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Universität entlässt Andrej HolmGegen die Verdrängung

Die Präsidentin der Humboldt-Uni verkündet Holms Kündigung. Die Studierenden reagieren empört und besetzen ihr Institut.

Studis protestieren während der Pressekonferenz der Humboldt-Universität für ihren Dozenten Foto: dpa

Berlin taz Auf diesen Moment haben die Studierenden in den hinteren Reihen gewartet. Sabine Kunst, die Präsidentin der Humboldt-Universität, ergreift Mittwochmittag auf dem Podium im prächtigen Senatssaal der Uni Unter den Linden das Wort: „Ich habe heute entschieden, dass das Arbeitsverhältnis mit Herrn Dr. Holm ordentlich gekündigt wird …“ Laute Buhrufe schallen durch den Saal. Manche tröten, andere trommeln. Schließlich vereinen sich die Protestrufe zu einem lauten Sprechchor: „Holm bleibt! Holm bleibt!“

Sabine Kunst dringt nicht mehr durch. Nicht in diesen Minuten in diesem Raum. An ihrer Entscheidung ändert das nichts: Holm wird nicht mehr als Stadtsoziologe an der Humboldt-Universität tätig sein. Vorerst zumindest. Es ist für ihn der zweite Rauswurf innerhalb von zwei Tagen: Erst am Dienstag hatte der rot-rot-grüne Senat Holms Entlassung als Staatssekretär für Wohnen beschlossen.

„Ich bedauere diese Entscheidung sehr“, betont Sabine Kunst, als im Saal wieder etwas Ruhe einkehrt. Holm sei ein renommierter Wissenschaftler, dessen Lehrveranstaltungen die Studierenden besonders schätzten. Seine Entlassung bedeute einen Verlust für die Universität. Die HU habe versucht, sich mit Holm einvernehmlich auf einen Auflösungsvertrag zu verständigen, das habe er aber abgelehnt. Kunst selbst sagt, sie wolle nicht über seine Zeit bei der Stasi richten. „Die Kündigung beruht einzig darauf, dass er die HU hinsichtlich seiner Biografie getäuscht hat.“

Andrej Holm war vom September 1989 bis Januar 1990 als Offiziersschüler bei der Stasi. In dieser Zeit verdiente er 675 DDR-Mark, das Vierfache dessen, was ein normaler Soldat erhielt. Auch ein handschriftlicher Text Holms mit dem Titel „Verpflichtung“ findet sich in seiner Stasi-Akte.

Trotzdem hatte er bei seiner Einstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Humboldt-Universität 2005 angegeben, nicht für die Stasi tätig gewesen zu sein. In Klammern fügte er hinzu „siehe Wehrdienst“ und verwies auf das in der Öffentlichkeit als harmloser geltende Wachregiment Feliks Dzierzynski, zu dem er aber laut Akte nie gehört habe. Er kreuzte zudem an, keine finanziellen Zuwendungen von der Stasi erhalten und keine Verpflichtungserklärung unterschrieben zu haben.

„Arglistige Täuschung“

Auch in einem 2011 an die Uni versandten Lebenslauf habe Holm nicht auf seine Stasi-Zeit hingewiesen, sondern sie zu verschleiern versucht, so Kunst. Das werte die Uni als „arglistige Täuschung“. Die Falschangaben hätten das Vertrauensverhältnis zwischen Holm und der HU nachhaltig gestört. „Es gab kein Bedauern angesichts der falschen Angaben.“

Chronik

7. Dezember: Die Linkspartei benennt Holm als Staatssekretär für den Bereich Bauen.

10. Dezember: Erste Berichte erscheinen über Stasi-Tätigkeit.

13. Dezember: Der Senat beschließt Holms Ernennung. Nur Stunden später wird der HU-Fragebogen von 2005 bekannt.

16. Dezember: Bei einem rot-rot-grünen Krisentreffen äußern SPD und Grüne Kritik. Man einigt sich, eine Bewertung durch die HU abzuwarten.

2. Januar: Die HU erhält Material der Stasi-Unterlagen-Behörde.

12. Januar: Holm nimmt über einen Anwalt Stellung.

16. Januar: Holm tritt zurück.

17. Januar: Der Senat entlässt Holm auch formell.

18. Januar: Die HU kündigt Holm. (sta)

Hätte Sabine Kunst anders entschieden, wenn Holm gesagt hätte, dass ihm die falschen Kreuze im Fragebogen leidtäten? Die Antwort darauf ist klar: „Ja.“

Immer wieder wird die Uni-Präsidentin von den Studierenden unterbrochen. „Mit dieser Begründung werden Sie nicht durchkommen!“ „Sie haben die Entscheidung nur getroffen, weil Sie in der gleichen Partei sind wie der Regierende Bürgermeister – der SPD!“ Larissa Klinzing, Mitarbeiterin am Institut für Sozialwissenschaften, spricht gegenüber der taz von einer „politischen Entscheidung“ – eine Abwägung sei durchaus möglich gewesen.

Besetzung des Sowi-Instituts

„Holm geht – wir bleiben“, heißt es auch am Nachmittag auf einem Transparent am Institut für Sozialwissenschaften. Präsidentin Kunst hat im Anschluss an die Pressekonferenz hierhin eingeladen, um ihre Entscheidung noch einmal zu erläutern. Mehr als 200 Studierende und Mitarbeiter des Instituts drängen sich in dem Raum.

