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Gregor Gysi über die Zukunft Europas„Bricht die EU, kommt der Krieg“

Gregor Gysi übt scharfe Kritik am Kurs der Kanzlerin während der Eurokrise. Er rechnet damit, dass bei der Europawahl 2019 EU-Gegner auftrumpfen.

Der Linken-Politiker Gregor Gysi sieht Merkels Kanzlerschaft bereits jetzt wackeln Foto: dpa
Eric Bonse
Interview von Eric Bonse

taz: Ein halbes Jahr vor der Europawahl kommt viel in Bewegung. Angela Merkel gibt den CDU-Vorsitz ab, die Grünen stürmen nach vorn, die CSU will den nächsten EU-Kommissionspräsidenten stellen. Ihre Einschätzung?

Gregor Gysi: Es stimmt mich nachdenklich. Denn dahinter steht eine weltweite Rechtsentwicklung. Wir spüren einen Hang zu einfachen Lösungen und eine neue Zuneigung zu Despoten. Die deutsche Politik findet darauf bisher keine vernünftige Antwort. Merkel hat einen großen Fehler gemacht: Sie hat den richtigen Zeitpunkt für ihren Rückzug verpasst. Sie hätte schon vor ein oder zwei Jahren gehen sollen. Jetzt wird sie von ihrer eigenen Partei zerbröselt.

Die Grünen dagegen schwimmen auf der Erfolgswelle. Warum?

Die Menschen wollen mehr Ökologie, der Klimawandel hat viele aufgerüttelt. Außerdem stellen die Grünen – anders als die Linke, die vor allem die soziale Frage umtreibt – die Gesellschaftsfrage: Wie wollen wir in Zukunft leben, wie können wir die Demokratie retten und weiterentwickeln? Und drittens wählen viele Menschen die Grünen, weil sie als Gegenüber zur AfD zu gelten.

Warum kommt die Linke nicht durch?

Weil wir in drei Fragen unterschiedliche Positionen haben, und eine steht im Vordergrund: das ist die Flüchtlingsfrage. Da ist der Widerspruch zwischen der Mehrheit der Partei und Sahra Wagenknecht. Der zweite Widerspruch ist, dass Sahra gerne raus aus dem Euro möchte. Ich fand es falsch, in den Euro reinzugehen, weil ich gesagt habe, eine gemeinsame Währung bedeutet immer, dass das günstigste Angebot gilt – so kamen wir zur Agenda 2010, aber auch zur Sparpolitik von Merkel und Schäuble. Doch jetzt rauszugehen, würde zu schweren sozialen Verwerfungen führen.

Deshalb plädiere ich dafür, dass Deutschland seinen Überschuss abbaut, indem man die Binnenwirtschaft stärkt. Der dritte Widerspruch ist, dass Teile unserer Partei die Rückführung von EU-Befugnissen auf den Nationalstaat wollen. Alle drei genannten Ansätze halte ich für falsch.

Glauben Sie, dass Merkel zur Europawahl im Mai 2019 noch Kanzlerin ist? Wenn nein – wäre das schlimm für die EU?

Das hängt vom Ausgang des Machtkampfs um die CDU ab. Wenn AKK (Annegret Kramp-Karrenbauer) den Parteivorsitz bekommt, dann kann Merkel weiter machen. Sonst kann sie abdanken. Wenn auf Merkel ein national gesonnener Kanzler folgt, so wäre das schlimm, denn es würde die antieuropäischen Bewegungen stärken. Ansonsten gehöre ich nicht zu jenen, die Merkels Europapolitik für unverzichtbar oder alternativlos halten. Schön, sie kann vermitteln, was bei EU-Gipfeln hilfreich ist. Doch ihr Kurs während der Eurokrise war verheerend.

Im Interview: Gregor Gysi

Jahrgang 1948, ist Präsident der übernationalen Europäischen Linken, einem Zusammenschluss linkssozialistischer bis postkommunistischer Parteien.

