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Über Rassismus redenGood Hair, Bad Hair

Sie fassen einem ungefragt in die Haare, sie fragen, ob die echt sind und ob man sie auch wäscht. Die Botschaft ist klar: Du gehörst nicht hierher.

„Sooo weich!“ – „Ich muss sie anfassen!“ – „Oh mein Gott! So exotisch!“ Foto: http://xuehka.blogspot.de/

Berlin taz | Mit etwa zehn Jahren stand ich vor einem Regal im Drogeriemarkt und hatte einen Aha-Moment. Da gab es Shampoo für feines, coloriertes oder „normales“ Haar. Dass ich und mein Haar nicht „normal“ waren, wusste ich da schon, das hatte man mir bereits zur Genüge erklärt.

In der Schule nannten sie mich „Klobesen“, fragten, ob ich in die Steckdose gegriffen hätte, ein paar schimpften mich das N-Wort, sagten, ich würde mich nicht kämmen und stinken. Außerdem griffen mir ständig Fremde ins Haar, als wären sie im Streichelzoo. Wieder andere wollten mich vermeintlich trösten und sagten, als würden sie mir ein Geheimnis anvertrauen, dass ich ja „gar nicht so richtig schwarz“ sei, und die Locken seien ja auch „nicht so kraus“, so, als hätte ich Glück gehabt.

Mit zwölf Jahren wollte ich deshalb Haare haben wie die Frauen in den Magazinen. Ich bürstete sie oft stundenlang in der Hoffnung, dass sie irgendwann glatt bleiben würden. Dann ging ich mit steifem Hals ganz langsam durch die Wohnung. Eines Tages bettelte ich meine Stiefmutter an, mir einen Pony zu schneiden, weil alle Mädchen in meiner Klasse einen hatten. Sie versuchte mir behutsam zu erklären, dass das nicht funktionieren würde. Doch ich bestand darauf, und sie gab nach. Ich sah natürlich aus wie ein Idiot mit dem gekräuselten Vordach auf der Stirn.

Inzwischen lasse ich mein Haar seit vielen Jahren sein, wie es ist, anderen Menschen fällt das aber aus unerfindlichen Gründen ziemlich schwer. Vor ein paar Wochen guckt mich mal wieder eine Verkäuferin mit großen Augen an, diesmal auf einem Weihnachtsmarkt in Berlin. „Sind die Haare echt?“, fragte sie. „Die wachsen so aus meinem Kopf“, sage ich. „Ist ja toll“, sagt sie. Zu den großen Augen kommt ein breites Grinsen mit vielen Zähnen.

Mit einem Kamm

Ich überlege kurz, sie zu fragen, ob ihre Brüste echt sind, lasse es aber und verlasse den Stand zügig, denn meist folgen weitere mäßig kluge Fragen wie: „Wäschst du die auch?“ – Ja, was denn sonst. Oder: „Darf ich die mal anfassen?“ – Nein, auf keinen Fall. „Und wie kämmst du die?“– Mit einem Kamm.

Natürlich meinen es fast immer alle gut. Aber diese Scheinentschuldigung wäscht sich mit den Jahren aus, und als erwachsene Frau im Jahr 2017 nehme ich es mir heraus, selbst zu bestimmen, ab wann ich etwas als übergriffig, indiskret oder als blöde Frage empfinde, und bringe das auch zum Ausdruck – wenn ich das denn möchte.

Haar-Glossar

Chemie: Es ist üblich, Afrohaar chemisch zu glätten, was Haar und Kopfhaut strapaziert

Cornrows: am Kopf geflochtene Zöpfe

Cultural Appropriation: wenn traditionelle Kleidung oder Frisuren eine (unterdrückten) Gruppe von Menschen nur dann nicht als primitiv angesehen werden, wenn sie von Weißen getragen werden

Der Afro: ist eine Frisur; Angela Davis, Aktivistin und Black- Panther-Mitglied, trug einen Afro in den 1960ern, und viele Stars machten es nach

Dreadlocks: Das Haar wird zu dünnen, manchmal auch dickeren Zöpfen gezwirbelt

Good Hair: glattes, europäisches Haar

„Nappy“: alter Ausdruck für Natural Hair, heute ein Schimpfwort. Sklaven war es verboten, Haarpflege zu betreiben, deshalb bedeutet es schmutzig und ungepflegt

Natural Hair: natürliches Haar

Rastazöpfe: geflochtene Zöpfe, oft mit Kunst- oder Echthaar verlängert

Weave: Das eigene Haar wird am Kopf anliegend geflochten, es werden Kunst- oder Echthaarteile angenäht, bis eine Frisur entsteht

Es gibt Situationen, in denen ich diese Fragen stumpf beantworte, weil mir etwa jemand nahesteht oder um des Friedens willen, damit ich keine Diskussion beginnen muss, die darin endet, dass mir andere erklären, ab wann ich mich gefälligst geschmeichelt zu fühlen habe.

Das Problem mit dieser Neugier ist, dass sie Andersartigkeit impliziert. Sie unterstellt, man sei fremd, man müsse sich also erklären. Den „richtig Einheimischen“ Rechenschaft über seine Herkunft ablegen und den Kopf als Testobjekt hinhalten. Diese Neugier ist besonders unangenehm in nicht privaten Situationen, in denen man die Leute nicht offen fragen kann, ob sie einen Knall haben, ohne sofort die Stimmung zu trüben – in einer Bar, in der U-Bahn, bei der Arbeit, auf einer Party. Wenn Leute statt Smalltalk – wie geht’s dir, was machst du beruflich, kennst du den Gastgeber – auf einen zukommen und sagen: „Wo kommst du her?“ und „Krasse Haare, darf ich die mal anfassen?“

Es fehlt eine Form von Respekt

Hier fehlt eine Hürde, eine Form von Respekt, die sonst verhindern würde, dass voreilig nach so persönlichen Dingen wie der Familie oder dem Haupthaar gefragt wird, eine Hürde, die man sonst Höflichkeit oder Anstand nennt – oder eben Political Correctness. Eine Hürde, die einen etwa auch daran hindert, die Arbeitskollegin mit der enorm langen Nase, auf ihre enorm lange Nase anzusprechen. Oder alle Deutschen, die man kennenlernt, als Erstes zu fragen, ob sie Nazis in der Familie haben.

Eine Frau namens Chastity Jones hat vor einiger Zeit im US-Staat Alabama eine Firma verklagt, die ihr zuvor einen Job angeboten hatte, ihr aber verbieten wollte, Dreadlocks zu tragen. Ihre Frisur verstoße gegen die Unternehmenskultur, weil sie „dazu tendiere, unordentlich auszusehen“. Als sie sich weigerte, ihre Frisur zu ändern, wurde das Angebot zurückgezogen. Das Gericht gab im September 2016 schließlich dem Arbeitgeber recht mit der Begründung, eine rassistische Diskriminierung müsse auf Merkmalen basieren, die man nicht verändern könne.

Ein Urteil, das einen ratlos zurücklässt, denn was soll diese Frau tun? Jones trägt eine Frisur, die ihrem Haartyp entspricht. Sie kann also nur tun, was viele andere schwarze Frauen genau deshalb auch tun: ihre Haare verstecken unter Perücken, Weaves, Echthaar aus Indien. Das ist in westlichen Ländern häufig nötig, um als schwarze Frau einen Job zu bekommen.

Über Rassismus reden

Die Debatte: Die Linke debattiert darüber, wie sich eine inklusive und gleichberechtigte Gesellschaft erreichen lässt. Es herrscht dabei große Uneinigkeit über die Strategien antirassistischer Arbeit. Wer hat welche Deutungshoheit, wer hat wie viel Macht? Und wer ist bereitzu teilen?

