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Ergebnisse PopulismusbarometerWähler zunehmend populistischer

Jeder dritte Wahlberechtigte in Deutschland ist einer aktuellen Studie zufolge populistisch eingestellt. Die größten Verschiebungen finden in der Mitte statt.

Die Bertelsmann-Stiftung und das WZB stellen das „Populismusbarometer 2018“ vor Foto: dpa

Berlin epd | Deutschlands Wahlberechtigte sind zunehmend populistischer eingestellt. Das ist das Ergebnis des am Montag in Berlin vorgestellten Populismusbarometer 2018, erstellt vom Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) und der Bertelsmann Stiftung. Insbesondere die politische Mitte und Wähler der Linkspartei seien von diesem Stimmungswandel betroffen.

Demnach ist knapp jeder dritte Wahlberechtigte (30,4 Prozent) in Deutschland populistisch eingestellt. Das sind vier Prozent mehr als im Vorjahr (29,2 Prozent). Gleichzeitig sei die Gruppe der eindeutig unpopulistischen Wähler auf 32,8 Prozent gesunken (2017: 36,9 Prozent). Dabei gelte: je höher der Bildungsgrad und das Einkommen, desto weniger verbreitet sind populistische Einstellungen.

Für die Online-Umfrage wurden im Mai und August dieses Jahres jeweils mehr als 3.400 Wahlberechtigte von Infratest Dimap zu ihren Einstellungen befragt. Laut Untersuchung könnten sozialpolitische Gerechtigkeitsthemen dem Trend zu mehr Populismus entgegenwirken. So sei Sozialpolitik als „Brückenthema und Mobilisierungschance“ zu begreifen, hieß es weiter.

Damit könnten etablierte Parteien auch populistisch eingestellte Menschen erreichen. Allein die Forderung nach „viel höheren Investitionen in den sozialen Wohnungsbau“ habe die Zustimmung bei Populisten und Nicht-Populisten um jeweils 15 Prozentpunkte erhöht.

„Die sozialen Fragen sind die wichtigsten Brückenthemen für eine Gesellschaft, die sich kulturell und sozial immer tiefer spaltet. Sollten sich die etablierten Parteien nicht um diese soziale Themen kümmern, werden die Populisten das übernehmen“, sagte Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel vom WZB als einer der Mitautoren der Studie.

Als Populismus bezeichnen die Autoren dabei eine bestimmte Idee von Demokratie, die durch die Unterscheidung zwischen einem „wahren Volk“ und „korrupten Eliten“, der Idee eines allgemeinen Volkswillens und der Idee gesellschaftlicher Homogenität definiert wird. Daraus ergäben sich drei Facetten des Populismus: „Anti-Establishment“, „Pro-Volkssouveränität“ und „Anti-Pluralismus“. „Je stärker Wähler Aussagen und Positionen vertreten, die den drei Populismus-Dimensionen entsprechen, umso populistischer sind sie“, heißt es in der Studie.

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72 Kommentare

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  • 9G
    99337 (Profil gelöscht)

    @Rolf B.

    Wenn es denn nur Schlagworte wären.



    Zunehmend wird die sogenannte freie Marktwirtschaft als unabdinglicher Teil der Demokratie vermarktet, was jeglicher politikwissenschaftlicher Definition widerspricht.

    Ebenfalls interessant, wie Medien mittlerweile links und rechts in einen Topf zu werfen versuchen. Das "Darklight" der letzten Jahre, die SPIEGEL-Online-Schlagzeile: "Trumps Planwirtschaft".

    @Maria Vorwerk

    Auch von mir Dank, fasst ein Akademiker in nicht unwesentlichen Teilen endlich mal zusammen, was mich als zuehmend frustrierten Beobachter sprachlos macht oder aus den im Interview beschriebenen Gründen bisweilen auch affektiv aber nicht effektiv wortreich.

  • Die in Verantwortung bzw als Lösung gesehenen Probleme sind nicht neu und in die ökonomisch-politische Ideologie implementiert.



    Schauen "Sie" sich alte Talkshowmitschnitte oder Nachrichtensendungen an. Die Einzelthemen waren zwar andere, aber der rote Faden ist u.a. die seit den 70ern sinkende Lohnquote.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    "Mit Gerechtigkeitsthemen könnten die etablierten Parteien diesem Trend entgegenwirken."

    Jupp, ein Satz, in dem das ganze Elend steckt - statt Gerechtigkeit herzustellen, sollen sie "Themen besetzen". Also Gerechtigkeit mal ansprechen, vor den Wahlen. Danach dann wieder vergessen.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Exakt. "Populismus" ist das bei Pegida, AfD und Konsorten schon lange nicht mehr. Das ist eindeutig Faschismus.

    • @970 (Profil gelöscht):

      Nicht alles was Ihnen missfällt und rechts ist ist auch gleich Faschismus.

      de.wikipedia.org/wiki/Faschismus

      • 9G
        970 (Profil gelöscht)
        @Januß:

        Das schon.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Was ist denn ein "populistisch eingestellter" Mensch?

  • Bezüglich dieser misslungen wirkenden Studie (und Artikel) erscheint einzig erwähnenswert, dass sich die Politik endlich den sozialen Themen wirksam und lösend zuwenden muss.



    Der Rest des Ganzen erscheint mehr diffamierend und informatorisch von sehr untergeordneter Bedeutung.



