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Debatte Analyse rechter EinstellungenDas Manko der Mitte-Studie

Houssam Hamade
Kommentar von Houssam Hamade

Die Mitte-Studie sollte antidemokratische Tendenzen aufspüren. Doch sie schadet dem Kampf gegen Verschwörungstheoretiker.

Der ganze Himmel voll mit Chemtrails! 😱😱😱 Foto: Imago/Eckhard Stengel

G ibt es geheime Organisationen, die großen Einfluss auf die Politik ausüben? Wer sich für politisch aufgeklärt hält, wird diese Frage mit Nein beantworten. Aber was ist dann mit der Internet Research Agency? Das ist eine „Trollfabrik“, die in einem dreistöckigen Gebäude in Sankt Petersburg ihren Sitz hat. Diese Organisation hat im Geheimen vor letzten US-Wahlen systematisch Fake News verbreitet. Und es spricht einiges dafür, dass sie damit deren Ausgang stark beeinflusst hat. Eine solche Einflussnahme nennt sich „staatlich geförderte Internet-Propaganda“ und wird von vielen Staaten, darunter auch den USA und China, praktiziert.

Doch wenn das so ist, müsste die obige Frage mit Ja beantwortet werden. Und damit würde man sich gleich auch dem Vorwurf aussetzen, einem Verschwörungsmythos anzuhängen. Zumindest deutet das die neueste „Mitte-Studie“ stark an. Sie wird von der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld erstellt und untersucht seit 2006 antidemokratische Einstellungen in der deutschen Bevölkerung.

Der Frage nach den geheimen Organisationen mit politischem Einfluss stimmten 45,7 Prozent der Deutschen zu. „Deutschland trägt Aluhut“, erklärte der Deutschlandfunk daraufhin. Diese Zuspitzung ist jedoch irreführend, denn die Annahme, dass geheime Organisationen politisch Einfluss nehmen, macht noch keinen Verschwörungstheoretiker. Sonst wäre auch Verschwörungstheoretiker, wer davon ausgeht, dass es die Watergate-Affäre 1972 gab. Oder dass der letzte Irak­krieg mit einer organisierten Lüge gerechtfertigt wurde, nämlich der, dass Beweise für Massenvernichtungswaffen existierten. Die Fragestellung der Mitte-Studie legt einen falschen Ansatz nahe: Entweder glaubst du an Verschwörungen, dann glaubst du bestimmt auch daran, dass Aluhüte Gedankenmanipulation verhindern. Oder du glaubst, es gebe keine einflussreichen, organisierten Lügen, dann bist du vernünftig.

Die Macher der Studie haben damit dem Kampf gegen die Verbreitung wahnhafter Verschwörungstheorien einen Bärendienst erwiesen. Dabei ist dieser Kampf wichtig. Nicht nur verstellen wahnhafte Verschwörungstheorien den Blick auf reale Zusammenhänge. Sie geben außerdem Fanatikern, Hetzern und nicht zuletzt auch Attentätern weltweit, darunter dem Mörder von Christchurch, eine Grundlage für ihre Wahnvorstellungen. Die antisemitische Verschwörungstheorie, dass das „internationale Finanzjudentum“ die Geschicke der Welt mit teuflischer Gemeinheit hinter den Kulissen lenkt, stand und steht beispielsweise im Zentrum nationalsozialistischer Weltanschauung.

Mal die Illuminati, mal die Rothschilds

Bekämpfen lassen sich solche destruktiven Vorstellungswelten aber nur, wenn differenziert wird. Wahnhafte Verschwörungstheoretiker unterscheiden sich grundsätzlich von Leuten, die bloß meinen, es gebe geheime Machenschaften der Mächtigen. Für Verschwörungstheoretiker ist alles geplant. Migrations- und Fluchtbewegungen sind für sie der geplante „große Austausch“. Und zwar mit dem Ziel, die weiße, christliche Bevölkerung auszutauschen durch größtenteils muslimische Menschen aus Nahost und Afrika. Auch Krebs, Aids, Terroranschläge, die Oktoberrevolution und alle Kriege sind angeblich von bösartigen Akteuren geplant worden. Diese Akteure haben verschiedene Namen: Mal sind es die Illuminati, mal der New World Order oder, ganz klassisch, Juden wie die Rothschilds oder der Milliardär George Soros.

