piwik no script img

Über Rassismus redenWer weiß ist, bestimme ich

Der Protest gegen kulturelle Aneignung macht Menschen zu Opfern und beleidigten Exoten. Selten geht es um Rassismus, viel öfter um Respektlosigkeit.

Sollten die Tartaren das Copyright auf Hackfleisch haben? Foto: http://xuehka.blogspot.de/

Den Mohawks in Montreal dürfte es schnurzpiepegal sein, ob der Autor und Internetexperte Sascha Lobo mit rotem Irokesenschnitt im Berghain oder auf Ibiza tanzt, im deutschen Fernsehen das Internet erklärt oder auf dem Alexanderplatz für die Selbstbestimmungsrechte der Sioux demonstriert. Schnurzpiepegal ist es den Sioux und den Mohawks aber nicht, wenn man ihnen Erdöl-Pipelines durch ihre Reservate baut, den Zugang zu Arbeit und Gesellschaft erschwert, sie in Alkohol, Drogen und Kriminalität versinken lässt. Wäre den Mohawks und ihrem Kampf gegen die Pipeline in North Dakota geholfen, wenn sich der hellhäutige Sascha Lobo den Iro abrasiert und stattdessen Seitenscheitel trägt?

Blöde rhetorische Frage, ist aber die einzige, die mir einfällt, wenn Leute in Deutschland ernsthaft darüber diskutieren wollen, dass Menschen, die sich mit fremden Federn, also mit anderen „Kulturen“ schmücken, in der Tradition kolonialistischer Ausbeutung stehen.

Haben Leute, die glauben, ein Indianer, eine Inderin, ein Ägypterin, ein Kongolese könne sich von europäischer Faschingskostümierung beleidigt fühlen, nicht viel eher ein ziemlich seltsames Bild von diesen Menschen? Ist das Bild vom beleidigten Exoten, der heute in der Regel so rumläuft wie alle anderen auch, nämlich in Jeans und T-Shirt, ein Bild, das aus den Museen stammt, die mit Wigwams, Kanus und Squawröcken vollgestopft sind und das Bild vom vorzivilisatorischen Wilden zementieren, der auf Leute, die seine Kultur beleidigen, mit Pfeilen schießt? Ist es nicht völlig wurscht, ob Sascha Lobo Iro trägt oder Schottenrock, solange er nicht die Mohawks oder die Schotten dafür verantwortlich macht, dass das Internet kaputt gegangen ist?

Den Vertretern der Bewegung von Critical Whiteness ist das nicht wurscht. Ihre richtige, wenn auch nicht ganz neue Erkenntnis lautet, dass in einer gleichberechtigten Gesellschaft noch lange keine Chancengleichheit besteht. Für ihre Analyse legt diese Bewegung aber keine Kriterien, sondern nur Kategorien zugrunde: Und da gibt es nur zwei. Die einen sind People of Colour und Opfer. Die anderen sind weiß und Täter oder zumindest verdächtig.

Man muss nicht über alles reden

Mit dem Begriff „Rassismus“ operieren die Vertreter dieser politischen Kritik selten. Das, was sie thematisieren wollen, nennen sie Respektlosigkeit. Über Respektlosigkeit lässt sich allerdings schwer streiten. Schließlich kann man niemandem das Gefühl absprechen, betroffen zu sein, sich scheiße und unfair behandelt oder diskriminiert zu fühlen. Es ist schon richtig, das Einzige, was da hilft, ist reden. Aber man muss auch nicht über alles reden können müssen, was von sich behauptet, total relevant zu sein.

Wo die Debatte um Critical Whiteness entstanden ist und wo sie gegenwärtig vor allem geführt wird, ist der US-amerikanische Campus. Ein Ort, an dem über Kolonialismus, Segregation, Schwarz und Weiß noch mal anders geredet werden muss als in Deutschland. In diesem Jahr der rechten weißen US-Konterrevolution, in dem rassistische Polizistenmorde, die Rückkehr der Gilmore Girls, der Literaturnobelpreis für Bob Dylan und der Aufstieg von Donald Trump für einen Splatterfilm mit dem Titel „2016: Die Rückkehr der weißen Zombies“ sorgen könnte, sorgten Vertreter der Critical Whiteness an anderer Stelle für Aufregung.

Über Rassismus reden

Die Debatte: Nach der Wahl Donald Trumps heißt es in Medien und sozialen Netzwerken, Linke und Liberale hätten sich zu viel mit dem Kampf für Diversität befasst und die weißen „Abgehängten“ vergessen. Schon davor führte die Linke eine Debatte darüber, wie sich eine inklusive und gleichberechtigte Gesellschaft erreichen lässt. Wer hat welche Deutungshoheit, wer hat viel Macht? Und wer ist bereit, zu teilen?

