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EU-Parlament verschärft CO2-GrenzwerteZiel nur elektrisch erreichbar

Das EU-Parlament hat überraschend eine Verschärfung der CO2-Grenzwerte für Neuwagen durchgesetzt. Das setzt die Hersteller unter Druck.

Den Elektroautos gehört die Zukunft Foto: dpa

Berlin taz | Aus Sicht der Automobilbranche ist die Sache klar: Der jüngste EU-Kompromiss zum CO2-Ausstoß von neuen Autos bedroht die Branche. Die Ziele ignorierten die „technologische Realität“ und würden einen „erschütternden Einfluss“ auf die Jobs in der Branche haben, wetterte der europäische Dachverband ACEA.

Grund für die Aufregung ist eine überraschende Entscheidung von Kommission, Rat und Parlament der EU. Im sogenannten Trilog-Verfahren hatten sie sich am Montagabend geeinigt, dass der CO2-Ausstoß von Neuwagen zwischen 2021 und 2030 um 37,5 Prozent sinken muss – was zwar weniger ist als die vom Parlament geforderten 40 Prozent, aber mehr als der Kommissionsvorschlag von 30 Prozent und das Ziel der Mitgliedstaaten, die sich auf einen Kompromiss von 35 Prozent geeinigt hatten. Schon dieser Wert war von der Autobranche scharf kritisiert worden. Dass er verschärft wurde, erzürnt auch den deutschen Autoverband VDA. „Niemand weiß heute, wie die beschlossenen Grenzwerte in der vorgegebenen Zeit erreicht werden können“, behauptete Präsident Bernhard Matthes.

Tatsächlich sind sich ExpertInnen weitgehend einig, dass die neuen Grenzwerte allein durch technische Verbesserungen am Verbrennungsmotor nicht erreicht werden können. Möglich ist das nur durch mehr Elektroautos. Deren CO2-Emissionen werden als 0 gerechnet, auch wenn sie real je nach Strommix höher sind. Zusätzlich bekommen Hersteller ab einem bestimmten E-Auto-Anteil einen Bonus, der einen höheren Ausstoß bei konventionellen Fahrzeugen bedeutet.

Weil Herstellern hohe Strafzahlungen drohen, wenn sie die Grenzwerte nicht einhalten, stellt der Beschluss faktisch eine Quote für Elektroautos dar

Das neue Gesetz werde dazu führen, dass im Jahr 2030 etwa ein Drittel der Neuwagen mit Batterien oder Wasserstoff angetrieben werde, meint Greg Archer vom europäischen Thinktank Transport and Environment. Diese Größenordnung halten auch deutsche AutoexpertInnen für realistisch. Weil Herstellern hohe Strafzahlungen drohen, wenn sie die Grenzwerte nicht einhalten, stellt der Beschluss faktisch eine Quote für Elektroautos dar.

Schon der Grenzwert, der ab 2021 gilt, macht den deutschen Herstellern Probleme: Während etwa Toyo­ta, Volvo, Honda und Renault/Nissan die Werte aufgrund einer früheren Umstellung auf Hybrid- und Elektrofahrzeuge unterschreiten werden, erwartet die Unternehmensberatung PA Consulting, dass Daimler und BMW die Vorgaben leicht überschreiten und jeweils rund 200 Millionen Euro Strafe zahlen müssen. Dem VW-Konzern droht aufgrund einer stärkeren Überschreitung und höherer Verkaufszahlen eine Strafe von 1,4 Milliarden Euro.

Ohne eine Veränderung der Modellpolitik würden diese Strafen durch die verschärften Grenzwerte schnell weiter steigen. Darum planen alle Konzerne eine schnelle Ausweitung ihres Angebots an Elektroautos. Am radikalsten sind unter den deutschen Herstellern die Pläne von VW: Bis 2022 will das Unternehmen 16 Werke für die Produktion von Elektroautos umrüsten. Bereits 2025 soll etwa jedes dritte Auto elektrisch angetrieben werden, kurze Zeit später will das Unternehmen die Entwicklung neuer Fahrzeuge mit Verbrennungsmodellen einstellen. BMW und Daimler setzen ebenfalls verstärkt auf Elektrofahrzeuge und bringen mit dem E-Mini und dem EQC im nächsten Jahr neue reine ­E-Autos auf den Markt.