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Nach etwa einer halben Stunde einer überwiegend sachlichen Diskussion erklären Studierende das Institut für besetzt. Ihre Forderung: eine Revision der Entscheidung oder „die Schaffung einer neuen, unbefristeten Stelle“ für Holm, den „beliebtesten Dozenten des Instituts“, wie Jan Meier von der Fachschaft Sozialwissenschaften sagt. Essen, Getränke und Musik werden gebracht. In den kommenden Tagen sollen von Studenten initiierte Lehrveranstaltungen stattfinden.

Holm selbst kündigt am Mittwoch an, er werde arbeitsrechtlich gegen die Entlassung vorgehen. Weiter wolle er sich zunächst nicht äußern.

Der Stadtsoziologe fällt nicht ins berufliche Nichts: Die Fraktion der Linkspartei, die ihn als Staatssekretär geholt hat, will den ausgewiesenen Fachmann nun als Berater beschäftigen. In welcher Form das stattfinden könnte, sei noch nicht klar, so Fraktionschef Udo Wolf. Holm habe sich erst einmal ein wenig Ruhe zum Nachdenken erbeten.

Tatsächlich ist auch nicht ausgeschlossen, dass Holm irgendwann wieder an der Humboldt-Uni lehrt: Präsidentin Sabine Kunst lobt ihn als Wissenschaftler am Mittwoch ausdrücklich. Sie sagt, eine Wiedereinstellung sei durchaus möglich. Vorausgesetzt, er fülle dann den derzeit immer noch von der Universität verwendeten Fragebogen richtig aus.

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65 Kommentare

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  • Ach du dickes Ei & net was klaaner -'wicht?!

     

    ok - "geläutert oder nicht -

    keiner hilft dir - dieser - jene -

    mora-van-lie-ing & ach watten ei -

    HAUSBESETZERSZENE!!!!" -;)

    kurz - Mannomann - Lot mi an Lann.

     

    Hat ja alles mit Entlassung HU -

    Nix!! - to do! - but - Why not¿-;))

     

    Nu. Dennso. - & mal - Ohne Not - ;))

    Aus de Lamäng! & Nur mal so ~>

    "Zugang zu den Gerichten in Europa"

    (Auch! - Anfüttershow - für die in spe

    Erweiterungsländer Ost-europé!;) ~>

    Vor allem van de Nederlands&Belgé:

    Richter - ex68er & ex-Kraker/anwälte - ;))

    Teils "hochdekoriert" - Ließ ja hoffen - &

    NL - Einweihung - Richter-Schule-Zutphen - ¿

    Gerne. Dabei - & sie wiedergetroffen!;)

    &

    Hafenstraße HH - Lederhose olle - &

    Volle Wolle - ;) - & - Mit Reemtsma -

    Hochgeehrt - Eh' er mich derb - "ala

    Geleckte" - Als Ri. am Hans OLG -;)

    Erschreckte!-;()))

    Normal.

    kurz - Pharisäer aller Provenienzione -

    Mal runter von Kratzer&Balkone!;))

    Danke.

    • @Lowandorder:

      & wo wir grad beie Sanierung sün -

       

      "And at the 8. Day - he build - Harley-Davidson!"

      "Hat er wohl'n schlechten - Tach gehabt - wa!"

      Sind sich Guzz-Fahrer mit Werner Wernersen - Voll einich - nech!

  • 8G
    87233 (Profil gelöscht)

    Gut das er weg ist.

    • @87233 (Profil gelöscht):

      Nö.

  • ok - nomen est omen - hiewieda - ;)

    Den Schuh - zieh ich mir nicht an!

     

    Zu meiner zustimmenden Einschätzung wg Umgang/

    Leben verweis ich auf - gestern 11:08 zu Heikoe Lederer - &

    In einem Rechtsstaat gilt das Prinzip der individuellen Schuld. Punkt.

    Hier ist aber allein die Frage - Ist die Entlassung

    Andrej Holms via HU - rechtmäßig?

    Dazu hat Johannes Eisenberg arbeitsrechtlich -

    Zutreffendes ausgeführt. Dem hab ich aus - abgehangen - "dienstrechtlicher Sicht" - zugestimmt. http://www.taz.de/!5369093/#bb_message_3446396

    & Das hier nochmals - naja vertieft.

    kurz - Das hier - ist nicht Gegenstand eines Tribunals -

    Einer geschichtlichen Aufarbeitung!

     

    ff - klar - alles Müller oder was?

    • @Lowandorder:

      & andere Party !! - " alles Müller oder was"

       

      Klar zu trennen - ein Staatssekretär dieses

      Zuschnitts dürfte ein politischer Beamter sein (?) -

      Von der Demission/Entscheidung - von mal was salopp -

      "Müllers Ausbootungserklärung" - Sorry ich zitier nur! http://www.taz.de/Kommentar-Holm-Wer-hat-ihn-verraten/!5371790/ -

      Solches ist ein normaler Vorgang -

      Wenn das politsche Vertrauen als gestört angesehen wird. Das ja. & Jeder - der so einen Job antritt,weiß das vorher. & zudem -

      Wer mit SPezialDemokraten - noch dazu in Balin -wa!

      (wer da in der SPD - wär in Bayern? na ditte!;)

      Was wiederum dem o.a. Artikel gar nicht in toto - widersprechen soll. Denn spätestens mit "Licht aus Messer raus - Noske wirft mit Handgranaten" &

      "Bitte zurücktreten - Es wird geschossen" (ming Mouder als Fürsorgerin im Roten Wedding!) - & unbedingt!