Die Reihe: In einer wöchentlichen Reihe beleuchtet die taz die Aspekte der Debatte. Alle Beträge unter www.taz.de/ueberrassismusreden

Hätten nicht die größten Zeitungen des Landes wie die New York Times und der New Yorker Reporter losgeschickt, um nachzugucken, was da los ist, man hätte die Episoden an den Unis für eine Erfindung der Serie „South Park“ gehalten: Es gab Proteste gegen weiße Studenten, die sich an Halloween als Indianer verkleidet, sich auf Tequilapartys Sombrerohüte aufgesetzt hatten, und gegen einen Mensakoch, der Sushi und die Bánh mì nicht nach Originalrezept zubereitet hatte. Weltweit sorgte nur der Fall des Bánh mì am Oberlin-College für kurze Aufmerksamkeit. Wegen Lena Dunham. Die – weiß, berühmt, Absolventin des Oberlin – hatte die vermeintlich falsche Zubereitung des Gerichts als Respektlosigkeit gegenüber der Herkunftsküche bezeichnet, als kulturelle Aneignung und damit also Diskriminierung und Rassismus gedeutet.

Aufregung um ein Baguette

In keinem der Texte wurde erklärt, was Bánh mì überhaupt ist. Mal kurz googelnd, wird die Erwartung von irgendwas mit frittierten Heuschrecken bis geliertem Eukalyptusblatt derbe enttäuscht. Bánh mì ist nichts anderes als ein belegtes Baguette. Aber mit lustiger Pointe: Es waren die Franzosen, die das Baguette während ihrer Kolonisierung Indochinas eingeführt hatten und also die Vietnamesen, die es ursprünglich von den Kolonialherren übernahmen.

Vom Original unterscheidet sich das vietnamesische Baguette zwar darin, dass es etwas luftiger ist und weniger Kruste hat. Das Bánh mì also könnte als astreine kulturelle Aneignung des französischen Baguette gelten. Würde aber nun jemand ernsthaft den Vietnamesen unterstellen wollen, die Kultur Frankreichs respektlos behandelt zu haben, weil sie das Brot viel zu labberig backen? Und wäre es nicht alles andere als legitim, wenn ein vietnamesischer Baguetteproduzent auf die Idee käme, Lena Dunham als Werbegesicht einzukaufen?

Die einen werden jetzt behaupten, dass der Fall ja nun zeigt, dass es erst ein weißes Promigesicht braucht, um auf Rassismus, Respektlosigkeit oder das Originalrezept von Bánh mì aufmerksam zu machen. Aber mit Verlaub: Handelt es sich hier wirklich um Rassismus oder Respektlosigkeit? Ist es nicht einfach eine Geschmacksfrage? Oder möchte jemand ernsthaft die Debatte führen, ob die Bulette die kulturelle Aneignung der Cevapcici ist? Oder die Köttbullar sich respektlos gegenüber dem Moussaka verhält? Oder ob die Tartaren das Copyright auf Hackfleisch haben sollten?

Die Hüte und Schuhe anderer Leute

So beknackt diese Debatten über Partykostüme und Mensaessen auch sind, es gibt in diesem Zusammenhang natürlich auch Diskussionen, die man durchaus ernster nehmen kann. Beispielsweise in der Literatur. Die weiße amerikanische Schriftstellerin Lionel Shriver hatte im September für einen Eklat gesorgt, als sie den Vertretern der Critical Whiteness vorhielt, sie hätten keine Ahnung, was ein Autor überhaupt ist. Ohne kulturelle Aneignung nämlich wäre der gar nichts. Sein Job sei es, sich in andere Menschen zu denken, sich die Hüte und Schuhe anderer Leute anzuziehen, sich also die Erfahrungen anderer anzueignen.

So wie man auch von keinem Krimiautor verlangen würde, dass er die Morde selbst erlebt hätte, so sei es legitim, dass weiße Autoren über schwarze Erfahrungen schreiben. Das fanden die Vertreter der Bewegung aber gar nicht, schließlich missachte diese Haltung, dass ein weißer Autor sich immer noch besser vermarkten könne als ein Schwarzer und dass das Reden über Schwarze immer noch einen größeren Anteil in der Öffentlichkeit hat als redende Schwarze.

Sosehr die theoretische Position von Shriver überzeugt, so recht haben ihre Kritiker natürlich auch. Es ist wieder so eine Situation, in der man kein Schiedsrichter sein möchte. Aber der Schiedsrichter ist für die Critical Whiteness sowieso klar. Es ist der, der ihrer Meinung ist. Jedenfalls scheint die Einteilung und die Beurteilung dessen, was genau eigentlich weiß ist, eher nach dem Motto „Wer weiß ist, bestimme ich“ zu funktionieren. Wenn es der Critical Whiteness darum geht, die Weißen mal erfahren zu lassen, wie es ist, reiner Willkür ausgesetzt zu sein, also das, was Schwarze tagtäglich erfahren: Point made. Die Leute sind beleidigt. Und jetzt?

In „wir“ und „ihr“ denken, das machen Rassisten und Chauvinisten allerdings auch. Wer die aber bekämpfen will, sollte Individuen nicht als Träger irgendeiner kollektiven Kultur vereinnahmen, die sie mit sich rumschleppen wie andere ihr X-Chromosom. Wer von Opferkollektiven spricht, muss sich nicht wundern, wenn die AfD mal anfragt, ob man sich den Job des Kulturministers vorstellen kann.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

45 Kommentare

 / 
  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Das ist wie mit "Privilegien". Wir sind nicht "privilegiert", die *Anderen* sind benachteiligt...