Die Reihe: In einer wöchentlichen Reihe beleuchtet die taz die Aspekte der Debatte. Alle Beiträge unter www.taz.de/ueberrassismusreden

Diese Art von Anpassung an ein weißes Schönheitsideal ist heute so normal, dass es Frauen gibt, die noch nie ihr natürliches Haar gesehen haben, weil ihnen von klein an Chemie auf den Kopf gepappt wurde. Mädchen werden dazu erzogen, dass nur Weißsein schön ist – von Eltern, von Männern, von der Gesellschaft und natürlich von der Kosmetikindustrie, die mit Glättungsmitteln und Hautaufhellern jährlich Umsätze im zweistelligen Milliardenbereich macht.

„Rezivilisier dich!“

Die von außen diktierte Unzulänglichkeit des schwarzen Körpers betrifft nicht nur Frauen, auch Männer werden gerne dazu angehalten, sich an ein weißes Ideal anzupassen. Gleichzeitig wird medial ein Stereotyp des schwarzen Mannes geformt, das kriminell, frauenfeindlich und ungebildet ist. Man sieht ihn meist als Verbrecher, Flüchtling, Sportler oder Rapper – kaum als Vater, Angestellten, Professor.

Das rassistische Bild vom dummen Wilden wird so stetig und subtil, manchmal aber auch ganz offen erzeugt, wie etwa in einer US-Werbekampagne von Nivea vor einigen Jahren, die viel Kritik nach sich zog: Man sah da einen glattrasierten schwarzen Mann, der in seiner Hand einen Kopf mit Afrohaar und Bart hält. Er holt gerade dazu aus, den Kopf wie ein Diskuswerfer wegzuwerfen. Daneben steht: „Rezivilisier dich!“

Im Kontext des Kolonialismus und Sklavenhandels stand Afrohaar für Unvollkommenheit, für Primitivität, für Unterlegenheit. Zuschreibungen, die taten, was sie sollten: das Selbstwertgefühl nachhaltig schädigen, um Menschen zu unterdrücken. Afrohaar wird bis heute als wild und ungebändigt angesehen, ist bis heute Zeichen der Unterdrückung und des Widerstands (siehe Afro) – wie etwa in Pretoria, Südafrika, wo Schülerinnen im September dazu angehalten wurden, ihr „Afrohaar zu bändigen“, weil das nicht „ordentlich“ sei. Die Schülerinnen protestierten und stellten die durchaus berechtigte Frage: „Wenn wir schon in Afrika nicht schwarz sein dürfen, wo denn sonst?“

In den vergangenen Jahren bildete sich in den USA und in Europa eine Natural-Hair-Bewegung, die Frauen ermutigen soll, ihre Haare natürlich zu tragen und die Schönheit des Schwarzseins wiederzufinden. Ein Thema, das heute auch in der Popkultur behandelt wird, wenn etwa Beyoncé über „Becky with the Good Hair“ singt oder sich ihre Schwester Solange mit ihrem Album „A Seat At The Table“ mit der strukturellen Unterdrückung von Schwarzen befasst.

Das Recht auf schwarze Kultur

Und weil zu Beyoncé oft der Einspruch kommt, wer sich die Haare blondiert oder glättet, habe kein Recht, sich für schwarze Kultur einzusetzen: Das ist, als würde man einer Frau das Recht absprechen, Feministin zu sein, weil sie einen Rock trägt.

Das Recht auf schwarze Kultur, einen schwarzen Körper, auf Gleichstellung und Respekt einzufordern, hat selbstverständlich nichts zu tun mit einer Identitätspolitik, wie sie Rechte oder Identitäre betreiben. Denn es geht darum, die eigene Identität, die einem genommen und für primitiv erklärt wurde, und den eigenen Körper wieder als etwas Positives zu sehen. Es geht darum, Wunden zu heilen, deren Wurzeln Jahrhunderte zurückreichen, bis in die Zeit des transatlantischen Sklavenhandels (an dem auch Deutschland beteiligt war), als die Weißen den Sklaven, die sie wegen ihrer krausen Haare „nappy heads“ nannten, die Haarpflege verboten und „nappy“ eine abwertende Bezeichnung wurde für schmutziges, ungepflegtes Haar.

Dass schwarze Frisuren wie Rastas, Cornrows oder Dreadlocks „eklig und ungepflegt“ und nicht für den beruflichen Alltag geeignet seien, ist auch heute noch ein weit verbreitetes Vorurteil. Schwarzen Menschen auf diese Weise mangelnde Körperhygiene zu unterstellen ist schlicht rassistisch. Diese Frisuren, die noch heute Menschen ihre Jobs kosten können, dann aber, wenn Weiße wie Justin Bieber oder Kylie Jenner sie tragen, einen neuen, coolen Trend zu nennen – das ist das grundlegende Prinzip von Cultural Appropriation.

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68 Kommentare

 / 
  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Artikel 146653 zum Thema "Die Welt als mein Gefühl und Empfinden". Langweilig. Wer will all diese kindlichen Nabelschauen lesen?

  • Aus dem Kasten:

    (...)"„Nappy“: alter Ausdruck für Natural Hair, heute ein Schimpfwort. Sklaven war es verboten, Haarpflege zu betreiben, deshalb bedeutet es schmutzig und ungepflegt."(...)

     

    Korrekterweise ist / war der Ausdruck Nappy Head , oder Nappy Hair.

     

    "Nappy" ist mitnichten grundsätzlich eine "eine abwertende Bezeichnung ", sondern das im Englischen stinknormale Wort für Windel, das man auch auf jeder Packung finden kann.

     

    Richtig ist allerdings , das Windel im Amerikanischen eher Diaper genannt wird.

  • Mich langweilen Artikel dieser Art langsam. Ja, die Welt ist nicht perfekt, und es gibt jede Menge Idioten. Das dicke Kind wird gemobbt, der Klassenstreber, die Rothaarige, die vermeintlich Fremde. Das ist scheiße.

     

    Man schaue sich Monty Pythons 4 Yorkshiremen auf Youtube an. Der Wettbewerb, wer am meisten von der Gesellschaft gefickt wird ("Ich Ich Ich! Letztens hat mir eine Frau auf dem Weihnachtsmarkt ein Kompliment für meine Haare gemacht, und in der Schule haben die Kinder gemeine Sachen gesagt!") ist lächerlich.

     

    Ich möchte nicht Rassismus bestreiten, oder Rassismuserfahrungen relativieren. Es macht auch Sinn, die, die es noch nicht verstanden haben, dafür zu sensibilisieren, dass man nicht einfach in fremde Haare fasst, oder kurz nachdenkt, was man so sagt und fragt. Dieser Artikel geht meiner Meinung nach zwei Schritte weiter, und ich unterstelle der Autorin, dass es ihr hauptsächlich um Aufmerksamkeit, bzw. den Reputationsgewinn in ihrer Peer Group geht.