      "Der Verrat" by Sebastian Haffner - hat der bekannte Spruch Substanz. Das ja - Das ist aber nur die halbe -

      nur ein Teil der Wahrheit. Stichwort -

      23. März 1933 Ermächtigungsgesetz - Hitler/NSDAP -

      ",,In diesen Auseinandersetzungen waren die Sozialdemokraten am besten dran, denn die SPD hatte am 23. März 1933 mit erstaunlichem Mut gegen das Gesetz gestimmt.,.." & dafür bitter bezahlt. &

      Na. Papa Heuß - 1. Präsi. F.D.P. BRD - gell! http://www.zeit.de/1953/12/der-mythos-des-ermaechtigungsgesetzes

      (Wo sehr fein gezeigt wird - Wie willfährig die sog. bürgerlichen Parteien der schon im

      Abwind befindlichen NSDAP, den Nazis/Hitler -

      Weiterhin den Steigbügel hielten. Das Ende bekannt.

      kurz - Sie hätten´s verhindern können! Ja.!)

      • @Lowandorder:

        Da kennt noch einer Sebastian Haffner. Dunnerlittchen :-)

        • @Pink:

          ;) Nu. Haffner - Kennen reicht halt nicht. Newahr.

           

          Wie sich aus dem Nachwort des Neudrucks seines -

          "Verrat" ergibt - Tut sich die SPezialDemokratie -

          Bis heute - weiter schwer damit - Mit Lesen! - etc!

          Ja. Selbst - z.B. - der kluge exKommilitone -

          Zeitlich a weng versetzt -;) - schonn -

          Hans-Jochen Vogel hyperventilierte gesprächsweise -Ziemlich stark!;)(

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Für jemanden der sich grade mal zehn Tage als Politiker verstehen musste ist das natürlich eine brutale Erfahrung. Es war allerdings auch etwas naiv von Holm zu glauben das seine Stasi-Vergangenheit ihm nicht auf den Füsse fallen würde.

     

    Diversen Politikern sind ihre Dissertationen um die Ohren geflogen. Dabei sind Dissertationen oft Arbeiten die im Regelfall vielleicht von 100 Menschen gelesen werden, wenn es hoch kommt. Es ist also klar das Politische Opponenten gezielt nach Angriffspunkten suchen um die Glaubwürdigkeit zu untergraben.

     

    Das Holm hier bewusst gelogen hat zeigt das er sich der Auswirkungen, die seine Stasi Zeit haben kann, bewusst gewesen ist. Er hätte den Job an der Uni wahrscheinlich garnicht erst bekommen, hätte er die Wahrheit gesagt.

     

    Die Präsidentin der Universität hatte keine anderen Möglichkeiten als Holm zu entlassen oder ihren Umgang mit der Stasi-Vergangenheit von Mitarbeitern der Lächerlichkeit preiszugeben. Sie hat sich für ihre eigene Integrität entschieden und das hat Holm den Job gekostet. Eine Ungerechtigkeit kann ich darin nicht sehen.

     

    Die Studenten die nun für Holms Verbleib protestieren tun das weil sie ihn als Referenten und vermutlich auch als Aktivisten schätzen. Das kann ich verstehen aber um seine Arbeit an der Uni geht es hier nicht, es geht um seine Vergangenheit und eine absichtsvolle Täuschung. Das halten viele hier nicht auseinander, weil sie seine Entlassung als eine Art Verschwörung betrachtet.

  • @lowandoerder und dergleichen

     

    Wie sehen Sie denn diejenigen, deren Leben genau durch solche Vergesser zerstört wurde.

    Im Übrigen durften sich damals die "Richtigen" die Berufe im Ö.D. aussuchen und vergessen Sie nicht die Wende-Dr.-Titel der Feiliks-Treuen.

  • Herr Kreibig hat weiter unten einen wichtigen Punkt angesprochen: Was wäre denn, wenn Holm in dem Fragebogen die Wahrheit gesagt hätte? Gibt es dann echte Einzelfallprüfungen, oder wäre er dann nie eingestellt worden? (Und an welchem Punkt der Bewerbungen wird das abgefragt: Erst am Ende, nachdem man sich einen neutraleren Eindruck von der Qualifikation verschafft hat? Oder ganz am Anfang?)

     

    FALLS es faire Einzelfallprüfungen gibt, hätte sich Holm in der Tat erklären müssen und seine Lüge ist inakzeptabel.

    FALLS ein Ja-Kreuzchen bei der Stasifrage aber automatisch eine Nichtanstellung bedeutet - ganz egal, ob jemand MfS-Karrierist war oder ein paar Monate als Teenager dabei und mittlerweile längst geläutert - dann kann man ihm die Lüge m.E. nicht so einfach vorwerfen, zu der man ihn quasi selbst gezwungen hat.

    Zumindest ethisch sehe ich das so - kiene Ahnung, was Juristen dazu sagen.

     

    Wurde das in irgend einem taz-Artikel oder sonstwo mal erklärt? Dann wäre ich für einen Tip zw. Link dankbar, denn ich habe bisher nur Artikel gesehen, wo sich alle in alle Richtungen aufregen ohne die nötige Backgroundinfo dazu.