Da Verschwörungstheoretiker sich ein geschlossenes Weltbild zurechtbasteln, sind sie immun gegen Fakten. Alles hängt zusammen, so fanden Verschwörungstheoretiker in einer Geste von Beyoncé beim Superbowl 2013 die „Merkelraute“, die sie mit ihren Händen formte – angeblich das Erkennungszeichen der Illuminati.

Für Verschwörungstheoretiker sind Migrations- und Fluchtbewegungen der geplante große Austausch

Für Verschwörungstheoretiker ist alles anders, als es scheint. Nur sie selbst durchschauen das gewaltige Lügengebäude. Beispiel „Impflüge“: Danach sind Impfungen extrem schädlich und würden nur aus Geldgier betrieben. Wäre das wahr, würde ein umfassender Apparat mit Tausenden bis Hunderttausenden Mitwissern benötigt. Sowohl die Presse als auch der Justiz- und Gesundheitsapparat müssten unter einer Decke stecken, um eine so gewaltige Lüge über lange Zeit zu bewerkstelligen. Die Menschen, die diesen Lügenapparat ermöglichen, werden von dunklen Kräften auf unfassbar schlaue Weise manipuliert. Klingt nach Science-Fiction, denn man bräuchte mindestens die „Gedächtnislöscher“ aus den Men-in-Black-Filmen. Oder eben die technischen Möglichkeiten von Außerirdischen.

In seinem herausragenden Buch „Nichts ist, wie es scheint“ erklärt der Forscher Michael Butter, dass Verschwörungstheoretiker davon ausgingen, Menschen könnten ihre Intentionen eins zu eins in die Tat umsetzen, und zwar über einen langen Zeitraum. Die Gesellschaft sei aber so komplex, dass einzelne Gruppen dazu nicht in der Lage sind.

Um fair zu sein: Die Mitte-Studie ist überwiegend gut gemacht und aufschlussreich. Auch stimmt, was Mitautorin Beate Küpper auf kritische Nachfrage im Interview mit dem „heute-journal“ sagt: Die Fragen müssten im Zusammenspiel mit anderen Fragen betrachtet werden. Wer dem Satz zu den geheimen Organisationen zustimmt, wird in der Studie nicht als ausgemachter Verschwörungstheoretiker bezeichnet.

Dennoch bekommen gerade einzelne Fragen wie die nach den geheimen Organisationen besonders viel Aufmerksamkeit. Vielfach wurde dramatisch zitiert – und das ist schlecht. Gerade wenn die Ergebnisse aufrütteln sollen, müssen sie unbedingt auf Seriosität achten und die Fragen präziser stellen. Es geht darum, Verschwörungstheorien zu entlarven und deutlich zu machen, wie politisches Handeln funktioniert. Dieses Ziel hat die Mitte-Studie knapp verfehlt.

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Houssam Hamade
Mit der Zeit kommt einiges zusammen: Ich war Kickboxer, Heilerziehungspfleger, Türsteher und habe Parties organisiert. Nun vermittle ich angehenden Erziehenden Wissen zu Sozialisation und verschiedenen Diskriminierungsformen. Außerdem schreibe ich Bücher über menschliche Grenzfragen wie: Warum prügeln sich Leute oder warum tun gute Menschen schechte Dinge? Und ich schreibe politische Texte für verschiedene Zeitungen.
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31 Kommentare

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  • Ist so eine Sache, das mit den Verschwörungstheorien.



    Klar, in Zeiten zunehmender Unsicherheit und Ungleichheit wächst die Opposition gegen die herrschenden Verhältnisse und damit immer auch das Bedürfnis nach einfachen Erklärungen und Lösungen. Das ist nichts Neues. Seit geraumer Zeit sind daher die Religionen wieder im Kommen, genauso wie andere reaktionäre Ideologien oder der Glaube an irgendwelche abstrusen über- oder -innerirdischen Mächte.