    Viel relevanter wäre eine um belastbare Erklärung ringende Untersuchung der Frage, warum die politische (besser gesellschaftlich-soziale) Mitte in sozial bedrängter wirkenden Zeiten immer sofort scharf „rechts“ abbiegt?! Hierauf muss die Demokratie und die Linke eine (auch wählerwirksame) Antwort finden (welche weniger streng ideologietreu und dafür mehr sozial ausgleichend und soziale Gerechtigkeit wiederherstellend IST). Denn es muss uns doch SEHR zu denken geben, dass in diesen Zeiten die Linke weiter bei 10% rumdümpelt, die SPD gänzlich abschmiert und sich die Bauernfänger von der AfD in einer Wählergunst von gut 17% sonnen können (und in den „neuen“ Bundesländern die stärkste politische Kraft sind)!! Deshalb muss sich die politische Linke dieses Landes und von Europa endlich wieder auf das Wesentliche konzentrieren, seine politischen Grabenkämpfe überwinden und dann geschlossen den Rechten das Fürchten lehren. Denn auch wenn NOCH ein direkter Vergleich mit der Weimarer Republik hinkt, so sind die damals ins Dritte Reich mündenden Mechanismen auch heute zunehmend immer deutlicher erkennbar. Und das ist unter keinen Umständen hinnehmbar, und sollte doch eigentlich Anlass genug sein, dass sich die linken Kräfte in diesem Land und auf europäischer Ebene endlich wieder einen und gemeinsam um die notwendigen sozialen Veränderungen ringen.

  • Großmundig wird das also Studie genannt. Aber so richtig durchdacht sind noch nicht einmal die Fachbegriffe. Populismus heisst ja sinngemäß, dem Volk nach dem Maul zu reden, um an der Macht zu bleiben.

    Aber jetzt soll auf einmal die Bevölkerung danach beurteilt werden, ob sie populistisch sei? Das ist Unfug und hat mit Wissenschaft nichts zu tun. Es mag aj sein, dass die Bevölkerung gewisse Meinungen vertritt, die salopp gesagt Quatsch sind. Aber diese Meinungen werden dann trotzdem mit tiefster innerer Überzeugung vertreten.

    Und Rechtsextremismus als Polismus zu bezeichnen, bei dem es angeblich nicht so ernst gemeint sei? Das verniedlicht in unveranwortlicher Weise das Problem, sie auch die eher rechts stehenden Bertelsmänner spätestens nach der NSU, Chemnitz und ähnlichen Vorfällen kapiert haben sollten.

  • Wie wird man eigentlich Demokratie- Experte?

    "Mit Gerechtigkeitsthemen könnten die etablierten Parteien diesem Trend entgegenwirken."



    Hier wirds besonders bizarr: "Leute schmeißt eure PR Abteilungsmotoren an, sülzt die Leute vor den Wahlen kirchenkanzlerisch was vor... Und dann merkelanerisch und nahlerisch wird alles gut?"



    Das "WIR entscheidet" hat der SPD keinen Erfolg gebracht, o.k. einigen schon: die haben fette Posten.....



    Es geht nicht ums Labern, sondern ums Tun!!!

  • Der Studie ist soviel Vertrauen zu schenken wie man auch einem Gutachten, das RWE in Auftag gibt zur Sicherheit von AKWs und der Unverzichtbarkeit von Braunkohle.

    Es ist erschreckend, dass auch viele, die gerne den Lobbyismus in der Energiepoltik kritisieren, nicht den Lobbyismus in der Gesellschaftspolitik erkennen.

    • @Age Krüger:

      ... aber immerhin wissen wir jetzt, wovor die Familie Mohn so richtig Schiss hat.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Age Krüger:

      Weil ein Sozialdemokrat zu dem Schluss kommt, dass soziale Themen die Menschen angeblich bewegen? Ist schon verdächtig... :D

  • Bitte nicht!



    Zwischen schwarz und weiß herrscht eine farbenfrohe Mixtur!



    Deswegen: mehr Farben wagen!



    (Ps auch die 68 wehrten sich gegen die Grau-anthrazite Uniformität der Eltern! Und zogen kunterbunte Hosen und Pullover an!)

  • Menschen, die von Politikern, Medien, Politberatern, Wissenschaftler als dumpe "nix versteh" Auguste dargestellt werden und die sich dann im Sinne des Populus wehren! Und die dann nicht die feine englische AkademikerArtSprache wählen!

    Was widerum dazu führt dass die "verwahrloste Elite" not amused ist und mit neuen DiffamierungsSchimpfwörtern um sich wirft, dass widerum führt zu....



    Und nun beschweren sich die, die das ausgelöst und angeheizt haben, dass das Moor brennt!

  • Danke.... Es gab noch in den 80ern kritische Sozialwissenschaften die grundsätzlich Stil, Umfang, Aussagenkraft von Statistik hinterfragten!



    Heute braucht nur "seriös" drauf zu stehen, der Fisch in Hochglanzpapier gewickelt werden und alle fallen 'glaubend' um!

    Statistikeritis ist ne Gewinn-Krankheit für Bullshitjobber geworden!



    Und die Verwendung des Begriffs "Studie" sollte unter Strafe gestellt werden!

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Maria Vorwerk:

      "Und die Verwendung des Begriffs "Studie" sollte unter Strafe gestellt werden!"

      Totalitäres Gewäsch... Wehret den Anfängen!

