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Hornlose Rinder auf Bioverband-HöfenDemeter bricht die eigenen Regeln

Der Bioverband wirbt damit, dass er hornlose Rinderrassen verboten hat. Tatsächlich aber halten zahlreiche Betriebe genau solche Tiere.

Garantiert unbehandelt: ein Rind, wie Gott es erschaffen hat Foto: imago-images/Kickner

Berlin taz | Viele Höfe des Biobauernverbandes Demeter halten entgegen seinen Richtlinien Rinderrassen ohne Hörner. „Zahlreiche Betriebe, die vor weniger als 15–20 Jahren umgestellt haben, haben einen gewissen Anteil hornloser Tiere in ihrer Herde“, teilte Verbandssprecherin Antje Kölling der taz auf Anfrage mit. Dabei bestimmen die Demeter-Regeln klar: „Genetisch hornlose Tiere in der Rindviehhaltung sind nicht erlaubt.“ Die Organisation wirbt intensiv mit Slogans wie: „Demeter-Kühe haben Hörner.“

Sowohl in konventionellen als auch Biobetrieben werden den meisten Kälbern ein paar Wochen nach der Geburt die Hornansätze ausgebrannt. Oder die Tiere kommen hornlos zur Welt, weil ihre Rasse so gezüchtet wurde. Denn viele Bauern fürchten, dass Tiere mit Hörnern sich gegenseitig oder Menschen verletzen könnten.

Demeter dagegen argumentiert ­beispielsweise auf seiner Internetseite mit dem „Respekt“ vor dem Tier. „Die Natur irrt nicht“, schreibt der Verband. Die Landwirte des Verbands „passen ihre Tiere nicht einfach den ‚Produktionsbedingungen‘ an, sondern bauen Ställe, die groß genug sind für die ­Bedürfnisse ganzer Kühe“. Zudem würden sie sich Zeit nehmen, die Rinder zu beobachten und „eine vertrauensvolle Beziehung“ zu schaffen. So würden sie das Verletzungsrisiko minimieren.

Hörner sind Demeter zufolge für Rinder wichtig als Mittel der Körpersprache und Körperpflege. Außerdem vermutet der anthroposophisch ausgerichtete Verband, dass das Horn die Milchqualität verbessere und zur Regulierung der Körpertemperatur beitrage. Deshalb verbietet Demeter nach eigenen Angaben als einziger Bioverband das Enthornen und Züchten von hornlosen Rindern „konsequent“. Bioland zum Beispiel erlaubt das Enthornen, allerdings anders als bei konventionellen Höfen nur, wenn ein Tierarzt das Kalb vorher lokal betäubt hat. Hornlose Rassen lässt der Verband zu.

Ist das schon Verbrauchertäuschung?

Doch wie konsequent Demeter seine Versprechen umsetzt, ist umstritten. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Demeter-Landwirte gegen das grundsätzliche Verbot verstoßen, Rinder zu enthornen. Aber die 2014 beschlossene Demeter-Richtlinie enthält einen „Bestandsschutz“ für Rinder der Fleischrassen Aberdeen Angus, Deutsche Angus und Galloway, die so gezüchtet sind, dass sie keine Hörner entwickeln. Zudem hätten zwei sozialtherapeutische Einrichtungen eine Ausnahmegenehmigung, erklärt Demeter-Sprecherin Kölling. Auch diese Möglichkeit ist in der Richtlinie ausdrücklich enthalten.

Doch dass „zahlreiche“ normale Betriebe in einer zeitlich nicht definierten „Umstellungsphase“ genetisch hornlose Rinder halten dürfen, wie Kölling einräumt – davon steht in der Richtlinie kein Wort. „Die Umstellungsphase ergibt sich aus der Praxis“, antwortet die Pressesprecherin auf die Frage der taz nach der Rechtsgrundlage. „Viele Betriebe, die zu uns kommen, haben leider bereits einen Teil genetisch horn­loser Rinder oder enthornter Rinder. Die Rinderherde ist das Kapital eines Milchviehbetriebes – die kann man nicht einfach von einem Tag auf den anderen komplett austauschen.“

In der Kontrolle muss der Betrieb beweisen, dass in der Herde ein kontinuierlicher Zuchtfortschritt in Richtung Horngenetik erfüllt ist

Trotzdem wirbt der älteste Bioverband in Deutschland damit, dass seine Kühe Hörner haben. So könnten Verbraucher sich allerdings getäuscht fühlen. Fraglich ist auch, ob solche Höfe nicht bei anderen Verbänden wie Bioland besser aufgehoben wären.