    • @kami:

      Telepolis z. B.

    • @kami:

      "längst geläutert"? Er hat lange danach noch an linksradikalen Aktionen teilgenommen.

      • @Aaron Kunz:

        Kann mich Hannibal Corpse nur anschließen. Wohnungsbesetzungen sind für Sie also nicht nur "linksradikal" sondern auch noch gleichzusetzen mit der Stasi? Das ist hochgradig lächerlich... zeigt aber recht eindrucksvoll, welch Geistes Kind einige der Personen sind, die auf Holm eindreschen. Bitte justieren Sie doch mal Ihren moralischen Kompass und konsultieren Sie ein paar Geschichtsbücher, bevor Sie hier weitere Meinungen absondern.

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @Aaron Kunz:

        "linksradikal" - was soll das denn heißen im Zusammenhang mit der Stasi?

        Punks und Hausbesetzer - also so genannte "Linksradikale" - wurden von der Stasi ausspioniert, katalogisiert und bei jeder Gelegenheit schikaniert, verprügelt oder in den Knast gesteckt.

        Wenn Holm an "linksradikalen" Aktionen teilgenommen hat, dann weist das m.E. eher auf eine kritische Distanz zum autoritären Überwachungsstaat hin.

         

        Ich finde die Frage sehr wichtig, was die Folge gewesen wäre, wenn er die Wahrheit gesagt hätte.

        • @85198 (Profil gelöscht):

          Ehemalige Stasis und "Linksradikale", Hausbesetzer scheinen heute nicht so weit auseinander zu stehen, denn beide formieren in Berlin einen wichtigen Teil der Parteimitglieder der Linken.

        • @85198 (Profil gelöscht):

          Ach wer bei der Stasi mitmachte war ja eigentlich ein Stasi-Kritiker.

          Jetzt hab ich verstanden - danke.

           

          Dann war die SA wahrscheinlich ein pazifistischer Verein und Akif Pirinçci - ist ja Türke - ist auch kein Rassist.

  • Grüße an die Protestierenden und Besetzer_innen.

    Jetzt kann Andrej Holm keinen von beiden Berufen mehr ausüben und wird zum Arbeitsamt geschickt?

     

    Ich finde diese Vorgehensweise brutal und das kann nicht der Weg einer Auseinandersetzung mit der Stasi sein.

     

    Übrigens wurde 2011 in Ägypten die Stasi gestürmt.

    Heute möchte die Bundesregierung mit der neuen Militärdiktatur und dem dortigen Polizeistaat Abkommen schließen.

     

    Alles bekannt. Es geht nur ums Geld und nicht um eine ernst gemeinte Korrektur.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Land of plenty:

      "Jetzt kann Andrej Holm keinen von beiden Berufen mehr ausüben und wird zum Arbeitsamt geschickt?"

       

      Lesen Sie eigentlich die Artikel, unter die Sie posten?

  • Es macht traurig.

    Wie alt war Holm, als er bei der unseligen Stasi unterschrieb ?

    DAS ist die Frage. Möchte jetzt gar nicht darauf eingehen, dass die Bundeskanzlerin an der Lomonossow in Moskau studierte. Um dort einen Studienplatz zu bekommen, bedurfte es einiger Vorbedingungen.

    Holm hätte Gutes tun können im Bereich des Wohnungsbaues und im Bereich der Wohnraumbeschaffung für Menschen, die nicht viel Geld haben. Schade !

    • @Pink:

      Wie alt war Holm als er seine eigene Vita "nicht kannte"?

      • @Rudolf Fissner:

        Er war über 18 Jahre alt.

        Seinen Fehler sah er ein.

        Seine Ideen gehen jetzt verloren.

        Ich bedaure dies zutiefst.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @Pink:

          "Seine Ideen gehen jetzt verloren."

           

          Der Mann ist nicht mehr in der Regierung, aber doch nicht tot!

          • @74450 (Profil gelöscht):

            Ja !! Positiv denken !

          • @74450 (Profil gelöscht):

            na ja, als "Stadtsoziologe" ist er beruflich schon irgendwie tot. Dass er jetzt die Linke berät, ist ja mehr ein Goodwill der Linken als berufliche Verwirklichung.

             

            Die Entlassung bedeutet ein faktisches Berufsverbot. Man kann es ja für berechtigt halten, man sollte aber schon dazu stehen.

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @A. Müllermilch:

              "Die Entlassung bedeutet ein faktisches Berufsverbot."

               

              Warum? Es gibt nicht nur ein wissenschftliches Institut in Deutschland. Auch andere Politiker konnten nach ihren Rücktritten weiter arbeiten und ihre Ideen in die Debatte einbringen. Wir sollten jetzt nicht übertreiben mit dem Katzenjammer.

  • Wer schützt die Gesellschaft eigentlich vor diesen widerlichen Moralisten, die zwei läppische Verfehlungen - Stasiverpglichtung für fünf Monate + falsche Angaben im Fragebogen - nicht verzeihen können?

     

    Man darf in Personalfragebögen auf bestimmte Fragen ohne Folgen lügen. Die Frage auf Stasitätigkeit als Frage nach einer lange zurückliegenden Gesinnung sollte auch dazugehören.

    • @A. Müllermilch:

      Ich frage mich gerade, ob Ihr Beitrag den gleichen Inhalt hätte, wenn die Geschichte vor 60 Jahren gespielt hätte und es um die Mitgliedschaft (und das Verschweigen darüber) bei der Gestapo gegangen wäre.