    • @Jonny:

      Ich finde es gut, denn es kann nicht oft genug gesagt werden, denn es ist noch längst nicht in allen Einrichtungen des gesellschaftlichen Lebens angekommen. Ich bin selbst Mutter eines Afro-Deutschen Kindes. Bin selbst als Afro-Deutsche davon verschont geblieben - weil ich glatte Haare habe. Nun bemerke ich mehr und mehr, dass solche Stigmatas - wie Belustigungen über die Haare und Verwunderungen - zu tolerieren - Einzug zu weiteren "typischen Beschreibungen" für Rassemerkmale zulässt. Die dann eben "Frauen der Schwarzen Rasse" betreffen. Das geht sogar soweit, dass das - was als Feministin Tabuthema sein sollte, Bauch,Beine,Po,feste Haut zu thematisieren - für Schwarze Frauen kein Tabu bedeutet. Ist ja schließlich so! Und nicht bös gemeint. Blonde Frauen - werden auch aufs Blond-Sein angesprochen. Nur, das Blond-Sein, nicht problematisch empfunden wird, auf problematische Haarpflege andeutet oder anderorts - auch als nicht schön oder eben Nicht-Deutsch-Sein-Können oder sonstwas sein können - thematisiert wird. Man kämpft aufgrund der Vereinzelung in einer Mehrheitsgesellschaft also an vierlorts mit dem Thema, mal bitte lustig empfinden, mal als Angriff, mal als Beleidigung, mal als Kompliment und mal als Forschungsobjekt herhalten bitte. Viele wissen nicht, dass sie selbst dazu manipuliert wurden - so zu denken, solche Fragen zu haben und sich zu wundern. Viele deuten - dass mit den "Wurzeln" aus Afrika - auch der Charakter mit einer Jahunderte zurückliegenden Natur-Tradition verwoben sein muss - fragen auch danach. Aber bei sich selbst - mag man nicht mal mit der Kolonialzeit oder der Zeit von vor 70 Jahren in Verbindung gebracht werden und dazu stehen, dass das evtl. noch den eigenen Charakter, die eigene Mentalität beeinflusst. Das ist wie Hochverrat,das anzudeuten. Auch ist schwierig, dass Erzieher noch stets das Afro-Kind auf Läuse untersuchen lassen möchten, fragen, wie es mit Reinigung aussieht usw. Das Thema muss deutlich werden. Denn es ist noch unklar.

  • Die Korrelation von Andersein und Rassimus ist nicht zwangläufig. Es reicht die Abweichung um für Anders gehalten zu werden:

    http://www.zeit.de/zeit-magazin/mode-design/2017-01/mode-dandy-design-fs

  • Ein schöner Artikel und Einblick in ein Gefühlsleben, das überrascht.

     

    Vielen Dank für diese Offenbarung, denn es war sicherlich nicht leicht, daß alles so offen preiszugeben.

     

    Daumen hoch!

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    “und als erwachsene Frau im Jahr 2016 nehme ich es mir heraus, selbst zu bestimmen, ab wann ich etwas als übergriffig, indiskret oder als blöde Frage empfinde...”

     

    Ich bin eine Frau und es ist 2016 sind Feststellungen, keine Argumente. Und btw: Es ist 2017!

     

    “Das Problem mit dieser Neugier ist, dass sie Andersartigkeit impliziert.”

     

    Das braucht man nicht implizieren, Sie sind in dieser Hinsicht einfach anders als der gesellschaftliche Durchschnitt.

     

    “Oder alle Deutschen, die man kennenlernt, als Erstes zu fragen, ob sie Nazis in der Familie haben.”

     

    Jemanden zu Fragen ob er Angehörige hat die einer politischen Ströumung angehören deren Handeln 24 Millionen Menschen das Leben gekostet hat finden Sie genau so schlimm wie gefragt zu werden ob man Ihr Haar anfassen kann? Atemberaubend!

     

    “... eine rassistische Diskriminierung müsse auf Merkmalen basieren, die man nicht verändern könne.”

     

    Nun das ist die Definition von Rassismus. Wenn jemand nicht eingestellt wird, weil er Sandalen mit Wollsocken trägt dann kann der sich auch nicht darauf berufen das Stillosigkeit zu seiner Kultur gehört.

     

    “Diese Art von Anpassung an ein weißes Schönheitsideal...”

     

    Was ist bitte ein weißes Schönheitsideal?

     

    “Im Kontext des Kolonialismus und Sklavenhandels stand Afrohaar für Unvollkommenheit, für Primitivität, für Unterlegenheit.”

     

    Das ist seit über 150 Jahren vorbei. Sie haben darunter nie gelitten. Warum ist das für Sie ein Thema?

     

    “... hat selbstverständlich nichts zu tun mit einer Identitätspolitik, wie sie Rechte oder Identitäre betreiben”

     

    Nein es hat etwas mit Identitätspolitik zu tun wie Sie von politisch korrekten Menschen betrieben wird. Das diese Menschen autoritär sind bis zum Abwinken sind und die gesellschaftliche Spaltung aktiv vorantreiben haben Sie wohl auch versäumt zu erwähnen.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Das braucht man nicht implizieren, Sie sind in dieser Hinsicht einfach anders als der gesellschaftliche Durchschnitt.

       

      Weißsein - ist nicht der Gesellschaftliche Durchschnitt, die Mehrzahl von Menschen auf dieser Welt sind nicht Weiße Menschen. Welche Gesellschaft wird hier angesprochen? In Deutschland hat jeder 4. Migrationshintergrund.

      Ergo - wird es impliziert, es ist aber faktisch nicht richtig.

       

      Jemanden zu Fragen ob er Angehörige hat die einer politischen Ströumung angehören deren Handeln 24 Millionen Menschen das Leben gekostet hat finden Sie genau so schlimm wie gefragt zu werden ob man Ihr Haar anfassen kann? Atemberaubend!

       

      Es ist sicher schwierig - einen Vergleich zu finden - der es einem Weißen, der Grenzen eines anderen nicht akzeptieren will oder möchte - logisch nachvollziehbar zu machen. Ein Vergleich kann oft nur Anlehnung kein Gleich-Machen sein. Es geht hier darum, dass es wahrscheinlich unangenehm ist - auf Verbrechen von vor 70 Jahren in Deutschland befragt zu werden, ob die eigene Familie damit zu tun hatte- genauso wie es eben unangenehm sein kann - etwas anderes Privates für Fremde zugänglich zu machen. Vielleicht hilft der Vergleich, wer Babys unendlich süß findet, nicht jeder einfach das Baby küsst.Egal ob Verwandte,Fremde etc. Eim Kind hat inzwischen auch mehr Rechte als früher.

       

      Nun das ist die Definition von Rassismus. Wenn jemand nicht eingestellt wird, weil er Sandalen mit Wollsocken trägt ....

       

      Kleidung ist veränderbar, sogar mehrmals täglich, Haarbeschaffenheit nicht. Wieso ist es stillos Afrohaar zu haben? Solche Haare können durchaus gepflegten Stil zeigen. Das ist ne Modefrage, ob es normal wird. Wie z.B. das Frauen Hosen tragen können in der Öffentlichkeit.

       

      Weiße Schönheitsideale kennt jeder! Bitte!

       

      Im Kontext des Kolonialismus und Sklavenhandels ...die Irrlehren aus der Zeit bestehen bis heute in unserer Gesellschaft und tragen seither bis aktuell zu Rassismen und der Spaltung der Gesellschaft bei. Auch zwischen uns.

  • Da fällt mir spontan etwas dazu ein, das ich gerade gestern erlebt habe. Ich stehe an der roten ampel einer großen kreuzung, eine gefühlte ewigkeit lang. Neben mir steht eine junge frau, so um die 18-20 herum. Sie wirkt "nicht deutsch" und hat wunderschönes langes, lockiges, sehr dunkles haar. Ich habe reichlich zeit ihr haar zu bewundern (meins war ähnlicher als ich viel jünger war, aber doch nicht SO schön!)