Kölling wies Vorwürfe zurück, Demeter-Höfe würden mit der Hornpflicht lax umgehen. „Das ist nicht der Fall“, sagte sie. Ab dem ersten Tag der Umstellung auf Demeter-Standard dürften die Höfe keine genetisch hornlosen Zuchtstiere oder Sperma von ihnen mehr einsetzen. „In der Kontrolle muss der Betrieb beweisen, dass in der Herde ein kontinuierlicher Zuchtfortschritt in Richtung Horngenetik erfüllt ist.“

Das lässt sich von außen kaum überprüfen. Gegen eine konsequente Kontrolle spricht, dass Demeter laut Kölling noch nicht einmal statistisch erfasst, wie viele der rund 900 deutschen Demeter-Höfe mit Rindern im Rahmen der Umstellung oder des Bestandsschutzes überhaupt noch genetisch hornlose oder enthornte Tiere halten.

Die Verbandssprecherin entgegnete: „Unsere Berater haben die Anweisung, im Umstellungsplan zu vermerken, wie der Bestand zu Umstellungsbeginn in Bezug auf genetische Horn­losigkeit aufgestellt ist.“ Die Daten lägen „zurzeit eben nur dezentral in Berichten vor, sind aber nicht zentral digital abrufbar“.

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31 Kommentare

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  • Nun, es gibt nichts Gute, außer man tut es (Kästner) - es gibt auch ncihts Gutes, das man nicht irgendwie schlechtreden kann! Das ist der Stil dieses Beitrags, der merh unterstellt und unterschiebt, als wirklich darzustellen, wie Verhältnisse sind und warum.



    Weshalb sollten Betriebe, die auf Demeter umstellen wollen, und da sind die Milchkühe schon ein wichtiger Teil einer dynamischen Landwirtschaftskultur, zu anderen Verbänden gehen, nur weil ihre Rinder (warum auch immer aus der Betriebshistorie heraus) aktuell keine Hörner haben. Das ist ein Zustand, der sich revidieren lässt, wenn man das will - und eine Landwirtschaft, die bio-dynamisch werden will, wird das schließlich auch wollen.



    Bei Wiederkäuern insgesamt sind Stirnbeinaufsätze (Hörner oder Geweihe) das Normale - genetische Ausfälle aber nicht. Das steht auch nicht im Widerspruch dazu, daß Mensch solche Ausfälle systematisieren (selektieren) kann. Das ist Kultur. Mehr will und kann ich momentan dazu nicht ausführen. Ich habe allerdings 1986 eine der ersten Arbeiten zu diesem Thema verfasst - bei Interesse kann diese hier gefunden werden:



    www.der-bienenfreu...3%BChe20140616.pdf



    Viel Freude beim Lesen



    Der Bienenfreund

    • @Der Bienenfreund:

      Ich schließe mich da an.

  • weil die Nachfrage größer wird!

  • Ich finde es sehr gut alles kritisch zu betrachten. Es entsteht jedoch bei mir den Eindruck, dass hier einem Bio Verband ganz genau auf die Finger geschaut wird, wo doch noch abermillionen Tonnen mit Hormon und Antibiotika getränktes Rindfleisch produziert werden (ohne Hörner). Vegi-vegan ist meiner Meinung nach eine andere Debatte. Aber spannend. LG

    • @Blob:

      In der Tat, "Bio"-Anteil ist verschwindend gering:



      "Bei Fleisch ist der Bio-Anteil noch geringer: 2016 lag er bei Geflügel bei 1,4 Prozent, bei Rotfleisch (Schwein, Rind, Lamm, Schaf und Kalb) bei 1,8 Prozent und bei Fleisch- und Wurstwaren sogar nur bei 1,2 Prozent."



      www.foodwatch.org/...hlen-daten-fakten/

  • Es gibt kein Tierwohl so lange sie gegessen werden.