    Der Kampf um die Wahrheit wird folgerichtig härter und der Ton verschärft sich, auch bei den Verfechtern des Status quo. Entsprechend fungiert „Verschwörungstheoretiker“ mittlerweile in ähnlicher Weise als diskursiver Kampf- und Totschlagbegriff wie „Ungläubiger“ – gewissermaßen sein Gegenstück – und man sollte sehr genau hinschauen, wer wen aus welchem Antrieb mit solcherlei Attributen labelt.

  • Danke, für diesen guten Artikel! In Zeiten vernagelter Polemik zwischen zwei jeweils unsinnigen Polen, lüftet Ihre dialektische Anschauung ordentlich durch. Bitte mehr davon

  • Was soll an der „Internet Research Agency“ „geheime Organisation sein“. Sie arbeitet nicht offen, also geheim, aber man weiß um deren Existenz inklusive ihr Häuschen Mitarbeiter etc. de.wikipedia.org/wiki/Troll-Armee

    Wenn jemand von „geheimen Organisatinen“ redet, dann von Behauptungen, die er/sie nicht beweisen kann, weil ja geheim.

  • nichts schützt besser vor verschwörungstheorien als eine unverkürzte kapitalismuskritik

    darum findet man unter marxisten und postmarxisten nur wenige verschwörungstheoretiker

    in der realität gibt es zweifelsohne verschwörungen,aber diese werden von denen die nicht über das wissenschaftliche intrumentarium zur erklärung komplexer historischer prozesse verfügen in ihrer reichweite überschätzt.



    auch bei Macchiaveli- kann man nachlesen woran verschwörungen oft scheitern und was ihre erfolgsaussichten begrenzt

    • @satgurupseudologos:

      Sollte das Ironie sein?



      Unter Marxisten wimmelte es vor Verschwörungstheoretikern.

      Zur Zeit gibt es einfach nur wenige Marxisten. Damit auch weniger Verschwörungstheoretiker unter ihnen.

  • Ich denke, das große Problem an der ganzen Verschwörungsthematik ist, dass kritische Menschen auf der Suche nach Informationen auf tatsächlich Verschwörerisches stoßen und dann oft auf den gleichen Seiten im Netz auf völlig Absurdes. Und das dann auseinander zu halten ist eben wirklich nicht immer ganz einfach. Wenn der Verfassungsschutz das 'Celler Loch' zu verantworten hat, warum soll er dann nicht auch den NSU durch Gewährenlassen quasi erschaffen und gedeckt haben? Wenn der 1. und 2. Golfkrieg aufgrund von Lügen geführt wurden, ist es dann nicht auch möglich, dass bei 9/11 nicht alles mit rechten Dingen zuging? Das sind ja wirklich keine so einfachen Fragen und auf viele Fragen, die ich mir so stelle, finde ich keine Antworten. Das können manche eben nicht akzeptieren und glauben dann an die ominöse Weltverschwörung irgendeiner Ausprägung, die alles erklärt, weil sie unbedingt Antworten haben wollen. Lügen, Manipulationen und Verschwörungen sind zweifelsfrei Realität - die (nicht oder kaum zu beantwortende) Frage ist eben, wo fängt das an und wo hört das auf?

    • @Primitivismuskeule:

      Hinweis in eigener Sache:



      Mit 'völlig Absurdes' meine ich nicht den NSU oder 9/11, sondern beispielsweise Chemtrails oder Reptiloiden.

  • Ich muss ehrlich sagen, dass ich ihren Schreib- wie Denkstil als sehr unklar und verschwurbelt empfinde. Nur das: Für Marx steht nicht das Finanzkapital, schon gar nicht das jüdische hinter allem Bösen. Denn diese sind Charaktermasken. Und das ist eben der Punk: Verschwörungstheoretiker neigen dazu, alles nur auf eine bestimmte Gruppe von Personen zurückzuführen. Und oft sind es angeblich Juden. Andere Faktoren, wie geschichtliche, geographische, politische, soziale oder ökonomische, der Zufall oder Dummheit, spielen bei Verschwörungstheoretikern keine Rolle. Schuld an allem sind fast ausschließlich Illuminati und Co. . Das ist keine Klassenanalyse, sondern Kinderei.