    Ich merke, dass ich es ihr gerne sagen würde, einfach "das möchte ich Ihnen wirklich sagen, sie haben wunderschöne haare!" Ein kompliment, ein lächeln, etwas warmes an diesem eiskalten tag. Die ampel wird grün, wir überqueren die straße, wir gehen auseinander und ich bedaure sehr, dass ich ihr das bisschen wärme nicht geschenkt habe.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @ermi k.:

      Und warum haben Sie nichts gesagt? Weil Sie Angst vor einem Missverständnis hatten?

  • Ich kenne Mädchen mit Locken und Pony, und die sehen tatsächlich nicht besonders gut damit aus. Scheint sie aber nicht zu interessieren, oder sie haben es noch nicht gemerkt/gesagt bekommen.

     

    Ich kenne Leute mit dunklen Haaren, die sie sich blondieren.

     

    Ich kenne Leute mit blonden Haaren, die sie dunkel färben.

     

    Ich kenne Leute mit glatten Haaren und Dauerwelle, und Leute mit krausen Haaren, die sie sich glätten.

     

    Ich kenne Leute mit Iro, derzeit gerne in pink. Besonders bei Mädchen, aber nicht nur.

     

    Ich kenn einen, der ähm... weiß gar nicht wie man das politisch korrekt ausdrückt. Also die Mutter ist Deutsch und der Vater von irgendwo weiter im Süden. Der hat seine krausen Haare kurz geschnitten, aber von mir aus könnte er auch Dreads haben. Seltsam finde ich bei ihm nur die Sommersprossen, das passt so gar nicht!

     

    Ich kenne eine, die hatte früher Dreads, und das in rot gefärbt, weil nicht jeder Punk Iro trägt. Eigentlich war sie blond, hatte sich also zweifach verändert. Die hat mir erklärt, wie sie die "hergestellt" hat, und was sie macht, damit die Dreads nicht wieder verschwinden (nicht zu viel waschen) und was sie gegen den Geruch macht. Fand ich jetzt nicht sooo lecker.

     

    Sind Cornrows nicht der Inbegriff der Ordnung?

  • Frau Hödl, trotz aller Schilderungen Ihrer vermeintlich und/oder auch tatsächlich so empfundenen rassistischen Erfahrungen möchte ich noch eines feststellen.

     

    Die deutsche Spießigkeit der 1950/60er Jahre ist heute längst überwunden. Gerade für die meisten jüngeren Menschen ist das Andersartige keinesfalls unvollkommen oder minderwertig, sondern besonders interessant, reizvoll und bewunderswert.

    • @Nikolai Nikitin:

      "Die deutsche Spießigkeit der 1950/60er Jahre ist heute längst überwunden. "

       

      Sehe ich genauso. Allerdings muss man zugeben, daß die Sichtweise der Autorin als "Betroffene" doch überrascht, weil sie eben zeigt, daß diese Spießigkeit immernoch in vielen von uns schlummert. Hätte ich auch nicht gedacht.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Nikolai Nikitin:

      "Die deutsche Spießigkeit der 1950/60er Jahre ist heute längst überwunden."

      Stimme zu.

      "Gerade für die meisten jüngeren Menschen ist das Andersartige keinesfalls unvollkommen oder minderwertig, sondern besonders interessant, reizvoll und bewunderswert."

      Stimme zu. Aber dieses Interesse und die Bewunderung für das "Andersartige" kann schon sehr unangenehme Formen annehmen. Und genau dieses "Unangenehme" hat Frau Hödl geschildert.

      Sie ist es, die ständig damit konfrontiert wird und sie ist es, die das stört bis anwidert.

      Nachempfinden können Sie und ich das wahrscheinlich nur theoretisch.

  • Ich stamme selbst aus einer osteuropäischen Migrantenfamilie, kann aber nicht feststellen, in Deutschland jemals rassistisch behandelt worden zu sein. Die Menschen in Deutschland sind insgesamt sehr tolerant geworden. In den 1960er/70er Jahren soll dies noch anders gewesen sein, wurde mir berichtet.

    • @Nikolai Nikitin:

      @Nikolai Nikitin

      Rassismus gegenüber Osteuropäern wäre auch relativ sinnfrei, denn es ist ja die gleiche Rasse (Caucasier).

      • @Nobodys Hero:

        So absurd ist das gar nicht. Nach dem People of Colour-Konzept gehört jeder, der irgendwie von einer Mehrheitsgesellschaft diskriminiert wird, zu den People of Colour (kurz: PoC - ja, diese Abkürzung ist kein Witz!). Dazu zählen beispielsweise Juden. Deren Haut kann weiß wie Schnee sein, dazu rote Haare und blaue Augen. Sie zählen zu den PoC. Was zählt, ist die alltägliche Diskriminierungserfahrung . sofern ich es richtig begriffen habe. Deshalb kann sich auch die iranische Autorin, die zu dieser Reihe einen Artikel geschrieben, zu den PoC zählen. Z.B. wegen Ihrer Religionszugehörigkeit. Entsprechend kann man - wenn ich es richtig verstanden habe -auch Osteuropäer aufgrund der Diskriminierungserfahrung reinrechnen. Über Sinn oder Unsinn möchte ich nichts sagen.

         

        Spannend wäre, ob man gleichzeitig im Ausland Poc und in seinem Heimatland Weiß sein kann. Denken Sie an einen Polen, der in Deutschland arbeitet, aber in Polen dann gegenüber Schwarzen privilegiert ist.

      • @Nobodys Hero:

        ... wobei Sie nun aber davon ausgehen, dass es selbst eine Caucasier hätte sein müssen, der mich rassistisch beleidigt haben könnte. Könnte es nicht auch ein/e SchwarzafrikerIn, ein/e NordafrikanerIn, ein/e ChinesIn, ein/e Innuit, ein/e MexikanerIn oder ein/e austral. Aborigine gewesen sein ?

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Nobodys Hero:

        "Rasse"?

        - aktuell eine politisch unkorrekte Bezeichnung für Menschen.

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @Nikolai Nikitin:

      Sowas hört man doch gerne! Allerdings muss man da denke ich auch realistisch sein. Menschen die aus Osteuropa stammen werden erstmal nicht als so Fremd eingeordnet, wie jemand der Schwarz ist.

       

      Das es Rassisten gibt davon ist auszugehen. Das finde ich aber auch in keinester Weise verwunderlich. Die wird es wahrscheinlich immer geben, was mir aber in Artikeln, grade in der taz, oft fehlt ist der Hinweis darauf wie klein diese Gruppe ist.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Nikolai Nikitin:

      Da haben Sie wirklich Glück gehabt.

      Subtile rassistische Bemerkungen sind immer noch weit verbreitet, auch in Schulen und da sogar im Unterricht.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Mag sein. Man sollte aber auch nicht immer jedes Wort auf die Goldwaage legen. Derzeit haben wir drängendere politische Probleme.

    • @Nikolai Nikitin:

      In den 1960er/70er Jahren war die Umbruch Phase voll im Gange.

       

      An den Schulen wo ich war, gab es erst Alt-Nazis, später dann Befürworter der autotitären Erziehung - das ganze Ballett sozusagen.

       

      Es war eine schöne Zeit. Nicht nur der Jugend wegen. Wirtschaftlich brummte es - also sorgen freieres Leben aber mit viel politischen Diskussionen - die man auch so nennen konnte - kauziger emotionaler lauter.

       

      Der Lieblingsspruch der "Rechten" war - wenn es dir hier nicht passt, hau doch ab nach drüben > ddr.

       

      Probleme mit Migranten, gab es aber deutlich weniger als heute - obwohl der "nazi-rassismus" noch deutlich spürbar war. Islam interessierte keinen - auch die Türken nicht.