  • www.heise.de/tp/fe...erung-4178715.html



    "Über die Sprache lassen sich auch ganze ideologische Denk- und Erklärungsrahmen vermitteln, die wir dann meist unbewusst zur Einbettung unserer täglichen politischen Erfahrungen verwenden. Etwa die Rahmenerzählung einer "westlichen Wertegemeinschaft" - ein für ihre Millionen Opfer besonders folgenschweres Beispiel. Diese ideologischen Rahmenerzählungen werden durch ein breites Spektrum an politischem Kampfvokabular gegen Einwände abgesichert. Gegenwärtig haben dabei vor allem die Begriffe Populismus und Verschwörungstheorie Hochkonjunktur, mit denen sich der neoliberale "Fanatismus der Mitte" - übrigens ein Begriff, den der bedeutende Verfassungsrechtler Helmut Ridder schon 1979 verwendete - als alternativlos zu deklarieren sucht.()

    Man muss sich nur die Wahlplakate der jeweiligen Regierungsparteien der vergangenen, sagen wir, 40 Jahre ansehen, um den Beitrag zu erkennen, der hier zur Komplexitätsvermittlung geleistet wurde. Die heute mit dem Populismusvorwurf belegten politischen Erscheinungsformen kann man wohl als eine Art Nemesis - also sozusagen als ausgleichende Gerechtigkeit - für die grundlegende Verachtung des Volkes verstehen, die kennzeichnend für alle Eliten westlicher Demokratien ist."

    • @Maria Vorwerk:

      Danke für den Link. Die hier genannte "Studie" ist m.E. ein Beweis für die These, dass wir in einer Zeit der GEGENAUFKLÄRUNG leben. Die Herrschenden belegen jede kritische linke Aussage mit einem denunziatorischen Schlagwort. Daraus werden dann Kampfbegriffe wie Populismus. Selbst der Volkssouverän im Rousseauschen Sinn, ein Grundlegender Begriff der Aufklärung, wird denunziert.

  • #Bertelsmann.... o.k. danke fürs Gespräch!



    Diese kriminelle Vereinigung in Anzügen sollte g.u.g. werden!

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Maria Vorwerk:

      "Diese kriminelle Vereinigung in Anzügen sollte g.u.g. werden!"

      Hat sich diese "kriminelle Vereinigung" Gedankenverbrechen schuldig gemacht? Oder was ist die "kriminelle" Tat? Das Wort "Studie" zu verwenden?

      • 9G
        99337 (Profil gelöscht)
        @74450 (Profil gelöscht):

        Kriminell würde ich Bertelsmann auch nicht nennen, da sie faktisch nicht oder wenn dann kaum gegen geltendes Recht verstößt.

        Aber die Stiftung ist keine Stiftung im Sinne des Gemeinwohls, sondern auch eine Art neoliberaler Think Tank, was meiner Meinung nach den wissenschaftlichen Wert ihrer Studien schmälert.

        Zudem findet sich dort ein für die Demokratie schädliches "Crossover" zwischen Wirtschaftsinteressen und Medienmacht.



        Beispiel: Bei der Agenda 2010 spielte die Stiftung eine bedeutende Rolle und hantierte schon damals mit Daten, die sich widerlegen lassen, aber von Bertelsmann-Medien als wahr und alternativlos "vermarktet" wurde.



        Obgleich auch die vermeintlichen Erfolge der Agenda 2010 nachweislich geringer sind als gern behauptet, wird dies in Medien kaum thematisiert, sondern die Mär vom Erfolg aufrecht erhalten.

        Das führt zu dem absurden Ergebnis, dass die neue Studie zu Populismus zur Bekämpfung von Populismus fordert, was sie zuvor systematisch unterwandert hat: Die Thematisierung von sozialen Themen in öffentlichen Diskussionen.



        Interessant übrigens, dass es in der Studie nur ums Thematisieren, nicht ums politische Handeln geht.

        Und dann wäre noch anzumerken, dass die Gründung der Bertelsmann-Stiftung auch zum Ziel hatte, Steuern zu sparen und die Macht über das Medienimperium zusammenzuhalten.

        Nicht kriminell also, aber ein wissenschaftlich, demokratisch und ethisch dann doch ziemlich fragwürdiger "Verein".

  • Wo bitte sind die Programmpunkte der Linken populistisch? Weil sie auf soziale Missstände hinweisen? Wagentaine ist populistisch – aber die sind nicht die Linke. Etwas weniger Hufeisentheorie und Patzelt täte der Studie gut. Dann würde man nämlich sehen, dass wir ein dickes Braunes Problem haben und CDU und AFD populistische Parteien sind..

    • @cat:

      Interessanter Beitrag.



      Wer sich das Programm der linken im Detail durchliest, erkennt, dass gemäss der im Artikel aufgeführten Definition des Populismus, ca. 50 % des Programms dieser Definition entsprechen.



      Besonders in Abschnitt 4.2 und 5

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @cat:

      Die Lösungsvorschläge der Partei sind häufig populistisch. Übertreibungen, die in der Politik ihre Berechtigung haben, aber fern jeder Realisierungschance liegen.

  • 9G
    99337 (Profil gelöscht)

    Hmmm..., also ich meine ja, dass diese tatsächlich unsäglichen Nazis heute nicht zuletzt deshalb ein erfolgreichens Comeback haben, weil die neoliberale Politik (einschließlich Hartz IV) der Mitte zu einer Entsolidarisierung der Gesellschaft geführt hat.