    • @Bim:

      Alles Böse?



      Zitat @BIM: „Für Marx steht nicht das Finanzkapital, schon gar nicht das jüdische hinter allem Bösen.“ Sie haben insoweit Recht, als es für Marx aus Sicht des Proletariats Wurscht ist, wie sich die Ausbeuterklasse die Mehrwertbeute aufteilt: "Für den Arbeiter selbst ist es eine Angelegenheit von untergeordneter Bedeutung, ob jener Mehrwert, der das Resultat seiner Mehrarbeit oder unbezahlter Arbeit ist, ganz vom industriellen Kapitalisten eingesteckt wird oder ob letzterer Teile davon unter den Namen Rente und Zins an dritte Personen weiterzuzahlen hat." (Lohn, Preis und Profit, MEW 16, 137) Mithin sieht Marx nicht das Finanzkapital allein „hinter allem Bösen“, sondern generell das Kapital in toto, unabhängig von dessen funktionaler Zusammensetzung, also auch das Finanzkapital, das er mitnichten exkulpiert.

      Hinsichtlich der Legende vom „jüdischen Finanzkapital“, so hat dazu Engels alles gesagt: „Der Antisemitismus ist das Merkzeichen einer zurückgebliebenen Kultur und findet sich deshalb auch nur in Preußen und Österreich resp. Rußland. Es ist in Preußen der Kleinadel, das Junkertum, das 10000 Mark einnimmt und 20000 Mark ausgibt und daher den Wucherern verfällt, das in Antisemitismus macht, und in Preußen und Österreich ist es der dem Untergang durch die großkapitalistische Konkurrenz verfallene Kleinbürger, Zunfthandwerker und Kleinkrämer, der den Chor dabei bildet. Wenn aber das Kapital diese Klassen vernichtet, die durch und durch reaktionär sind, so tut es, was seines Amtes ist und tut ein gutes Werk, egal, ob es nun semitisch oder arisch, beschnitten oder getauft ist. In ganz Nordamerika, wo es Millionäre gibt, deren Reichtum sich kaum ausdrücken läßt, ist darunter kein einziger Jude, und die Rothschilds sind wahre Bettler dagegen. Und selbst hier in England ist Rothschild ein Mann von bescheidenen Mitteln. Bei uns am Rhein, wo wir mit Hilfe der Franzosen eine moderne Industrie geschaffen haben, wo sind da die Juden?“ (Arbeiter-Zeitung 9.5.1890

  • Ein beliebte orchestrierte Replik der gut vernetzten „Antikomplottisten“ lautet: „Sie fantasieren von der Herrschaft des „jüdischen Finanzkapitals“, Außerirdischen in Roswell, den Protokollen der Weisen von Zion und natürlich von Freimaurern und Illuminaten.“

    In diesem Satz mit unbestreitbar assoziativer Strahlkraft werden mehrerer Phänomene vermengt, die nichts miteinander zu tun haben, und in dem die einzelnen Elemente sehr willkürlich aufeinander bezogen sind. Wie bei Amazon („Wer dieses Buch gekauft hat, interessiert sich auch für...“) wird hier eine geschlossene Community im Geiste unterstellt, die überdies noch mit „Phantasien“ ein gemeinsamer pathologischer Befund eint. Vor allem die Wortkombination „jüdisches Finanzkapital“ hat es in sich, läßt sie doch die alte Frage im Skat, ob es neben dem „jüdischen“ Finanzkapital möglicherweise auch ein „nichtjüdisches“ geben könnte, etwa ein „christliches“ oder gar „atheistisches“ usw. und was man sich überhaupt unter einem religiös gefärbten Kapital vorzustellen habe. Im moralischen Windschatten des Kampfes gegen Antisemitismus wird hier suggestiv jede Kritik an der Herrschaft des Kapitals, also auch die von K. Marx, R. Luxemburg oder K. Kautsky, in die Tonne antisemitischer und überdies verschwörungstheoretischer Spinnereien getreten.