Warum?

In Südeuropa gab es einen massiven wirtschaftlichen und sozialen Abbau, dabei hätten wir einen Aufbau nach dem Vorbild des Marschall-Plans gebraucht. Außerdem hätte ich mir gewünscht, dass sich Merkel stärker gegen US-Präsident Trump wehrt. Erinnern Sie sich noch an die erste Begegnung, als Trump ihr nicht die Hand reichen wollte? Merkel hat dies schweigend hingenommen.

„Dieses Europa ist in sechs Monaten zu Ende“, sagt Italiens Fünf-Sterne-Chef Di Maio mit Blick auf die Europawahl im Mai 2019. Erwartet uns ein Erdrutsch?

Ich fürchte, dass die Europawahl mehr EU-Gegner ins Parlament bringen wird. Aber: Wenn die EU zusammenbricht, dann kommt der Krieg zurück nach Europa, davon bin ich fest überzeugt. Und – wir haben heute eine europäische Jugend, die in andere Länder reisen und dort studieren will. Die Wiedererrichtung von Grenzen wäre eine Zumutung. Auch deshalb müssen wir weiter für Europa kämpfen.

Bisher stehen die Grundrechte nur auf dem Papier, wir müssen sie einklagbar machen

Gregor Gysi:

Auch die Linken gehen nicht mit. „Wir müssen aus allen EU-Verträgen aussteigen“, fordert etwa Jean-Luc Mélenchon von der Links-Bewegung „La France Insoumise“.

Natürlich sind die Verträge nicht gut. Doch es wäre eine Illusion, einfach auszusteigen. Vielmehr kommt es darauf an, die Verträge neu zu interpretieren. Nehmen Sie das soziale Europa: Bisher stehen die Grundrechte nur auf dem Papier, wir müssen sie einklagbar machen. Dasselbe gilt für Rechtsstaat und Demokratie: auch hier müssen wir viel stärker auf die Umsetzung drängen, denken Sie nur an Polen oder Ungarn. Das geht aber nur gemeinsam, also in der EU.

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38 Kommentare

 / 
  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    ;-) Jungs, noch nicht gemerkt: das Interview wurde bereits am 13. Nov. veröffentlicht. Schon ein paar Tage her.

    Aber gut, ich kenne das auch von mir. Die Durchblutung braucht manchmal ihre Zeit.

    Statler.

  • „Wenn man die AFD kleiner machen möchte, muss man auch deren Wähler überzeugen“

    Klar - was die CSU am rechten Ende der Mitte spielt, macht Wagenknecht am linken Ende der Mitte: Populismus für die AfD.

  • en passant - zisch - mailtütenfrisch

    “„Bricht die EU, kommt der Krieg“







    Auch so`n Dummschnack. Krieg kommt nicht. Der wird gemacht.“

    Nu. Wer wollte widersprechen - wa*!*

    • @Lowandorder:

      Nö. Wenn Krieg „gemacht wird“, dann kommt er auch. Was dachten Sie denn, dass er dann zu Hause bleibt, der Onkel Krieg?

      • @Rudolf Fissner:

        Ja wie*¿* - Dummschnacker -

        Bin ich der von&zuGeneralstab SM*?¡*

  • Lieber souveräne Nationen als EU-Armee.

    • @Linksman:

      Klaro, wie vor 1914 wa? Da war die Welt noch in Ordnung.

  • Ich wette dass Herr Gysi den ein oder anderen Taz Leser auch für klüger hielt

  • Die EU muss neu gedacht und neu gegründet werden. Sie vornehmlich als Wirtschaftsraum zu verstehen, ist nicht "identitätsstiftend", führt zum sozialen Knock-out und folglich zu Nationalismen. Eine Frage noch: was macht Olaf Marschall heute?