    Was die Gewalt von Migranten angeht, so ist mir bislang keine Statistik bekannt, mit der sich zuverlässig beweisen ließe, dass die Kriminalität dort höher ist, als bei Nicht-Migranten.



    Aber selbst wenn ich Ihrer Argumentation diesbezüglich folgen würde, so müsste man zumindest mit Blick auf die seit 2015 gekommenen Flüchtlinge doch fragen, ob da nicht auch die von der GroKo vertretene Mitte einen Teil der Verantwortung trägt, die diese gewählt haben.

    Abgesehen davon, meinen Sie mit Grautönen jetzt solche Sätze wie in Ihren Kommentaren?

    "Trump macht doch schon viel von dem die Linken immer träumen"

    "Ja klar Özil der Arme, DFB (Deutschland) das Böse."

    "Die spinnen die Linken"

    Seien Sie jetzt bitte stark, denn ich muss Ihnen leider mitteilen, dass auch Sie sich bereits mit dem Populismus infiziert haben.

  • 9G
    99337 (Profil gelöscht)

    Ich habe die Studie nicht komplett gelesen, aber schon Teile der Einleitung lassen mich vermuten, dass die Studie einen definitionsbedingten blinden Fleck hat, der sich auch in der Einleitung des Artikel ausdrückt:

    "Die größten Verschiebungen finden in der Mitte statt."

    Ich zweifle nicht an, dass auch die Mitte mehr in Richtung jenes Populismus rückt, der nicht zuletzt auch durch Medien definiert wird: Links- und Rechtspopulismus.

    Es wird unter Politikwissenschaftlern jedoch auch der Populismus der Mitte diskutiert, der in Medien allerdings kaum Erwähnung findet - was kaum verwundert, hat doch die bürgerliche Mitte die Deutungs- und Definitionshoheit.

    Die Frage lautet also eher, ob nun Mittepopulisten sich nur umorientieren oder der Populismus innerhalb der Mitte generell zunimmt.

    "„Die sozialen Fragen sind die wichtigsten Brückenthemen für eine Gesellschaft, die sich kulturell und sozial immer tiefer spaltet. Sollten sich die etablierten Parteien nicht um diese soziale Themen kümmern, werden die Populisten das übernehmen“

    Ach nee, wirklich? Für Aussagen dieser Art wurde ich schon als Populist bezeichnet, weil sozial und populistisch für neoliberale Mittelschichtler mitunter dasselbe ist.

    Wenn jetzt noch irgendein kluger Wissenschaftler herausfindet, dass man soziale Interessen von Nicht-Migranten und Migranten zusammen kommuniziert, anstatt sie bei den wesentlichen Interessensschnittmengen der Sozialpolitik als unterschiedliche Interessensgruppen zu definieren, wäre man in Sachen Kampf gegen die Neue Rechte schon mal einen guten Schritt weiter.



    Und linke Politik wäre auch wieder jenseits bildungsbürgerlicher Filterblasen attraktiv.

    • @99337 (Profil gelöscht):

      „Die Frage lautet also eher, ob nun Mittepopulisten sich nur umorientieren oder der Populismus innerhalb der Mitte generell zunimmt.“

      Laut Studie nimmt der Populismus zu. Er ist am höchsten bei AfD Wählern gefolgt von Linkspartei Wählern. Die höchste Zunahme gab es bei den Linksparteiwählern. Siehe Studie, Seite 13 www.bertelsmann-st...barometer_2018.pdf

      • 9G
        99337 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Nicht richtig gelesen oder doch mal wieder mutwillig aus dem Kontext gerissen?

        Meine These lautet: Die Mitte hat - wie auch Linke und Rechte - eine eigene Form des Populismus, der jedoch zumindest in Medien und auch in der Politik nicht so benannt wird, weil die Mitte die Deutungs- und Definitionshoheit besitzt.

        Politikwissenschaftler diskutieren den Mittepopulismus durchaus und wer das Geld (und auch die Kenntnis hat), kann dies in entsprechenden Büchern nachlesen.



        Manchmal reicht es zum Glück auch, hier bei der taz zu schauen:



        www.taz.de/!311771/

    • @99337 (Profil gelöscht):

      Zustimmung!

  • Die Bertelsmänner sind vor allem für die Kölner Volksverdummungssender RTL etc. verantwortlich - und greifen über die Bertelsmann Stiftung in die Schulpolitik ein.

    www.gew-nds.de/E_W...ann_ungekuerzt.pdf

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    Der Link zur Studie ist für die Diskussion vielleicht ganz hilfreich: www.bertelsmann-st...barometer_2018.pdf

  • Ach guck mal an - Überraschung! Die Bertelsmann Stiftung hat's gemacht. Das sind doch die, die damals schon die Vorlagen für die Agenda 2010 ausgearbeitet haben und dann den Leuten erzählt haben, ohne die Agenda 2010 würde der Sozialstaat untergehen.

    „Insbesondere die politische Mitte und Wähler der Linkspartei seien von diesem Stimmungswandel betroffen.“

    Na, wenn da mal nicht wieder der Wunsch der Vater des Gedankens war.

  • Die Wähler sind zwar populistischen Parteien zugeneigt aber nicht weil sie populistisch sind. Der Populismus den nimmt man billigend in Kauf, entscheidend ist hier auf welcher Seite man im "Kulturkampf" steht.