Bundesregierung ist optimistisch

Auch die Bundesregierung, die in der Verhandlungen in Brüssel für weniger strenge Grenzwerte gekämpft hatte, übt sich nun in Optimismus. „Dieser Beschluss wird den Auto-Standort Europa nicht schwächen, sondern stärken“, sagte Umweltministerin Svenja Schulze (SPD). CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier erklärte, der Kompromiss gehe zwar „an die Grenze dessen, was technisch und wirtschaftlich notwendig ist“. Doch auch für ihn ist klar, dass die „Zukunft der Mobilität“ in „alternativen Antrieben“ liege.

Für die Grünen bewertete Fraktionschef Anton Hofreiter die Entscheidung als „handfesten Denkzettel für die Bundesregierung“. Um die Umstellung auf Elektroautos zu unterstützen, müsse diese jetzt für ein engmaschiges Ladesäulennetz sorgen, erklärte Hofreiter – und war sich dabei einig mit dem Automobilverband, der ebenfalls einen „deutlichen Ausbau der Lade-Infrastruktur“ forderte.

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13 Kommentare

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  • "dass der CO2-Ausstoß von Neuwagen zwischen 2021 und 2030 um 37,5 Prozent sinken muss "

    Die 37,5% habe ich heute schon in meinem CNG-Vebrenner überboten. Diser wird mit rein abfallstämmigem CNG betrieben und stößt prozessbedingt noch ca. 10 Gramm CO2 aus. Wenn die Traktoren dann auch mal mit CNG betrieben werden (gibt es übrigens auch schon), dann verschwinden auch diese letzten Gramm.



    Die Verkehrswende geht, wenn wir das wollen würden.



    Poltiker müssen dazu einfach begreifen, dass bei abfallstämmigem CNG kein weiteres CO2 der Atmosphäre zugeführt wird. Es kommt nur so viel CO2 aus meinem Auspuff, wie beim biologischen Abbau der anfallenden organischen Stoffe auch.

  • Ich fahre schon lange elektrisch und muss normalerweise keine langen Pausen einlegen, leider bezieht die Bahn keinen echten Ökostrom und ist nicht mehr zuverlässig, weil die Gemeinwohlorientierung flötengegangen ist.

  • Die Zukunft gehört Wasserstoff-betriebene Brennstoffzellen-Fahrzeuge (FCHV = FuelCell Hybrid Vehicle), die schon jetzt ihren Siegeszug im öffentlichen Nahverkehr beginnen:



    de.wikipedia.org/wiki/Hydrail - Bahnverkehr mit Brennstoffzellen



    emobilitaet.online...fzellen-caetanobus - Toyota FCHV-Bus "SORA" + Lizenzfertigung



    edison.handelsblat...ampf/21180928.html - Übersicht: Bussse mit Brennstoffzellen & Batterien (28.04.18)

    Der zunehmende Einsatz von FCHV-Bussen bringt die nötige Wasserstoff-Infrastruktur in die Städte + in Massen-Fertigung günstigere Brennstoffzellen auch für Privat-PKW + Eigenheim-Beheizung:



    www.energie-expert...g/heizgeraete.html - Marktübersicht: stromerzeugende Brennstoffzellen-Heizungen (Mikro-BHKW)



    de.wikipedia.org/wiki/Hyundai_Nexo "FuelCell SUV in Serie ab 2018"

    Schon ab 2025 dürften Elektro-Fahrzeuge mit Batterie-Technik + elektrischer Lade-Infrastruktur überholt werden durch uneingeschränkte Reichweite von Brennstoffzellen-Fahrzeugen + Wasserstoff-Tankstellen. Neben einer Massen-Fertigung von Brennstoffzellen (möglichst auch in Deutschland) muss diesem Wachstumsmotor der Weg geebnet werden mit dem zügigen Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoff-Industrie mit Vertriebsnetz, Zapfsäulen & LOHC-Speicherung...



    www.faz.net/-15853793.html - Chinesen bauen Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland (24.10.18)



    www.dwv-info.de/wi...ssen/publikationen - Wasserstoff-Wirtschaft & Brennstoffzellen: Infos + WWW-Links



    www.dwv-info.de/of...egionalentwicklung - Empfehlungen des Deutschen Wasserstoff- & Brennstoffzellen-Verbandes (DWV, 28.06.18)

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    "Ohne eine Veränderung der Modellpolitik"

    Was, wenn die dummen Kunden diese "Veränderung" in Mehrzahl nicht mittragen? Weil die Spielzeugtechnik nicht massenkompatibel ist.