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @970 (Profil gelöscht):

      Ein Privileg ist etwas das nur wenigen Menschen zugänglich ist. Es können entsprechend nicht 80% der Bevölkerung priviligiert sein, es können aber sehrwohl 20% benachteiligt sein.

      • 9G
        970 (Profil gelöscht)
        @33523 (Profil gelöscht):

        Meine Worte.

  • Danke, ich hatte die Banh Mi immer in Vietnam gegessen aber den Namen vergessen. Sehr zu empfehlen

  • Was? ein ausgewogener Artikel in der Taz? Ist denn heute schon Weihnachten?

  • Vergesst nie, liebe Kinder, dass wir alle im Kapitalismus leben und hier alle kulturelle Waren verkaufen, die wir so produzieren. Dem Markt ist es egal, ob es nun Lederhosen oder Ponchos oder Streubomben sind. Welcome to capitalism! Wollen wir die Produzent*innen von Ethnokitsch aller Art arbeitslos machen? Wir müssen uns alle gegenseitig ausbeuten,das ist das Problem. Der olle Hauptwiderspruch! Aber nicht Marx lesen, das ist jüdische Kultur! Pfui!° https://www.youtube.com/watch?v=ZjR012TK0yk

    • @Bandari:

      Der einzige Exportschlager der kommunistischen Sowjetunion waren Waffen. Im Kapitalismus sind es dann auch mal Lederhosen, bzw. Handys und ähnliches für Kriege nutzloses Zeug.

      • 9G
        970 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Gar nicht wahr. Getreide war Hauptexportgut.

  • Was erwartet Ihr denn von einem rassistischen College, das das bayerische Oktoberfest mit ALKOHOLFREIEM Bier, BRASILIANISCHER Musik und GERMAN "food" verhunzt?

    Quelle:https://calendar.oberlin.edu/event/oktoberfest_9865#.WD9JjbLhBaR)

    Und da regen die sich über ein mieses pseudovietnamesisches Sandwich auf!

  • Warum scheint es manchmal nicht möglich bei manchen Themen differenzierte Einwände einzubringen? Es ist richtig hier Kritik zu äußern, gerade unter dem Vorwand von "Critical Whiteness" wird unter Umständen zu schnell etwas verurteilt, was es genauer zu Betrachten gilt, auch hier gibt es abstruse Formen.

    Aber es ist meiner Meinung nach absolut falsch, deshalb diesem Ansatz generell seine Berechtigung abzusprechen und ihn zu verkürzen, wie es hier teilweise leider gemacht wird.

    Das ist keine sachliche Auseinandersetzung und ich denke, das verkennt den eigentlichen Anspruch, ein kritisches Bewusstsein für bestehende Machtstrukturen zu schaffen, diese aufzuzeigen und, so es möglich ist, neu auszuhandeln.

     

    Das heißt nicht, dass sich niemand als "Indianer" verkleiden darf oder die Entscheidung mit stichhaltigen Argumenten begründet werden muss, oder darum in welchem Namen du schreibst – vielmehr, dass du dir vielleicht kurz darüber Gedanken machen solltest, aus welcher Position du auf was für Stereotype zurückgreifst und woher diese kommen. Und warum beziehst du dich überhaupt darauf, ist es nötig, dieses weiter zu produzieren?

    Das heißt nicht, dass alles verboten wird, oder grau und öde.

     

    Aber

    Wenn du beispielsweise ein "Indianerkostüm" trägst. Was ist denn überhaupt ein "Indianer" und wie wird dieser denn dargestellt? Und wenn du nun anfängst, die deine Haut rot anzumalen und in einer deiner Meinung nach passenden komischen gebrochenen "Indianersprache" zu sprechen und "Wullullullu"-brüllend um das Lagerfeuer tanzt? Oder der lustige "Mexikaner" mit Sombrero, dickem Schnauzbart und Tequila, oder alberne der "Chinese" mit gelber Haut und mandelförmigen Augen, der das "R" nicht aussprechen kann – das sorgt für Stimmung – oder etwa nicht? Wo die Grenze ist, muss immer wieder diskutiert werden und es sollte möglich sein, diese Stereotype und Bilder, die hier verwendet und gefestigt werden zu kritisieren.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @faxmi:

      Mal abseits dieser Diskussion über das korrekt gewählte Faschingskostüm:

      Es ist gut zu wissen und auch immer wieder darauf hinzuweisen, das die Wurzeln moderner Popmusik allesamt von der Musik von Farbigen abstammen, egal ob nun Rocknroll, Hip-Hop etc.

      Auch ich empfinde es als absolut ignorant und unerträglich das es "White-Power RocknRoll" und "Nazirap" gibt und auch abseits dieser Extrembeispiele das kulturelle Erbe des Blues, Boogie-Woogie, Jazz, Swing häufig nicht anerkannt und gewürdigt wird.

      Hellheutige Kids die auf Gangsta machen, sollten auf keinen Fall das N...-Wort so benutzen, wie es farbige amerikanische Rapper tun.

       

      Aber abseits davon, hat ein "weißer" Rapper wie Eminem oder ein "weißer" RocknRoller wie Elvis unbewußt sicherlich mehr antirassisitsche Arbeit geleistet und Brücken geschlagen, wie die allermeisten linken Studenten.