    Im Kulturkampf sehe ich die Front nicht mehr klar zwischen Linken und Rechten. Es gibt postmoderne, "progressive" Linke, die den Kapitalismus komplett in ihr Weltbild integriert haben und den gesamten politischen Kampf gerne in die Domäne der Identitätspolitik verschieben wollen. In der Verschiebung der Thematik waren sie recht erfolgreich und wissen viele gesellschaftliche Institutionen hinter sich.



    Was die Mehrheitsverhältnisse angeht steht der Wind aber klar gegen diese Absicht. Was sich auch in den Ergebnissen der Studie zu sozialen Themen wiederspiegelt.

    Gegen diese Art der Politik haben nicht nur Konservative und Liberale etwas, sondern auch viele "echte" Linke. Die Gründe sind unterschiedlich aber da entwickelt sich dann eine "der Feind meines Feindes" Dynamik, die einem Sympatien für die Linke und die AfD einflößt, auch wenn man mit deren Hauptthesen und dem Populismus wenig anfangen kann.

    Ich finde die Idee man könnte "das System" angreifen, indem man Identitätspolitik betreibt komplett beknackt. Der Kapitalismus vereinnahmt diese politische Strömung einfach und das wars. Da wird sich nichts ändern. Ein aktuelles Beispiel ist Nikes Werbekampagne mit Colin Kaepernick. Da werden die vermeindlichen Systemkritiker schön ins Marketing integriert und verdienen sich dabei noch eine golgende Nase. Dem Feminismus ergeht es ähnlich, der wird jetzt so lange von Popstars performt, bis er verbrannt ist.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Januß:

      "Es gibt postmoderne, "progressive" Linke, die den Kapitalismus komplett in ihr Weltbild integriert haben"

      An dieser Stelle muss es präzieser heißen: "...die den regulierten Kapitalismus/ den Wohlfahrtskapitalismus/ die soziale Marktwirtschaft komplett in ihr Weltbild integriert haben."

      Die Kapitalismen unterscheiden sich weltweit ganz gehörig.

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    Interessant, dass sich hier niemensch für diese Aussage der Studie interessiert:

    "Laut Studie sind es aber vor allem sozialpolitische Themen, wie "steuerpolitische Umverteilung" und "Wohnungsbau", mit denen die Parteien populistische wie auch unpopulistische Wähler gleichermaßen erreichen könnten. Allein die Forderung nach "viel höheren Investitionen in den sozialen Wohnungsbau" erhöht die Zustimmung zu einem Kandidaten bei Populisten und Nicht-Populisten um jeweils 15 Prozentpunkte."

    Ist wohl kalter Kaffee...

    • @74450 (Profil gelöscht):

      "Ist wohl kalter Kaffee..."

      Ja, zumindest lauwarmer.



      Zum einen, wenn das eine "Studie" ist, dann sind Schavan und Guttenberg mehrfache Doktoren und zum anderen ist das eine Binsenweisheit, die auch ohne die Rechtfertigung, dass man Populismus untersuchen will, klar ist.



      Es ist aber Unsinn, z.B. auf plebiszitäre Elemente in der Demokratie zu verzichten (die in dieser Umfrage unter Populismus fallen), weil ich eine vernünftige Wohnungspolitik haben will, die das Ziel hat, dass alle Menschen bezahlbaren Wohnraum bekommen.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @Age Krüger:

        Naja, auch eine (vermeintlich) schlechte Studie bleibt eine Studie.

        Ich finde sieben der acht Indikatoren ganz schlüssig. Die Frage nach der direkten Demokratie erschießt sich mir aber auch nicht.

        Insgesamt finde ich die Ergebnisse nicht überraschend. Wir merken doch auch hier in der Debatte im Forum, dass immer mehr populistische Thesen vertreten werden. Häufig auch ohne das Quellen genannt werden.

        Was mich hingegen überrascht, ist, dass das Thema "steuerliche Umverteilung" angeblich ein Gewinnerthema sein soll. Wahlen haben in der Vergangenheit eher das Gegenteil bewiesen. Aber naja, kann ein Messfehler sein, oder der Wind dreht sich tatsächlich endlich.

        • @74450 (Profil gelöscht):

          Das mit der "steuerlichen Umverteilung" geht so lange gut wie der/die WählerIn meint, nicht selbst betroffen zu sein. Sobald es um Benzinsteuern geht, wird es brenzlig. Aber es gelingt auch oftmals den Menschen Quatsch zu erzählen.



          In meiner Familie glauben manche immer noch, sie zahlten Vermögenssteuern.

          • 7G
            74450 (Profil gelöscht)
            @Age Krüger:

            Haha, sie sollten mehr Menschen überzeugen!

  • Viel wichtiger wie die Frage, wie "populistisch" "der Wähler" ist, wäre eigentlich mal die Frage, wie idiotisch Umfragen und der Glaube an deren Nutzen sein kann.

    Bei den Fragen, die in der Umfrage gestellt wurden, berufen sich die Entwickler der Studie auch nur auf vorgegebene Texte, nach deren diese Frage konkret Aussagen zum Populismus geben würden. Weitere genauere Quellen habe ich nicht entdeckt. Die Gefahr, dass sich hier ein Fehler einschleicht, der immer weiter gegeben wird, ist schon mal groß, wenn die Grundlage der Fragestellungen nicht auch untersucht wird.