  • Gysi wird immer merkwürdiger. Mal gucken wie die linke durchdringt, wenn man Sahra weggemobbt hat. Wem gibt er dann die Schuld, wenn es dann auch nicht klappt? Aber zeigt auch, daß Gysi nur noch Interesse an den Grünen Wählern hat und nicht seine ureigene Klientel, die zu grossen Teilen zur AFD gewandert ist. Wenn man die AFD kleiner machen möchte, muss man auch deren Wähler überzeugen und nicht nur die grüne Wählerschaft. Deswegen kann man die Schuld auch der kipping Seite geben und nicht nur Sahra, denn die Medaille hat immer zwei Seiten.

    • @matze38:

      Wer von der LINKEN zur AfD abwandert hat bei seiner politischen Entscheidungsfindung gründlich versagt.

  • Alles was wir mit heutigem Datum, dem 13.11.2018 in den Nachrichten hören und sehen hat doch seine Ursachen in der Politik der Gedankenlosigkeit und ist die Folge des eisernen Festhalten an der eigenen sozialen und politischen Eitelkeit der politischen Eliten auch in unserem Land zugunsten der eigenen Mischpoke, die seit jeher von den sozialpolitischen Problemen nicht wirklich betroffen ist.

    Wenn Sie gestatten möchte ich vor dem Hintergrund, dass die deutsche Bundeskanzlerin und der französische Staatspräsident vor einem Jahr am 13.07.2017 in Paris den Vertrag zum Kulturerbejahr der Europäischen Union Sharing Heritage 2018 unterzeichnet haben. Darin wollten sich beide Länder und besonders Deutschland eigentlich für eine Verbesserung des gegenseitigen kulturellen Verständnis der Jugend auf eine chancengleiche, mobile und langfristige Art und Weise einsetzen.

    Vor einigen Wochen posierten zwei Mütter, die deutsche und die französische Verteidungsministerin auf einer Rüstungsmesse vor einem Panzer und verkündeten lächelnd, dass sie sich für eine Erhöhung der Rüstungsausgaben einsetzen werden.

    Heute wenige Tage nach den rührenden und medienwirksamen Gedenkveranstaltungen für die Opfer des I. Weltkrieg wünscht sich nun auch die Bundeskanzlerin nach dem französischen Staatspräsidenten eine Europäische Armee.

    Es scheint zwingend erforderlich, dass die wirklich und wahrhaftig an einer gewaltfreien europäischen Zukunft Interessierten, sich auf den Jacobsweg durch Europa oder die Jacobswiesen in Düsseldorf am Rhein begeben, um sich mit beiden Beinen auf den Boden der Tatsachen unserer Erde zu stellen, dabei den ersten allumfassenden Blick des "Sputnik" von 1957 auf unseren Planeten vor Augen und den "Kleinen Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry als Erkennungszeichen unterm Arm.

    Eine Art Krankenbesuch des im Koma liegenden Vater Rhein, eine unserer Lebensadern deren Quellen zu versiegen drohen, wie die einst so hoffnungsvollen Worte unseres Grundgesetzes.

  • Ich hatte eigentlich Gysi für klüger gehalten. Er verzettelt sich in Behauptungen.



    Jahrzehnte habe ich Europa bereist trotz Eisernem Vorhang, trotz Grenzkontrollen und trotz unterschiedlicher Devisen. Für mich als Privatmann war das nie ein Thema.



    Statt Staus an den Grenzkontrollen gibt es Staus an Mautstationen. Und auf den Rastplätzen vegetieren zehntausende osteuropäischer LKW-Fahrer ohne Geld in absoluter Erbärmlichkeit. Auch das ist Europa.



    Und Krieg in Europa hat es nach 1945 leider auch gegeben. Sogar einen deutschen Angriffskrieg auf Serbien, der sowohl grundgesetz- als auch völkerrechtswidrig war. Und was ist mit der Ukraine? Dank CIA und Massaker unter falscher Flagge auf dem Majdan und mit deutscher Unterstützung bzw. Unterstützung aus der EU gab es einen Umsturz. Gewaltsam und mit einem Bürgerkrieg als Folge. Und nicht nur das. Jetzt wollen die europäischen Länder, die ohnehin größtenteils NATO-Mitglieder sind, noch einen eigenen Militärpakt gründen. Das hat mit Friedenspolitik nichts zu tun, das stinkt nach europäischer Kriegsmaschinerie. Was hat Gysi da nur im Kopf?