    Was nun die übrigen Satzkomponenten angeht, so bleibt es dem „Phantasieren“ des Lesers überlassen, welchen zwingenden Zusammenhang es geben sollte, an Außerirdische zu glauben (was konsequenterweise jeden Gottesglauben einschlösse!), die „Protokolle der Weisen von Zion“ für bare Münze zu nehmen (und nicht für ein geheimdienstfabriziertes antisemitisches Machwerk) und die Freimaurer und Illuminaten für verschwörerische, glaubensfeindliche dunkle Kräfte zu halten (was übrigens der Vatikan bis heute tut). Was, in aller Welt, hat das eine mit dem anderen zu tun? Kurzschlüssig gedacht: Wer „Das Kapital“ plausibel findet, glaubt auch an Außerirdische und braucht einen Psychiater...

  • "Der Frage nach den geheimen Organisationen mit politischem Einfluss stimmten 45,7 Prozent der Deutschen zu."



    Um diese Aussage einordnen zu können kommt es darauf an, wie genau die Fragestellung war.



    Man muss keinen Verschwörungstheorien anhängen um davon auszugehen, dass Banken, Unternehmen, Wirtschafts- und andere Interessenverbände offen oder verdeckt Einfluss auf die Politik nehmen. Das Wirken von Lobbyisten ist wohl unbestritten.



    Wenn ich mit dieser Feststellung den 45,7% zugerechnet würde, wäre das fatal.

    • @Bürger L.:

      Jetzt wo sie es sagen, fällt es mir auch auf. Ein Freund erzählte mir, das vor ein paar Tagen herauskam, dass es eine geheime Bank namens „Deutsche Bank“ gibt!

    • @Bürger L.:

      "Man muss keinen Verschwörungstheorien anhängen um davon auszugehen, dass (...)" (Bürger L.)



      Das ist vollkommen richtig. Sie vergaßen lediglich auch noch die Geheimdienste der jeweiligen internationalen Akteure mit einzubeziehen. Deren erklärte Aufgabe ist es nun mal verdeckt die Interessen ihrer Brötchengeber anzuschieben.



      Nur: Man sollte halt schon zwischen Verschwörungstheorien und Verschwörungsideologien differenzieren: "In der Forschungsliteratur werden häufig Verschwörungshypothesen, die rationale, überprüfbare und falsifizierbare Aussagen über angenommene Verschwörungen machen, von Verschwörungsideologien unterschieden, die ihre stereotypen und monokausalen Vorstellungen über Verschwörungen gegen kritische Revision immunisieren." (Wikipedia)



      Ob diese Differenzierung nun in dieser "Mitte-Studie" auch entsprechend geschah, bliebe zu prüfen.

  • Wenn man dann auch noch geantwortet hat, dass man es lieber saehe, dass der Staat nicht grosszuegig bei Asylantraegen ist, sondern sich an die VErfahren haelt und dann auch noch dazu den Verdacht hat, dass nicht alle Asylbewerber aus Asylgruenden (siehe Ablehnungen. Und selbst wenn es eine falsche Einschaetzung der Zahlen sein sollte, ist das keine Abwertung von Menschen! Im weiteren VErlauf der Studie wird der Begriff dann zur FremdenFEINDLICHKEIT) kommen. Dann stehen da schon ein paar zunaechst einzelne Antworten im Zusammenhang, die ein geschlossen rechtes Weltbild ergeben.



    Die Fragen sind einfach nachlaessig formuliert, bzw legen gewuenschte Antworten nahe.

  • ich kenn echt leute die erzählen mir geschichten über schluckimpfung, die fluorettentablette... ich will das hier nicht wiedergeben. ich bin auch immer mehr bereit mir einen aluhut zu basteln, weil genau ich kenn halt nich die tüveichnungsstudien für menschliche gehirne auswendig und kinderschutzsteckdosen müssen bei mir auch nich mehr angebracht werden. "jesus sprach zu seinen neffen, der blitz soll euch beim scheissen treffen", von unbekannt.