       

      Die Gewerkschaften brachten den Slogan raus "Pack meinen Kimpel nicht an" - also den "Gastarbeiter"

       

      Vom Gefühl war Deutschland deutlich politisierter als heute. Nicht so eingeschlafen.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Ich finde den Artikel gut und kann nachvollziehen warum dieses Thema ein sensibles für die Autorin ist, ich kann sogar ihre Reaktion auf dem Weihnachstmarkt nachvollziehen, weil man nun wirklich nicht immer Lust darauf hat, auf sein Äusseres angesprochen zu werden, aber;...

     

    ...ich glaube die Verkäufern am Weihnachstmarkt hat das tatsächlich einfach nett gemeint.

     

    Ich kenne diese Situationen alle als Ex-Punk. Ja, ich weiß, da sucht man sich seine Frisur selbst aus, aber trotzdem....

     

    In die Haare fassen geht gar nicht klar...

    so Fragen wie "sind die echt?" kommen erstmal ziemlich plump daher.

    Meine Reaktionen darauf waren auch meistens sarkastisch oder genervt.

     

    Wenn aber jemand hinzufügte, das die Frisur toll aussieht, habe ich es genauso angenommen wie es gemeint war; als Kompliment.

     

    Distanzlosigkeit ist manchmal ziemlich anmaßend, anderseits ist Distanziertheit auch nicht unbedingt der richtige Weg in einer vereinzelnden Gesellschaft.

  • Daniel Schulz , Autor*in , Reportage und Recherche

    Sehr geehrte KommentatorInnen,

     

    es ist schön, wenn ein Thema auf unseren Seiten ein solches Kommentarinteresse weckt. Ich frage mich eines: Unsere Autorin hat Ihre Erfahrungen aufgeschrieben und wie sie diese einordnet. Historisch aber auch persönlich. Und hier wenden einige von Ihnen sehr viel Energie auf, um ihr entweder die Erfahrung abzusprechen oder ihre Einordnung dieser Erfahrung als rassistische Erfahrung. Sie führen teilweise eigene Diskriminierungserfahrungen an, ziehen daraus aber den Schluss, die Erfahrung der Autorin sei nicht echt oder sie ordne das falsch ein.

     

    Mich interessiert: Warum?

    • @Daniel Schulz:

      Ich möchte noch eine Facette hinzufügen, die meine Vorkommentatoren noch nicht genannt haben: Die Autorin nimmt in dem Artikel - genau wie mehrere andere Autorinnen zu dieser Reihe - eine Eltern-Ich-Position ein. Viele Erwachsene akzeptieren diese Position nicht, weil sie dann die Kind-Ich-Position einnehmen müssten. Noch deutlicher wurde es in dem Schleim-Artikel von Frau Bazyar. Kernaussage des Artikels:" Im Gegensatz zu Euch weiß ich, was Rassismus ist."

       

      Ein weitere Punkt ist die Freiheit der Argumentationskette. Alles kann alles begründen. So darf heute eine Weihnachtsmarktverkäuferin Locken nicht bewundern, weil vor mehreren Jahrhunderten anglophone Sklavenhändler Locken abwerteten.

       

      Ansonsten schließe ich mich den vorangegangenen Meinungen im wesentlichen an, insbesondere dem Hinweis, dass es legitim ist, Dinge, auch Erfahrungen, anders einzuordnen. Und das bedeutet nicht, dass wir sie der Autorin absprechen.

    • 2G
      2730 (Profil gelöscht)
      @Daniel Schulz:

      Der Begriff "Rassismus" muss inzwischen für alles herhalten. In dem Beitrag wird selbst ein Kompliment unter der Kategorie "Rassismus" subsummiert.

      Dabei handelte es sich nur um Begeisterung eines Menschen für ein körperliches Attribut eines anderen ("Sind die Haare echt?..Ist ja toll“), das, nebenbei bemerkt, völlig unabhängig von der Hautfarbe ist bzw. sein könnte.

       

      Der inflationäre Gebrauch des Begriffes "Rassismus" für jede Kleinigkeit entwertet die Leiden derjenigen, die von wirklichem Rassismus betroffen sind. Oder will man mir wirklich klar machen, dass ein „Wo kommst du her?“ in den Kontext zu setzen ist mit Sklavenhandel?

      Sorry, Herr Schulz, aber solche Weinerlichkeit MUSS beantwortet werden, allein um echten Rassismus bekämpfen zu können.

      Das gilt besonders, wenn man meint, seine Befindlichkeiten publizieren zu müssen. Um es mit den Tucholsky zugeschriebenen Worten zu sagen: "Wer sich in die Öffentlichkeit begibt, ist selber schuld."

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @2730 (Profil gelöscht):

        Dem ist nichts hinzuzufügen!!!

    • @Daniel Schulz:

      Eine Erfahrung ist immer eine Erfahrung, die also niemand jemandem absprechen kann.

      Die Bewertung einer Erfahrung als "rassistisch" ist dagegen etwas, das durchaus verschieden ausfallen kann. Ein nett gemeintes Kompliment, das auf Äußeres Bezug nimmt, muss eben überhaupt nichts rassistisches sein, solange man Rassismus mit Abwertung verbindet. Braune Haut ist z.b. immer noch ein Schönheitsideal. Bei manchen Menschen weiß man nicht, ob sie auf einem dunkelhäutigen Vorfahren beruht oder auf einem frischen Urlaub. Ein Kompliment in dieser Richtung wird also kaum als rassistisch zu bewerten sein und viele Menschen finden eben auch Locken schön. Die Frage nach der "Echtheit" kann durchaus in Richtung "vom Friseur gelockt" oder "von Natur aus lockig" gemeint gewesen sein.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Daniel Schulz:

      Das kann ich nicht so sehen. Es geht hier um das Reden über Rassismus. Man muss aber kaum, nur weil jemand über seine Empfindungen beim Thema Rassismus redet, auch gleich zustimmen, dass das auch wirklich Rassismus sei.

       

      Es geht nicht um die Echtheit der Gefühle (die sind jedem zugestanden), sondern um das, was dabei als Erfahrung, die als solche von anderen nachvollzogen werden können muss, hingestellt wird.

       

      Über Gefühle kann man gerne reden, solange man nicht beansprucht, dass diese als generelle Erfahrung zu gelten habe. Damit wären wir dann auch auf der richtigen Schiene und müssen das ganze nicht künstlich auf eine Ebene erhöhen, die sich der Diskussion durch gefühlsmäßige Betroffenheit entwindet.

      • 1G
        12649 (Profil gelöscht)
        @849 (Profil gelöscht):

        Wer als Kind keine Ausgrenzung und Rassismus allein aufgrund seiner Herkunft erlebt hat, kann hier einfach nicht mitreden, was die gefühlsmäßige Einordnung seiner Erfahrungen angeht. Bei mir hat, bei völlig unauffälligem Äußeren und Spracherwerb, allein schon der Nachname ausgereicht. Es macht mich einigermaßen wütend, wenn Typen wie Sie versuchen, eigene Erfahrungen im Ausland mit den Erfahrungen hier geborener und aufgewachsener Nichtdeutscher zu vergleichen, das ist schlicht unzulässig und steht Ihnen nicht zu. Selbstgerechte Volksdeutsche Ihres Schlages sind der Grund, warum ich mich in diesem Land niemals ganz zu Hause fühlen werde. Es gibt die Meinungsfreiheit, und dann gibt es Dinge, über die man nichts sagen kann, weil einem völlig der Zugang dazu fehlt. Leider glaubt heutzutage jeder impulsgesteuerte Ahnungslose, seine irrelevante Meinung dem digitalen Volk unter die Nase reiben zu müssen. Schweigen wäre hier durchaus ein Zeichen von Intelligenz.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @12649 (Profil gelöscht):

          Was wissen Sie eigentlich davon, wie viel Ausgrenzung ich als Kinde erfahren habe? Ich kann sehr wohl mitreden, weil ich das Gefühl sehr gut kenne, denn ich sah im Gegensatz zu Ihnen eben nicht "unauffällig" aus. Abgesehen davon empfinde ich die Bezeichnungs Volkdeutscher als Beleidigung und ihre verallgemeinernden Anschuldigungen als Frechheit. Wenn Sie keine weiteren Möglichkeiten zu ihrer "Argumentation" haben als solche, verbietet sich zudem jede weitere Diskussion, an der Sie offenbar ohnehin nicht interessiert sind.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)
    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @61321 (Profil gelöscht):

      Wie bringen Sie Saskia Hödls Thema und Esperanza Spalding thematisch zusammen?