    Kommentar gekürzt.

    Die Moderation

     

    • @Katharina Kretschmann:

      Richtig. Und deshalb wird es nie das, was Sie Tierwohl nennen, geben.

      Tierleid finden täglich milliardenfach statt.Allein ein Blauwal vertilgt täglich zwischen vier und acht Tonnen Krill, Plankton und kleine Fische. Für die einzelnen Tiere sicher eine LEIDvolle Erfahrung. Und das Insekt im Netz wird es auch nicht so toll finden lebendig von der Spinne ausgesaugt zu werden. Wenn Raubtiere Ihre Nahrung in bis zur Erschöpfung in völliger Panik jagen um sie dann bei lebendigem Leib zu zerfleischen ist das sicher was anderes als der Bolzenschuß. Nein, das ist jetzt KEIN Plädoyer für die Massentierhaltung sondern nur eine Relativierung des Begriffs Tierleid . Jetzt komme bestimmt das Argument, das Raubtiere jagen MÜSSEN während der Mensch sich seine Nahrung aussuschen kann ( sofern er wirtschaftlich zu diesm Luxus in der Lage ist ). Das stimmt sicher, täuscht aber nicht darüber hinweg, das Tierleid auch ohnen den Menschen stattfindet, täglich.



      Um das Tierleid effektiv zu beseitigen must du schon das LEBEN abschaffen, dann liegen die übriggebliebenen Steine friedlich nebeneinandner.

      • @avatar4:

        "Jetzt komme bestimmt das Argument, das Raubtiere jagen MÜSSEN während der Mensch sich seine Nahrung aussuschen kann ( sofern er wirtschaftlich zu diesm Luxus in der Lage ist ). Das stimmt sicher, täuscht aber nicht darüber hinweg, das Tierleid auch ohnen den Menschen stattfindet, täglich."



        Gut, dass Sie das selbst erkennen und nennen. ;) Beim Veganismus geht es darum, menschengemachtes Tierleid zu vermeiden. Der Mensch kann sich gut ohne Tierprodukte ernähren. Ein Ende der Tierproduktion würde das damit einhergehende Tierleid beenden.



        Desweiteren ist es eher andersherum: Fleischessen ist durchaus Luxus - hierzulande sowieso. In anderen Ländern nutzen oftmals (arme) Menschen Tiere in der Landwirtschaft bzw. für Eier- und Milchproduktion. Diese würden nicht auf die Idee kommen, ihre Tiere zu töten.

    • @Katharina Kretschmann:

      Äh, ja klar, Sie haben alle 900 Demeter-Höfe spazierend aufgesucht und die alle objektiv beurteilt, vor allem die "verdächtigen Aktivitäten". Senden Sie doch bitte ihre 900 Aufzeichnungen an das nächste Veterinäramt, dann können sie in Zukuft vielliecht auch wieder ungestört spazieren gehen.

    • @Katharina Kretschmann:

      Als Ergänzung: Es gibt durchaus auch Demeter-Bäuer*innen, die die Nutztierhaltung aufgrund der Unvereinbarkeit des Respektes den Tieren gegenüber aufgeben. Siehe auch - die Geschichte der Begründung des "Kuhaltersheims" Hof Butenland.



      www.stiftung-fuer-...ereich/geschichte/

  • Ich verstehe nicht, was dieser Artikel mir sagen soll: Findet der Autor es besser wenn unschuldige Tiere getötet werden, nur weil ihnen die Hörner abgenommen wurden?



    Das wäre doch Wahnsinn!!!



    Natürlich erwartet ein am Tierwohl interessierter Verband nicht, dass alle Tiere, denen schon genug Leid zugefügt wurde, jetzt gekeult werden ... hallo? Natürlich dürfen Altbestände in der Herde bleiben, bis sie von selber sterben.



    Dass in der TAZ, das barbarische abschlachten von Tieren, nur weil sie keine Hörner haben, gerechtfertigt bis gefordert wird, ist für ein ehemals eher linkes Blatt, absolut erbärmlich... mal wieder.