  • 9G
    93649 (Profil gelöscht)

    Bei den Nachdenkseiten werden auch regelmäßig Verschwörungstheoretiker vermutet. Hier ein Artikel zur Studie...



    www.nachdenkseiten.de/?p=51203

    • @93649 (Profil gelöscht):

      Danke für den Link. Wenn ich mir den so durchlese, kommt mir ein weiterer Gedanke, nämlich dass es natürlich gerade für diejenigen, die "Bestell-Studien" - ob für Parteien, Unternehmen, Umweltverbände - gefertigt haben, zuletzt unbequemer wurde, weil man auch deren Aussagen und - vor allem im gebildeten Bereich - auch Methodik in Frage stellte. Eine "Ost-Studie" wurde als reiner Müll entlarvt.

      Unter diesem Gesichtspunkt ist es dann auch - für die Ersteller schlechter Studien- mit Eigeninteresse erklärbar, wenn man "Skepsis" und "In-Frage-Stellen" von gängigen Erklärungsmustern in eine extremistische Ecke verortet.

    • @93649 (Profil gelöscht):

      Der Name "Nachdenkseiten" ist grob irreführend.



      Treffend wäre: "Querfrontseiten".

      • @Wagenbär:

        "Querfrontseiten" (Wagenbär)



        Sehr viel schöner hätte man den Begriff "Verschwörungsideologie" kaum illustrieren können, lieber Wagenbär.



        Das muß schon heftig irrlichtern um als solche durchgehen zu können. Dafür heute den 1. Preis!:



        www.youtube.com/watch?v=0qanF-91aJo

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Wagenbär:

        Ach.

        Die Schönheit liegt auch hier ... mal wieder ... im Auge des Betrachters.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @93649 (Profil gelöscht):

      Danke für den aufschlussreichen Link.

      Doch: Wieso denn in die Ferne schweifen, wenn das Schlechte liegt so nah? Auch in diesem Forum tummelt sich eine Reihe von Schreibenden und SchreibendInnen, die die in Ihrem Link geäußerten Mechnismen zur Diskreditierung genutzen. Die Inhalte treten dann häufig in den Hintergrund. Nach einer gewissen Zeit bekommen Sie dann eine Ahnung, der hier zum Schreiben unterwegs ist ... und wer nicht.

      Diese Form der Debattenkultur verdient diese Bezeichnung nicht. Ich hatte der taz-Redaktion schon mal vorgeschlagen, ein 'bad-Forum' einzurichten (nach dem Vorbild der bad banks), in dem sich die versammelten Basher, Disser und Trolle nach Herzenslust austoben können. Ungestört von der Mühsal und Lust der Inhalte.

      Leider vergebens.

  • Aber genau der kritisierte ist doch der allgemeine Umgang der Presse mit Verschwörungstheorien, auch der taz. Und bestätigen sie sich dann doch, wie z.B. regelmäßig bei angezettelten Kriegen oder der Ausleitung sämtlicher Internetdaten am decix, verschwinden sie nach kurzer Aufregung irgendwie im Nirvana des Nebulösen und haben fortan mit nichts mehr irgendetwas zu tun. Die Bewertung der laufenden Ereignisse, ich denke z.B. an Brasilien und Venezuela, Libyen oder Iran, aber auch an die Tätigkeiten der deutschen Geheimdienste im rechtsextremen Umfeld, bleibt davon gänzlich unberührt, als seien die sich zuvor als unzuverlässig und manipulativ sich verhaltenden Informationsquellen nicht eigentlich komplett desavouiert, wird im Brustton der Überzeugung „das wahre Geschehen“ berichtet, bis vielleicht nach Jahrzehnten (bereinigte) Geheimdienstakten freigegeben werden. Die Verdrängungsleistung hat fast etwas Religiöses, darüber sprechen zu wollen, stößt auf starke Tabus.

    (In Hessen kann es neuerdings sogar 110 Jahre dauern, bis Akten um einen Terroranschlag der Öffentlichkeit bekannt werden dürfen. Naja, da ist ja auch der decix, daher ist man dort in puncto Datenschutz sicher besonders sensibilisiert.)

