer Berufssparten ermöglicht und dass es in dieser hochtechnisierten Welt voller Maschinen, Computer und Automaten kaum noch echte Jobs gibt, das spricht aber kein Politiker an, denn dann müsste man einen Schritt in die Zukunft wagen, aber dafür sind unsere Politiker scheinbar schon zu alt - die leben nur in der Vergangenheit und in der Welt des Kapitals. Industrie 4.0 wird den Leuten, die sich trotz aller Zahlen und Fakten immer noch über "faule Arbeitslose" aufregen, demnächst aber klar machen, was Arbeitslosigkeit wirklich bedeutet.

        Ist damit Ihre Frage beantwortet?

        Vielleicht haben Sie aber doch recht, denn solange es noch einen Manager in Deutschland gibt, der nicht das 300-fache Jahresgehalt einer Krankenschwester bekommt, sollte man den Niedriglohnsektor noch weiter mit § 10 SGB II ausbauen, damit die "Gier" nach immer mehr Wirtschaftswachstum - eine Krankheit die weltweit alle Wirtschaftsbosse befallen hat - nicht nur die Natur und das Klima zerstören kann; sondern auch die Menschheit.

        • @Ricky-13:

          Ja viele Arbeitslose. Bei weitem nicht mehr so viele wie früher, aber immer noch viele.

          Aber wieso sollten offene Stellen gerade dann nicht besetzt werden? Das war die Frage vom Lockenkopf.

          Bei den Jahresgehältern bin ich nicht bei Ihnen. Ein Vergleich der Managergehältern mit den weltweit doch sehr hohen Löhnen und dem Lebensstandard in Deutschland verdeckt die eigentlichen weltweiten Probleme an Hungerlöhnen und realem Hungertod, geringer Lebenserwartung und einem beschissenen Lebensstandard.



          Da müssen noch einiges umverteilt werden von fast allen Deutschen in den Rest der Welt.

        • @Ricky-13:

          Neuer Statistik- & Datenschutz-Skandal bei der BA. Oder: offene Stellen die es gar nicht gibt.

          Agentur für Fakejobs

          www.jungewelt.de/a...-für-fakejobs.html

          • @Thomas Brunst:

            Danke für den Link.



            www.jungewelt.de/a...%BCr-fakejobs.html

            »Ich denke«, so Hannemann, »diese 127.000 Fakestellen sind nur die Spitze des Eisberges«. Sie geht davon aus, dass eine weit höhere Zahl der angepriesenen Jobs nicht existiert. »Das passt ja dann in die Propaganda der BA, wonach angeblich jeder einen Job finden könnte, wenn er nur wollte«, sagte sie. [junge Welt, 13.06.2019]

            • @Ricky-13:

              ...wieder einmal sind die bei der BA/ Jobcentern registrierten Arbeitssuchenden - auf dem Weg zu "Vollbeschäftigung" - die “Dummen“.



              Der öffentlichen Arbeitslosenverwaltung kann eine direkte Mitschuld am neuen (behördlichen) Datenschutz-Skandal gegeben werden, weil sie die “Plattform“ stellt, mit der dieser massenhafte Datenmissbrauch (Datenschutzverletzungen) ermöglicht wurde. Besonders perfide: Mit den “gefaketen“ Stellenangeboten wurde noch mehr Druck auf die Arbeitssuchenden erzeugt (“Jeder kann eine Arbeit bekommen, wenn er/sie nur will“) Nun wissen wir: Alles Lüge, das System hat sich – wieder einmal – selbst entlarvt! Womit wir beim Artikel 1 Grundgesetz wären: “Die Würde des Mensch...SIE ZU ACHTEN UND ZU SCHÜTZEN IST VERPFLICHTUNG ALLER STAATLICHER GEWALT“

              • @Thomas Brunst:

                Ja, so schließt sich der Kreis zu Art. 1 GG und wir wären wieder beim Grundgesetz.

                "Erwerbslose im Hartz-IV-Bezug können einem möglichen Verkauf ihrer Daten nicht entkommen. Sie sind nicht nur verpflichtet, sich eigenständig zu bewerben, sondern auch auf alle »Arbeitsangebote« des Jobcenters entsprechend zu reagieren. Andernfalls droht in aller Regel eine Sanktion um 30, bei unter 25jährigen um 100 Prozent." [junge Welt, 13.06.2019]

                Mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) wären über 5 Millionen Bürger keine Leibeigenen dieser sogenannten Behörde mehr, aber das will man wohl nicht, denn dann könnte Deutschland seine Stellung als Exportweltmeister von Europa nicht mehr halten.