      • @Sophokles:

        Fall Günther Grass? Sehe ich eigentlich ähnlich wie bei Holm. Ich postuliere mal das Recht auf Irrtum und auf Persönlichkeitsentwicklung. Nicht jeder hat die Gnade der Geburt in einer Pastorenfamilie.

         

        Beim Zugang zum öD geht es um den Gleichheitsgrundsatz - jeder nach seinen Fähigkeiten. Eine DDR-Vita/ III.-Reich-Vita ohne gößere nachgewiesene konkrete Verfehlungen kann hier kein dauerhafter Ausschließungsgrund sein.

  • Ich bin gleicher Jahrgang wie Holm - im Sommer 1989 die EOS beendet, ab 1. September Studium. All das geschah nicht in Berlin sondern in einer Kleinstadt südlich.

    Es ist richtig, dass Holm gehen muss. Wer am 1.9.1989 beim MFS anfing, der wusste, was er tat. Wir alle hatten einen bewegenden Sommer hinter uns. Prager Botschaft, Dresden Hauptbahnhof, Freunde waren weg. Wir waren politisiert wie selten - wir waren 18! und wir hatten einen Kopf zum Denken. Wir spürten doch, was um uns herum geschah. In Berlin muss das noch viel deutlicher gewesen sein an - denke ich mal.

    Wie Andrej Holm nun zu sagen: man hätte nicht gewusst, was man tut, das ist leider eine Lüge. Erinnerungslücken bei diesem Sommer 89? Sehr schwer vorstellbar.

    Holm wie wir, die wir Lehrer, Ärzte oderoder werden wolltem - wir haben eine Entscheidung getroffen und uns zum Land und zur Idee bekannt.

    Eine Entscheidung, die man getroffen hat im Leben. Die muss einen nicht das ganze Leben lang verfolgen. Man kann und man darf sich irren. Aber man muss sich zu seinen Entscheidungen bekennen - gerade dann, wenn man in ein öffentliches Amt gehen will. Das ist ne Frage der Ehrlichkeit, des Stils. Holm hätte Menschen, eine Behörde, leiten sollen.

    Andrej Holm ist nicht an Herrn Müller oder der HU gescheitert - Holm ist an sich selbst gescheitert. Er hat gelogen. Dass ist schade, weil die Stadt neue Ideen braucht für Mieten und für Wohnraum.

    Aber es bleibt halt dabei: ich erwarte Aufrichtigkeit von einem, der in die Politik geht. Und die hat Holm leider nicht gehabt. Heiko Lederer

    • @Heikoe Lederer:

      Richtig! 1989 gingen nur noch sehr dumme oder sehr fanatische Menschen zum MfS. Beides wäre für ein aktuelles politsches Amt nicht zuträglich.

       

      Hat er eigentlich gegenüber der Stasi bei seiner damaligen Verpflichtung auch seine Westverwandtschaft und andere Hinderungsgründe "vergessen" anzugeben? ...

    • @Heikoe Lederer:

      So ist es.

       

      Wenn einer angibt Jusa studiert zu haben und hat es nicht, dann musste die Person auch gehen.

       

      Wenn einer plagitarisiert hat, musste die Person auch gehen.

       

      Unabhängig davon ob die Personen in anderen Funktionen gute Arbeit leisten.

      • @fly:

        Jura issen feines Stichwort -

        Auch wenn's bei KTG keine Wirkung gezeitigt hat - Nu. - derer v&zu hattens - durchweg -

        Mit dem Recht bekanntlich - ja selten.

        (ok Dotoressa SchavanaMazepana - vom Heiligen Stuhl Auch nicht soo vuul!)

        Aber ansonsten befähigt es durchaus - doch doch -

        Flying shit jeunés - im Gegensatz zu -

        Elefantösen Haufen zu unterscheiden - &

        Die Grundzüge eines Rechtstaates - langsam -

        Auf den Schirm zu kriegen.

        So weit mal.

        • @Lowandorder:

          Ja ja ja !

          Danke für Ihren Beitrag.

          Schließe mich gern an, wenn ich darf.

          • @Pink:

            Klar doch - Schön wenn einer

            Mal der Meinung meiner -

            Hat Wolfgang Neuss schon feststellt

            "Hab - Partisanen im Gebälk" -

            Und meistens - I do'nt wonder -;)

            "Kämpfen gerne gegen 'ander!"

    • @Heikoe Lederer:

      Mehr gibt´s dazu nicht zu sagen.

      Die Stasi-Tätigkeit?...Ach, die fehlende Aufrichtigkeit war´s.

    • @Heikoe Lederer:

      Danke. Was diese Seite angeht - stimme ich zu.

       

      Raus - DDR erst 1951 wg Familienzusammenführung -

      Hatte ich später immer nen interessierten Blick - &

      Über fast 40 Jahre einen Weggefährten -

      Der bis zur Wende familiär bedingt häufig dort &

      Anschließend querbeet Ostlandreiter war. & - Selbst -

      Vor der Wende DDR-Justiz "in Augenhöhe" -

      A persona & einschl. dreier Stasi-gefakter "GerichtsVerhandlungen" in - heute LG-Berlin-Mitte.