    • Jost Maurin , Autor des Artikels, Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
      @Franz Georg:

      Wie kommen Sie darauf? Steht jedenfalls nicht im Text.



      Nochmal in Kurzform:



      Eine Lösung wäre, dass Demeter seine Richtlinie so ändert, dass das Arbeiten mit genetisch hornlosen Rindern während einer durch konkrete Jahreszahlen begrenzten Umstellungsphase klar erlaubt ist. Dann müssten sie auch ihre Kennzeichnung entsprechend anpassen (das also transparenzt machen).



      Oder, dass Demeter Betriebe mit solchen Rinder nicht aufnimmt (diese Höfe müssten dann keinesfalls ihre Tiere schlachten, sondern könnten z.B. zu Bioland gehen).

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Hallo lieber Herr Redakteur:



    „Das lässt sich von außen kaum überprüfen. Gegen eine konsequente Kontrolle spricht, dass Demeter laut Kölling noch nicht einmal statistisch erfasst, wie viele der rund 900 deutschen Demeter-Höfe mit Rindern im Rahmen der Umstellung oder des Bestandsschutzes überhaupt noch genetisch hornlose oder enthornte Tiere halten.“



    Woher die Info? Wie viele Höfe/Zucht-/Mastställe sind betroffen? Was ist mit Zahlen/Daten/Fakten? Ansonsten: Im besten Falle eine „gefühlte“ Wirklichkeit.

    • Jost Maurin , Autor des Artikels, Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
      @97088 (Profil gelöscht):

      Demeter spricht selbst von "zahlreichen Betrieben" (1. Absatz), kann oder will es aber nicht genauer sagen. Steht alles im Text.

  • Der Demeter-Verband hätte kein Problem mit Kuhhörnern und "die Natur irrt nicht-Gerede", wenn er sich mal ernsthaft mir der Geschichte der hornlosen Kühe auseinandergesetzt hätte. Es gibt sie seit Jahrtausenden aus archäologischen Fundstellen sowie Abbildungen und die schwarzen, hornlosen Rinder Schottlands werden sogar in römischer Zeit beschrieben. Die Natur irrt eben manchmal doch und der Mensch hat aus diesem Irrtum hornlose Rassen gezüchtet. Angus- und Galloway-Rinder sind kaum zufälligerweise Schotten. Kein Mensch sollte es wagen, von diesen beiden robusten Kuhrassen zu sagen, sie seinen keine ganzen Tiere.

    • @ecox lucius:

      Kenne zwar die historisch-archäologischen Details nicht, stimme Ihnen aber im Prinzip zu: Genetisch bedingte Hornlosigkeit ist bei Hausrindern kein gesundheitliches Problem.

      Es gibt zwar Gründe, warum sich das bei wilden Auerochsen nicht durchgesetzt hat: Hornlose werden halt leichter gefressen und können sich schlechter gegen Rivalen durchsetzen. Sowohl das Gefressenwerden als auch die Rivalität (Kämpfe) wird aber von Hausrind-Haltern ohnehin so gut als möglich vermieden. Es bleibt also dabei, angeborene Hornlosigkeit ist kein Problem.

      Warum Demeter doch ein Problem sieht, dürfte an der von Demeter vertretenen (im Artikel nur vage angedeuteten) Rudolf-Steiner-Esoterik liegen. Da spielen Hörner eine große Rolle.

      Na, sollen sie halt auf hornlose Rassen verzichten, wenn's ihnen so wichtig ist. Es ist halt infam, den Haltern hornloser Tiere pauschal Tierquälerei zu unterstellen und das für schlechter informierte Leute so darzustellen, als hätte Hornlosigkeit immer die gleiche Ursache (Enthornung).

  • "Demeter dagegen argumentiert ­beispielsweise auf seiner Internetseite mit dem „Respekt“ vor dem Tier." ... Die Landwirte des Verbands „passen ihre Tiere nicht einfach den ‚Produktionsbedingungen‘ an, sondern bauen Ställe, die groß genug sind für die ­Bedürfnisse ganzer Kühe“."