                Genug Geld wäre sicherlich für das BGE da, wenn man z.B. sich endlich mal durchringen könnte eine *Finanztransaktionssteuer* ins Leben zu rufen - aber die CDU/CSU und besonders die FDP wehrt sich seit Jahren gegen so eine Steuer.



                www.youtube.com/watch?v=X2Kb1En2fVs

        • @Ricky-13:

          Nein, meine Frage ist nicht beantwortet. Es ist doch völlig klar, dass nicht jeder Arbeitswillige eine Arbeitsstelle findet. Aber darum geht es hier auch nicht. Denn verlangt wird nur, zumutbare Anstrengungen zu unternehmen, um einen Job zu finden. Und das kann und darf eine Gesellschaft erwarten, wenn im Gegenzug Sozialleistungen gewährt werden sollen.

          • @Lockenkopf:

            Sie müssen nur die Puzzleteile zusammensetzen, dann können Sie sich Ihre Frage selbst beantworten.

            Puzzleteile [Niedriglohnsektor – Art. 20 GG – hochtechnisierte Welt – § 10 SGB II – Millionen Arbeitslose – Art. 12 GG – Unterbeschäftigte – Art. 19 Abs. 1 GG – Bürger dritter Klasse – arbeitslose Ingenieure – Wirtschaftswachstum – billige Arbeitskräfte – Industrie 4.0 – Welt des Kapitals – Jobcenter – Exportweltmeister – 300-fache Jahresgehalt – Art. 1 GG]

            Alles Weitere hat freundlicherweise Frau Kirschgrün schon beantwortet.

            • @Ricky-13:

              Das Puzzle eines gut verdienenden deutschen Wutbürgers, der wie immer zu kurz gekommen ist und in enem der weltweit reichsten Länder keinen Gedanken an den Rest der Welt verschwendet?

              Richtig zusammen gesetzt?

              • @Rudolf Fissner:

                Wie bestreiten Sie eigentlich Ihren Lebensunterhalt und wie viel wären Sie bereit abzugeben?

                • @Anna Minerva:

                  Kommentar gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich. Die Moderation

              • @Rudolf Fissner:

                Was würden taz-Leser nur ohne Ihre "Weisheiten" machen, die Sie hier täglich 'ungefragt' abliefern?

          • @Lockenkopf:

            Doch m. E. ist Ihre Frage beantwortet. Nur nicht auf die Art, die Sie gerne hätten.



            Es heißt "Die Würde des Menschen ist unantastbar."



            Es heißt NICHT "Die Würde des Arbeitnehmers ist unantastbar."



            Geben Sie Ihren Kindern auch weniger oder gar nichts zu essen, wenn diese schlechte Noten nach Hause bringen?!



            Denken Sie mal ganz still für sich darüber nach, was "Menschenwürde" heißt. Die ist an KEINE noch so winzige Bedingung geknüpft, sondern erklärt sich allein durch das Mensch-Sein.



            Ist doch eigentlich gar nicht so schwer, oder?!



            Finden Sie es wirklich gerecht, alle Bürgerrechte abgeben zu müssen (Eingliederugnsvereinbarung), um dann wie ein Mensch dritter Klasse behandelt zu werden, obwohl sie nichts, aber auch gar nichts dafür können, dass nicht genügend gerecht bezahlte Arbeit für alle vorhanden ist?!



            Von freier Berufswahl oder dem Umstand, dass frauman als Akademiker plötzlich sogar zum Putzen zu gering ist, mal ganz zu schweigen?



            Für mich hat das faschistische Züge.



            Hut ab vor Herrn Kühne. Er hat begriffen, was hier total schief läuft.

            • @Frau Kirschgrün:

              Danke, dass Sie mir zur Seite gesprungen sind. Wir beide wissen aber, dass es hier auch taz-Leser gibt, die das Offensichtliche einfach nicht sehen wollen.

              „Fordern und Fördern“ heißt es in der BA. Mit den Schröder/Bertelsmann/Hartz-Reformen wurde aber nur der Ausbau des Niedriglohnsektors gefördert. Der Spruch der Bundesagentur für Arbeit "Fördern und Fordern" heißt doch nur: „Entweder fügst du dich oder du hungerst“. Egal ob Menschen oder Tiere, man beherrscht sie am besten mit Nahrung und das hat unsere Regierung sehr gut erkannt. Gefördert wurde nur die prekäre Beschäftigung samt Leiharbeit und Werkverträgen. Gefördert wurden Hungerlöhne und Armut, damit Deutschland der Exportweltmeister von Europa werden konnte - und das auf Kosten von Millionen Menschen, denen man sogar ihre Grundrechte (Art. 1 GG, ...) abgesprochen hat.

              Wem gehört Deutschland jetzt eigentlich wirklich; dem deutschen Volk (Art. 20 Abs. 2 GG – Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus …) oder den Wirtschaftsbossen, die ihre Politikmarionetten mitsamt den Medien fest im Griff haben?