  • Den Ärger der Autorin über das Ansinnen, ihr in die Haare zu fassen, kann ich verstehen. Ich habe seit Mitte zwanzig auf dem Kopf eine haarbenachteiligte Zone. Deshalb wurde auch schon mehrmals der Wunsch an mich rangetragen, mich dort berühren zu dürfen. Das hat etwas Übergriffiges. Als Rassismus habe ich es nicht empfunden. Oder Sexismus, denn die Frage haben ausschließlich Frauen gestellt.

     

    Als Kind fühlte die Autorin sich nicht wohl wegen abwertender Bemerkungen über ihre Haare. Die Verkäuferin auf dem Weihnachtsmarkt drückte aus, dass die Autorin ihrem Schönheitsideal offenbar voll entsprach. Das war nun auch nicht recht.

    Über Rassismus reden" mitnehme, ist : bloß nicht jemanden ansprechen!

     

    Und das finde ich schade, weil ich eigentlich der Meinung bin, man müsste viel mehr miteinander reden.

  • Atalaya hat nicht unbedingt andere Erfahrungen, er interpretiert sie nur anders. Nach seiner/ihrer Meinung unverkrampfter. Den Versuch, Ihre Erfahrungen zu widerlegen, habe ich nicht rausgelesen.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "Ich überlege kurz, sie zu fragen, ob ihre Brüste echt sind, lasse es aber ..."

    Dieser Satz ist, mit Verlaub, "an den Haaren herbeigezogen". Haupthaar mit "Brüsten" zu vergleichen ist schon mittenmang im Äpfel-Birnen-Vergleichsschema.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @571 (Profil gelöscht):

      Anscheinend bist du nicht so recht in der Lage, eine bissige Bemerkung und Ironie, als jounalistisches Stilmittel zu erkennen und richtig zu interpretieren.

      Schade...

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @6474 (Profil gelöscht):

        Wieso "Schade..."?

         

        Freuen Sie sich doch über die Ihnen eigene überlegene Interpretationsgabe, statt mich eines Besseren zu belehren, wenn ich nicht jeden Stuss verstehen - will...

        • 6G
          6474 (Profil gelöscht)
          @571 (Profil gelöscht):

          Du willst also den Stuss nicht verstehen, könntest es aber?

           

          Das freut mich, weil es mir und anderen die Möglichkeit gibt wütend auf deine Ignoranz zu sein, was viel befreiender ist als dich für dein eingeschränktes Verständnis bedauern zu müssen.

           

          In dem Fall also doch nicht schade....

  • Natürlich kann die Autorin jede Art von Interessenbekundung an ihren Haaren – und seien es auch Faszination, Neugier oder Neid – als übergriffig begreifen. Es macht das Leben auf jeden Fall einfacher. Und solche Vereinfachungen braucht auch das Regelwerk des PC.

    Die Autorin kann demonstrieren, dass sie die Glaubenssätze und Regeln des PC wiedergeben kann. Brav gemacht!

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @XBurger:

      Die Regeln des Personal Computer, kurz PC, sind die Zahlen 0 und 1

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @6474 (Profil gelöscht):

        "@XBurger

        Die Regeln des Personal Computer, kurz PC, sind die Zahlen 0 und 1"

         

        Mit "PC" meint XBURGER "political correctness"

         

        Lieber Herr ROI, kann es sein, dass Sie ein besonders konfliktfreudiger Wortklauber und Schlauberger sind?

  • Selbstverständlich steht es Saskia Hödl frei, selbst zu bestimmen, ab wann sie etwas als übergriffig, indiskret oder als blöde Frage empfinden möchte. Es steht ihr sogar frei, zu sagen was sie denkt. Normale taz-LeserInnen wissen das schon eine ganze Weile. Sie bräuchten es nicht extra noch einmal gesagt bekommen.

     

    So unterdrückt, wie sie zu vermuten scheint, ist Saskia Hödl wahrscheinlich nicht. Nicht unter taz-LeserInnen.

     

    Und "als erwachsene Frau im Jahr 2016" könnte Saskia Hödl noch etwas anderes wissen. Und zwar, dass es (geschätzt) rund 742 Millionen Europäer gibt. Hat man einem davon die Sache mit den Haaren endlich ausreichend erklärt, sind die restlichen 741.999.999 Europäer davon noch kein Fitzelchen klüger geworden.

     

    Nein, sie "wäscht sich [nicht] mit den Jahren aus", die "Scheinentschuldigung". Sie ist nämlich gar keine. So lange noch nicht jeder und jede Einzelne FlachsblondeR und GlatthaarigeR Erfahrung hat mit Haaren, die nicht wie die eigenen sind, wird es "mäßig intelligente" Fragen und das dringende Bedürfnis geben, derartige Erfahrungen zu machen. Man darf das scheiße finden. Das ändert aber nichts.

     

    Ich weiß, wie machtlos, ohnmächtig gar man sich als Kind fühlt, wenn man ausgegrenzt wird. Ich weiß auch, wie groß die Versuchung ist, noch als Erwachsener, wenn man gelernt hat sich zu wehren, dagegen anzustinken. Aber die Vergangenheit kann man nicht mehr korrigieren. Sie ist vorbei und nicht beeinflussbar.

     

    Nicht vorbei ist die Zukunft. Und die, auch das hab ich im Laufe meines Lebens mühevoll gelernt, kann man versemmeln, wenn man sich all zu sehr an der Vergangenheit festklammert. Klar, diese "Weisheit" kann Frau Hödl genau so in den Wind schlagen wie die Warnung ihrer Stiefmutter. Ich hoffe allerdings, dass sie mich nicht als Feind betrachtet. Ich meine: Irgendwann einmal. Sie hat ja noch ne ganze Menge Zeit, wenn ich mir so das Foto von ihr ansehe.

    • @mowgli:

      Danke! :-)

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @mowgli:

      :-)

  • Wenn wie im letzten Satz von Cultural Appropriation sträuben sich bei mir in letzter Zeit immer die Nackenhaare, da Cultural Appropriation/Critical Whitness häufig zu einer dogmatischen Ideologie erhoben wird. Das scheint hier aber glücklicherweise nicht der Fall zu sein.

    Insgesamt kann ich den Text sehr gut nachvollziehen.

    Ich finde es total schlimm, wenn Menschen auf Grund ihres Aussehens einen Arbeitsplatz nicht bekommen. Das kann, wie hier rassistische Gründe haben, allerdings auch in anderen Formen wie Fatshaming, Xenophobie etc. auftreten. Zusätzlich ist es aber auch immer ein kapitalistisches Problem, weil der Mensch sich an den Markt anzupassen hat. Fürchterlich!