       

      Es ist schon sehr fraglich, ob diese beiden genannten Beispiele bei einer konsequent gedachten "Critical Whiteness" nicht genau das gemacht haben, was anscheinend so verwerflich sein soll?

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Nochmals, etwas auch mal kritisch zu betrachten (Bsp. nach dem Ansatz der Critical Whiteness), heißt doch nicht, dass es dann sogleich untersagt wird. Es heißt aber durchaus, mal seine Position zu hinterfragen auch wenn das manchmal unbequem ist.

        Es ist leider nunmal so, "dass in einer gleichberechtigten Gesellschaft noch lange keine Chancengleichheit besteht" (Doris Akrap). Es hilft erstmal wenig, nur zu sagen "wir sind alle gleich" weil wir auf verschiedenen Machtpositionen agieren und die Zugänge dazu, wie auch die begrenzenden Strukturen eben nicht für alle Menschen gleich sind.

         

        Faschingskostüm oder Musik oder Essen, was auch immer. Mach was du willst, aber reflektiere auch ab und zu, aus welcher Position du auf diese spezifische Art und Weise handelst. Und sei nicht beleidigt, wenn andere sich diskriminiert fühlen könnten...

  • Hinweise, Lob und Kritik an der Moderation können Sie gerne an kommune@taz.de richten. Danke, die Redaktion

  • eine äußerst klare und substantielle Erwiderung auf den Beitrag von neulich. Danke dafür.

  • Übrigens ist der Begriff political correctness ein Kampfbegriff von rechts:

    gemeint war in the first place:

    das sagen die Linken ja nur um ihrer Fassade, ihres Images willen.

    Nein, es gibt immer Linke, die konsequent universelle Ziele im Alltag betreiben.

    • @nzuli sana:

      Äh, nein, eigentlich eher und zuerst ein Kampfbegriff von radikal links.

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @nzuli sana:

      Das ist einfach nicht richtig. Angefangen hat man damit um evangelikalen Rechten die Möglichkeit zu nehmen sich auf Sitte und Anstand zu berufen. Mittlerweile wird es auch gegen Linke benutzt, die waren aber damals auch noch nicht die Moralapostel, die sie heute sind.

      • @33523 (Profil gelöscht):

        Würden Sie Linke dann als Neue Kirche sehen?

         

        Es hat sich seit den Tagen der sexuellen Revolution und den entsprechenden Kommunen ja doch Einiges verändert...heute wäre das purer Sexismus. Und Linke tauchen in Rollen ähnlich dem 50er Jahre Spießertum...

        • 3G
          33523 (Profil gelöscht)
          @Jens Egle:

          "Würden Sie Linke dann als Neue Kirche sehen?"

           

          So weit würde ich nicht gehen. Aber gläubigen wird von ihrer Kirche auch oft eine Ideologie vermittelt. Das ist eine Komponente die ich bei den Linken auf jeden Fall sehe. Die Kirche vertritt im Kern das was Nietzsche als Sklavenmoral bezeichnet hat und das tun viele Linke auch, zumindest aus ihrer eigenen Sicht. Die Verhältnisse sind natürlich nicht mehr so klar verteilt wie früher aber das wird von der Linken eben auch gerne ignoriert. Kategorisierungen wie Weiß/Schwarz, Mann/Frau, Arm/Reich,... sind klare Indikatoren eines Weltbildes das sich nicht um das Individuum schert.

          • @33523 (Profil gelöscht):

            Noch vor 25 Jahren betrachtete ich Linke eher als Grenzgänger. Menschen die Dinge tun und sagen, die man sich selbst aus "Anständigkeit" heraus nicht traut usw. Das Bild des Revoluzzers usw. Freaks. Heute kommt man sich dann schon selbst wie ein Freak vor und fragt sich: "was wird mir von linker Seite als nächstes oberlehrerhaft und moralisch erhaben eingeredet, dass ich ein schlechtes Gewissen haben sollte, mich schlecht fühlen soll" usw. Aus meiner Zeit als Pfleger in der Psychiatrie kommt mir das teils vor wie manche Arten von Borderline, wo sich Leute in eine Scheinwelt stürzen, sich ein eigenes Gedankenkorsett auferlegen, permanent giftelnd gegen andere, die nicht nach den eigenen Richtlinien leben. Alle um einen rum seien böse, aber oft genug zerbrechen die an den eigenen Ansprüchen, die sie nicht einhalten können, dann kommt die Depression.

            • 3G
              33523 (Profil gelöscht)
              @Jens Egle:

              In der Tat, die Tage in denen man als Linker noch ein Rebell war sind vorbei. In meiner Jugend waren viele meiner Freunde quasi unpolitische Punks. Die konnten ihre Eltern durch politisch linke Positionen nicht schocken und haben es bei einer Art Nihilismus belassen um wenigstens noch etwas anecken zu können. Ich halte es nicht mal für so abwegig das viele junge Menschen die bei der AfD mitlaufen das einfach machen um ihre grünen Eltern zu schocken. Nicht bewusst aber in zehn Jahren sehen sie es vielleicht so.