              "Demokratie ist die Kunst, dem Volk im Namen des Volkes feierlich das Fell über die Ohren zu ziehn." - (Karlheinz Deschner - deutscher Schriftsteller, 1924 - 2014)

              • @Ricky-13:

                Oder auch wie Volker Pispers sagt: "Merkel zieht uns über den Tisch und verkauft uns die Reibungshitze als Nestwärme."



                Ich weiß das alles und erfahre das alles seit 2005 tgl. am eigenen Leib.



                Unterbrochen durch für den Steuerzahler irre teuren Kurs (dafür vom Allgäu aus nach Mannheim und dort dann später Umzug nach Germersheim!), der, wie vorher schon absehbar völlig überflüssig war, da es den Kurs als Studiengang gab|gibt, und 10 Monate Beschäftigung über eine AÜ (ArbeitnehmerÜberlassung) erbracht hat. Danach sofort wieder AlG2.



                Achterbahn, ekelig.



                Dann nach Klage gegen das Jobcenter einen Kurs "Betreuungsassistentin", danach wieder über Klage bzw. deren Androhung, Kurs als Pflegediensthelferin, wo ich mich für winzige Kohle in der ambulanten Pflege in den Burnout (im Alter von 58 bis 61 Jahre) schufften "durfte", heute wieder AlG2, mit wöchentlichen Besuchen bei der Tafel.



                Mein Studium nach dem hum. Abitur als Dipl. Grafik-Designerin abgeschlossen, angestellt in Werbeagenturen und als selbständige Grafik-Designerin in München gearbeitet, nach Auslandaufenthalt in Portugal wieder Anstellung.



                Kündigung wegen "in der Werbung hohen Alters", wieder arbeitslos.



                Während dieser Arbeitslosigkeit (damals noch in München) Studium der Philosophie (bis zur bestandenen Zwischenprüfung), dann wurden Studiengebühren eingeführt, wieder Brause.



                😉 ^^Tja, vielseitig unbegabt, und in diesem Staat nicht zu "verwenden".^^ 😉 .



                Jetzt bin ich 62 – und darf den Rest von anderen (fr)essen, den ich bei der Tafel über die Theke gereicht bekomme.



                Ein Staat, in dem wir gut und gerne leben.



                Und natürlich viiiieeeel zu negativ eingestellt, wo's mir doch sooo gut geht.



                M. E. alles nicht mit dem GG vereinbar.



                Ich bleibe unverdrossen zuversichtlich. Und meinen Humor lasse ich mir auch nicht nehmen.



                Schön, dass Sie das alles so ähnlich wie ich sehen.

                • @Frau Kirschgrün:

                  Danke !!! - Die Frage ist aber, ob sich wirklich etwas verändert, wenn wir hier jeden Tag das System anprangern.

                  Die breite Masse "bildet" sich durch die Mainstreammedien, die in der Hand der Mächtigen sind und dort wird den Bürgern erzählt, dass der Kapitalismus die einzige Glückseligkeit sei. Dass sie von dem Geld, das täglich durch die Taschen der Reichen und Mächtigen fließt, kaum etwas abbekommen, das merken die kleinen Bürger natürlich nicht.

                  So lange die Mainstreammedien die breite Masse fest im Griff hat, müssen unsere "Lobbypolitiker" sich auch keine Sorgen machen, dass sich etwas ändert. Der schöne Satz der Aufklärung von Immanuel Kant aus dem 18. Jahrhundert „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ wurde zwar durch das Rezo-Video kurz reanimiert, aber das wird nicht lange anhalten; dann werden die Bürger wieder hinter der CDU hinterherlaufen, so wie die Kinder dem Rattenfänger von Hameln gefolgt sind. Dass Rezo in seinem Video auch den Sozialstaatgedanken angesprochen hat, das wurde von den CDU/SPD/FDP-Politikern und den konservativen Medien natürlich verschwiegen, als sie über den "blauhaarigen jungen Mann" sofort ihr Urteil fällten und ihm jegliche Sachkompetenz wegen seines Äußeren und seiner Jugendsprache absprechen wollten. Die Fridays for Future Bewegung wird auch immer mehr diskreditiert, denn man will weiterhin aus Kohle 'Kohle' machen.

                  Nach so viel Off-Topic jetzt aber noch mal etwas zum Grundgesetz.

                  Wenn der Bürger sich das Grundgesetz, zumindest aber die Artikel 1 bis 19 (Grundrechte) und Art. 20 GG (Sozialstaatsprinzip), einmal aufmerksam durchlesen würde, dann würden die Fundamente unseres freiheitlich-demokratischen und sozialen Rechtsstaat möglicherweise wieder auf festeren Grund stehen.