      ("Wir lieben unseren Staat" - ein Oberrichter

      Auf die Frage - Wie er denn entscheiden würde -

      Wenn sich einer seiner Kollegen

      Vor ein AKW setzen würde? & - auch klar -

      Bierchen in - "Zur letzten Instanz"!;)(

      kurz - Ihre Einschätzung via Leben teile ich.

      Rechtlich aber - gerade was die HU angeht -

      Sehe ich das ( s.u.) als "alter Dienstrechtler" anders.

      Schaun mer mal.

  • Sabine Kunst - ist keine Juristin. Das ehrt sie.

    Wir können ja auch nicht alle Karl-Heinz heißen.

    Erstes hätte aber nützen können.

     

    Jau. Mit der berühmten Formel -

    "Mein Anwalt hätte zu diesem Schritt nicht geraten!"

    (H.R. & J.E.) - Andrej Holm durfte lügen! & nochens -

    Was soll bitte?! "Anders entschieden - wenn er sich entschuldigt hätte? - Ja." - Wat issen nu ditte?!

    Friesische Gutsdam/herrenart - oder was soll das sagen?

    Als Anwalt sähe ich diesem Prozeß mit Zuversicht entgegen. Zumal die Dame Andrej Holm -

    Ja. ja - wg Quali - Gern wieder an Bord begrüßen würde!

    kurz - Nich to glöben! Liggers - mol afftöben!;)

     

    (Erfreuliches aber doch zum Schluß:

    "Ein Uhrmacher aus Wesselburen

    Verkaufte en gro seine Uhren -

    Jetzt lebt er von Reparaturen!"

    Na bitte - So geht´s doch auch!;)

    (gern genommen von Schobert&Black)

    Ja so sün se achtern Diek - mit Ebbe&Tide!

    https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=4&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwiRqqaXpszRAhUsAsAKHQMyAJkQFggqMAM&url=http%3A%2F%2Fhttp://www.starofservice.de%2Fliste%2Fschleswig-holstein%2Fdithmarschen%2Fwesselburenerkoog%2Fuhrenreparatur&usg=AFQjCNHozdxv9W0bQgUcEyXyuWQ9JH-DKg

    • @Lowandorder:

      Eine Einigung auf Vergleich ist wohl am ehesten zu erwarten, wenn Holm klagt. So bescheuert ist Frau Kunst denke ich nicht und eine Abfindung ist durchaus schon einkalkuliert.

      • @lions:

        ;)) - Sie kennen sich in arbeitsrechtlichen Prozessen scheint´s gut aus.-;)

        Really really - that´s the Job.

        • @Lowandorder:

          6 Jahre im Personalausschuss Betriebsrat lassen ernüchtern.

          • @lions:

            Für solche Dreibastigkeiten -

            Hatte ich Sie schon immer im Verdacht.;)

             

            ps Mir reichte 1/2 Tag Hospitieren bei einer klugen -

            Versierten-engagierten Kollegin.

            Dennoch - Nej tack. - (Vors.Einig.St. - das ja.)

    • @Lowandorder:

      Sorry - Loch im Schädel - Limerick - kerr?!

       

      "Ein Uhrmacher aus Wesselburen

      Verkaufte en gros seine Uhren -

      Er erntet den Lohn der Investition -

      Und lebt jetzt von Reparaturen!"

       

      So jet halt.

      • @Lowandorder:

        So geht´s richtig und viel hinterfotziger:

         

        Ein Uhrmacher aus Wesselburen

        Verschenkte en gros seine Uhren

        Er erntet den Lohn

        Seiner Investition

        Und lebt jetzt von Reparaturen

        • @lions:

          Jau - Danke.;)) & nochens -

           

          Dachte - upps - beim Nachlesen -

          Achdumeinescheiße! - &

          "Seine Kinder sagten -

          Vadder du warst old!"

          (Selbstzitat unseres Ol´;)

           

          (ps - wäre ja auch sonst kein Limerick!;)

          In echt nicht.

  • Ich finde es nicht gut, dass jetzt mehr oder weniger sein Leben zerstört wird. Ihn wegen der Sache aus seinem polit. Amt zu entlassen, da kann man darüber streiten. Nun, wir leben in einem Land wo eine "Lichtgestalt", Bilds ehem. Liebling als Verteidigungsminister entlassen wurde, da er abschrieb, anstatt eine ordentliche Doktorarbeit zu schreiben. Also kann gesagt werden, das gehöre sich so. Dennoch, er war kein Mfs-Funktionär, sondern, er wollte einer werden... in jungen Jahren, geprägt von der Gesellschaft (DDR) die ihn sozialisierte. Bei Frau Kahane finde ich das viel gravierender, denn sie spitzelte über 10 Jahre Mitmenschen aus. Wie auch immer, mag sein, dass das rechtlich in Ordnung geht, falsche Angaben. Ich finde es nicht richtig. Sonst sind wir eine Gesellschaft, die Menschen nicht einräumt, dass sie sich ändern können...

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Jens Egle:

      "Der Stadtsoziologe fällt nicht ins berufliche Nichts: Die Fraktion der Linkspartei, die ihn als Staatssekretär geholt hat, will den ausgewiesenen Fachmann nun als Berater beschäftigen."

    • @Jens Egle:

      Vielleicht richtet ja jemand für den armen sichselbstzerstörenden Herrn Holm ein Spendenkonto ein. Für diejenigen, denen die Stasi das Leben aber so richtig zerstört hat, hat es die PDS/Linke leider nie ernsthaft gefordert.