    Mir leuchtet zumindest nicht ein, inwiefern schon die Frage "Wichtige Fragen sollten nicht von



    Parlamenten, sondern in Volksabstimmungen



    entschieden werden" einen Hinweis auf Populismus gibt. Desweiteren finde ich in der Beschreibung der Methodik (so gut ich sie jetzt lesen konnte) keine Hinweise, wie die Umfrage gestaltet wurde.



    Wer, wie ich mal das Unglück hatte, bei irgendeiner Befragung leichtsinnig seine Telefonnummer herausgegeben zu haben mit der Zustimmung, dass man ihn für so was anrufen dürfe, weiß, dass die dann anrufen, wenn man sowieso auf 'm Sprung ist und wenn man dann vorher schon 10 Minuten Fragen zu irgendwelchen Waschmitteln und deren Werbung beantwortet hat, würde ich wohl auch eher zu den meisten Fragen eine unüberlegte, vor allen Dingen unbedachte Antwort geben. Los wird man die sowieso nur, wenn man extrem unhöflich wird, wobei mir die Leute, die die Fragen stellen müssen, dann auch leid tun.

    Kurzum: Man kann mir die Thesen unter unterschiedlichen Bedingungen vorhalten und es kommt immer wieder was neues raus.



    Es ist eben eine "populistische" Umfrage und keine wissenschaftliche Untersuchung.

  • Dazu, anlässlich seiner neuen Buchveröffentlichung, das gestrige Deutschlandfunk-Interview mit dem Soziologen und altgedienten Elitenforscher Michael Hartmann, der konstatiert, dass sich nach den wirtschaftlichen Eliten seit geraumer Zeit auch die politischen Eliten von der Bevölkerungsmehrheit abkoppeln:

    „Die politischen und wirtschaftlichen Eliten in Deutschland sind in ihrer Mehrheit von der Lebenswirklichkeit der breiten Bevölkerung entfernt. Und zwar so sehr, dass sie zunehmend Schwierigkeiten haben, deren Probleme zu erkennen und die Folgen ihrer Entscheidungen für diese Bevölkerung zu verstehen. Überdies handle es sich bei den Parlamentariern um eine homogene Klasse. Das untere Bevölkerungsdrittel sei nicht vertreten.“

    Neben vielem anderen z. B. daran erkennbar, dass es, anders als früher, auch in Deutschland kaum noch möglich ist, ohne Hochschulabschluss politische Karriere zu machen. Wesentlich ausgeprägter als hierzulande ist die Abkopplung und felderübergreifende Kungelei der Eliten in Politik, Wirtschaft und Verwaltung traditionell in Frankreich (sowie in Großbritannien und m. W. auch den USA). Pierre Bourdieu hatte das schon in den Siebzigern nachgewiesen. Als Musterbeispiel eines solchen Elitenabkömmlings führt Hartmann übrigens Macron auf.

    www.deutschlandfun...:article_id=429328

    Deshalb große Vorsicht bei undifferenzierter Diskreditierung von „Anti-Establishment“-Positionen. Man sollte genau hinschauen, wer so etwas verbreitet.

  • Rechts wie auch Links will niemand die überwiegende Mitte ernst nehmen. Es gibt eine sehr große Mehrheit in unserem Land die Hetze jeglicher Art, Gewalt von Migranten , oder den unsäglichen Nazis einfach nicht wollen. Wer bitte nimmt sich dieser Menschen an ? Ich fühle mich in der Mitte und fühle mich verloren, weniger Schwarz oder Weiß, mehr Grau bitte.

  • 2011 verkündete Kipping als Vize-Chefin der Linkspartei noch "Wir brauchen eine Doppelstrategie: sozial-ökologischer Umbau plus Linkspopulismus" www.tagesspiegel.d...ellen/4070954.html

    Populismus wurde von ihr offiziel als Strategie der Linkspartei genannt. Passt schlüssig zu den im Artikel genannten Ergebnissen.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      "Populismus wurde von ihr offiziel als Strategie der Linkspartei genannt. Passt schlüssig zu den im Artikel genannten Ergebnissen."

      So wie die AFD auf maximale Provokation setzt, setzt "Die Linke" halt aufs Wolkenkuckucksheim. Die Ränder des Spektrums in ihrer natürlichen Funktion. Neu ist allenfalls die (Selbst-) Bezeichnung des Populismus.

    • @Rudolf Fissner:

      Sie sind ja auch die Zielgruppe für diese üble Propaganda.

      • @Rolf B.:

        "Üble Propaganda" ist ne krasse Interpreteation für Kippings Äusserungen. Fand ihr Statement pro Populismus schon für sich heftig genug. Aber wenn Sie noch eins drauf setzen wollen. Meinetwegen. Seicht gewaschene Populisten sind auch imho Wegbereiter für noch heftigere Populisten

  • Ist es ein Zufall, dass die letzten Regierungen auf allen drei Themenfeldern große Defizite zu verzeichnen haben, wenn nicht sogar versagt haben?

    Der Menschen neigt nicht dazu, 50 Jahre Krise klaglos hinzunehmen. Der Mensch will immer eine Lösung in absehbarer Zeit, denn seine Lebenszeit ist ebenfalls endlich.

  • Ich finde das Ganze etwas zu unpräzise.

    "Der Wähler" existiert ja nicht im freien Raum.

    Wenn die Medien und existierenden Politiker populistischer werden, dann folgt der Wähler dem natürlich nach.

    Wichtig wäre doch eher, ob die populistischeren Politiker und Medien die Wähler beeinflussen oder ob das andere Ursachen hat.