               

              Es gibt in Kanada grade Untersuchungen darüber welche Menschen zu politischer Korrektheit neigen. Die Resultate fand ich einigermaßen überraschend. Es wird generell in autoritäre und liberale Anhänger von PC unterteilt. Die Autoritären finden sich im rechten, evangelikalen Lager und bei den „Progressives“, also quasi Kulturmarxisten. Liberale Anhänger von PC sind fast exklusiv gemäßigte Linke, werden aber von den autoritären Linken Anhängern von PC stark beeinflusst, weil sie deren Thesen in gewissem Umfang teilen und dann auch radikales Verhalten nachvollziehen können und es verteidigen, auch wenn sie dieses selber nicht an den Tag legen würden.

              Der Witz an der ganzen Sache ist das ein signifikanter Anteil der Menschen die autoritäre Anhänger von PC sind diagnostizierte Geisteskrankheiten haben. Entsprechend liegen Sie mit Ihrer Diagnose vermutlich nicht weit daneben!

      • @33523 (Profil gelöscht):

        "Political Correctness" wurde vielleicht in linken Szenen benutzt, meist aber mit ironischem Unterton, um auf Dogmatismus hinzuweisen. Als Kampfbegriff der Rechten taucht er tatsächlich seit den 90ern immer wieder auf, um linke Positionen lächerlich zu machen oder um sich als vermeintlich unpoltischer Freiheitskämpfer gegen die PC-Diktatur zu inszenieren. #Trump.

        Sehr zu empfehlen ist dieser Artikel im Guardian zur Geschichte des Begriffs: https://www.theguardian.com/us-news/2016/nov/30/political-correctness-how-the-right-invented-phantom-enemy-donald-trump

        • 3G
          33523 (Profil gelöscht)
          @Elias Franke:

          "Als Kampfbegriff der Rechten taucht er tatsächlich seit den 90ern immer wieder auf, um linke Positionen lächerlich zu machen"

           

          Er wird seit einiger Zeit so benutzt um sehr sensible Sprache und damit verbundenen Positionen lächerlich zu machen. Ob diese Positionen nun links sind das ist aber eine andere Frage. Die Unschärfe bei der Einteilung politischer Positionen, durch Rechts-Links-Denken, finde ich seit längerem ärgerlich.

           

          Positionen die als PC bezeichnet werden könnten finde ich in Deutschland vor allem bei den Grünen und ich würde die Grünen sind eher das was man als "progressives" beschreibt als klassische Linke. Mit Umverteilung ist da nicht viel.

           

          Im Gegensatz zu anderen Kampfbegriffen beschreibt Politisch Korrekt wenigstens noch etwas konkretes, ganz im Gegensatz zu Wörtern wie Gerechtigkeit.

           

          "unpoltischer Freiheitskämpfer gegen die PC-Diktatur zu inszenieren. #Trump."

           

          Vielleicht sollten Sie sich mal mit den Zuständen an amerikanischen und kanadischen auseinandersetzen. Ob man das was da abgeht jetzt als PC bezeichnet oder als infantiles und übersensibles Verhalten ist mir letztlich egal. Es bewirkt aber das aus Universitäten Kindergärten für Erwachsene werden und das ist letztlich sicher nicht im Interesse der Gesellschaft.

  • ich finde es sehr schade, dass man diesen artikel im wesentlich auf "es gibt doch auch andere Probleme" zusammenfassen kann. hier wird leider völlig übersehen, dass durch diese ganzen vermeintlichen nebensächlichkeiten rassismus in der gesellschaft als gemeinsamer nenner erst halten kann. weil zb das kostüm als "indianer" eben auch beinhaltet, dass man natives eben auch nicht als kultur wirklich ernst nimmt. eine kultur die der "weiße mann" versuchte mit aller gewalt zu unterdrücken und zu vernichten. klar gibt es in jedem aktivistischen kontext personen die das auf surreale art und weise auf die spitze treiben, deren aussagen und taten dann aber als maßstab zu verwenden ist auch nicht besser als männerrechtler die rumheulen "aber es gibt da eine feministin die gesagt hat dass man alle männer kastrieren sollte".

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @lalale:

      "weil zb das kostüm als "indianer" eben auch beinhaltet, dass man natives eben auch nicht als kultur wirklich ernst nimmt"

       

      Aha...Also ich habe Indianer als Kind wahnsinnig ernst genommen und hänge heute manchmal noch dieser romantischen Verklärung nach, das Indianer viele Weißheiten über das Leben wussten, die wir heute verloren haben.

      Als Kind im Inianderkostüm habe ich mich jedenfalls gedanklich gegen die westliche Zivilisation gestellt, wenn auch nur im Spiel.Es war trotzdem ein Perspektivenwechsel der meinen Horizont erweitert hat.

       

      ...und wenn ich noch einmal "der weiße Mann" lese, muss ich kotzen oder Afd wählen.

      Okay, der Part mit der Afd war Spass, aber ich müsste mich als hellbrauner Mensch mit männlichem Geschlechtsteil langsam echt übel fühlen, wenn das ganze denn was mit mir zu tun hätte.