    Die Anführungszeichen sind hier richtig. Dass der Respekt vorgeblich ist, zeigt das die Tiere gehalten werden, um sie nach kurzer Zeit für Fleisch töten zu können. Das Töten eines Tieres aufgrund Lust nach Fleisch zeugt eben nicht von Respekt gegenüber den Tieren.

    • @Uranus:

      Hausrinder werden halt vom Menschen gefressen, Wildtiere vom Wolf. Darin gibt es also keinen wesentlichen Unterschied.

      Was Nutztierhaltung in weiten Teilen respektlos und unverantwortlich macht, ist die Art und Weise, WIE Tiere vor dem Gefressenwerden leben. Da kann man durchaus ansetzen, in dem man den Tieren mehr Platz schafft.

      Das geht natürlich nur mit Reduktion der produzierten und konsumierten Menge. Ein gesamtgesellschaftlicher Totalverzicht ist aber nicht nötig. Das soll machen, wer sich dazu berufen fühlt.

      • @Ein alter Kauz:

        "Hausrinder werden halt vom Menschen gefressen, Wildtiere vom Wolf. Darin gibt es also keinen wesentlichen Unterschied."



        Wie begründen Sie das Verhalten/Einstellung der Menschen gegenüber den Tieren? Darauf, dass eine Gleichsetzung mit dem Wolf hier hinkt, führte Blackrainbow ja bereits aus. Was ist mit dem Wesen/Fähigkeiten der Tiere? Enden die Bedürrfnisse an den Hörnern, an dem Platz zum Leben? Was ist mit dem Interesse an Leben, Schmerzempfinden usw.? Letztere werden ja, um töten zu können, ignoriert. Und was ist mit dem Argument der Notwendigkeit für die Ernährung, für das Überleben? Trifft das hier zu? Wenn nein, können andere Gründe legitim sein?

      • @Ein alter Kauz:

        Da der Wolf wahrscheinlich zum Großteil keine ethischen Debatten führen kann, kann er auch nicht verstehen, warum er kein Fleisch essen sollte.

        Wir hingegen können das. Wir haben eine ausgeprägte Großhirnrinde und eine ausgeprägte Fähigkeit zur Empathie. Wie Spiderman schon sagt: aus großer Kraft folgt große Verantwortung.

        Wir können uns nur über alle anderen Tiere stellen, wenn wir uns nicht mehr als Teil der Natur sehen wir der beschriebene Wolf - oder wir ziehen das Ganze konsequent durch und essen auch Menschen.

        Andere Argumentationen enden in "weils halt so lecker is" oder in Zirkelschlüssen, wie "Menschen dürfen das, weil sie Menschen sind."

        • @Christian Clauser:

          Wir sollten unsere Großhirnrinde für wichtigeres gebrauchen als für die Frage ob der Mensch sich besser abseits seiner Biologie stellt. Nur weil er es kann...

          Was ist das auch für ein Quatsch mit "...dann auch Menschen esssen". Wölfe haben auch keine anderen Wölfe auf dem Speiseplan.

          • @charly_paganini:

            Wieso sollte sich der Mensch abseits seiner Biologie stellen, indem mensch sich vegan ernährt? Der Mensch ist Omnivor. Das schließt Pflanzenessen mit ein. Nur weil mensch kein Fleisch ist, stellt er sich doch nicht außerhalb seiner Biologie.



            Die Denke, dass Tiere wenig wert seien und mit ihnen mehr oder weniger willkürlich umgegangen werden dürfe, hat auch dazu geführt, dass die Menschheit heute ein Massenaussterben der Tiere und ein Kollaps der Ökosysteme befördert. Ein Einbezug der Tiere hätte meiner Ansicht nach auch eine anderes Verhältnis zur Natur zur Folge.

    • @Uranus:

      Natürlich kann man Tiere respektvoll halten und sie trotzdem irgendwann schlachten.

      Sie müssen die Position nicht teilen, aber jemandem deshalb den Respekt abzusprechen, zielt vielleicht doch übers Ziel hinaus.

      Was man isst. kann man respektieren.

      • @rero:

        Dann kann man Menschen auch respektvoll behandeln, wenn man sie irgendwann schlachten kann.

        Kann man nicht? Ach.

        Wieviel weniger Respekt kann man denn vor jemandem haben, wenn nicht vor seinem Leben?