    Und damit nicht genug. Europa entwickelt sich zu einem militärisch-industriellen Komplex, der auch jedes Waffenembargo unterläuft und damit das Töten zum großen Geschäft macht.



    Europa ist starker Partner von Despoten und von Regimen wie Saudi Arabien, die zu den schlimmsten Diktaturen zählen und im Jemen Völkermord begehen.



    Europa ist der neoliberale Hotspot.Von hier aus gehen die westlichen Werte aus wie Billiglohn, Ausbeutung, Rassismus, Unterdrückung.

    • @Rolf B.:

      Ach Gottchen, Serbien. Wahrscheinlich war der Eintritt der USA gegen Hitler auch rechtswidrig. Und der Einmarsch Russlands in die Ostukraine und die Krim ist sicher auch von der USA gesteuert.

      Das alles wäre nicht passiert, wenn die Ukraine frühzeitig in die Nato aufgenommen worden wäre. Tausende Tote weniger in der Ukraine!

    • @Rolf B.:

      Mal unterstellt, es ist so wie Sie sagen. Was würde besser, wenn Europa sich "auflöst"? Es würde doch nicht besser werden. Es kämen doch nur noch nationale Interessen durch. Ich wüsste nicht, was besser würde.

      • @Strolch:

        Ich bin nicht dafür, dass Europa sich auflöst. Ich bin unbedingt dafür, dass in Europa eine Bürgerbewegung dafür eintritt, ein Europa FÜR die Menschen zu machen und nicht für Konzerne oder Banken. Ein Europa, das Länder wie Bulgarien oder Rumänien und deren Menschen nicht ausbeutet. Ein Europa der sozialen Gerechtigkeit. Dafür setzen sich weder die meisten Abgeordneten ein und erst recht nicht die Merkels oder Macrons. Ich möchte kein militaristisches Europa. Warum nicht ein Europa der Werte der Aufklärung? Warum nicht ein Europa der solidarischen Hilfe für ärmere Länder?

        • @Rolf B.:

          Ok. Dann habe ich Sie falsch verstanden. Auf lange Sicht haben Sie meine Zustimmung- auf kurze (da bin ich pessimistisch) wird das nichts werden. Ich wäre froh, wenn man zumindest den Euro rausnehmen würde. Das würde viel Streit beseitigen und evtl für eine konzentration/Zustimmung zu den gemeinsamen Werten führen.

        • @Rolf B.:

          Ich sehe vieles von dem ein, was Sie diesmal schreiben. Zwei Sachen aber nicht. Erstens kann man den Umsturz in der Ukraine keinesfalls nur der CIA in die Schuhe schieben. Diese Darstellung ist Einseitigkeit nicht zu überbieten. Dass Menschen in großer Zahl auf die Straße gehen, schafft kein Geheimdienst, wenn es nicht auch schwerwiegende Gründe für Protest geben würde.



          Zweitens sind Rumänien und Bulgarien nun zwei Länder, die sich seit dem EU-Beitritt nicht mit Ruhm bekleckert haben. Die Korruption ist seitdem nicht besser, eher schlimmer geworden. Kaum den Beitritt geschafft, nimmt man es mit der Korruptionsbekämpfung gar nicht mehr ernst. Deswegen mussten EU-Gelder sogar schon eingefroren werden.



          Und wer wie Bulgarien mit einer Flat tax von 10% und einem lächerlichen Mindestlohn operiert, trägt eine Mitschuld an der schlimmen sozialen Lage.

          • @Tomba:

            Rolf B. - liegt richtig - duck duck.