    Mal ganz abgesehen von den eher dafür gebrauchten, sehr endlichen Ressourcen, die auch in Sklaven- und Kinderarbeit gewonnen werden.

    Ansonsten: Bin gerade heute mit meinem Diesel (ja klar...) gut 600 Km von Berlin nach Südhessen gedüst. Zwei kleine Kaffeepausen bei McDoof eingeschlossen, aber ohne "Tanken".

    Das Infosystem des Euro4-Schadstoffmobils meint, dass bei den durchschnittlich gefahrenen 100km/h (mit Spitzen bis 140) nun noch 350 km möglich wären; ehe die nächste Tankstelle angesteuert werden muß.

    Glücklicherweise bin ich bereits im solventen Ruhestand und hätte/habe viel, viel Zeit (und Geld) für längere Pausen bei den absolut preiswerten Autobahnraststätten ...

    • 8G
      83492 (Profil gelöscht)
      @90857 (Profil gelöscht):

      "Was, wenn die dummen Kunden diese "Veränderung" in Mehrzahl nicht mittragen? Weil die Spielzeugtechnik nicht massenkompatibel ist."

      Die langstreckentaugliche Technik wird auch 2030 noch ein Verbrennungsmotor sein.



      Und der wird wegen der Strafzahlungen deutlich teurer als heute werden, schätze ich.



      Dann bleibt den Kunden als halbwegs erschwingliche Lösung keine andere Wahl als ein E-Mobil. Vielleicht etwas teurer als Ihr Diesel heute, dafür aber mit eingeschränkter Alltagstauglichkeit.

      Ich denke, wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass wir das aktuelle Niveau an Mobilität und Flexibilität halten können. "Isch over", wie Wolfgang S. schon sagte.

      • @83492 (Profil gelöscht):

        Schon ab 2025 könnten in der Elektro-Mobilität die Batterie-Technik und deren elektrische Lade-Infrastruktur durch Brennstoffzellen-Fahrzeuge und Wasserstoff-Tankstellen überrollt werden: Neben einer Massen-Fertigung von Brennstoffzellen (möglichst auch in Deutschland) muss diesem Wachstumsmotor der Weg geebnet werden mit dem zügigen Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoff-Industrie mit Vertriebsnetz, Zapfsäulen & LOHC-Speicherung...



        www.faz.net/-15853793.html - Chinesen bauen Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland (24.10.18)



        www.dwv-info.de/wi...ssen/publikationen - Wasserstoff-Wirtschaft & Brennstoffzellen: Infos + WWW-Links



        www.dwv-info.de/of...egionalentwicklung - Empfehlungen des Deutschen Wasserstoff- & Brennstoffzellen-Verbandes (DWV, 28.06.18)

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @83492 (Profil gelöscht):

        "Die langstreckentaugliche Technik wird auch 2030 noch ein Verbrennungsmotor sein."

        Wahrscheinlich ... Das Gleiche gilt auch für den Schwerlastverkehr; gestern bei der Tour und an einem Wochentag gefühlte 50 Prozent der Fahrzeuge, die auf der Autobahn unterwegs waren.

        Zwischen Frankfurt und Darmstadt kommt man dann an einem Infrastrukturspielzeug (als Pilotprojekt deklariert) vorbei. Über rund fünf Kilometer ist rechts und links der Autobahn an den Außenspuren ein Wald aus Masten nebst elektrischer Oberleitung aufgebaut. Da sollen dann LKW -die es heute bestenfalls als Prototypen gibt- kurz mal "nachtanken" können.