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Hätte er wahrheitsgemäße Angaben gemacht, wäre er nie eingestellt worden und hätte somit auch nie entlassen werden können.

    Eine echte lose-lose-Situation.

    Und dann verweigerte Holm auch noch den öffentlichen Kotau, so geht das aber nicht bei sturen Bürokratens, die offenbar auch 26 Jahre nach der Wiedervereinigung außer Stande sind eine sachgerechte Einzelfallabwägung zu treffen. Und darum prägen vier, fünf Monate im Leben eines 18 diesen für immer.

    Da machste nix.

    Warum eigentlich, mag man die Präsidentin fragen, wurde Holm nicht fristlos gekündigt und wieso wird keine Strafanzeige gegen ihn erstattet, wegen Eingehungsbetruges ? Und warum werden die gezahlten Bezüge nicht zurückgefordert, als "Schaden" ?

    Nur so ist sichergestellt, dass der böse Sünder sich nie mehr von seiner `arglistigen Täuschung´ erholt.

    Man kann Holm nur wünschen sich gegen dieses Unrecht zur Wehr zu setzen und nach alldem, was man hört, stehen die Chancen sehr gut.

    • @60440 (Profil gelöscht):

      "lose-lose-Sitaution" hatten vor allem die Leute, die er bekämpfen wollte.

    • 2G
      2730 (Profil gelöscht)
      @60440 (Profil gelöscht):

      Erstens. Ein 18-jähriger ist volljährig. Seine beruflichen und geschäftlichen Entscheidungen, seine Verträge sind bindend. Herr H. hätte auch damals schon Soziologie statt Stasi studieren können.

      Zweitens. Dass es nur "vier, fünf Monate" waren, war nicht seiner Erkenntnis, sondern schlicht dem Untergang der DDR geschuldet.

      Drittens. Ich kenne Herrn H. nicht, aber: In der DDR sucht er sich einen Job mit dem Vierfachen des monatlichen Durchschnittgehaltes eines einfachen Soldaten (http://taz.de/Universitaet-entlaesst-Andrej-Holm/!5372820/). In der BRD log er, um einen gut bezahlten Job an der Uni zu bekommen.

      Solch ein Verhalten vermittelt - vorsichtig ausgedrückt - den Eindruck eines Karrieristen.

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @2730 (Profil gelöscht):

        1. Ein 18jähriger ist vor allem eins: 18.

        2. So bindend waren die Verträge nicht, siehe Untergang der DDR. Und binden sie die Humbold-Uni ?

        3. Glück gehabt, dass nicht mehr als Holm wurde, weil die DDR unterging. Er hat nachweisliuch keinem geschadet. Vielleicht wäre er bei Bestehen der DDR auch ausgestiegen oder Widerständler, wer weiss ?

        4. Sozioloigie hätte Holm in der DDR mangels Zeitablauf nicht studieren können, da war der Wehrdienst vor.

        5.Vierfacher Lohn bei 675 Mark der DDR? Lachhaft, falsch.

        6. Summa summarum: Selbstgerechten Mist, den Sie hier absondern. Und Unkenntnis gegenüber den Verhältnissen in der DDR.

      • @2730 (Profil gelöscht):

        Vollste Zustimmung an UN2WEI

    • @60440 (Profil gelöscht):

      Zustimmung!

  • "In dieser Zeit verdiente er 675 DDR-Mark, das Vierfache dessen, was ein normaler Soldat erhielt."

     

    Jetzt wird's albern. Aber komplett. Ist das jetzt der letzte Vorwand, um einen Mann sein Leben lang zu drangsalieren, der nachweislich Niemanden etwas getan hat?

     

    Wenn man bedenkt, dass nicht ein wirklicher Stasiverbrecher für seine Taten verurteilt wurde, so ist wirklich kein Maß mehr zu erkennen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Das Problem ist nicht, was er früher nicht tat, sondern was er heute tut. Und das ist Lügen. Macht ihn als Staatssekretär nicht glaubwürdiger...

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @rero:

        "Jede Regierung lügt." I.F.Stone

        Das gilt für das Amtsgeschäft wie für's Privatleben.

         

        Wer hat als Politiker/-In nicht irgendwas zu verbergen angesichts einer Medienlandschaft, die jede Abweichung von der Norm skandalisiert?

        "Ich habe aber nicht inhaliert." - dann kommt vielleicht noch ein "Es tut mir leid." dazu. Da ist mir Holm, der wenigstens den Arsch in der Hose hat, sich nicht dafür zu entschuldigen, noch sympatischer als unsere medial auf Stromlinie gebürstete politische Führungsriege.

         

        Die Hälfte der Bevölkerung hat schon mindestens einen Seitensprung gemacht, eine Google-Suche nach "Seitensprung diskret" ergibt 364.000 Ergebnisse. Ungefähr 5% der Bevölkerung kiffen mehr oder weniger regelmäßig und der Anteil der Schwarzarbeit am BIP lag 2016 bei fast 11 Prozent.

        Warum sollte man annehmen, dass Politiker da irgendeine Ausnahme machen würden? Wenn jede "Verfehlung" (also was von wem auch immer als solche betrachtet wird) solange durch sämtliche Formate gezerrt wird, wie sich daraus noch irgendein Profit schlagen lässt?