    • @Sonntagssegler:

      "Die Medien" ? Jene die von den Populisten als "Lügenpresse" betitelt werden?

  • Wenn wir die Checkboxen korrekt ankreuzen, dann ist das Ergebnis eher überraschend gering. Nur 30%. Ich bin auch Populist, naja.



    Hier noch mal meine Übersicht:

    [x] „Anti-Establishment“.



    [x] „Pro-Volkssouveränität“.



    [_] „Anti-Pluralismus“.

    • @el presidente:

      Und wessen "wahren Volkswillen" (siehe Artikel) vertreten Sie?

  • „We, the people“

    Zitat: „Als Populismus bezeichnen die Autoren dabei eine bestimmte Idee von Demokratie, die durch die Unterscheidung zwischen einem „wahren Volk“ und „korrupten Eliten“, der Idee eines allgemeinen Volkswillens und der Idee gesellschaftlicher Homogenität definiert wird. Daraus ergäben sich drei Facetten des Populismus: „Anti-Establishment“, „Pro-Volkssouveränität“ und „Anti-Pluralismus“.“

    Besonders pikant bei diesem gefühlten 50. Definitionsversuch der bizarren Begriffsfigur „Populismus“ ist die Berufung auf das Prinzip der „Volkssouveränität“, bekanntlich ein vonJean-Jacques Rousseau erhobenes Postulat der französischen Aufklärung („Du contrat social“,1762). Es war das entscheidende ideologische Triebmittel der Französischen Revolution, der Mutter aller modernen sozialen Revolutionen. Seitdem ist die Volkssouveränität der Lackmustest für jeden demokratischen Verfassungsstaat. Auch im deutschen Verfassungsrecht ist es der Kern des Demokratieprinzips, gleichsam dessen Wesensmerkmal. Wer daran rüttelt, rüttelt an dem Charakter des Grundgesetzes, handelt mithin gegen die Verfassung, ist folglich ein Verfassungsfeind.

    Wer dieser elitistischen Definition von „Populismus“ in seiner dekretierten pejorativ-polemischen Wortbedeutung auf‘s Wort folgt, muß konsequenterweise die Gesamtheit der europäischen Emanzipationsbewegungen seit der französischen Revolution einschl. der Arbeiterbewegung in ihren pluralen Ausprägungen für nichts anderes als schnöden Populismus halten.

    „Populismus“ wird wie eine Streubombe zur Abwehr jeglicher Kritik an den gesellschaftlichen Zuständen und als rhetorische Konterwaffe in Anschlag gebracht. Er ist alles und - nichts, ein Passepartout-Begriff, eine rhetorische Allzweckwaffe für alle Fälle, ein Wechselrahmen politischer Beliebigkeit. „Populismus“ sei kein Substanz- sondern ein Relationsbegriff, so das höchstrichterliche BpB-Verdikt, damit einräumend, daß „Populismus“ ein Begriff - ohne Substanz ist.

    • @Reinhardt Gutsche:

      Danke!



      Streubombe zur Abwehr.....



      Es ist auch eine Streubombe zur Abwehr der Säger an den eigenen Ermächtigungsstühlen!



      'Wir' dürfen weder Wissenschaftler, noch Politiker, weder Journalisten noch Experten, weder Richter noch Polizisten in Frage stellen!



      Die Neofeudalismus-Prinzipien haben sich halt von Kaiser, Königen und Päpsten auf die oben genannten Stadthalter übertragen, ergo darf Pöbel sie nicht in Frage stellen!

      l'état c'est moi - Prinzipien müssen verteidigt werden!

    • @Reinhardt Gutsche:

      Was soll denn an Bewegungen, dies sich auf das „wahre Volk“ beziehen, denn noch demokratische Volkssouveränität sein?

      Das sind Begründungsstrategien, die jeder mit einer halbwegs vorhandenen Bildung in deutscher Geschichte aus dem ff nicht nur als Populismus identifiezieren können sollte, sondern als aufgewärmtern Eintopf zweier historischer Staaten in denen die Menschen vor die Wand gefahren wurden.

      • @Rudolf Fissner:

        Aufgewärmte Eintöpfe

        Zitat @RUDOLF FISSNER: „Das sind Begründungsstrategien, die jeder mit einer halbwegs vorhandenen Bildung in deutscher Geschichte aus dem ff nicht nur als Populismus identifizieren können sollte, sondern als aufgewärmten Eintopf zweier historischer Staaten in denen die Menschen vor die Wand gefahren wurden. Was soll denn an Bewegungen, dies sich auf das „wahre Volk“ beziehen, denn noch demokratische Volkssouveränität sein?“

        Wenn damit die AfD et tutti quanti gemeint sein sollte, wäre dem nicht zu widersprechen. Solche politische Phänomene nennt man dann allerdings in historisch erprobter Weise semantisch korrekt „Demagogie“ und nicht „Populismus“. Der AfD (zu Recht) unter die Nase zu reiben, ihre Rhetorik der Volkssouveränität sei ein reiner demagogischer Schwindel, ist etwas anderes, als diese Doktrin der „souverainetépopulaire“ Rousseaus als Axiom des Demokratieprinzips selbst in toto und von Anfang an in elitistischer Herablassung als „aufgewärmten Eintopf“ zu verteufeln, wie hier geschehen.