            Ansonsten - war hie&da mal was näher dran - zu Bulgarien. “Wie konntet ihr?“



            “Mensch - ich hab mir doch ehrlich waschkörbeweise die Finger wund geschrieben. Daß die noch längst nicht so weit sind. Die hams einfach zack durchgezogen. Da mähtste nix!“



            Eine abgeordnete Kollegin resigniert.

            Liggers. So geht das.



            Njorp.

            • @Lowandorder:

              & nochens -

              Zur an Dummheit nicht zu überbietender westlicher Expansions- & Einkreisungspolitik - doch doch -



              Hat Friedrich Küppersbusch alles passende gesagt. Newahr.



              “ Wann stehen russische Raketen auf Kuba & in Kanada?“

              kurz - Desaströs.



              Gaahrp.

              • @Lowandorder:

                ok - Sündach -

                Krim*¿* - mal dess. Remember*?¡*



                Zwei! ausgewachsene exUS-Botschafter



                Berlin&Moskau - Öffentlich & unisono!



                “Jeder andere russische Politiker hätte genauso gehandelt!“

                kurz - “Wie frauman sich bettet.



                So schallt heraus!“

                unterm——auch klar aber —-



                Daß Putin ein lupenreiner Despot ist!



                Weiß - nicht nur Acker - aber der auch.



                Sooo blödsenil is GazPromGerd denn doch noch nicht. Newahr.



                Normal - jedenfalls.

  • „Wenn die EU zusammenbricht, dann kommt der Krieg zurück nach Europa, davon bin ich fest überzeugt“



    Ich habe wenig mit Herrn Gysi am Hut, aber in diesem Punkt kann ich ihm nur voll zustimmen. Die schlimmsten Kriege, die es bisher gab, waren der WK 1 und der WK 2. Sie fanden hauptsächlich zwischen den europäischen Staaten statt. Wenn wir seit über 70 Jahren davon verschont blieben, war dies u. a. auch ein Verdienst der EU. Bräche sie auseinander, wären die nächsten innereuropäischen Kriege vorprogrammiert.



    Dann gäbe es bald auch wieder Parolen, wie im Vorfeld des WK 1: „Jeder Schuss - ein Russ‘ / jeder Stoß – ein Franzos‘ / jeder Tritt – ein Brit‘“! Wer kann das wollen?

  • Ich teile die Bedenken Gysis teilweise. Ein politisches Europa ist erstrebenswert. Die Errungenschaften und der Frieden, der seit 60 Jahren besteht, ist für Europa sensationell, wenn man die Vergangenheit betrachtet. Der Euro trägt aber m.E. massive Schuld an dem Streit zwischen den EU-Partnern. Während in Italien und Griechenland häufig die Währung abgewertet wurde und in anderen Staaten nie, prallen zwei unterschiedliche Verständnisse aufeinander, wie Volkswirtschaft funktioniert. Welche Variante besser ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich kenne nur die deutsche Variante (keine Abwertung) aus eigener Erfahrung und begrüße diese. Aber: andere Länder, andere Sitten. Der Euro hat diesen Weg unmöglich gemacht und führt damit zum massiven Streit. Sowohl die Verwerfungen mit Griechenland vor fünf Jahren als auch die Streitigkeiten mit Italien wären ohne den Euro obsolet.

  • Ich teile die Bedenken Gysis teilweise. Ein politisches Europa ist erstrebenswert. Die Errungenschaften und der Frieden, der seit 60 Jahren besteht, ist für Europa sensationell, wenn man die Vergangenheit betrachtet. Der Euro trägt aber m.E. massive Schuld an dem Streit zwischen den EU-Partnern. Während in Italien und Griechenland häufig die Währung abgewertet wurde und in anderen Staaten nie, prallen zwei unterschiedliche Verständnisse aufeinander, wie Volkswirtschaft funktioniert. Welche Variante besser ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich kenne nur die deutsche Variante (keine Abwertung) aus eigener Erfahrung und begrüße diese. Aber: andere Länder, andere Sitten. Der Euro hat diesen Weg unmöglich gemacht und führt damit zum massiven Streit. Sowohl die Verwerfungen mit Griechenland vor fünf Jahren als auch die Streitigkeiten mit Italien wären ohne den Euro obsolet.