        Als eher technisch orientiert, den Naturwissenschaften verbunden, so frage ich mich ernsthaft: Um welche Kapazität soll auf diesem kurzen Stück eine dafür auch noch nicht wirklich existierende LKW-Batterie praxistauglich aufgeladen werden?

        Oder darf dann mit einer beinahe kompletten Oberleitisierung der Autobahnen gerechnet werden?

        • 8G
          83492 (Profil gelöscht)
          @90857 (Profil gelöscht):

          "Oder darf dann mit einer beinahe kompletten Oberleitisierung der Autobahnen gerechnet werden?"

          Ich habe mal ein wenig geraten:

          Wenn der LKW mit 100km/h fährt, ist er nach 1/20h die 5km abgefahren.



          Bei aktuellen stationären Schnellladestationen ist bei ca 400kW Ladeleistung schluss [1].



          Wenn das auch der Wert ist, mit der der Lkw laden kann, hat er auf den 5 Kilometern maximal 20kWh "getankt".

          Ich habe keine genauen Zahlen, wieviel kW ein Lkw bei der Fahrt benötigt,



          ich nehme mal die Hälfte der maximalen Motorleistung (500kW haben die wohl, also 250kW) an.



          Dann kann der Lkw mit der Ladung 20/250 h, knapp 5 Minuten, mit 100km/h fahren,



          kommt also ca. 8 Kilometer weit.

          [1] de.wikipedia.org/w...elllades%C3%A4ulen

          • @83492 (Profil gelöscht):

            LKW mit Oberleitung: Dieser Unfug kann einem nur am Stammtisch als Bierdeckel-Idee einfallen.



            CSU Verkehrsminister versuchen sowas dann ernsthaft umzusetzen: B'suffa saans, all mit'nander...

  • Elektrisch zum Ziel?



    Dass die Autos einfach nur elektrisch sein müssten, um die Klimaziele einzuhalten, ist ein Irrtum: Die Energie für Herstellung, Antrieb und Recycling der Fahrzeuge und vor allem der Batterien müsste schon nachhaltig produziert werden, damit die Klimaziele eingehalten werden.



    Bis das der Fall ist, sind Fahrrad, Bus und Bahn die echten Alternativen zum Auto. Sie werden trotz der immer noch schlechten Infrastruktur von immer mehr Menschen benutzt. Wenn die Fahrzeugindustrie von jetzt auf gleich auf elektrischen Antrieb setzt, muss zum Ausgleich z.B. der Kohleausstieg beschleunigt werden, damit wir unsere Klimaziele trotzdem noch erreichen.

    Andreas Müller

    Fahrradbotschaft für Witten

    • @Andreas Müller:

      Leider nehmen die meisten Kommunen die Förderung des Radverkehrs noch immer nicht ernst genug (inkl. kleiner Aufmerksamkeiten wie Abstellplätze mit Regendach an Schulen, Behörden & Bahnhöfen): Unter "ferner liefen..." bleiben Verkehrsraum, Finanz- und Planungsmittel zum Ausbau der Radverkehrs-Infrastruktur lächerlich niedrig, verglichen z.B. mit riesigen Investitionen für Schnellstraßen, Umfahrungen, Parkhäuser & Leitsysteme etc. für einen überbordenden PKW-Verkehr, der unsere Innenstädte so verstopft, dass Radfahren dann kaum noch Spaß macht...

    • 9G
      97088 (Profil gelöscht)
      @Andreas Müller:

      Exakt! Das Problem heißt nicht Verbrennung oder Elektrizität - das Problem heißt (verbrennungs-)motorisierter Individualverkehr. Ist in einem Autoland aber ein echtes Sch...thema.

  • Das mit der desaströsen Job Prognose hat jedoch nix mit dem bösen Parlamentsbeschluss zu tun sondern mit den Mutlosen der Europäischen Automobilbranche.



    Bei Tesla arbeiten fast 40.000 Leutchen.



    Wie hier das Management einen ganzen Wirtschaftszweig gegen die Wand zu fahren droht ist schon bemerkenswert! Plus verstopfte Straßen, plus NOx-e in der Stadtluft. Eine pomadige “Hauptsache solange es noch gut geht Bequemgesellschaft“ steuert sich selbst über die Klippe.