      Hat es aber nicht. Aus dem einfachen Grund das ich in Anfang der 1980er Jahre geboten wurde und kein einziges Gesetz erlassen habe, was die "Native Americans" (native=Eingeborene-cool?...) einschränkt, aubeutet etc.

       

      Ich habe als deutscher Staatsbürger keine Juden umgebracht, ich habe als Mann keine Frau sexuell belästigt, ich habe als Europäer kein Land kolonialsiert.

       

      Die einzige Verantwortung die ich als Mensch im politisch korrekten Kontext immer habe, ist die, kein Ignorant zu sein, weil Wissen immer Verantwortung mit sich bringt. Oder sind "weiße Babys" auch schon von Geburt an Schuld an der Weltlage?

       

      Wer ist überhaupt "weiß"? Poc(People of Colour) wollen zu recht nicht mehr Schwarze genannt werden weil sie nie Schwarz im Sinne der Farbe Schwarz waren, aber weiß bleibt weiß oder wie?

       

      Wie will man so Rassismus überwinden? Das wüsste ich nur zu gerne....

      • @6474 (Profil gelöscht):

        @ROI 'Wer ist überhaupt "weiß"? Poc(People of Colour) wollen zu recht nicht mehr Schwarze genannt werden weil sie nie Schwarz im Sinne der Farbe Schwarz waren, aber weiß bleibt weiß oder wie?'

         

        Hierzu folgende Anekdote: Wir leben in Hackney, dem multi-ethnischsten borough Londons. Vor kurzem diskutierte unser 6-Jaehriger (F) mit dem gleichaltrigen Nachbarssohn (J).

         

        J: 'My dad says I'm black. But that's not true. Look at me! I'm brown.'

         

        F: 'What colour is my dead?'

         

        J (ueberlegt kurz, schaut mich an): 'Pink!'

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Ich habe die Bezeichnung immer gehasst: "People of Colour"!, weil sie rassistisch ist.

         

        Auf der Grundbedürfniss- und Instinkt Ebene sind alle Menschen gleich. Die Kultur gibt uns Farbe.

         

        "People of Colour" müssten also auch Weiße sein. Ansonsten impliziert die Bezeichnung eine Ausgangsfarbe um andere Farben zu bestimmen was die Bezeichnungsentstehung zum ad absurdum macht.

         

        Die Annahme einer "Werkseinstellungs Farbe" (weiß) ist einfach nur rassistisch.

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @lalale:

      "dass man diesen artikel im wesentlich auf "es gibt doch auch andere Probleme" zusammenfassen kann"

       

      Wenn Sie das so sehen sollten Sie den Artikel noch ein weiteres mal lesen. Es geht darum zu beleuchten ob die Probleme welche da identifziert werden denn überhaupt wirklich welche sind und für wenn.

      Was nämlich leider oft passiert ist das im Namen einer vermeindlich "marginalisierten" Gruppe gefochten wird ohne das diese Gruppe vorher gefragt wird.

      Das ist einer der Punkte die oft zu kurz kommen. Bevor die vermeindlich Betroffenen zu Wort kommen sind die Aktivisten schon drei Proteste und fünf Shitstorms weiter. Und diese Aktivisten sind zur überragenden Mehrzahl keine Mitglieder der beroffenen Gruppen, sondern verwöhnte Studenten mit Finanzkräftigen Eltern im Hintergrund. So ist es zumindest in den USA.

       

      "dass man natives eben auch nicht als kultur wirklich ernst nimmt"

       

      Woher nehmen Sie diese Aussage bitte? Das ist doch erstmal auch nichts weiter als eine bloße Behauptung. Es gibt auch viele Menschen die sich als Cowboys verkleiden. Bedeutet das gleich das man die eigene Kultur nicht ernst nimmt? Sicher nicht,...

       

      "deren aussagen und taten dann aber als maßstab zu verwenden ist auch nicht besser als männerrechtler die rumheulen"

       

      Nun vielleicht sollte man als Mitglied der Gruppe, welche in diesem Interesse agiert den Radikalen mal den Kampf ansagen. Das passiert aber bedauerlicherweise nicht. Grade im feministischen Lager sucht man oft vergebens nach den gemäßigten Vertreterinnin.

  • Im großen und ganzen ein Artikel nach meinem Geschmack abgesehen von

     

    "Hätten nicht die größten Zeitungen des Landes wie die New York Times und der New Yorker Reporter losgeschickt...."

     

    ganz so stimmt das nicht: Einige Studenten haben ihre Erfahrungen mit cultural appropriation in Blogs und Vlogs festgehalten.

    Viele Erfahrungsberichte waren natürlich im "politisch korrektem Bündel" mitbei, also nebst micro aggressions, racism, misogyni, etc.

     

    Der pc wahn an den amerikanischen und kanadischen Unis war derart ausgeufert, dass alte Medien anfingen darüber zu berichten.

     

    An sich ist cul. approp. in den turboliberalen Echokammern der political correctness entstanden dessen Keimumgebung, unter anderem, die aggressiven Schwarzen Studivereinigungen an den Unis war.

     

    Das wohl bekannteste beispiel:

    https://www.youtube.com/watch?v=jDlQ4H0Kdg8

     

    Dieser Weltansicht nach sollten wir alle zu den arabischen Pizzeriabetreibern in Berlin gehen und protestieren sie sollen doch gefälligst die italienischen Deko Fahnen runternehmen.