                  Die Realität sieht aber leider anders aus. Der kleine Bürger hat seine 50 TV-Programme und mehr will er auch nicht. Nachdenken war gestern - heute wird am Smartphone gespielt und dem geglaubt, was die Mainstreammedien einem erzählen.

                  • @Ricky-13:

                    Stimmt alles, was Sie schreiben.



                    Was TUN wir? ·D a s· ist doch die Frage.



                    Um etwas tun zu können, ist selbstredend eine detaillierte Analyse des Bestehenden nötig.



                    Aber: Wann und was können wir aktiv unternehmen, damit sich wenigstens in kleinen Schritten etwas verbessert?



                    GG-Lesen heißt ja leider, leider noch lange nicht, dass "der Bürger"|"die Bürgerin" auch begreifen bzw. den Mut aufringen würden, aktiv zu werden oder auch"nur" das Wahlverhalten zu (ver)ändern 😩 .

              • @Ricky-13:

                Wenn man einen solchen Blick auf die Welt hat, sieht man natürlich selbst in einem Land wie dem unseren, das hinsichtlich Wohlstand, sozialer Sicherheit, Freiheit und Stabilität seinesgleichen sucht, nur Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Erstaunlich.

                • @Lockenkopf:

                  Dieser Bilck auf die Welt ennt sich "Realismus" oO



                  Wenn man natürlich niedrige Maßstäbe setzt wie "was andere Länder machen" wird man schnell schienbar überdurchschnittlich gut...



                  Mit dem Erheben von 80% der Bevölkerung die dem Bias der Just-World Hypothese aufsitzen (s. z.B wikipedia), wurde der empirische Beweis erbracht, dass durchschnittlich denkende/eingestllete Menschen einfach keine Ahnung haben und das quasi als Schutzmechanismus, weil sie einfach nicht leidensfähig sind. Wahrnehmung erfasst nicht die Realität, dafür ist sie nicht konzipiert...bzw dahin hat sie sich nicht entwicklet

                • @Lockenkopf:

                  Vor einigen Wochen habe ich einen schönen Satz hier in der taz von einem anderen Kommentator gelesen: "Die Menschenwürde ist offensichtlich nur dann unantastbar, wenn sie mit den Interessen des Kapitals übereinstimmt."

                  Mehr ist hierzu eigentlich nicht mehr zu sagen, denn das Grundgesetz wurde für Hartz IV Bezieher durch das restriktive Sozialgesetzbuch II ersetzt.

                • @Lockenkopf:

                  Das empfindet nur erstaulich, wer sich mit dem kleinerern Übel zufrieden gibt.



                  In dem Moment, in dem ein Mensch dieses Landes nicht zu den "Normal-Verdienern" und den einigermaßen priveligierten "Schichten" gehört, ändert sich die Perspektive nunmal grundlegend.



                  "hinsichtlich Wohlstand, sozialer Sicherheit, Freiheit und Stabilität"



                  🤥 Wohlstand – Arbeitslosigkeit, Rentnerarmut



                  🤥 soziale Sicherheit – Absturz nach kürzester Zeit in gesetzlich verordnete Armut (AlG2-Empfänger, Alleinerziehende und Rentner, die zur Tafel gehen müssen und die Essens-Reste der Wähler, die immer wieder die Reichen an die Macht wählen, entsorgen und (fr)essen müssen



                  🤥 Freiheit – die Freiheit, sich die Bürgerrechte aberkennen lassen zu MÜSSEN, um sich in prekären, befristeten und ausbildungsfremden Arbeitsverhältnissen wiederzufinden, oder eben nur in Armut vom Jobcenter (was für ein Euphemismus!) verwaltet ohne Beschäftigungsmöglichkeit festzusitzen



                  🤥 Freiheit und Stabilität – Freiheit und Stabilität, die von außen (USA) bestimmt und mit Auslandseinsätzen wider das GG "bezahlt werden müssen".



                  😂



                  ·D a s· finde ·i c h· erstaunlich.



                  Denn das alles ich nicht vom GG Art. 1 gedeckt, "die Würde des Menschen ist unantastbar".



                  Was haben Sie für einen Blick auf die Welt?



                  🥊 Juchu, ich gehöre zu den Previligierten! Die Armen und Arbeitslosen haben halt Pech 🥊, aber mir geht's doch gut?!



                  Erstaunlich.

                  • @Frau Kirschgrün:

                    Art. 1 Abs. 1 GG - *Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.*

                    Von welcher "Würde" spricht man in Art. 1 GG eigentlich, wenn gleichzeitig Millionen Hartz IV Bezieher mit dem § 10 SGB II in erniedrigende Jobs gezwungen werden können?

                    Von welcher "Würde" spricht man in Art. 1 GG eigentlich, wenn 52.000 Menschen - laut Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe - bei uns in Deutschland schon obdachlos auf der Straße sitzen?