  • Für mich ist die relevantere Frage Folgende: warum sind die Verschwörungstheoretiker sooooo wichtig. Klar gibt es einige davon. Aber geht von ihnen wirklich die neue "Unsicherheit" in der Gesellschaft aus? Da scheint es mir eher so, dass bisher staatstragende Gedankengebäude an ihre Grenzen in einer sich ändernden Welt kommen und gerade die bisher staatstragenden Kreise sich an alle möglichen Stohhalme klammern. Eigentlich zutreffender wäre es zu konstatieren, dass bisherige Weltsichten ins schwimmen kommen und man noch keine Ahnung hat wie es jetzt weitergeht.

    Aber es ist absolut richtig. Es gibt Verschwörungstheoretiker. Und wer will darf sich gerne daran festklammern und meinen, dass das das große Problem unserer Zeit ist.

    • @Markus Michaelis:

      Das Problem ist, dass es von der Verschwörungstheorie zum Rechtsextremismus offenbar nur ein kurzer Schritt ist, nicht umsonst arbeiten alle rechtsextremen Akteure mit Falschmeldungen und Fälschungen an der Gestaltung des Bilds von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Der rechtsextreme Spinnerkram füllt Regalkilometer, nur an Belegen mangelt es stets, wenn man mal so ein Pamphlet über Wunderwaffen des 3. Reichs oder ähnlich für die Gegenwart relevantes durchsieht. Aus dieser Korrelation zwischen der Anfälligkeit, krudes Zeug zu glauben und der für rechtsextreme Einstellungen, kann man natürlich eine Milchmädchenrechnung ableiten. Der Artikel beschreibt die Studie so, als sei das dort geschehen. Das Problem sind die Verschwörungstheoretiker, denen die kritische Distanz dazu fehlt, was sie für überzeugend halten.

  • Einstellungsfragen zu testen ist schwierig, mit Testfragen kann man auch daneben treffen.



    Ich denke, der Hinweis ist wichtig:



    beim Verschwörungsdenken/ -glauben zu differenzieren:



    "glauben Sie, dass es Verschwörungen gibt?"



    im Unterschied zu bestimmten Verschwörungsannahmen, die einem unangemessenen Misstrauen / Paranoia entspringen.



    Es gibt im Bereich der politischen Psychologie einige Journalartikel dazu, aber sie alle haben große Probleme diese realen Möglichkeiten "eingebildete" von "gesunden" Verschwörungs-Theorien testweise abzugrenzen (NSU = Verschwörung).

    Ja-Nein als semantisches Differenzial reicht jeweils nicht: Bsp. USA 9/11 Inside Job: viele Befragte in den USA gaben an: "Weder noch".



    z.B. in Oliver J.Eric, Wood Thomas J., 2014, Conspiracy theories and the paranoid style(s) of mass opinion. im American Journal of Polit. Science.



    "Weder noch" kann z.B. heißen:



    Nein, ich glaube nicht, dass die US-Reg. Bush die Terrorangriffe selbst gemacht hat, aber ich finde, sie hat völlig versagt sie zu verhindern und hat hinterher schlecht darüber kommuniziert." So ein riesen Satz wird dann eine Ausprägung "weder noch".

    Die neue Leipziger Autoritarismus-Studie (im PsychosozialVerlag 2019 von Brähler und Decker hrsg.) wertet die Dimension Verschwörungsglauben noch stärker aus als die früheren Mitte-Studien, die seit 2018 von der FES und Zick und Küpper fortgeführt werden.

  • Ins Töpfchen oder ins Kröpfchen?

    Zitat: „...Die Oktoberrevolution und alle Kriege sind angeblich von bösartigen Akteuren geplant worden.“

    Daß die Oktoberrevolution von dem „bösartigen Akteur“ Lenin geplant wurde, ist seit 100 Jahren das ideologische Essential der nichtmarxistischen Geschichtsschreibung wie das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis bei den Papisten. Auf der anderen Seite war die Vorstellung, beide Weltkrieg wurden von „bösartigen Akteuren“ geplant, erkenntnisleitend sowohl für den Versailler Friedensvertrag als auch für das Nürnberger Urteil - mithin nichts als Verschwörungsphantasien...