  • Ich würde zwischen Aneignung und Enteignung unterscheiden.

     

    alle Menschen eignen sich Ressourcen an.

    und es gibt viele Praxen kultureller Aneignung:

    Assif Tsahar und Albert Beger aus Tel Aviv spielen Free Jazz inspiriert von Albert Ayler, einem Afroamerikaner, der bis 1970 lebte.

    Sie machen eben was eigenes draus.

     

    So kann ich bei der Musik des Irakisch-americanischen Trumpeters Amir ElSaffar Between Two Rivers nicht unterscheiden welche Musiker nun welche Herkunft haben während sie spielen.

     

    Also: nicht bloß in Kleidung und Frisur die Aneignung, sondern die Haltung auch praktizieren:

    Abschiebungen verhindern, Deutschkurse auch für Menschen aus Afghanistan!

  • So einfach ist die Geschichte mit dem vietnamesischen Sandwich Bánh mì nicht:

     

    Würde ein Restaurant in Deutschland Spaghetti Napoli anbieten, aber dann Fussili mit Käse-Sahnesoße servieren, dann würden sich die Leute (zu Recht!) darüber aufregen. Und so mancher Italiener wäre sicher auch beleidigt, ob dieser Respektlosigkeit seiner Küche gegenüber. Und das obwohl Nudeln aus China und Tomaten aus Amerika kommen...

     

    Aber halt, ist doch beides Pasta mit Soße! Also warum sollte man sich darüber aufregen?

     

    Ganz einfach:

    es wurde schlicht ein gänzlich anderes Produkt beworben und angeboten, als ein Bánh mì, es wurde nur eben so genannt. Das ist false advertising. Kundernverarsche.

     

    Und auch eine Respektlosigkeit gegenüber der vietnamesischen Küche.

    • @ulix:

      "Aber halt, ist doch beides Pasta mit Soße! Also warum sollte man sich darüber aufregen?"

      Die Frage stelle ich mir ernsthaft. Wieso sollte ich mich (ernsthaft) darüber aufregen, dass irgendjemand ein Gericht falsch nennt? Ich denke mir vielleicht, was das für ein Blödmann war, aber sonst? Sowas bereitet einem nun wirklich keine schlaflosen Nächte.

       

      Und Birne Helene ist Birne mit Vanilleeis und Schokoladensoße.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @ulix:

      Das Beispiel mit Spaghetti Napoli und Sahnsesoße ist maximal weit weg und mehr ein Rethorikgriff als ein geeignetes Gegenbeispiel.

       

      Überhaupt; ich habe noch kein einziges Mal in Deutschland "Fish and Chips" bekommen das der englischen Version nahe kommt.

       

      Spaghetti Bolognese ist auch mehr so eine deutsche Interpretation des italienischen Orginals, das selbe lässt sich über die meisten Pizzen sagen.

  • Immer wenn über Rassismus gesprochen wird, wird meist im Stile einer streng westlich aufgeklärten Bildunsgbürger-Betrachtung von Rassismus diskutiert.

    Natürlich, "wir" leben hier, hier können wir was ändern.

     

    Ich denke aber, dass wir uns dem Grundübel Rassismus und breitenwirksamer Auflösung (auch allgemein akzeptiert) nur nähern können wenn wir das als internationales, globales Problem betrachten.

    Jedem sei empfohlen in einen mutiethnischen Staat zu fahren und mit den jeweiligen Lands-Leuten ins Gespräch zu kommen wie denn hier über andere Ethnien gedacht wird und warum. Das ist oft offener Rassismus!

    Der geneigte Bildunsgeuropäer erläutert dann: Klar, das haben wir Europäer denen eben so beigebracht!

     

    Nein, da nützen akademische Spitzfindigkeiten (oder besser Selbsthass) eben nix.

    Antirassismuscharta verabschieden, Rassismus benennen ohne oben und unten, international aufklären und agieren, alle mitnehmen und lösen.

  • Ein journalistisch guter und ermutigender Beitrag von DORIS AKRAP! Und eine absolut sinnlich-künstlerische Kommentierung ist der Cartoon und der Link zu Xueh Magrini Troll! Künftig öfter svp ;-)

  • Darf man eigentlich als Deutscher Norwegerpullover tragen? Die sind immerhin auch ziemlich hellhäutig, diese Norweger, aber vielleicht sind sie in der Kleiderfrage auch empfindlich...

     

    Mal ernsthaft: Lionel Shriver ist nicht der einzige US-amerikanische Autor, der sich in letzter Zeit dafür rechtfertigen musste, in seinen Büchern schwarze Charaktere auftreten zu lassen. Wenn sich Critical Whiteness durchsetzte, dürften Autoren nur noch Protagonisten nach ihrem Spiegelbild auftreten lassen. Das wäre politisch sicher am korrektesten, wir stünden dann allerdings vor einer ziemlich öden Epoche für die Literatur...