                    Von welcher "Würde" spricht man in Art. 1 GG eigentlich, wenn jede Woche 1,5 Millionen Menschen in Deutschland an eine der 941 Tafeln anstehen müssen, um nicht zu hungern?

                    Von welcher "Würde" spricht man in Art. 1 GG eigentlich, wenn Hartz IV Empfänger sanktioniert wurden und sie dann erfahren, das die Partei, die sich das menschenverachtende Hartz-System ausgedacht hat, einen ihrer Leute (Ex-SPD-Senator Detlef Scheele) als Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit einem Jahresgehalt von 300.000 Euro eingesetzt hat?

                    Von welcher "Würde" spricht man in Art. 1 GG eigentlich, wenn arme Rentner Pfandflaschen aus dem Mülleimer sammeln müssen, während der VW-Manager Martin Winterkorn 93.000 Euro Rente im Monat bekommt?

                    Von welcher "Würde" spricht man in Art. 1 GG eigentlich?

                    • @Ricky-13:

                      Naja vermütlich gibt es ein bioligsches Mesnchesein und ein politisches.



                      Und wer nicht arbeitet ist auch kein poltischer Mensch mehr.



                      Anders sind offiziellen Definitonen wie angemerkt nciht zu erklären:



                      "Menschenwürde (Art. 1 I GG) ist der innere und zugleich soziale Wertanspruch, der dem Menschen um seinetwillen zukommt. Die M. besteht darin, dass der Mensch als geistig-sittliches Wesen von Natur darauf angelegt ist, in Freiheit und Selbstbewusstsein sich selbst zu bestimmen und in der Umwelt auszuwirken."(Vahlen, 2012)

                    • @Ricky-13:

                      Tja, das würde mich auch brennend interessieren.

  • Ich würde zu diesem Thema sehr gerne mehr hören, z.B. in einem TAZ Lab. Wo muss unsere Verfassung nach 70 Jahren aktualisiert werden, an welchen Stellen ist sie stabil und gewährt uns weiterhin eine solide Grundlage für eine gute Zukunft. Brauchen wir z.B. mehr Mitbestimmung durch Volksabstimmungen auf Bundesebene, um Politikverdrossenheit entgegenzuwirken.

  • Peinlich wie dieser Kühne schreien schreibt und dabei immer wieder auf das rechte Bild vom von den Politikern verratenem Staatsvolk Bezug nimmt. m.facebook.com/Dun.../1069183856469447/

  • taz-Zitat: „(…) Oder auch, wie Hartz IV und Artikel 1 des Grundgesetzes, „die Würde des Menschen ist unantastbar“, vereinbar sind? (...)“

    Ganz wesentlich ist hierbei der Bezug auf das bestehende Hartz IV/ ALG 2-System in dem sich viele Leistungsbezieher – zwangsläufig - befinden. Noch immer spielen die Arbeitsagenturen/ Jobcenter der BA mit Sanktionsandrohungen und zwingen die Betroffene damit beispielsweise zu Unterschriften wie Datenschutz-/ ärztl. Schweigepflichtentbindungserklärungen zur Einwilligung – nicht selten wird hierbei von Behördenseiten der Eindruck erweckt: Leistungsbezieher haben keinen Rechtsanspruch auf “informationelle Selbstbestimmung“ (Datenschutz). Hier wird tagtäglich von staatlicher Seite gegen den Art. 1 GG (“Die Würde des Mensch...sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlicher Gewalt.“) verstoßen, weil betroffene Leistungsbezieher diesbezüglich von Sachbearbeitern regelrecht genötigt werden; die Arbeitserleichterung/ -vereinfachung (z.B. im Verwaltungsakt) sind vielen Verwaltungsmenschen wichtiger als die Grundrechte der Bürger*innen!

    • @Thomas Brunst:

      Zustimmung.

  • Mir fehlt hier irgendwie eine Information, was denn nun diese Kritik von Herrn Kühne am Grundgesetz selbst ist.

  • „Warum das Grundgesetz eben nicht die Idealverfassung ist, als die es immer dargestellt wird“



    Ich weiß nicht, wer das GG „immer“ als die „Idealverfassung“ darstellt. Ich kenne niemand. Und wäre sie es, wären keine Änderungen erforderlich und möglich. Die ständigen Änderungsforderungen sprechen dagegen.



    Religiös veranlagte Menschen können sich immerhin damit trösten, dass seit dem Rauswurf aus dem Paradies in der Welt ein Idealzustand (einschl. Verfassung) nicht mehr möglich ist. Man kann nur versuchen, sich diesem Zustand bestmöglich anzunähern.



    Aber schlimmer geht’s immer: Als ehemaliger DDR-Bürger habe ich die Verfassung der DDR in Theorie und Praxis kennengelernt. Deren Artikel 1 beginnt mit den Worten: „Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern. Sie ist die politische Organisation der Werktätigen in Stadt und Land unter der Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei“.