    Des Weiteren liegt es eben auch an der Eindimensionalität des westlichen "Individualismus". So wird die Entscheidung Mercedes, Audi, oder BMW zu fahren, als eine individuelle angesehen. Echter Individualismus, also sein Leben so zu gestalten, wie es einem selbst vorschwebt, ist aber verpönt, wird gesellschaftlich sanktioniert und sogar bekämpft!

  • Wenn ich "Naturhaar" trüge, würde ich wohl auch zu keinem Vorstellungsgespräch eingeladen.

     

    Frauen sind, was das Haupthaar angeht, heute doch ungerecht privilegiert: Frau mit kurzem Haar? Kein Problem. - Mann mit offener Langhaarfrisur? Wenn man nicht gerade Richard Stallman heißt ein Karrierekiller!

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Mir geht diese verkrampfte Sicht auf die Dinge total wider den Strich. Ich habe keinen bekannten Migrationshintergrund als allenfalls einen entfernteren polnischen und einen mutmaßlich jüdischen. Dennoch sah ich als Jugendlicher offenbar so fremd aus, dass das recht oft zum Thema wurde. Mindestens einem meiner Kinder geht das genauso. So what!

     

    Ein anderes meiner Kinder hingegen hatte als Kleinkind goldgelocktes Haar. Das war in Südamerika, wo wir damals wohnten, offenbar ein Anlass zum Angrapschen und Fotomachen. Dem Aufschrei ¡Qué belleza! folgte auch meistens das Anfassen der Haare und/oder das Fotografieren auf dem Fuße - und das wohlgemerkt in einer äußerst europäisch anmutenden Metropole.

     

    Als wir Jahr später bei einer studentischen Exkursion in dieselbe Region einen strohblonden Studenten dabeihatten, war die Begeisterung für sein Haar nicht geringer, vor allem bei den Schulkindern. Dasselbe kennen auch wohl viele weißhäutige Menschen, wenn sie da auftauchen, wo sonst vor allem dunkelhäutige Menschen leben. Dergleichen nennt sich Neugier und hat mit Rassismus oder dergleichen nichts zu tun.

    • Saskia Hödl , Autorin des Artikels, Autorin
      @849 (Profil gelöscht):

      Vielen Dank für Ihren Kommentar.

       

      Der Sinn dieser Debatten-Reihe, die "Über Rassismus reden" heißt, ist

      über Rassismus zu reden. Ich rede in diesem Text darüber, was ich und viele andere auch als rassistisch empfinden und darüber, dass das Thema zudem historisch belastet ist und ihre Antwort ist zusammengefasst: "So what!" – damit sind wir dann auch beim Anlass für

      diese Reihe.

       

      Es geht darum Verständnis zu schaffen. Ich spreche hier nicht von

      Urlaubssituationen oder temporären Auslandsaufenthalten in fremden

      Ländern, wo man tatsächlich zu Besuch ist. Ich spreche von alltäglichen Situationen an einem Geburts- oder Wohnort. Mag sein, dass Sie das nicht betrifft. Aber es gibt Menschen, die es betrifft. Das heißt nicht, dass diese Menschen "verkrampft" sind, sondern, dass sie schlicht andere Erfahrungen machen als Sie.

       

      Diese Erfahrungen können Sie nun versuchen zu widerlegen – zur Not mit scheinbar vergleichbaren Erlebnissen und Reaktionen – das ändert aber eben nichts an den ursprünglichen Erfahrungen und auch nichts daran wie sich die Betroffenen dabei gefühlt haben.

      • @Saskia Hödl:

        Ich begrüße diese Debatten-Reihe sehr, auch weil die durchaus "unverfänglich" anmutenden Alltagssituationen einen viel persönlicheren Zugang (als mutmaßlich Übergriffiger) erlauben als eine rein dogmatische Diskussion um das Wesen des Rasssimus.

         

        Allein: "Ich spreche hier nicht von

        Urlaubssituationen oder temporären Auslandsaufenthalten in fremden

        Ländern, wo man tatsächlich zu Besuch ist. Ich spreche von alltäglichen Situationen an einem Geburts- oder Wohnort." dies stimmt ja nun nicht durchweg.

         

        Ihre Argumentation unterfüttern Sie mit (vermeintlichen) Argumenten auch Dritter, die Sie voreilig einweben. So z.B. das Gerichtsverfahren in den USA.

        Es mag eine Fußnote der Geschichte werden, dass das Gericht, dessen Urteil (haben Sie es gelesen?) Sie "ratlos zurück lässt", sich über Seiten hinweg bemerkenswert engagiert über die verfassungsrechtlichen Grundlagen und frühere Rechtsprechung verhält und eine Änderung der Auslegung des Begriffs "Rasse" anmahnt (den es aber selbst nicht anders handhaben konnte).

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Saskia Hödl:

        Ich möchte noch Folgendes nachtragen: ich bin der Ansicht, dass Sie sich mit Ihrem Ansatz des Gefühlsbetonten auf dieselbe Ebene wie jene begeben, die in unser angeblich postfaktischen Welt die Meinung mit populistischen Mitteln zu bestimmen suchen. Sie reden in Ihrer Antwort von Empfindungen und Erfahrungen und meinen offenbar, dass beides eins seien. Empfindungen sind indes in meinen Augen erst einmal sehr kritisch zu beäugen, bevor sie als Erfahrungen gelten dürfen. Über Empfindungen muss und soll man natürlich reden, aber man darf sie nicht als Schutzschild vor sich hertragen, um damit den Diskurs bestimmen zu wollen, denn das ist genau das, was Pegida, die AfD usw. tun. Die krampfhaft politische Korrektheit der sich links Dünkenden ist m.E. das Pendant zum Gefühlsprimat der Rechten. Keiner von beiden will das wahrhaben, weil beide die Wahrheit für sich reklamieren und sich dafür auch gerne in populistischer Manier mehr oder minder in die Tasche lügen. Unangenehm ist vieles, was wir erleben. Aber das rechtfertigt noch lange nicht den Vorwurf des Rassismus. Ihre Gefühle haben Sie hier m.E. instrumentalisiert, um einer vermeintlich höheren Sache zu dienen. Damit haben Sie sie aber im Grunde verraten.

      • @Saskia Hödl:

        Ich konnte nicht herauslesen, dass Atalaya Ihre Erfahrungen widerlegen wollte. Er interpretiert sie nur anders. Aus seiner Sicht unverkrampfter.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Saskia Hödl:

        Ich sehe das Problem, allein mir fehlt das Verständnis dafür, obwohl ich, als ich noch keine grauen Haare hatte, geradezu regelmäßig als Fremder wahrgenommen wurde - und zwar in Deutschland, dem Land meiner Mütter und Väter.

         

        Ich glaube also sehr wohl, insofern es mich selbst und Angehörige meiner Familie betroffen hat oder noch betrifft, dass Sie das Phänomen zutreffend beschreiben. Ich weigere mich aber, das als Rassismus gelten zu lassen.

         

        Wie sich Betroffene bei irgendwas fühlen, ist mir ehrlich gesagt egal. Mir ist es auch egal, wenn sich Muslime oder Christen (bin selbst einer) bei der Verunglimpfung des Propheten oder Jesu fühlen.