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Ich stimme Gregor Gysi bedingt zu. Der Niedergang der Europäischen Union wäre politisch und wirtschaftlich vielleicht keine völlige Katastrophe - aber eine auf ewig vertane Chance, zusammen zu wachsen. Die Grünen schötzt er korrekt ein. Ein politischer „side-step“ - nicht (mehr) mehr. „Die Jugend“ sieht Gysi zu optimistisch. Eine durchgehende politische Jugend gibt es nicht (mehr), mobil im Lebensstil sind nur wenige (gut gebildete) und Reisefreiheit bezieht sich wohl auf Urlaub - nicht auf Grenzübertritte.



    Und wie bereits richtig kommentiert wurde: Der Krieg ist schon da. Nicht der Kampf, aber seine Folgen.

  • Und genau da liegt einer der gravierenden Denkfehler:



    "Die Wiedererrichtung von Grenzen wäre eine Zumutung."



    Womit hindern sichere Grenzen junge Menschen am Reisen und Studieren?



    Worin liegt die Zumutung , beim Überschreiten von Grenzen seine Identität nachzuweisen?



    Die Welt besteht doch nicht nur aus dem Schengen-Raum.



    Außerhalb dieses Raumes erlebe ich gesicherte Grenzen, welche ich bei Reisen immer und immer wieder, ohne dabei eine Zumutung zu empfinden, überwinde.

    • @Trabantus:

      Käfighaltungssozialisation:



      Wie schön Grenzern in den A. kriechen zu müssen, Gast statt Mitbürger zu sein, Geldwechsler reich machen.



      Seine Bürger- und Mitsprache(Wahl)rechte aufgeben, mur um sich in seinem eigenen Pfuhl suhlen zu können.



      Nein Danke, ich will nicht zurück in die alten Völkerkerker. Meine Heimat ist Europa. Waren und Kapital sind frei - die Menschen sperren wir ein und aus, solange sie nicht so reich sind, dass wir ihrem Geld in den Hintern kriechen.

      • @Euromeyer:

        "Wie schön Grenzern in den A. kriechen zu müssen, Gast statt Mitbürger zu sein, Geldwechsler reich machen.

        Seine Bürger- und Mitsprache(Wahl)rechte aufgeben, mur um sich in seinem eigenen Pfuhl suhlen zu können."



        Viel Spaß für Sie beim Besuch in den USA.

        • @Trabantus:

          Deshalb war ich seit Ossama nicht dort. Habe gehofft, dass sie sich wieder beruhigen, aber die Amis hyperventilieren seit 17 Jahren-mit entsprechendem Dachschadensresultat. Um sich Schickanieren zu lassen reicht aber eine Mitfahrgelegenheit in einem osteuropäischen Transporter durch Schweiz +Österreich: Mehrfachfilzen und Statussbfragen garantiert! Sehr lehrreich.

  • "Wenn die EU zusammenbricht, dann kommt der Krieg zurück nach Europa"

    meint oder befürchtet Gregor Gysi







    aber erstens ist der krieg ja schon nach Europa zurückgekehrt,und daran ist auch die EU nicht unschuldig auch wenn die hauptschuld in Washingston liegt

    und zweitens ist die heutige EU wegen der antidemokratischen und antisozialen intergouvernementalistischen vertragswerke,die den neoliberalismus aufzwingen eine Garantie dafür dass die europäische Gesellschaft auch weiterhin immer ungleicher und undemokratischer werden wird,was wiederum irgendwann zu vielleicht nicht mehr gewaltfreien inneren konflikten oder diversionskriegen führen könnte.

    zu versuchen die heutige EU zu retten wäre ein politischer Fehler,denn solange sie exitiert geht die unterdrückung der Armen durch die reichen und auch die entmachtung der vielen durch die prokapitalistischen neoliberalen eliten weiter.



    aber wenn das neoliberale EU -projekt scheitert gibt es eine chance für einen neuanfang.

    bei diesem sollen aber nur solche staaten mitmachen dürfen deren staatsvölker und deren regierungen die sich klar und eindeutig gegen neoliberalismus und nato-militarismus und Fossilismus positioniert haben.