    Wie das in der Praxis aussah, habe ich erlebt. Deshalb ziehe ich das - zugegeben nicht-ideale - GG vor!

    • @Pfanni:

      Ach so, Sie geben sich mit dem kleineren Übel zufrieden?!



      Ich nicht. Ich hätte doch gerne das, was mir als Mensch zusteht. Und zwar das beste GG der Welt, besser noch eine vom Volk geschriebene und vom Volk in freier Abstimmung verabschiedete Verfassung. Drunter mach' ich's nicht.

      • @Frau Kirschgrün:

        Gratuliere Ihnen für Ihre Kompromisslosigkeit! Welchen Stand haben Sie damit bereits erreicht? Oder haben im internationalen Maßstab eine Verfassung gefunden, die Ihre Ansprüche erfüllt?

        • @Pfanni:

          Wie wär's damit: In D besser machen – ohne sich an bloßem Mittelmaß orientieren zu wollen?!



          Ansprüche an's eigene Denken und Handeln stellen und eben auch umsetzen – ohne auf den "schlechteren" Nachbarn zu schielen?



          Und vielleicht hilft es ja auch, zu begreifen, dass alle Gesetze immer von und für die Herrschenden gemacht werden, auch wenn manchmal kleine Zugeständnisse an die Ärmeren enthalten sein können… nur so als Tipp… denn die Ärmeren sollen ja für die Reichen als Vermögens-Beschaffer funktionieren und werden mit genau so viel "Verdienst" "ausgestattet", dass sie bei der Stange bleiben…

          • @Frau Kirschgrün:

            "… und werden mit genau so viel "Verdienst" "ausgestattet", dass sie bei der Stange bleiben…"

            Natürlich, denn wer lässt schon seine Sklaven verhungern, wenn man die noch für die Arbeit benötigt? Da man in unserer hochtechnisierten Welt aber immer weniger von diesen "Sklaven" braucht, wird man den Sozialstaat (Art. 20 Abs. 1 GG) wohl noch mehr abbauen.

            • @Ricky-13:

              Sehe ich auch so.

  • Das Grundgesetz (GG) steht seit Jahren unter Dauerbeschuss und läuft Gefahr weiter ausgehöhlt zu werden. Jüngst machte sich die CDU-Politikerin Kramp-Karrenbauer am Art. 5 GG (Meinungs-/ Pressefreiheit) zu schaffen, weil es der YouTuber Rezo gewagt hatte gegen die CDU zu wettern; innerhalb eines Jahres waren in Bayern elf Personen länger als zwei Wochen ohne Anklage inhaftiert. So etwas erinnert mehr an einen Polizeistaat als an eine freiheitliche Demokratie und steht m. E. nicht im Einklang mit Art. 2 Abs. 2 GG.



    Ohnehin monieren die Kritiker*innen der neuen bundesdeutschen Polizeiaufgabengesetze: In den 1970er und 1980er Jahren waren die Polizeiaufgabengesetze Präventionsgesetze. Heute sind es pure Repressionsgesetze, welche “vorverlagert“ in Grund- und Bürgerrechte eingreifen.



    In diesem Zusammenhang – zur Stärkung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung – fordert die Lobby der Sicherheitswirtschaft hoheitliche Befugnisse (Identitätsfeststellungen, Platzverweisungen) für private Sicherheitsdienste ein. Damit macht sich die Sicherheitswirtschaft am staatlichen Gewaltmonopol und dem Art. 33 Abs. 4 GG zu schaffen. Bei dieser Forderung geht es einzig und allein um wirtschaftliche Interessen: Mit hoheitlichen Befugnissen könnte die Sicherheitswirtschaft im kommunalen Bereich, parallel zu den Ordnungsämtern, - kostengünstig und flexibel (so das Versprechen der Wirtschaft) - staatliche (“hoheitliche“) Sicherheitsdienstleistungen erbringen; “public private security“ nennt sich das angestrebte Modell. Langfristige, stabile Verträge am “Tropf der Steuerzahler*innen“ wünscht sich die Sicherheitsbranche sehr. Sollten diese Pläne in die Tat umgesetzt werden, dann hätte sich das staatliche Gewaltmonopol und der Art. 33 Abs. 4 in Deutschland erledigt!



    Politiker wie der bayerische Innenminister Herrmann fordern und fördern seit Jahren den “Verschmelzungsprozess“ zwischen Sicherheitsbehörden und Sicherheitswirtschaft.

  • Vielleicht sollte mal jemand Herrn Kühne auf das self publishing als ebook oder book on demand aufmerksam machen.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Mir gefällt der Text, aber zu allem Biografischem hätte es durchaus einige Beispiele für konkrete Kritikpunkte geben können. Die oben angeführten drei Fragen sind in bisschen dürftig.