    • @Mark_Sch:

      Fragen Sie mal bei Thor-Steinar nach, die haben norwegisches "empowerment" hautnah erlebt, als der Staat Norwegen durchsetzte, daß diese Kleidermarke nicht länger die norwegische Flagge aufnähen darf...

    • @Mark_Sch:

      Norwegerpulli ist kein Problem. Da die Norweger hellhäutig sind also weiß können sie NIE Opfer von Rassismus sein!

       

      Vermutlich aber sind die heutigen Pullis nur über Cultural Appropriation der norwegischen Urbevölkerung entstanden und damit höchst-rassistisch.

       

      P.S.: Ein Hinweis darauf dass die meisten Textilien unter menschenunwürdigen Umständen produziert werden wäre ist übrigens nur ein Ablenkungsmaneuver, sogenanntes WhatAboutism.

      • 3G
        3641 (Profil gelöscht)
        @Yoven:

        Ich finde es unerträglich und extrem rassistisch, allen norwegischen People of Color abzusprechen Norweger*innen zu sein!

  • Serh geehrte Frau Akrap, vielen Dank für diesen Artikel. Hoffentlich wird dieser auch von Frau Hengameh Yaghoobifarah gelesen.

  • Frau Akrap bringt meine Kritik am Artikel von Frau Yaghoobifarah auf den Punkt.

  • Kultur als solches entwickelt sich nur im Austausch. Es gibt viele Dinge, die heute für uns selbstverständlich sind, ohne die unsere heutige Kultur undenkbar erschiene. Schon beim Pfeffer fängt das an. Es ist doch völlig normal, dass sich Menschen in Kultur räumen von fremden Kulturen etwas aneignen, was dann irgendwann Teil der eigenen Kuktur wird. Das kann man auch positiv sehen. Dass die Mode einer fremden Kultur als schön, begehrenswert usw. betrachtet wird. Bei bestimmten Dingen sollte man natürlich Rücksicht nehmen. Prinzipiell käme ich nicht auf die Idee, Schädel oder sowas zu kaufen, in unserer europäischen Welt setzte sich aber nach religiöser Überwindung durch, dass man z.B. direkt am menschlichen Körper forscht. Bei uns wird das locker gehandhabt. Für den ein oder anderen amerik. Ureinwohner ist das aber befremdlich und das sollte man respektieren. Auch finde ich gut, dass man Negerkuss in Schokokuss umbenannte. Solche Sachen finde ich wichtig. Auch gab es früher Wirtschaften wie "Moorenkönig" mit entsprechend geschnitzten Figuren am Eingang. Oder in der Schule spielten wir noch "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?"... Dass sowas abgeschafft wird ist richtig, denn es ist diskriminierend. Die Theorie der kulturellen Aneignung und das Problem damit, kann ich nicht verstehen. Ich denke, die Menschheitsgeschichte besteht aus kultureller Aneignung. Ein Geben und Nehmen. Leider wurde Kulturen, die sich nicht wehren könnten in Vergangenheit Vieles aufgezwängt, sie wurden zum Nehmen gezwungen und andersrum wurde nicht erkannt, das diese Kulturen auch viel geben können. Da liegt der Fehler...

  • Lena Dunham, weiß, berühmt und Absolventin des Oberlin-College, weiß offenbar genau, was eine Chance ist und wie frau sie nutzen kann. Ich schätze, das hat sie sich von denen erklären lassen, die gerne ganz allein festlegen, wer oder was weiß ist und zudem so sehr "berühmt", dass niemand nicht an ihm bzw. ihr vorbei kommt ohne anzuecken.

     

    Die Frau hat einfach recht: Weiße AutorInnen können sich ganz offensichtlich immer noch besser vermarkten als schwarze. Das liegt, vermute ich, an der Verteilung der Moneten. Wäre ein "schwarze" oder "gelbe" Frau auf die Idee gekommen, ihre Kritik an einem blöden Brötchen aufzuhängen, wäre sie nicht einmal ausgelacht worden dafür, sondern einfach ignoriert. Die, die das Geld besitzen, hätten nicht einen einzigen Augenblick darüber nachgedacht, ob sie es ausgeben sollen für so einen Kokolores. Es wäre ja auch nicht in ihrem Sinn...

     

    Das Reden ÜBER Farbige nimmt schon deswegen "immer noch einen größeren Anteil in der Öffentlichkeit" ein als die Reden Farbiger, weil Leute wie Lena Dunham sich ständig mit seltsamen Thesen in den Vordergrund spielen – und zur Belohnung von anderen Nichtfarbigen umfassend thematisiert werden. Man ist ja schließlich Teil einer "einheitlichen" (weißen, gebildeten, wohlhabenden ect.) Comunity.

     

    Quod erat demonstrandum: Unsere Kultur ist (wie jede andere) eindeutig eine der Herrschenden. Und die sind zwar nicht mehr ausschließlich weiß und männlich, aber eben doch noch immer überwiegend weiß – was sich nicht zwingend an der Hautoberfläche manifestieren muss, gern aber darf.

     

    Lena Dunham for Kultusministerin also. Ich glaube, Trump hat da gerade eine Stelle ausgeschrieben. Vielleicht ist ja die Frau dann endlich ausgelastet und geht uns anderen nicht mehr auf die auch so schon strapazierten Nerven.