         

        Das hier ist eine Demokratie. Da hat man das auszuhalten oder sich ein Refugium zu suchen, in dem man ungestört sein kann. Wer meint, er müsse Ressentiments dadurch bekämpfen, dass er seine Gefühlslage zur Maxime macht, verlässt für mich per se die Grundlage einer diskursiven Demokratie. Man kann darauf hinweisen, sehr wohl. aber nicht mit dem Unterton, in dem Sie das tun. Denn der vergattert, statt zu befreien.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Sehe ich ganz genauso. Ich bin beruflich hin und wieder in Afrika und werde von neugierigen (und manchmal aufdringlichen) Menschen dort oft gefragt, wo ich herkomme. Genauso frage ich dunkelhäutige Menschen hier ab und zu, wo sie herkommen bzw. wo sie ihre familiären Wurzeln haben - einfach weil es mich interessiert und ich mir im tristen Alltag so etwas Welt erschließe.

       

      Zwischen "in die Haare fassen", was natürlich gar nicht geht, und der Frage, wo einer oder eine herkommt, ist doch ein gewaltiger Unterschied. Und a propos "in die Haare fassen": Saskia Hödl sollte mal versuchen, mit einem blonden kleinen Jungen oder Mädchen an der Hand über einen afrikanischen Lebensmittelmarkt zu laufen. Da gehört ein testender Griff in die Haare noch zu den harmlosen Äußerungen allgemeiner Entzückung und Neugier.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Tillmann Elliesen:

        Ich nehme mal an, dass die dunkelhäutigen Menschen Ihr Ansprechen überwiegend als Interesse deuten!?

        • @849 (Profil gelöscht):

          In der Regel ja. Und wenn es doch mal anders rüberkommt, kann ich das Missverständnis meistens schnell klären.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Einem Kommilitonen von mir ist das gleiche passiert. Bei seiner Reise durch Südamerika ist er als Blonder ebenfalls sehr aufgefallen und auch ihm haben teilweise fremde Menschen auf der Straße einfach in die Haare gegriffen. Das kann natürlich unangenehm sein (von Fremdem betatscht zu werden) aber ich schließe mich ATALAYA an, dass hat nichts mit Rassismus zu tun.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Chris Toph:

        Wenn's schon länger her ist, sprechen wir bestimmt von derselben Person. :-)

    • @849 (Profil gelöscht):

      dazu möchte ich ergänzen, dass ich länger Zeit in Italien gelebt habe, wo es gang und gäbe war, dass Fremde die Kinder betatschten und belobigten für ihr süßes Äußeres und zwar ohne dass irgendwer sich dabei etwas Negatives dachte (damals eher Richtung Missbrauch gedacht, heute ev. Rassismus - fiel mir beim Ausruf "que bellezza" bzw. "que bello" wieder ein).

       

      Ich habe das damals als positiv gegenüber der dt. Meckerkultur empfunden, eine freundliche Lebenseinstellung. So habe ich auch den Satz der Verkäuferin im Artikel verstanden....

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Dr. McSchreck:

        Ja, das habe ich durchaus auch als positiv empfunden. Ich habe auch lange genug in Spanien und Südamerika gewohnt, um mich an diese Gepflogenheiten gewöhnt zu haben und ich goutiere sie auch in Italien oder anderswo.

         

        Die Frage, die ich mir daraufhin aber gestellt habe, ist die nach der deutschen Verkrampftheit im Umgang mit Anderartigkeit oder auch zwischen Frauen und Männern. Da fühle ich mich im westlichen Ausland, zumal in den romanischen Staaten wesentlich wohler, weil es dort nicht so verkrampft zugeht.

         

        Hier machen wir alles zum Problem, was dazu führt, dass ich mich zurückhalte, jemanden anzusprechen, wenn mir danach ist. In Spanien oder Südamerika rede ich einfach drauf los. Hier achte ich darauf, dass ich allenfalls wesentlich ältere Frauen anspreche oder ältere Männer, damit bloß keiner irgenwelche Ressentiments vermutet.

        • @849 (Profil gelöscht):

          @atalaya

          Ich glaube Sie haben recht.

  • Natürlich darf die Autorin sich als Opfer eines Übergriffes oder einer blöden Frage sehen. So wie ich auch das Rechts habe dies zu übergehen.

    Das man sich nicht gegenseitig in das Haar fasst sollte klar sein. Das allerdings in einer individualisierten und multikulturellen Gesellschaft selbst das Nachfragen nach den offensichtlichen Unterschieden als störend empfunden wird, ist nicht frei von Ironie. Auf der einen Seite soll die Gesellschaft "bunt" sein, auf der anderen sollte sich dadurch nichts ändern.

    Das man als Unternehmen das Erscheinungsbild seiner Mitarbeiter zu einem gewissen Grad mitbestimmen kann ist nur gut. Solange das Unternehmen allen Mitarbeiter Dreds verbietet fällt es mir beim besten Willen schwer hier eine Form der Diskriminierung zu sehen.

    Das Highlight des Textes ist aber natürlich das Ende wo von "Schwarzsein" und "schwarzer Kultur" geschrieben wird. Seit der Aufklärung und verstärkt im letzten Jahrhundert versucht man, gerade Minderheiten nicht als homogene Gruppe, sondern als Individuen, sprich Menschen zu sehen, um so Vorurteile und Verallgemeinerungen zu umgehen. Nun stellen sich die Minderheiten selber als homogene Gruppe dar.

  • Der krausen Haare wegen dikreminiert zu werden wird auch weiterhin passieren, wenn prominente Frauen wie Michelle Obama sich und ihren Töchtern die Haare

    künstlich glättet, anstatt Vorbild für alle afro-amerikanische Frauen zu sein, die stolz ihre schönen Locken zeigen.

  • Danke für diesen Artikel. Ich habe manchmal den Eindruck, dass Nicht-Betroffene nicht nachvollziehen können, wie grenzüberschreitend es sich anfühlen kann, wenn man (= z. B. ich) ständig auf äußere Merkmale angesprochen wird und auf irgendeine Weise damit als "anders" bewertet wird.

  • Ich bin weiß, habe aber braune Naturlocken. Ich bekomme auch öfters Komplimente für meine Haare und Fragen dazu ob die Locken echt sind. In der U-Bahn wurde mir auch mal von einer völlig fremden Person in die Haare gefasst. Ich bin auch mzf-transident, könnte diese Art der Behandlung als Zuweisung von Andersartigkeit konstruieren. Finde es aber recht abenteuerlich und freue mich eigentlich über die Komplimente. Ich habe nur manchmal den Verdacht dass das halt ein unverfängliches Kompliment ist das man einer Transfrau machen kann. Aber die Aufregung hier verstehe ich nicht. Ich habe selbst zwei nicht-weiße Verwandte die Adoptier wurden. Ich habe sie mal nach derartigen Erfahrungen gefragt und komischerweise erleben die in Deutschland kaum Rassismus.

    • @Jenny Berend:

      Sich auf 2 Menschen zu beruhen, die etwas nicht erlebt habe - macht die Frage relevant, warum die Stimme dieser Journalistin und die vieler anderer nicht gehört wird. Es wird die, die keinen Rassismus erlebt haben - nicht schädigen, wenn man künftig auf die Rücksicht nimmt, die ihn tatsächlich erleben und darunter wirklich leiden. Rassismus ist eine Ideologie, die Spaltung bezwecken sollte. Die, die sich dagegen erheben, spalten sich von denen, die es als Norm wahrnehmen sollen und das wirkt auch so - sieht man in allen Kommentaren - keiner will akzeptieren, dass es ok ist, eine Grenze zu haben. Diese Grenze zu setzen und das verletzend zu empfinden - wird als Beleidigung diffamiert - und zwingt alle, die darunter leiden - es still zu ertragen. Das ist ja auch das was Rassismus will und wollte - wofür es gemacht wurde. Da es der damaligen Ausbeutung anderer Menschen diente und sich sonst alle beschwert hätten, dass man das nicht machen kann.