    "Die Menschenwürde sei unantastbar" wäre zum Beispiel klarer als die Version mit dem "ist".



    Das Verfassungsgericht hat schließlich viele Gesetze, wie das Verbot der Homosexualität, erst nach Jahrzehnten für verfassungswidrig erklärt und damit implizit klargemacht, dass die Menschenwürde sehr wohl antastbar ist.



    Dass es z.B. nicht menschenwürdig ist, wenn der Staat zum Zuhälter wird, indem Frauen beim Jobcenter Vermittlungsvorschläge ins Rotlichtmilieu bekommen, kann ernsthaft kaum bezweifelt werden.

    Das "Sittengesetz" aus Artikel zwei herauszunehmen finde ich außerdem sehr wichtig.



    Dann könnte in Sachsen nicht einfach die Sargpflicht gelten und Muslim*innen wie Atheist*innen könnte nicht die freie Ausübung der Begräbnisriten ihrer Wahl untersagt werden. Marijuana wäre auch kaum verbietbar.



    Eine Ändererung von Artikel zwei ist aber nicht mit dem Ewigkeitsparagraphen vereinbar. Mit diesem Artikel zwei bleibt es wohl dabei, dass es wirksame Minderheitenrechte nicht gibt, sondern lediglich Minderheitenprivilegien, die nur dann gewährt werden, wenn die Verfassungsrichter*innen das auch moralisch-sittengemäß einsehen.

    Die zum Teil geheimen (!) G-10 Gesetzte haben auch Verfassungsrang und stehen derweil in keiner Ausgabe des "liebsten Buches der Deutschen". Weiter will ich hier jetzt auch nicht ins Detail gehen.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Es gibt im Grundgesetz keine Paragraphen.

      Die Ewigkeitsklausel in Art. 79 III GG ließe eine Streichung des Verbots gegen einen Verstoß gegen das Sittengesetz sehr wohl zu, es wäre eine ausdrückliche Änderung des Grundgesetzes wie es Art. 79 I GG fordert.



      Sie wird aber meines Kenntnistandes nicht vollzogen da dieses Verbot heute sowieso nur noch als Verbot gegen den Verstoß gegen Strafgesetzes respektive gesetztliche Verbote im Allgemeinen gesehen wird.

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @Pleb:

        Ich danke für den Hinweis, ich erlag dem Irrtum, die Ewigkeitsklausel würde sich auf Art. 1 bis 20 beziehen, nicht lediglich auf Art. 1 und 20. Ich bin da aber nicht allein.

        "Gerrit Forst und Johannes Hellebrand schreiben in dem Alpmann-Skript “Die mündliche Prüfung im 1. Examen” (2016) auf Seite 104:

        Die Ewigkeitsgarantie ist in Art. 79 Abs. 3 GG enthalten. Danach ist eine Änderung des Grundgesetzes unzulässig, durch welche die Gliederung des Bundes in Länder, die grundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetzgebung oder die in den Artikeln 1 und 20 (nach h.M. zu lesen als “1 bis 20”) niedergelegten Grundsätze berührt werden.)"



        www.klartext-jura....n-art-79-abs-3-gg/

        Das Prinzip der Volkssouveränität in Art. 20 bleibt trotzdem problematisch. Damit lassen sich eine Vielzahl von Menschen von der Wahl ausschließen, die keine deutsche Staatsbürgerschaft haben und keine bekommen, sich aber trotzdem langfristig in Deutschland ein Zuhause haben.

        • @85198 (Profil gelöscht):

          Demokratie, Volksherrschaft, ist nicht problematisch.

        • @85198 (Profil gelöscht):

          In Artikel 1 steht, dass die Grundrechte die Gesetzgebung als unmittelbar geltendes Recht binden. Und Artikel 19 legt fest, dass kein Grundrecht in seinem Wesensgehalt angetastet werden darf. Dadurch dürfte sich die Ewigkeitsgarantie zwar nicht auf den Wortlaut aber doch auf den Wesensgehalt der Grundrechte erstrecken.

          Ist aber nur meine Meinung als nicht-Jurist — wobei das Grundgesetz für Alle geschrieben wurde, also v.a. für nicht-Juristen, daher würde ich dieser Einschätzung sehr wohl Gewicht beimessen.

        • 8G
          85198 (Profil gelöscht)
          @85198 (Profil gelöscht):

          Zum Sittengesetz: Das öffentliche Nacktsein ist verboten, auch wenn kein Mensch da ist, der die Nackten sieht. Mann muss mindestens eine Socke tragen und es reicht nicht, sich die erst dann überzustülpen, wenn in der Ferne ein paar Menschen auftauchen. Sobald jemand auch nur weiss, dass du nackt bist oder warst, ist das illegal, egal ob du jemanden störst oder nicht.