    Der neoliberalismus der nato -militarismus und der fossilismus sind die drei bösartigsten ideologien dieser zeit

  • Die Staaten, die aus der EU aussteigen, werden sich im besten Fall aussuchen können, ob sie von den USA oder von Russland geschreddert werden wollen.

  • In einem kapitalistischen Europa gibt es kein ''soziales Europa''. Liegt doch die soziökonomische Differenz zwischen Bulgarien und Deutschland, wie 1 : 8. Der durchschnittliche Wohlstand in Deutschland ist acht Mal höher als in Bulgarien und sieben Mal mehr als in Rumänien.

  • Ja ja.. "der alte weise Mann " spricht.. kluge Worte..? hmm..? ..wat meint er zur NATO ? Zum INF Disaster? Zur Isolation Russlands?



    Klar erscheint das Frau Merkel mehr Mist gebaut hat mit ihrer Abgrenzung gegen Russland, als mit ihrem Migrationshumanismus.. und die EU ? ..wenn die EU zerknackt.. Ogottogott.. dann lacht die USA.. und NATO freut sich.. und GRÜN erinnert sich an Frieden...

    • @vergessene Liebe:

      "Migrationshumanismus"...., dieser AFD-Sprech wird der Linken sicherlich viele neue Wähler aus Sachsen bringen!...für einen Linken ist dieser braun-rote Sumpf deshalb nicht mehr wählbar...

  • "Und – wir haben heute eine europäische Jugend, die in andere Länder reisen und dort studieren will."

    Ich befürchte, daies betrifft hauptsächlich die Jugend, die studiert (hat) und selbst von denen wiederum nur ein Teil.

    Sollte die EU wirklich zerbrechen, dann m.E. eher als langsamer Prozess: die EU-Institutionen würden im Laufe der Zeit de facto zahnlose Tiger werden. Die Staaten regeln dann wieder mehr im Alleingang und/oder es bilden sich kleinere, (in-)formelle Staatenbündnisse (z.B. skandinavische Staaten, Visegrad-Gruppe,...) heraus die untereinander enger zusammenarbeiten und vereinzeilt weiterhin auf EU-Ebene mit anderen Staaten zusammenarbeiten.

  • Wenn Gysi ernst meint, was er sagt, müsste er sich stärker gegen die Spaltungsversuche von Wagenknecht positionieren. Leider steht diese Dame für den Niedergang der europäischen Linken und ihrer populistischen Anbiederungsversuche an rechts-extreme Nationalisten. Solange die Linke es sich erlaubt, Wagenknecht als Fraktionsvorsitzende weiter zu halten, so lange ist diese Partei von vielen Linken nicht wählbar und wird am politischen Rand rumdümpeln und der Rechtsentwicklung Europas hilflos zusehen.

    • 9G
      970 (Profil gelöscht)
      @Rinaldo:

      Das sieht Gysi, aber er kommt nicht dagegen an. Einer der Gründe, aus denen ich aus dieser Partei ausgetreten bin.

  • "Doch jetzt rauszugehen, würde zu schweren sozialen Verwerfungen führen."

    Das wage ich zu bezweifeln. Ein Währungswechsel kann, muss aber nicht, zu sozialer Schieflage führen. Alles Sache der Ausgestaltung. Mittel- und langfristige Vorteile für Europa und die unteren 50-60% der Bevölkerung in Deutschland (nicht: für "Deutschland") liegen auf der Hand.