         

        Findet man ein Tütchen mit weißem Pulver oder braunem Harz, dann ist die Politikerkarriere vorbei. Beim WInzerfest oder dem Anstich auf dem Oktoberfest darf dagegen kein Politiker fehlen, der im bürgerlichen Lager nach Stimmen fischt.

        Auf die Frage "Haben sie eine Geliebten, Frau Senatorin?" oder "Waren sie schon im Puff dieses Jahr, Herr Minister?" wird man definitiv kein "Ja" als Antwort hören.

         

        Holms Politikerkollegen werfen ihm zwar vor, gelogen zu haben, aber bestraft wird er, weil er so dumm war, sich dabei erwischen zu lassen und das wissen sie sicherlich auch genau.

        Die Einschätzung, Holms Lüge könne unbemerkt bleiben, war nicht richtig. Peinlich ist es für die Linkspartei, dass anscheinend Holms Vergangenheit intern nicht problematisiert wurde. Schon vor der Berufung zum Staatssekretär hätte man damit offensiv umgehen müssen, um das vorherzusehende mediale Feuerwerk kontrolliert abzubrennen.

    • 3G
      30014 (Profil gelöscht)
      @warum_denkt_keiner_nach?:

      >> "der nachweislich Niemanden etwas getan hat?"

       

      Wow! Starker Relativsatz. Den muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

       

      Mich würde mal interessieren, wie man -vor allem auch juristisch- den Nachweis führt, niemandem etwas getan zu haben.

       

      Das müsste ja dann praktisch zu einem Freispruch nullter Klasse führen. In allen tatsächlichen und überhaupt irgendwie erdenklichen Anklagepunkten.

       

      Vielleicht kann der "alte Dienstrechtler" helfen.

       

      (Das interessiert mich jetzt echt mal, und daher wäre ich sehr dankbar, wenn die Moderation das ausnahmsweise mal durchlässt! Herzlichen Dank!)

      • @30014 (Profil gelöscht):

        Das ist kein starker Relativsatz. Aus den Akten geht eindeutig hervor, dass er niemanden einen Schaden zugefügt hat. Schon weil er nie in der entsprechenden Stellung war.

         

        Ansonsten würde mich mal interessieren, welches Haar Sie gerade spalten wollen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Genau so sehe ich das auch!

  • Der Mann hat 675 Mark verdient ?! Bei dem Gehalt wusste er genau, dass er nicht einfach seinen Wehrdienst ableistet. Und er wird es auch nicht vergessen haben. Ich fand es schon nicht glaubhaft, dass er sich angeblich so schlecht an seine Jugend erinnern konnte. Jemand mit seiner Biografie sieht sich seine Stasi-Akte an. Bei dem tollen Gehalt, das zu Ostzeiten nicht Leute mit einer Berufsausbildung verdient haben, kann er sich ganz genau erinnern. Der Mann lügt wie gedruckt. Dank an Frau Lang-Lendorff für die sachliche Darstellung.

     

    Aber so ist wenigstens auch klar, warum Herr Müller um seine Entlassung gebeten hat. Er war vorab von der Uni-Präsidentin informiert worden, wie die Entscheidung der HU ausfallen wird. So konnte ihm wenigstens keiner nachsagen, die HU habe über die Entlassung eines Staatssekretärs entschieden.

    • @rero:

      »Der Mann hat 675 Mark verdient (…) bei dem tollen Gehalt, das zu Ostzeiten nicht Leute mit einer Berufsausbildung verdient haben (…)«

      Im Ernst jetzt? 1989 lag das Durchschnittseinkommen in der DDR bei 1300 Mark. Da haben "Oppositionelle" wie Gauck vermutlich mehr verdient.

      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/249254/umfrage/durchschnittseinkommen-in-der-ddr/

      • @Sandor Krasna:

        Im Ernst, denn in der Statistik sagt das arithmetische Mittel nichts über die Streuung. Und die war in der DDR auch nicht so klein. Ein Beispiel aus dem Familienkreis: eine technische Zeichnerin verdiente 450 Mark. Und Herr Holm war in der Ausbildung! Da war das Gehalt in der Tat fürstlich.

         

        Und sich jetzt hinzustellen und zu behaupten, man mache alles öffentlich, könne sich aber leider schlecht erinnern, wie Herr Holm es macht, ist einfach krass.

      • @Sandor Krasna:

        In der BRD-Armee war es damals ähnlich: Geringer Sold für Normal-Wehrpflichtige; wer sich freiwillig verpflichtete bekam erheblich höheren Sold und konnte eine Berufsausbildung absolvieren, den Führerschein machen etc.. Für alle in unserem Bekannten- und Freundeskreis, die sich freiwillig verpflichteten, war dies der ausschließliche und einzige Grund. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies im Osten nicht viel anders war, auch wenn es bei Holm gerade mal für ihn relativ unbedeutende fünf Monate waren, die ihm heute als Zentnerlast mit erschreckender Wucht auf die Füße fallen.

         

        Mich würde interessieren, wie vielen - auch aus dem Westen - sein Beispiel als Abschreckung dient und sie von solchem jugendlichen Leichtsinn bzw. späterem Verschweigen wegen Beschämung abhält.

        • @noevil:

          Das Wachregiment war nicht "Armee". Da ist niemand zufällig gelandet. Andererseits ist auch niemand dazu gezwungen oder quasi gezwungen worden.

           

          ... und 675 Mark waren eine Menge Gehalt in der DDR. Die Mindestrente lag bei 275 Mark.