          • 8G
            85198 (Profil gelöscht)
            @85198 (Profil gelöscht):

            Außerdem kann sich, solange das Sittengesetz im Text steht, die Interpretion an den Gerichten auch wieder ändern, je nachdem, aus welcher Richtung der Wind weht.

  • Ich muss auch sagen, dass ich diesen Mann bewundernswert finde.



    Mich ärgert das Getue um das Grundgesetz-Jubiläum auch schon die ganze Zeit. Der Einwand, dass Nazis dies machten, ist durchaus korrekt und ich werde mir mal bei Gelegenheit anschauen, was die "Väter des Grundgesetzes" alles von 33 bis 45 gemacht haben. Einige davon, abgesehen davon waren das auch Mütter des Grundgesetzes, sind wirklich hervorzuheben.

    Für mich auch unverständlich, wieso das Ding nicht spätestens 1990 neu verhandelt und per Abstimmung durch die Bevölkerung legitimiert wurde.



    Nachvollziehen kann ich auch die Biographie des Mannes. Tatsächlich scheint unsere Republik mehr für die Menschen gemacht zu sein, deren Lebensabläufe möglichst geradelinig sind und wenig Brüche haben, z.B. dadurch, dass man sich nicht alles als Lohnabhängiger bieten lässt. Ob dies mit dem GG zusammenhängt, weiß ich nicht. Richtig ist, dass jedwede vernünftige Absicherung des Materiellen kein Grundrecht nach GG zu sein scheint.

    • @Age Krüger:

      Mütter des Grundgesetzes gibt es wohl ganz genau 3, war das aus einem Artikel hier? Weiß es nicht mehr.

      Bei dem Einwand mit den Nazis ging es um die Rechtssprechung nach 49 weil der Justizapparat ungenügend entnazifiziert wurde.



      Weswegen ja auch Freislers Witwe noch eine Entschädigungsrente für die entgangegen Karriere, des leider viel zu spät von einer Bombe getroffenen schrecklichen Juristen, in der alten BRD erhielt.

      Bezüglich 1990 sind dir die Umstände ja bekannt weswegen es so war, oder?



      Die neuen Ländern sind nur zum Geltungsbereich des GG beigetregen, nach dem alten Art. 23 ( de.wikipedia.org/w...Deutschland_(1949) ) und man hat "schön" die Präambel und Art. 146 geändert, nach der es jetzt für das gesamte Deutsche Volk gelte, weswegen es nie zu einer Abstimmung über eine neue Verfassung kam, die die alte Fassung des 146 eigentlich vorsah,



      lexetius.com/GG/146,2 .

      • @Pleb:

        Nicht nur die Richter der Nazizeit bekamen ihre Pensionen, ebenso bekamen viele der von den Nazis eingesetzten Beamten ihre Versorgungsbezüge weiter. Nazis aus den kleineren Abteilungen waren jede Zeit im neuen Betrieb der BRD tätig, auch im politischen Bereich bis hin zum Kanzleramt.

        Und die Begründung, die CDUCSUSPDFDP wählten, um keine Debatte über das GG führen zu wollen, kenne ich natürlich. Sie ist aber imo nicht stichhaltig und schon gar nicht wünschenswert.



        Wie die ganze Wiedervereinigung.

        • @Age Krüger:

          Wie die Wiedervereinigung.



          Womit wir beim Pudels Kern sind. Die SEDlör, haben den Faschismus mit ihrer Verfassung abgeschafft und ein rechtsextremes Fiasko hinterlassen.

          Westdeutschland hat da, aber auf Basis eines guten Grundgesetzes, sehr viel besseres und mehr auf die Beine gebracht.

          SED und Nachkommen, haben es, wie ja auch die extremen Wählerwanderungen von der Linkspartei zur AfD zeigen, nicht so mit einem effektiven Antifaschismus. Das meiste waren und sind hohle Worte ohne Effekt. Vielleicht gehts bem Linkspopulismus als Vorhof zum Rechtspopulismus sogar noch nach hinten los.

          • @Rudolf Fissner:

            Was für eine Dummschwätzerei wieder, Rudolf.



            Stefan Ernst ist unterm Grundgesetz aufgewachsen, unter CDU Regierungen, in den 90igern radikalisiert, in den 80igern mutmaßlich sozialisiert.

            Mensch welch effektiven Antifaschismus Deutschland unterm GG doch geschaffen hatte.

  • Das macht Spaß zu lesen. Das ist so eine schöne Persönlichkeit. Das Werk darf nicht verloren gehen!! Vielleicht auf 100 Seiten kürzen mit dem Versprechen, bei Anklang auch das vollständige Werk zu verlegen?