        Manche berufen sich dabei auf gottgegebenes Recht, sich die Natur zu unterwerfen. Man kann das anscheinend auch "natürliche Biologie" nennen.

        Das ist einfach Doublethink. Oder anders ausgedrückt: wen streicheln, wen essen?

      • @rero:

        Da bin ich anderer Ansicht. Töten kann mensch nur, wenn mensch das Interesse der Tiere nach Leben, ihre Fähigkeit Schmerzen zu empfinden usw. ignoriere. Zumal dabei wichtig ist, welche Motivation mensch dafür hat. Um's Überleben geht es heute in "westlichen Ländern" dabei nicht. Eine Notwendigkeit fehlt also.



        Ein in Deutschland sozialisierter Mensch würde wohl kaum das Töten und Verspeisen eines Hundes als respektvoll ansehen. Gegenüber Rindern, Schweinen usw. sieht das allerdings derzeit mehrheitlich noch anders aus. Für diese Widersprüchlichkeit gibt es den Begriff Karnismus.



        Siehe auch:



        de.wikipedia.org/wiki/Karnismus

        • @Uranus:

          Wenn jemand sagt, er respektiere die Tiere, auch wenn sie geschlachtet werden, würde ich mich nicht erdreisten, seine Gefühle in Abrede zu stellen.

          Ob es nun ein Hund oder eine Kuh ist...

          Da haben wir eine grundsätzlich anderen Ansatz Menschen gegenüber.

          Ja, die Erfindung neuer Begriffe erlebt gerade eine sehr kreative Phase.

          Mal sehen, wieviele davon in 20 Jahre noch übrig sind.

          Ich würde ja drauf tippen, Karnismus gehört nicht dazu. Es fehlt denjenigen, die gemeint sind, an Identität und Ideologie.

          • @rero:

            Es fehlt ihnen nicht an Ideologie, sie sind einfach nur zu viele und zu ignorant, um sich gefährdet zu fühlen.

            Sexismus, Rassismus, Homophobie ... alles mal Begriffe gewesen, die angeblich keine Ideologie waren, weil sie einfach von den meisten vertreten wurden.

          • @rero:

            Dieser Mensch mag das ja so fühlen. Ihre*seine (gesamte) Haltung gegenüber Tieren (einschließlich des Tötens) würde ich aber nicht unter respektvoll fassen. Blackrainbow übertrug das Verhalten ja hypothetisch auf Menschen. Dass Menschen gegenüber Menschen das nicht so sehen gegenüber Tieren aber schon, zeigt dann eben den Speziesismus auf. Die Spezieszugehörigkeit mache demnach anhand dieser Ideologie den Unterschied in der Betrachtung, Wertung und Behandlung aus.



            Maßgeblich für so eine antispeziesitische Betrachtung (der Umgang mit Tieren kann nicht respektvoll sein, so sie getötet werden) ist die Leidvermeidung. Heutzutage kann der Mensch sich gesund vegan ernähren. Tiere müssen also nicht getötet werden. Dieses Leid kann vermieden werden. Menschen sollten also aus Tierbefreiungssicht das Interesse der Tiere an Leben und deren Fähigkeit der Schmerzempfindung in ihre Ethik einbeziehen und ihr Verhalten gegenüber Tieren entsprechend anpassen.

  • Hörner sind bei Rindern nicht zwingend für das Befinden. Schon auf alt-ägyptischen Darstellungen findet man behornte und unbehornte Rinder. Ausgeprägte Hörner waren bei einigen Rinderassen in der Vergangeheit ein Zuchtziel, um Rinder mit einem Stirnjoch als Zugtiere einsetzen zu können.

  • Guter Artikel !..

    👍

    Fazit : Wo Bio draufsteht ist nicht immer Bio drin ...

    • @Mr. XY:

      Äh, doch. Wo Bio-Kuh drauf steht ist auch Bio-Kuh drin. Bei Demeter nur manchmal eben ohne Horn - wie bei anderen Verbänden und in der konventionellen Haltung auch. Das Horn an der Kuh ist kein Bio-Kriterium beim Kauf von Milch, Käse oder Fleisch.