    Nach dem 2. WK beruhte die Bündnisarchitektur der gesamte Weltpolitik auf der nach den „Protokollen der Weisen des Zion“ wohl gigantischsten aller Verschwörungstheorien, nämlich der Hypothese, der Kreml würde bei erster sich bietender Gelegenheit über den Westen herfallen und die Weltherrschaft zu erobern. (Mutadis mutandis erlebt sie in den heutigen Expansions-Vorwürfen an die Adresse Moskaus ihre Auferstehung.) In diese Schußrichtung kann man also das Blaue vom Himmel mutmaßen, ohne die Männer mit den weißen Kitteln befürchten zu müssen. So sieht A. Merkel hinter der „Fridays for Future“-Bewegung, der frühere NATO-Generalsekretär Rasmussen hinter der Anti-Fracking-Kampagne und der gesamte Werte-Westen hinter der Trump-Wahl nichts als die lenkende Hand Moskaus. Auffälligerweise genießen solche Verschwörungstheoretiker eine wundersame publizistische Immunität, die sie davor bewahrt, mit jenen Leuten in einen Topf geworfen zu werden, die die Mondlandung für einen dreisten medialen Fake halten, Elvis noch unter den Lebenden wähnen, als Organisatoren der Französischen Revolution die Illuminaten vermuten, 9/11 für einen Insider-Staatsstreich halten usw., kurz, mit Leuten, die nicht alle Tassen im Schrank haben, nicht wahr.

    Bleibt die spannende Frage, nach welchen Sortierkriterien die Verschwörungstheoretiker ins Töpfchen oder ins Kröpfchen gehören...

    • @Reinhardt Gutsche:

      Es wäre hilfreich, wenn Sie den Artikel auch gründlich lesen würden. Zeitlich begrenzte, nicht umfassende Verschwörung gibt es. Sobald die Verschwörungstheorie aber versucht, ALLES auf diese eine Gruppe zurückzuführen (so werden gerne die "Illuminati behauptet, die hinter Lenin und der gesamten Oktoberrevolution stehen, mitsamt langer Listen von Juden, die daran beteiligt waren).

    • @Reinhardt Gutsche:

      Guter Kommentar. Lesenswert. Danke.

  • Hat der Autor überhaupt die Studie gelesen oder ist er insgeheim auch so ein unterirdischer Verschörungsphantasierer wie der selige Kleber im ZDF, der Prof.Dr.Beate Küpper permanent reingegrätscht ist und dann noch das gesamte Interview brutal gekürzt hat.

    Wenn irgendjemand präzise, korrekt und seriös arbeitet, sind das Prof.Dr.Andreas Zick und Prof.Dr.Beate Küpper. Gerade die Tatsache, dass beide Wissenschaftler promoviert und habilitiert sind, sollte man doch gerade hier nicht einfach unter den Tisch fallen lassen. Peinlich unqualifiziert dieser Artikel.

    • @SUDEK:

      Es reicht, dass jemand promoviert und habilitiert hat, um wissenschaflich seriös zu arbeiten?!?



      Das wäre das Ende der Aufklärung und es war die größte Lüge der Nazis. Nein, niemals.

      Aus praktischer Sicht erster guter Hinweis, dass ein Text wissenschaftlich seriös ist: Wird ein Prof- oder ein Dr-Titel erwähnt, kann man den Texz schon mal als unwissenschaftlich einstufen (der Text könnte trotzdem lesemswert sein).

      Es ist auch klar, warum: keine Aussage wird wahrer dadurch, dass sie von Prof. Dr. Sowieso gesagt wurde.

  • "Die Macher der Studie haben damit dem Kampf gegen die Verbreitung wahnhafter Verschwörungstheorien einen Bärendienst erwiesen. Dabei ist dieser Kampf wichtig".

    Das gleiche gilt doch für die angebliche Ausländerfeindlichkeit. Da hat sich heute Herr Gabriel zu geäußert, dass die Zustimmung zu einer faktisch richtigen Antwort (viele Anspruchsteller sind nicht asylberechtigt) kaum als Ausländerfeindlichkeit gedeutet werden kann, schon gar nicht ein "stimme eher zu".

    Erfreulich ist, dass auch Studien heute nicht mehr "sakrosankt" sind, sondern hinterfragt werden.