        Im übrigen sollte „jeder mit einer halbwegs vorhandenen Bildung in deutscher Geschichte“ bei der Aufzählung der deutschen Regime, “in denen die Menschen vor die Wand gefahren wurden“, genau 100 Jahre nach Ende des 1. Weltkrieges schon bis drei zählen können...

    • 9G
      98589 (Profil gelöscht)
      @Reinhardt Gutsche:

      Ihr Kommentar trifft genau den Punkt!

    • @Reinhardt Gutsche:

      Au den Punkt getroffen. Paternalistisch und antidemokratisch.



      Ach ja, einer der Autoren (Wolfgang Merkel) ist Mitglied der SPD-Grundwertekomission.

    • @Reinhardt Gutsche:

      "„Populismus“ wird wie eine Streubombe zur Abwehr jeglicher Kritik an den gesellschaftlichen Zuständen und als rhetorische Konterwaffe in Anschlag gebracht. "

      Besser kann man es nicht formulieren. Danke.

      • @Rolf B.:

        Nö. Nur für Plattheiten.

        • 9G
          99710 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          Spieglein, Spieglein.......



          ....................gut erkannt.

      • @Rolf B.:

        Ja, das sind die neuen Kampfbegriffe - Populismus vs. Elite. Dabei kann eigentlich nur der Populismus gewinnen, denn eine Elite, die sich selbst als besser betrachtet und das ständig heraushängen lässt, verliert sogar gegen Leute wie Trump - und das ist nicht so leicht.

  • Na mit dem Begriff Populismus läßt sich ja ne Menge machen. Habe nochmal im Duden geguckt:



    Po|pu|lis|mus, der; - (opportunistische Politik, die die Gunst der Massen zu gewinnen sucht) .



    Wer bei der Definition keine eigene Nase hat zum anfassen, der ist nur noch selbstgerecht.

  • Nur weil einem die Schlussfolgerungen nicht gefallen, heisst das nicht unbedingt, dass die Kritikpunkte nicht valabel sind. Oder kann mir jemand einen Grund nennen eine der Regierungsparteien der letzten 20 Jahre, also CDU-CSU-FDP-SPD-B90/GR, zu wählen? Auf lokaler Ebene hat sich die LINKE auch nicht mit Ruhm bekleckert.

    Aktuell kann ich nur noch ernsthaft DIE PARTEI empfehlen - denn sie ist wirklich sehr gut.

  • Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich die TAZ für rechte Propaganda hergibt. Den Claim "Mitte der Gesesllschaft" können sich diese Forscher nämlich gerade nicht anhängen. Nach Ihrem Verständnis ist jede Form von gegen die Eliten , sprich sie selbst als deren Büttel, gerichtete Form des politischen Willens populistisch. Demokratie bedeutet aber gerade, das die Mehrheit der Bevölkerung (Popolo) politisch ihren Willen durchsetzt. Das die Forscher sich damit in eine antidemokratische Ecke stellen ist ja wohl offensichtlich. Und die Taz ist sich nicht zu blöde das unkommentiert hin zu nehmen.



    "je höher der Bildungsgrad und das Einkommen, desto weniger verbreitet sind populistische Einstellungen" kann man auch übersetzen mit hoher Bildungsgrad und Einkommen korrelieren mit asozialen Einstellungen um die Pfründe der kapitalistischen Produktionsweise weiter Nutzen zu können.

    • @Dodoist:

      Die konzertierte Aktion von Medien und den von ihnen hofierten Parteien mit dem Kampfbegriff "Popolismus" ist dem Wesen nach antidemokratisch.

      • @Rolf B.:

        Hatte ich was anderes gesagt?

        • @Dodoist:

          Nein, war als Ergänzung gedacht.

  • Da haben die Forscher mal wieder gute Arbeit geleistet für die Propaganda gegen Linke und für die progressiven Neoliberalen. Von der Bertelsmann Stiftung würde ich auch nichts anderes erwarten. Und das WZB hat auch nicht den Ruf, unabhängig zu sein von den Trägern. Und so erscheinen die Ergebnisse der sogenannten Forschung wie Wahlkampfpropaganda der radikalen Mitte. Und das auch noch so plump, dass sich die Frage aufdrängt, wer der Adressat sein soll und ob man ihn wirklich für so unterbelichtet hält.

    • @Rolf B.:

      Sie verwechseln einiges.

      Zum einen geht es im Artikel nicht um Neoliberalismus.

      Zum anderen sind populistischen Wähler der Linkspartei nicht stellvertretend für die deusche Linke. Es gibt zum einen noch ein paar mehr linke Parteien als die Linkspartei.

      • @Rudolf Fissner:

        Doch, genau darum geht‘s

        Zitat @ RUDOLF FISSNER: „Zum einen geht es im Artikel nicht um Neoliberalismus.“

        Doch, in der Bertelsmann-Studie gehr es genau darum, um nichts anderes. Da hat Rolf B. vollkommen Recht. Nimmt man den gemeinsamen Nenner aller Begriffsdefinitionen von „Populismus“ in ihrem denunziatorischen Sprachgebrauch, so läuft dieses Wording darauf hinaus, alle Gegnerschaft zur Doktrin des Neoliberalismus à la MPS und Chicago Boys mit diesem Schandmal zu versehen.

      • @Rudolf Fissner:

        Ja in Europa gibt es neben Die Linke noch andere linke Parteien. Für diese Erkenntnis braucht man aber nicht Ihren Kommentar, der so überflüssig ist wie Ihre anderen hier.